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In meinem Traum lag ich auf dem schwarzen Bett auf dem ich auch eingeschlafen war. Eigentlich konnte ich kaum glauben in einem Traum zu sein. Es schien alles so real.
Es roch sogar genauso, sogar das Bettlaken und die weiche Decke schien ich mit unglaublicher Deutlichkeit zu spüren.
Ein Quietschen an der Tür riss mich aus meinen Überlegungen. Hilfe, selbst im Traum rasten meine Gedanken noch herum. Mein Blick wanderte zur Tür und dort stand Luc. Luc der, als mein Blick ihn traf auf mich zu ging und sich einfach zu mir legte.
Seine Augen blickten mich an.
Und es kam mir fast so vor als würde er in seinem Kopf gegen den Willen ankämpfen bei mir zu sein.
Ich beobachtete wie eine Unbeteiligte, wie sich seine Hand langsam zu meinem Gesicht hob und es vorsichtig berührte. Fast so, als würde es, wenn er nicht behutsam genug was unter seinen Fingern zu Staub zerfallen.
Ich schmiegte mich aus Instinkt heraus an seine Hand und konnte mich gerade noch davon zurück halten vor Freude aufzustöhnen und zu schnurren.
Ich meine, Traum oder nicht, ich bin doch keine wollüstige Katze.
Luc´s Blick wurde dunkler und all seine Vorsicht wich als er mich an seine Brust riss und sein Gesicht in meinen Haaren vergrub.
Ich hörte wie er genießerisch die Luft einsog und konnte nicht verhindern, das sich meine Arme um ihn schlangen und meinen Nägel sich in seine Schultern bohrten.
Plötzlich spürte ich wie er mit seiner Zunge meinen Hals liebkoste, wie leichte Schmetterlingsküsse mein Schlüsselbein bedeckten. Ein Stöhnen drang aus meinem Mund und er sah es anscheinend als Aufforderung an weiter gehen zu dürfen.
Seine Hände wanderten von meinem Gesicht nach unten und umschlossen meine Brüste die sich ihm entgegen wölbten und reizten meine Nippel, die sich sofort hart zusammen zogen.
Ein Knurren klang aus seiner Brust und im nächsten Moment war mein Oberkörper entblößt und mein Nachthemd lag zerfetzt neben mir auf dem Bett. Für einen Traum fühlte ich mich überaus wach. Und vor allem nackt.
Ich keuchte erschrocken auf als sich sein Mund um meinen Nippel schloss und er begann daran zu saugen und zu knabbern.
‚Heilige Mutter Gottes…‘
Mit einem kehligen Lachen richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder auf mein Gesicht. Gierig küsste er mich während seine Hände den Rundungen meines Hinterns folgten und zudrückten…

Ein Knall riss mich aus meinem Traum und plötzlich fand ich mich alleine, bekleidet und vor Begierde zitternd auf meinem Bett wieder.
Stimmen schrien unten wild durcheinander und ein ratterndes Geräusch hielt lange an.
Das war doch nicht möglich… Konnte es ein Maschinengewehr sein? Mit einem Schlag war ich Hellwach und aus dem Bett heraus. Ich schlüpfte in den Bademantel der im Bad hing und hastete aus meinem Zimmer heraus.
Die Treppe runter rasend wäre ich am Ende fast in Jace hineingerannt, der sich mir demonstrativ mit verschränkten Armen in den Weg stellte.
‚Wo willst du denn hin, mh?‘
‚Naja wenn es klingt als wäre das Haus unter Beschuss will ich lieber wissen was los ist. Ich steh nicht so drauf wie ein Schweizer-Käse herumzulaufen verstehst du?‘
Jace verdrehte genervt die Augen, packte mich dann beim Arm und zerrte mich den Flur hinunter.
‚Niemand schießt hier Cleo‘ murrte er im gehen und öffnete die Tür zu dem Raum in dem ich Luc das letzte Mal fast zerfleischt hätte… Hilfe ich durfte jetzt nicht an Luc denken, meine Gedanken schwirrten noch immer um meinen höchst realistischen Traum. Jace ließ meinen Arm erst los als er mich direkt vor dem Fenster platziert hatte sodass ich eine gute Sicht auf das draußen Geschehende hatte.
Luc.
Um das spärlichste, nur Boxershort und Shirt bekleidet, hockte in Angriffstellung da. Blut rann ihm aus dem Mundwinkel und sein rechtes Bein wirkte merkwürdig abgewinkelt.
Und ihm gegenüber stand ein dunkler Schatten. Ja ich weiß, geniale Beschreibung von einer Gestalt, aber mehr war ich nicht im Stande zu erkennen. Es sah fast so aus als würde dieses schwarze Wesen sich zerfasern und wieder zusammensetzten, sodass mein Blick sich nicht auf ihn festlegen konnte.
In dem Moment wo ich gerade dachte meine Augen hätten einen Schaden, verfestigten sich die Umrisse und ich hatte den Blick frei auf einen hoch gewachsenen Mann in einem langen schwarzen wallenden Cape.
Oh. Mein. Gott.
Der Typ hatte eindeutig Bram Stalkers `Dracula´ zu oft gelesen. Jace war neben mir unruhig geworden und stierte mit nervösem Blick nach draußen.
‚Nicht gut...‘ murmelte er und beeilte sich aus dem Raum nach draußen zu kommen. Nicht schnell genug. Luc und Dracula knallten aufeinander und jetzt wusste ich auch warum es so geklungen hatte als würde jemand das Haus zu Kleinholz schießen.
Es hagelte von Beiden Parteien Fußtritte, Faustschläge und das alles in einer Geschwindigkeit die mich die Augen aufreißen ließ.
Genauso schnell wie die zwei aufeinander geprallt waren lösten sie sich voneinander.
‚Jace geh zurück!‘ brüllte Luc als Jace im Hauseingang auftauchte und ihm zu Hilfe eilen wollte.
Der schwarz Umhüllte fuhr herum und erfasste Jace mit seinem Blick. Zum ersten Mal konnte ich sein Gesicht genau erkennen und mir stockte der Atem. Dracula sah einfach nur hinreißend aus.
War das so ein Vampir Ding, das man sobald man ein lebender Toter wurde an unsterblicher Schönheit erlangte?
Wenn ja hatte es bei mir ziemlich versagt dachte ich missmutig.
Als könnte er meinen Blick spüren fuhr sein Kopf zu mir herum und ich könnte schwören, dass er genau mich ansah. Und nicht nur eine Spieglung im Fenster.
Seine Augen waren rot wie Rubine und leuchteten in einem irren Glanz.
Ich hörte dumpf wie Luc erneut aufbrüllte als Dracula ansetzte in meine Richtung zu laufen.
Mein Kopf fühlte sich an wie in Watte gepackt, alles war so verschwommen und weich, die Umrisse meiner Umgebung zerfielen vor meinen Augen und setzten sich wieder zusammen, zerflossen erneut und konnten keine feste Form mehr annehmen.
