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Rund um den Bodensee


Rund um den Bodensee


Vorwort




Nachdem mein Mann und ich 1992 eine Radtour von Hamm zur Nordsee unternommen hatten und ein Jahr später mit dem Rad von Lübeck, an der Ostsee entlang, bis zur Insel Usedom gefahren waren, nahmen wir uns vor, das Gleiche in einer anderen Ecke von Deutschland zu unternehmen.
Aber es hat dann doch bis September 2000 gedauert, bis wir wieder eine Radtour realisieren konnten.
Es sollte dieses Mal der Bodensee sein, den wir in sechs Tagestouren umrunden wollten.



Mein Mann hatte die Tour zusammengestellt und per Internet in Stetten, 1,7 km von Meersburg entfernt, für die ersten zwei Nächte ein Doppelzimmer für 90 DM pro Nacht bestellt.


Hotel Rebstock in Stetten



Anreise



Am 19. September 2000 war es dann endlich so weit.
Wir sind mit dem Auto, Fahrräder auf dem Dach, bei strahlendem Sonnenschein, Temperaturen ca. 20° C, losgefahren. Die geplante Fahrstrecke betrug 616 km. Das wäre in ungefähr sechs Stunden zu schaffen gewesen. Aber wie es halt so ist, ein nicht eingeplanter Stau von 10 km war schuld daran, dass wir für die Strecke acht Stunden brauchten.
Wir erreichten unser Ziel gegen 17 Uhr bei azurblauem Himmel und fanden zum Glück auf Anhieb unser kleines Hotel. Die Zimmer waren in Ordnung. Wir machten uns frisch, schwangen uns auf unsere Räder und radelten die 1,7 km nach Meersburg. Der Weg führte uns durch Obstplantagen und Weinberge.

Meersburg



In Meersburg stellten wir unsere Räder ab und sahen uns das reizvolle Städtchen zu Fuß an. Meersburg liegt an einem steilen Südhang und trägt den Namen des alten Schlosses. Das Schloss stammt in seinem Kern der Überlieferung nach aus dem 7. Jahrhundert. Das heutige Aussehen geht auf den Beginn des 16. Jahrhunderts zurück.
Von 1797 bis 1848 lebte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff in dem Schloss.
Das Schloss ist ganzjährig zu besichtigen.



Der älteste Teil von Meersburg ist die Unterstadt mit dem Grethaus, einem Kornspeicher von 1505. In die Oberstadt führt die Steigstraße, die ebenso wie der Marktplatz von Fachwerkhäusern gesäumt ist. Die Besichtigung zählt zusammen mit dem Obertor zu den Pflichterlebnissen im harmonischen alten Stadtkern.


Meersburg



Nachdem wir unsere Besichtigungstour beendet hatten, gingen wir zur Promenade hinunter, suchten uns dort ein hübsches Restaurant und nahmen draußen mit Blick auf den Bodensee an einem Tisch Platz und erlebten einen herrlichen Sonnenuntergang. Ich genoss dabei ein leckeres Felchenfilet, während mein Mann ein Zanderfilet vorzog.
Es war bereits dunkel, als wir uns auf den Heimweg machten. Zurück durch die Weinberge traten die ersten Schwierigkeiten auf. Meine Gangschaltung war nicht in Ordnung. Da ich mich, wenn es um technische Dinge geht, immer sehr blöde anstelle, vermutete mein Mann, dass ich irgendetwas nicht richtig mache. Ich wagte nicht mehr zu schalten. Die Gangschaltung machte einen ohrenbetäubenden Lärm. Ich stieg also bei fast jedem Berg ab und schob mein Rad. Mein Mann wurde langsam sauer und ich geriet immer mehr ins Schwitzen und dachte: Oh je, das kann ja noch heiter werden, wenn das an den nächsten Tagen so weiter geht.
Aber schließlich und endlich erreichten wir unser Domizil und als wir im gemütlichen Hotel-Restaurant noch einen Schlummertrunk zu uns nahmen, war alles wieder vergessen und wir freuten uns auf den nächsten Tag. Da sollte unsere erste Tour von Konstanz nach Meersburg starten.

