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Nachricht




Ich erwachte in völliger Dunkelheit. Nur unter der Zimmertür schien ein schmaler Lichtstreifen in mein Zimmer, doch das reichte nicht aus, um genug sehen zu können. Ungeduldig wälzte ich mich im Bett herum und versuchte, wieder einzuschlafen. Ich wusste nicht, wie spät es war, doch schlafen konnte ich nicht mehr. Seufzend stand ich auf und tastete mich langsam zur Tür. „Au, verdammt!“
Ungeschickt wie ich war, war ich mit meinem Fuß ans Regal gestoßen!

Nach knapp einer Minute (Ich hatte mich auf den Boden gesetzt und meine linke Zehe massiert) hatte ich die Tür erreicht und trat nach draußen in die Helligkeit.
Gleich gegenüber von mir war die große Glasfront und so konnte ich direkt in unseren parkähnlichen Garten blicken.
Verschlafen tapste ich ins Bad und zog mich an: eine alte Leggins und einen alten, vergilbten Kapuzenpullover. Dann lief ich die zwei Stockwerke nach unten und setzte mich im Wohnzimmer aufs Sofa. Ich hatte großen Hunger, also stand ich auf und machte mir ein Marmeladenbrot.
Eine ganze Weile saß ich da, aß mein Brot und starrte nach draußen, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Ich stand auf und ging langsam zur Tür um sie zu öffnen.
Kurze Zeit später saß ich wieder auf dem Sofa und las Zeitung. Es war der Zeitungsjunge an der Tür gewesen.
Gelangweilt blätterte ich die Seiten durch: Erneut kleiner Junge verschwunden und Meinungen zum Projekt Pötzensee, …
Plötzlich entdeckte ich eine seitengroße Anzeige mit dunkelrotem Rahmen. Neugierig nahm ich die Seite näher in Augenschein:

Spiegelausstellung: am 21. Oktober im Sternenkino Lumosa
Beginn: 13:45 Uhr
Ende: unbekannt
Ich starrte auf die Anzeige. Warum, wusste ich nicht, doch die Spiegelausstellung interessierte mich sehr. Erst jetzt fiel mir ein, dass heute ja der 21. April war. Und es war schon 11:23 Uhr!
Schnell lief ich nach oben und zog vernünftige Kleider an, in denen man sich auch auf der Straße sehen lassen konnte. Danach schrieb ich meiner Mutter einen Zettel, ich sei im Kino, schloss die Haustür hinter mir ab und holte mein Fahrrad aus der Garage.
Als ich etwa eine dreiviertel Stunde später völlig verschwitzt und außer Atem am Bahnhof ankam, fuhr mein Zug gerade ein. Schnell schloss ich mein Fahrrad an einer Laterne ab und kaufte mir eine Fahrkarte. Dann sprang ich gerade noch rechtzeitig in den Waggon und suchte mir einen Sitzplatz. Die Türen schlossen sich langsam und der Zug setzte sich in Bewegung.
Nach einigen Haltestellen kam der Schaffner vorbei und durchlöcherte meine Fahrkarte. Als ich schließlich an meiner Haltestelle aus dem Zug stieg, konnte man schon von weitem die drei Sterne des Sternenkinos sehen. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war kurz vor halb eins. Also hatte ich noch eine gute Viertelstunde.
Nicht mehr ganz so gehetzt lief ich die Fußgängerzone bis zum alten Kino entlang. Es machte mir Spaß, in die Schaufenster zu blicken, an denen ich vorbei kam. Plötzlich stand ich vor dem alten Kino. Ich war so beschäftigt damit gewesen, in die Schaufenster zu schauen, dass ich ganz vergessen hatte, auf den Weg zu achten.
Das Sternenkino war schon lange nicht mehr in Gebrauch und die Plakate an den Wänden zeigten Bilder von Filmen, die schon mehrere Jahre im Fernsehen liefen. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt und an der Tür stand ein Schild mit der Aufschrift Geschlossen. Nur für Besucher der Spiegelausstellung !!
Ich schaute mich noch einmal auf der Straße um.
Niemand schien mich zu bemerken oder davon abhalten zu wollen, das geschlossene Kino zu betreten. Also hob ich die rechte Hand und drückte die goldene Klinke.

