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Mit dem Fahrrad unterwegs


 

Montag 14.September 1992
Ruhetag


Heute nacht hat es geregnet. Draußen sieht es grau in grau aus.

Nach dem Frühstück erledigten wir zunächst einmal unsere Paketangelegenheit, dann sind wir zu Fuß zur Innenstadt. Inzwischen lockerte sich die Bewölkung auf. Der Wind war allerdings sehr frisch.

Nachdem wir in einem Cafe noch eine Portion Kaffee zu uns genommen hatten, besichtigtn wir anschließend die Nicolai Kirche, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und nach niederländischem Vorbild gebaut wurde. Die Inneneinrichtung ist allerdings ganz neu aus dem Jahre 1980.



Großer Plöner See, mit Blick auf das Schloss



Dann schlenderten wir zur Anlegestelle am großen Plöner See und waren wieder einmal fasziniert.
Wir entschlossen uns, die große Rundfahrt auf dem See mitzumachen. Der Kapitän erklärte uns, dass der See 24 Kilometer lang ist. Der See ist eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft und zahlreiche Walduferzonen und unzählige Inseln verleihen diesem Natursee einen einzigartigen Reiz.

An der Prinzeninsel auf der die Söhne des letzten deutschen Kaisers von 1896 bis 1910 lebten, als sie in Plön zur Schule gingen, verließen wir das Schiff und kehrten in dem historischen Bauernhaus ein, in dem heute ein Restaurant ist und ließen uns gebratenen Aal und Bratkartoffeln servieren. Ich vergaß zu erwähnen, dass sich die Insel immer noch im Besitz der Hohenzollern befindet.

Historisches Restaurant auf der Prinzeninsel



Nach dem Essen verzichteten wir darauf, mit dem Schiff weiterzufahren und liefen 90 Mihuten immer am Ufer entlang, an Plön vorbei, bis nach Fegetasche. Unterwegs nutzen wir den Sonnenschein, setzten uns auf eine Bank und legten eine Pause ein. In Fegetasche kehrten wir in der "Seeklause " ein, das war das erste Hotel, in dem wir gestern wegen einer Übernachtung gefragt hatten und tranken dort unseren Nachmittagskaffee.

Jetzt sind wir wieder in unserem Hotel und wollen die Beine noch ein wenig hochlegen. Werner hat sich unterwegs den Kicker gekauft und hat sich schon darin vertieft. Ich werde nun die Augen ein wenig zumachen und den wunderschönen Tag noch einmal vorbeiziehen lassen.

Wir wohnen hier übrigens bei einem Kapitän Müller, der uns durch seine überfreundliche Art unheimlich auf die Nerven geht.

Dienstag, 15. September 1992
Von Plön nach Kiel (37 km)



Der gestrige Abend endete dann nicht so schön. Auf dem Weg zum Abendessen in den Ort, merkten wir beide, dass uns der Aal von mittags noch im Magen lag, mir noch mehr als meinem Mann. Wir machten unterwegs kehrt und gingen wieder zum Hotel. Dort angekommen, brachte ich den Aal schnellstens weg. Bei Werner half ein Kümmerling. Ich habe mich dann sofort ins Bett gelegt.

Heute morgen geht es mir aber wieder gut. Ich freue mich schon aufs Frühstück.

Heute haben wir wieder nur eine kurze Strecke, ungefähr 35 Kilometer bis nach Kiel.

Es waren 37 Kilometer bis zum "Schweriner Hof". Wir sind gerade hier angekommen, nach dreistündiger Fahrt durch eine hügelige Wald- und Seenlandschaft, voller Harmonie und Leichtigkeit, heiter, anmutig, aber auch anstrengend zu durchradeln.

Bei zwar kühlem, teils heiter, teils wolkigem Wetter ging es durch die Holsteinische Schweiz, zwischen der Holsteinischen Seenplatte hindurch. Ich wusste manchmal nicht, ob ich zuerst nach rechts oder nach links schauen sollte, weil es auf beiden Seiten etwas zu bewundern gab. Natürlich ging es fast immer bergauf.
Werner meinte einmal:" Ich glaube, wenn wir einen Berg geschafft haben, bauen sie ihn hinter uns ab, um ihn vor uns wieder aufzubauen.

Ich weiß jetzt auch, warum es immer heißt, ich fahre zum Norden rauf und nicht runter.

Wir haben ein schönes Zimmer mit DU/WC und Badewanne, Preis allerdings 150 DM. Das ist bis jetzt der absolute Spitzenpreis.

Bis zur Innenstadt sind wir ungefähr zehn Minuten gelaufen. Dort haben wir heute mittag im Rathausgebäude im "Friesenhof " wieder erstklassig gesessen und gegessen. Sylter Krabben auf Rührei mit Bratkartoffeln. Mir ist aufgefallen, dass hier in Norddeutschland sehr oft Bratkartoffeln auf den Speisekarten angeboten werden.

Kieler Rathaus



Ja, und dann ging das Abenteuer Großstadt Kiel los.

