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INHALT




Prolog~Perfekt




Kapitel 1~Noch fast Perfekt




Prolog

Perfekt


Mein Leben war perfekt. Zumindest konnte ich es mir nicht perfekter vorstellen. Und wer kann das schon behaupten! Ich war die glücklichste Achtzehnjährige die es auf der Welt gab. Na gut, vielleicht sollte ich hinzufügen, dass noch nicht ganz achtzehn war, aber dieses Problem löste sich ja auch in vier Tagen. Und es war ganz einfach zu sagen, warum mein Leben perfekt war. Ich bin die beliebteste Person auf meiner Schule, heute haben wir unsere letzten Prüfungen geschrieben und ich konnte alles ausführlich beantworten. Zudem bin ich auch sonst eine überdurchschnittlich gute Schülerin, trotzdem hält mich niemand für einen Streber. Ich hatte die besten Voraussetzungen am Freitag, also in drei Tagen, beim Schulball zu Ehren der abgeschlossenen Prüfungen, zur Ballkönigin gewählt zu werden. Dazu kommt noch, dass mich der Star unserer Schule Craig Tucker dorthin begleiten wird. Wir werden zusammen das schönste Paar abgeben, dass stand schon mal fest.
Aber der allerletzte Grund, weshalb mein Leben perfekt war, war dass meine Eltern gestern zum zweiten mal geheiratet hatten. Und jetzt waren wir wieder eine glückliche Familie.
Dazu muss man wissen, dass meine Mutter bis vor einem Jahr allein mit mir gelebt hatte. Mein Vater hatte sie verlassen, als ich drei Jahre alt war. Seitdem hatten sie sich nie mehr wieder gesehen. Naja, bis vor einem Jahr eben. Und es hatte sich herausgestellt, dass alle Gründe, die zur Trennung geführt hatten, ein großes Missverständnis waren. Tja ich wusste die genauen Gründe zwar nicht. Aber meine Eltern hatten es mir so erzählt. Und da sie miteinander glücklich waren, störte es mich nicht weiter Es war vielleicht anfangs ein wenig merkwürdig gewesen, nach vierzehn Jahren endlich meinen Vater kennenzulernen, doch habe ich ihn im letzten Jahr lieb gewonnen.
Ich hob meinen Kopf von meinem kleinen Tagebuch auf und starrte in das dunkle meines Zimmers, das nur von einem kleinen Licht neben meinem Bett ein wenig erhellt wurde, gerade so, dass ich die Schrift erkennen konnte. Ich kaute auf meiner Unterlippe, während ich mir den Text noch einmal durchlas. Viele würden mich wohl für oberflächlich halten. Für eine zickige, eingebildete Schlampe, eben das Mädchen, dass in den Hollywoodfilmen über High Schools zuerst so beliebt ist und am Ende nie den Kerl kriegt. Die Nebenrolle in jedem Film. Die böse Stiefschwester in Cinderella. Ich musste grinsen. Vielleicht würden manche Leute das von mir denken. Und vielleicht gefiel mir das auch. Beliebt sein an der Schule war nie wichtig für mich gewesen, es war einfach passiert. Die Meinung von alle interessierte mich weniger. Mir war nur wichtig, was meine besten Freunde von mir dachten, das war alles.
Ich legte den Stift weg, den ich noch immer in meiner Hand hielt,klappte das in blauen Samt gebundene Büchlein zusammen und stopfte es unter meine Matratze. Dann schaltete ich meine Nachttischlampe aus und kuschelte mich in meine weiche Bettdecke. Es war Dienstag früh, zwei Uhr nachts. Aber das war egal. Schule war aus. Ich konnte morgen ausschlafen, Mom und Dad waren in kurzen Flitterwochen, sie würden erst Freitag spät zurückkommen. Frei Haus für mich. >Werd' meine Mädels einladen, wir brauchen mal wieder 'nen richtigen Abend für uns< dachte ich noch, dann schlief ich ein.

