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Kitty, die Heldin des Waldes



Sie rannte. Panisch irrte Ihre Blick umher auf der Suche nach einem Versteck, irgendeinem Ort wo sie sich nur lange genug verstecken konnte bis Nelly endlich wieder weg war. Sie hörte die donnernden Schritte hinter sich die Treppe heraufkommen. Ihr Blut rauschte durch die Ohren in einem hämmernden Geräusch und da, plötzlich wusste Sie wo Sie sich verstecken konnte. Schnell schob Sie die Tür auf und kroch in den Schrank.

„Hey du kleine Süße, wo hast du dich denn schon wieder verkrochen?“ kam die Stimme immer näher an den Schrank heran. Sie begann zu zittern und duckte sich tiefer in den Schatten hinter den Jacken.
Die Schranktür wurde geöffnet und ein heller Lichtspalt fiel in den Schrank ein. Blinzelnd versuchte Sie hektisch wieder die Oberhand zu gewinnen, doch da wurde sie auch schon gepackt und hochgehoben. Sich mit Zähnen und Krallen wehrend versuchte Sie verzweifelt frei zu kommen, doch Nelly hatte Sie fest im Griff.

„Ist doch gut Kitty-Maus“ sagte Nelly und versuchte Ihr beruhigend über den Kopf zu streicheln. Kitty fauchte noch einmal und da lag Sie auch schon der engen Transportbox.
Tierarzt.
Kitty hasste den Mann der Sie immer pikste und den Maul aufzwang um Ihre Zähne anzuschauen und an Ihnen herum zu kratzen. Er streichelte Ihr Fell immer gegen den Strich und ließ Sie ekelig schmeckende Medizin schlucken.

Panisch presste Sie ihre Nase gegen das Gitter der Transportbox. Vielleicht konnte sie ja doch noch entwischen und friedlich zurück in Ihre dunkle Höhle huschen, sich zurecht kuscheln und einfach nur träumen. Träumen von den bunten Vögeln die draußen herum flatterten, träumen von den flinken Mäusen im Gras.

Und tatsächlich unten rechts, da war doch das Gitter etwas lose. Sie begann sich gegen das Gitter zu drücken. Nichts. Vielleicht konnte Sie sich ja mit dem Rücken gegen das Gitter stemmen und es so öffnen. Gedacht getan. Doch da begann die Box zu wackeln. Mist, Nelly brachte Sie schon nach draußen.

Ein lautes Krachen und Knallen erklang und ein Ruck ging durch die Box. Durch den Ruck nach vorne gerissen flog Kitty mit voller Wucht gegen das Gitter welches nun unter Ihrem vollen Körpergewicht nachgab.

Gott sei Dank landen Katzen immer auf allen Vier Pfoten und so landete Kitty extrem verschreckt auf dem Asphalt der Straße.
„Kitty!“ schrie Nelly erschrocken und wollte sie wieder packen. Doch Kitty wich Ihren zupackenden Händen aus und sauste in die nahe gelegene Hecke, den kleinen Pfad am Teich entlang, den Sie sonst immer nur vom Fenster aus beobachtet hatte durch den Zaun auf der anderen Seite und rein in das hohe Gras das sich auf der anderen Seite weit dem Horizont entgegen streckte.

Schon immer hatte Kitty davon geträumt diese fernen Weiten zu Erkunden und wilde, spannende Abenteuer zu erleben, neue Freunde zu finden. Und nun wurde Ihr Traum tatsächlich wahr!
Ihr Herz drohte Ihr vor Freude aus der Brust zu springen und sie hielt inne um zu Lauschen. Der Wind rauschte in den Gräsern um Sie herum und etwas zirpte leise um Sie herum. Nervös zuckte Ihre Schwanz und peitschte durch die grünen Halme.

Tausend neue Gerüche strömten in Ihre Nase. Neue, interessante Gerüche, einer besser als der andere.

Neben Ihre Raschelte etwas und lenkte Ihre Aufmerksamkeit auf sich. Etwas grau-braunes kleines huschte neben Ihr entlang und piepste erschrocken auf als es Sie entdeckte.

„Warte!“ rief Kitty der Maus nach als diese panisch das Weite suchen wollte.
Doch die Maus raste jetzt erst richtig los. Kitty machte sich auf Sie zu verfolgen. Sie preschte durch die Grashalme und folgte dem hektischen Herzklopfen des kleinen Nagers. Endlich hatte Sie die Maus eingeholt und Sprang mit einem Satz über Sie hinweg. Kitty baute sich groß vor Ihr auf und die Maus blieb mit weit aufgerissenen Augen vor Ihr stehen.



