Regentage !
Ich muss vorausschicken, dass mein Mann und ich bis vor ein paar Jahren begeisterte Wanderer und Radfahrer waren.
1989 hatten wir die Idee eine Wanderung von Staffelstein in Oberfranken nach Regensburg zu unternehmen. Das sind 242 Kilometer, die wir in 9 Wandertagen schaffen wollten. Ich hatte mich schon ein halbes Jahr vorher um Unterkünfte und Gepäckbeförderung gekümmert.
Und dann ging es Anfang September endlich los. Nach der 2. Etappe, die von Scheßlitz nach Neumühle führte, einem Nachbarort von Heiligenstadt, übernachteten wir dort in einer alten Mühle, in der außer uns nur noch ein altes Ehepaar war, das seinen Urlaub dort verbrachte. In den ersten 2 Tagen war das Wetter durchwachsen, trocken aber bewölkt. Eigentlich ganz gutes Wanderwetter.
Am Morgen des dritten Tages galt unser erster Blick dem Wetter. Ein bisschen Enttäuschung machte sich bei uns breit, die Straßen waren nass. Regen !!! Und es sah nicht so aus, als würde es bald aufhören. Doch zunächst ließen wir uns erst einmal das Frühstück schmecken, in der Hoffnung, dass es nur ein Regenschauer ist. Doch inzwischen hatte es immer heftiger angefangen zu regnen. Die Hausgäste boten sich an, uns zu unserem nächsten Etappenziel nach Behringersmühle zu bringen. Das ließ aber unser Stolz und Ehrgeiz nicht zu. Wir beglichen unsere Rechnung 60,-- DM für die Übernachtung mit Frühstück und 15,-- DM für die Gepäckbeförderung und machten uns um 9.15 Uhr auf den Weg.
5 Stunden wanderten wir im strömenden Regen zu unserem dritten Etappenziel, laut Wanderführer, durch die bis jetzt reizvollste Landschaft, dem Aufseßtal, von der ich allerdings bei dem Regen nicht all zu viel mitbekam.
Wir hatten uns für unterwegs , jeder ein Brötchen, mitgenommen. Und das war gut so: denn so durchnässt wie wir waren, hätten wir nirgendwo einkehren können, obwohl es Einkehrmöglichkeiten unterwegs gab. Selbst die Bänke, die wir hin und wieder sahen, ließen wir links liegen, weil diese genau so nass, wie wir waren, und es kein Vergnügen gewesen wäre uns darauf nieder zu lassen. Wir verzehrten also unsere Brötchen, ohne uns irgendwo hinzusetzen. Bis auf die Haut durchnässt , kamen wir um 15.00 Uhr in Behringersmühle an, ohne eine Pause eingelegt zu haben.
Aber hätten wir das Angebot der Hausgäste angenommen, hätte mir am Ende der Wanderung etwas gefehlt und ich wäre nicht zufrieden gewesen,.
Dafür wurden wir aber mit einem sehr schönen Zimmer mit Balkon und DU/WC belohnt. Die heiße Dusche tat ungemein gut. Wir fanden, dass wir den Kaffee und den Zwetschkenkuchen hinterher redlich verdient hatten.
Fahrradfahren im Regen
Nachdem wir 1992 mit den Rädern von Hamm in 2 1/2 Wochen bis nach Flensburg hinauf und über Husum zurück bis Bremen geradelt waren, beschlossen wir ein Jahr später wieder einen Fahrradtörn zu unternehmen. Dieses Mal hatten wir die östliche Seite der Ostsee anvisiert und wollten eventuell bis zur polnischen Grenze fahren.
Am 5. 9. 1993 starteten wir von Lübeck aus. Nachdem wir Boltenhagen, Wismar, die Halbinsel Poel, Kühlungsborn, Rostock Ahrenshoop und Zingst hinter uns gelassen hatten, verbrachten wir einen Tag in Stralsund. Bis dahin waren wir 339,7 Km geradelt.
Von dort aus ging es mit der Fähre nach Hiddensee. In Vitte hielten wir uns 2 Tage auf und ließen uns dann nach Schaprode auf Rügen übersetzen. Dort angekommen setzten wir unsere Fahrradfahrt fort. Zunächst fuhren wir zum nördlichsten Punkt nach Kap Arkona, um dann weiter in Richtung Sassnitz durch die Stubbenkammer zu fahren. Und da ließ uns das Wetter im Stich. Es regnete schon den ganzen Vormittag und als wir endlich am Leuchtturm ankamen goss es Bindfäden. Aber trotz schlechten Wetters gab es dort einen Besucherstrom wie am Drachenfels.
Wir hielten uns nicht lange dort auf und fuhren weiter. Der Regen kam nun von vorne, windig war es auch. Wir hatten unsere Brillen längst abgesetzt , weil wir ohne besser sehen konnten als mit. Gott sei Dank waren die Straßen wenigsten gut. Das war 1993 in den neuen Bundesländern noch nicht selbstverständlich, Wir hatten da schon einige sehr schlechte Straßenverhältnisse vorgefunden. Wir fuhren durch wunderschöne alte urwüchsige Baumalleen. Doch bei dem Regen hatten wir nicht viel Freude daran.
In Putgarten 1 Kilometer vom Kap entfernt hatten wir ca. 300 Meter abseits der Straße ein Hotel entdeckt. „Hotel„ Nobben „. Wir entschlossen uns, da wir wirklich trotz Regenkleidung bis auf die Haut nass waren, wegen eines Zimmers zu fragen und hatten Riesenglück.
Wir wollten ein Doppelzimmer. Als der Besitzer uns sah, so nass wie wir waren und das viele kleine Gepäck dazu, meinte er :“ Ich habe noch ein Appartement. Da es leer steht und sie so viel kleines Gepäck dabei haben, wäre ein Doppelzimmer wohl ein bisschen eng.“
Und er überließ uns das Appartement, Wohnzimmer ,Schlafzimmer, Badezimmer mit zwei Waschbecken, Dusche, Heizung und im Wohnzimmer last not least ein Fernseher, für den Preis eines Doppelzimmers.
So etwas gibt es also auch noch!!!
Nur wer schon einmal ein paar Stunden durch strömenden Regen mit dem Fahrrad gefahren oder gewandert ist, kann ermessen, wie schön es ist, anschließend so eine tolle Unterkunft zu bekommen und heiß duschen zu können. Es war wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.
Texte: Doris Frese
Bildmaterialien: Coverfoto Werner Frese
Tag der Veröffentlichung: 08.09.2013
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