Zuerst liefen wir fast eine Stunde durch die Stadt und suchten das Touristik-Informationsbüro, um einen Stadtplan zu kaufen. Endlich hatten wir für 20 Pfennig einen Stadtplan ergattert. Allerdings währte die Freude nicht lange. Die frische Kieler Brise zog es Werner, mitten auf der verkehrsreichen Straße am Hafen, wie ein Magnet aus der Hand. Da tanzte der Plan auf der Straße vor unserer Nase mit dem Wind davon. Ich konnte mich natürlich nicht halten vor Lachen. Wener schaute ganz verduzt drein. Das war bis jetzt das lustigste Erlebnis. Jedesmal, wenn ich Werner ansah, musste ich wieder lachen.
Wir sind dann ohne Stadtplan noch eine zeitlang am Hafen entlang gelaufen, auf der Suche nach der Gorch Fock, die nach Werner Aussagen hier liegen sollte.


Der Kieler Hafen



Aber weit und breit war keine Gorch Fock zu sehen. Schließlich waren wir es leid und stiegen in ein Linienschiff, das uns zurück zum Kieler Hauptbahnhof brachte. Auf dem Schiff erfuhren wir, das die Gorch Fock noch bis Dezember unterwegs sei.

Kiel hat außer dem Yachthafen für mich nichts Interessantes mehr zu bieten, eine ganz stinknormale Großstadt.

Wir tranken in der Innenstadt noch einen Kaffee und zockelten müde zum Hotel zurück. Immer noch erheitert wegen des verlorengegangenen Stadtplanes.

Werner schläft jetzt und ich werde auch noch eine halbe Stunde die Augen schließen. Heute abend werden wir wahrscheinlich im Hotel-Restaurant bleiben. Werner ist auf der Suche nach einem Fernsehgerät, um die Übertragung eines Pokalspiels zu sehen.

Jetzt kommt der Clou des Tages. Als wir im Hause zu Abendbrot aßen, entdeckte Werner an der Theke einen Veranstaltungskalender mit Kieler Stadtplan. Erneutes Gekicher von mir. Wenn ich meinen Mann nach unserer Tour einmal fragen werde, was ihm zu Kiel einfalle, wird er wahrscheinlich antworten: "Der Stadtplan".

Werner hat übrigens einen Fernseher im Haus gefunden.

Für heute abend soll es genug sein mit der Schreiberei.
Morgen geht es weiter Richtung Eckernförde/Schleswig.

Mittwoch 16. September 1992
Von Kiel nach Schleswig (78km)



Der Morgen fing schon damit an, dass ich Werners Geburtstag vergessen hatte. Mein Mann musste mich
tatsächlich daran erinnern. Das ist mir solange ich verheiratet bin, und das sind immerhin schon 32 Jahre, noch nicht passiert. Dabei habe ich heute nacht, als ich mal zwischendurch wach wurde, noch daran gedacht.

Und nun zum Wetter. Es war sehr wolkig und sehr windig. Nach dem Frühstück, zur Abwechslung wieder einmal ein Frühstücksbuffet, fuhren wir um 8.30 Uhr los. Zunächst am Kai an den vielen Segelbooten und Yachten vorbei. Richtung Schilk, dem Olympiazentrum. Ausgerechnet da wurden wir mit einem Regenschauer beglückt. Gerade als wir unsere Regensachen angezogen hatten, hörte es auch schon wieder auf zu regnen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf Werner Wunsch erwähnen, dass ich es noch immer nicht gelernt habe, mein Fahrrad abzustellen. Es kippt immer um. Ich bin einfach, ja man kann es ruhig aussprechen, zu blöd dazu.

Nicht genug damit, dass es anfing zu regnen und Werner nicht nur sein Rad abzustellen hatte, und er seine Regenkleidung anziehen musste, nein zu allem Überfluss musste er auch noch mein Rad abstellen, während ich dumm in der Gegend herum stand. Verärgert darüber ließ er die Bemerkung los: "Das solltest du mal schreiben." Meine knappe Entgegnung:"Ja gut, mach ich." Was hiermit geschah.

Es ging übrigens wieder fast nur bergauf, nur, dass heute noch eine starke Brise, immer von vorne wehte. Es war ganz schön happig.

Ab Dänisch Nienhof, wo wir eine Kaffepause einlegten, wurden wir dafür belohnt, indem wir immer an der Ostsee entlang fahren konnten. Es war eine wunderschöne Aussicht. Wir sind zwischendurch einmal hinunter zum Strand gefahren.

Kurz vor Eckernförde haben wir in einem urigen Restaurant zu Mittag gegessen. (Matjesfilet, Hausfrauenart und Bratkartoffeln).

Eckernförde ist eine Hafen- und Badestadt auf einer Landenge der gleichnamigen Förde und dem Widebyer Noor.