Alles was deutlich zu erkennen war, waren die roten Rubine die auf mich zu kamen und die Smaragde, die das rote Leuchten aus der Bahn heraus warfen.
Mit einem Mal war mein Kopf wieder klar und ich sah mit erschreckender Klarheit wie sich Luc und Rubin-Auge in einem Knäul aus Armen und Beinen über den Boden rollten.
‚Luc…‘ entfuhr es mir leise, aber sein Blick suchte sofort meinen und ich konnte darin lesen wie seine Entschlossenheit zunahm.
Er packte Dracula bei seiner Garderobe und schleuderte ihn mit einem Ruck weg, hinaus in die Dunkelheit wo sich Draculas Körper wieder zerfaserte und von einen auf den andren Moment verschwunden war.
Als sich hinter mir etwas bewegte schrie ich wie am Spieß auf. Ich bin ja nicht überängstlich. Eigentlich.
Aber nachdem was ich soeben gesehen hatte fand ich hatte ich das Recht dazu leicht hysterisch zu sein. Aus dem Augenwinkel sah ich wie draußen Luc auf mich zu sprintete und irgendwas brüllte.
Ich glaube alles lief in Zeitlupe ab, weil mir alles so verschwommen vorkam und Luc seltsam langsam lief. Wie mit Klebstoff unter den Füßen.
Neben mir hatte sich die Bewegung die mich so erschreckt hatte verfestigt und nun sah ich was Luc mir hatte sagen sollen.
Manchmal kann auch wirklich eine von der langsamen Sorte sein.
Dracula.
Ich kicherte hysterisch.
Hey ich meine, wann hat euch Draculas Reinkarnation schon mal leibhaftig in voller Größe gegenüber gestanden? Mit Reißzähnen und Flattercape?
Ich vermute mal noch nie und damit landen wir im selben Club.
Zumindest bis jetzt.
Im Gegensatz zu Luc bewegte sich Dracula mit erschreckender Geschwindigkeit auf mich zu und packte meinen Hals im Würgegriff.
Und eines weiß ich nun auch, Vampirella hin oder her, Schmerzen konnte ich immer noch spüren.
Und wie er mir die Luft abschnürte, tat verdammt weh.
Ich krallte meine Finger um seine zupackende Hand und versuchte erfolglos sie zu lösen. Ein Brechen von Glas ließ mich erahnen das Luc sich seinen Weg durchs Fenster genommen hatte und nun hinter mir stand.
Und genau in diesem Moment schwappte die Zeit wieder in ihr richtiges Gefüge zurück.
'Lass. Sie. Los!' hörte ich Luc's vor Wut bebende Stimme.
Als Antwort gluckste mein Gegenüber belustigt und packte noch fester zu, was mir ein schmerzhaftes Keuchen entrang.
So langsam aber sicher begann mein Blickfeld sich zu verdunkeln und bunte Sterne tanzten mir vor den Augen.
Wenn er mich nicht gleich losließ, würde ich es wohl nicht mehr allzu lange machen.
Und das als super-duper Vampirella.
Ha. Ha.
‚Lass sie los!‘ fauchte Luc erneut. Seine Worte hallten so merkwürdig nach... Dracula kicherte irre und zog mich noch näher zu sich heran. Er roch irgendwie falsch. Und auch ein wenig nach Müllkippe wenn meine Nase das richtig einordnete.
Dann hielt Dracula inne und roch an mir, oder besser gesagt schnüffelte. Wie ein Hund. Nebenbei bemerkt ein stinkender Hund. Plötzlich hielt Dracula inne und schnüffelte erneut an meinem Hals.
‚Kann das sein? Sie ist deine Gefährtin, du hast sie gefunden?‘ kreischte plötzlich Draculas Stimme in mein Ohr. Ich war nicht wirklich fähig dem weiteren Sinn seiner Worte zu folgen.
‚Luc der Beschützer und Verweigerer aller natürlichen Triebe hat seine Gefährtin gefunden!‘
Draculas scharfe Fingernägel, die wohl eher langen gebogenen Krallen glichen, bohrten sich tief in meinen Hals, sodass ein Blutrinnsal meinen Hals hinab sickerte.
‚Lass sie gehen Nathan!‘
Ah Dracula hatte doch einen Namen. Und dazu noch einen ganz passablen als komplett Verrückter der er war.
‚Nein, nein wo bleibt denn dann der Spaß? Du weißt doch noch was mit meiner Lilly passiert ist Lucilein‘ säuselte Nathan, alias Dracula und begann mich in Richtung Fenster zu zerren.
Was ich von Lucs Gesicht sehen konnte verlor auch noch den letzten Rest an Farbe. Er sah nun fast wie eine von diesen kalkweißen, venezianischen Masken aus. Aber immer noch ziemlich gut, spann mein Gehirn weiter.
‚Nathan ich bitte dich, Lilly hat sich selbst gerichtet! Sie wählte den tot als sie drei Familien auslöschte und wandelte! Sie kannte das verdammte Gesetz!‘
‚Halt den Mund! Halt dein dreckiges Maul! Du hast sie mir genommen, das Einzige was mir jemals etwas bedeutet hat, hast du mir...‘
‚Ich hatte keine Wahl!‘
Nathan hatte es geschafft mir vor das zerbrochene Fenster zu zerren.
‚Ich habe nun auch keine mehr‘ knurrte er und hob seine freie Hand in der es plötzlich silbern glänzte.
Der Kerl war doch absolut irre! Panisch starrte ich den blitzenden Dolch an.
‚Sage ihr Lebewohl Luc,‘ sagte Nathan in einer monotonen Stimme ‚spüre den Schmerz den mein Herz nun schon weit über Dreihundert Jahren dulden muss!‘ Ich spürte wie die Schneide die Haut an meinem Hals verletzte und spürte wie mir mein Blut in einem dünnen Rinnsal herunter ran.
Okay.
Hallo bauschige Wölkchen und Engelchen ich komme.
Aus.
Vorbei.
Und das mit meinen süßen achtzehn Jahren.
Ein Ruck ging plötzlich durch Nathans Körper und wie durch ein Wunder löste sich seine Hand von meinem Hals und ich kippte benommen nach vorne.
Mit einem dumpfen Geräusch schlug ich auf dem Boden auf und rang schwer nach Luft. Mir drehte sich alles und Übelkeit wühlte in meinen Eingeweiden.
Neben mir konnte ich ein wildes Handgemenge ausmachen und als ich dachte es könnte noch schlimmer kommen nahm mich die Dunkelheit in ihre zärtlichen Arme und senkte samtene Schwärze zum wiederholten mal in kurzer Zeit über mich.

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Was ich als nächstes spürte war nicht etwa eine weiche Wolkendecke oder der Teppichboden auf dem ich zusammengebrochen war, sondern das Prasseln von warmen Wasser auf meiner Haut. Und zum Gegensatz der pochenden Übelkeit in mir hielt mich irgendjemand in den Armen und fuhr mir sanft durch die Haare.
Als ich blinzelte sah ich den Boden der Dusche auf dem Schaumflocken in Richtung Abfluss wanderten und zwei paar nackte Füße.
