Die unvollendete ------- Fahrradtour
Nachdem mein Mann und ich 1991 eine Radtour von Hamm zur Nordsee unternommen hatten und ein Jahr später mit dem Rad von Lübeck an der Ostsee entlang bis zur Insel Usedom gefahren waren, nahmen wir uns vor, das Gleiche in einer anderen Ecke von Deutschland zu unternehmen.
Aber es hat dann doch noch bis September 2000 gedauert, bis wir wieder eine Radtour realisieren konnten. Es sollte dieses Mal der Bodensee sein, den wir in 6 Tagen umrunden wollten.
Mein Mann hatte die Tour zusammengestellt. Und dann am 19. September war es soweit
Wir hatten in einem kleinen Hotel 1.7 Kilometer von Meersburg entfernt ein Zimmer gebucht. Am Mittwoch d. 20. September ging es dann los. Wir ließen uns in Meersburg mit der Autofähre nach Konstanz übersetzen.
Unsere erste Tour war 62,8 Kilometer lang und führte uns an der Insel Mainau vorbei und um den Überlinger See. Dabei hatten wir ganz schöne Steigungen zu überwinden. Ich musste ein paarmal absteigen und das Rad schieben.
Nach einer Stärkung in Liggeringen ging es rasant bergab bis Bodmann. Von dort waren es bis Meersburg noch 18 Kilometer. Als wir unsere Fahrt nach einer Kaffeepause an der Promenade fortsetzten, fing es an zu regnen und das ziemlich heftig. Gott sei Dank kam keine Steigung mehr und wir konnten bis Meersburg zügig durchfahren.
Von Meersburg wollten wir uns die 1,7 Km bis zu unserem Hotel in Stetten abkürzen und versuchten auf einem schmalen Landwirtschaftsweg durch und über einen Weinberg zu fahren. Das war allerdings ein Flop, da es so steil bergauf ging, dass wir unsere Räder schieben mussten.
Aber endlich hatten wir es geschafft und kamen um 18.30 Uhr bis auf die Haut durchnässt in unser Quartier an. Mein T-Shirt war so nass, dass ich es auswringen konnte .Eine heiße Dusche war dann genau das Richtige und wir verbrachten anschließend noch einen gemütlichen Abend in der Hotelkneipe.
Die nächste Tour führte uns bei sonnigem Wetter nach Lindau (43 Km) . Dort übernachteten wir in einem kleinen schnuckeligen Hotel, um dann am anderen Tag 60 Km weiter vorbei an Bregenz in Österreich zur Schweiz nach Arbon zu radeln.
Der Weg führte uns durch eine wunderschöne Landschaft, fast immer am Seeufer entlang. In Österreich waren nicht nur die Radwege gut, sondern auch die Beschilderung.
In Rohrspitz entdeckten wir ein sehr schön gelegenes Restaurant im Segelboothafen. Dort legten wir eine Mittagspause ein. Es war 12.30 Uhr. Das Wetter hatte an diesem Tag sehr viele Radfahrer animiert. Es herrschte reger Verkehr am Bodensee.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, ging es weiter Richtung Schweiz. Um 16.00 Uhr erreichten wir unser Ziel. Wir fanden auch sehr schnell ein Zimmer. Wir duschten und unternahmen noch einen kleinen Bummel durch die niedliche Altstadt.
Am nächsten Tag ging es dann 41,5 Km zurück nach Meersburg. Das Wetter war nicht so gut wie am Vortage. Hochnebel!!
Obwohl wir fast die gesamte Strecke parallel zum Bodensee fuhren, war vom gegenüber liegenden Ufer nichts aber auch wirklich gar nichts zu sehen.
Wir fuhren zügig durch. An der Grenze zu Österreich wurde es mit der Kennzeichnung des Radweges ein wenig problematisch. Die Grenze verläuft mitten durch die Stadt. Aber schließlich fanden wir doch den richtigen Weg und fuhren durch Konstanz fast ständig bergauf bis zum Vorort Staad zur Autofähre.
Die Fahrt nach Meersburg mit der Fähre dauerte 20 Minuten.
Die 41,5 Km waren nicht anstrengend .Aber dann den Berg nach Stetten hinauf, der hat mich geschafft. Mein Mann wollte es mir erleichtern und suchte einen vermeintlich einfacheren Weg aus. Doch der Weg war noch schlimmer, da war die Strecke durch die Weinberge direkt harmlos gegen..
Ich war wirklich „alle „, Dazu kam noch, dass die Luft sehr schwül und feucht war. So kamen wir kurz nach 13.00 Uhr nass geschwitzt in unserem Hotel an.
Während wir zu Mittag aßen, verzog sich der Hochnebel plötzlich und der Himmel war strahlend blau. Da ich mich weigerte, mich an dem Tag noch einmal aufs Fahrrad zu setzen, schlug ich vor, zu Fuß nach Meersburg zu laufen und dort auf der Uferpromenade einen Kaffee zu trinken.
Gesagt, getan. Unterwegs hatte mein Mann die gute Idee, das schöne Wetter zu nutzen und der Insel Mainau einen Besuch abzustatten. Wir hatten Glück, dass noch ein Boot um 15.30 Uhr hinüber fuhr. Es hat sich gelohnt. Es war wirklich wunderschön dort.
Am anderen Morgen hatten wir vor, mit dem Auto nach Stein zu fahren, das Auto dort stehen zu lassen und mit den Rädern um den Untersee bis nach Konstanz zu radeln und dort zu übernachten. Am nächsten Tag wollten wir dann die restlichen 26 Kilometer absolvieren, die uns zur Umrundung des Untersees fehlten. Wir hätten also früh am Tag Stein wieder erreicht, hätten uns ins Auto gesetzt, wären noch zum Rheinfall von Schaffhausen gefahren, um dann Richtung Heimat zu nehmen.
Aber flexibel und sprunghaft wie wir sind, kam es dann ganz anders.
Während der Fahrt Richtung Stein, zufällig war die Richtung auch die, die wir einschlagen mussten, um nach Hause zu fahren, wurde der Nebel immer dichter. Vom Bodensee war absolut gar nichts mehr zu sehen. Da stellte mein Mann die Frage: „ Oder sollen wir nach Hause fahren?“ Als dann auch noch der Wetterbericht im Autoradio für den nächsten Tag am Bodensee, speziell für Konstanz den ganzen Tag Nebel voraus sagte, kam für uns nur eines in Frage, ab nach Hause.
Ohne Stau fuhren wir zügig Richtung Hamm und waren um 16.00 Uhr zu Hause.
Wir hatten uns dann vorgenommen, den Teil des Bodensees, der uns noch fehlte in einem anderen Jahr nachzuholen. Aber wir sind nicht mehr dazu gekommen Vielen anderen Reiseterminen gaben wir den Vorzug. Inzwischen bin ich 78 Jahre alt und seit ein paar Jahren hindern mich meine Gleichgewichtsstörungen daran, noch einmal auf ein Fahrrad zu steigen. Mein Fahrrad habe ich vor einem Jahr meinem Enkel geschenkt.
Vielleicht schaffen wir ja den Rest irgendwann mit dem Auto.
Texte: Doris Frese
Tag der Veröffentlichung: 04.04.2017
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