Cover

Se konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie aufgeregt sie gewesen war, als die Goldrush in See stieß. Sie hatte an Deck gestanden und wie die anderen Passagiere beobachtet wie ihre Heimatstadt immer kleiner wurde. Innerlich hatte sie gejubelt. Sie konnte endlich das öde regnerisch England verlassen und sich ein neues Leben in der neuen Welt, in Amerika aufbauen.
Eine ähnliche Aufregung verspürte sie auch jetzt. Doch war sie mit Angst vermischt. Nur wenige Passagiere hielten sich noch an Deck auf, die meisten hatten in den Kabinen Zuflucht gesucht. Sie verschlossen ihre Augen und hofften, dass für sie alles gut gehen würde. Esraya tat dies nicht. Würde sie sich unter Deck verstecken, hörte sie den Lärm des Kampfes, die Schreie der sterbenden Seeleute und würde vor Angst zitternd in einer Ecke ihrer Kabine hocken und sich vorstellen was mit ihr passieren würde.
Sie starrte weiter auf das schwarze Segel, dass sich der Goldrush immer schneller näherte. Darauf war ein Totenkopf zu sehen. Zwei Knochen kreuzten vor dem Schädel. Piraten. Sie griffen das Schiff an. Bereits vor einem halben Tag kam der Ruf aus dem Ausguck, dass sich ein Piratenschiff näherte. Anhand der Segel wusste der Captain der Goldrush bereits, dass es sich bei dem Schiff um das unter der Führung von Cal DuFois handelte. Von ihm hatte jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in England bereits gehört. Nie gab es Überlebende nach einem Angriff DuFois. Selbst Frauen und Kinder verschonte er nicht. Captain Smith hatte alle Passagiere gebeten unter Deck zu gehen. Aber Esraya war nicht gegangen. Die Seeleute der Goldrush machten sich Kampfbereit. Vielleicht noch eine halbe Stunde, dann hätten die Piraten sie erreicht.Esraya zog den Schal fester um ihre Schultern. Sie fröstelte. Es war nicht ungefährlich mitten im Dezember die Überfahrt zu wagen. Doch hatte sie ihre Chance nutzen wollen, England noch in diesem Jahr zu verlassen. Denn an Neujahr hätte sie heiraten sollen. Ohne ihre Einwilligung, auf Geheiß ihres Vaters. Da war sie die Flucht angetreten. Sie umklammerte das silberne Medaillon, das um ihren Hals hing. VIelleicht würde sie dieser Wunsch nach Freiheit, dieses Abenteuer das Leben kosten.

"Captain", Cal Du Fois wandte kurz den Blick von der Goldrush und sah seinen besten Freund und Lieutnant Charles Cuvier an. Dann wandte er den Blick wieder auf das treiben auf dem Schiff vor ihm. "Was gibt's", fragte er.Die Männer machen sich fertig zum entern, Cal. Wir sollten das Schiff gleich erreichen. Laut unseren Informationen befinden sich zwanzig Passagiere und fünfzig Mann Besatzung an Bord. Gerüchten nach befindet sich sogar eine Frau auf der Goldrush.".
Cal runzelte die Stirn. "Bisschen merkwürdige Verteilung meinst du nicht? Fünfzig Mann auf so einem kleinen Schiff, das angeblich auch nur für den Transport da ist? Entweder sie haben etwas wertvolles geladen oder der Auftraggeber hat mit uns gerechnet.". Charles nickte zustimmend. "Was sollen wir mit der Frau machen?".
Cal überlegte kurz. "Von den anderen Passagieren können wir behaupten Nachweise zu haben, dass sie in der Sache mit drinstecken. Aber von ihr hat keine einzige Liste etwas auch nur erwähnt. Lasst sie am Leben. Vielleicht ist sie der Grund, dass die Besatzung so hoch ist. Vielleicht weis sie aber auch nichts. Lasst sie am Leben und bringt sie zu mir".