Die erste Vorstellung




Mit einem leisen quietschen öffnete sich das schwere Eichenholzportal und ich trat in die dunkle Eingangshalle. Hinter mir fiel die schwere Tür mit einem klack ins Schloss und ich stand in der Dunkelheit.
Plötzlich wurde es hell im Raum und als meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, sah ich, wo ich mich befand.
Der Boden war bedeckt mit dunkelroten, samtroten Kinosesseln. Die Wände, Decke und Boden waren ebenso dunkelrot, doch es sah wundervoll aus! Die Leinwand wurde von einem schwarzen Vorhang bedeckt. Von der Decke strahlten kleine runde Lichter, wodurch der Raum nur so hell erleuchtet wurde, dass man genug von der Pracht des Kinos erkennen konnte. Bis heute verstehe ich noch nicht, warum so ein traumhaft schönes Kino schließen musste. Ich war früher oft mit meinen Freunden hier hergekommen und hatte mir meist mehrere Filme am Stück angesehen, wobei es uns meistens eigentlich nicht um den Film, sondern um das schöne Kino ging.
Jetzt stand ich ganz allein in dem vertrauten alten Kino. Meine Augen hefteten sich auf die Empore über mir. Dort stand eine alte Frau von etwa 80 Jahren. Sie trug ein langes, beiges Gewand und ihre schneeweißen Haare hatte sie zu einem Dutt zusammen gebunden. Nur eine lange Strähne hing über ihr von Lachfalten geprägtes Gesicht. Sie schaute mich an und lächelte.
„Schön, dass du gekommen bist, Anuk!“
Nun lächelte auch ich. „Ja, ich würde mir gerne die Spiegelausstellung anschauen.“ Ich wunderte mich, woher sie meinen Namen kannte, doch ich fragte nicht nach.
„Ich weiß, mein Name ist Arnoria Flows, aber bitte nenne mich Arnoria, ich habe es nicht so gern, gesiezt zu werden.“ Ich nickte und Arnoria bedeutete mir, mitzukommen. Sie lief eine kleine Wendeltreppe hinunter und ich folgte ihr durch einen der roten Vorhänge in einen großen, hellen Raum. Auch dieser war mit Vorhängen behängt, nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie nicht rot, sondern weiß waren. Und noch etwas war anders. Statt der Kinosessel standen nun hunderte, vielleicht sogar tausende von verschiedenen Spiegeln im Raum. Auch an der Decke hingen einige. Arnoria deutete auf vier Stühle in der Mitte des Raumes. Schweigend lief ich zu einem davon und setzte mich. Dann nahm ich den Saal weiter in Augenschein.
Ab und zu schwebten schwarze Gestalten durch die Spiegel, sie sahen sehr böse und furchteinflößend aus. Plötzlich bewegte sich der Vorhang erneut und ein Mädchen und Arnoria traten herein. Das Mädchen schaute sich beeindruckt im Raum um und ich dachte daran, dass ich genauso überwältigt gewesen war.
Schließlich setzte sie sich auf den Stuhl neben mir und wir begannen zu plaudern: Ihr Name war Sophie, sie wohnte im gleichen Stadtviertel und ging auf die gleiche Schule wie ich.
Es kamen noch zwei weitere Kinder. Diesmal war ein Junge unter ihnen. Sein Name war Patrick und das Mädchen hieß Annika. Wir unterhielten uns noch eine Weile und Arnoria ließ es zu. Alle saßen nun wieder still auf ihren Plätze, als Arnoria zu sprechen begann.
„Vielen Dank, dass ihr gekommen seid! Ich würde euch gerne durch die Spiegelausstellung führen. Aber ich muss euch warnen: was ihr dort sehen werdet, wird euch „vielleicht“ gefallen, oder aber in Schrecken, oder sogar Angst versetzten. Also denkt daran, dass die Spiegelausstellung jederzeit abgebrochen werden. Dann jedoch wird die Ausstellung erst wieder ausgestellt werden, wenn ein Schatten einen kleinen Jungen zwischen vier und fünf Jahren in seiner Höhle gefoltert und dann aufgehängt hat. Wird die Ausstellung jedoch zu Ende geführt, könnte man jeden Tag eine neue Spiegelausstellung starten.“
Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und für kurze Zeit dachte ich an meinen kleinen Bruder Julian. „Gut, dann können wir ja beginnen. Bitte folgt mir.“
Wir nickten. Sie lief uns voraus an einen der Wandspiegel. Der Rahmen dieses Spiegels war aus glänzendem Gold und glitzerte im Licht der tausend Spiegel, die sie reflektierten. Er war mit kunstvollen Ornamenten verziert und schimmerte an manchen Stellen rötlich und geheimnisvoll. Wir stellten uns in einem Halbkreis um den Spiegel und Arnoria ergriff das Wort erneut: „An diesem Spiegel werde ich euch etwas zeigen, was ihr nachher auch an euren Spiegeln ausprobieren sollt.
Gontyxalum“ Arnoria sprach dieses Wort sehr geheimnis- und schwungvoll aus und durch unsere kleinen Gruppe lief ein Schaudern.
Nun stand Arnoria nicht mehr ihrem Spiegelbild, sondern einer schwarzen Gestalt gegenüber, so wie die, die wir zuvor auch schon durch die Spiegel hatten huschen sehen. „Das“, sagte Arnoria „ist mein Schatten. Dieser Schatten ist sehr böse, er ist das, was andere Menschen selten, oder nie zu sehen bekommen. Er ist das Böse meiner Seele. Er ist das, was wir böses denken und das, was wir böses tun. Wenn man zum Beispiel jemanden umgebracht hat, dann spiegelt sich auch das in unserem Schatten wider. Er ernährt sich von unserem Bösen und er lebt in uns, niemand kann seinen Schatten loswerden.“ Wieder lief ein Schaudern durch unsere kleine Gruppe und Arnoria schaute uns zuerst streng, dann besorgt an. Nun blickte sie einem nach dem anderen von uns ins Gesicht und lächelte leicht gequält.
„So, nun habe ich euch das Wichtigste gesagt. Bitte sucht euch jetzt einen der Spiegel aus und schließt die Augen. Ich möchte, dass ihr alle gleichzeitig beginnt.“
Ganz langsam lief ich zu einem Spiegel mit grau - rotem Rahmen und stellte mich davor. Als ich die Augen schloss, spürte ich ein leichtes Kribbeln im Bauch, so, als würde mich der Spiegel schon erwarten. Mein Gehirn sagte mir, dass ich die Augen lieber öffnen sollte, doch ich hielt dagegen.
Schließlich ergriff Arnoria wieder das Wort: „da sich nun jeder einen Spiegel ausgesucht hat, dürft ihr eure Augen öffnen.“
Als ich die Augen öffnete, blickte ich zuerst in die Leere eines Spiegels. Im Spiegel war nichts, nicht einmal mein eigenes Spiegelbild. Nur ein langweiliger grauer Farbton war zu sehen. Plötzlich spürte ich wieder das Kribbeln im Bauch und fühlte mich auf einmal Federleicht, doch ich konnte mich nicht bewegen. Aber dann war alles wieder ganz anders. Ich konnte mich wieder bewegen und hatte wieder mein normales Körpergewicht. Als ich mich umsah, konnte ich nur ein einheitliches Grau erkennen. Wie undurchdringlicher Nebel zog sich diese Farbe um mich herum und ich kam mir auf einmal so vor, wie eine Fliege, die an einem Kaugummi klebte. Plötzlich spürte ich einen kalten Lufthauch an meiner Seite. Als ich mich umdrehte, spürte ich etwas bedrohliches, das langsam auf mich zufloss und mich durchdringend anstarrte. Ich konnte ihn nicht erkennen, doch ich wusste genau, dass das neben mir mein eigener Schatten war. Er war sogar noch furchteinflößender, als Arnoria ihn beschrieben hatte. Es wurde eisig kalt. Fröstelnd rieb ich meine Hände an meinen Oberarmen, doch es erreichte genau das Gegenteil von dem, was es hätte erreichen sollen. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte, doch der Schatten kam immer näher auf mich zu. Als ich mich endlich entschieden hatte, wegzulaufen, fiel mir schließlich auf, dass ich mich hier gar nicht auskannte. Also tastete ich mit ausgestreckten Armen so schnell wie möglich von dem Schatten weg, doch der verfolgte mich weiter. Das Gras fühlte sich weich und feucht an unter meinen nackten Füßen. Moment Mal! Warum war ich auf einmal Barfuß?
Plötzlich wurde es wieder hell und ich fand mich mit ausgestreckten Armen im Spiegelsaal vom alten Kino wieder. Ich hatte meine abgelaufenen Turnschuhe wieder an und ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, was passiert war. Die anderen schienen genauso durcheinander zu sein, wie ich.
„Und? Wie war es?“ fragte sie Arnoria. Alle schwiegen und starrten ihn lange an. Sie lachte leise und lächelte.
„Ich habe mir schon gedacht, dass ihr geschockt sein werdet, kommt doch erst mal mit.“

