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Der König-Ludwig-Weg







Der König-Ludwig – Weg



Einführung:



Da mein Mann und ich gerne wandern, entschlossen wir uns 1988 , den Main-Donau-Weg zu laufen, der von Staffelstein nach Regensburg führt. Diese Wanderung war für uns ein wunderschönes Erlebnis. Nachdem wir von dem König-Ludwig –Weg gelesen hatten, entschlossen wir uns 1991 zum zweiten Mal für einen Fernwanderweg. Die Wanderung wurde von einem Reiseunternehmen angeboten, mit Gepäckbeförderung und Bustransfer. Es war eine Gruppenwanderung, aber es konnte ganz individuell gewandert werden. Wir mussten nur immer pünktlich am Ziel sein, d.h. pünktlich an der Fähre, die uns über den Ammersee brachte und pünktlich am Bus, der uns zum nächsten Quartier brachte.

Der König-Ludwig –Weg ist also ein Fernwanderweg und wurde zur Erinnerung an den bayrischen Herrscher eingerichtet und führt durch eine Landschaft, die Ludwig II. ganz besonders geliebt hat.
Der Weg verbindet die Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau mit dem Starnberger See. Der Weg ist 120 km lang und beginnt am Starnberger See und endet in Füssen im Allgäu. Er berührt nicht nur landschaftliche Sehenswürdigkeiten, wie die oberbayrischen Seen, sondern auch kunsthistorische Stätten, wie die herrlichen Barockkirchen und Klöster, u. a., Andechs, Wessobrunn und die Wieskirche.
Der langgestreckte Starnberger-See fügt sich harmonisch in das sanft wellige Alpenvorland ein. Er hat zwei Gesichter, ein heiteres, wenn silberner Sonnendunst über dem Wasser liegt oder wenn an Föhntagen das Gebirge ganz nah scheint. Ernst wird es, wenn Gewitterwolken aufziehen und die Signale am Ufer auf Sturmwarnung stehen.
Das Ernste an diesem See zeigt sich auch in dem einfachen Kreuz im Uferwasser und der Gedächtniskapelle bei Schloss Berg. An dieser Stelle soll Ludwig II. am 13. Juni 1886 im Alter von 40 Jahren auf geheimnisvolle Weise ums Leben gekommen sein.


Der erste Wandertag


Die erste Etappe führte uns von Starnberg über Kloster Andechs nach Hersching, über den Ammersee nach Dießen. Vom Tutzinger Hof in Starnberg ging es direkt zum Kloster Andechs.
Das Wetter hatte es am ersten Tag gut mit uns gemeint.
Das Kloster ist vor über 500 Jahren auf dem „Heiligen Berg“ einer bewaldeten Kuppe über dem See gebaut.
Das Benediktinerkloster, das aus einer noch viel älteren Burg hervor ging, brannte um 1670 zunächst einmal ab, wurde aber bald wieder an der heutigen Stelle aufgebaut. Im Klostergarten können die Gäste den Andechser Käs und das dunkle Bier genießen, oder man kein seine Brotzeit auch mitbringen. Auch wir machten eine Pause im Klostergarten, probierten den Andechser Käs und ließen uns das dunkle Bier schmecken.
Gestärkt ging es weiter nach Hersching zum Ammersee., wo wir die Fähre pünktlich erreichen mussten.

Wenn die Sonne scheint, herrscht hier am Ammersee vom Frühling bis in den Herbst hinein Feiertagsstimmung. Es gibt rundum in den Uferorten Volksfeste, man brät Fische an einem der Grillplätze. Gekaufte oder selbst geangelte.
Der Ammersee ist der drittgrößte See Bayerns, nämlich 48 qkm mit vielen Wanderwegen am Ufer und ursprünglicher Landschaft.

Unsere Wandergruppe fand sich vollständig am Ammersee ein, da wir ja alle das Schiff pünktlich nach Dießen erreichen mussten. Da war der Hamburger Professor mit seiner Gattin, die zum ersten Mal eine Wanderung mit machte. Ihre ständige Frage wie viel Kilometer noch, wurde von ihrem Mann jedes Mal mit „höchstens noch drei Kilometer „ beantwortet. Irgendwann glaubte sie es ihm nicht mehr. Zwei ältere Damen aus Dresden, rüstige Wanderinnen waren mit von der Partie , ebenso zwei junge Frauen aus unserer Nachbarstadt Münster. Eine von den beiden war schon am ersten Tag fußkrank, Sie hatte Sandalen an und die sind nun einmal nicht so empfehlenswert für eine Wanderung. Die am weitesten angereisten Wanderer waren eine farbige Amerikanerin und ein Engländer.

Wir hatten uns gleich am ersten Tag mit einem Göttinger Ehepaar angefreundet und wanderten alle Tage zusammen. Die Beiden hatten den gleichen Wanderschritt drauf wie wir. Die Gruppe bestand aus ca. 20 Leuten. Die genaue Zahl weiß ich nicht mehr.