Also bei dem einen Paar war ich mir ziemlich sicher das es meine waren. Und die anderen... Ähm. Moment mal.
Erschrocken begann ich zu zappeln und wehrte mich gegen die Hände die mich hielten. Statt aber locker zu lassen wurde ich noch fester gehalten.
Ich weiß echt nicht wie andere reagieren wenn sie jemand in einer Dusche festhält, aber ich bin da doch etwas hysterisch. Mich weiter windend versuchte ich mich herum zu drehen um zu sehen mit wem ich da in der Dusche gelandet war.
‚Kannst du dich bitte wieder beruhigen?‘
Oh. Nein. Bitte. Nicht.
Reichte es nicht schon, dass ich diesen Traum gehabt hatte? Diesen höchst realistischen Traum?
Anscheinend nicht.
Lucs Körper war nackt. Und zwar vollkommen. Und als ich so an mir herunter sah wurde ich mir meiner Nacktheit auch bewusst.
Erschrocken quietschend hob ich meine Hände um mich notdürftig zu bedecken.
‚Ich weiß leider nicht mehr was du denkst, aber ich hatte nichts vor was dir missfallen hätte. Dazu warst du in seinen Geruch gehüllt und auch noch voller Blut.‘
Krampfhaft bemüht meinen Blick nicht auf die untere Hälfte seines Körpers zu gucken, hielt ich dem Starren seiner Augen stand.
‚Ah ja, richtig ähm kann ich dann ein Handtuch haben?‘
Wütend blitzten seine Augen auf.
‚Nein.‘
‚Nein?‘
‚Nein‘ kam die erneute Bestätigung.
Nervös ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen.
‚Nein, du kannst kein Handtuch haben. Weil ich das Handtuch ersetzten werde.‘
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf als er einen weiteren Schritt auf mich zu machte.
‚Ach ist das so?‘
Meine Stimme glich einer Quietsche-Ente.
‚Oh ja. Du bist meine Gefährtin Cleo.‘
Oh richtig, Nathan hatte das doch erwähnt als er versucht hatte mich umzubringen.
‚Aber ich weiß doch noch nicht einmal was das ist‘ blubberte ich weiter.
Luc verdrehte die Augen.
‚So schwer zu verstehen ist das nicht. Ich habe auf dich gewartet Cleo, habe über Fünfhundert Jahre darauf gewartet dich zu finden. Und jetzt wo ich dich gefunden habe, lasse ich dich nicht mehr gehen. Und wenn ein Unsterblicher erst einmal seine Gefährtin gefunden hat, dann trennt er sich nie wieder von ihr.‘
Er war mir nun so nahe das ich nichts anderes mehr angucken konnte außer ihn.
Und er sah so gut aus.
Wenn nicht dieses leise vernünftige Stimmchen in mir gewesen wäre, das mich anbrüllte doch vernünftig zu sein, hätte ich mich liebend gerne an seinen Körper geschmiegt um jeden einzelnen Zentimeter zu spüren und wenn möglich auch zu schmecken.
Waren das meine Gedanken? Hilfe, was stellte er bloß mit mir an? Oder war vielleicht diese Gefährtinnen Sache daran schuld?
Luc schaffte es doch glatt dass ich keinen gescheiten Gedanken mehr fassen konnte, dabei kannte ich ihn doch erst ein paar Tage. Wo war meine Vernunft geblieben?
Wahrscheinlich mit deiner Menschlichkeit zusammen gestorben, flüsterte mir mein Verstand boshaft zu.
Seine Hände streckten sich in meine Richtung aus und zogen mich mit dem Rücken zu ihm vorsichtig zurück zu ihm heran und verschwanden wieder in meinen Haaren. Sanft begann er meine Kopfhaut zu massieren. Ich unterdrückte ein stöhnen, der Mann hatte magische Hände!
‚Ich werde literweise Shampoo brauchen um seinen Geruch von dir herunter zu waschen‘ murmelte er murrend, während er sich die Shampoo Flasche schnappte und ihren Inhalt auf meinen Kopf leerte.
Ich schnupperte und roch Limonen. Sonst nichts.
Na gut er war der ältere Vampir und hatte wahrscheinlich die bessere Nase, aber ich konnte mir nicht vorstellen das ich so schlecht roch.
Plötzlich schob er mich wieder unten den warmen Wasserstrahl und ich kniff die Augen zusammen um Shampoo in den Augen zu vermeiden.
Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass Luc meine geschlossenen Augen schamlos ausnutzen würde.
Seine Hände wanderten von meinem Kopf in meinen Nacken und tiefer den Rücken hinunter.
Er malte mit dem Schaum kleine Kreise auf meinen Rücken und ich konnte ein enttäuschtes Stöhnen nicht unterdrücken als er mir seine Hände entzog und sich wieder meinen Haaren widmete.
‚Du weißt das ich dir nicht weh tun werde Cleo?‘
‚Weiß ich das?‘ kam meine Antwort stoßweise. Was zum Teufel machte er mit mir?
‚Sag mir das du es weißt‘ flüsterte er an meinem Ohr und setzte darunter einen Kuss.
Ich zuckte zusammen und schüttelte den Kopf, sagte aber ‚Ja ich weiß es.‘
Wie als hätte ich eine magische Formel gesagt war er mir so nah wie nie zuvor.
Seine Lippen wanderten von meinem Hals hinunter zu meinem Schlüsselbein und kitzelten meine Schultern.
Seine Hände waren wieder auf meinem Rücken, aber glitten diesmal noch tiefer hinunter zu meinem Hintern und umfassten ihn. Mit einem Ruck zog er mich an seinen Körper wo ich nun deutlich seine Härte spürte, die sich hoch aufgerichtet an meinen Bauch bemerkbar machte.
Nun ging nicht nur mein Atem mehr stoßweise sondern auch er atmete schwer.
‚Du machst mich verrückt!‘
Oh das machte er mich auch!
Meine Hände begannen wie ohne mein eigenes Zutun über seinen Oberkörper zu wandern und tasteten sich über seine straffen Muskeln zu seinen Schultern und krallen sich dort fest als er mit einem Finger plötzlich in mich eindrang.
‚Was..?‘ keuchte ich und bog meinen Rücken durch.
Er bewegte leicht den Finger und ich versuchte mich von ihm weg zu winden, aber gleichzeitig wollte ich noch mehr von ihm spüren.
Und nicht nur seinen Finger in mir, sondern seine stark angeschwollene Männlichkeit die zwischen uns Beiden mittlerweile nicht mehr ignorierbar empor streckte.
Ich zappelte noch ein wenig stärker bis er mit einem knurren sich aus mir zurück zog und mich frei gab.
Allerdings verließen seine Hände nicht meinen Körper sondern wanderten weiter suchend über ihn.
Erstaunt blickte er mich an als mir plötzlich eine Idee kam und mich auf die Knie herunter ließ.
Ich packte seine Männlichkeit mit einer Hand und kam mit meinen Lippen sehr nah an seine pralle Eichel heran.