Es war bereits zwölf Uhr als ich endlich aus meinem Schlaf erwachte. Die Hochzeitsparty gestern Abend war anstrengend gewesen, dann hatte ich noch so lange wach im Bett gelegen und Tagebuch geführt. Ich krabbelte aus meinem Bett und stapfte durch mein Zimmer hinüber in meinen Ankleideraum und nahm den Bademantel, den ich dort achtlos über einen Sessel geworfen hatte. Ich zog ihn über mein Nachthemd und schlürfte wieder in mein Zimmer. Im schneckenartigen Tempo mühte ich mich zu den schweren Vorhängen, die die Sicht durch mein Panoramafenster absperrten und zog den kleinen Schlitz zu, durch den ein ungnädiger Sonnenstrahl auf mein Gesicht gefallen war. Ich war ein absoluter Morgenmuffel. Vor einer kalten Dusche und einem Latte Macchiato war ich zu nichts zu gebrauchen. Ich ging in mein Badezimmer und hob mühsam den Blick in den Spiegel. Mein nachtschwarzes, im Moment nur leicht gewelltes, Haar hing verstrubbelt in mein Gesicht und verdeckte die leuchtend grünen Augen halb.Ich verzog meine vollen Lippen zu einer Grimasse, mein restliches Gesicht blieb größtenteils unbewegt. Wie gesagt, morgens, beziehungsweise direkt nach dem Aufstehen funktioniert ich noch nicht richtig. Ich zog Bademantel und Nachthemd aus und stellte mich in die Duschkabine. Dann drehte ich schon wieder im Halbschlaf das Wasser auf. Ein lautes quietschen entfuhr mir als der eiskalte Strahl auf meine schmalen Schultern traf.Als ich einigermaßen wach und sauber aus der Dusche kam und mich abtrocknete klingelte es an der Haustür. Sturmklingeln. Damit war klar, wer mich vor der Tür erwartete. Drew, mein bester Freund, war der einzige, der es wagen würde am Tag nach einer Party Mittags bei mir aufzutauchen und Sturm zu klingeln. Ich zog mir schnell den Bademantel über und ging die Treppe hinunter in das riesige Foyer unserer Stadtvilla. Ich öffnete die Tür und sprang schnell zur Seite, als Drew sie schwungvoll aufdrückte und herein gestapft kam. Genauso schwungvoll umarmte er mich und drückte mir einen Schmatzer auf die Wange. Dann verschwand er in der angrenzenden Küche. Wesentlich langsamer folgte ich ihm und lies mich, im Raum angekommen auf einen Stuhl sinken. „Hab mir schon gedacht, dass du gerade erst aufgewacht bist. Deshalb hab ich dir ein paar Kleinigkeiten mitgebracht.“ Drew plapperte ununterbrochen weiter und ich beobachtete ihn dabei, wie er eine braune Papptüte auf der weißen Arbeitsfläche auspackte. Er holte ein paar süße Leckereien von unserem Lieblingscafé, dem Sunshine, raus und legte sie vor mir auf den Tisch. Richtig aufmerksam wurde ich aber erst, als er einen Becher von Starbucks hervorzauberte, aus der den unverkennbaren Geruch von Latte mit Karamell verströmte.Wie eine Raubkatze die ihr Opfer beobachtete verfolgten meine Augen gebannt wie Drew mit dem Becher vor meinen Augen wedelte. „Also, du bekommst dein Lebenselixier und ich die Story von gestern und das Hochzeitvideo aus erster Hand und zwar jetzt sofort“, verlangte Drew. Den Becher nicht aus den Augen lassend zeigte ich mit einer Hand auf die Kamera die auf der Fensterbank lag. Mit einem begeisterten Quieken stürzte Drew sich darauf während ich mir den Latte schnappte und einen ersten gierigen Zug nahm. Ah, es gab einfach nichts was über den Geschmack von Latte mit Karamell am Morgen ging. Begleitet von >Ah's< und >Oh's

