01.09.1992. Martin Dessauer beginnt nach erfolgreichem Abschluss des Gymnasiums seine Ausbildung zum Finanzbeamten. Sein Vorgesetzter, Herr Alfred Meindl, ist froh einen jungen Mann vom Gymnasium für die Ausbildungsstelle bekommen zu haben. Zuvor hatte er schon mehrere Hauptschulabgänger, diese brachen die Ausbildung aber nach einigen Monaten ab. Herr Meindl wusste auch den Grund, warum viele die Ausbildung vorzeitig abbrachen. Gute Mathematikkenntnisse und eine gute Portion Bösartigkeit musste man für solch eine zukünftige Position mitbringen. Die meisten hatten dies nicht, waren in seinen Augen so richtige Weicheier. Aber von Martin Dessauer erhoffte er sich mehr. Der machte schon bei seinem Vorstellungsgespräch einen sehr gewieften und selbstsicheren Eindruck. Für seine 19 Jahre wirkte er vom Aussehen her noch etwas unreif, er trug Brille, war sehr schmächtig, kurze blonde Haare, aber dennoch merkte man bei seinen Antworten, dass er für diese Ausbildung über ein enormes Potential verfügte. Den wollte Herr Meindl so schleifen, damit dieser einmal seinen Posten übernehmen könnte.
01.08.2000. Martin hatte seine Ausbildung im Finanzamt mit Bravour gemeistert. Seit 5 Jahren war er im Finanzamt München tätig. Er war nun stellvertretender Gruppenleiter. In Passau, wo er seine Ausbildung machte, gefiel es ihm nicht mehr. Den ganzen Tag Einkommenssteuerbescheide bearbeiten war ihm zu öde. Er brauchte eine größere Herausforderung, er wollte Steuersünder die den Deutschen Staat schädigten das Handwerk legen. Seit 5 Jahren war er nun in München und hatte sich in dieser Zeit bei vielen Menschen unbeliebt gemacht. Es waren zwar nur Leute des Mittelstandes denen er Steuerhinterziehung nachweisen konnte, denn an die großen Fische kam man nur ganz selten heran. Ein großer verfügte auch über ganz andere Möglichkeiten sich die schmutzigen Hände wieder sauber zu waschen. Die kleinen waren die Mehrzahl an Steuersündern, und denen ging Martin Dessauer mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nach. Er hatte in den 5 Jahren mindestens 30 Leute in die Insolvenz getrieben. Schon sein Vater, der Polizeibeamter war, sagte immer zu ihm, „Junge bleib immer rechtschaffen, dann wird auch einmal was aus dir“. Auf diese Art wurde er auch erzogen. Meistens hielt sich Martin an diese Regel, doch es gab auch Ausnahmen. Martin war sehr ehrgeizig, er hasste Misserfolge! Die letzte, die er ruinierte, war Erika Schubert. Sie hatte eine kleine Firma die ambulante Krankenpflege ausübte. Frau Schubert hatte zuletzt 180 000 Euro Steuerschulden. Wie und warum diese Steuerschulden entstanden sind, interessierte Martin nicht. Wer nicht bezahlen konnte, musste bluten. Wie oft war sie im Finanzamt Martin Dessauer gegenüber gesessen? Wie oft hatte sie ihm erklärt, dass die Schulden durch ihre Krankheit entstanden sind, nun aber alles wieder normal liefe. Wie oft hatte sie ihm ihre Lage erklärt? Wie oft hatte sie ihm gesagt, dass sie sechs Monate mit starken Schmerzen im Bett lag? Sie konnte nicht arbeiten! Nun hatte Erika sogar eine neue Pflegekraft eingestellt, die ihre Arbeit im Pflegebereich übernahm. So musste sie nur noch ihre Buchführung machen, bis sie wieder vollständig genesen war. Nach einem Jahr Krankheit, war sie nun einigermaßen in der Lage, einige Stunden in der Woche ihre Buchführung zu machen. Doch Martin Dessauer lies sich nicht erweichen. Er wollte sofort die ganzen Steuerschulden die angefallen waren. Dies war Erika aber nicht möglich. Einen Kredit verweigerte ihre Bank. Bei einer anderen Bank hätten sie horrende Zinsen verlangt. Die ganze Sache ging letztendlich vor Gericht, wo sie den Prozess verlor.