Am Strand von Eckernförde



Zwei Drittel des Weges hatten wir hinter uns. Vor uns lagen noch 23 km bis Schleswig. Normalerweise wären das 90 Minuten Fahrtzeit gewesen. Aber unter den gegebenen Umständen brauchten wir kanpp drei Stunden dafür. Um 17 Uhr hatten wir es dann geschafft, und nicht nur Schleswig erreicht, sondern auch ein sehr schönes Hotelzimmer mit DU/WC und Fernseher im Strandhotel direkt am Yachthafen bekommen, einschließlich Frühstücksbuffet und separatem Eingang. Preis 140 DM

Gegenüber von unserem Zimmer ist ein Schwimmbad. Leider haben wir kein Badezeug dabei.

Yachthafen in Schleswig



Die Majes von mittags forderten ihren Tribut. Wir hatten einen fürchterlichen Durst. Wir verzichteten zunächst aufs Duschen und löschten unseren Durst im Hotel-Restaurant und tranken erst anschließend den Nachmittagskaffee.

Dann schlenderten wir langsam dem Städtchen zu. In ungefähr fünf Minuten waren wir in der Fußgängerzone, die für eine kleine Stadt wie Schleswig, sehr groß ist. Gleich hinter der Fußgängerzone befindet sich die sehr reizvolle Altstadt mit ihren kleinen Häusern und dem gotischen Dom St.Petri mit dem 110,5 m hohen Turm ist. Zum Schloss Gottorf, dem für die Barockzeit ausnehmend klar gegliederten, schon etwas ins Klassizistische gehenden Bau, sind wir nicht mehr gekommen. Dort ist im Landesmuseum ein 23 m langes Wikingerboot, das älteste erhaltene Großschiff zu bewundern, Das Schloss haben wir aber wie gesagt, nur von weitem bewundert.

Zum Abschluss haben wir noch in einem Restaurant, eingerichtet im Stil der zwanziger Jahre, zu Abend gegessen. Folienkartoffeln gefüllt mit Krabben.
Insgesamt haben wir jetzt 676 Kilometer abgestrampelt. Morgen soll es weiter gehen nach Flensburg.

Donnerstag 17. September 1992
Von Schleswig nach Glücksburg (81 km)



Heute hat es das Wetter wieder gut mit uns gemeint. Es war freundlich mit ungefähr 20°C. Der Wind war nicht so stark wie gestern.

Von Schleswig sind wir eine zeitlang auf einer ehemaligen Reichsbahntrasse gefahren. Werner hatte die Route über Kappeln ausgewählt. Ein kleines Hafenstädtchen nahe der Schleimündung in die Ostsee. Dort machten wir unsere Mittagspause.

Nach Kappeln ging es 40 km bis Glücksburg wieder nur bergauf, durch eine Landschaft, in der sich Wald und Weideflächen abwechselten. Wir hatten ursprünglich vor, bis nach Flensburg zu fahren, haben es uns dann doch anders überlegt und sind in Glücksburg geblieben.

Schloss Glücksburg



Die Glücksburg ist die Wiege der Königshäuser von Dänemark, Norwegen und Griechenland. Das malerische Wasserschloss wurde 1587 nach fünfjähriger Bauzeit vollendet und birgt eine der wertvollsten Gobelinsammlungen Deutschlands.

Wir wohnen direkt gegenüber vom Schloss,in einem guten Hotel DU/WC und Balkon, Preis 128 DM

Glücksburg liegt an der Flensburger Förde. Auf der anderen Seite liegt Dänemark. Mit der Fähre höchstens 30 Minuten entfernt.

Rings um Glücksburg gibt es sehr viel Wald. Wir sind durch den Wald zum Strand und haben dort in einem Restaurant zu Abend gegessen. Es ging dort sehr vornehm und diskret zu. Die Rechnung wurde uns in einer Holzkiste, die aussah wie ein Buch, präsentiert. Anschließend sind wir noch einmal ins Städtchen, haben in einer Kneipe noch einen Drink genommen und sind dann zurück ins Hotel.

Morgen werden wir ganz gemütlich die letzten 15 Kilometer bis Flensburg radeln. Vielleicht werden wir uns morgen einmal mit der Fähre nach Dänemark übersetzen lassen. Mal sehen!

Freitag 18. September 1992
Von Glücksburg nach Flensburg (18 km)



Blauer Himmel. In einem niedlichen kleinen Frühstüksraum mit Blick aufs Schloss, haben wir gefrühstückt. Dabei hatten wir eine kleine Unterhaltung mit einem Ehepaar, er war Frühpensionär.

Dann sind wir gemütlich nach Flensburg gefahren. Zwischen Glücksburg und Flensburg ging es an der Flensburger Förde entlang. An einem Bootssteg machten wir eine Fotopause. Dabei hatten wir vergessen, oder vielmehr ich habe vergessen, die Kamera wieder einzupacken. Wir haben das erst bemerkt, als mein Mann am Ortsschild von Flensburg von mir eine Aufnahme machen wollte. Wir mussten also wieder zurück zum Steg. Gott sei Dank lag die Kamera noch da.

Fotopause an der Flensburger Förde



Auf der Weiterfahrt entdeckten wir einen schönen Weg nach Flensburg hinein, immer an der Förde entlang, bis zum Flensburger Yachthafen. Somit hat das Ganze noch sein Gutes gehabt.