Kapitel 1

Noch fast perfekt




Mit Nägeln im French Style und eisblauen Kristallen an der Spitze, sowie frisch gestuftem Haar und absolut entspannt verließ ich Mrs. Jankins Schönheitssalon. Ich trug eine weitere Tüte, in der sich ein neues paar Ohrringe befand, sowie ein Buch, das Mrs. Jankins mir geliehen hatte. >Morgenrot< hatte ich zwar schon um die fünf mal gelesen, doch verschlang ich es immer wieder. Vampire hatten einfach ein anziehende Wirkung auf mich, was vermutlich auf fünfundsiebzig Prozent der weiblichen Bevölkerung des Ladens zutraf, nachdem die Twilight Saga im Kino angelaufen war. Drew hatte sich bereits vor einer viertelstunde verabschiedet,er musste seine kleine Schwester Babysitten. Der Salon von Mrs. Jankins befand sich inmitten der Innenstadt, sodass ich ein wenig laufen musste, um mein Auto zu erreichen. Es herrschte, wie in so ziemlich jeder Großstadt, ein akuter Parkplatzmangel.
Für den Abend hatte ich mich mit Drew, Lisa und Sarah im Fury, einem der angesagtesten Clubs der Stadt verabredet. Deshalb machte ich mich jetzt auf den Weg nach Hause. Ich wollte kurz meine Mom anrufen, sie hatte mir angeordnet mich heute zu melden, Flitterwochen hin oder her. Außerdem wollte ich nach Spaceboy sehen, meinem kleinen Kater. Er war vor ein paar Tagen verschwunden und ich machte mir ziemliche Sorgen. Spaceboy war eine hundertprozentige Hauskatze. Außerhalb eines Daches und vier Wänden benahm er sich wie ein Fisch an Land. Absolut überlebensunfähig. Unsere Villa lag direkt vor dem Wald und ich hatte Spaceboy bereits ein wenig Futter vor die Verandatür gestellt. Bisher allerdings war davon noch nichts verschwunden. Sollte er noch immer nicht wieder aufgetaucht sein, wenn ich nach Hause kam, würde ich ihn wohl oder übel im Wald suchen gehen. Vielleicht war er ja in der Nähe des Sees, Spaceboy war, entgegen des typischen Katzenklischees kein bisschen Wasserscheu. Im Gegenteil, er war. RUMMS.
Mit voller Wucht knallte ich gegen etwas hartes unnachgiebiges. Ich wurde zurückgeschleudert, bei dem Versuch mich abzufangen lies ich meine Sachen fallen. Doch bevor ich stürzen konnte packten mich zwei Hände fest an den Oberarmen und zogen mich wieder hoch, an eine feste Brust. >Wow< musste ich denken, >das fühlt sich gut an<. Die Brust an die ich gelehnt stand, war fest und ich konnte harte Muskeln spüren. Als ich wieder einigermaßen gerade stand ließen mich die zwei Hände schnell los und die harte Brust trat einen Schritt zurück.
„Pass doch gefälligst auf wo du hinläufst“, schnauzte mich der Besitzer der äußert bequemen Stütze an. „Man, hast du überhaupt Augen im Kopf?“ Ich zuckte bei der kalten Stimme zusammen. „Entschuldigung“, murmelte ich und bückte mich nach meinen Sachen ohne aufzublicken. Mist, natürlich war der gesamte Inhalt aus meinen Taschen herausgeschleudert und lag nun auf dem Boden verteilt. Ich beeilte mich Mrs. Jankins Buch von dem dreckigen Bürgersteig zu nehmen. Da es vor kurzem geregnet hatte, war der Boden zudem auch noch nass und ich wischte vorsichtig die Feuchtigkeit vom Umschlag ab.Mit einem seufzten hockte der Typ in den ich reingelaufen war sich vor mich hin. „Hier, das hast du vergessen“, sagte er und reichte mir mein Handy. „Danke“, flüsterte ich, der Typ schien mich echt eingeschüchtert zu haben und das gefiel mir gar nicht. Ich sah auf, als ich ihm das Handy aus der Hand nahm. Jede weitere Entschuldigung die ich hatte hervorbringen wollen blieb mir im Hals stecken.
Blaue Augen die an die Gletscher der Antarktis erinnerten. Hohe Wangenknochen und ein sinnlicher Mund, der mich sogleich an unanständige Sachen denken lies. Schwarzes Haar fiel ihm über die Stirn. Er war schön. Schlicht und ergreifend schön. Atemberaubend. Ach ja, atmen. Zischend stieß ich die Luft aus und zog sie wieder ein. Dann nahm ich endlich das Handy aus seiner Hand. Ich spürte wie mir Hitze ins Gesicht stieg und sah beschämt zu Boden. Ach verdammt, sicherlich sah ich jetzt aus wie eine Tomate. Nachteile einer hellen Haut...