Er zog scharf die Luft ein als ich begann mit der Zunge über ihn zu fahren und keuchte als sich meine Lippen vollkommen über ihn stülpten. Er schmeckte so salzig gut, und durch das Shampoo was auch er abbekommen hatte ein klein wenig nach Limone.
Bevor ich jedoch fortfahren konnte ihn weiter zu quälen zog er mich wieder auf die Füße und küsste mich stürmisch.
"Gar nicht so unschuldig…‘ murmelte er dabei und packte mich mit beiden Händen unter meinem Hintern und drückte mich an die kalte Duschwand. Eines meiner Beine ließ er wieder los.
‚Spreiz die Beine!‘
Gehorsam und zitternd wollte ich seinem Befehl folgen doch das ging ihm anscheinend zu langsam.
Ungeduldig zog er mir die Beine auseinander und drang erneut mit einem Finger in mich ein während er mich küsste. Ein zweiter Finger folgte und ich schrie auf als er meine Lustperle dabei streifte.
Ich hatte so etwas noch nie erlebt. Klar, ich war schon geküsst worden und hatte mich mit einem Jungen auch schon mal auf die 1. Base vorgewagt, aber dabei nie so ein Feuerwerk der Emfpindungen und Gefühle gespürt. Und ich glaube es war Luc auch nicht so klar wie mir, das er gerade kurz davor war mir meine Unschuld zu stehlen.
‚Du bist so eng, hast du denn noch nie…‘
Ich hab gedacht ich hätte das Gedankenlesen abgestellt! Wie kam er jetzt bloß da darauf?
Er riss ungläubig seine Augen auf als er die Bestätigung seiner unfertigen Frage in meinem puterroten Gesicht las.
Dann breitete sich ein spitzbübisches Lächeln auf seinem Gesicht aus. Oh. Oh. Also ob das gut war wusste ich jetzt nicht.
‚Wenn das so ist kann ich dich doch nicht einfach so davon kommen lassen, das müssen wir anders angehen.‘
Gesagt, getan und er zerrte mich auf seine Arme und trug mich aus dem Badezimmer auf das noch vom Schlaf zerwühlte Bett. Er ließ mich auf das Bett plumpsen und gesellte ich zu mir.
Bevor ich mich vollkommen verwirrt zu ihm drehen konnte, kniete er sich vor mich und schob meine Beine auseinander. Zufrieden legte er sich meine Unterschenkel über die Schultern, zog mich noch ein Stück weiter zu sich heran und beugte sich über mich.
Mit den Fingern spreizte er meine Weiblichkeit und stöhnte bei ihrem Anblick auf. Als deine Zunge in mich eintauchte wurde mir schwindelig und heiß. Meine Hände krallten sich neben mir in die Laken und die Nägel bohrten sich durch sie hindurch…
Perplex erstarrte ich.
Luc stoppte mit seinen Liebkosungen als er bemerkte, dass ich nicht mehr reagierte.
Mit besorgtem Blick richtete er sich etwas auf. Ich hielt mir die Hände vors Gesicht und starrte sie an.
Die Nägel waren lang geworden. Und pechschwarz.
Luc starrte sie auch an. Aber anders als ich starrte er vor Entsetzen und nicht wie ich vor Faszination.
Mit einem Satz war er aus meinem Bett heraus und stand vor mir.
Ich drückte mich mit den Beinen am Kopfende des Bettes hoch, um nicht die Hände benutzen zu müssen.
‚Nein, bitte nicht…‘ flüsterte Luc.
‚Was ist denn? Ich versteh nicht was du…‘
‚Wieso du? Wieso unter allen existierenden Unsterblichen du?‘
Er war während des Sprechens immer lauter geworden. Die letzten Worte hatte er beinahe geschrien.
Sein Gesicht hatte sich verzerrt und seine Vampir Zähne waren deutlich zu erkennen. So wie er nun aussah hätte ich Angst haben sollen, aber momentan war ich zu sehr damit beschäftigt verwirrt zu sein.
Was war an den Nägeln denn so verdammt schrecklich?
Mal abgesehen davon, dass sie irgendwie unheimlich, aber gleichzeitig cool waren und ohne das ich es bemerkt hatte gewachsen waren. Sollte ich es wagen noch einmal nachzufragen was los war?
Seinem Blick nach sollte ich es nicht riskieren, meiner Neugierde nach aber schon.
‚Kannst du mir mal sagen was ich so schreckliches getan habe?‘
Mit bitterbösem Blick zerrte er mich auf die Füße und schleppte mich zurück ins Bad und vor den Spiegel.
‚Schau doch selbst!‘
Vor dem Spiegel fiel mir mal wieder auf das ich nackt war und lief knallrot an. Eine dumme Angewohnheit, aber ich bin wohl doch recht verklemmt was meine Blöße angeht.
Im Spiegel sah ich nichts auffälliges, nur mich und Luc.

"Sieh genauer hin", wies er mich darauf hin an. Ich beugte mich näher an den Spiegel heran und entdeckte, das sich die Äderchen an meinem Hals merkwürdig dunkel durch die Haut abzeichneten. Und natürlich meine neuen schwarzen Krallen. Konnte es Zufall sein das ihn die so erschreckt hatten? Mich hatte diese Entdeckung ja auch überrascht. Vielleicht war das ein weiteres Vamp Ding?

Instinktiv tastete ich mit den Händen über meinen Hals, aber die dunklen Linien blieben da wo sie waren.
‚Was ist das?‘
‚Der Verfall.‘
Ein Knurren kam aus seiner Brust und ließ den Spiegel erzittern.
Verfall.
Das klang gar nicht gut. Überhaupt nicht gut, um genau zu sein eher Panikattacken gut.
Mühsam fasste ich meine Stimme wieder zusammen.
‚Wie oder was genau ist das?‘
‚Was ist an dem Wort Verfall nicht zu verstehen‘ fauchte er mich an.
Als ob ich daran Schuld wäre. Mh, gut vielleicht war ich das ja, ich kannte mich ja schließlich noch immer nicht in dieser neuen Welt aus.
Vielleicht trug ich sogar bald noch die Schuld am Tod aller Menschen auf der ganzen Welt, der Wale und oh, wie wäre es mit der Erderwärmung? Na gut das ist wohl übertrieben, aber wer weiß das schon?
Mit mühsam beherrschen Gesicht versuchte er wieder zu reden.
‚Der Verfall ist das Einzige was unsere Rasse umbringen kann, ohne das Kugeln und Klingen eine Rolle spielen müssen. Er setzt ein wenn ein e Gefährtin von einem anderen Vampir, der nicht ihr Gefährte ist, Blut in ihren oder seinen Kreislauf bekommt.‘
Geschockt schaute mein Spiegelbild ihn an. Wann sollte das passiert sein? Außer Luc und Jace kannte ich keinen anderen Vampir. Oder doch. Dracula, alias Nathan. Aber wie war sein Blut in mein System geraten?

"Aber wie?" brachte ich hervor. "Es muss sich irgendwo an dem Dolch befunden haben den Nathan benutzt hat um dich zu bedrohen. Anders kann ich es mir nicht erklären."