„Bitte friss mich nicht!“ piepste die Maus zitternd. „Ich mache alles was du willst, aber bitte, bitte friss mich nicht!“

Verwirrt sah Kitty die Maus an. Sie wurde dieses pelzige Ding doch nicht fressen, Sie wollte doch nur mit Ihr reden!
„Ich will dich nicht fressen“ sagte Sie daraufhin. Nun war es an der Maus Sie verwirrt anzugucken.
„Aa.. Aber www… waa.. was wwwillst du dda.. dann?“ stotterte die Maus ängstlich. „Mit dir reden, ich war noch nie hier draußen, ich möchte nur wissen wie es hier draußen ist und was ‚Fische‘ wirklich sind. Wo Kaninchen und Fuchs sich gute Nacht sagen und was diese Welt zu bieten hat!“ rief Kitty energisch.

Der Maus war inzwischen die Kinnlade herunter geklappt und nun sah Sie aus als würde sie sich zu einem Hamster entwickeln. Die kleinen Pausbacken sahen aus, als hätte Sie haufenweise Körner hinein gestopft, aber nun brach das kleine Geschöpf in hysterisches Gelächter aus. Die Maus kugelte sich vor ihr und rollte sich hin und her, die kleinen Pfoten vor Lachen auf den Bauch gepresst.
„Was, was ist denn daran so komisch?“ wollte Kitty etwas beleidigt wissen.

„Nichts!“ keuchte die Maus, noch immer lachend. „Nur, das ich noch nie eine Katze getroffen habe, die so komische Sachen von mir wollte!“ prustend richtete sich der Nager auf seine vier Pfoten auf und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

„Mal ehrlich, du bist die merkwürdigste Katze die ich je zuvor getroffen habe!“
Beleidigt und mit zusammen gezogenen Augenbrauen starrte Kitty die Maus an. Dieses kleine Tier war für seine Größe erstaunlich gemein.
„Vielleicht sollte ich dich ja doch fressen“ murmelte Sie.
„Hey, tut mir leid“ sagte die Maus noch immer grinsend. „Du willst also, das ich dir die Führung durch den Wald gebe, am Tümpel vorbei und dann auch noch zum Kaninchen und Fuchs?“

„Ja ich möchte all das sehen und all diese Tiere kennen lernen, vorher gehe ich nicht wieder nach Hause zurück!“ verkündete Kitty entschieden.
„Nun gut, aber ich warne dich, das Wasser ist tief und die Fische mögen keine Katzen. Die Kaninchen sind hochnäsige Dinger und die Füchse schlau und mysteriös.“
Kitty überlegte kurz doch erwiderte dann „Ich möchte es trotzdem.“

„Nun gut, dann zeige ich dir deine Wunschorte, doch dann darf ich wieder gehen, ja?“
Kitty nickte und die Maus schickte sich zum gehen an.
„Wie heißt du eigentlich?“ fragte Kitty die Maus, nun da Sie Ihr wirklich helfen würde.
„Ich bin Robin“ piepste die Maus „Und du?“
„Mein Name ist Kitty.“
Robin schenkte Ihr einen komischen Blick, sagte aber nichts.
„Nun gut, dann lass uns gehen Kitty“ piepste Robin und tippelte los.

Sie folgte Robin noch eine ganze Weile durch das Gras und kam dann in einen Wald. Hohe Bäume säumten Ihren Weg und der Wind pfiff raschelnd durch die Blätter. Nach einer Weile hörten Sie Wasser plätschern und nach noch einigen weiteren Schritten öffnete sich vor Ihnen eine Lichtung und ein kleiner Tümpel kam in Ihr Blickfeld. Gräser wiegten sich an seinem Ufer und Libellen surrten durch die Luft.

„Ich möchte dich warnen, die Fische mögen Katzen wirklich nicht besonders, Sie haben schon zu viele Opfer an euch verloren und können echt gemein werden“ flüsterte Robin Ihr zu.
Dann sah Kitty sie. Bunter schillernde Fische huschten durch das Wasser und glitzerten wie die Ketten und Ringe die Ihre Zweibeinerin Nelly immer zu tragen pflegte. Kitty schlich sich geduckt immer näher an den Tümpel heran und folgte den umher zischenden Fischen wie gebannt mit den Augen.



Einer der Fische hielt inne und sah in Ihre Richtung, dann schwamm er blitzschnell weg. Doch kurz darauf erschienen immer mehr von den Fischen, sie wirkten überhaupt nicht begeistert von Ihren Besuchern und atmeten schwer das Wasser durch Ihre Kiemen.