Wir waren schon um 11 Uhr in Flensburg in der Fußgängerzone und sind dort sofort zur Information, die sich auch hier befindet. Dort war man sehr freundlich und zuvorkommend und vermittelte uns ein Zimmer in der Nähe, im Hotel "Stadt Hamburg". Preis für das Zimmer mit DU/WC 105 DM. Das Zimmer ist zwar sehr klein, aber dafür war die Aufnahme umso freundlicher.

Wir wohnen also direkt in der Fußgängerzone und haben es nur zwei Minuten von hier bis zum Hafen. Da sind wir dann auch sofort hin, haben draußen in der Sonne gesessen und uns ein Haifischsteak in einer Hafenkneipe bestellt.

Nach dem Essen ging es mit der Fähre nach Dänemark.

Auf der Fähre nach Dänemark



Es waren sehr viele Dänen an Bord. Sie waren fast alle in Trainingsanzügen und fuhren teilweise hin und her, von Dänemark nach Flensburg und zurück, und das Ganze noch und noch einmal, nur um auf dem Schiff billig alkoholische Getränke zu konsumieren. Sie sahen schon alle sehr zerknittert aus im Gesicht.

Wir sind bis Kollund gefahren, ein nichtssagender Ort. Nach einer Stunde sind wir wieder zurückgefahren.

Anschließend haben wir dann am Nordermarkt draußen gesessen und Kaffee getrunken, um dann die Stadt zu besichtigen.

Das Nordertor in Flensburg



Schon im 12. Jahrhundert entstand als Kern die St. Johannis Kirche. 1284 erhielt Flensburg das Stadtrecht. Zur gleichen Zeit wurde mit dem Bau der jetzigen St.Marien Kirche begonnen und 100 Jahre später mit St.Nikolei am Südermarkt. Zwischen diesen beiden Zentren spielte sich von früh an bis heute, das Leben dieser Stadt ab.

Die Stadt Flensburg hat, im Vergleich zu anderen Städten, etwas Einzigartiges, Unverwechselbares - die vielen wunderschönen alten Kaufmannshöfe aus der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts, die zwischen den parallel verlaufenen Hauptstraßenzügen, in Nordsüdrichtung an der Westseite des Hafens angelegt sind.

Flensburg Handelshof



Nachdem wir gut zu Abend gegessen und auf unsere gelungene Radtour angestoßen hatten, denn unser insgeheim vorgenommenes Ziel hatten wir ja heute erreicht, unternahmen wir zur Feier des Tages noch eine kleine Kneiptour, die uns zuerst zu der Hafenkneipe führte, vor der wir mittags gesessen hatten. Anschließend schauten wir in eine Musikkneipe hinein und zum Schluss landeten wir in der Fußgängerzone in "Hansens Brauerei". Hier wird Bier gebraut, wie bei uns im "Hause Henin". Mitten in der Kneipe eine ausrangierte Straßenbahn. Da haben wir uns hineingesetzt und ein Hansens Pilsener getrunken.

Flensburg ist einfach Spitze. Es war das Ziel unserer Reise, ist aber nicht das Ende.
Wir haben noch eine knappe Woche Zeit und die wollen wir nicht verschenken.

Morgen geht es weiter nach Husum.

Das war ein schöner Tag. Werner wartet darauf, dass ich aufhöre zu schreiben.

Samstag, 19 September 1992
Von Flensburg nach Husum (49 km)



Eine junge Polin, die im Hotel Nachtdienst hatte, half uns, nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet, unsere Räder vom Hof zu holen. Gestern abend erzählte sie uns in holprigem Deutsch und in besserem Englisch, dass sie aus Danzig sei und die Ferien in Deutschland verbringe. Ich nehme an, dass sie eine Studentin ist, die hier jobt und ganz nebenbei noch ihre deutschen Sprachkenntnisse erweitert.

Das Wetter war heute, genau wie gestern, herrliches Radfahrwetter, blauer Himmel mit ein paar weißen Wölkchen, eine leichte Brise und ungefährt 20 Grad. Nach etwa 1 1/2 Stunden Fahrtzeit erreichten wir Nordfriesland und oh Wunder, endlich das Flachland. Rechts und links so weit man schauen konnte, riesige Weiden mit Rindern und Schafen.

Typisch nordfriesische Landschaft



Nach drei Stunden waren wir in Husum.
Über die Zimmervermittlung bekamen wir ein Zimmer in einer kleinen Pension am Rande der Stadt. Ein schönes Zimmer mit Kiefernmöbel, mit DU/WC und zu Werners großer Freude mit TV. Heute ist Samstag und er kann Sportstudio gucken.