Holz knirschte und es gab einen Ohrenbetäubenden Knall, als die ersten Kanonenkugeln in die Seitenwände der Schiffe einschlugen. Schreie, Kommandos hallten durch die Luft. Esraya hielt sich an der Reling fest und starrte auf das Piratenschiff das nun seitlich vor ihnen lag. Sie hörte Rufe, dann wurden erneut Kanonen abgeschossen. Nur wenige Meter von ihr durchschlug eine von ihnen die Reling und Riss zwei Seeleute mit sich. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück. Ihre Chancen zum Überleben standen wirklich nicht gut. Inzwischen feuerte auch die Crew der Goldrush Kanonen ab. Doch das feindliche Schiff war bereits nahe genug für die ersten Enterhaken. Mit lautem Gebrüll schwangen sich die Piraten an Deck der Goldrush. Da sie ihren Tod nicht noch herausfordern wollt, versteckte sie sich unter der Treppe die zu dem Steuerrad hinaufführte. Sie wunderte sich ein wenig, Piraten hatte sie sich immer viel ...dreckiger und rauer vorgestellt. Doch diese sahen sehr gepflegt aus. Die Kleidung war wieder Erwartung nicht übermäßig zerrissen, die Männer wirkten sauber. Zumindest bis sie das Schiff erreichten. Dann waren sie schon bald von einer Schicht von Blut bedeckt. Die Männer der Goldrush und die Piraten hackten aufeinander ein, über das Deck floss schon bald ein steter Schwall an Blut und Körperteilen. Entsetzt sah Esraya zu, wie nur einen Meter vor ihr ein Matrose geköpft wurde. Der Kopf rollte vor ihre Füße. Da entdeckte der Pirat sie. Mit einem Grinsen kam er auf sie zu und streckte die Hand, in der er kein Säbel hielt nach ihr aus. Esrayas Überlebensinstinkt schaltete sich ein. Sie griff den Kopf des Toten bei den Haaren und schmiss ihn in Richtung des Piraten. Dann schlüpfte sie an ihm vorbei und hastete die Treppe hinauf.Gebrüll und Schreie schallten durch die Luft. Esraya hastete an den Kämpfenden vorbei bis ans Ende des Schiffs. DAnn stoppte sie abrupt. Er war riesig. Mindestens einen Meter und neunzig musste er groß sein. Sein braunes Haar hing ihm fast bis auf die Schultern. In seiner Hand hielt er einen Säbel an dem das Blut entlang floss. Er starrte sie aus grünen Augen an. Die Zeit schien stillzustehen. Sie regte sich nicht. Dann spürte sie einen Schlag in den Rücken und stürzte auf den Piraten zu.

Sie sah so verloren aus. So zart inmitten des Getümmels des Kampfes. Bluttropfen waren in ihrem Gesicht und auf ihrem Kleid. Aus braunen vor Angst geweiteten Augen starrte sie ihn an. Dann wurde sie von hinten angerempelt und fiel auf ihn zu. Reflexartig fing er sie auf. Umfasste ihre schmale Taille und zog sie an sich, in Sicherheit. Was dachte er da, fragte sich Cal. Bei ihm in Sicherheit? Sie gehörte höchstwahrscheinlich zum Feind und wen dem so war würde er sie töten müssen. Soviel zur Sicherheit. Doch sie fühlte sich so richtig an, wie sie an seine Brust geschmiegt an ihm stand. Dann begann sie wie wild sich zu wehren. Sie schlug mit ihren kleinen Fäusten um sich und traf ihn am Kinn. "Verflucht", murmelte er. Dann packte er ihre Arme und bog sie mit Leichtigkeit an ihren Körper. Sie starrte in an. Wut blitzte in ihren großen Augen auf. "Bastard, Verräter, mörde, Mistkerl, Monster, Ausgeburt de Hölle!", beschimpfte sie ihn. "Sei still. Ich tue dir nichts", unterbrach er ihre Schimpftirade auf sich. "Zumindest noch nicht jetzt", fügte er hinzu. Sie sah ihn noch immer hasserfüllt an, doch hielt sie nun still. Vorsichtig lies er ihre Arme los. Im nächsten Moment zog sie ein kleines Messer von irgendwo hervor und riss es hoch. Mit einer schnellen Bewegung wich Cal ihr aus, doch trotzdem spürte er einen scharfen Schmerz an seiner Wange. Ohne groß nachzudenken hob er seinen Arm und knallte ihr die Faust in den Nacken. Sie sank sofort bewusstlos zusammen. Er fing sie auf und legte sie sanft zu Boden. "Verdammt", murmelte er erneut. "Rio", rief er einem seiner Leute zu pass auf sie auf". Dann wandte er sich ab und stürzte sich wieder in den Kampf.