‚Also werde ich… sterben?‘
Mir war plötzlich kalt.
Sterben war nicht mein Plan gewesen, obwohl ich ja eigentlich schon irgendwie tot war.
Ließ man das außer Acht wollte ich aber trotzdem noch nicht mit achtzehn das Antlitz dieser Welt verlassen.
Ich hatte schließlich auch noch Träume!
Zum Beispiel nach Amerika fliegen und in Las Vegas in den Kasinos spielen, nach Irland fahren und danach nach Schottland um Nessie zu besuchen.
‚Ich weiß es nicht‘ sagte Luc mit sehr, sehr leiser Stimme. ‚Aber wir sollten davon ausgehen das es dir in spätestens fünf Tagen nicht mehr möglich ist darüber nachzudenken.‘
‚Gibt es denn keine Möglichkeit es aufzuhalten?‘
Verzweifelt blickte ich in sein starres Gesicht. Erst durch meine flehende Stimme schien er zu bemerken, dass er mich der Situation entsprechend nicht richtig behandelte. Ich war seine Gefährtin, dazu ausgewählt für immer mit ihm verbunden zu sein und jetzt, wo er mich gefunden hatte, sollte er mich gleich wieder verlieren. Fünfhundert Jahr hatte er gesagt. Ich wollte mir so eine lange Lebenszeit gar nicht ausmalen.
Sein Blick konnte meinem nicht stand halten, stattdessen folgte er dem verhassten Muster das meine verfärbten Adern bildeten.
‚Ich weiß es nicht, ich muss ein paar Erkundigungen einziehen, vielleicht gibt es ja einen Weg es aufzuhalten.‘
Er kam wieder zu mir und umfasste mit seinen Händen mein Gesicht. Vorsichtig fuhr er mit dem Daumen über meine Wange. Seine Augen blickten in meine und ich war mir nicht sicher was ich darinnen lesen sollte.
Wut, Hass, Verzweiflung, aber auch Zuneigung, Zärtlichkeit und Furcht.
In meinen Hals hatte sich ein Kloß gebildet, dieser unangenehme Heulkloß bevor man immer in Tränen ausbricht. Ich wollte nicht weinen, ich wollte stark sein!
Heulen würde mir mein komplett durch geknalltes Leben auch nicht wieder in die richtige Bahn rücken.
‚Ich werde tun was auch immer ich tun muss um dich nicht zu verlieren.‘
Da ich meiner Stimme nicht traute nickte ich einfach nur ruckartig und versuchte noch immer krampfhaft die Tränen runter zu schlucken. Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und löste sich dann wieder von mir.
‚Ich muss ein paar Anrufe machen,‘ murmelte er abwesend und schnappte sich dabei eines der Handtücher aus dem Schrank um es sich hastig um die Hüften zu wickeln ‚und danach werden wir nach England fliegen, zum Hauptsitz unseres Clans, da haben wir vielleicht noch größere Chancen eine Lösung zu finden.‘
Er war schon fast an der Tür, als er sich noch einmal herumdrehte.
‚Bitte hab keine Angst. Wir schaffen das.‘
Als sich die Tür mit einem klicken hinter ihm schloss konnte ich die Tränen nicht mehr aufhalten. All die neuen Eindrücke und Informatinen die ich nicht richtig verarbeiten konnte und manchen auch einfach nicht verstand, forderten nun ein was ich bisher zurück gedrängt hatte. Hilflos kauerte ich mich auf dem zu großen Bett zusammen und weinte bis mich der Schlaf in die Arme schloss.

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Er hörte genau wie seine Gefährtin in Tränen ausbrach. Und er hörte es auch als sie endlich in den Schlaf über dämmerte. In der Zwischenzeit hatte er alle angerufen von denen er auch nur die geringste Hoffnung gehabt hatte sie wüssten was zu tun sei und in England Bescheid gegenem, das er und seine Gefährtin am nächsten Tag dort anreisen würden. Danach hatte er gewartet, dass sich Cleo beruhigte.
‚Luc ich will ja nichts sagen, aber weiß der Clan das ich auch noch mit von der Partie bin?‘
Mit unruhigem Blick fasste er Jace ins Auge.
‚Ich denke mal das können sie sich zusammenreimen.‘
‚Ah okay, gut ich wollte es nur wissen, weil ich das letzte Mal, als wir dort unangemeldet aufgetaucht sind, beinahe von der kleinen blonden "Sekretärin" am Empfang in drei Teile gehackt worden wäre.‘
Luc schwieg und gab sich wieder seinen düsteren Gedanken hin. Alles in ihm sehnte sich danach wieder zu ihr nach oben zu gehen, sie in die Arme zu schließen, nur damit sie merkte, dass sie nicht allein war. Es zerriss ihn förmlich hier mit Jace zu sitzen und abzuwarten. Abzuwarten, dass der Tag verstrich und er sich auf den Weg machen konnte Cleo zu helfen.
Stumm legte er die Hände zusammen, stütze die Ellbogen auf die Knie und legte seine Stirn auf die gefalteten Hände.
Herr Gott, ihm war es einfach nicht vergönnt seine Gefährtin zu besitzen.
Hätte er gewusst was dieser innige Wunsch seinerseits mit sich bringen würde, hätte er sich nie auch nur gewünscht sie zu treffen.
Seine Gefühle hatte er nicht mehr unter Kontrolle, die Kontrolle die er so liebte und ohne die es ihm unter normalen Umständen unmöglich war zurecht zu kommen.
Doch seit er Cleo als die seine erkannt hatte, war alles aus den Fugen geraten. Dass er sie gewandelt hatte, war zunächst nicht vorgesehen. Es kam oft vor das Menschen in Konflikten zwischen wilden und neutralen Vampiren starben und nur die wenigsten wurden gewandelt.
Und dann war auch noch Nathan, ein Rouge Vampir zurück gekehrt und hatte ihm seinen kostbaren Schatz vor der Nase vergiftet. Er hatte sich noch nicht einmal Rächen können, weil ihn die Sorge um Cleo gelähmt hatte und ihn nun an dieses Haus fesselte.
Wenn er gewusst hätte wie schwer es werden würde, wenn er einmal seine Gefährtin gefunden hatte, hätte er es sich vielleicht nicht so sehnlichst gewünscht. Und eigentlich hatte er es auch schon vor hunderten von Jahren aufgegeben seine für ihn Bestimmte zu suchen.
Das ihn dieses Kind, denn mehr war Cleo nicht, so verzaubern würde konnte er ja nicht ahnen. Er ballte die Hände hilflos zu Fäusten und stand dann auf.
Leise stieg er nach oben zurück in Cleo’s Zimmer. Sie schlief. Ihr Augen waren rot geschwollen und als er das Kissen befühlte war es noch ganz feucht von ihren Tränen. Wütend auf sich selbst wandte er sich ab. Jetzt hatte er sie unglücklich gemacht, wobei sie doch viel mehr Zuspruch benötigt hätte.