Mittwoch, 20. September 2000

 

Von Konstanz nach Meersburg (62,8 km)







Der Tag fing nicht gut an. Mein Mann kümmerte sich um die Gangschaltung, die tatsächlich nicht in Ordnung war. Dadurch sind wir erst um 10:15 Uhr losgefahren. Die Gangschaltung war noch immer nicht o.k. . Nichts desto trotz fuhren wir die 1,7 km von Stetten nach Meersburg, ließen uns mit der Autofähre nach Konstanz übersetzen und radelten dann in Richtung Insel Mainau. Als wir, an der Insel angekommen erfuhren, dass wir pro Person 18 DM Eintritt entrichten sollten und wir schon nicht mehr in der Zeit waren, das Wetter auch nicht gerade heiter war, beschlossen wir weiterzufahren und die Insel Mainau an einem anderen Tag zu besuchen.
Die erste Tour um den Überlinger See hatte ganz schöne Steigungen. Ich musste oft absteigen und mein Rad schieben. Das hätte ich allerdings auch gemusst, wenn die Gangschaltung in Ordnung gewesen wäre.
Aber schließlich in Liggeringen waren die Steigungen geschafft und wir machten erst einmal eine Mittagspause.
In einem gemütlichen Gasthaus in Liggeringen ließ ich mir ein Berner Schnitzel mit Röstis gut schmecken. Ich hatte das Gefühl, mir das richtig verdient zu haben.
Nach der Stärkung ging es zunächst rasant bergab bis Bodmann und problemlos weiter bis Überlingen. Dort machten wir an der Promenade eine Kaffeepause. Das Wetter war bis dahin so lala gewesen. Sehr wolkig, nur ab und zu kam die Sonne zum Vorschein, aber sehr warm – fast schwül.
Als wir unsere Fahrt fortsetzten, es waren bis Meersburg noch 18 km, begann es zu regnen und der Regen war nicht von schlechten Eltern. Ich glaube, ich kann sogar behaupten, es goss in Strömen. Gott sei Dank kam keine Steigung mehr und wir konnten zügig bis Meersburg durchfahren. Von Meersburg nach Stetten wollten wir den Weg abkürzen und versuchten auf einem schmalen Landwirtschaftsweg durch und über einen Weinberg zu fahren. Das war dann allerdings ein Flop, da es so steil bergauf ging, dass wir unsere Räder schieben mussten.
Aber endlich hatten wir es geschafft und kamen um 18:30 Uhr bis auf die Haut durchnässt in unserem Quartier an. Mein T-Shirt war so nass, dass ich es auswringen konnte.
Eine heiße Dusche brachte unser Gleichgewicht wieder in Ordnung und wir verbrachten einen gemütlichen Abend in der Hotelkneipe. Ich probierte den Meersburger Wein, sehr fruchtig und sehr lecker.

Donnerstag, 21.September 2000


Ein Regentag



Es hatte die ganze Nacht nicht nur geregnet, sondern vom Himmel geschüttet. Und für Donnerstag hatte der Wetterdienst ebenfalls Regen angesagt. Wir beschlossen, unsere Tour heute nicht fortzusetzen, sondern noch einen Tag in Stetten zu bleiben. Für das Wochenende war gutes Wetter angesagt.
Wir fuhren, beide mit einem Regenschirm ausgestattet, mit dem Bus nach Meersburg und ließen uns wieder mit der Fähre nach Konstanz-Staad übersetzen. Von dort ging es dann weiter mit dem Bus zur Innenstadt. Konstanz soll mit Sicherheit die fahrradfreundlichste Stadt am Bodensee sein. So steht es jedenfalls in unserem Radtourenbuch. Es soll ferner die am prächtigsten gelegene Stadt Europas sein. Hier verlässt der Rhein schon als Strom den Bodensee. Die fast zentrale Lage am See würde Konstanz zur kulturellen Hauptstadt machen. Der geographischen Nähe zur Schweiz würde Konstanz die Verschonung im zweiten Weltkrieg verdanken. So würden nicht nur die Konstanzer von der Neutralität der Schweiz profitieren, sondern auch die Besucher dieser von alliierten Bombenteppichen verschont gebliebene Stadt.
Ein Ereignis, das fest mit dem Namen Konstanz verbunden ist, war das Konzil zu Konstanz. Das Gebäude ist am Hafen zu besichtigen.