"Cal", hörte er einen Ruf. Er blickte von den Seekarten auf, die er eben in der Kajüte des Kapitäins der Goldrush studierte. Er packte die wichtigsten Sachen zusammen und machte sich auf den Weg nach draußen. Auf halbem Weg kam ihm Charles entgegen. "Das Schiff sinkt. Wir sollten uns beeilen", informierte ihn sein Freund. Cal nickte. "Ich hab schon alles was ich brauche", sagte er und hob die Hand in der er die Karten hielt. Zusammen machten sie sich auf zu der Frau, bei der Rio noch immer wache stand. "Hat sich nicht gerührt, seid Ihr gegangen seid, Sir" informierte dieser Cal. Cal nickte, dann bückte er sich und hob die Frau auf. Sie war viel zu leicht fand er. Und sie wirkte kein bisschen wie eine Agentin der Briten. Er trug sie hinüber in auf sein Schiff. Sobald sie erwachte, würde er sie ausfragen. Jetzt hieß es erst mal sich über die Verluste zu informieren.

Unter ihrem Kopf war etwas weiches als sie aufwachte. Trotzdem tat ihr Nacken höllisch weh. Sie schlug ihre Augen auf und richtete sich vorsichtig auf. Sie befand sich in einem spärlich eingerichteten kleinen Raum.
"Was hattest du auf dem Schiff zu suchen?", fragte eine Stimme hinter ihr. Ihr Kopf schnellte herum und sie stöhnte auf vor Schmerz. Auf einem Stuhl in einer Zimmerecke saß der Mann der sie Niedergeschlagen hatte und starrte sie düster an. "Was", fragte sie verwirrt. Er sprach mit einem kaum merkbarem französischen Akzent, als er die Frage wiederholte. "Was hattest du auf der Goldrush zu schaffen?". Er durchbohrte sie mit seinem Blick und ihre Antwort viel patziger aus als sie sich fühlte."Nach Amerika reisen. Wozu ist man denn sonst auf einem Schiff dorthin?" Entrüstet sprang sie aus de Bett und stütze die Hände auf die Hüften. Da begann die Welt um sie herum zu schwanken. Der Mann sprang auf und stützte sie, als sie sich langsam wieder auf das Bett setzte. Sie musste sich das "Danke" verkneifen. Unnütze Manieren!
"Dieses Schiff war keineswegs auf dem Weg nach Amerika",durchbrach seine Stimme die Stille nach einem kurzen Moment. "Wie bitte", fragte Esraya überrascht. "Natürlich waren wir auf dem Weg dorthin. Nach Maine um genauer zu sein". Der Mann schüttelte den Kopf. "Wir befinden uns hier nur an die hundert Seemeilen entfernt von der Französischen Küste. und das schon ziemlich nahe bei Spanien. Das ist keineswegs auf dem Weg nach Amerika". Esraya sah ihn erstaunt an. Log er sie an? Sie hatte ihre reundin doch exttra um ein Ticket nach Amrika gebeten und diese hatte ihr versichert, dass die Goldrush auf dem Weg nach Maine war. Aber der mann sah ihr direkt in de Augenund sie konnte keinerlei Anzeichen dafür erkennen, dass er sie anlog. Darum beschloss sie ihm zu glauben