Immer wieder vergaß er wie neu das alles für sie war. Es fühlte sich beinahe so an als wäre sie schon sein ganzes Leben bei ihm gewesen. Ein Körperteil das endlich wieder zu ihm zurück gekehrt war.
Kurz beugte er sich noch einmal zu seiner Gefährtin vor, saugte ihren himmlischen Geruch ein und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.
Ja, er würde alles tun damit er sie behalten konnte.

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Von lauten Stimmen wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Das Schlagen von Autotüren und das Brummeln von Jace Stimme klangen durch das Fenster und der Mond funkelte wie eine Sichel am Himmel.
Wie lang hatte ich geschlafen?
Meine Augen brannten, ich glaube ich hätte mit meinen roten Augen selbst Nathan Konkurrenz bieten können.
Schlapp schwang ich die Beine aus dem Bett und wankte zum Fenster. Unten hantierte Jace am Truck und lud Taschen auf die Ladefläche.
Luc hatte unsere Abreise also schon organisiert.
Schwankend erreichte ich den Kleiderschrank und musste entdecken das bis auf eine schwarze Hose, einen ebenso schwarzen Pulli und der farblich passenden Unterwäsche nicht mehr da rinnen war. Schwarz schien hier die Modefarbe zu sein.
Na klasse, jetzt zog mich Luc auch schon praktisch selbst an. Wie würde das weiter gehen, wenn diese dumme Krankheit noch weiter fortschritt? Würde er mir dann auch noch irgendwann die Zähne putzen?
Zunächst einmal müsste ich dieses `Verfall´ Problem lösen um das noch heraus zu finden. Ich meine, Wissenschaftler entwickelten doch ständig Sachen um Krankheiten aufzuhalten und Vampire lebten doch ewig. In dieser Ewigkeit hätte doch einer mal ein Antiserum erfinden können! Unfähige Blutsauger.
Ich zog mich so schnell an wie es mir möglich war ohne nicht ständig das Gleichgewicht zu verlieren und schlüpfte dann in die schon bereit stehenden, natürlich schwarzen Ballerinas. Ich verließ mein Zimmer und taste mich unsicher zum Treppenabsatz vor.
Plötzlich ohne Vorwarnung wurde ich in die Luft gehoben. Naja, Luft in Form von Luc der mich kurzer Hand auf die Arme genommen hatte. War ich denn ein Kleinkind das unfähig war zu laufen? Wütend griff ich zur Seite und klammerte mich am Geländer fest.
‚Lass mich sofort runter!‘
Luc erstarrte und biss knirschend die Zähne aufeinander.
‚Du spürt doch schon die Anzeichen des Verfalls, lass mich dir doch helfen.‘ Ich mochte vielleicht etwas wackelig auf den Beinen sein, aber so schlimm war es gerade nun wirklich nicht gewesen.
‚Luc, lass mich jetzt bitte sofort runter!‘
Mit spürbarem Wiederwillen setzte er mich wieder auf den Stufen ab, ließ mich aber nicht alleine sondern klebte förmlich an mir, wie mein neuer zweiter Schatten.
Unten angekommen zitterte ich höllisch, aber mein Stolz verbat es mir mich an zu lehnen, obwohl ich mich ehrlich gesagt danach sehnte eben das zu tun. 
‚Geh schon mal zum Wagen, ich hole noch eben ein paar Dinge.‘ Und weg war Luc auch schon.
Genau das hatte ich doch eigentlich gewollt, oder nicht? Doch sein Fehlen tat mir fast schon körperlich weh. Du kennst ihn doch kaum, raunte mir die kleine Stimme im Hinterkopf zu.
An der Tür krallte ich mich kurz fest und beeilte mich dann die Strecke von der Haustür zum Wagen zurück zu legen.
Der Truck war ein Dreisitzer, das hieß, dass man sich vorne zu dritt auf eine Bank mit Anschnallgurten quetschen musste. Mein Platz war deutlich zu erkennen.
Irgendwer hatte in der Mitte der Bank ein Nest aus warmen flauschigen Decken gebaut, welches mich herzlich dazu einlud mich hinein zu kuscheln. Gerührt stieg ich in den Truck und verpackte mich in den Decken bis ich mir sicher war das man nur noch meine Nasenspitze über den Deckenrand ragen sehen konnte.
Jace setzte sich ein paar Minuten später neben mich. Sein Gesicht sagte aus das er sich schönere Dinge vorstellen als hier im Truck zu sitzen und abzuwarten nach England verschifft zu werden.
‚Du weißt schon das diese Reise reichlich ungemütlich werden kann?‘
‚Mhh, kann sein,‘ ich krallte meine verfärbten Fingernägel in die Decken ‚aber woher sollte ich das schon wissen. Un welche Wahl bleibt mir.‘
‚Naja eigentlich keine. Einmal Gefährtin immer Gefährtin. Und Luc wird die Hölle in Bewegung setzten um dich zu retten.‘
Jace zog nachdenklich die Augenbraue hoch und fügte dann hinzu ‚Wenn ich’s mir recht überlege ist der Clan auch nicht mehr als eben das, eine Hölle.‘
Verwirrt guckte ich zu ihm rüber.
‚Wieso? Ich weiß ja noch nichts über diesen ´Clan´. Was ist an ihnen so schrecklich? Es sind doch auch nur Vampire, so wie du und ich, oder?‘
‚Nein nicht wie wir‘ sagte Jace energisch mit dem Kopf schüttelnd.
‚Sie töten Cleo. Wenn der Mensch der ihr Mittagessen ist, bei der Aktion der Nahrungsaufnahme stirbt ist ihnen das egal.‘
Sauer kickte Jace unruhig mit dem Fuß gegen die Wagentür. ‚Sie sind skrupellos Cleo. Also vergleiche uns nicht mit ihnen.‘
Ich nickte kurz und er schien etwas besänftigt zu sein. Bis Luc sich endlich zu uns in den Wagen stieg schwiegen wir uns an, aber zum ersten Mal in Jace’s Gesellschaft fühlte sich dieses Schweigen nicht feindselig an.
Das erste was Luc tat als er am Auto ankam, war zu überprüfen ob ich auch richtig eingepackt war und sicher angeschnallt saß. Dann stellte er mich noch eine Kühltruhe vor die Füße, wahrscheinlich randvoll mit Blutkonserven gefüllt.
Leckere kleine Snacks für Zwischendurch. Yum, yum.
‚Du wirst das brauchen, dein Körper verbraucht zur Zeit viel mehr Blut als für gewöhnlich.‘
Ich murmelte ein ‚Ja‘ und nach einem flüchtigen Kuss auf meine Stirn, der von Jace mit einem verkniffenen Schnauben quittiert wurde, ließ er sich hinter das Steuer sinken und fuhr los.
‚Hat diese Kiste eigentlich ein Radio?‘ fragte ich nach einer Weile. Die ewige Stille würde mich noch Amok laufen lassen.
‚Nein hat sie nicht.‘
Na toll. Kein Radio und zwei ungesprächige Vampire mit mir in einem Auto auf dem Weg nach England.
