Mir passieren oft Dinge, die niemand logisch erklären kann. Sie treten auf, wenn die Psyche gestört ist, zum Beispiel bei Angst oder Wut. Nicht nur elektronische Objekte (Autowaschanlagen, automatische Türen, Parkplatzschranken, Computer, Telefone, u. Ä.) leiden darunter. Auch Begebenheiten, die durch ihre Häufungen merkwürdig erscheinen, beunruhigen mich. Menschen, denen ich gut bekannt bin, staunen kaum noch darüber.
Für die Geschehnisse, die ich in diesem Büchlein beschreibe und die der Wahrheit entsprechen, gibt es Zeugen. Doch lest selbst:
Letztes Jahr musste ich stationär operiert werden. Krankenhausaufenthalte stellen wohl für jedermann, eine unangenehme Situation dar. Ich hätte sie gern vermieden, aber es war notwendig. Die Argumente der Ärzte überzeugten, und mit dem Leben wollte ich nicht spielen. Der unerwünschte Tag kam schneller, als mir lieb war. Mit der Einweisung in der Hand wartete ich in der Aufnahme des Krankenhauses. Ich stellte mich in der Warteschlange an. Meinen Fluchtreflexen konnte ich kaum Widerstand leisten. Als ich schließlich an die Reihe kam, nahmen die Ereignisse ihren eigenen Verlauf.
Die Angestellte saß hinter dem Computer und wollte von der Befund-CD eine Kopie herstellen. Der PC stürzte ab und verweigerte jeglichen Neustart. Unglücklicherweise befanden sich noch andere Rechner im Raum, sodass einer ordnungsgemäßen Aufnahme ins Krankenhaus nichts mehr im Wege stand.
"Das fängt ja gut an!", blitzte es mir durch den Kopf. Und sogleich: "Das war purer Zufall. Ich trage keine Schuld."
Die Schwester führte mich in das Zimmer mit der Nummer dreizehn. Ihr müsst wissen, dass ich diese Zahl hasse. Da ich am nächsten Tag unters Messer kommen sollte, begannen sofort die Vorbereitungen auf die Operation, wie Blutabnahmen, Darmspülung und Süppchenessen, usw.
Am folgenden Tag nahm ich all meinen Mut zusammen. Der Chirurg wetzte bereits sein Skalpell - jedenfalls dachte ich das damals.
Ich zog das schicke Operationshemdchen an und setzte das vorgeschriebene Häubchen auf den Kopf. Die Pfleger rückten an und rollten mich im Bett bis vor den Operationsraum, wo mir die Geduld einiges abforderte. Schließlich bekam ich einen Katheder in die Wirbelsäule (Periduralkatheder) und den üblichen in die Hand. Die Beruhigungsmedikamente wirkten glücklicherweise. Ich war froh, dass es endlich losgehen sollte. Aber denkste! Plötzlich kamen zwei Schwestern, ergriffen das Krankenhausbett, auf dem ich der Operation gefasst entgegensah, und hievten es in das Zimmer dreizehn zurück. SIE OPERIERTEN MICH NICHT!!! Ich dachte, im falschen Film zu sein. Träumte ich das alles? Sie erklärten mir, dass der Chirurg sich weigerte, weil ein wesentlicher Befund fehlte. Das war Fehler des Arztes, der die Aufnahmeuntersuchung durchführte. Im Vorfeld hatte es niemanden gestört, dass wegen einer Engstelle im Darm nur ein klitzekleiner Abschnitt zu sehen war. Auf jeden Fall war das der reinste Psychoterror. Lange fand ich keine Ruhe, obwohl der Operateur verantwortungsbewusst handelte.
Am nächsten Tag wurde die fehlende Untersuchung nachgeholt, und ich erneut mit vollständigem Prozedere auf die Operation vorbereitet, die nun an einem Freitag, dem Dreizehnten stattfinden sollte. Warum nur verfolgt mich die schreckliche Zahl?
An jenem Freitag saß ich bebend vor Angst auf dem Bett und wartete, dass die Schwestern kämen. Alles wiederholte sich: Pfleger bohrten Katheder durch die Haut, leiteten Flüssigkeiten ein, usw. Ich schwebte bereits im Reich der Träume, als ich in den Operationsraum geschoben wurde. Irgendwann begannen die Skalpelle mit ihrer Arbeit und beendete sie.
Das Erste, was ich nach dem Aufwachen sah, war eine überdimensionale Wanduhr, die eine Zeit anzeigte, die mein Gehirn vollkommen durcheinanderbrachte. Was, so lange war ich weg? Ich wusste genau, wann ich zur Operation abgeholt wurde. Die Ärzte erklärten, dass während des Eingriffs technische Probleme auftraten: Das Ultraschallgerät fiel aus und musste durch einen Techniker repariert werden, da das zweite für einen anderen Patienten benötigt wurde. Für mich hätte zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden. Allerdings war ich nahezu acht Stunden ohne Bewusstsein. (Die Operation dauerte etwa drei Stunden.)
Ich staunte keineswegs über diese Panne. Erstens wurde ich ins Zimmer dreizehn eingewiesen, zweitens an einem Dreizehnten, dazu noch einem Freitag, operiert und drittens war ich vor dem Eingriff total aus der inneren Mitte gerissen. Mit anderen Worten: Ich verstrahlte meine berüchtigten "Störwellen".