Die ehemalige Stiftskirche in Dießen auf der anderen Seite des Sees ist eine Rokokokirche, die um 1730 gebaut wurde. Wir waren die „Ersten „ an der Kirche. Und während wir auf die anderen warteten, schlürften wir genüsslich unseren wohlverdienten Kaffee. Immerhin waren wir 21 Kilometer gelaufen.

Auf dem Weg zum Kloster Andechs

Kloster Andechs

Marienmünster Dießen


2. Wandertag



Am zweiten Wandertag ging es von Dießen über Kloster Wessobrunn nach Hohepeißenberg. Die Strecke war 25 Kilometer lang.
Es war ein sehr regnerischer Tag. Um 10.00 Uhr war eine Besichtigung eingeplant. Unsere gesamte Gruppe war pünktlich da.
Das längst verlassene Kloster Wessobrunn ist heute ein Jugendheim. Es wurde 753 von Herzog Tassilo III. gegründet. Ruhm erlangte das Benediktinerkloster als hervorragende Ausbildungsstätte von Künstlern und Baumeistern.

Wandern macht hungrig und durstig. Eine zünftige Mittagsrast muss sein. Wir hatten alle Platz auf einem Baumstamm .
Weiter ging es nach Pfaffenwinkel zum 1000 m. Hohepeißenberg. Der Pfaffenwinkel hat seinen Namen von den vielen Klöstern und Wallfahrtskirchen, die es hier gibt. Bei guter Sicht kann man ihre Kirchtürme fast mit einem einzigen Blick erspähen: die Wieskirche, das Kloster Rottenbuch, das Kloster Ettal und die einstige Abtei Wessobrunn . Leider war die Sicht an dem Tag nicht gut.
nächste Seite :Innenansicht von Kloster Wessobrunn




Wanderpause


Der dritte Wandertag



Die Strecke am dritten Tag war 23 Kilometer lang und ging von Hohepeißenberg durch die Ammerschlucht, über Rottenbuch nach Wildsteig. Um 17.00 Uhr wurden wir von Wildsteig von einem Bus abgeholt und zum nächsten Etappenziel nach Buching gebracht. Am nächsten Tag wurden wie dann wieder zurück bis Wildsteig gebracht und wir liefen die Strecke wieder bis nach Buching zurück.. In Buching haben wir also zweimal übernachtet.

Als vor rund 35 Mio. Jahren die Alpenbildung begann, bildete sich auch eine Senke in den Alpen. So wie die Alpen immer höher wurden, wurde auch diese Senke tiefer. Riesige Schuttmassen aus den Alpen wurden vom Wasser in diese Senke transportiert und füllten sie auf. Man spricht von Molassetrog, der heute hier mehr als 5000 m tief liegt. Kalksteingeröll und Kalksande wurde fest miteinander verkittet und solch einen harten Molasseriegel musste die Ammer durchschneiden und so entstand ein so erstaunliches Naturbild wie die Ammershlucht.

Wir erreichten Wildsteig , den Ausgangspunkt unserer morgigen Tour. Im Bus herrschte eine fröhliche, gutgelaunte Stimmung. Inzwischen hatten wir uns alle ein bisschen angefreundet. In unserem Quartier in Buching verbrachtenn wir alle zusammen einen gemütlichen Abend.

Die Ammerschlucht


Der vierte Wandertag



Nachdem uns der Bus von Buching zum Ausgangspunkt in Wildsteig gebracht hatte, ging es bei herrlichem Sonnenschein los. Die Temperaturen erreichten in der Mittagszeit fast 30 °.
Durch das sanft gewellte Alpenvorland mit seinen grünen Wald- und Wiesenbuckel, führte uns der Weg zur Wieskirche. Es heißt nicht umsonst, wer die Wieskirche ganz erleben will, sollte zu Fuß kommen. Da öffnet sich mit einem Male der Wald und auf dem dunklen Hintergrund der Trauchberge ist die Wieskirche zu sehen.

Die Wieskirche war der künstlerische Höhepunkt der Tour. Die Wallfahrtskirche wurde vor 250 Jahren auf einer Wiese errichtet und danach im Volksmund auch benannt. Die Außenfassade ist schlicht und bescheiden, bewusst zurückhaltend wegen der Schlichtheit der Landschaft.
Das Kircheninnere , in dem sich alle Statik aufzuheben scheint, gilt als das sakrale Meisterwerk des Rokoko in ganz Europa. Geschaffen hat es der Baumeister Dominikus Zimmermann.