‚Du solltest ein wenig schlafen, dann vergeht die Zeit schneller. Und vielleicht vorher noch ein bisschen Blut?‘
Ich feuerte einen Mörderblick auf Luc ab, nahm aber vorsichtig einer der Konserven aus der Kühlbox.
Jace schnappte sich auch ein Päckchen und biss hinein, als wäre es nichts weiter als ein Capri Sonnen Trinktütchen.
Ich schluckte schwer und tat es ihm gleich.
Nur das sich meine Zähne nicht einfach so ausgefahren hatten sondern stumpf auf das Plastik stießen und es natürlich nicht durchdrangen.
Toller Vampir bin ich doch. Müssten mir denn nicht alleine schon bei dem Gedanken von Blut die Zähne aus dem Mund schießen?
‚Warte, das geht anscheinend noch nicht so richtig.‘
Luc schnappte sich die Konserve aus meiner Hand und biss sich kurz in seinen Zeigefinger. als wäre es das natürlichste der Welt. Danach hielt er ihn mir unter die Nase und promt schossen meine Zähne über meine Unterlippe hinaus. Geschickt schob mir Luc den Beutel auf die Zähne.
Noch während sich meine Zähne bemühten das Blut auf zu saugen spürte ich wie mir wärmer wurde und ich ohne es zu bemerken plötzlich einnickte.

Erst das grelle Neonlicht der Privatflugzeugbeleuchtung weckte mich wieder auf. Ich war noch immer in die Decken gehüllt, nur das mir nicht mehr warm war.
Um genau zu sein war mir sau kalt. Ich begann schon bald mit den Zähnen zu klappern, konnte aber von Luc oder Jace nichts entdecken. 

Es war ein kleines Flugzeug viel mir auf, aber durch die wenigen Sitzplätze recht geräumig mit großen Bildschirmen. Was würde hier wohl für ein Bordfilm gezeigt?
Nach gefühlten Stunden kamen die beiden dann auch in den Flieger.
Ich konnte Luc’s Augen groß werden sehen als er mich erblickte. Sah ich so gruselig aus wie ich mit den Zähnen klapperte?
Die letzten paar Meter legte er in Vampir Geschwindigkeit zurück. Vorsichtig wollte er nach meinem Gesicht greifen, so als würde ich zerbrechen wenn er mich auch nur mit dem kleinen Finger berührte. Ich war vielleicht krank, aber doch kein Glaspüppchen.
‚Du siehst beschissen aus.‘ Jace Kommentar ließ Luc mit funkelnden Augen herum fahren. Abwehrend die Hände erhoben kicherte Jace vor sich hin. ‚Locker Mann, ich mein das doch nicht so.‘
Luc feuerte noch ein paar von den Halt-die-Klappe- oder-du-verlierst-ein-paar-Gliedmaßen Blicke auf ihn ab und hob mich dann wie einen Sack Kartoffeln einfach auf seinen Schoß, nachdem er sich neben mich gesetzt hatte.
Die Wärme die er ausstrahlte war zu verlockend um ihr zu wiederstehen oder einfach auch Trotz wieder von seinem Schoß zu krabbeln. Schnell ließ ich meine Eishände unter sein Shirt verschwinden und drückte mich so nah wie nur möglich an ihn. Ich konnte mir wahrlich schlimmeres vorstellen.
‚So ist es gut‘ murmelte Luc in mein Ohr und strich mir sanft über den Kopf.
‚Wwwie.. la.. llange… mmüsssen.. www…wwir ddenn flfliegen?‘ stotterte ich während ich mir versuchte so viel Wärme wie nur möglich von Luc’s Körper zu stehlen.
‚Nur zwei Stunden, dann sind wir da, dann finden wir eine Lösung.‘
Ja… irgendwie wäre es schon wenn ich das einfach glauben könnte.
Ich bin noch nicht bereit Luc wieder zu verlassen.

Zwei Stunden später landete der Flieger auf einem Privatflughafen, weit außerhalb aller Großstädte und wir wurden mit einem Wagen des uminösen Vampir Clans abgeholt, in dem mir Luc erst einmal drei Blutkonserven auf die Zähne steckte.
So langsam kam ich mir wirklich wie ein Kleinkind vor. Wenn es so weiter ging würde er mich vermutlich bald sabbernd im Rollstuhl herum schieben können.
‚Gibt es eigentlich irgendwelche Regeln die ich innerhalb des Clans beachten muss?‘ fragte ich nach einer Weile nachdem wir das Flughafengelände verlassen hatten und auf die Autobahn gefahren waren.
‚Ja, bitte die Blonde Security Vampirin nie um ein Date‘ gluckste Jace.
‚Es gibt bestimme Verhaltensregeln, ja,‘ erwiderte Luc in einem ernsteren Tonfall als Jace ‚aber die wichtigsten dürften reichen. Zunächst einmal redest du nur wenn du dazu aufgefordert wirst. Dann hältst du dich am besten die meiste Zeit in deinem Zimmer auf um dem Lieferservice oder noch unangenehmeren Dingen zu entgehen. Zu guter letzt,‘ er sah mir fest in die Augen ‚bleibst du bei allen anderen Aktivitäten immer in meiner Nähe.‘
‚Aber ich dachte wir würden ein Gegenmittel suchen! Das klingt aber eher so als würde ich die Hände in den Schoß legen und nichts tun!‘ fuhr ich auf. Ich würde bestimmt nicht in mein Zimmer verbannt sitzen und Däumchen drehen. Sicherlich hatten die Vampire eine Bibliothek in der man ein wenig recherchieren konnte.
‚Das werden wir doch auch. Nur wenn du sehen könntest wie du aussiehst… Ich habe doch nur Angst um dich. Wenn dir etwas passieren würde…‘
Ich blickte Luc hart in die Augen.
‚Mir ist doch schon etwas passiert. Wie viel schlimmer kann es jetzt noch kommen?‘
Ich sah das ich Luc mit den Worten verletzt hatte und das tat mir leid. Aber wie man so schön sagte, das Kind war schon in den Brunnen gefallen…
Luc verfiel für den Rest der Fahrt in Schweigen und drückte mich noch fester an sich.
Der Fahrer lenkte den Wagen nach ungefähr fünf Minuten in die Einfahrt eines alten Herrenhauses was mit Türmchen und dicken Mauern fast aussah, wie ein kleines Schlösschen aus dem Mittelalter.
Super unauffällig, das ausgerechnet hier Vampire lebten. Eigentlich hätte man auch über dem Eingang eine blinkende Neonleuchtreklame anbringen können mit der Aufschrift `Hier geht’s zum Vampir Clan´.
Bevor ich Jace darauf ansprechen konnte trug mich Luc auch schon die steinerne Eingangstreppe hoch. Diesmal versuchte ich nicht einmal mehr zu protestieren.
Luc klingelte und ein tiefes `Gong´ erklang.
So langsam war ich mir nicht mehr sicher ob die Vampire wirklich nicht wollten das man sie aufstöberte oder ob sie absichtlich so auffällige Klischees benutzten.
