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Aber bitte schön dick und rund


Aber bitte schön dick und rund.
Die Geschichte einer Schwangerschaft
Teil 1

Als Eva ungefähr zwanzig war, stand für sie schon fest, dass sie mit ca. 30 Jahren Mutterfreuden entgegen sehen wollte.

Eva war zu der Zeit gerade mit ihrer Ausbildung als Erzieherin fertig und hatte in dem ev. Kindergarten ihrer Gemeinde eine Anstellung gefunden.

Ausschlaggebend für diesen Vorsatz oder Wunsch oder wie auch immer man es nennen
mag, war die damalige Leiterin des Kindergartens, die das gleiche wollte und es auch mit Hilfe ihres Partners umsetzen konnte und mit 30 Jahren ihre Stellung als Leiterin aufgab, weil sich ihr Kinderwunsch erfüllt hatte.

Eva fand das damals toll. Das wollte sie wohl auch. Aber !! „ Wenn ich einmal schwanger bin, möchte ich so einen schönen dicken, runden Bauch haben wie die Frau Walther. „ So Evas Zitat.

Frau Walther war eine Kindergartenmutti, die ihr zweites oder sogar
schon drittes Kind erwartete.

Jedes Mal, wenn diese Frau Walther ihr Kind vom Kindergarten abholte, versäumte Eva es nicht, wenigstens einmal über Frau Walthers dicken, schönen, runden Bauch zu streicheln.

„Das fühlt sich toll an,“ erzählte sie ihrer Mutter dann hinterher, und im gleichen Atemzug,“ so einen schönen, dicken , runden Bauch möchte ich auch einmal haben, wenn ich schwanger bin.“

Eva war von klein auf sehr zielstrebig. Wenn sie sich etwas vorgenommen hatte, führte sie es auch aus. Nicht überstürzt, nein, wohl überlegt, das Für und Wider genau abwägend.

Eigentlich war es dann auch nicht allzu verwunderlich, dass Eva zwar nicht exakt mit 30 Jahren, aber mit 31 Jahren schwanger wurde.

Die Freude währte dann allerdings nicht lange. Der Embryo, ein fürchterlich medizinischer Ausdruck, ich werde ihn Winzling nennen. Also, der kleine Winzling beschloss in der zehnten Woche, doch nicht zur Welt zu kommen.

Trotz der großen Traurigkeit darüber, ließ Eva den Mut nicht sinken, zumal ihr Frauenarzt ihr und ihrem damaligen Lebenspartner und jetzigen Ehemann Matthias, geraten hatte, schön weiter zu machen, da die Chance wieder schwanger zu werden, sehr groß sei.

„Die Gebärmutter ist jetzt so schön durchblutet, macht nur schön weiter, „ so der Frauenarzt.

Eva und Matthias zogen es vor, erst einmal zu heiraten. Und Eva vertraute ganz auf die anschließende Flitterwoche auf Usedom. Und zielstrebig, wie Eva nun einmal war, schaffte sie es mit Hilfe von Matthias, wieder schwanger zu werden.

„Ich wusste, dass es auf Usedom schnackeln würde, „ freute sie sich hinterher.

Eigentlich wollte sie es ihren Eltern nicht so früh anvertrauen. Aber nach dem Eva den Schwangerschaftstest gemacht hatte, und dieser positiv ausgefallen war, klingelte bei ihren Eltern das Telefon und folgender Dialog kam zustande.

„Mama?“
„Ja,“
„Hier ist die Eva, „du, eigentlich, wollte ich das jetzt ja noch nicht erzählen, aber ….. (kurze Pause) ……, ich habe einen Schwangerschaftstest gemacht.“

Ihre Mutter ahnungsvoll: „Und?“
Eva mit verhaltener Freude. „ Er ist positiv. Ist das nicht toll? „

Ihre Mutter, ebenso verhalten: „Ja, das ist toll.“

Eva: „ Es ist auf Usedom passiert. Ich wusste, dass es dort schnackeln würde. Ich weiß auch genau, wann es war.“

Nach der Enttäuschung mit dem ersten Winzling, war die Freude etwas leise, nicht so vulkanartig explosiv wie beim ersten Mal. Erst nachdem der Arzt Eva zur Schwangerschaft gratulierte und ihr versicherte, dass alles in Ordnung sei, freuten sich alle etwas lauter.

Evas Ängste, dass es noch einmal so, wie mit dem ersten Winzling zu einem Abbruch kommen könnte, schob der Arzt mit folgendem Beispiel beiseite : „ Haben Sie jedes Mal Angst, dass Sie von einem Auto überfahren werden, wenn Sie die Straße überqueren?“

Auf Evas Antwort mit : „ Nein, habe ich nicht,“ entgegnete er : „ Na. Sehen Sie, dann brauchen Sie auch keine Angst haben, dass es dieses Mal wieder nicht mit dem Baby klappt.“

Wenn Evas Mutter Eva in den ersten Wochen fragte, wie es ihr gehe, antwortete sie stets fröhlich: „Prima, mir ist jeden Morgen übel.“

Das war für sie das beste Zeichen, dass sie tatsächlich schwanger war.

Allmählich fingen sie und Matthias an Pläne zu schmieden.