Ich spürte vielmehr als das ich es hörte, wie der Typ vor mir wieder aufstand. Er streckte mir nicht die Hand entgegen um mir aufzuhelfen. Naja, ich war ja auch in ihn reingerannt, aber es wäre trotzdem höflich gewesen. Deshalb rappelte ich mich selber hoch und presste meine Taschen an meine Brust. Ich starrte ihn an. Nicht ganz sicher ob ich vollkommen von ihm bezaubert, oder einfach nur verärgert war, dass er mich so angeschnauzt hatte. Er erwiderte meinen Blick und verzog seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln. Seine Augen wurden kalt, wie das Eis an das sie mich erinnerten. „Also Zwerg, pass das nächste mal besser auf in wen du reinrennst. Manch Leute sind nicht so nett wie ich.“. Seine Stimme war genauso kalt wie seine Augen. Okay. Ich hatte mich entschieden. Ich war sauer. Mein Gott. Es konnte doch jedem mal passieren dass er nicht aufpasste wo er hinlief. Ich setzte gerade an ihm eine zickige Antwort zu geben, da drehte er sich um und ging einfach weg. Er ging. Einfach so. „Arschloch“, murmelte ich leise. Dann wandte ich mich wieder meinem Weg zu.
Der Typ war vielleicht zwei oder drei Jahre älter als ich und er sah wirklich zum Reinbeißen gut aus, aber der Charakter von ihm war eindeutig so hässlich wie ein Ork aus Herr der Ringe. Hauptsache er regte sich so auf, nur weil man aus versehen gegen ihn prallte. Der sollte mal auf einen treffen der größer war als er selbst! Dann würde er nicht mehr so eine große Klappe haben. Naja, er war locker eins neunzig groß, da konnte es schwierig werden wen größeres zu finden. Aber nichts ist unmöglich - Toyota. Dann würde sich seine große Klappe ganz schnell in ein kleines Mäuschen verwandeln. Tja, so wie ich mich eben gerade benommen hatte. Ich ärgerte mich fürchterlich, dass ich mich so sehr hatte einschüchtern lassen. Nur weil der Typ so geile Augen hat. Und er hat mich Zwerg genannt! Darüber kam ich nicht weg. Ich war fast eins sechzig groß. Da war man doch kein Zwerg. Und selbst dann war es unmoralisch Kleinwüchsige Menschen so zu beleidigen. Nicht das ich klein wäre. Schließlich war ich ja fast eins sechzig groß.
Ich war gerade dabei mir vorzustellen wie ein zwei Meter großer Kerl mit breiten Schultern den Typen mit den blauen Augen fertigmachte, als ich ein lautes rufen und das Aufheulen eines Motors hörte.
Im nächsten Moment wurde ich bei den Armen gepackt und zur Seite gerissen. Ich spürte wie mein Körper hart auf der Seite aufschlug, meine Arme rutschten über den Asphalt und die Haut auf meiner Wange riss auf. Dann wurde ich auch schon auf die Füße gezogen und starrte in ein, inzwischen bekanntes, paar blauer Augen die mich wütend und gleichzeitig anguckten. Oh shit. Nicht der schon wieder.
„Sag mal, hab ich dir nicht eben erst gesagt, das du dein kleinen Äuglein aufmachen sollst?“., motzte er mich da auch schon an.
„Also ja hast du, aber ich hatte meine Augen auf“, brüllte ich ihn an. Er sah mich an, als hätte er einen besonders widerlichen Fleck auf seiner besten Jacke entdeckt. Doppelt shit. Das war eine rhetorische Frage gewesen.Tja, in seiner Gegenwart benahm ich mich anscheinend etwas merkwürdig. Was war gerade überhaupt passiert? Ich sah mich um und ignorierte den Typ der mich anmaulte, er hätte keinen Bock auf mich aufzupassen, und seinen weiteren Ausführungen darüber, was er von meiner Sehkraft hielte und meiner nicht vorhandenen Aufmerksamkeit dem Umwelt gegenüber.
Ich hatte in Gedanken die Straße überquert, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass die Straße frei war und außerdem, hey ich hab den Zebrastreifen benutzt. Die Menschen um uns herum starrte mich alle an, ein Auto hätte mich eben beinahe überfahren, doch das Fahrzeug selbst war weg. Ich spürte wie meine Knie anfingen zu zittern, hätte der Unbekannte mich nicht zur Seite geschmissen, wäre ich jetzt Straßenmatsch. Ich konzentrierte mich wieder auf ihn. Er schwieg nun und sah mich einfach nur an. „Danke“, brachte ich hervor. Doch er schwieg weiter und sah mich nur mit einem nicht definierbarem Gesichtsausdruck an. Die Stille die sich zwischen uns ausbreitete wurde mir unangenehm und ich versuchte das Schweigen zu brechen. „Äh, wirklich. Danke dass du mich eben gerettet hast. Tut mir echt leid, dass ich dir so viele Mühe gemacht habe. Ich bin übrigens Lyra. Lyra Sulliver. Und normalerweise passieren mir solche Sachen nicht. Ich achte echt auf das was um mich passiert. Ich weiß gar nicht so wirklich wo das Auto hergekommen ist...“. Ich plapperte belangloses Zeug, doch er guckte mich weiterhin so merkwürdig an. Dann runzelte er plötzlich die Stirn.
„Hast du dich verletzt? Blutest du?“, unterbrach er mich dann auf einmal. Überrascht machte ich einen kurzen Rundumcheck. Ich befühlte mein Wange die ein wenig brannte, aber die Haut war nur leicht abgeschürft. Ich drehte meine Handgelenke und betrachtete die Innenflächen. Sie waren aufgekratzt, ein kleines Rinnsal Blut tropfte von der Innenfläche hinab.