Teestunde




Wir liefen Arnoria hinterher in einen kleinen Raum hinter einem der weißen Vorhänge. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner runder Tisch mit 5 Tellern Kuchen, einer großen Kanne Tee und 5 Tassen samt Untertassen.
„Bitte setzt euch!“
Dankbar nahmen wir das Angebot an und setzten uns.Während wir uns den nach Waldfrüchten schmeckenden Tee schmecken ließen, erzählten wir uns gegenseitig, was wir in den Spiegeln erlebt hatten. Arnoria und die anderen hörten gespannt zu und unterbrachen uns kein einziges Mal.
Dort, wo Patrick gewesen war, war es sehr hell gewesen, ganz im Gegenteil zu meinem Spiegel. Bei ihm schien Sommer gewesen zu sein. Es war warm und hell, als hätte die Sonne ihren höchsten Punkt schon seit Stunden erreicht und wollte nicht mehr weichen. Man konnte jedoch nur wie durch Nebel blicken und für Patrick war die Schwüle fast unerträglich.
In Sophies Spiegel war es drückend heiß. Sie erklärte, dass sie zuerst geglaubt hatte, in der Hölle zu sein, doch die Dunkelheit hatte nur einen leichten Rotschimmer und Sophie hatte sich über andere Dinge Gedanken gemacht.
Annikas Spiegel hatte sich zuerst nicht bewegt. Erst nach einiger Zeit schickte er sie in sein Inneres. Im Spiegel überkam Annika auf einmal tiefe Traurigkeit. Sie fand sich auf einem uralten Friedhof mit schiefen, moosbewachsenen Grabsteinen wieder. Plötzlich musste sie wieder an ihre verstorbene Mutter denken, die zusammen mit ihrer Schwester bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren …
Als alle ihre Geschichte erzählt hatten, saßen wir still da und dachten über die Erlebnisse der Anderen nach. Vor allem Arnoria schienen die Geschichte zu denken zu geben.
Schweigend tranken wir unseren Waldfruchttee (, der übrigens märchenhaft schmeckte) und aßen den Schokoladenkuchen. Als die Teekanne schließlich völlig ausgetrocknet war und nur noch Krümel darauf hinwiesen, dass einmal Kuchen auf unseren Tellern gewesen war, begann Arnoria noch einmal zu sprechen:“ Ich hoffe, dass euch der Kuchen und der Tee geschmeckt haben.“ Wir nickten und lächelten.
„Gut, das freut mich. Die Vorstellung ist für heute vorbei, aber ihr werdet Nachricht erhalten, wenn ein neuer Termin feststeht. Bitte geht nun.“
Wir nickten erneut und verabschiedeten uns von der alten Dame. Dann verließen wir schweigend den Raum und betraten somit den weißen Spiegelsaal. Ich schaute mir noch einmal die verschiedenen Spiegel an, dann verließ auch ich diesen Raum. Im alten Kinosaal traf ich auf die Anderen. Sie saßen auf den roten Kinosesseln und blickten sich ebenso um. Ich setzte mich zu Annika und folgte ihren Blicken. Als ich an der Empore ankam, stand dort noch einmal Arnoria. „Entschuldigung, dass ich euch noch aufhalte, aber ich habe etwas vergessen. Bitte haltet euch Zuhause von Spiegeln so weit wie möglich entfernt, solange die Spiegelausstellung noch nicht beendet ist. Bitte betrachtet euch auch nicht im Spiegel, denn die Schatten existieren nicht nur im Spiegelsaal. Also, nun dürft ihr gehen. Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende.“ Immer noch schweigend standen wir auf und traten hinaus ins Sonnenlicht.
In der Fußgängerzone war es voller geworden. Ich blickte in das Schaufenster gegenüber und musste feststellen, dass es doch noch Schaufenster gab, die ich noch nicht kannte! Schmunzelnd lief ich mit Sophie zu Annika und Felix und wir verabschiedeten uns.
Als ich kurze Zeit später mit Sophie im Zug saß, redeten wir nicht viel. Nur, dass sie mich einmal nach meiner Adresse, Handynummer und E- Mail Adresse fragte. Schließlich hatten wir alle Verbindungsadressen ausgetauscht und saßen still nebeneinander. Draußen schien die Sonne jetzt noch heller als am Morgen und der Wald, hinten am Horizont leuchtete in seinen schönsten Herbstfarben.
Nach einigen Haltestellen kam die Durchsage für den Hauptbahnhof, dass der Ausstieg in Fahrtrichtung rechts sein würde. Also standen Sophie und ich auf und gingen langsam zur Tür, während der Zug an Geschwindigkeit verlor.
Als wir aus dem Zug stiegen fiel mir sofort ein rot- schwarzes Mountainbike auf, das an eine Laterne gebunden war und mir fiel wieder ein, dass ich es ja heute

Wieder zu Hause




Ich hatte genug Informationen, öffnete einen neuen Tab und checkte noch geschwind meine Mails. Ich stutzte. Es waren mittlerweile 103 Mails, 3 Unbekannt und 15 Spam.
Schnell öffnete ich das Spamfenster und löschte alle Nachrichten. Ich hatte schon seit ca. einem Monat nicht mehr in meine Mails geschaut!
In meinen unbekannten Mails befanden sich nur Werbung von Schuh- Einrichtungsläden und anderen Geschäften. Meine Restlichen Mails bestanden zum größten Teil aus Nachrichten von meinem E-Mail Anbieter, doch es waren auch einige von meinen Freunden darunter. Meine Freundin Caro schickte mir einige Lieder, die ich mir schon lange gewünscht hatte, mein Onkel hatte mir irgendeinen Witz geschickt, den ich nicht verstand und mein Freund Felix schickte mir eine Einladung zu seinem Geburtstag. Über eine Mail freute ich mich besonders. Auch sie war von Felix. In ihr fragte er mich, ob ich Lust hatte, mit ihm ins Kino zu gehen. Ich antwortete ihm, dass ich gerne zu beidem kommen würde und öffnete eine Mail vom Streber unserer Klasse. Der schrieb mir doch wirklich mitten in den Ferien, ob wir Hausaufgaben aufhatten. Ich verdrehte gespielt genervt die Augen, verneinte als Antwort und ging zurück in den Posteingang und löschte alle Mails. Dann schrieb ich eine Nachricht an Sophie:
Hi Sophie,
wie geht es dir?
Haben dich die Schatten auch etwas mitgenommen? Irgendwie freue ich mich schon wieder auf die nächste Vorstellung.
Hdl Anuk.
PS: Bitte schreib zurück

Dann gab ich Sophies Mail- Adresse ein und schickte die Nachricht ab. Schließlich loggte ich mich wieder aus und fuhr den PC herunter. Dann legte ich mich aufs Bett und schloss die Augen.
Plötzlich ging unten im Flur die Tür auf.
„Guten Morgen süße!“ Das war meine Mutter: Peinlich und kindisch, wie immer!
„Mama, es ist schon fast 3 Uhr, wo ist Papa?
Meine Mutter kam die zwei Treppen hinauf in mein Zimmer geschnauft und nahm mich in den Arm. Wieder verdrehte ich die Augen und schob die weg.
„Erstens weiß ich ja nicht, wie lange du schläfst, zweitens, Papa ist noch kurz Auto waschen und drittens, bitte lass dich noch umarmen. So schlimm ist das doch nicht.“
Ich verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln und stand auf. Dann warf ich einen Blick auf meinen Schreibtisch und stellte fest, dass mein Handy wie verrückt blinkte. Ich musste lächeln, als ich es aufklappte: Felix hatte mir geschrieben:
Hi Süße,
was machst du denn so in diesen langen Ferien?
Bitte komm zum Spielplatz am Eck, wenn du Zeit hast.
Dein Felix

Wieder musste ich lächeln. Dann antwortete ich ihm, dass ich es kaum erwarten konnte, was natürlich auch stimmte und schickte die SMS ab. Danach lief ich hinunter in die Küche, holte mir etwas Schokolade und half dann meiner Mutter bei der Wäsche. Es war viel zu tun in der Waschküche. Die meiste Wäsche kam von meinem kleinen Bruder Julian. Er war viereinhalb Jahre alt und kleckerte alles voll. So brauchte pro Tag bis zu vier Hosen und Pullover.
Schließlich war die Wäsche erledigt und ich zog mich an. Es war Zeit auf den Spielplatz zu gehen. Meine Mutter dachte sich, was ich vorhatte und lächelte nur. Sie kannte Felix und fand ihn sehr nett, obwohl er fast zwei Jahre älter ist als ich. Draußen war es noch immer schön warm, sodass ich meine Jacke gleich zu Hause ließ. Ich rannte das kurze Stück zum Spielplatz, da ich so schnell wie möglich bei Felix sein wollte.
Zum Glück war er bereits da und erwartete mich. Stürmisch rannte ich ihm entgegen und wir umarmten uns. Es tat so gut, wieder bei jemandem zu sein, der mich verstand.
Nach einiger Zeit Stille fragte mich Felix: „Was wollen wir unternehmen?“ Ich überlegte nicht lange. Fast jedes Mal, wenn Felix und ich und trafen setzten wir uns in den Stadtpark unter die alten Kastanien. Felix lachte leise, als ich den Park vorschlug und schließlich nahm er meine Hand und wir machten uns auf den Weg.
Mitten in der Stadt auf einer kleinen Bank im Park saßen wir nun. Ich hatte meinen Kopf an seine Schulter gelehnt und blickte mit geschlossenen Augen in die wärmende Herbstsonne. Ab und zu strich mir Felix über den Kopf und zerzauste mein Haar.
Glücklich legte ich meinen Kopf auf seinen Schoß.
So saßen wir noch den ganzen Nachmittag. Schließlich musste Felix zu seinem Opa in den Garten. Wir verabschiedeten uns am Spielplatz und Felix küsste mich zum Abschied auf die Stirn und ich umarmte ihn.
Als ich kurz darauf zu Hause ankam, war es kurz vor halb sieben. Mein Vater war inzwischen nach Hause gekommen und saß mit Julian und meiner Mutter beim Abendessen. Leise setzte ich mich dazu und machte mir ein Käsebrot.

Als ich mich kurz vor Mitternacht schließlich ins Bett legte, war ich sehr müde. Julian musste natürlich schon gleich nach dem Abendessen ins Bett, doch ich chattete noch etwas mit meinen Freunden, Sophie und Felix.

Endlich wieder Schule!




Am nächsten Montag wurde ich von einem schrillen, sich immer wiederholendem Piepston geweckt, der mich wieder daran erinnerte, dass heute der erste Schultag nach den Herbstferien war. Es war jetzt fast eine ganze Woche vergangen seit ich in der Spiegelausstellung gewesen war.
Leider hatte ich jetzt wieder Schule und würde in ein paar Wochen meine Physik- und Erdkundearbeit schreiben. Allerdings konnte ich mir Physik überhaupt nicht merken.

Als ich schließlich immer noch verschlafen aus dem Haus zur Bushaltestelle lief, fiel mir plötzlich ein, dass ich vergessen hatte, meine Mathehausaufgaben zu machen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl lief ich weiter.

Nach fast einer halben Stunde hatte ich zusammen mit Caro unsere Schule erreicht. Schon von Weitem hörte man den Lärm der anderen Schüler und das Gebrüll einiger Lehrer, die einige klägliche Versuche starteten, die Kinder zu bändigen. Ich musste grinsen und auch Caro neben mir lächelte. Eigentlich waren Lehrer gegen die Macht der Schüler wehrlos.

Als Caro und ich schließlich unsere Jacken ins Schließfach gesperrt hatten und ins Klassenzimmer traten, saß allein unser Streber Alexander auf seinem Platz und lernte. Die restliche Klasse schrie aus den Fenstern, schmiss Stifte herum oder hörte mit dem Handy laut Musik, was natürlich alles gegen die Hausordnung verstieß, doch wer beachtete die denn schon.
Langsam schoben wir uns zu unseren Plätzen in der hintersten Reihe und holten unsere Hefte heraus.
Plötzlich traf mich etwas an meinem linken Ohr und ein kleiner zerknüllter Zettel landete auf meinem Tisch. Genervt drehte ich mich zu den lachenden Jungs um und schmiss ihnen einige Ausdrücke an den Kopf, die ich hier lieber nicht erwähne, worauf sie nur noch mehr lachten. Ich drehte mich wieder auf meinen Platz und öffnete den Zettel.

Wieder begannen die Jungs zu lachen, doch als ich mich zu ihnen umdrehte (meine Augen sprühten förmlich Funken), blieb es ihnen im Hals stecken und sie liefen kleinlaut aus dem Zimmer. Zum Glück kam gerade Herr Bruchstrich herein, in den die beiden genau hineinliefen. Kurz darauf waren die zwei noch kleinlauter als zuvor und setzten sich leise auf ihren Platz. Ich war nämlich aufgestanden und zu unserem Mathelehrer gelaufen.
Nun waren Axel und Bob ziemlich schlecht auf mich zu sprechen, ich hatte sie nicht verraten, ich hatte nur Herr Bruchstrich erklärt, dass ich meine Hausaufgaben vergessen hatte, worauf er die Klasse aufforderte, ihm die Aufgaben zu zeigen. Dabei stellte sich heraus, dass auch Axel und Bob ihre Hausaufgaben vergessen hatten. Bei mir war es zum Glück erst der zweite Strich, doch in der Zeiler der zwei gab es schon einen ganzen Friedhof. Heute war bei beiden der zehnte Strich an der Reihe. Bei unserem Mathelehrer war der Geduldsfaden gerissen, er hatte sie zu einer zweiseitigen Strafarbeit und einer Doppelstunde Nachsitzen verdonnert. Ich war zum Glück verschont worden. Auf dem Weg zurück kam ich am Mülleimer vorbei. Wütend und mit voller Wucht schleuderte ich den Zettel hinein und setzte mich wieder neben Caro.
Wieder begannen die Jungs zu lachen, als Caro ihren Arm um mich legte. Sie wusste genau, wie ich mich fühlte. Auch sie wurde ständig ausgelacht, da auch sie einen Freund hatte. Aber in der achten Klasse war das doch okay, oder?