Martin musste für die Schule mehr büffeln als andere, dafür brauchte er aber nie abschreiben. Einen Spickzettel kannte Martin nur von seinen Mitschülern, die sich nicht anstrengten und mit Betrug ihre Prüfungen schafften. Solch ein Verhalten hätte sein Vater niemals geduldet. Aber schließlich hatte er etwas erreicht in seinem Leben, und solange sein Vater lebte, war dieser auch sehr stolz auf Martin. Vor drei Jahren verstarb sein Vater an Krebs. Seine Mutter zwei Jahre später an der selben Krankheit. Seine Eltern vermisste Martin oft, er hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Da Martin keine Geschwister hatte, und auch sonst keine größeren Sozialen Kontakte pflegte, fühlte er sich am Abend öfters einsam. Dann sah er gerne spannende Filme. In seiner Fantasie war Martin immer der Held in solchen Filmen. Piratenkapitän, Revolverheld, Kriminalinspektor, und in Kriegsfilmen vernichtete Martin mit seiner kleinen Truppe eine ganze feindliche Armee. Martin hatte von seinem Opa eine Uniform aus dem zweiten Weltkrieg vererbt bekommen. Wenn er einen Kriegsfilm ansah, zog er diese Uniform an, und wurde zum großen Held. Das mit der Uniform war das einzig illegale was Martin sich erlaubte. Die Uniform war ein Andenken an seinen Opa, warum sollte er diese nicht ab- und zu anziehen? Martin empfand es nicht als Verbrechen, da er die Uniform nur in seiner Wohnung trug. Was er in seinen vier Wänden machte, ging keinen was an!
01.10.2000. Martin war mit einer Überprüfung eines kleinen Bauunternehmers beschäftigt. Dieser hieß Lorenz Krämer. Herr Krämer hatte, mit seiner Sekretärin, vier Angestellte. Bei der Überprüfung stellte Martin nun schon das dritte Mal fest, dass es größere Differenzen gab. Krämer zahlte seinen Arbeitern den Mindestlohn. Andererseits waren die Arbeiter bei Krämers Frau auf 400 Euro Basis angestellt. Krämers Frau hatte ein Gewerbe angemeldet, und betrieb eine Reinigungsfirma. Alle Mitarbeiter waren 400 Euro Kräfte und ebenfalls bei ihrem Mann tätig. Das schrie förmlich danach, dass bei diesen Leuten, nicht alles mit rechten Dingen zuging. Heute fuhr er mit drei seiner Kollegen zu dieser Firma, um alle Unterlagen zu überprüfen. Martin war sich sicher, hier etwas illegales aufzudecken. Diesen Leuten würde er, wenn sie etwas fanden, den Betrieb schließen. Nach der Überprüfung war Martin enttäuscht. Anhand der Unterlagen konnte man den Krämers nichts nachweisen. Der Steuerberater der Krämers war ein cleverer Mensch. Jeder Cent war korrekt verbucht. Das die Leute die bei Lorenz Krämer tätig waren, auch bei seiner Frau arbeiteten, war ganz legal. So musste Martin mit seinen Kollegen frustriert abziehen. Er hatte sich so sehr erhofft irgend etwas zu finden.
Am selben Abend ging Martin zum Essen. Er wollte dem frustrierenden Tag einen positiven Abschluss geben. Auch wenn er beruflich einen miesen Tag hatte, musste dies am Abend nicht so weiter gehen. Außerdem hatte Martin bei der Überprüfung der Krämers einige gefälschte Unterlagen dabei. Diese befanden sich nun in den Ordnern der Krämers. Als seine Kollegen mit anderen Ordnern und den Personalcomputern der Krämers beschäftigt waren, fand er die Möglichkeit den Krämers gefälschte Unterlagen unterzujubeln. In einigen Monaten würde sich seine Arbeit bezahlt machen. Schließlich war das nicht die letzte Überprüfung dieser Firma. Die nächste Untersuchung würde er selbst einleiten. Dann war diese Firma fällig. Martin dachte sich – in der Ruhe liegt die Kraft – und in einigen Monaten wären die Krämers die blöden. Martin mochte solche Menschen nicht. Zwei Firmen, die eine zum Schein, damit man die Mitarbeiter ausbeuten konnte, um selbst in Saus- und Braus zu leben. Martin lies sich sein Essen gut schmecken. Schweinebraten mit Katoffel- und Semmelknödel. Dazu gab es Krautsalat. Er trank ein dunkles Weißbier, und war innerlich sichtlich zufrieden. Sein großer Tag käme in ein paar Monaten, dann würde er die Krämers fertig machen!