„Oh“, mache ich. „Nur ein bisschen Haut abgeratscht. Mit einem Pflaster wird das schon wieder“, versuche ich den Kratzer kleiner zu machen.
Er packte meine Hand und hob sie an sein Gesicht, so dass er die kleine Wunde genauer betrachten konnte. Ich zuckte zusammen als seine Haut meine berührte. Wie kleine elektrische Blitze bildete sich Wärme von den Stellen aus, an denen er mich berührte und floss in meinen Körper. Mir kam es für ein paar Sekunden so vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Dann lies er meine Hand mit einem abwertenden Schnauben falle.
„Wo musst du hin, Zwerg? Dich kann man ja echt nicht allein auf die Straße lassen. Du bist eine Gefahr für die Allgemeinheit“, stellte er fest. Da. Schon wieder dieses >Zwerg<. Für wen hielt der sich eigentlich? Dieses Wort riss mich aus meiner Art Trance.
„Hör mal, ich hab ja keine Ahnung, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist, aber ich hab keinen Bock von einem völlig Fremden auf der Straße angemacht zu werden“, blaffte ich ihn an. Er schwieg einen kurzen Moment. Dann sah er mich einfach nur kalt aus seinen Augen an.
„Wo musst du jetzt hin? Ich begleite dich.“.
Häh? Musste ich das jetzt verstehen? Andererseits meinte er ja, ich könnte nicht alleine hier unterwegs sein, denn, wie war das nochmal, >Ich wäre eine Gefahr für die Allgemeinheit<. Ich überlegte kurz. Mein Auto stand keine Hundert Meter von hier, in einer belebten Straße. Ich kaute auf meiner Unterlippe. Er war verdammt unhöflich, aber ich hatte keine wirkliche Angst von ihm, auch wenn er mich um über einen Kopf überragte und mich mit diesem kalten Blick fixierte. Außerdem hatte er mir gerade das Leben gerettet.
„Mein Auto steht da hinten“, meinte ich schließlich und deutete wage in die Richtung. Er bückte sich und hob in einer fließenden Bewegung meine Taschen vom Boden auf, die natürlich wieder runter gefallen waren, als er mich zur Seite gestoßen hatte. Zum Glück war der Inhalt dieses Mal aber drin geblieben. Dann ging er los. Da er meine Sachen trug blieb mir nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Er machte riesige Schritte und ich musste mich beeilen um an ihm dran zu bleiben. Das gab mir die Chance ihn zu betrachten. Er trug einen engen dunklen Pulli, bei dem er die Ärmel hochgeschoben hatte. Der Stoff schmiege sich eng an seinen Oberkörper. Lecker. Breite Schultern und feste Muskeln. Seine Hüfte war schmal, seine muskulösen Beine steckten in einer schwarzen engen Lederhose, die Füße in Bikerstiefeln. Alles in allem der Typ >Bad Boy<. Dafür hatte ich eine Schwäche. Das doofe war nur das dieser Typ Mann meistens auch als Beziehungsarschloch benannt werden konnte. Aber Spaß konnte man mit ihnen trotzdem haben. Ah Gedankenstopp. Ich war mit Craig verabredet. Ich mochte ihn. Da sollte ich nicht über einen Kerl fantasieren der mich nur anschnauzte und von dem ich nicht mal den Namen wusste.
Direkt neben meinem hellblauen Mustang blieb er stehen. „Dein Auto“, knurrte er mich an und drehte sich zu mir um. Er schien echt eine Scheißlaune zu haben. Die Frage war so gestellt, dass ich nicht wusste ob er meinte, ob dies direkt mein Auto sei, oder wo genau mein Auto jetzt sei. Tja, wenn er sich so benahm konnte ich das auch. Schnippisch warf ich den Kopf zurück und mit soviel Hochmut die ich unter seinem kalten Blick finden konnte sagte ich „Du stehst davor. Schlüssel“.
Ups. Er sah echt verwirrt aus. Zumindest für einen winzig kleinen Moment, der mir Genugtuung verschaffte, dann fasste er sich und drückte mir meine Sachen in den Arm. Ich zog meinen Schlüsselbund aus der Tasche. „Also, nochmal danke, dass du mich vor dem Auto gerettet hast, und danke fürs Begleiten“. Ich bin halt höflich erzogen. Er stand immer noch da ohne Reaktion. Ich seufzte leise, schloss mein Auto auf und setzte mich hinters Steuer. Dann drehte ich mich noch einmal um, um Tschüs zu sagen. Täuschte ich mich oder hatte er sich leicht vorgebeugt. Bevor ich den Mund aufmachen konnte, verzog er seinen zu einem hochmütigen Lächeln und richtete sich wieder auf. „Zwerg“,stieß er leise aus. So leise, dass ich ihn nur knapp verstehen konnte. Dann drehte er sich um und ging.
„Arschloch“, murmelte ich vor mich hin und lies das Auto an.

