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2016 - Eine Zeit der Veränderungen

2016 –Eine Zeit der Veränderungen.

 

Was war mir 2016 wichtig? Was ist mir in Erinnerung geblieben? Was hat mich bewegt? Was hat sich verändert?

Wenn ich so zurück blicke, stelle ich fest, dass das vergangene Jahr für mich und meine Familie eine Zeit der Veränderungen war.

 

Da war im Juni die Trennung unseres Sohnes von seiner Frau, die uns alle in eine Schockstarre gefangen hielt. Doch da möchte ich nicht näher drauf eingehen. Ich fürchte, ich würde zu emotional reagieren. Der Zorn über die Ex ist noch zu groß und es wäre auch zu intim. Nur so viel. Unserem Sohn geht es jetzt den Umständen entsprechend ganz gut. Er hat inzwischen auch eine kleine Wohnung ganz in unserer Nähe gefunden. Und wir haben uns inzwischen aus der Schockstarre befreien können.

 

Ich erzähle jetzt vielmehr von einer Veränderung, die ein wenig mit Abschiedsschmerz zu tun hat, aber auch mit der Freude auf erreichte Ziele und die ersten Schritte in eine zwar ungewisse aber neue Zukunft.

Ich rede von meinen beiden Enkeln Fabio 20 Jahre und Sofia 17 Jahre, den Kindern unserer jüngsten Tochter Steffi.

 

Beide waren seit dem Kindergartenalter einmal in der Woche mittags bei uns zum Essen. In den letzten 6 Jahren war das immer der Dienstag.

Das war jede Woche ein High light für uns. In den ersten Schuljahren beaufsichtigten wir ihre Schularbeiten, manchmal konnten wir auch dabei helfen, wenn sie etwas nicht verstanden hatten. In den letzten Jahren waren es dann unsere Tischgespräche, die amüsant und interessant waren und bei mir bleiben vor allen Dingen, die vom letzten Jahr in Erinnerung

.

Fabio hat im Frühjahr sein Abitur mit der Gesamtnote 2,5 bestanden.

Vor der Matheklausur und der Englischklausur hatte er keine Angst, das waren seine Fächer. Was ihm gar nicht lag war spanisch. Das war nicht sein Ding .Aber auch da reichten ihm die Noten, die er brauchte .Wir haben uns mit ihm über die guten Noten gefreut und ihn aufgemuntert, wenn es mal nicht so gut lief.

 

Er hatte vor in Bremen Informatik zu studieren, war aber unsicher, ob sein Notenschnitt dafür reichen würde. Die Freude war groß, als er den Studienplatz erhielt und es auch mit einer kleinen erschwinglichen Wohnung klappte. Seit Oktober lebt er also in Bremen, fühlt sich dort wohl. Wenn er mal am Wochenende in Hamm ist, versäumt er nicht, auch uns einen Besuch abzustatten.

 

Bei Sofia war es nicht viel anders. Sie absolvierte die 10 . Klasse und ihr Ziel war es, die Qualifikation fürs Abi zu erhalten.

Seit ihrem 10. Lebensjahr hat sie nicht nur den Wunsch geäußert, sondern auch zielstrebig daraufhin gearbeitet als Austauschschülerin für ein Jahr in die USA zu reisen. Es wurde also fleißig gespart. Anschließend wollte sie in Steinfurth( Westfahlen) weiter zur Schule gehen und dort mit dem Abitur und einem Praktikum die Schule beenden. Ihre Fachrichtung ist Fotodesign. Und in Steinfurth an der Schule gibt es ein großes Fotolabor. Der Schulplatz war ihr schon sicher nach dem Amerikajahr

.

Sie erreichte die Quali , alle Papiere waren zusammen, sie hatte sich bei einer Organisation angemeldet. Selbst das Visum hatte sie schon, bloß was fehlte, war die Gastfamilie. Diese Warterei und die Ungewissheit, ob es noch klappt, zerrte nicht nur an Sofias auch an unseren Nerven.

 

Sofia war da sehr umsichtig, als es eng wurde mit dem Austauschjahr, hatte sie sich vorsichtshalber an der Schule in Steinfurth erkundigt, ob sie eventuell auch schon im Herbst dort weiter machen könnte. Sie bekam die Zusage.