Unser Bus stand schon da, als wir etwas gehetzt am Busbahnhof ankamen. Hektisch suchte ich in meinen großen Taschen nach meiner Fahrkarte. Mittlerweile fuhr ich schon über drei Jahre mit diesem Bus, doch wir hatten nur sieben Minuten von der Schule bis zur Bushaltestelle. Wenn dann der Lehrer noch überzog....
Schließlich saßen wir nebeneinander auf den grün- gelben Sitzen. In der großen Pause hatte ich Sophie auf dem Pausenhof getroffen und sie Caro vorgestellt. Wir drei hatten uns gut verstanden, doch als Caro hatte wissen wollen, woher wir uns kannten, wurde es für Sophie und mich etwas schwierig. Ich hatte so ein Gefühl, nichts von der Spiegelausstellung erwähnen zu dürfen, also hatte ich ihr gesagt, sie sei die Freundin von meinem Cousin. Sophie hatte sich ein Lächeln verkniffen und gelächelt. In der Mittagspause war ich mit den beiden in unsere Mensa gegangen.
Caros Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Hast du jetzt noch Zeit?“ Ich überlegte kurz und nickte dann.
„Gut, ähm, haben wir Hausaufgaben?“ Nun schüttelte ich den Kopf und grinste. „Kommst du zu mir, dann haben wir Sturmfrei!“ Diesmal nickte sie. Als der Bus schließlich anhielt stiegen wir aus und liefen zu mir nach Hause.
Als wir eintraten, war unser erster Schritt in die Küche. Wir hatten extremen Hunger nach fünf Stunden Mittagschule. Um Viertel vor sieben hatten wir Schule aus, mittlerweile war es viertel acht und draußen dämmerte es bereits. Schließlich hatten wir unseren Hunger gestillt und liefen hinauf in mein Zimmer. Das erste, was ich tat, als ich ins Zimmer kam, war, zuerst meine Anlage und danach meinen PC anzuschalten.
Ich hatte schon wieder einige Mails erhalten. Alexander schrieb mir, was wir in Physik zu lernen hatten, Sophie fragte mich, wie mein Cousin aussah (Zum Glück war Caro gerade kurz in die Küche gelaufen). Ich schickte ihr ein Bild von ihm und sagte ihm, wo er wohnte. Auch seine Adresse und E-Mail Adresse schickte ich ihr.
Mein Cousin Florian wohnte im Nachbarort und auch er war an unserer Schule. Er hatte rot- blonde Haare, die ihm etwas über die Ohren gingen und eine kleine Stupsnase. Er war 17 und ziemlich cool.
Plötzlich kam Caro wieder ins Zimmer und ich schloss schnell das Fenster. Misstrauisch schaute sie auf den Bildschirm.
„Du warst bis jetzt noch nicht im Internet?“ Ich nickte und grinste sie an. „Kennst du meinen Cousin?“ Sie schüttelte den Kopf. „Meinst du Florian? Von dem hast du mal erzählt, aber sonst nicht.“ Ich nickte und widmete mich wieder meinem Computer. „Warum fragst du?“
„Nur so, Sophie ist doch mit dem zusammen.“
„Ach so, aber früher hat dich das doch auch nicht interessiert!“
„Ja, schon, aber jetzt kennst du Sophie doch.“
„Aha.“
„Ja.“ Ich lächelte und schaltete meinen Laptop wieder aus. Dann stellte ich meine Anlage etwas lauter. Es lief gerade irgendein Lied, das ich nicht kannte.

Überraschung




Am nächsten Morgen nach der Schule fuhr ich wieder mit Caro nach Hause. Außer, dass Sophie heute auch noch mitfuhr, war alles wie sonst. Heute hatten wir ausnahmsweise nur fünf Stunden Schule gehabt, da heute Mittag eine Lehrerbesprechung stattfand.
„Wie sieht Florian eigentlich aus?“, fragte Caro Sophie plötzlich.
„Naja“, Sophie schaute mich Hilfe suchend an, doch ich schaute nur zurück.
„Er hat rot-blonde Haare, die ihm etwas über die Ohren gehen, eine kleine Stupsnase und ziemlich buschige Augenbrauen.“ Sie grinste mich an, dann blickte sie wieder zu Caro. Die nickte und wechselte das Thema.
„Haben wir heute Hausaufgaben?“ Ich verneinte und erzählte ihr, dass ich heute Mittag Klavier üben müsse.
Seit der zweiten Klasse spielte ich Klavier und hatte mittwochs in der Mittagspause Unterricht. Da ja heute Dienstag war und ich die ganzen Ferien nicht geübt hatte, wurde es langsam Zeit dafür. Die anderen beiden spielten kein Instrument, Caro hatte einmal Gitarre gespielt, doch es hatte ihr nur wenig Spaß gemacht, deshalb hatte sie es wieder aufgegeben.

Als ich nach Hause kam, war das Erste, was ich tat, dass ich mich an unseren schwarzen Flügel im Wohnzimmer setzte und meine Hausaufgaben übte. Schnell bemerkte ich, dass ich lange keine Übung mehr hatte. Ich brauchte immer eine Weile, die Noten zu entziffern, die auf dem Notenblatt standen und bei den Liedern, die ich auswendig konnte, hatte ich die Fingersätze vergessen, weshalb ich auch diese Lieder nicht mehr spielen konnte.
Nach einer halben Stunde üben konnte ich es kein bisschen besser wie zuvor. Etwas schlecht drauf lief ich in den ersten Stock. Dort befanden sich das Zimmer von Julian, das von meinen Eltern und ein Bad.
Mein Bruder saß in seinem Zimmer und spielte Lego. Gerade hatte er ein kleines Häuschen gebaut, das er mir stolz präsentierte. Die Steine waren schief aufeinander gesetzt und das Dach bestand aus einer Platte, die schräg aufgesetzt worden war. „Schön!“ Ich lächelte meinen kleinen Bruder an. Er war so süß! Seine kleinen, speckigen Finger waren so klein! Ich liebte meinen Bruder über alles! Der einzige, der bei mir auf gleicher Höhe stand, war Felix.
„Anuk mitspielen.“ Julian redete in Halbdeutsch, das hieß, er sprach halb richtiges Deutsch, zum Teil aber noch Babysprache.
Meine Mutter kam ins Zimmer und nahm Julian auf den Arm. Er hatte Hunger und so gingen wir hinunter ins Esszimmer. Mein Bruder und meine Mutter waren gerade erst nach Hause gekommen, weshalb es auch nur Ravioli aus der Dose zum Mittagessen gab. Nach dem Essen versuchte ich noch mal meine Klavierhausaufgaben. Diesmal klappte es schon etwas besser.
Schließlich kämpfte ich mich bis auf die dritte Seite eines Liedes von Wolfgang Amadeus Mozart. Als ich schließlich auch diese Seite überwunden hatte und die nächste und letzte Seite aufschlug, hörte ich vor Überraschung auf zu spielen. Anstatt der Noten, die auf dem Papier hätten sein sollen war eine seitengroße Anzeige:


„ 2. Vorstellung der Spiegelausstellung :

Beginn: Freitag, 14.45 Uhr
Ende: unbekannt
Ort: Sternenkino Lumosa
Bitte mitbringen: eine Tüte Sand aus dem Sandkasten, ein paar Daunenfedern, eine Packung Streichhölzer und ein Kalender von diesem Jahr.
Achtung! Bitte nehmt diese Dinge nicht allzu genau in Augenschein (gleiches Prinzip wie bei den Spiegeln)

Es freut sich auf euch

Eure Arnoria


Rasch schaute ich mich um. Meine Mutter spülte gerade das Geschirr in der Küche ab und Julian saß auf dem Sofa und schaute sich ein Bilderbuch an. Ihm war wirklich nie langweilig! Also hatte niemand die Nachricht gesehen.
Ich wendete mich wieder meinen „Noten“ zu, doch die Anzeige war verschwunden. Stattdessen standen dort nun wieder die Noten vom Türkischen Marsch von Mozart.
Nun klappte ich die Tasten zu und setzte mich an den Laptop in meinem Zimmer.
Auch Sophie war an ihren PC gegangen, gleich nachdem sie ihre Nachricht erhalten hatte. Sie hatte sich die Fernsehzeitung angeschaut, als ihr die Nachricht überbracht wurde. Gleich darauf hatte auch sie ihren Computer eingeschaltet.

„Hi Anuk!“
„Hi Sophie!“
„Hast du auch eine Nachricht erhalten?“
„Ja, wie hast du sie bekommen?“
„Ich hab Fernsehzeitung gelesen und du?“
„Ich habe Klavier gespielt“
„Freust du dich auf Freitag?“
„Schon, aber ich habe auch etwas Angst!“
„Hast Recht. Musst du auch so komische Sachen mitbringen?“
„Ja, Sand, Feuer, Daunenfedern und einen Kalender. Weißt du, für was wir die brauchen?“
„Nein, aber wir werden es ja bald erfahren. xD“
„Sorry, aber ich muss off! Meine Mutter ruft!“
„Okay, bis morgen!“
„hdl“
„ida“
„xD“
„bb“

Also schaltete ich meinen Computer wieder aus und legte mich aufs Bett.

Die zweite Vorstellung




Als ich am Freitag Morgen aufwachte, war er komplett dunkel. Mein Radio hatte mich geweckt, also stand ich auf, schaltete es wieder aus und ging zum Fenster. Draußen war es immer noch stockfinster, doch Zeit, in die Schule zu gehen.
Als ich nach dem Frühstück langsam Stiefel und Jacke anzog und mich langsam mental auf die Schule vorbereitete, fiel mir plötzlich etwas auf.
Schnell lief ich zu meiner Mutter in die Küche. „Mama, ich hab’ vergessen, dir zu sagen, dass ich heute nach der Schule noch mit Sophie ins Kino gehe.“
„Okay, Anuk, aber wer ist Sophie?“
Ich schluckte. Sie kannte ja Sophie noch gar nicht!
„Das ist ein Mädchen aus unserer Schule. Sie ist mit Caro und mir gut befreundet.
„Ach so, bring sie mal mit nach Hause, damit ich sie kennenlernen kann!“ Sie lächelte. Dann nickte ich, verabschiedete mich und stiefelte aus dem Haus. Meine Mutter vertraute mir fast blind!
Draußen war es noch immer dunkel, noch dazu verdammt kalt. Fröstelnd zog ich meine Jacke etwas enger und setzte mir die Kapuze auf.

Im Bus wartete Caro schon auf mich. Sophie saß neben ihr, doch als sie mich erblickte, setzte sie sich neben mich. Caro schaute etwas verwirrt, sagte jedoch nichts.
Zuerst versuchten Sophie und ich uns normal zu unterhalten, doch als Caro schließlich aus dem Fenster blickte, schaute mich meine Freundin begeistert an. Anscheinend freute auch sie sich auf die Spiegelausstellung.

Am Nachmittag wurde es ziemlich schwierig für uns, Caro abzuschütteln, denn sie wusste ja nichts von der Spiegelausstellung. Und um ihr das Geheimnis nicht sagen zu müssen, mussten wir sie leider anlügen.
Ich glaube, ich hatte Caro noch nie wirklich angelogen. Vielleicht nur, wenn es sie wirklich nichts anging, doch das kam äußerst selten vor.
Den ganzen Morgen überlegten sich Sophie und ich Ausreden für unsere Freundin. Per SMS teilten wir sie uns mit. Deshalb hätte mich auch fast meine Französischlehrerin entdeckt, doch zum Glück warnte mich Caro rechtzeitig, sodass ich mein Handy noch wegstecken konnte. Ich sagte ihr später, ich hätte Felix eine SMS geschrieben, was sie mir dann auch glaubte.
Als endlich die Schule vorbei war, bereiteten wir uns auf Caro vor. Nach dem wir unsere Schulränzen ins Schließfach gestopft hatten, liefen Sophie und ich liefen in die entgegengesetzte Richtung, wie wir normalerweise zum Busbahnhof liefen, da wir noch ein kleines Stück mit dem Zug fahren mussten.
„Wo lauft ihr denn hin?“ , fragte uns Caro sofort, als sie bemerkte, dass wir eine andere Richtung einschlugen als sonst. „Wir müssen noch dein Geburtstagsgeschenk kaufen! Tut uns leid, aber wenn du mitkommst, weißt du ja, was wir dir zum Geburtstag schenken wollen!“
Sie nickte, auch wenn man ihr anmerkte, dass sie uns nicht richtig glaubte. Sie hatte ja auch erst in drei Wochen Geburtstag! Innerlich hoffte ich, dass sie weiterhin meine beste Freundin blieb.
Langsam trottete meine beste Freundin in Richtung Busbahnhof davon. Ich rannte ihr hinterher, umarmte sie und verabschiedete mich von ihr. Sie sah wirklich nicht gut aus.

Kurze Zeit später stieg ich mit Sophie aus dem Zug. Wir redeten nicht viel, da ich mir Gedanken über Caro machte. Ich hatte mich elend gefühlt, als sie sich einfach umgedreht hatte und weggegangen war, doch was hätte ich sonst tun sollen?

Schließlich hatten wir das Sternenkino erreicht und blieben wieder einmal stehen. Dieses Haus beeindruckte mich jedes Mal auf Neue. Nach kurzer Zeit traten wir näher an die große Tür. Auch diesmal stand wieder ein Schild davor, was beinhaltete, dass der Zutritt verboten war und nur Besucher der Spiegelausstellung eintreten durften.
Im großen Kinosaal brannte bereits Licht. Auf einem der dunkelroten Kinosessel saß Patrick. Er schien uns nicht zu bemerken, denn er blickte zu Arnoria auf, die wieder auf der Empore stand und uns erwartete. Als wir sie erblickten, lächelte sie, doch man merkte ihr deutlich an, dass sie es nicht richtig ernst meinte. Sie hatte Sorgen, das sah man sofort. Eigentlich war auch klar, weshalb: die Schatten.
Auch Sophie und ich setzten uns auf die dunkelroten Kinosessel.
„Schön, dass ihr wieder gekommen seid“, begrüßte uns Arnoria. Schließlich trat Annika durch das Eingangsportal und wir alle begrüßten sie.
Nach einer kurzen Plauderrunde bedeutete uns Arnoria mitzukommen. Wieder kamen wir in den weißen Spiegelsaal, doch was mir sofort auffiel, war, dass jetzt viel weniger Spiegel im Raum waren. Arnoria nickte.
„Ja, Anuk, heute brauchen wir nicht so viele Spiegel wie beim ersten Mal, da ihr ja heute wisst, an welchen Spiegel ihr euch wenden müsst. Die anderen Spiegel waren zu eurer Auswahl da. Ihr solltet so viele Möglichkeiten wie möglich haben.“
Sie lächelte. Anscheinend konnte auch noch Gedanken lesen, es sei denn ich war so leicht zu durchschauen.
Diesmal standen auch keine Stühle mehr da, also blieben wir stehen und warteten auf Arnorias Anweisungen.

Disamour




Als ich den Spiegel von Neuem berührte, Hatte ich wieder dieses Kribbeln im Bauch. Mich umfing zum wiederholten Mal der graue Farbton, als ich die Augen öffnete und wieder fühlte ich mich federleicht. Aber nach kurzer Zeit lichtete sich das tiefe Grau und wurde Hellgrau, doch es war hell genug um etwas sehen zu können.
Ich befand mich auf einer natürlich grauen Wiese. Hinter mir stand, soweit ich es erkennen konnte ein abgestorbener Baum.


... Fortsetzung folgt

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Tag der Veröffentlichung: 16.11.2011

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