Ich hatte es es geschafft mein Auto sicher zuhause in die Garage zu manövrieren, in mein Badezimmer zu gehen, das Wasser in die Wanne laufen zu lassen, meine Sachen wegzupacken, die Klamotten auszuziehen und ihn das heiße Wasser zu sinken. Und jetzt saß ich da, die Arme um meinen Oberkörper geschlungen, die Beine angezogen und den Kopf auf die Knie gestützt und zitterte wie Espenlaub. Der Schock, den ich während der gesamten Heimfahrt verdrängt hatte, holte mich jetzt ein. Heute wäre ich beinahe gestorben. Hätte mich der Mann nicht von der Straße geschubst, wäre mein Leben, für dass so viele hatten hart kämpfen müssen, heute einfach vorbei gewesen. Ich hatte das Auto zwar nicht gesehen, doch es war keineswegs ein Fahrer gewesen, der versuchte zu bremsen, einem Unglück auszuweichen. Mich nicht zu töten. Im Gegenteil. Das Auto hatte beschleunigt, direkt auf mich zugehalten und war anschließend wie vom Erdboden verschwunden gewesen.
Es war genauso wie meine gesamte Jugend. Ein versuchter Mordanschlag folgte dem nächsten. Das ständige reisen. Immer neue Umgebungen, neue Schule, keine Zeit Freunde zu finden. Die Leibwächter, die mich überall hin begleiteten. Meine Mutter die mich in den Arm nahm, mich zu trösten versuchte und mir sagte, dass es bald aufhören würde.Das wir beim nächsten Zuhause bleiben könnten. Und dann der nächste Anschlag und der nächste Umzug. Später, als ich älter wurde, fing ich an nach dem Grund zu fragen. Ihre Antwort war immer dieselbe. „Es liegt an deinem Vater, hat mit seinem Beruf zu tun“. Mein Vater leitete ein der größten Computerfirmen der Welt, darum fragte ich nicht weiter. Davon hörte man doch immer wieder. Kinder von berühmten oder reichen Persönlichkeiten wurden entführt und getötet. Und dann, mit dreizehn starb ich beinahe, als eine Gruppe von Männern es schaffte, in unser derzeitiges Zuhause, das einem Hochsicherheitsgefängnis in Nichts nachstand, einzudringen und bis zu meinem Zimmer kam. Hände die mich packten, Schüsse die fielen und das Blut und die Gehirnmasse des Angreifers auf meinem Körper .
Danach gab meine Mutter mir eine Halskette mit Anhänger. Ein kleiner silberner Engel, mit wunderschönen Flügeln die sich schützend um seinen Körper legten. Meine Mutter sagte mir, dies sei mein Schutzengel. Ich müsse an ihn glauben, dann würden die Männer uns nie mehr finden. Sie sagte es mit so viel Flehen in der Stimme, dass ich es tat. Ich glaubte daran, dass diese kleine zierliche Gestalt mich beschützen würde, sowie die Flügel ihn. Danach hörten die Angriffe auf. Wir zogen nur noch einmal um, hierher, und blieben. Den kleinen Engel trage ich immer, ich nehme ihn nie von meinem Hals. Mein Leben hat sich seitdem ziemlich normalisiert, nur die Leibwächter war ich nicht losgeworden. Bis ich vor einem Jahr, etwas bevor mein Vater zurückkam, ausrastete und meine Mutter vor die Wahl stellte, mir die Freiheit zu geben die ich mir wünschte, ansonsten würde ich verschwinden. So habe ich nun ein normales Leben.
Ich bemerkte wie meine Muskeln, die sich im heißen Wasser etwas entspannt hatten, sich beim Gedanken an die ganzen Angriffe wieder verkrampften. Ich stieg aus der Wanne und begann mich abzutrocknen.
Nachdem die Leibwächter fort und ich mich endlich frei bewegen konnte, hatte mein ganzes Verhalten sich um einhundertachtzig Grad verändert. Vorher war ich ruhig und schüchtern gewesen, kaum Freunde und ziemlich still. Dann, brach alles was man siebzehn Jahre in mir zurückgehalten hatte aus mir raus. Ich war selbst erstaunt, wie selbstbewusst ich wurde. Und die Sache mit dem ersten Mal hatte ich dann auch ganz schnell hinter mir.
Ich zog mir meinen Bademantel über und verlies das Bad, das sich durch den Wasserdampf in eine kleine Sauna verwandelt hatte. In meinem Zimmer setzte ich mich auf einen der Sessel und schnappte mir das Schnurlose Telefon, das auf dem Tisch lag. Die Handynummer meiner Mutter kannte ich auswendig, sie nahm schon beim zweiten Klingeln ab.
„Ach Schatz. Endlich meldest du dich, ich habe mir schon Sorgen um dich gemach“, begann sie ohne große Begrüßung. Ich kniff die Augen zusammen.Ja, genau das hatte ich mir gedacht. Meine übervorsichtige Mutter kam auf ihren Flitterwochen beinahe um vor Sorge um ihre fast achtzehnjährige Tochter.
„Mom, sag mal ist Dad nicht gut ihm Bett, oder was ist los?“, unterbrach ich ihre Frage nach meinem Wohlbefinden. Sie schwieg, vermutlich geschockt von meiner krassen und, ich gebe es zu, unhöflichen Frage. „Sorry, meinte ich nicht so. Aber mal ehrlich, es ist gerade mal halb vier, wir haben uns jetzt erst seit achtzehn Stunden nicht mehr gesehen. Was soll da schon großartig passiert sein?“:
Ähm zum Beispiel hätte ein Mordanschlag auf mich ausgeführt werden können. Doch das verschwieg ich ihr lieber. Ansonsten säßen sie und Dad innerhalb der nächsten halben Stunde im Privatjet und wären auf dem Weg von den Bahamas hierher. Und ich wollte den beiden nicht die Flitterwochen verderben. „Entschuldigung Schatz. Du hast natürlich recht.“, sagte meine Mutter am anderen Ende der Leitung. „Dein Dad und ich sitzen hier gerade am Strand und essen zu Mittag. Er lässt dich übrigens schön grüßen und sagt du sollst nicht zu viele wilde Partys feiern und den Jungs nicht die Herzen raus reißen“, fügte sie nach einer kurzen Pause noch hinzu, in der ich nur leises Gemurmel hörte. Ich musste grinsen. Mein Dad war wirklich ziemlich locker drauf. So hatte ich ihn mir, nach den Erzählungen meiner Mutter, nie wirklich vorgestellt, eher wie ein ernster, zugeknöpfter Typ, der den Jungs, die seine Tochter mit nach Hause brachte, zur Begrüßung die Hand brach. Aber Michael, das war der Name von meinem Vater, war eher der fröhliche, immer lächelnde und kumpelhafte Typ. Manchmal kam er mir weniger wie ein Vater, als wie einer meiner Freunde vor. Auf rein platonischer Ebene versteht sich.
Ich plauderte noch ein wenig, wobei ich mühsam darauf achtete nichts von dem beinahe Unfall/ Mordanschlag zu erzählen, dann legten wir auf. Wüssten sie von dem, was heute passiert war, würden sie nicht nur sofort hierher kommen, sondern einen Trupp Leibwächter um mich herum aufstellen und umziehen. Tschüss Freunde, tschüss Freiheit. Also lieber Schweigen. Ich zog mir eine alte Jeans an, die locker an Beinen und Hüfte saß, dazu ein Shirt, das meinen Bauch leicht freiließ. Es war verdammt heiß draußen, auch wenn es im Wald Schatten geben würde. Ich wollte mich jetzt endlich auf die Suche nach Spaceboy machen, der immer noch verschollen war. Ich sprühte mich großzügig mit Mückenspray ein und zog ein altes Paar Turnschuhe an. Meine Haare lies ich in den Klammern, mit denen ich die Locken zum Baden hochgesteckt hatte. Locken hatte ich nun, da ich sie heute nach dem Duschen nicht geglättet und Mrs. Jankins sie ebenfalls so belassen hatte.
Eine dicke Portion Sonnencreme sowie eine Cappi vervollständigten meinen >Waldlook<, dann machte ich mich auf die Suchen nach meinem schwarzen Kater.