Konzil zu Konstanz



Das einzige Konzil in Deutschland, bei dem unter anderem der Reformator Jan Hus zum Tode verurteilt und an Ort und Stelle verbrannt wurde, dauerte vier Jahre und endetet 1418 mit der Wahl des Papstes Martin V.
Wir waren trotz dieser Lobhudelei von Konstanz enttäuscht. Wir hatten mehr erwartet. Nachdem wir im Regen fast eine Stunde durch Konstanz gelaufen waren, fuhren wir mit dem Bus zurück zur Autofähre.
In Meersburg angekommen, suchten wir uns ein gemütliches Restaurant, aßen dort zu Mittag, fuhren anschließend mit dem Bus zum Hotel und verschliefen dort die restlichen Regenstunden. Nach unserem Mittagschlaf stellten wir fest, dass es inzwischen aufgehört hatte zu regnen. Wir setzten uns ins Auto, fuhren nach Unteruhldingen und besichtigten dort im Pfahlbau-Museum die weitgehend original ausgestatteten Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit.
In unserem Hotel war Ruhetag. Darum ließen wir den Tag nebenan im “Grünen Baum“ ausklingen.

Freitag, 22.September 2000

 

Von Meersburg nach Lindau (43km)

 



Unsere Tour sollte uns an diesem Tag nach Lindau, der einzigen bayrischen Stadt am Bodensee führen.




Nach zwei Kilometern erreichten wir das kleine idyllische Dorf Hagnau am nördlichen Seeufer. Seit Jahrhunderten wird hier das Wirtschaftsleben durch den Weinbau und die Fischerei bestimmt. Heute sind Obstbau und Fremdenverkehr dazu gekommen.
Vier Kilometer östlich von Hagnau liegt Immenstaad. Dort kamen wir an einer Fahrradwerkstatt vorbei und ließen dort mein Fahrrad in Ordnung bringen. Werner telefonierte in der Zwischenzeit mit einigen Hotels in Lindau und buchte ein Zimmer auf der Insel mitten in der Altstadt, Preis 130 DM. Erleichtert in doppelter Hinsicht fuhren wir weiter. An der wunderschönen Promenade in Friedrichshafen machten wir eine Cappuccino-Pause.
Friedrichshafen ist die Heimatstadt des Grafen Zeppelin und wie nicht anders zu erwarten, gibt es dort ein Zeppelin-Museum. Wir nahmen uns aber nicht die Zeit für eine Besichtigung.
Weiter ging es, mit dem wunderschönen Panoramablick zum Bodensee und den schneebedeckten Bergen der Schweiz und Österreich.



Schöner Blick auf die schneebedeckten Berge der Schweiz und Österreich


Vorbei an Langenargen mit dem Schloss Monfort bis nach Kreßborn. Dort aßen wir zu Mittag. Danach führte unser Weg über Nonnenhorn und Wasserburg nach Lindau.


Die wunderschön gelegene Stadt Lindau



Der erste Eindruck von Lindau war schon überwältigend. Die gesamte Altstadt steht unter Denkmalschutz.
Unser Hotel hatten wir ziemlich schnell gefunden. Wir trafen nur eine Aushilfe an, die Chefin war nicht anwesend.
Und nun passierte ein kleines Malheur. Mein Mann klingelte. Jessica, so hieß die 15 jährige junge Dame, öffnete. Als sie uns zeigen wollte, wo wir unsere Fahrräder unterstellen konnten, hatte sie zwar den Hoftürschlüssel, aber nicht den Haustürschlüssel dabei. Mein Mann, nichtsahnend, ließ die Haustür ins Schloss fallen, und oh je minee, Jessica sah keine Möglichkeit, wieder ins Haus zu kommen und wir kamen natürlich auch nicht in unser Zimmer. Jessica versuchte, die Putzhilfe, die wohl Mittagspause oder Feierabend hatte und schlief, wach zu bekommen. Vergeblich!
Nebenan gab es ein jugoslawisches Restaurant, in dem die Hausgäste wohl immer ihre Mahlzeiten einnahmen. Im Hof des Hotels stand ein Küchenfenster offen. Der Koch von nebenan kam mit einer Leiter, kletterte durchs geöffnete Fenster und bevor er die Haustür öffnen konnte, kam ein Hausgast mit einem Schlüssel und ließ uns hinein. Erleichterung bei Jessica und natürlich auch bei uns.
Das Zimmer war seinen Preis wert. Wir machten uns frisch und gingen erst einmal zur Promenade, suchten uns ein schönes Plätzchen aus, um unseren Nachmittagskaffee zu uns zu nehmen. Ich leistete mir sogar ein Stück Obsttorte mit Sahne. Nachdem wir uns so gestärkt hatten, besichtigten wir die Stadt.

Die Besichtigung begann im Seehafen mit dem alten und dem neuen Leuchtturm sowie der Löwenmole.


Seehafen von Lindau




Weiter ging der Weg am Alten Rathaus, eines der schönsten Rathäuser Deutschlands (erbaut 1422 bis 1436) vorbei, durch die Maximilianstraße mit ihren prachtvollen Patrizier-Häusern und dem Blick auf die Türme der Stephanskirche und der Stiftskirche.


Das Rathaus von Lindau

 




Maximilianstraße

 



Unseren Rundgang beendeten wir mit dem Besuch des neuen Leuchtturms. Hier hatten wir noch einmal eine sehr schöne Aussicht über den Hafen.


Blick vom Leuchtturm auf den Hafen




Dort erlebten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang.


Ein Sonnenuntergang am Bodensee



Hungrig geworden, suchten wir das jugoslawische Restaurant neben unserem Hotel auf und beendeten dort den Tag.

Samstag, 23. September 2000

 

Von Lindau nach Arbon (Schweiz) 60 km





Am nächsten Morgen galt unser erster Blick dem Wetter, Blauer Himmel pur. Keine Wolke.
Gut gelaunt ging es nach dem Frühstück um 9:00 Uhr los Richtung Bregenz. Wir wollten es bis Arbon schaffen. Das sollten 45 km sein.
Vor Bregenz fanden wir ein schönes Plätzchen am See, mit Blick auf Lindau und machten dort eine kleine Pause.


Blick zurück auf Lindau



Mein Mann wollte die Pause nutzen, um ein Quartier in Arbon festzumachen. Mit unserem Handy klappte es leider nicht.
In Bregenz suchten wir in der Innenstadt einen Telefonladen auf, um uns helfen zu lassen. Der junge Mann stellte fest, dass wir mit unserem Handy im Ausland nichts anfangen können.
Na dann eben nicht, dann mussten wir eben aufs gerade wohl fahren, in der Hoffnung, ein Zimmer zu bekommen.
Ansonsten haben wir von Bregenz nicht viel gesehen. Selbst der berühmteste Aussichtsberg über dem Bodensee, der Pfänder (1064 m hoch) ist mir entgangen. Ich sah wohl viele schön bewaldete Hügel, hatte aber keine Ahnung, dass einer davon der Hausberg der Bevölkerung rund um den Bodensee war. Das erfuhren wir erst einen Tag später von unserer Wirtin in Stetten.
Wieder führte uns der Weg durch eine wunderschöne Landschaft, fast immer am Seeufer entlang. In Österreich waren nicht nur die Radwege gut, sondern auch die Beschilderung. Der österreichische Teil des Bodenseeufers wird vor allem durch das breite Rheintal und die weitschweifige Mündungslandschaft des Rheins geprägt.
In Rohrspitz entdeckten wir ein schön gelegenes Restaurant im Segelboothafen. Wir saßen draußen in der Sonne und bestellten uns jeder einen Zwiebelrostbraten mit grünen Bohnen. Es war 12:30 Uhr und allmählich füllte sich die Gartenwirtschaft mit Radfahrern. Das Wetter hatte übrigens an diesem Tag sehr viele Radfahrer animiert. Es herrschte reger Verkehr am Bodensee.


Im Segelboothafen von Rohrspitz




Nachdem wir uns gestärkt hatten, ging es weiter Richtung Rohrschach (Schweiz). Irgendwie stimmte die Beschilderung mit unserer Karte nicht mehr überein. In Gaissau verfranzten wir uns. Es dauerte fast eine Stunde, bis wir den Radweg Richtung Rohrschach wieder gefunden hatten. Aber dieser Weg verlief auch nicht so, wie er auf unserer Radfahrkarte eingezeichnet war. Kurz und gut, als wir schließlich um 16 Uhr Arbon erreichten, waren wir statt 45 km mehr als 60 km geradelt. Wahrscheinlich hatten wir zu viele Umwege gemacht.
Wir fanden schnell ein Zimmer im Hotel Altstadt in der Altstadt für 100 Sfr. WC und Dusche auf dem Flur! Mein Mann hatte es übrigens übernommen, nach einem Zimmer zu fragen.
Wir duschten und machten uns dann auf den Weg zur Promenade, um einen Kaffee zu trinken und anschließend einen kleinen Bummel durch die niedliche Altstadt zu unternehmen.


Hotel Altstadt in Arbon





Um 18:30 Uhr war mein Mann nicht mehr zu halten. Sport auf SAT 1 - Dortmund gegen Schalke - Er musste sich lange gedulden. Erst kurz vor 20 Uhr wurden Ausschnitte gezeigt. Dortmund hatte 0:4 verloren.
Unten im Hotel, im kleinen urigen Restaurant haben wir dann zu Abend gegessen. Mit einem Glas Bier und Wein haben wir dann den Tag ausklingen lassen.
Ich hatte das Gefühl, dass wir die einzigen Hausgäste in diesem Hotel waren. Um ca. 21:30 Uhr betraten zwei Männer das Restaurant und fragten nach zwei Doppelzimmern für eine Nacht. Die Wirtin bedauerte und antwortete, dass alles belegt sei. Ich zweifelte das an und meinte zu meinem Mann: „Die hat bestimmt keinen Bock auf Hausgäste. Ich glaube nicht, dass alles belegt ist. Es ist mir dafür zu still im Haus.“ Der Wirt, bei dem wir das Zimmer gebucht hatten, war übrigens auch der Koch und nicht anwesend, als seine Frau die Leutchen weg schickte. Na, was soll´s, es war nicht unser Problem.

Sonntag, 24. September 2000

 

Von Arbon nach Meersburg (41,5 km)

 






Mein Verdacht, dass wir die einzigen Hausgäste wären, bestätigte sich zwar nicht als wir zum Frühstück herunter kamen. Aber es waren insgesamt nur vier Frühstücksgedecke aufgelegt.
Der Wirt servierte uns das Frühstück, die Wirtin war nicht zu sehen. Dafür war aber um 8:00 Uhr morgens die Kneipe schon von einigen seltsamen Typen besucht. Wir machten uns so unsere Gedanken darüber. Aber wie gesagt, es war nicht unser Problem.
Trotz des dürftigen Frühstücks ließen wir uns unsere gute Laune nicht verderben und machten uns auf den Weg Richtung Konstanz.
Das Wetter war nicht so gut wie am Vortage. Hochnebel! Obwohl wir fast die gesamte Strecke parallel zum Bodenseeufer fuhren, war vom gegenüber liegenden Ufer nichts, aber auch wirklich gar nichts zu sehen.
Wir fuhren zügig durch, ließen Romanshorn hinter uns und erreichten Kreuzlingen/Konstanz. Im Hafen von Kreuzlingen legten wir fünf Minuten Pause ein, um der Hafenkapelle zuzuhören.
An der Grenze wurde es mit der Kennzeichnung des Radweges ein wenig problematisch. Die Grenze verläuft mitten durch die Stadt. Aber schließlich fanden wir doch den richtigen Weg und fuhren durch Konstanz fast ständig bergauf bis zum Vorort Staad zur Autofähre. Die Fahrt nach Meersburg dauerte mit der Fähre 20 Minuten.
Die 41,5 km waren nicht anstrengend. Aber dann den Berg nach Stetten hinauf, der hat mich geschafft. Von der Fähre geht es zunächst in Meersburg durch die Fußgängerzone bergauf in die Altstadt. Das war bestimmt ein Kilometer. Wir mussten unsere Räder, mit dem Gepäck hinten drauf, schieben und waren gezwungen, zwei Mal eine kurze Pause einzulegen.

Steile Fußgängerzone in Meersburg




Nun waren wir aber erst in der Oberstadt und mussten noch 1,7 km weiter nach Stetten zu unserem Hotel. Den Weg durch die Weinberge kannten wir. Mein Mann wollte es mir erleichtern und suchte einen vermeintlich einfacheren Weg aus. Doch der Weg war noch schlimmer, da war die Strecke durch die Weinberge direkt harmlos gegen.
Ich war jetzt wirklich “alle“. Hinzu kam noch, dass die Luft sehr schwül und feucht war.
So kamen wir kurz nach 13:00 Uhr nass geschwitzt in unserem Hotel an. Da das Restaurant von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr geschlossen war, beeilten wir uns und machten wir uns rasch frisch, um noch etwas zu essen zu bekommen. Die Küche war übrigens sehr gut.
Während wir aßen, verzog sich der Hochnebel plötzlich und der Himmel war strahlend blau.
Da ich mich weigerte, mich an dem Tag noch einmal aufs Fahrrad zu setzen, schlug ich vor, zu Fuß nach Meersburg zu laufen und dort auf der Uferpromenade einen Kaffee zu trinken und eventuell ein paar Kleinigkeiten für die Enkelkinder einzukaufen.
Gesagt, getan! Unterwegs hatte mein Mann die gute Idee, das schöne Wetter zu nutzen und der Insel Mainau einen Besuch abzustatten. Wir hatten Glück, dass noch ein Boot um 15:30 Uhr hinüber fuhr. Es hat sich gelohnt. Es war wirklich wunderschön dort.
Seit 1932 gehört die Blumeninsel dem Grafen Bernadotte bzw. seiner Stiftung.
Das Schloss, ein Barockbau, wurde von 1739 bis 1746 unter der Leitung des Baumeisters Johann Caspar Bagnato erbaut.

Schloss Insel Mainau, Residenz des Grafen

 



Der Graf ließ die 45 ha große Insel in ein Blumenschiff verwandeln, das jährlich 1,7 Millionen Besucher in seinen Bann zieht.


Wunderschöne Dahlien




Ein "Blumen-Pfau"



Bis 18:00 Uhr hatten wir Zeit, dann mussten wir am Steg sein, um das letzte Boot nach Meersburg nicht zu verpassen.
In Meersburg haben wir noch einmal im Burgkeller zu Abend gegessen, sind dann mit dem Bus nach Stetten gefahren und haben noch einen Absacker in der Kneipe zu uns genommen, ehe wir müde aber zufrieden ins Bett sanken.

Montag, 25. September 2000



Wieder Nebel! Wir hatten uns vorgenommen, uns noch einmal mit der Fähre nach Konstanz übersetzen zu lassen und von dort mit den Rädern weiter nach Stein am Rhein (Schweiz) zu fahren. Dort wollten wir für eine Nacht ein Hotel suchen. Wir wollten uns die schöne Altstadt von Stein ansehen.
Am anderen Morgen wollten wir wieder zurück bis Konstanz und das Spiel mit der Fähre und den Bergen von Meersburg bis Stetten zu wiederholen, um dort zum letzten Mal zu übernachten. Am Mittwoch sollte es dann nach Hause gehen.
Aber flexibel und sprunghaft wie wir sind, kam es dann ganz anders.
Mein Mann hatte eine Idee!
Um mir das “Bergefahren“ von Meersburg nach Stetten zu ersparen, schlug er vor, mit dem Auto nach Stein zu fahren, das Auto dort stehen zu lassen, mit den Rädern um den Untersee bis nach Konstanz zu radeln und dort zu übernachten. Am nächsten Tag wollten wir dann die restlichen 26 km absolvieren, die uns zur Umrundung des Untersees fehlten. Wir hätten also früh am Tag Stein wieder erreicht, hätten uns ins Auto gesetzt, wären noch nach Schaffhausen zum Rheinfall gefahren, um dann Kurs Richtung Heimat zu nehmen.
Nur, wie schon erwähnt, kam alles ganz anders.
Während der Fahrt Richtung Stein, zufällig war die Richtung auch die, die wir einschlagen müssten, um nach Hause zu fahren, wurde der Nebel immer dichter. Vom Bodensee war absolut gar nichts mehr zu sehen. Da stellte mein Mann die Frage. „Oder sollen wir nach Hause fahren?“ Als dann auch noch der Wetterbericht im Autoradio für den nächsten Tag am Bodensee, speziell in Konstanz, für den ganzen Tag Nebel voraus sagte, kam für uns nur eines in Frage, ab nach Hause.
Ohne Stau fuhren wir zügig Richtung Hamm und waren um 16:00 Uhr zu Hause.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Wir haben uns vorgenommen, im nächsten oder übernächsten Frühjahr zur Obstblüte von unserer Ferienwohnung in Diemantstein aus, den Rest der Bodenseetour nachzuholen. Erstens sind es nur noch 60 km und was viel wichtiger ist, nachträglich haben wir uns sagen lassen, dass es die schönste Gegend am Bodensee sein soll. Die wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Nachwort:


Inzwischen sind 11 Jahre vergangen, wir sind 11 Jahre älter geoworden und haben den Rest der Bodenseetour nicht geschafft. Vielen anderen Reiseterminen gaben wir den Vorzug.Es wird wohl auch nichts mehr daraus werden, da ich mit meinen 73 Jahren ein wenig unsicher auf dem Fahrrad geworden bin und mich nicht mehr so recht traue.Schade !! Aber andere Sachen waren uns in den 11 Jahren wichtiger und jetzt tut es mir ein wenig leid.
Villeicht schaffen wir den Rest ja noch irgend wann einmal mit dem Auto. (lach)

Impressum

Texte: Copyright Dora FriesCover und Fotos Werner Frese
Tag der Veröffentlichung: 29.10.2011

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