Zunächst einmal gingen wir ins Restaurant Rosenburg, direkt gegenüber unserer Pension zum Essen. Wir verzichteten heute auf ein Fischgericht und wählten ein argentinisches Steak.
Gestärkt machten wir uns dann auf den Weg zur Innenstadt, stießen dabei durch Zufall auf das Grab von Theodor Storm, kamen an seinem Geburtshaus vorbei und besichtigten anschließend noch das Storm-Haus. Schlenderten dann an den niedlichen Häuschen vorbei, zum kleinen Hafen und wanderten über den Deich, eingekreist von den Deichschafen, zum Deich Hotel. Dort tranken wir Kaffee und marschierten zurück zum Hafen.

Blick vom Husumer Deich



Hier verschlangen wir mit großem Appetit an einer Fischbude, inmitten kreischender Möwen, zuerst ein Krabbenbrötchen und anschließend noch ein Heringsbrötchen. So mit Genuss und Heißhunger haben wir selbst in Steinhude den Aal und in Bispingen den Heidschnuckenbraten nicht verzehrt.

Wir waren in der richtigen Hafenstimmung und kehrten deshalb in eine Hafenkneipe ein, die ich erst ganz toll fand. Nachdem ich aber erst von einem betrunkenen Einheimischen angemacht wurde, und dann anschließend ein alter Fischer (ein richtiger alter Seebär) mir Küsschen zuwarf, fühlte ich mich ein wenig unbehaglich und war froh, als wir die Kneipe verließen.

Wir spazierten noch ein wenig durch den Ort. Husum ist eine gemütliche kleine Stadt mit hohen alten Giebelhäusern, dazu Hafenduft, frischer Nordseewind, Fischerflotte sowie gutes Essen und Trinken. Den Kern des heutigen Husums bilden der Marktplatz und die anschließende Großstraße. Das alte Rathaus, alte Bürgerhäuser und die feine, klassizistische Marienkirche machen diesen Raum zur "guten Stube " der Stadt. An der Nordseite des Marktplatzes steht das schon erwähnte Geburtshaus des Dichters Theodor Storm. Es ist das Haus Nr. 9.

Geburtshaus von Theodor Storm



Bei unserem abendlichen Rundgang durch Husum stießen wir auf den historischen Braukeller, der schon 400 Jahre alt ist. Wir kehrten dort noch einmal ein. Als wir uns ein wenig umsahen, stellten wir fest, dass fast nur junge Leute da waren, die sich teilweise untereinander kannten. Wahrscheinlich ist es so ein Treff für junge Leute, wie bei uns in Hamm die "Triangel".

Der Tag war lang und wir beschlossen, ihn zu beenden und zur Pension zurück zu gehen. Werner wartet im Moment darauf, dass das Sportstudio anfängt, und ich werde noch ein bisschen im Storm-Buch schmökern, das hier auf dem Tisch für die Gäste bereitliegt.
Der Preis für das Zimmer beträgt übrigens 90 DM.

Sonntag 20. September 1992
Von Husum nach St. Margarethen (106,7 km)



Der Himmel ist blau. Wir sind durch das noch verschlafene, reizende Husum gefahren und waren in einer Stunde in Friedrichstadt, eine von Holländern gegründete Grachtenstadt.

Gracht in Friedrichstadt



An der Eder, in einem Gartenkaffee haben wir Kaffee getrunken und sind dann weiter gefahren bis Heide.

In der Ferne links von uns, konnte man die Hügel der Holsteinischen Schweiz sehen, ansonsten Weideland so weit man schaute. In Heide legten wir eine Mittagspause ein. Dann ging es weiter über Melfeld nach Marne. Die Hälfte der Strecke sind wir hinter dem Deich gefahren. In Marne tranken wir noch einmal Kaffee. Der Wirt bot uns ein Zimmer an. Wir lehnten aus zwei Gründen dankend ab. Erstens wollten wir bis nach Brunsbüttel, das waren noch 13 km und zweitens war uns der Wirt zu unsympathisch.

In Brunbüttel haben wir kein Zimmer bekommen. Eine Passantin sprach uns an, ob sie uns helfen könnte, wahrscheinlich sahen wir sehr ratlos aus. Sie riet uns, mit der Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal und dann sechs Kilometer weiter nach St. Margarethen zu fahren.

Das machten wir dann auch.

In St. Margarethen haben wir nur mit Mühe und Not ein Zimmer in einem Gästehaus bekommen, ohne DU/WC. Das Zimmer ist sehr ungemütlich. Die Betten stehen auseinander. Eine scheußliche Tapete, bei der einem schwindelig wird, wenn man zu lange hinschaut.
Zimmerpreis 70 DM

Wir waren aber froh, überhaupt ein Zimmer zu haben. Ungewollt sind wir heute 106 km geradelt.

Wir schauten uns noch kurz auf dem Elbdeich um und sind dann zum Essen gegangen. Während wir in der Gaststube saßen, fiel im ganzen Ort für eine Stunde der Strom aus. Acht Kilometer von hier entfernt ist Brockdorf mit seinem Atomkraftwerk. Wir erfuhren, dass dort zur Zeit eine Revision durchgeführt wird, und darum viele Fremdmonteure anwesend sind. Darum war es auch so schwierig in St. Margarethen ein Zimmer zu bekommen. Und Stromausfall käme hier öfter vor, erklärte man uns.
Aber auch solche Tage gehören mit zu einer Radtour.