Am nächsten Tag nahm sich Martin ein paar ältere Fälle vor. Menschen denen man Steuerschulden nachgewiesen hatte, die aber nur einen Teil zurück bezahlt hatten. Denen schickte Martin in regelmäßigen Abständen einen Gerichtsvollzieher ins Haus. Schließlich könnte es ja sein, dass einer dieser Personen zu Geld gekommen ist. Er glaubte daran, jeder Mensch hätte heimliche Verstecke für Schwarzgeld. Manche versteckten es im Kopfkissen, andere hatten dafür einen kleinen Safe, der irgendwo versteckt war, und andere hatten ein geheimes Konto bei einer anderen Bank. Dies war für Martin aber kein großes Problem herauszufinden. Die Banken waren verpflichtet, dem Finanzamt Auskunft zu erteilen. Wenn Martin vom Gerichtsvollzieher die Nachricht bekam, dass bei diesen Personen keine Veränderung in den Lebensverhältnissen eingetreten sei, schickte Martin an diese Leute Mahnungen. So konnte er durch die Säumniszuschläge die Schulden dieser Leute ständig erhöhen. Bei manchen waren die Steuerschulden geringer als die Säumniszuschläge, die in den Jahren angefallen waren. Dann pfändete er diesen Leuten das Konto, so dass diese Menschen auch an das, was sie zum Leben benötigten, nicht mehr zur Verfügung hatten. Nach solchen Aktionen fühlte sich Martin wie ein Held. Ein Held wie er in seinen Fantasien war. Er konnte andere Menschen demütigen. Er konnte anderen Menschen die Existenz nehmen. Er konnte kleine Firmen in den Konkurs treiben. Diese Macht erregte Martin. Es war ein geiles Gefühl.
Einige Tage später bekam Martin Nachricht vom Gerichtsvollzieher. Bei den Personen die Dieser besucht hatte, gab es keine Veränderung. Martin ärgerte sich. Sie waren angewiesen mit aller Härte gegen diese Menschen vorzugehen. Der Deutsche Staat war pleite. Zu viel wurde in andere Länder gepumpt, um den Euro zu erhalten. Jetzt musste der kleine Steuerzahler herhalten. Wer Steuerschulden hatte wurde solange gedemütigt, bis er freiwillig bezahlte. Wenn er dies nicht tat oder konnte, wurde ihm das Gewerbe untersagt. Martin war in dieser Hinsicht eiskalt. Er kannte keine Gnade. Bei diesen Leuten würde er nun genau so vorgehen. Einige würden dann schon bezahlen. Die Vorstellung, diese Menschen zu ruinieren, erregte ihn schon wieder. Manche würden sicher zu ihm ins Finanzamt kommen, um vor zu winseln. Dieses hatte Martin schon oft erlebt, doch da bissen diese Personen auf Granit. Eine Frau, so Ende dreißig, hatte ihm sogar sexuelle Dienste angeboten. Diese Dienste hatte er auch in Anspruch genommen, dennoch ruinierte Martin diese Frau. Was die heute machte war Martin total egal. Vermutlich bezog sie Harz IV, lebte in einem Sozialbau, nicht mehr in ihrer piekfeinen Eigentumswohnung. Diese wurde zwangsversteigert, und sie soff sich jetzt jeden Tag die Birne zu. Das waren Martins Vorstellungen von Menschen, die er fertig gemacht hatte. Dieser Fall war auch schon wieder drei Jahre her. Martin schrieb noch einige Briefe, mit der Androhung der Gewerbeunterlassung. Er setzte den Leuten eine 14 tägige Frist ihre Schulden zu begleichen. Ansonsten ging das ganze vor Gericht.