Da streckte einer der Fische, mit roten Schuppen den Kopf aus dem Wasser und sprach zu Ihnen.
„Geht weg von hier, wir dulden keine Katzen und du Maus solltest es am besten wissen! Dies ist das Reich der Fische und nicht der Luftatmer!“

„Aber wir wollen euch gar nichts tun!“ rief Kitty dem aufgebrachten Fisch zu und richtete sich aus ihrer geduckten Haltung wieder auf.
„Was wollt Ihr dann in unserem Reich?“ erwiderte der Fisch misstrauisch.
„Nichts Böses, oh König der Fische“ piepste Robin und verbeugte sich vor dem Fisch.
„Die Katze Kitty möchte sich nur euer großes Reich anschauen und bestaunen!“

Der Fisch blickte über hinter sich und dann begannen alle Fische zu lachen und Blasen zu prusten.
„Die Katze Kitty!“ kicherten die kleinen Fische. „Was für ein Name!“ lachten die großen Fische und wackelten mit Ihren Flossen.

Beleidigt zog Kitty die Nase kraus und richtete sich an Robin „Komm Robin, wir sind hier unerwünscht“ und die zwei zogen von dannen.

Nach einiger Zeit hörten Sie wilde trommelnde Pfoten und raschelnde Gräser und erblickten viele Kaninchen die sich gegenseitig jagten. Das Kichern und Johlen der Kaninchen erstarb sobald sie Robin und Kitty entdeckten. Ängstlich hoppelten die Kaninchenkinder hinter ihre Eltern und lugten vorsichtig hinter Ihnen hervor.



„Was wollt Ihr hier?“ fragte das große Kaninchen und klopfte mit seinen großen Füßen ungeduldig und nervös auf den Boden.
„Nichts Böses, oh König der Kaninchen“ sagte Robin und verbeugte sich vor dem großen Nager.
„Die Katze Kitty möchte sich nur euer großes Reich anschauen und bestaunen!“

Da brachen die Kaninchen alle in großes Gelächter aus und kugelten sich auf dem Boden vor Lachen. „Kitty!“ japste eines von Ihnen. „Was für ein Name!“ kicherte ein anderes.

Kitty lies traurig die Ohren hängen und wandte sich Robin zu. „Komm Robin auch hier sind wir nicht erwünscht, vielleicht haben wir beim Fuchs mehr Glück.“

So gingen Sie wieder los und gelangten nach einer Weile auf eine große wunderschöne Lichtung. Sonnenstrahlen tanzten auf den Blättern und Gräsern und Schmetterlinge flatterten elegant von Blume zu Blume.

Am Fuße des größten Baumes lag ein Fuchs mit dem schönsten orange-rotem Fell, das Kitty je gesehen hatte. Als der Fuchs Kitty und Robin erblickte setzte er sich auf und fragte sie „Was wollt ihr hier?“

„Nichts Böses, oh König des Wäldchens“ sagte Robin und verbeugte sich vor dem Fuchs.
„Die Katze Kitty möchte sich nur euer großes Reich anschauen und bestaunen!“



Der Fuchs zuckte mit seinen Schnurbart und erwiderte dann „Es freut mich dich kennen zu lernen Katze Kitty, was hast du auf deiner Reise schon bestaunen können? Hast du den Tümpel und den Fischkönig und die Kaninchen und deren König schon kennen gelernt?“

„Ja“ antwortete Kitty, „jedoch haben Beide mich nur Verspottet und ausgelacht, mein Name sei so merkwürdig, dass Sie sich alle darüber lustig gemacht haben und niemand wollte etwas mit mir zu tun haben.“

Der Fuchs nickte wissend und meinte dann „Katze Kitty, sei nicht traurig, die Kaninchen und Fische werden noch sehen, dass du etwas Besonderes bist und dein Name keinesfalls komisch, sondern Bewundernswert ist. Erinnere dich an meine Worte, heute bist du als Kitty in den Wald gekommen, aber als Heldin wirst du Ihn verlassen.“
Kitty blickte den Fuchs erstaunt an, doch dieser nickte nur noch einmal und verschwand dann raschelnd im Dickicht.

Kitty seufzte und schüttelte den Kopf. „Weißt du was er damit gemeint hat?“ fragte Sie Robin, doch auch die Maus schüttelte den Kopf.
„Komm Kitty, ich bringe dich zurück zur Wiese“ piepste Robin leise und ruckte mit dem Kopf in die Richtung aus der Sie gekommen waren.

