Kulturerbe --- Weimar
Goethe- und Schillerstadt
Es gibt viele Gedenkstätten, wie wir auf unseren diversen Reisen aufgesucht haben.
Die letzte Gedenkstätte war Ende August d. J. die Frauenkirche in Dresden. Es war überwältigend, zumal wir in den neunziger Jahren noch die Trümmer der Frauenkirche dort liegen sahen.
Aber ich habe mich entschlossen von unserem Besuch in der Kulturstadt Weimar zu berichten.
Vor ca,. 10 Jahren nahmen wir an einem Bowlingturnier in Erfurt teil. Anschließend verbrachten wir noch drei Tage in Weimar der Goethe- und Schillerstadt.
Nachdem ich während meiner Schulzeit einen Film über Friedrich Schiller gesehen hatte, wurde Schiller für mich der Dichterheld meines Lebens.
Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren. Sein erster literarischer Erfolg gelang ihm 1782 mit der Uraufführung seines Dramas < Die Räuber > 1789 erhielt er einen Ruf als Geschichtsprofessor an die Universität Jena. 1790 heiratete Schiller Charlotte von Lengenfeld. 1799 übersiedelte Schiller nach Weimar.
So war es naheliegend, dass das Schillerhaus von uns zuerst aufgesucht wurde.
Was mich an Schiller so fasziniert war sein ungeheurer Freiheitsdrang. Diesen Drang bringt er in seinem Gedicht „Worte des Glaubens mit den folgenden Zeilen in der zweiten Strophe zum Ausdruck:
< Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
und würd er in Ketten geboren…..>
Ich habe einmal eine kleine Anekdote gelesen, ob sie wirklich so passiert ist weiß ich nicht, aber sie hat mir gefallen.
Es soll einmal im Zweiten Weltkrieg vorgekommen sein, dass ein Deutscher im Zug nach der von deutschen Truppen besetzten französischen Hauptstadt einem Franzosen begegnete, der gerade dabei war, Schiller zu lesen.
Warum Schiller, fragt der Nazi. Der Franzose antwortete ihm.
„Sehen Sie Schiller ist ein internationaler Dichter. Er hat für die europäischen Völker geschrieben: für die Engländer „Maria Stuart“, für die Spanier“ Don Carlos,“ für die Tschechen den „Wallenstein“, für die Russen den Demetrius, für die Italiener „Die Verschwörung „, für die Schweizer „“Wilhelm Tell“ und für die Franzosen „ die Jungfrau von Orleans“.
Daraufhin fragt der Deutsche ganz beunruhigt, und was hat er für die Deutschen geschrieben? „Die Räuber „ antwortete der Franzose..
Die Räuber galten in Deutschland als das Lieblingsstück des im 19. Jahrhundert angesehensten Dichters der deutschen Literatur. Und die Antwort des Franzosen ist viel tiefsinniger, als er sie wohl zunächst gemeint hat..
Nun stand ich ganz ehrfurchtsvoll im Schillerhaus vor seinem Schreibtisch und meinte noch den Geruch der faulenden Äpfel in der Nase zu haben, die Schiller in seinem Schreibtisch aufbewahrte und die ihn zur Inspiration seiner Werke anregten.
Am anderen Tag suchten wir das Goethehaus am Frauenplan auf. Am 28. August 1749 kam Johann Wolfgang Goethe in Frankfurt am Main zur Welt Er wurde 1782 vom Kaiser Joseph II. in den Adelsstand erhoben. 1772 vollendete Goethe das Schauspiel „Der Götz von Berlichingen“ mit dem er sehr viel Aufsehen erregte. Mit seinem Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ errang er 1774 über die Grenzen hinweg Ruhm. 1776 wurde er Minister am Hof von Sachsen Weimar, Von 1788 bis 1812 lebte er an der Seite von Christiane Vulpius. Mit Charlotte von Stein verband ihn angeblich eine platonische Liebe. Aber ich glaube, es war mehr als das. Charlotte von Stein hat es lange nicht verkraftet, dass Goethe die aus einfachen Verhältnissen stammende Vulpius ihr vorzog. Am 22. März 1852 starb Goethe in Weimar. Vier Tage später wurde er in der Fürstengruft auf dem Alten Friedhof beigesetzt.