Vier Monate später. Martin war nochmals mit seinen Kollegen zur Firma Krämer gefahren. Sie machten dort erneut eine Buchprüfung. Herr Krämer lachte nur, weil man ihm bei der ersten Buchprüfung schon nichts nachweisen konnte. „So werden unsere Steuergelder zum Fenster hinaus geschmissen“, sagte Krämer. Martin ließ seine Kollegin Erika Schmidt die Ordner durchsehen, welche er beim letzten Mal durchgesehen hatte. Es dauerte nicht lange, da fand Erika Unterlagen, bei denen größere Abweichungen hervorgingen. Diese hatte Martin bei der letzten Buchprüfung heimlich ausgetauscht. Herrn Krämer verging das lachen, als ihm Erika die Unterlagen vor Augen hielt. Krämer brüllte: „ihr Schweine wollt mir was Anhängen, ich werde Euch verklagen“. Doch Martin wusste, das Kapitel Krämer war nun erfolgreich beendet. Auch bei einigen anderen Fällen die Martin angeschrieben hatte, war er erfolgreich. Einer nahm einen größeren Kredit bei einer Bank auf, um seine Steuerschulden samt Säumniszuschläge zu bezahlen. Zwei reichten Insolvenz ein. Die Arbeit die Martin investiert hatte, trug nun Früchte. Martin wurde nach der Buchprüfung der Firma Krämer zu seinem Vorgesetzten beordert. Dieser lobte ihn, und war ganz angetan über die Erfolge die Martin erzielte. „Sie sind einer unserer besten Mitarbeiter Herr Dessauer, darum habe ich Sie in eine höhere Gehaltsstufe eingruppiert. Sie erhalten nun im Monat 200 Euro mehr“. Martin freute sich, weil ja niemand wusste wie er zu seinem Ruhm kam. Er hatte aber noch genug Ideen, wie er bei gewissen Steuerschuldnern vorgehen würde. Seiner Fantasie, waren keine Grenzen gesetzt. Die würden sich noch wundern. Martin bedankte sich bei seinem Chef, und ging in sein Büro. Da heute sowieso Freitag war, würde er am Abend seinen Triumph feiern. Essen gehen, Kino um seinen Fantasien freien lauf zu lassen, und dann noch in eine Pilskneipe, um ein paar Bierchen zu zischen.
Der Abend verlief genau so wie Martin es sich vorgestellt hatte. Er ging Thailändisch essen. Huhn mit Reis und dem ganzen asiatischem Gemüse, es schmeckte ihm ausgezeichnet. Dann ging er ins Kino und sah sich einen Actionfilm an. In seiner Fantasie war er der Held, der in diesem Film alle bösen Buben aus dem Weg räumte. Die hübsche Schauspielerin die den Helden bezirzte, bekam er am Ende des Filmes auch noch. Dann fuhr er mit seinem Auto zu einer Pilskneipe, in der er früher öfters verkehrte. Er war lange nicht mehr dort gewesen, doch heute wollte er dort hin, da ihm das Ambiente gut gefiel. Zurück würde er mit der U-Bahn fahren, denn er wollte seinen Sieg so richtig begießen. Martin setzte sich an die Bar. Hinter der Bar stand eine hübsche Blondine, mit der Martin schnell ins Gespräch kam. Nach vier Cocktails, und drei vergangenen Stunden, machte sich Martin auf den Heimweg. Zu der Blondine sagte er, dass er bald wieder kommen würde. Um Auto zu fahren hatte Martin zu viel getrunken. Die Cocktails wirkten, Martin torkelte leicht. So entschied er sich, zur nächsten U-Bahn Haltestelle zu gehen. Diese war am Scheidplatz. Er fuhr die Rolltreppe hinunter. Es befanden sich kaum Menschen an der Haltestelle. Es war auch schon kurz vor zwei Uhr am Morgen. Martin beobachtete drei junge Männer, so um die zwanzig Jahre alt. Diese führten ein Streitgespräch mit einem anderen Mann im selben Alter. Martin versteckte sich hinter einer Säule. Plötzlich wurde aus dem Streit eine Schlägerei. Die drei prügelten mit den Fäusten auf den Anderen ein. Martin sah wie dieser zu Boden ging. Nun traten sie mit den Füßen auf ihn ein. Martin verließ sein Versteck, und lief auf die Männer zu. Martin schrie die Männer an, „wenn ihr nicht aufhört rufe ich die Polizei. Zu dritt fühlt ihr euch wohl stark.“ Nun gingen die drei auf Martin los. So schnell konnte Martin gar nicht schauen, schon hatte er eine Faust im Gesicht. Martin spürte wie ihm das Blut aus der Nase lief. Dann erging es ihm genau so wie dem anderen Mann. Dieser lag immer noch bewusstlos am Boden. Bei Martin dauerte es auch nicht lange bis er am Boden lag. Nun traten sie auf Martin ein. Rücken, Kopf, Genitalien, überall spürte Martin die Tritte, bis er bewusstlos wurde.