Trotz des Mückenschutzes zerstachen mich die beiswütigen Viecher schon ab der ersten Minute, als ich in die Schatten der hohen Bäume trat. Ausgerüstet mit einer kleinen Schüssel voll mit Spaceboys Lieblingsfutter machte ich mich, seinen Namen rufend, auf den Weg zum See. Dabei warf ich hin und wieder einen Blick hoch zu den Ästen der Bäume, falls er dort hinauf geklettert sein sollte. Die Hitze, die sich bereits jetzt im Mai ins unerträgliche zu steigern schien, lies mich Schwitzen und schon bald war ich außer Atem. Der Weg den ich gewählt hatte, war von Wurzeln, Ästen und Gestrüpp fast unbegehbar geworden, sehr oft ging niemand von uns an den See. Er war zwar einer meiner Lieblingsplätze, doch hatte ich in letzter Zeit nicht den Drang verspürt, mich an sein Ufer zu setzen.
Ich stieg über einen Baumstamm, den wohl einer der Stürme Anfang des Jahres umgekippt hatte. Moos hatte sich auf der Rinde gesammelt, einige Zweige ragten hinter dem Stamm hervor. Ich verlängerte meinen Schritt, um über sie hinweg zu treten und strauchelte. Mit ausgebreiteten Armen versuchte ich das Gleichgewicht zu halten, dabei kippte das Trockenfutter aus der Schüssel und landete auf dem Boden. Als ich wieder sicher stand, hockte ich mich hin und begann das Futter wieder in den Behälter zu schaufeln. Dabei fiel mein Blick auf ein paar rote Spritze, die auf dieser Seite des Stammes an der Rinde waren. Mein Blick folgte dem Muster, neben den Wurzeln des Baumes war eine kleine Blutlache am Boden. Ich schauderte, von der Menge her sah es aus, als sei ein Tier von der Größe eines Fuchses hier gestorben. Wahrscheinlich lag irgendwo in der Nähe der abgefressene Kadaver des kleinen Tieres, das einem größeren als Abendessen gedient hatte. Schnell stopfte ich das letzte bisschen Katzenfutter in die Schüssel und machte, das ich weiter kam. Diesmal deutlich vorsichtiger beim Überwinden von Hindernissen.
Ich hatte noch immer keinen Mucks von Spaceboy gehört und hoffte nur, dass nicht er unfreiwillig auf der Speisekarte gestanden hatte. Die Vögel zwitscherten und ein kühler Hauch strich durch die Zweige. Ich genoss das Gefühl des Windes auf der Haut der mich ein wenig abkühlte und die lästigen Blutsauger kurzzeitig vertrieb. Wieder rief ich Spaceboys Namen und rasselte mit der Futterschüssel. Doch erhielt ich keine Antwort.
„Undankbarer Kater“, murrte ich vor mir in. Vor mir verdichtete sich das Gestrüpp auf dem Weg noch. Ich blieb mit meiner Hose an ein paar Dornen hängen, die mir durch den Stoff in die Haut stachen. Vorsichtig zog ich sie wieder raus und drückte die Zweige des Busches zur Seite, der direkt vor mir lag. Dahinter lag -endlich- der See.Die hohen Bäume standen bis an das Ufer des Gewässers, nur bei ein paar Felsen, die halb aus dem Wasser ragten,ließen sie einen geschützten kleinen Platz zu,der von weichem Gras und Moos bedeckt war. Die Felsen zogen sich um den halben See und schmiegten sich an den Berg, der hinter dem See war. Von diesen Felsen floss ein kleiner Wasserfall, Wasseroberfläche aufwühlte. Leichte Wellen schwappten an das Ufer.
Oh ja. Ich liebte diesen Ort hier. Ich sollte mir ein Buch mitnehmen, wenn ich das nächste Mal hierher kam.Und ein Moskitonetz. Unbedingt. Ich zerquetschte die millionste Mücke auf meinem Arm und sah mich weiter um. Von Spaceboy hatte ich auf dem Weg keine Spur gefunden. Ich würde also den See umrunden, in der Hoffnung den kleinen Kerl unverletzt zu finden. Ich schob mich an dem Busch vorbei und trat mir die Sneaker von den Füßen. Dann watete ich ins seichte Wasser und machte mich auf in Richtung der kleinen grünen Oase.
Der See war nicht so groß, vielleicht fünfzehn mal zwanzig Meter lang. Das Wasser war durch den kleinen Gebirgsbach angenehm kühl an meinen Knöcheln. Ich raschelte mit der Schüssel, schnalzte und beobachtete dabei das Ufer. Als ich die freie Fläche erreichte blinkte etwas in der Sonne auf und ich stieg aus dem Wasser, um genauer zu gucken.
„Mietz, Mietz. Spaceboy, sei ein guter Junge! Komm zu Frauchen“, lockte ich. Ich betrachtete das hohe Gras genauer, darin konnte ein Kater sich leicht verbergen. Vielleicht hatte ja das Glöckchen an seinem Halsband die Sonne aufgefangen und sie mir ins Auge reflektiert. Wo genau hatte ich das Leuchten nochmal gesehen? Ach ja, da vorne. „Komm Kleiner, Spacy, zuhause gibt es schöne kalte Milch für dich“, redete ich mit beschwörender Stimme, während ich auf leisen Sohlen zu einem der Stämme schlich. Direkt davor, im tiefen Gras, blinkte etwas auf.
„Schlauer Kater. Hast dich hier versteckt wo dich niemand finden kann.“
Langsam ging ich in die Hocke und drückte mit beiden Händen das Gras zu Seite. Dann musste ich seufzen. Recht hatte ich gehabt, mit der Vermutung, dass Spaceboys Glöckchen Schuld an dem Leuchten war. Aber leider war auch nur das Band aus hellblauem Leder und das kleine silberne Glöckchen im Gras verborgen gewesen. Nur, wo war der Rest?.
Ein Rascheln hinter mir ließ mich aufschrecken. Hastig sprang ich auf und drehte mich um. „Spacy“, rief ich etwas außer Atem. Gebannt beobachtete ich das Ufer mir gegenüber. Doch weder sah, noch hörte ich irgendetwas, was darauf hindeutete, dass mein Kater sich hinter den Bäumen verbarg. Enttäuscht konzentrierte ich mich wieder auf das Gras vor mir. Vielleicht saß der schwarze Kater ja irgendwo anders hier im Gras und erlaubte sich einen Spaß mit mir. Ich machte ein Paar Schritte, den Kopf gesenkt.
Ein leise Knacken. Diesmal direkt hinter den Bäumen, vor denen ich stand.
Ich trat vorsichtig einen Schritt zurück. „Hallo! Wer ist da? Zeigen Sie sich doch bitte. Sie machen mir Angst“, rief ich. Meine Stimme klang etwas höher als sonst. Mist vielleicht hätte ich nicht sagen sollen das er mir Angst machte. Serienmörder und Vergewaltiger liebten es schließlich, wenn ihre Opfer vor Angst schrien, nicht wahr? >Wenigstens ist es nicht mein erstes Mal< schoss es mir durch den Kopf.
Im nächsten Moment war die Angst vor Ärger über mich selbst verraucht. Mein Gott. Ich benahm mich wirklich dämlich. Schließlich befand ich mich hier im Wald. Es streunten nicht überall irgendwelche Kriminellen herum, die es auf mich abgesehen hatten.
Wütend zog ich die Luft ein und stapfte zurück ins Wasser, wobei meine Hosenbeine ganz nass wurden. Doch ich scherte mich nicht drum und beschimpfte mich weiterhin selbst.
>Man, man,man. Wie ein kleines Baby, fehlt nur noch, dass du heulend auf den Po fällst. Du bist hier im Wald! WALD! Das beinhaltet das hier Tiere leben, die mal auf einen Zweig treten. Füchse und Mäuse und Hirsch und Vögel und...