Morgen wollen wir bis nach Glückstadt und dort versuchen, mit der Fähre nach Cuxhafen zu kommen.

Montag 21. September 1992
Von St. Margarethen nach Bremervörde (70 km)



Den Umständen entsprechend haben wir gut geschlafen. Dieses Zimmer werden wir als das Zimmer mit den musikalischen Matratzen in Erinnerung behalten. Man brauchte nur einmal tief Luft holen, dann sang Werners Matratze in den höchsten Töen "quietsch, quietsch... " , meine setzte ein bisschen tiefer ein mit "krächz, krächz ...."

Mir tun alle Knochen weh, aber nicht vom Radfahren, sondern vom Schlafen. Ich bin gespannt, wie das Frühstück ist. Das Wetter scheint auf jeden Fall gut zu werden. Es ist zwar ein wenig nebelig, aber es sieht so aus, als ob die Sonne sich da heute noch durcharbeiten wird.

Das Frühstück war gut.

Wie schon erwähnt liegt St. Margarethen acht Kilo-meter von Brockdorf entfernt, Richtung Glückstadt, unserem heutigen Ziel.

Wir fuhren gegen neun Uhr im Septembernebel los. Aber man ahnte schon, dass es ein sonniger Tag werden würde. (Ich glaube, jetzt habe ich mich wiederholt)Zunächst aber war es frisch, und die Landschaft trist.

Nach einer guten halben Stunde erreichten wir Brock-dorf und am Rande des Dorfes tauchte dann wenig später, gespenstisch im Nebel das Atomkraftwerk auf.

Mich fröstelte nicht nur, weil es so kalt war. Nein, dieses Gegenwartsdenkmal ließ mich erschauern.

Nach einer weiteren dreißigminütigen Fahrt waren wir in Glückstadt am Fährhafen und fuhren mit der Elbfähre nach Wischhafen hinüber. Nach Cuxhafen, so hatten wir schon beim Frühstück erfahren, ist der Fährbetrieb eingestellt. Die Überfahrt dauerte eine knappe halbe Stunde.

Die Sonne hatte sich inzwischen tatsächlich einen Weg durch den Nebel gebahnt.

Es war ganz eigenartig, als wären wir in einem anderen Land. Irgendwie wirkte auf einmal alles viel freundlicher, nicht mehr so trist. Vielleicht lag es nur daran, dass jetzt der Himmel strahlend blau war, oder dass ich kein See-und Deichmensch bin. Ich weiß es nicht. Die Landschaft zwischen Husum und Glückstadt war mir einfach auf die Dauer zu eintönig.

Nun radelten wir eine Weile am Rande des "Alten Landes " und bewunderten die Obstplantagen mit den dicken roten Äpfeln, die an den Bäumen hingen.

In Osten, einem kleinen Urlaubsort an der Oste, die ein Nebenfluss der Elbe ist, legten wir eine Mittagspause ein und ließen uns ein vorzügliches Zanderfilet schmecken.

Die letzten dreißig Kilometer bis Bremervörde, unserem heutigen Ziel, fuhren wir fernab vom Straßenverkehr, mitten durchs Weideland, an hübschen riedgedeckten Bauernhöfen vorbei. Es war eine schöne, nicht anstrengende Strecke.

Niedersächsisches Bauernhaus



In Bremervörde bekamen wir im Hotel "Brunnen ", direkt neben der Kirche und gegenüber vom alten Rathaus, ein wunderschönes Zimmer mit DU/WC, TV und Blick auf die freundliche Fußgängerzone, zu einem Preis von 120 DM

Hotel "Brunnen" in Bremervörde



Bremervörde ist eine reizende Kleinstadt, mit viel Grün und einem schönen Freizeitpark direkt am See. Nach den eintönigen Deichen mit den Schafen, tat es meinen Augen gut, die bunten Blumenrabatte zu bewundern.

Unser Hotel hat ein sehr gemütliches Restaurant, in dem wir uns ein ausgezeichnetes Lachsfilet in Folie, mit Champignons, Weinsoße und Kroketten servieren ließen. Nach dem verunglückten gestrigen Tag, ein rundum gelungener Ausgleich heute.

So wie es aussieht, werden wir morgen bis Bremen durchfahren. Mein Mann meint, es wären nur noch 60 Kilometer.

Dienstag 22. September 1992
Von Bremervörde nach Bremen (68 km)



Nach einem sehr reichhaltigen Frühstücksbuffet fuhren wir wieder bei schönem Wetter Richtung Bremen los. Wieder an hübschen Bauernhäusern vorbei, dann durch das Teufelsmoor, von dem wir aber nicht sehr viel gesehen haben.