Sechs Monate später wurde Martin Dessauer in das Pflegeheim Sonnenschein gebracht. Er saß im Rollstuhl, war gelähmt, und hatte eine 50% ige Gehirnschädigung. Sein Sprachzentrum im Gehirn war auch geschädigt. Wenn er reden wollte, kamen seltsame Laute, die an einen Säugling erinnerten, aus ihm heraus. Die Typen die auf Martin eintraten, hatten ganze Arbeit vollbracht. Der Mann dem Martin helfen wollte, kam dadurch mit leichten Verletzungen davon. Martin wurde in die Station 3 gebracht, wo das Pflegepersonal auf ihn wartete. Eine Angestellte in dieser Station war Erika Schubert. Sie erkannte Martin Dessauer sofort. Er war der Finanzbeamte, der Schuld daran war, dass Sie alles verlor. Die Ambulante Pflegefirma musste sie aufgeben, weil ihr das Ausüben dieses Gewerbes untersagt wurde, Konto, Eigentumswohnung, Schmuck, alles wurde gepfändet. Nun war sie im Pflegeheim als Teilzeitkraft angestellt, denn wenn sie Vollzeit arbeiten würde, bekäme sie durch die Insolvenz nicht ihren gesamten Lohn. Schuld war dieser Mensch, der soeben als Pflegefall in einem Rollstuhl in die Station geschoben wurde. Erika erinnerte sich noch gut, wie dieser Mensch mit ihr umgesprungen war. Erika bekam damals durch einen Zeckenbiss Borreliose, sie hatte starke Schmerzen, war zeitweise nicht fähig, aufzustehen. Durch diese Krankheit, die gut ein Jahr ihres Lebens beeinflusste, kam sie schwer in die Schulden. Sie hatte zwar Angestellte, diese waren allerdings Pflegekräfte, und kannten sich mit Buchführung nicht aus. Bis zu dieser Krankheit machte Erika ihre Buchführung und ihre Steuererklärungen selbst. Sie hatte Krankenschwester im Rotkreuzkrankenhaus gelernt. Nachträglich besuchte sie Kurse, bei denen sie Buchführung und Steuerrecht lernte. Diese Kurse schloss sie mit Bravour ab. Ihr Wunsch war es immer, eine Selbstständige Tätigkeit auszuüben. Als Krankenschwester bot sich dadurch der Ambulante Pflegebereich an. Jahrelang lief ihre Firma gut. Natürlich konnte sie nicht in Saus- und Braus leben, aber sie verdiente dadurch mehr, als wenn sie in einem Städtischen Krankenhaus ihren Beruf ausüben würde. Dies alles hatte ihr Martin Dessauer zerstört. Irgendwie, dachte Erika, muss es das Schicksal so gewollt haben, warum er gerade in dieses Pflegeheim kam, schließlich gab es in München hunderte dieser Einrichtungen. Erika ging auf Martin Dessauer zu, und begrüßte ihn ganz herzlich in der Station drei. Dieser saß apathisch in seinem Rollstuhl, er erkannte sie wohl nicht. Erika sagte zu Martin, dass sie sich gut um ihn kümmern würde. Es würde ihm hier sehr gut gehen. Gedanklich wusste sie schon, was sie Martin morgen Mittag in seine Nachspeise mischte. Sie würde ihm Kot, den sie zu Hause in einen kleinen Becher abfüllen würde, in den Schokoladenpudding rühren, und dann würde sie ihn ganz liebevoll füttern. Übermorgen brächte sie Urin mit. Im Kamillentee fällt so etwas gar nicht auf. Jeden Tag würde sie ihm etwas ekliges einflößen. Sie hatte jetzt genug Zeit ihre Rache gegen Martin Dessauer voll auszukosten.
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme diese Geschichte den Menschen, denen es ähnlich erging, oder denen es noch so ergehen wird. Behördenwillkür oder Machtgehabe von Staatlichen Mitarbeitern kann nur von diesen Menschen ausgeführt werden, wenn es von höheren Stellen genehmigt wird. Ja wer ist das wohl in diesem Lande?