Kapitel 3


Mein Leben geht den Bach runter




Das goldgelbe Fell war gesäumt von den schwarzen Ringen, die so typisch für die riesige Raubkatze waren.Der dicke Schwanz schlug nervös hinter dem Tier, doch es bewegte sich nicht. Die großen Pranken blieben weiterhin auf dem Felsboden. Der Jaguar starrte mich aus grauen Augen weiter an. Sein Ohr zuckte nach hinten, dann knurrte er.
Endlich schaffte ich es, mich einigermaßen aus meiner Starre zu lösen. So langsam, dass ich hoffte den Jaguar nicht zum Angreifen aufzufordern, setze ich einen Fuß nach dem anderen rückwärts zurück, hin zu dem Busch hinter dem sich der Weg verbarg. Leise plätscherte das Wasser dabei.
Ich hatte gerade zwei Schritte geschafft, da warf das Tier sich herum und macht einen mächtigen Satz nach vorn. Ein erschrockener Laut entwich meinem Lippen, wurde aber fast sofort von dem Geräusch zweier aufeinanderprallender Körper übertönt.
Aus dem Dickicht hinter dem Jaguar war eine Gestalt gesprungen und hatte sich auf ihn gestürzt. Mitten in der Luft waren die Beiden aufeinander geprallt und verbissen sich mit Zähnen und Klauen ineinander. Mit einem Fauchen lösten sie sich wieder und begannen umeinander zu schleichen. Der Jaguar hielt kurz inne, zuckte mit dem Ohr in meine Richtung und nahm dann wieder seinen Pfad um das andere Tier herum auf.
Lauf!, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf, von der ich nicht sicher war, ob ich sie mir einbildete oder ob mein Verstand endlich wieder einsetzte. Aber das war mir im Moment eindeutig egal.
Das zweite Tier hatte kurzes, borstig wirkendes Fell, braun mit dunklen Tupfen drauf, Schnauze und Beine waren schwarz. Die Hyäne fletschte die Zähne und stürzte sich, trotz ihrer viel geringeren Größe erneut auf den Jaguar. Erneut ertönte die Stimme in meinem Kopf.
Lauf verdammt nochmal!
Endlich schaffte ich es den Blick von den beiden kämpfenden Tieren abzuwenden und befahl einen Füßen die Flucht. Ich ignorierte die Spitzen Dornen die in meine Haut stachen und sie aufrissen, als ich durch die Büsche auf den Weg sprang. Meine Schuhe lies ich Schuhe sein und rannte Barfuß weiter über den unebenen Waldboden zurück zum Haus. Immer wieder stolperte ich und fing mich taumelnd. Ich drehte mich nicht um, um nachzusehen ob eines der Raubtiere mich verfolgte , sondern setze einfach nur meinen Weg fort. Ich erreichte den umgefallenen Baumstamm mit den Blutspritzern. Fast hatte ich es geschafft. Ich sprang mit einem Satz über den Stamm und knickte beim Aufkommen mit meinem rechten Fuß um. Ein Schmerz schoss mein Bein hoch und mit einem unterdrückten Schrei ging ich zu Boden.
Ich umfasst mit einer Hand meinen Schmerzenden Knöchel und wartete mit zusammengebissenen Zähnen darauf, dass der erste Schmerz nach lies. Mein Atem ging keuchend vom Rennen, doch versuchte ich ruhiger und leiser zu atmen, um zu lauschen ob sich eins der beiden Raubtiere näherte.
Nach ein paar Sekunden, die mir wie die längsten meines Lebens vorkamen, hatte ich das Gefühl wieder auftreten zu können. Ich zog mich mithilfe eines herunterhängenden Astes wieder hoch und machte vorsichtig ein paar Schritte. Es tat zwar immer noch höllisch weh, doch kam ich wenigstens wieder vorwärts.
Nun wagte ich es endlich einen Blick hinter mich zu werfen. Keine Raubkatze in Sicht. Galt eine Hyäne überhaupt als Raubkatze? Das würde ich mal googeln.
Mehr stolperte als ging ich aus dem Wald, dann humpelte ich über den Rasen, die Verandatreppe hoch und durch de Terassentür rein ins Haus. Mit klopfendem Herzen schloss ich diese hinter mir und zog die Vorhänge davor zu.
Erschöpft lehnte ich ich n die Wand daneben und rutschte auf den Boden. Endlich war ich in Sicherheit.


~Fortsetzung folgt~




So als aller erstes: Sorry, ich bin noch nicht weit und ihr habt es nicht verdient schon jetzt so lange auf ein paar mickrige Zeilen von mir zu warten. Ich lag ein paar Tage krank im Bett und war zu fertig um überhaupt den Rechner anzuschmeißen, also bitte verzeiht mir:D
Ich habe im vorderen Text noch ein paar Kleinigkeiten geändert, aber nichts was ihr extra nachlesen müsstet Meiner Schwester ist aufgefallen, dass bei meiner merkwürdigen Logik, Lyras Vater vor 13 Jahren gegangen war, als sie 3 war. Aber dann würde sie ja jetzt erst 17 werden und ich schreib ja die ganze Zeit sie wird achtzehn. Also: Ihr Vater ist vor 14 Jahren abgehauen.
Außer Schreibfehlern hab ich eigentlich nicht mehr viel gemacht.
Nur das Inhaltsverzeichnis ist noch neu. So dann : Viel Spaß beim weiterlesen!!!

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Tag der Veröffentlichung: 11.10.2010

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