Knarrend öffneten sich die hölzernen Flügeltüren, natürlich auf beste Horror Film Weise. Ich erwartete fast ein Kreischen von einer Frau zu hören, die danach nach draußen renne würde, aber ich wurde stattdessen mit einem Glatzköpfigem Diener enttäuscht der auf einem Auge schon blind zu sein schien. Und er war eindeutig kein Vampir. Er bedachte mich mit einem griesgrämigen Blick und musterte Jace und Luc danach schon mit etwas mehr Interesse.
‚Sie sind der neutrale Clan aus Deutschland?‘ fragte der Glatzkopf mit näselnder Stimme.
‚Ja‘ sagte Luc kurz angebunden.
‚Gut, man hat sie schon erwartet.‘
Ohne die Tür weiter aufzuhalten ging der Mann zurück ins Haus und Jace musste sich beeilen im den Arm ausstrecken, sodass Luc mit mir auf den Armen nicht die Tür abbekam. Freundlichkeit schien hier wohl ein Fremdwort zu sein.
Drinnen gab es nur eine spärliche Beleuchtung und die Möbel schienen auch direkt aus dem Mittelalter importiert zu sein.
‚Wenn die Herrschaften mir folgen würden? Ich bringe sie zunächst einmal auf ihre Zimmer. Das Gepäck wird ihnen nach oben gebracht und dann erwartet sie der Clan im Versammlungssaal.‘
Die näselnde Glatze auf zwei Beinen begann die Treppe auf der rechten Seite der Eingangshalle hoch zu trippeln und Luc folgte ihm mit mir auf den Armen und Jace im Schlepptau.


Ich beäugte meine Umgebung leicht misstrauisch als wir die Treppe hoch gingen. Zu diesem Gruselschloss gehörten doch bestimmt auch noch Särge in denen man schlafen konnte oder?
Immerhin hingen an den Wänden eine Menge alte Bilder und Vorhänge, bei denen man nicht wissen wollte wie alt sie wirklich waren. Der Boden war mit Teppich verkleidet und dämpfte das Geräusch aller Schritte. Luc folgte dem Männchen einen Gang hinunter und noch eine Treppe nach oben.
‚Die rechte Tür ist für Sie,‘ näselte der Diener Luc mit hochnäsigem Blick zu ‚die andere links für den Jungen Mann.‘
Nacheinander öffnete er die, natürlich quietschenden Türen und verbeugte sich dann um sich wieder vom Acker zu machen.
Luc trug mich in das Zimmer, was Gott sei Dank keinen Sarg als Bett bereit stehen hatte und setzte mich erst einmal auf einem gepolsterten Lehnstuhl ab.
Im Zimmer war es dunkel, aber ich konnte trotzdem alles recht gut erkennen. Der Raum hatte drei hohe geschwungene Fenster, die aber mit schweren Vorhängen abgedunkelt waren.
Ein großes Himmelbett nahm die rechte Seite des Raumes völlig in Beschlag, dann konnte ich noch einen protzigen Kleiderschrank ausmachen, eine Sesselgruppe in einer Ecke und eine weitere Tür die offensichtlich ins Bad führte.
Jace lehnte sich durch die Tür zu uns herein.
‚Kuschelig hier oder? Wenigstens haben sie die Särge vom letzten Mal weggeräumt.‘
Ich kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und Jace kicherte.
‚Ein bisschen Spaß muss sein.‘
Ja stimmt… Mir würde es ja vielleicht auch unheimlich Spaß machen ihn kurzer Hand aus dem Fenster zu werfen. Oder ein paar Zombies hinter ihm her zu hetzten. Würde mich ja echt mal interessieren ob es Zombies wirklich gab.
Nachdem Luc Jace mit einem finsteren Blick bedacht hatte und ihn mit Fingerzeig auf die Tür aufgefordert hatte zu gehen, beobachtete er wie ich das Zimmer inspizierte. Dabei guckte er mich mit gerunzelter Stirn an. Entweder weil ich immer schrecklicher aussah, oder extrem lustig wie ich mit großen Augen alles abtastete.
‚Hab ich was an der Nase?‘
‚Mhh, lass mich mal gucken‘ erwiderter er grinsend und beugte sich zu mir nach vorne.
‚Ich kann leider nichts erkennen auf deiner überaus hübschen Nase‘ lächelte er und gab mir spielerisch einen Kuss auf die Nase.
´Schleimer` schrien meine Gedanken, aber mein Herz machte einen Sprung.
Mein Gesichtsausdruck musste reichlich überrumpelt aussehen denn er kniff die Lippen zusammen um nicht zu lachen.
Der Mann hatte also wieder gute Laune, wie praktisch. Es wäre doch eine Schande diese gute Laune nicht auszunutzen oder? Nicht dass ich so eine von denen wäre die Männer nur ausnutzen. Aber ein bisschen Amüsement ist doch okay, oder?
Ich schloss also kurz die Augen und holte tief Luft. Da mir noch immer eiskalt war fiel es mir nicht schwer wieder mit dem Zähneklappern anzufangen.
Sofort war Luc neben mir und nahm mich auf die Arme. Er trug mich zum Bett, worauf er mich sanft ablegte, um sich dann neben mich zu legen. Ich kuschelte mich an ihn und genoss die Hitze die er ausstrahlte.
Mission Gute-Laune-ausnutzen war geglückt.
Wohlig seufzend rollte ich mich zusammen, seine Arme fest um mich geschlungen. Abwesend strich er mich leicht über den Rücken. Liebend gerne hätte ich mich wie eine Katze seinen Berührungen entgegen gekuschelt, doch ich lag einfach nur still da. Genießend.
‚Cleo?‘ flüsterte Luc mir nach einer Weile ins Haar.
‚Mhhh?‘
Blinzelnd öffnete ich die Augen.
‚Ich muss zur Clan Sitzung…‘
Seufzend setzte ich mich auf. Stimmt ja… Beinahe hätte ich das eigentliche Ziel dieser Reise aus den Augen verloren. Unwillig rückte ich ein Stück von ihm und der Wärme ab. Mit einer eleganten Bewegung stand Luc auf und durchschritt das Zimmer. Vor einem kleinen Kühlschrank hielt er an und kam nochmal mit drei Blutbeuteln zu mir zurück.
Diesmal waren meine Zähne von selbst ausgefahren und ich biss in einen Beutel.
‚Bis gleich.‘
‚Bisch geisch‘ murmelte ich um den Beutel herum und schon war Luc aus dem Zimmer heraus und die Tür viel mit einem leisen Klicken ins Schloss. Ich hatte Sturmfrei. Nur das ich anstatt wie früher alle meine Freundinnen einzuladen und eine Party zu schmeißen, an einer Blutkonserve nuckelte und mit Gedanken machte ob ich die nächsten Tage überleben würde.
Es war an der Zeit das ich Luc’s Regel-Belehrungen beiseite schob und trotz der Gefahr dem ominösen "Lieferservice" über den Weg zu laufen eigene Nachforschungen anstellte. Ich hätte Detektiv werden sollen anstatt Vampir.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.11.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Lissy

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