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Sehen......

Sehen …..


Jerusalem und Bethlehem

Der Mensch ist mit 5 Sinnen ausgestattet und einer davon ist das Sehen. Wir nutzen ihn permanent und unbewusst seit der ersten Sekunde unseres Lebens. Und wir nehmen diese Wahrnehmung wie selbstverständlich hin.

Unser Auge ist ein Wunderwerk der Natur. Der Sehsinn liefert uns rund 80 Prozent aller Informationen aus der Umwelt, die wir im Gehirn verarbeiten. Wir können etwa 150 Farbtöne aus dem Spektrum des sichtbaren Lichtes unterscheiden (Quelle, planet wissen)

Durch unseren Bowlingsport sind mein Mann und ich in vielen Ländern gewesen und haben viel gesehen-.

Es war alles sehr beeindruckend. In Dänemark in Kopenhagen haben wir die Meerjungfrau bestaunt und im Tivoli Spaßgehabt.

In Göteborg in Schweden haben sich nicht nur unsere Augen an dem Mittsommernachtsfest erfreut. In Stockholm standen wir vor dem königlichen Schloss und waren beeindruckt von Gamla Stan, Stockholms Altstadt.

Als wir in Finnland in Helsinki waren bewunderten wir die Urpinski Kathedrale mit der riesigen Domtreppe und unsere Augen sahen, dass es eine sehr saubere Stadt war. In den Parks und in den Straßen suchten wir vergeblich herumliegenden Müll.

Bei einem Bummel durch Tallin, Estlands Hauptstadt, nahmen unsere Augen wahr, wie schöne diese Stadt mit dem Rathausplatz und dem Katharinenschloß ist.

In Bergen in Norwegen erfreuten sich unsere Augen jeden Tag an dem regen Treiben auf dem Fischmarkt und sie nahmen während einer Schifffahrt die Schönheit der Fjorde wahr.

So könnte ich noch einige Städte aufzählen die wir sahen und bewunderten.

Aber ich möchte nun zu der Stadt kommen, die mich am meisten faszinierte und die ich voller Ehrfurcht besuchte.

Für meinen Mann war Kapstadt in Südafrika, die wir 1999 besuchten die schönste Stadt, die er gesehen hatte. Zugegeben es ist eine sehr schöne Stadt mit der Waterfront und dem Tafelberg in Hintergrund. Doch für mich waren das im Jahr 2000 in Israel die Städte Jerusalem und Bethlehem.

Am 24. 6. 2000 begann in Israel in Nethanya die Senioren-Bowling-Europameisterschaft.

An einem freien Spieltag besuchten wir Jerusalem und Bethlehem, und das war der Höhepunkt für mich all unserer Reisen. Wir unternahmen die Fahrt mit einem Busunternehmen mit Reiseführer. Kurz vor Jerusalem machten wir eine Fotopause mit Blick auf den Ölberg. Das war der erste überwältigende Eindruck, bei dem ich eine Gänsehaut bekam. Dann der Blick auf Jerusalem mit dem Tempelberg und dem Garten Gethsemane..

Wir standen vor dem Grab Königs Davids und waren in dem Saal des letzten Abendmahles.

Dann ging es weiter zur Klagemauer. Das war wieder so ein Moment, den man nicht vergisst. Die Gedanken, die mich da beschlichen, kann ich gar nicht beschreiben. Ich schrieb einen Zettel mit einer Friedensbitte, ging zur Klagemauer und steckte die geschriebene Bitte, so wie ich es bei den anderen Besuchern gesehen hatte, in eine Mauerritze und zog mich mit Tränen in den Augen wieder zurück.

Auf der linken Seite der Klagemauer waren 6 Sterne für 6 Millionen Holocaust Opfer angebracht. Noch einmal durchlief ein Schauer meinen Körper.

Aber der Höhepunkt war für mich dann doch die Via Dolorosa .Der Kreuzweg umfasst 14 Stationen und erinnert an den Weg, den Jesus mit dem Kreuz vom Prätorium bis zum Kalvariusberg zurücklegte. Heute ist es ein arabisches Viertel.

Und dann standen wir vor der Grabeskirche. Wir sahen im Innern die Stelle von der es lt. Überlieferung heißt, dass dort Jesu einbalsamiert wurde.

Die Zeit drängte und es hieß es „Schalom Jerusalem „ und es ging weiter nach Bethlehem..

Bethlehem gehört schon zu Palästina. Die Grenzkontrolle war sehr unangenehm und erinnerte an unseren Berlinbesuch vor dem Mauerfall.

Aber dieser Eindruck war vergessen, als wir vor der Geburtskirche standen und im Innern die Fragmente des Mosaikbodens der ersten Kirche aus dem Jahre 385 n. Chr, bestaunten.

Voller Ehrfurcht betraten wir die Geburtsgrotte. Ich weiß gar nicht, wie oft ich in meinem Leben die Weihnachtsgeschichte gehört , selbst vorgelesen und als Kind auswendig aufgesagt habe . Und nun stand ich in Bethlehem in der Geburtskirche und konnte es nicht fassen, dass ich diesen Moment erleben durfte.

Ich bin dem Schicksal dankbar, dass mir mein Augenlicht bis jetzt erhalten geblieben ist, denn so selbstverständlich ist das nicht. Vor ein paar Jahren wurde bei mir eine feuchte Makulardegeneration festgestellt.

Im Alter werden Ablagerungen im Auge wahrscheinlicher und die lösen Entzündungen aus, die die Netzhaut der Zellen schädigen. Ein besonders sensibler Bereich der Netzhaut ist die Makular. Das ist zwar nicht heilbar, kann aber behandelt werden. Dazu spritzt man unter örtlicher Betäubung ein Medikament in das betroffene Auge. Unbehandelt kann man in wenigen Jahren erblinden. Eine Injektion wirkt je nach Einzelfall etwa vier Wochen lang. Ich habe inzwischen schon über 20 Injektionen bekommen. Die Besuche alle paar Wochen in der Augenklinik sind inzwischen schon zur Routine geworden.

Ich hoffe, dass mir mein Augenlicht dank dieser Behandlung noch lange erhalten bleibt und ich in den nächsten Jahren noch sehr viel sehen werde.



Impressum

Texte: Doris frese,
Bildmaterialien: eigenes Coverbild
Tag der Veröffentlichung: 02.01.2020

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