"Nicht nach Amerika? Aber wohin denn dann?" fragte die Frau und sah in verwirrt an. Sie wirkte wirklich nicht so als würde sie heimlich einen Krieg gegen Frankreich planen. "Die Goldrush war unterwegs zur Grenze zwischen Spamnien und Frankreich. Dort sollte sie Unterstützung zu einer Organisation namens Dark Desert bringen. Warum aber warst du auf dem Schiff?".
"Ich wollte nach Amerika. Meine Freundin hat die Kaarte für mich besorgt. Wo sind wir hier", fragte si und sah sich dabei in der kleinen Kabine um. "Das ist meine Kajüte", erklärte Cal. "Wir sind auf der Anastasia, meinem Schiff."
Sie sah ihn einen Moment Ausdruckslos an. "Ich glaube ihnen kein Wort. Sie sind ein Pirat der davon lebt Menschen zu töten und auszurauben. und sie machen auch vor rauen und Kindern keinen Halt. Warum also sollte ich ihnen glauben?".
Cal musste Schlucken. Diese Worte aus dem Mund der zierlichen Frau taten mehr weh als sie sollten.
"Das erzählt man sich also in England? Ich töte Frauen und Kinder. Dann ist es wirklich eine gute Frage, warum du noch lebst.Vielleicht liegt es daran, dass ich weniger Pirat bin als die Männer mit denen du auf einem Schiff warst."; Cal müsste sich eigentlich stoppen. Soviel durfte er ihr nicht erzählen. Doch er wollte dass sie ihn verstand, dass sie ihn nicht für ein Monster hielt. "Ich bin kein Pirat. Nicht im eigentliche Sinne zumindest. Ich segel für Frankreich. Als eine Art verdeckter Kommandant der Französischen Flotte.". Gebannt starrte die Frau ihn an. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet.
"Informanten haben uns berichtet das eine Gruppe Engländer einen Angriff auf Frankreich plant", erzählte er weiter. "Darum wurde ich vor gut drei Jahren ausgeschickt, um die Unterstützung der Truppen abzubrechen. Vor ein paar Monaten dann, konnten wir endlich die Anführer der Gruppe ausmachen und sie stoppen. Doch der Kapitäin der Goldrush versuchte die Mission wieder aufleben zu lassen. Dshalb musste die Goldrush zuerst vernichtet werden, bevor wir sicher sein konnten, dass für Frankreich keine Gefahr mehr aus dieser Richtung droht. Also bin ich kein Pirat. Und auf den Schiffen die wir überfallen haben, waren niemals Frauen oder Kinder. Nur Soldaten. So wie heute auch. Bis auf dich". Er durfte ihr das alles nicht erzählen. Verdammt es war viel zu riskant sie in dieses Geheimnis einzuweihen. Doch irgendetwas an ihr lies ihn jedes Geheimnis das er kannte ausplaudern. "ich weis nicht einmal deinen Namen"; sagte er mit rauer Stimme. "Esraya Allister". Ihre Stimme war ebenso rau wie seine. und er verspürte den unbändigen Drang sie zu küssen. "Captain Cal DuFois", stellte er sich selbst vor. Dann senkte er seine Lippen sanft auf ihre. Die Berührung war als käme er endlich heim.Ein Gefühl als habe er endlich all das gefunden, was er in all den Jahren auf dem Meer immer gesucht hatte.

Esraya spürte Cals warme Lippen auf ihren, so sanft, so süß. Und ganz leicht nur erwiderte sie den Druck. Sofort begann die Leidenschaft zwischen ihnen zu brennen. Der Kuss wurde kräftiger und nach ein paar wundervollen Minuten löste sich Cal langsam von ihr. Sie zog langsam den Atem ein, dann lächelte sie. "Ich bin fort von zuhause, um ein neues Leben zu beginnen und um die Freiheit zu finden. Und all das scheine ich jetzt hier, inmitten des Ozeans zu finden". Sie lief rot an, als sie merkte was sie da sagte. Sie kannte ihn doch gar nicht! Und schon erzählte sie Sachen die sich verdammt nach einer Liebeserklärung anhörten. Doch erlächelte sie nur an. "Ich kann dieses Gefühl nicht benennen", sagte er. "Doch es fühlt sich für ich an, als würde ich endlich nach Hause kommen. Wir kennen uns kaum Doch du fühlst dich so vertaut an, als wären wir schon ein ganzes Leben beieinander.".
Esraya spürte wie ihr Herz klopfte. Es war es einfach. Das, von dem die romantischen Mädchen immer auf den Bällen erzählten. Es war Liebe auf den ersten Blick.
"Was machen wir nun";fragte sie ein wenig schüchtern. "Cal sah sie strahlend an. Ich möchte nach Frankreich zurückkehren. In Nizza besitze ich ein Haus und ich hoffe sehre, das du mich begleiten und dort mit mir bleiben wirst Esraya. Auch wenn es noch so neu ist, möchte ich mit dir zusammen sein. Esraya lachte glücklich auf. Es war eine so merkwürdige Situation Ein Mann, den sie so gut wie gar nicht kannte, doch von dem sie jetzt schon wusste, dass sie ihn ehr lieben würde als jeden anderen. Sie warf ihm die Hände um den Hals und lachte. "Ja, ich komme mit dir. Und ich werde bei dir bleiben!", Und da verspürte sie die selbe Freude die sie auch gefühlt hatte, als die Goldrush in England ablegte. Nur tausendmal stärker.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /