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Bowling hieß das Zauberwort

Bowling hieß das Zauberwort.


Das Zauberwort hieß „Bowling“, welches mich aus meinem Tief herausholte.

 

Aber von vorne:

 

Mein Mann und ich sind seit 1960 verheiratet. Wir haben drei Kinder. Michael jetzt im Jahre 2017 56 Jahre, Ulrike 54 Jahre und Steffi 53 Jahre alt. Bis 1986 lief alles ganz normal bei uns ab. Die Schulzeit der Kinder war lange vorbei. Der Sohn war schon berufstätig, Ulrike hatte ihr Sozialpädagogik Studium abgeschlossen und Steffi war als Erzieherin in ihrem Traumkindergarten tätig.

 

Aber dann geschah alles auf einmal. Das heißt das Jahr 1986 war das Jahr des Abschiednehmens.

Schon im Dezember 1985 zog unser Sohn in eine Männer WG und im Sommer 1986 zog Steffi mit ihrem damaligen Freund zusammen, der 10 Jahre ihr Lebensgefährte sein sollte .Ulrike suchte sich in München einen Job. Das war die schlimmste Trennung für mich. Sie war so weit weg. Wenn ich an den Moment denke, als wir uns Lebewohl sagten und alles so definitiv war, wird mir jetzt noch im nach hinein ganz komisch. Das war so ein Moment in meinem Leben, den ich nicht vergessen habe. Es war so etwas „Endgültiges „ . Ich glaube, ich war während der Abschiedsszene ganz schön tapfer. Aber als sie weg war, habe ich im Wohnzimmer gesessen und fürchterlich geheult.

 

Auf einmal war von der großen Familie nichts mehr da. Mein Mann und ich waren wieder alleine. Eine unheimliche Leere umgab mich in diesem Moment. Aber dann gelang es mir dem Ganzen die positive Seite abzugewinnen. Endlich würde ich wieder mehr Zeit für mich und für meinen Mann haben, der sich vielleicht manchmal vernachlässigt gefühlt hatte.

 

Schon 1984 entdeckten mein Mann und ich unsere Liebe zum Bowlingsport. Als nun alle unsere Kinder aus dem Haus waren und meine Aufgabe als Mutter zunächst nicht mehr gefragt war, übernahm ich die ehrenamtliche Tätigkeit als Geschäftsführerin im Vorstand unseres Bowlingvereins . Diese Tätigkeit nahm mich voll in Anspruch und lenkte mich von meinem Trennungsschmerz ab. Ein Jahr später übernahm ich auch noch die Pressearbeit und beide Tätigkeiten übte ich sehr engagiert bis 2008 aus.

 

Selbstverständlich übten wir diesen Sport auch aktiv aus. Und diese Bowlingleidenschaft wurde immer mehr zur Sucht. Drei- bis viermal in der Woche trainierten wir. Dabei wurde mein Mann von Jahr zu Jahr besser. Ich dagegen blieb immer mittelmäßig, übte diesen Sport aber leidenschaftlich gern aus. Man hätte mich nachts dafür wecken können. So verrückt bin ich heute zwar nicht mehr, bowle aber immer noch sehr gerne und gehe noch zweimal in der Woche zum Training

 

Der Bowlingsport hatte unser Leben vollkommen verändert. Unsere anderen Hobbys Fahrradfahren und Wandern wurden dabei ein wenig vernachlässigt.

 

Es drehte sich nur noch alles um Bowling.

 

Seit 1996 haben wir an vielen Bowlingturnieren teilgenommen, die uns fast durch ganz Europa führten. Dänemark, Schweden, Norwegen , Finnland, Belgien, Holland, Österreich, Tschechien, Frankreich, Israel , Südafrika und 2015 zuletzt in Bologna in Italien waren die Länder, in denen wir bei den Senioren Europa Meisterschaften teilnahmen.

Dabei war mein Mann zum ersten Mal 1997 in Brüssel erfolgreich. Er erreichte im Einzel das Finale und belegte zum Schluss den 5. Platz. Ein Jahr später stand er in Norrköping in Schweden mit seinem Doppelpartner als Drittplatzierter auf dem Siegertreppchen . Mit dem gleichen Doppelpartner belegte er 1999 in Johannesburg in Südafrika den undankbaren 4. Platz und 2005 in Belgien in Gent noch einmal den 4. Platz.

 

Ich war bei den Europameisterschaften nicht so erfolgreich. Mein bestes Ergebnis erzielte ich 2003 in Norwegen inBergen als zweitbeste Deutsche im Einzel.

 

Insgesamt viermal wurde mein Mann im Trio Deutscher Meister. 2008 in Wildau, 2010 in Leipzig und 2012 und 2015 in Berlin. In Böblingen 2009 wurde er im Einzel und im Trio Vizemeister.

 

Meine Erfolge waren da eher bescheidener. 1998 gewann ich den Senioren-Cup vom Deutschen Bowling Verein in Recklinghausen. Als Siegpreis erhielt ich einen Gutschein in Höhe der Startgebühren für die Teilnahme bei der Europameisterschaft ein Jahr später in Südafrika.

 

Bei den Landesmeisterschaften der DBU (Deutsche Bowlingunion) wurde ich 1999 Vizemeisterin im Einzel und am erfolgreichsten war ich 2004 , als ich im Trio Landesmeisterin wurde und unser Trio sich für die Deutsche Meisterschaft in Hildesheim qualifizieren konnte.

 

An neun Wochenenden im Winterhalbjahr haben wir auch noch in der Liga gespielt. Samstags spielte ich in der Damenliga, sonntags mein Mann in der Herrenliga Wir sind mit unseren Mannschaften ein paarmal aufgestiegen und auch wieder abgestiegen. Neben dem Training gab es aber auch noch gesellige Stunden im Verein.

 

Außer den Landes-, Deutschen - und Europameisterschaften liefen zahlreiche andere Turniere im Laufe des Jahres bei denen wir auf der Starterliste standen.

 

Dank unseres Sportes haben wir viele Freundschaften innerhalb und außerhalb Deutschland schließen können. Seit 1996 stehen wir in Verbindung mit einem Ehepaar aus Schweden. Die Devise bei den Europameisterschaften war „ Wir spielen nicht gegeneinander, sondern miteinander“.

 

Als ich 2010 bei der Europameisterschaft in Wien feststellen musste, dass ich dem Leistungsdruck nicht mehr gewachsen war, beendete ich meine aktive Zeit als Bowlingspielerin. Heute bowle ich nur noch „just for fun“.

 

Mein Mann spielt zwar seit dem letzten Jahr auch keine Liga mehr, ansonsten nimmt er noch an vielen Turnieren teil und ich begleite und betreue ihn dabei .

 

Als Fazit kann ich sagen: „ Der Bowlingsport ist ein Wendepunkt in unserem Leben gewesen.“





 



Impressum

Texte: Doris Frese
Tag der Veröffentlichung: 02.08.2017

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