Dienstleistungen
Oder
Einkaufen im Wandel der Zeit
93. Biowettbewerb
Zu meiner Kinderzeit in den fünfziger Jahren gab es noch keine Supermärkte von online-Einkäufen ganz zu schweigen. Zu der Zeit gab es kleine Einzelhandelsgeschäfte , genannt „Tante Emma-Läden „in denen Lebensmittel und weitere Artikel des täglichen Bedarfs angeboten wurden.
Die Läden waren so klein, dass meistens nur eine Person dort arbeitete und das war meistens die Ladenbesitzerin, eben die „Tante Emma“.
Wieso eigentlich ausgerechnet der Name Tante Emma? Es interessierte mich und ich habe ein wenig recherchiert. Früher war Emma, wie Minna“ eine geläufige Bezeichnung für Dienstmädchen. Also der Verkauf in den Tante Emma Läden war ja eine Dienstleistung, deshalb dieser Vorname. Und das Wort „Tante „ wird für ältere weibliche Personen gebraucht und ist jugend- und kindersprachlich üblich. Tante Emma bedeutet „ Inhaberin eines kleinen Einzelhandelsgeschäfts „
Diese Läden , auch Kolonialwarenladen genannt, sorgten früher häufig für die lokale Warenversorgung der Bevölkerung. Zur persönlichen Kundenbindung gehörte u. a. der Einkauf auf „Anschreiben „, Rabattmarken-Hefte, Gratiszugaben von Warenproben, Hauslieferungen, Sonderbestellung auf Kundenwunsch und Zusammenstellung von Geschenkkörben. Und die kleinen Kinder wurden oft mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedacht, entweder einem Dauerlutscher oder einer Scheibe Wurst.
Mit dem Siegeszug der Discounter in den siebziger Jahren war der Niedergang dieser Verkaufskultur dann besiegelt.
Heute ist der Begriff Tante-Emma- Laden ein nostalgischer Begriff für eine intakte persönliche Beziehung und Dienstleistungsbereitschaft zwischen dem lokalen Händler und seinen Kunden, ganz im Gegensatz zu anonymen Discountern, Kaufhäusern mit Selbstbedienung, Supermärkten, und Einkaufszentren.
Im ländlichen Raum dienen die Tante-Emma-Läden noch oft der Nahversorgung mit Lebensmitteln. Aber aufgrund der Altersstruktur der Ladenbetreiber ist ein weiterer Rückgang der klassischen Tante-Emma-Läden absehbar.
An die Rabattbücher kann ich mich noch gut erinnern. Die sammelte ich noch als junge Ehefrau. Also , die gab es noch in den sechziger Jahren.
Ich erinnere mich noch ganz genau an eine für mich peinliche Begebenheit. Ich habe die Rabattbücher als junge Ehefrau für eventuelle Notfälle gesammelt, falls das Geld kurz vor ultimo mal wieder knapp wurde. Und ausgerechnet in dieser Zeit kam der Mann von den Stadtwerken , um das fällige Geld zu kassieren. Oh weih ich hatte nicht genug. Verlegen bat ich ihn darum, ob er nicht in 15 Minuten noch einmal kommen könnte. Ich musste in dieser Zeit schnell meine Rabattbücher im Laden eintauschen, um ihn bezahlen zu können. Damals wurde noch alles cash bezahlt und die Kassierer von den Stadtwerken suchten die Kunden zuhause auf.
War das vielleicht peinsam.
Mit dem Internet erreichte uns auch der Begriff des elektronischen Geschäftsverkehrs, d. h. der Einkauf übers Internet per online. Es wird in der Regel ein Onlineshop eingesetzt, z. b. eBay und amazon.com. In den Shops können die Kunden selbständig Waren aussuchen und bestellen. So wird dem Kunden dass Einkaufen rund um die Uhr ermöglicht.. Bezahlt wird in der Regel per Kreditkarte.
Mein Mann ist ein ausgesprochener Onelineshop-Frek. Wenn es nach ihm ginge, würden wir, wenn ich nicht ab und an ein Veto einlegen würde, alles nur noch per online bestellen. Ich dagegen suche lieber einen Fachhandel auf und lasse mich dort beraten.
Neuerdings bestellt mein Mann auch Medikamente per online. Zugegeben, sie sind erheblich preiswerter als in unserer Apotheke .Aber mir fehlt dabei die Beratung unseres Apothekers, der sehr kompetent und auf das Wohl seiner Kunden bedacht ist.
Ich hatte mal eine schlimme Bronchitis, bin zur Apotheke , um mir ein Hustenmittel zu kaufen. Mein Apothekers sah mich an, schüttelte den Kopf und meinte: „ Tut mir leid, das kann ich nicht verantworten, wenn ich sie so ansehe, bin ich der Meinung, sie sollten schleunigst einen Arzt aufsuchen.“
Das tat ich dann auch. Der verabreichte mir eine Spritze, verordnete mir Bettruhe und verschrieb mir Antibiotika. Und mit dem Rezept kehrte ich zur Apotheke zurück. Ich war dem Apotheker sehr dankbar für den Rat. Seitdem hat er mein vollstes Vertrauen, wenn ich mal wegen eines Medikaments unsicher bin.
Mein Mann und ich haben uns dann auf einen Kompromiss geeinigt. Per online werden nur Kosmetikartikel bestellt und die Medikamente werden bei unserem Apotheker gekauft.
So habe ich nicht so ein ganz schlechtes Gewissen dem Apotheker gegenüber und der Haussegen ist gerettet.
Texte: Doris Frese
Cover: Internet
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2019
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