Die Ereignisse nahmen ihren Lauf. Ich lag auf der Intensivstation. Da ich Hilfe brauchte, drückte ich den roten Schalter, der mir vom Bettgestell entgegen leuchtete. Kein Summen ertönte. Ich drückte und drückte, aber ohne Ergebnis. Wieso funktionierte auf der Intensivstation die Bettklingel nicht? Zufällig war ein Pfleger in der Nähe. Er kümmerte sich zunächst um meine Belange und dann um die Klingel. Er stellte fest, dass nirgendwo auf Station die Notklingel ging. Hektisches Treiben folgte, doch ich schlief ein. Als ich aufwachte, war alles wieder in Ordnung. "Ist es jetzt genug? Richte ich weiteren Schaden an?", fragte ich mich.
Ich staunte nicht schlecht über das Bett. Ich lag in einem der Hightechbetten, womit die Krankenstation ausgestattet war. In bestimmten Zeitabständen fing es an zu brummen, wobei die Matratze sich sanft bewegte. Dabei schaukelte ich leicht hin und her. Es sollte ein Wundliegen des Patienten verhindern. Die Unruhe auf der Intensivstation raubte mir den Schlaf. Und wenn zusätzlich das Summen der Hightechmatratze in mein Ohr dröhnte, zeigten die Schlaftabletten keinerlei Wirkung. Am zweiten Tag auf dieser Station wich jegliche Luft aus der Hightechluftmatratze. Die Schwester pumpte mit einer Schalterbetätigung problemlos wieder auf. Da ich nachts schlafen und nicht durch das niederfrequente Brummen und Schaukeln daran gehindert werden wollte, bat ich, den Mechanismus abzustellen. Die Pfleger erklärten, das sei nicht möglich.
Die zweite Nacht hatte fast jeder Patient Sonderwünsche oder war in Not. Auf einer Intensivstation herrscht permanent rege Betriebsamkeit. Ich bewundere die Ärzte sowie Pflegekräfte, die auf solch einer Station arbeiten. Sie haben meinen vollen Respekt und ich bin ihnen dankbar. (Das musste ich hier einfügen.)
Nur das Bett, dieses verdammte Bett hinderte mich am Einschlafen. Zerstörerische Gedanken ließen mir keine Ruhe. Ich ahnte, dass ich wohl gewisse Fähigkeiten besitze. So setzte ich alles daran, rein mental, die Elektronik der Hightech-Schlafstätte zu entschärfen. Leider trat das Gegenteil ein. Die Matratze brummte und schaukelte in immer kürzeren Abständen. Meinen Schlaf konnte ich vergessen. Hilfe war unmöglich, denn das Ding ging, angeblich nicht abzustellen. Vor lauter "Zerstörungskonzentration" und deren Folgen blieb ich bis zum Morgen wach.
Endlich, am vierten Tag, durfte ich die Intensivstation verlassen. Ich kam wieder in das Zimmer mit der Nummer Dreizehn und war froh, auf Normalstation zu sein. Leider kam es auch hier zu einem kleinen Problem. Vor unseren Betten war an der gegenüberliegenden Wand ein Fernseher angebracht. Er funktionierte über die Bedienung eines Telefons, und die kannte ich. Doch die Praxis ging ihre eigenen Wege. Ich konnte mit der Tastatur anfangen, was ich wollte, der Fernsehapparat, hochoben, zeigte keinerlei Reaktionen. Pfleger Ferdinand eilte herbei, um mir mit technischem Verstand (ich bin weiblich und blond) zu helfen. Obwohl er eine exakte Anleitung in den Händen hielt, brachte er nichts in Gang. Er tauschte die Telefonapparate an den Betten aus, doch der Bildschirm blieb schwarz. Schließlich stellte er fest, dass dieser Fehler die ganze Station befallen hatte. Niemand konnte fernsehen, auch Telefonate waren unmöglich. Am nächsten Tag reparierte ein Techniker die Anlage und ließ mich grübelnd zurück.
Am dreizehnten Tag (das stimmt wirklich!) meines Aufenthaltes wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Endlich war alles überstanden!
Kaum war ich zu Hause, rief eine Kollegin an. Damals lag ich im Zoff mit der Firma und hegte gewisse Grollgefühle. Störwellen!!! Glücklicherweise verlief das Gespräch ohne weitere Probleme. Ich hatte gerade den Hörer aufgelegt, da ging im Zimmer mit schrillem Ton der Rauchmelder los. Er heulte eindringlich meinen Mann herbei, der das Gerät abstellen konnte. Zum besseren Verständnis: Es brannte nichts.
Danach kehrte Ruhe ein. Ich war zu Hause, fühlte mich wohl und sandte offensichtlich nur noch harmonische Wellen aus.
Ich will hier wirklich nichts bewerten oder kommentieren. Ich habe nur die Fakten geschildert. Doch eine Frage bohrt sich in mein Gehirn: Soll dies alles Zufall sein?
Texte: Brigitte Voß
Bildmaterialien: Wolfgang Voß
Tag der Veröffentlichung: 04.05.2013
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