Nachdem wir das Goethehaus besichtig hatten suchten wir auch den Friedhof mit der Gruft auf.
Schiller bemühte sich 7 Jahre vergeblich um die Freundschaft mit Goethe. Erst 1794 begann die Freundschaft zwischen den beiden, die mit Schillers Tod am 9. Mai 1805 endete. Er starb an den Folgen einer schweren Lungenentzündung.
Schillers Tod hinterließ bei Goethe eine große Lücke. Am 4. April 1806 schrieb Goethe dem befreundeten Maler Philipp Hackert folgende Zeilen.;
< Seit der großen Lücke, die durch Schillers Tod in mein Dasein gefallen ist, bin ich lebhafter auf das Andenken der Vergangenheit hingewiesen, und empfinde gewissermaßen leidenschaftlich, welche Pflicht es ist, das was für ewig verschwunden scheint, in der Erinnerung aufzubewahren.>
Von der Freundschaft mit Schiller gilt, was Goethe einmal so formulierte:
< Ein Glück für mich war es ----dass ich Schillern hatte.>
Es sind die Gegensätze, die mein Herz für Schiller höher schlagen lassen. Der gefühlvolle Goethe und der zähe Wille bei Schiller. Goethe setzte auf Natur und Schiller auf Freiheit.
Die Gegensätze waren es wohl auch, die zu der Freundschaft der beiden führte. Ihre Freundschaft spornte sie zu Höchstleistungen an. Schiller schrieb seine klassischen Dramen, die er mit Goethes Hilfe auf die Bühne brachte , und Goethe erlebte durch Schiller seine zweite schöpferische Jugend..
Goethe führte ein gelungenes langes Leben, während Schiller sein Schaffen seiner Krankheit abrang und sehr jung starb.
Untrennbar verbunden mit Weimar ist das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg, das nur 8 Kilometer von Weimar entfernt ist. Auch eine Gedenkstätte, aber der anderen Art. Doch wir waren der Meinung, wenn man Weimar besucht, ist es schon fast Pflicht auch Buchenwald aufzusuchen. Deshalb gehörte der letzte Tag dieser Gedenkstätte, in der so viele Menschen ihr Leben lassen mussten.
Der erste Schauer überlief uns, als wir durch das Lagertor schritten auf dem von innen zu lesen war „Jedem das Seine.“ Welch ein Zynismus.
Zwischen 1937 und 1945 wurde das Konzentrationslager Buchenwald als Arbeitslager betrieben. Buchenwald ist eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Insgesamt wurden etwa 266000 Menschen aus allen Ländern Europas im KZ Buchenwald inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56000 geschätzt.
Die Häftlingstransporte kamen in Weimar an bevor sie nach Buchenwald weiter geleitet wurden. In den Anfangsjahren ließ die SS die Leichname der im Lager getöteten Menschen im städtischen Krematorium Weimar einäschern. 1939/40 stieg die Todeszahl so schnell, dass die SS fahrbare Krematoriumsöfen im Lager aufstellen ließ. Zur Jahreswende 1939/40 erfolgte der Aufbau des ersten Krematoriums.
Wir nahmen an einer Führung teil und was wir sahen und hörten ließ uns manchmal das Wasser in die Augen steigen. Es war so ungeheuerlich.
Als wir wieder zurück nach Weimar fuhren, waren wir nicht fähig eine Unterhaltung zu führen. So sehr hatte uns dieser Besuch mitgenommen .
Zurück in Weimar versuchten wir im Park an der Ilm und auf dem Weg zu Goethes Gartenhaus die Eindrücke von Buchenwald zu verarbeiten.. Es gelang uns aber nicht ganz.
Dieser krasse Gegensatz zwischen der Schiller- und Goethestadt Weimar und dem Ettersberg mit dem Konzentrationslager Buchenwald hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Quellennachweis:
Rüdiger Safranski „Goethe & Schiller, Geschichte einer Freundschaft
Sigrid Damm: Das Leben des Friedrich Schiller, eine Wanderung
Jean Claude Lin/Herbert Arthen: Kraftwerk Schiller
Texte: Doris Frese
Tag der Veröffentlichung: 03.09.2016
Alle Rechte vorbehalten