Endlich, als Sofia die Hoffnung schon aufgegeben hatte, bekam sie am 28. August den Bescheid, dass eine Gastfamilie in South Carolina in Myrtle beach bereit wäre sie als Gastschülerin aufzunehmen.

Das Flugzeug sollte am 5. September von Düsseldorf starten. Da blieb nicht mehr viel Zeit. Aber wir freuten uns alle mit ihr, dass es doch noch geklappt hatte.

 

Als beide am letzten Dienstag vor dem Abflug bei uns waren, herrschte eine fröhliche ausgelassene Stimmung bei uns, doch der Gedanke, dass es nun unwiderruflich das letzte Mal war, dass wir vier gemeinsam um den Esstisch saßen, machte mich schon traurig.

 

Und dann war er da. Der Abreisetag. Auf Sofias ausdrücklichen Wunsch hin, uns beim Abschiednehmen dabei haben zu wollen, waren wir pünktlich am Düsseldorfer Flughafen, um uns zu verabschieden.

Die Verabschiedung war herzzerreißend. Die Tränen flossen. Sofia wurde da wohl erst bewusst, dass sie die ihr vertrauten Gesichter für fast ein Jahr nicht wiedersehen würde. Da half auch der Trost nicht, dass wir ja miteinander skypen können.

Als sie durchs Gate verschwand, winkten wir uns so lange zu, bis sie nicht mehr zu sehen war.

 

Dank Smartphone und WhatsApp erfuhren wir auch sofort von ihrer glücklichen Landung. In den ersten Tagen gab es von ihrer Seite eine WhatsApp nach der anderen. So erfuhren wir auch, dass sie es gut angetroffen hat, mit ihr noch eine Austauschschülerin aus Spanien bei der Gastfamilie ist.

Sie war begeistert von der Schule. Anfang Oktober skypten wir zum ersten Mal mit ihr, d. h. mit ihrer Mama hatte sie es bis dahin schon sehr oft getan.

 

Und dann kündigte sich in South Carolina und auch in Myrtle beach der Hurrikan an. Meine Tochter Steffi und ich waren im Kurhaus in Hamm. Es wurde das Musical „Evita“ gegeben. Wir standen noch vor der Vorstellung im Foyer, da bekam Steffi eine Sprechnachricht von Sofia, dass in einer halben Stunde der Hurrikan Myrtle beach erreichen würde und sie inzwischen alles verriegelt hätten.

 

So richtig genießen konnten wir nun die Vorstellung nicht. Nach der Vorstellung war erst einmal Funkstille, das war schon sehr beunruhigend. Endlich, als wir auf dem Weg nach Hause waren, meldete sich Sofia wieder.

Sie hatten alles gut überstanden, nur war jetzt der Strom weg und sie schrieb die Nachricht bei dem Licht einer Taschenlampe. Aber es war vorbei und es ginge allen gut. Wir atmeten auf.

 

Am anderen Tag schilderte sie uns von dem Hochwasser .Die Schulen waren über eine Woche geschlossen. Das bedeutet, dass die Tage nachgeholt werden müssen und sie im Juni, bevor sie zurück fliegt, drei Tage länger zur Schule muss, als geplant. Aber bis dahin ist noch viel Zeit.

 

Als wir Weihnachten alle noch einmal mit ihr skypten, Ihre Mama mit Markus ihrem neuen Lebenspartner, unser Sohn, Brüderchen Fabio und mein Mann und ich. Da hatte sie schon feuchte Augen. Aber sie hielt sich tapfer. Sylvester sprach sie noch einmal mit der Mama. Danach meinte Steffi, dass sie nicht davon überzeugt ist, dass Sofia bis zum Ende durchhält. Das Heimweh wäre schon sehr groß bei ihr.

 

Ob sie es nun durchhält oder nicht, die Zeit dort wir für sie auf jeden Fall für ihr weiteres Leben von Vorteil sein.

 

Und wir freuen uns schon jetzt darauf, sie wieder in unsere Arme schließen zu können.








Impressum

Texte: Doris frese
Tag der Veröffentlichung: 08.01.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Sofia

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