Wir hatten heute mit dem Gedanken gespielt, noch einmal in Worpswede eine Übernachtung einzulegen. Als wir aber gegen 13 Uhr dort ankamen, waren wir enttäuscht von dem Ort, der als Künstlerdorf bekannt ist. Die einstige Moorkolonie wurde am Ende des vorigen Jahrhunderts von dem Maler Fritz Mackensen entdeckt, und wird heute von vielen Künstlern, darunter Maler, Fotografen und Schriftsteller bewohnt. Kunstgalerien und Kunsthandwerks-stätten prägen das Gesicht des Ortes. Da wir ein romantisches, malerisches Dorf erwartet hatten, und wir so gar nicht auf Kunstgalerien eingestellt waren, entschlossen wir uns, nur eine Mittagspause in Worpswede einzulegen und dann weiter bis Bremen zu fahren.

Um 15 Uhr erreichten wir den Ortsrand von Bremen. Es dauerte dann aber noch ca. 30 Minuten, bis wir am Hauptbahnhof in der Innenstadt waren.

Und dann hatten wir wieder einmal Glück. Die Dame in der Information, die selbst vor kurzem mit dem Rad für eine Woche unterwegs war, bemühte sich ganz reizend darum, uns in einem Doppelzimmer im Hotel "Schaper-Siedenburg", zwei Minuten vom Bahnhof entfernt unterzubringen. Und siehe da, es klappte. In diesem Hotel haben wir vor sechs Jahren schon einmal gewohnt, als wir mit einem gemischten Kegelklub, dem wir damals angehörten, Bremen besuchten.

Um 16 Uhr waren wir bereits auf unserem Zimmer, die Fahrräder standen im Keller. Ein schönes geräumiges Doppelzimmer mit DU/WC, TV und Telefon. Preis allerdings 155 DM pro Nacht. Aber wir fanden, dass wir zum Abrunden dieser gelungenen Fahrradtour, dieses Zimmer redlich verdient hatten.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es noch. Werner stellte fest, dass er seine Gore-Tex Jacke entweder in Bremevörde oder in St. Margarethen liegengelassen hatte.

Aber zunächst genossen wir Bremen.

Wir tranken gegenüber vom Hotel im Straßencafe einen Kaffee und schlenderten dann zum Rathaus.

Die Bauarbeiten für das Rathaus wurden 1405 begonnen. Der Kern ist gotisch. In den Jahren 1608 bis 1616 wurde das gotische Rathaus erheblich umgebaut. Damasl erhielt es seine prächtige Fassade, die als eines der schönsten Beispiele der Weserrenaissance gilt.
Vor dem Rathaus steht der steinerne Roland, der vom Sockel bis zur Spitze des Baldachins etwas über 10 Meter hoch ist. Er steht seit dem Jahre 1404 an seinem Platz.

Bremer Rathaus mit Roland



Damals gehörte Bremen zum Hansebund. Seine Wirtschaft stand in hoher Blüte, die Bürger der Stadt waren sehr selbstbewusst. Das drückt sich auch in dem steinernen Roland aus. Seine Handschuhe bedeuten Marktgerechtigkeit und Marktfrieden. Das bloße Schwert gilt als Zeichen der Gerichtsbarkeit über Hals und Hand. Das entblößte Haupt symbolisiert den Respekt der Bremer vor dem Kaiser.

Für die heutigen Bremer ist der Roland ein Wahrzeichen ihrer Stadt und ein Symbol ihrer Freiheit. Solange der Roland steht heißt es, werde die Stadt ihre Freiheit behalten.

Gegenüber vom Rathaus ist der Schütting zu sehen. Es ist das Haus der Kaufleute und dient noch heute als Sitz der Handelskammer.

Auf der Ostseite des Marktplatzes steht der St. Petri Dom, der dem heiligen Petrus geweiht ist. Darum trägt Bremen einen Schlüssel in seinem Wappen, den Petri Schlüssel. Der Dom ist eine der ältesten Kathedralkirchen Deutschlands. Ihr Bleikeller mit den mumifizierten Leichen ist weltbekannt.

Optisch und räumlich mit dem Marktplatz
verbunden ist die Liebfrauenkirche. Zwischen der Liebfrauenkirche und dem Rathaus stehen die Bremer Stadtmusikanten. Als ich zum ersten Mal diese Plastik sah, war ich sehr enttäuscht. Ich hatte sie mir viel größer vorgestellt. Sie ist so klein, dass man sie fast übersehen könnte.

Bremer Stadtmusikanten



Vom Marktplatz gingen wir links am Schütting vorbei, in eine der berühmtesten Straßen Deutschlands, in die Böttchergasse. Es ist eine alte Handwerkergasse, die einst zu den Schiffsbauplätzen an der Weser führte. Heute ist sie vor allem eine beliebte Einkaufs-straße, mit Läden, Restaurants und mit dem Bremer Spielkasino.

Unser Bummel führte uns weiter zum Schnoorviertel. Es ist das einzige Altstadtviertel, das den Bombenkrieg nahezu unversehrt überstanden hat. Das Viertel besteht aus winzigen Häusern und engen Gassen. Es wurde in den sechziger Jahren saniert und restauriert, und wird heute von Künstlern, Kunsthandwerkern, originellen Läden und Gastwirtschaften unterschiedlichster Art geprägt. Die Häuser des Viertels sind bis zu 400 Jahre alt.

