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Aber bitte schön dick und rund- Teil 2


Aber schön dick und rund -Teil 2
(Tagebuchnotizen einer Schwangerschaft)

Nachdem Evas Mama beschlossen hatte über die Schwangerschaft ihrer Tochter Tagebuch zu führen, sind folgende Notizen entstanden.

Sonntag, d. 10. März 1996

Vor zwei Tagen zeigte Eva nicht nur mir, sondern auch ihrem Vater, erneut ihren “Bauch”.

“Wo ist der Papa?, Papa, Papa, guck mal, ist der nicht schon schön.” Sie hebt triumphierend ihren Pulli.

Ihr Vater bestaunt ihren Bauch, wie sie es erwartet hatte.

“Ich weiß auch nicht. Er ist über Nacht dicker geworden. Gestern Abend war das noch nicht. Ich habe schon zuerst gedacht, es läge am Essen, aber ich habe doch gestern gar nicht so viel gegessen.”

Ein paar Minuten später:” Ich möchte ja so gerne schwimmen gehen, aber ich gehe erst, wenn ich einen richtigen schönen dicken Bauch habe.”

Mein Mann verwundert: “ Wieso denn das?”

“ Jetzt schäme ich mich so, weil ja keiner sieht, dass ich schwanger bin. Alle würden denken, ich bin so fett.”

Dann erzählte Eva von folgendem Intermezzo, dass sich einen Tag vorher bei ihr und Matthias zuhause abgespielt hatte.

Eva und Matthias waren eingeladen.

Eva stand, wie so oft in den letzten Wochen, ratlos vor ihrem Kleiderschrank, nicht wissend, was sie anziehen soll, d. h. gewusst hätte sie es schon. Die Frage war nur, passt es auch noch? Sie entschied sich nach langem Suchen für ein, ich glaube, schwarz/graues Kleid.

Angezogen betrachtete sie sich kritisch im Spiegel. Na, ja, von vorne nicht übel. Und von hinten? So gut “Frau” es von hinten sehen konnte, “Unmöglich”, dachte sie, nein dieser Hintern einfach unmöglich! Aber, dachte Frau weiter, vielleicht findet Matthias ja, dass mein Po jetzt besonders knackig ist. Also erst einmal Mattias Meinung hören.

“Du, Matthias?”
“Ja,”
“ Du, kann ich das Kleid wohl anziehen?”

Matthias kritisch an Eva empor schauend:” Ja, toll, sieht gut aus.”
Eva dreht sich herum und zaghaft fragt sie:” Und wie sieht es von hinten aus?” Ein ängstlicher und fragender Blick zu Matthias herüber.

Matthias räuspert sich verlegen. Jetzt bloß nichts Falsches sagen, denkt er. Zunächst einmal runzelt er die Stirn.

Matthias hat ein offenes, ehrliches Gesicht. Und Eva kann in seinem Gesicht wie in einem Buch lesen. Und sie konnte die Antwort zwar schon seinem Gesicht ablesen, aber dennoch traf es sie, als sie Mattias Stimme hörte: “Nicht so gut.”

Eva bricht fast in Tränen aus:” Ich wusste es, ich wusste, dass ich einen dicken Arsch darin habe.”

Jetzt wurde es Mattias doch wohl ein bisschen zu bunt und seine Stimme um einige Nuancen lauter als gewöhnlich:” Du bist nun mal schwanger und da wird “Frau” eben dicker. Nun steh doch auch endlich dazu.,”

“Ich weiß auch nicht wieso,” meinte sie zu mir, “ ich glaube, es wird ein Junge.” “Wieso meinst Du das, “frage ich, “ Ja, komischerweise habe ich nur Jungennamen im Kopf”.

Aber bis jetzt ist noch kein neuer Name auf der Hitliste, weder Jungen- noch Mädchenname. Warten wir es ab.

25. 03. 96

Vor zwei Tagen, als mein Mann und ich nach zehntätiger Abwesenheit nach Hause kamen, trafen wir Eva und Matthias, die sich während unserer Abwesenheit um die Leerung des Briefkastens gekümmert hatten, in unserer Wohnung an.

Eva stand breitbeinig mit vorgestrecktem Bauch in einer neuen gestreiften Latzhose, einer Umstandshose, in der Diele und strahlte mich erwartungsvoll an.

Ich kam ihrer Frage zuvor und sagte, indem ich über ihren Bauch strich.” Oh, jetzt sieht man tatsächlich schon, dass Du schwanger bist.”

“Ja, ne ! Ich glaube, es hat sich zum ersten Mal heute morgen bewegt.”

“Na, ja,” entgegnete ich, “ Du bist ja auch schon in der neunzehnten Woche.”

“Ich bin schon in der zwanzigsten Woche.” kam es entrüstet von ihr zurück.

Ich wurde unsicher. Wir konnten uns nicht einigen und ließen dieses Thema erst einmal beiseite.

Ein wenig später erzählte mir Eva, dass sie Petra , eine Bekannte, die sie lange nicht gesehen hatte, getroffen hätte und “Das war die erste, die nicht wusste, dass ich schwanger bin und es mir angesehen hat. Ich habe mich darüber richtig gefreut, “ So Evas Aussage.
27.03.96

Heute musste oder (durfte?) Eva erneut zur Ultraschalluntersuchung.

Bevor sie zum Arzt fuhr, kam sie auf ein kurzes Gespräch zu uns herauf.
“Ich habe nicht viel Zeit. Ich muss gleich zum Arzt. Hoffentlich macht er eine Ultraschalluntersuchung. Ich möchte so gerne wissen, ob es ein Junge oder Mädchen wird.”

“Ach, und das muss ich Dir noch ganz schnell erzählen, “ fuhr sie fort. “Weißt Du, wer auch schwanger ist?”

Ich schüttelte verneinend den Kopf.

“Elke! Ist das nicht toll.”

Das fand ich wirklich toll. Ich wusste, dass Elke, ihre beste Freundin, sich auch sehnlich ein Baby wünschte.”

“Ich sehe uns schon, wenn wir beide unsere Kinderwagen schieben.” erzählte sie weiter. Dabei strahlte sie übers ganze Gesicht.” Aber erzähle das noch keinem, “sprudelte es weiter aus ihr heraus, “ sie ist erst in der 7. Woche und selbst ihre Mutter weiß es noch nicht.”

Ich wusste zwar im Moment nicht, wem ich es außer meinem Mann erzählen sollte, aber ich beteuerte, dass es von mir niemand erfahren würde.

“ Wenn ich weiß, was es wird, rufe ich Dich an.” Und mit diesen Worten war sie auch schon aus der Tür.

Zwei stunden später rief sie an und erzählte mir, dass es ein Junge wird.

“Ich konnte schon richtig den Schniedel “ erkennen, “ rief sie fröhlich durchs Telefon.

Der neue aktuelle Name auf der Hitliste ist zur Zeit “Phil”.
Und es stellte sich heraus, dass ich mit der neunzehnten Woche recht hatte. Ab heute ist sie in der zwanzigsten Woche.

Und der kleine “Phil “ ist schon recht lebhaft. Matthias hätte heute morgen auch schon fühlen können, wie er strampelte.

03. 04 96

Eva, die neben ihrer Schwangerschaft und beruflichen Tätigkeit auch noch berufst begleitend studiert, rief an, um mir außer sich vor Freude mitzuteilen, dass sie in einer psychologischen Prüfungsarbeit die Note 1,7 erhalten hat. Ich freute mich mit und erkundigte mich so ganz nebenbei, wie e ihr und ihrem Baby geht.

Die Antwort: “ Gut, ich habe schon einen richtigen schönen Bauch. Jetzt brauche ich keinem mehr zu erzählen, dass ich schwanger bin. Jetzt können es alle schon sehen. Und es strampelt ! Jeden Tag, wenn ich abends auf der Couch sitze, warte ich darauf, .
dass es strampelt. Matthias hat es auch schon gefühlt. Schön ne? “

Ich fand das auch schön und sagte es ihr auch.

Und die Erinnerungen an meine Schwangerschaften stiegen hoch, denn ich fand das damals auch immer so schön, wenn das werdende Leben in mir sich bemerkbar machte.

05. 05. 96

Ein Monat voller Stress hinderte mich daran über Evas Schwangerschaft zu schreiben.

Ich werde versuchen, die letzten vier Wochen zu rekonstruieren, um in Kurzform das Wichtigste fest zu halten.