Kitty tapste Robin mit geknickten Ohren hinter her. Auf der Lichtung der Kaninchen herrschte diesmal Stille und keine Kaninchenkinder spielten in den Büschen lachend und kichernd.

Die Zwei gingen weiter und schon bald hörten Sie lautes Geschrei. Die Stimmen klangen ängstlich und riefen alle wild durcheinander. Kitty und Robin warfen sich gegenseitig kurz einen Blick zu und lenkten dann ihre Schritte in die Richtung der Schreie.

Sie kamen zu dem Tümpel in dem der Fischkönig herrschte und sahen dort die Kaninchen und Ihren König und den König der Fische.
Eines der Kaninchenkinder war in das tiefe Wasser gefallen und bemühte sich panisch nicht unter zu gehen.
„Helft Ihm doch, mein armes Kleines! Er kann nicht schwimmen!“ rief die Kaninchen Mutter ängstlich den Fischen zu.
„Er ist zu schwer! Wir schaffen es nicht Ihn zurück an Land zu bringen!“ riefen die Fische zurück.

Da sah sich Kitty um und entdeckte einen dicken Ast am Ufer des Tümpels. Kitty rannte zu dem Ast und begann ihn in das Wasser zu schieben. Als der Ast auf dem Wasser trieb und nicht unter ging sprang Kitty auf den Ast und durch den Schwung des Sprunges pflügte das Holz ein ganzes Stück weit durch das Wasser, direkt auf das Kaninchenkind zu.

„Ich kann nicht mehr!“ japste es in diesem Moment und drohte unter zu gehen. Doch Kitty war endlich nah genug heran gekommen. Bevor das Kaninchen endgültig unter gehen konnte packte Kitty es mit den Zähnen vorsichtig im Nacken und zog es bäuchlings auf den Ast. Er schwankte gefährlich, doch hielt Ihr Gewicht.

Die Kaninchen am Ufer jubelten und klatschen Kitty zu und die Fische blubberten Ihnen freudig Beifall. Kitty grinste den Tieren am Ufer zu und begann mit der Pfote in Richtung Ufer zu paddeln. Die Fische schwommen neben dem improvisierten Floß her und brachten Sie sicher zurück ans trockene Ufer.

Die Kaninchen Mutter schloss überglücklich ihr Kind in die Pfoten und alle beglückwünschten Kitty. „Danke, dass du mein Kind gerettet hast!“ bedankte sich die Mutter überschwänglich. „Wie können wir dir nur Danken?“
„Ihr müsst mir nicht danken, ich habe das gerne getan“ erwiderte Kitty erfreut. „Eure Freundschaft ist mir Dank genug.“

„Dann sei dir hiermit unserer ewigen Dankbarkeit und Freundschaft gesichert, tapfere Kitty!“ sagte der König der Kaninchen.
Alle Kaninchen nickten freudig und zustimmend.

Die Fische blubberten und der König der Fische streckte seinen Kopf aus dem Wasser und sagte: „Kitty, für deine tapfere Rettung verdienst du einen Orden und deswegen werde ich dir hiermit den höchsten Orden meines Königreiches verleihen.“
Der König der Fische ruckte mit dem Kopf und einige seiner Kinder kamen mit einem runden Stück Metall zurück das an einer Schnur hing. In großen Buchstaben stand auf dem Orden „CAPTAIN“ geschrieben.
„Von nun an“ fuhr der Fischkönig fort „seiest du bei allen Tieren des Waldes und der Wasser bekannt als Captain Kitty, die Retterin des Prinzen der Kaninchen. Wir alle schulden dir ewige Dankbarkeit und Freundschaft!“

„Vielen, vielen Dank!“ rief da Kitty und freute sich sehr. „Doch nun muss ich leider wieder gehen, denn meine Zweibeinerin Nelly vermisst mich bestimmt schon sehr und ich Sie auch.“

Zum Abschied winkten Kitty alle Kaninchen und Fische hinterher und Kitty winkte Ihnen so lange zurück, bis Sie sie nicht mehr erkennen konnte.
„Das war doch wirklich mal ein Abendteuer!“ piepste es da hinter Kitty.
„Robin!“
„Ja Captain Kitty, es war mir wirklich eine Freude, doch nun muss auch ich nach Hause zu meiner Familie. Lebe wohl Captain Kitty, vielleicht sehen wir uns bald wieder!“
Er winkte Kitty noch einmal zu und verschwand dann raschelnd im hohen Gras.

Was für ein Abendteuer

‘ dachte Captain Kitty bei sich und begab sich durch das hohe Gras auf den Heimweg.


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Tag der Veröffentlichung: 25.06.2012

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