Sie überlegten schon wie das Kinderzimmer aussehen sollte. Eva freute sich schon darauf, Wickeltisch, Kinderbett, Kinderwagen und alle anderen Babysachen kaufen zu können.
Dabei wollte sie gerne ihre damalige beste Freundin, die auch als Patin vorgesehen war, dabei haben.

Der erste Name tauchte auf der Hitliste auf. Es war ein türkischer Jungenname. „Yasha .“Eva wusste auch was der Name bedeutet, Yasha heißt „ Du sollst leben.“

Nach der ersten Ultraschalluntersuchung, Mattias war an dem Tag nicht zu Hause, kam sie, bevor sie heim fuhr, bei ihren Eltern vorbei, zeigte ihnen freudestrahlend die Aufnahme mit der Bemerkung:“ Er ist schon 34 mm groß, ist das nicht toll?“

Ihr Vater zeigte ihr und ihrer Mutter dann auf dem Lineal, wie viel das ist.

Ihre Mutter machte sich dann schlau und las im Buch nach, wie weit sich der Winzling schon entwickelt hatte. Und zwar stand da: dass bereits nach 9 Tagen ein hauchdünnes Rückgrat entsteht und in der vierten Woche das winzige Herz bereits schlägt.
Am Ende des ersten Monats ist der Kopf zu erkennen, auch Lunge, Leber und Nieren beginnen sich zu bilden.
Nach dem zweiten Monat sieht der kleine Winzling einem Menschen schon recht ähnlich, denn Hände, Füße, Ohren, Nase, Augen und Mund sind bereits deutlich sichtbar. Nach der elften Woche ist das kleine Wesen ungefähr zwanzig Gramm schwer, soviel wie ein gewöhnlicher Brief, Unter der Hautoberfläche beginnen die Muskeln bereits zu arbeiten. Arme und Beine sind in ständiger Bewegung, der Kopf kann gedreht werden. Es verfügt auch schon über eine Gesichtsmimik, es kann die Lippen öffnen und schließen, die Augenbrauen hochziehen, und die Stirn runzeln.

Als Eva ihren Eltern das Bild zeigte, war sie in der elften Woche. Ihre Mutter sah sich auf dem Lineal noch einmal die 34 mm an. So winzig und alles schon entwickelt. Sie begriff einmal mehr, dass die Menschwerdung das Faszinierendste für sie auf der Welt war.

Eva hatte in den ersten Wochen, als ihr oft übel wurde, immer das Bedürfnis gehabt, eine Kleinigkeit, wie sie es ausdrückte, „in den Mund zu stecken,“ Sie meinte, das würde die Übelkeit ein wenig lindern. Das hatte zur Folge, dass sie in den ersten Wochen 3 Kg zugenommen hatte. Die Hosen fingen an zu kneifen. Sie kaufte sich die ersten Schwangerschaftshosen.

Nach der 15. Woche war die nächste Untersuchung beim Frauenarzt angesagt. Eva nahm Matthias mit. Der Arzt machte noch einmal eine Ultraschallaufnahme. Jetzt konnte man schon die Wirbelsäule erkennen und der Winzling was schon 84 mm groß. Der Mediziner würde sagen,. Jetzt ist es ein Fetus. Aber ich werde von nun an vom „Baby „ schreiben.

Am Ende der 16. Woche besuchte Eva ihre Eltern kurz. Die übliche Frage ihrer Mutter, wie es ihr geht, beantwortete sie mit : „Gut.“ Aber die anschließenden Sätze möchte ich den Lesern nicht vorenthalten.

Eva:“ Mann, nichts passt mir mehr, Guck mal, wie ich aussehe. Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich anziehen soll. Wenn ich doch endlich einen richtigen dicken Bauch hätte.“

Eva hebt ihr T-Shirt hoch und fragt ihre Mama: .“Schau mal, sieht man schon was?“

Ihre Mama :“Oh, ja, da ist schon eine richtige kleine Wölbung.“

Eva strahlt: „ Ja, ne, und nicht nur unten, sondern schon richtig von hier oben an, „ wobei sie ihrer Mama zeigte von wo bis wo man die Wölbung mit dem jetzt faustgroßen Baby sehen konnte.

Als Eva weg war, gab ihre Mutter Evas Vater, den vorangegangenen Dialog wieder. Darauf meinte dieser: „ Du schreibst doch so gerne. Warum hältst Du die Schwangerschaft unserer Tochter nicht mal in Form einer Geschichte fest?“

Seine Gattin Ruth darauf: „ Na, ich weiß nicht so recht. Ich glaube, da bekomme ich zu wenig von mit.“

Aber der Funke war bereits übergesprungen. Und zwei Stunden später, saß Ruth an ihrem Schreibtisch und die ersten Zeilen entstanden.

Ruth passte in den nächsten Monaten auf wie ein Luchs, dass ihr nichts von Evas Schwangerschaft entging. Sie wünschte und hoffte, dass sie weiterhin so gut verlaufen würde, und so ganz nebenbei auch noch eine lustige Geschichte entstehen würde, über die vielleicht in späteren Jahren ihr noch nicht geborener Enkel, wenn er oder sie selbst erwachsen sind und Mutterfreuden oder Vaterfreuden entgegen sehen, ein wenig schmunzeln können.

Aber jetzt fängt die Geschichte erst einmal richtig an.

Teil 2 folgt.

Impressum

Texte: Dora Fries
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Tochter

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