Bremen, im Schnoorviertel



Wir steuerten eine der Gastwirtschaften an und aßen dort noch einmal Matjes.

Auf dem Heimweg zu unserem Hotel machten wir in einem Straßencafe eine erneute Pause. Es war ein so herrlicher, warmer Spätsommerabend, und wir tranken noch ein Bier. Bevor wir endgültig das Hotel aufsuchten, schlugen wir den Weg zum Bahnhof ein, um uns nach einem Zug zu erkundigen, mit dem wir samt unseren Rädern, möglichst ohne umzusteigen, nach Hamm fahren können.

Von einer Telefonzelle aus rief Werner noch in Bremervörde wegen seiner Jacke an. Der Wirt versprach, falls wir sie dort liegengelassen haben, sie uns zu schicken. Von St. Marga-rethen haben wir leider keine Telefonnummer.

Am Bahnhof erfuhren wir, dass wir am Donnerstag um 13.02 Uhr mit dem Zug bis Münster fahren können und dort umsteigen müssen.

So, und morgen werden wir den Tag in Bremen noch einmal so richtig genießen.

Es war wirklich ein gelungener Urlaub. Und so wie ich uns kenne, werden wir so etwas, aber in einer anderen Ecke Deutschlands, bestimmt noch einmal wiederholen.

Nachtrag:

Wir verbrachten noch einen schönen Tag in Bremen.
Wir unternahmen, nachdem wir für Werner erst einmal eine neue Jacke gekauft hatten, eine Hafenrundfahrt. Dabei hatten wir das Schiff so gut wie für uns allein. Nur die Kids einer Schulklasse tobten sich an Deck aus.

Zu Mittag sind wir gegenüber vom Rathaus im "Deutschland Haus" eingekehrt. Wir hatten zwar einen sehr schönen Platz am Fenster, aber das Essen war miserabel und teuer. Das schlechteste Essen während unserer Tour. Den Abend verbrachten wir im "Altstadtkeller".

Abenteuerlich war noch unsere Rückfahrt mit der Bundesbahn. Wir mussten das gesamte Gepäck von den Rädern nehmen. Zum Einsteigen hatten wir zwei Minuten Zeit. Werner schnappte sich die Räder und verfrachtete sie in den Gepäckwagen. Ich sah zu, dass ich das Gepäck in den Zug bekam.

In Münster hatten wir nur 5 Minuten Zeit zum Umsteigen, dabei mussten wir von Bahnsteig 9 zum Bahnsteig 2.

Ich ging mit zwei Gepäckstücken schon vor zum Bahnsteig 2. Werner wollte mit den Rädern und dem übrigen Gepäck nachkommen. Für mich schien es unmöglich, das in fünf Minuten zu schaffen. Aber in Münster haben die Bundesbahnbeamten anscheinend ein Herz für Radfahrer. Ein Beamter nahm Werner mit den Rädern im Aufzug mit nach unten und auch wieder nach oben zum Bahnsteig 2. Das Gepäck durfte dabei auf den Rädern bleiben. In Hamm gab es wieder einen freundlichen Beamten, der beim Aussteigen half. Um 15.05 Uhr kamen wir mit 5 Minuten Verspätung in Hamm an. Wir setzten uns auf unsere Räder und fuhren nach Hause. Kurz nach 15.30 Uhr waren wir wieder daheim.

Mein Mädchentraum hat sich erfüllt. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs durch Deutschland, und es war schöner, als ich es mir erträumt hatte.

Insgesamt waren es 1068 Kilometer in zweieinhalb Wochen. Ich finde,ganz nebenbei eine stramme Leistung für eine Frau in meinem Alter.

Die Jacke haben wir übrigens nicht wiederbekommen. Aber was macht das schon. Das war uns der Urlaub wert.

Nachtrag zum Nachtrag:

Wir haben heute den 24. Oktober 1992. Genau vor einem Monat haben wir unsere Fahrradtour beendet.

Nachdem Werner irgendwann festgestellt hatte, dass mein Fahrradständer verbogen ist, wollte er das heutte morgen in Ordnung bringen.

Und was stellte sich dabei heraus?

Ja, man höre und staune! Von meinem Fahrradständer ist unten ein Stück abgebrochen. Wie das passieren konnte, weiß der Kuckuck.
Wichtig dabei für mich ist, dass ich wohl doch nicht zu dumm war, mein Fahrrad abzustellen. Wie denn auch, wenn unten ein paar Zentimeter fehlen?

Und das ist meine Rehabilitierung, technisch doch keine Vollidiotin zu sein. Na ja, vielleicht eine klitzekleine.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinem Mann, der für mich die Gestaltung des Covers und das Einstellen der Fotos übernahm.

Dora Fries


Impressum

Texte: Doris Frese
Cover: werner Frese
Tag der Veröffentlichung: 30.10.2009

Alle Rechte vorbehalten

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