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„Das ist das Haus.“, zischte Riccardo. Er grinste schmierig und spuckte auf den Boden. „Matteo, Federico und ich gehen, Paolo und du, Junge, ihr passt auf. Klar? Beeilung!“ Mit schnellen, aber leisen Schritten gingen die drei völlig in schwarz gekleideten Männer auf die Villa zu. Paolo und Marco nickten sich zu und gingen mehrere Meter auseinander. Die Straße vor der Villa war menschenleer, weder Autos fuhren, noch Menschen liefen vorbei, es war auch bereits kurz nach halb zwölf nachts. Marco zitterte. Nicht wegen der Kälte. Es war Juli in Cefalú, und ein heißer Tag gewesen, es war immer noch wärmer als 20°C. Nein, er zitterte, weil er aufgeregt war. Es war die erste Entführung, bei der er dabei war. Drogenhandel, Geldwäsche, Waffenhandel. Hatte er alles schon, seit er 14 war. Doch das war seine erste Entführung. Gut, er stand nur Schmiere, aber er war dabei. Doch auch wenn er noch so aufgeregt war, er durfte sich nichts anmerken lassen. Würden die anderen wissen, wie viel Angst er hatte, sähe es sehr schlecht aus mit seiner Beförderung. Während den zehn Minuten, die die drei Männer brauchten, um das Mädchen herauszubringen, fuhr Marco sich fast ununterbrochen durch die Haare. Er hatte Angst davor, was passierte, wenn etwas schiefging. Wenn das Mädchen entwischte und sie verpfiff. Eigentlich war er ein mutiger Junge, aber nur, wenn er Sachen tat, die er von sich aus wollte. Das ganze kriminelle Mafiazeug wollte er nicht. Sein Vater war bei einer Aktion erschossen worden, fünf Jahre zuvor. Seitdem lebte Marco mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern alleine in ihrer Wohnung. Seinem Onkel Riccardo verdankte er, dass seine Familie noch ausreichend Geld hatte, denn er war Unterboss bei der Mafia. Der Beruf ist gefährlich und grausam, aber du kannst damit viel Geld einbringen. Zehn Minuten waren vergangen, seit die drei Männer in Richtung Villa verschwunden waren. Marco hörte schnelle Schritte von hinten. Als er sich umdrehte sah er seinen Onkel und die anderen beiden Männer auf sie zukommen. Matteo, der groß und muskulös gebaut war, trug das Mädchen über die Schulter geworfen. Marco sah nur die Beine des Mädchens. Sie trug schwarze Leggins, einen roten Rock und Ballerinas, soweit er erkennen konnte. Ihre Füße waren mit einem Seil zusammengebunden, und sie versuchte sich aus dem Griff von Matteo zu lösen, doch dieser war stark genug, sie fest zu halten. „Hintern rein!“, zischte Riccardo und öffnete den Kofferraum des Vans. Marco hörte, wie das Mädchen versuchte, um Hilfe zu rufen, doch ihr Mund war ebenso verbunden, sodass sie nur leises Wimmern herausbrachte. Sie tat ihm unheimlich leid, doch er konnte nichts sagen. Matteo warf sie unsanft in den Kofferraum, wo das Mädchen sofort versuchte, heraus zu klettern, was ihr aber nicht gelang, mit zusammengebundenen Händen und Füßen. Deshalb versuchte sie, mit ihren Beinen und Armen so fest auf den Kofferraumboden zu schlagen, damit sie jemand hörte. „Hör mir mal gut zu, Kleine.“, knurrte Riccardo leise und sah ihr direkt in die Augen. „Wenn du denkst, dass du dich hier so aufführen musst; Ich habe kein Problem damit, dir deine kleinen Fingerchen abzuschneiden oder dir anderweitig weh tun zu müssen.“ Daraufhin verstummte ihr Wimmern und sie starrte Riccardo nur zornig an. Marco, der mit drei Metern Abstand zum Kofferraum stand, wurde bei dieser Vorstellung übel. Er war noch nie gut gegenüber der Mafia eingestellt, er tat es nur, um seiner Mutter zu helfen. Er wollte nicht wieder betteln müssen. Er schluckte und stieg in den Wagen, nachdem Riccardo die Kofferraumklappe zugeklappt und alle aufgefordert hatte, gefälligst einzusteigen. Federico saß am Steuer, Riccardo auf dem Beifahrerplatz. Auf dem Rücksitz hatten Matteo, Paolo und Marco Platz genommen. „Wo bringen wir sie jetzt hin?“, wollte Marco wissen. „Und was machen wir mit ihr?“, Riccardo lachte böse. „Keine Sorge, wir wissen genau, wo wir sie hinbringen. Ein alter Lagerraum, da findet sie niemand.“ „Das hast du beim letzten Mal auch gemeint.“, murmelte Paolo, „Und dann wären wir fast erwischt worden!“ „Halt die Klappe, Paolo! Dieses Versteck ist noch viel sicherer als das letzte. Sowas wie letztes Mal passiert nie wieder, das war ein Ausrutscher, aber wir sind Profis.“ Marco wusste nicht genau, was „das letzte Mal“ passiert war. Er wusste nur, dass die junge Frau, die sie entführt hatten, gefunden wurde, noch bevor Riccardo das Lösegeld erhalten hatte. Es war pures Glück, dass die Frau sich den Kopf gestoßen hatte, und nicht mehr wusste, wer ihre Entführer waren. „Chiara Donna.“, Riccardo grinste, als er den Namen sagte. „17 Jahre alt, Tochter von Francesco Donna, bekannter Firmenchef und Millionär.“ Er lachte. „Er würde alles tun, um nur seine kleine liebe Tochter wieder zu haben!“ Chiara Donna. Den Namen hatte Marco schon einmal gehört. Er konnte sich nur nicht erinnern, wo. Bestimmt hatte er ihn einmal in der Zeitung gelesen, wenn ihr Vater so bekannt war.

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Tag der Veröffentlichung: 19.07.2011

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