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Als meine Oma starb.

dAls meine Oma starb

 

Ich bin im September 1938 geboren. Mit anderen Worten, ich war 1 Jahr alt, als der zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken begann. Soweit reicht meine Erinnerung nicht zurück. Aber ich kann mich an ein paar Details aus den letzten Kriegsjahren noch erinnern.

Eine Tante von mir, die älteste Schwester meiner Mutter, wohnte im Neandertal bei Mettmann im Bergischen Land.

Bei dieser Tante lebte auch meine Oma. Sie wurde 84 Jahre und starb noch während des Krieges im Februar 1945.

Sie ist ganz friedlich eines Nachts eingeschlafen. Sie hat sich wie jeden Abend schlafen gelegt und dann hat ihr Herz in der Nacht einfach aufgehört zu schlagen. Morgens lag sie tot im Bett. Eigentlich mit 84 Jahren ein schöner Tod. So möchte ich auch einmal sterben, aber da werde ich ja nicht nach  gefragt und das Leben und Sterben ist kein Wunschkonzert. Leider !!

 

Meine Mutter und ich sind dann unter abenteuerlichen Umständen von Essen zur Beerdigung  gefahren. Ich glaube der Zug ging von Essen-Steele aus und musste über die Ruhr. Aber die Ruhrbrücke war schon nicht mehr da. Ich weiß nicht ob bombardiert oder von den Deutschen gesprengt. Ich kann mich nur erinnern, dass wir über ein Provisorium mussten, um weiter fahren zu können.

Zu der Zeit hat man noch die Toten in Hause aufgebahrt. So war das auch mit meiner Oma. Ich hatte eine ungeheure Scheu, wenn ich an dem Zimmer vorbei musste, in dem meine Oma aufgebahrt war, fasste mir dann aber doch ein Herz und öffnete die Tür und schaute hinein .Es war die erste Tote, die ich sah. Sie lag ganz friedlich da, als ob sie schlafen würde. Und meine Scheu war vorbei.

Am Beerdigungstag ging es zu Fuß bis nach Mettmann zum Friedhof. Ich weiß nicht mehr wie lang der Fußweg war. Mir kam er jedenfalls sehr lang vor. Hinzu kam die Angst vor einem Bombenangriff. Rechts und links waren nur Felder, keine Häuser, geschweige denn ein Bunker, in dem man hätte Unterschlupf finden können. Und die Angst vor den Tieffliegern kam noch dazu.

Wir sind dann aber wohlbehalten mit der toten Oma auf dem Friedhof angelangt.

An die Beerdigung und den anschließenden Beerdigungsschmaus kann ich mich nicht mehr erinnern.

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Doris Frese
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2018

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