Zunächst einmal war Eva ein wenig traurig, dass ihre beste Freundin Elke nun doch nicht schwanger ist.

Eva selbst ist in der 25. Woche und schiebt stolz ihren Bauch vor sich her.

Es geht ihr und dem Baby gut.

Neue Namen sind auf der Hitliste aufgetaucht.

Ihre Schwester Anke und Schwager Thomas finden “Mäxchen “ so gut. Matthias schließt sich den beiden an. Nur Eva mag den Namen nicht,.. Kurze Zeit war ihr Favourit “Michel “, den mein Mann auch gut fand.

Neuerdings findet Eva “Till “ sehr hübsch. Allerdings vertraute sie mir an: “ Wenn ich mit dem Baby spreche, rede ich es immer mit Mäxchen “ an.

Ich halte mich aus der ganzen Namensgebung heraus, riet Eva allerdings, sich nicht zu sehr auf die Ultraschallaufnahme zu verlassen. Ich hätte nämlich von einigen Bekannten gehört, die auch bis zur Geburt überzeugt waren, dass es laut Ultraschallaufnahme ein Junge bzw. Mädchen werden sollte, und das Gegenteil war der Fall.

Seit vorgestern sind Eva und Matthias mit dem Auto nach Elba, um dort Urlaub zu machen.

Ich hoff, dass alle “Drei “ am 20. 05. gesund und erholt nach Hause kommen, denn die letzten drei Monate werden sicherlich nicht so einfach werden, wie Eva es sich vielleicht vorstellt.

Ein paar Stoßseufzer ließ sie jetzt schon los. Von wegen Rückenschmerzen, ein wenig Wasser in den Beinen. Und ein wenig Sorgen macht ihr das Gewicht.

“Ich habe 13 Kilo zugenommen, dabei esse ich ganz normal , “und wenn ich zur nächsten Untersuchung gehe, stelle ich mich da nicht mehr auf die Wage, die wiegt 2 Kilo mehr als unsere, und dann muss ich mich auch noch angezogen darauf stellen, dann wiege ich ja noch einmal zwei Kilo mehr.”

Ich tröstete sie, indem ich sagte: “ Vielleicht hast du ja nur am Anfang so viel zugenommen und nimmst jetzt nicht mehr so viel zu. Und wenn schon. Dann muss du halt sehen, dass du nach der Entbindung wieder abnimmst.”

Ach ja, und bei der letzten Untersuchung hat Eva sich zum ersten Mal, wie sie sagte über ihren Arzt geärgert.

Eva hätte so gerne gehabt, dass er noch einmal eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen hätte. Sie hatte deshalb extra Matthias noch einmal mitgenommen.
“Gerade jetzt, wo wir in Urlaub fahren, meinte sie, wäre es doch noch einmal wichtig gewesen.”

Der Arzt horchte und tastete nur ab und fand alles in Ordnung.

Auf seine Frage, ob Eva Sport treibt, erzählte Eva ihm, dass sie zur Schwangerschaftsgymnastik gehe.

Eva: “ Da habe ich mich zum ersten Mal richtig geärgert. Weißt du, was der gesagt hat?”

Ich : “nein, erzähl!.”

“ Er meinte, da hält er nicht viel von, ich soll lieber Rad fahren oder schwimmen. Wenn schon so ein Zwang dahinter ist, dann taugt das nichts. Woher will der denn wissen, war mir gut tut, “ so Eva weiter, “ das habe ich ihm auch gesagt, und dass ich mich immer richtig auf den Abend freue, dass ich da immer richtig entspannt bin, und die Gespräche mit den Frauen tun mir richtig gut.”

Eva schwieg erbost.

Der anschließende Blickkontakt mit ihr, bestätigte mich darin, dass sie das Gleiche dachte, wie ich , nämlich:” Typisch Mann, hat noch nie ein Kind bekommen und will wissen, was schwangeren Frau gut tut.”

Ja, und jetzt sind sie auf Elba und “schwangere Frau “ wird ärztlichen Rat befolgen und im Meer schwimmen und alle am Strand werden sehen, dass Frau nicht so fett ist, sondern schwanger, denn Frau hat schon einen ganz schönen, dicken, runden Bauch.

Teil 3 folgt

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Tochter

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