Anschließend mussten wir eine kurze Strecke durch das Hochmoor. Und dann hatten wir wieder einen herrlichen Blick. Vor uns die grünen Wald- und Wiesenbuckel der Vorberge und dahinter die großartige dramatische Kulisse des Hochgebirges.
Die Hitze hatte ihren Höhepunkt erreicht und wir machten unter einem schattigen Baum eine Mittagspause.
Zum zweiten Mal kamen wir in Buching an. Dieses Mal nicht mit dem Bus. Ein 25 Kilometer langer Fußmarschlag hinter uns.

Die Wieskirche

Die Innenansicht der Wieskkirche

Kurze Wegstrecke durchs Hochmoor





Der fünfte Wandertag



Die fünfte Etappe führte uns über Neuschwanstein, Hohenschwangau nach Füssen und war 18 km lang.
Von Buching aus ging es am stillen Bannwaldsee vorbei. Vom nahe gelegenen Tegelberg konnten wir die Drachenflieger beobachten. Das Schloss Neuschwanstein war schon greifbar nahe.
Vorher ging es aber durch die Pöllatschlucht mit dem 45 m hohen Wasserfall. Diese wildromantische Schlucht hat ihren Nahmen von der Pöllath, einem Gebirgsbach, der den 45 m hohen Pöllathfall speist. 92 m über der Schlucht befindet sich die Marienbrücke. Diese freitragende Brücke ist eine technische Meisterleistung der damaligen Zeit, übrigens ist sie älter als das Schloss Neuschwanstein. Nach der Mutter Ludwigs II, Königin Marie, wurde der Steg später „Marienbrücke „ genannt.



Die Pöllathschlucht

Die Marienbrücke


Und dann standen wir vor dem Eingang zum Schloss Neuschwanstein.

Erbaut wurde das Schloss von 1869 - 1886. Als Vorbild diente die Wartburg. Die Gemälde im Sängersaal sind der Parsifal-Sage nachempfunden. Zu Lebzeiten Ludwig II. wurde dieser Saal nie benützt. Erst 1933 bis 1939 wurden hier große Festkonzerte veranstaltet. Und nun wieder seit 1969, jeweils im September.
Die Vorhalle trennt die Wohngemächer des Königs vom Thronsaal. Die Wandgemälde versinnbildlichen Ausschnitte aus dem ersten Teil der nordischen Sigurd-Sage, das ist die älteste Fassung der Siegfried-Sage, des Nibelungenliedes.
Der Mosaikfußboden des 15 m hohen und 20 m langen Thronsaales, ist aus mehr als 2 Millionen Steinchen geschaffen.
Stufen aus Carrara –Marmor führen zur Apsis, die einen Thron aus Gold und Elfenbein umschließen sollte. Sie blieb leer, da alle Arbeiten nach dem Tod des Königs nicht mehr ausgeführt wurden.
Der große Lüster, ist in Form einer byzantinischen Krone mit 96 Kerzen.
Das Schlafzimmer im spätgotischen Stil mit herrlichen Eichenholzschnitzereien. Der einsame König besaß eine Vorliebe für prunkvolle Schlafzimmer.
Im Wohnzimmer ist das Gestaltungsthema der Wandgemälde die Lohengrin-Sage.
Das Arbeitszimmer ist im romantischen Stil gehalten, entsprechend der Wartburg.

Neuschwanstein

Wir verzichteten auf eine Innenbesichtigung des Königsschlosses Hohenschwangau. Das Schloss ist ein Juwel der deutschen Romantik und hatte seine erste große Epoche kurz nach der Erbauung der Ritter von Schwangau im 12. Jahrhundert und wurde zu einem Zentrum der Minnesänger. Nachdem die Burg dem Verfall preisgegeben war, wurde die Ruine vom Vater Ludwig II., dem König Maximilian II. gekauft und 1832 -36 restauriert.
König Ludwig II verbrachte hier die meiste Zeit seines Lebens. Hier hat er auch Richard Wagner empfangen, der Neuschwanstein nie betreten hat.
Nach so viel Kultur brauchten wir eine Pause und eine Stärkung. Weiter ging es dann zügig nach Füssen.
Wir hatten unser Wanderziel erreicht.



Das Wahrzeichen dieser Stadt sind die Kirchen und das Kloster St. Mang, sowie das Hohe Schloss. Zeugen einer langen und bewegten Geschichte.
Füssen ist eine der ältesten Siedlungen des Alpenvorlandes. Das Hohe Schloss wurde im 13. Jahrhundert an der höchsten Stelle des Schlossberges errichtet. Zu seinen Glanzpunkten gehören die illusionistischen Wandmalereien der Hoffassade des 15. Jht. Die Erker sind alle aufgemalt.

Abends gab es noch ein letztes gemütliches Beisammensein mit unserer Gruppe. Am anderen Morgen ein letzter Sparziergang durch die Stadt, bevor es wieder heimwärts ging.

Uns sind schöne Erinnerungen an herrliche Wandertage geblieben.

Impressum

Texte: Dora Fries
Bildmaterialien: Dora Fries
Tag der Veröffentlichung: 19.09.2012

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