Cover




Der Brief

Liebe Mama,
mach Dir keine Sorgen um mich und suche mich nicht. Ich will nicht gefunden werde. Ich hoffe Du hast noch ein schönes Leben ohne mich und kannst jetzt die Zweisamkeit mit Mark geniesen.

Ich liebe dich,

deine Ramona



Die Tränen liefen in strömen ihre Wange hinunter. Sie musste ein paarmal schlucken.
Ihre Tochter. Abgehauen. Das war so absurd. Es war doch alles perfekt.
Dachte sich Frau Janker.
Mit zitternden Händen holte sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche. Sie hatte den kleinen Brief im Flur gefunden. Gerade als sie von Joga nach Hause kam.
Ungeduldig wartete sie das Mark das Gespräch annahm.
"Hallo, Schatz.", kam es liebevoll aus dem Handy.
"Ramona ist abgehauen.", Frau Jankers Stimme zitterte. Sie schniefte ein paarmal.
"Was?", schrie Mark. Er war aufgebracht. "Das Mädchen kann was erleben, wenn wir sie finde."
"Mark beruhige dich. Wir sollten ihr etwas Zeit geben. Vielleicht merk sie ja ihren Fehler. Ich denke wir sind schuld..."
Mark unterbrach sie. "Woher willst du das wissen?", bellte er.
Frau Janker zuckte zusammen. "Sie hat einen Brief geschrieben. In dem steht das wir jetzt unsere Zweisamkeit genießen können."
Eine wütendes Schnaufen an der anderen Leitung. "Ich muss jetzt Auflegen. Wenn ich nach Hause komme reden wir darüber."
Frau Janker lies das Handy fallen, lehnte sich an die Wand und rutschte an dieser hinunter zum Boden.
Es war einfach zu viel.


Ramona



vor vier Stunden....

Ich wartete darauf das Mama zum Joga ging.
"Also ich fahr dann mal. Bye.", sie gab mir ein Küsschen auf die Wange.
"Fahr vorsichtig.", sagte ich grinsend.
Die Vorstellung sie nie wieder zu sehen tat weh, aber es ging nicht anders. Ich konnte nicht hier bleiben.
Als die Tür zu war rannte ich in mein Zimmer.
Der Abschiedsbrief war schon geschrieben. Meine Sachen gepackt. Noch kurz sah ich mich in meinem Zimmer um.
Wie sehr ich jetzt schon alles vermisste.
Aber mir blieb nichts anderes übrig.
Langsam ging ich zu Tür. Jetzt würde ich mich nicht mehr umdrehen, all dies lag nun hinter mir.
Jetzt geht es nach Amerika zu meiner Tante. Mama sagte immer sie sei verrückt. Ich wusste nicht wieso. Jeder Mensch ist doch mal verrückt.
Neues Land. Neue Identität. Neues Leben. Langsam verlies ich das Haus. Und machte mich auf dem Weg zur Bushaltestelle.
Ich musste nur kurz auf den Bus warten.
Immer wieder kontrollierte ich, ob die Flugtickets noch da sind. Mein Herz raste vor Aufregung. Denn ich war noch nie irgendwo hin, ohne Mama. Oder eher gesagt ich durfte nicht.
Aber das war jetzt vorbei. Ich fühlte mich irgendwie frei.
Ich musste ungefähr 5 Stunden mit dem Bus fahren. Der Bus war zu Anfang leer, doch je länger wir fuhren desto mehr Menschen saßen im Bus.
Mir gefiel es gar nicht, so nah bei ihnen zu sein. Ich schaute das der Platz, der zwischen mir und einem ziemlich dicken Typen immer leer war. Doch nach zwei Stunden Fahrt war nur noch dieser Platz frei. Als wir in einem kleinen Dorf anhielten, stieg ein Junge ein. Ungefähr mein Alter, also 17. Ich musste schlucken. Er würde den Rest der Fahrt neben mir sitzen. Erst sah er sich im Bus um, entdeckte keinen freien Platz. Ich seufzte.
"Hey, du da. Hier ist noch ein freier Platz!", rief ich ihn zu. Er wandte seinen Blick zu mir.
Langsam kam er auf mich zu. Elegant lies er sich neben mir nieder.
Er drehte sich zu mir. "Danke."
Ich zuckte nur die Schultern, unfähig etwas zu sagen. Er war so schön.
Diese wunderschönen vollen Lippen, die man unbedingt küssen möchte. Das seidige blonde Haar. Das Grinsen das er mir gerade zeigte, könnte auch Eisberge zum schmelzen bringen.
Die Röte stieg mir ins Gesicht, als ich bemerkte dass ich ihn einfach so schamlos anstarrte.
"Wohin willst du fahren?", fragte er.
"Nach Amerika. Zu meiner Tante.", ich konnte es immer noch nicht glauben.
"Ich will auch nach Amerika. Meine Schwester besuchen. Hab sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen."
Ich nickte.
"Und warum willst du nach Amerika?", bohrte er.
Ich sah ihn scharf an.
"Warum sollte ich das einem Fremden erzählen?"
"Da hast du recht. Ich heiße Simon.", er reichte mir seine Hand.
"Ich bin Ramona.", er schüttelte sanft meine Hand.
"Schön dich kennen zu lernen."
Ich lächelte.
"Fliegst du auch?", fragte er mich neugierig.
Ich nickte.
"Und wann geht dein Flug?", bohrte er weiter.
"Heute 18 Uhr.", skeptisch sah ich ihn an. Warum wollte er das wissen?
Erfreut sah er mich an. "Was für ein Zufall. Mein Flug geht auch um 18 Uhr."
Ich presste die Lippen aneinander. Jetzt wurde mir allzu sehr bewusst, das ich wirklich nach Amerika fliege. Alleine.
Simon musterte mich. "Hast du Flugangst?", fragte er.
Ich brachte nur ein Nicken zustande.
"Vielleicht sitzen wir auch im Flieger nebeneinander."
Ich zuckte die Schultern.
Mein Plan war so perfekt, das ich sogar meine Flugangst vergaß. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen.
Simon berührte mich an der Schulter. Sofort zuckte ich zusammen. Ich mochte Berührungen nicht.
Nicht mehr seit mich Mark angetatscht hatte.
Die Erinnerung lies mich erschaudern. Das war so widerlich.
Simon berührte sanft meine Hände und zog sie von meinem Gesicht. Nahm mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.
Er studierte meine Augen.
"Ich werde dir nicht weh tun!", seine grünen Augen funkelten.
Dann legte er vorsichtig beide Arme um mich. An seiner Brust begann ich dann zu weinen. Und wunderte mich, warum ich ihn so schnell vertraute. Es war als würde ich ihn schon ewig kennen.
"Ich weiß du kennst mich nicht, aber wurdest du mir bitte erzählen was dir passiert ist?"
"Dasss kaann ich nooch niccht.", stotterte ich und vergrub mein Gesicht wieder an seiner Brust.
Zärtlich strich er mir über den Rücken.
Der dicke Mann neben Simon brummte. "Wir sind hier in einem Bus! Hört auf miteinander rumzumachen!"
Verwundert blickte ich auf und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Ich musste bestimmt wie eine Bescheuerte aussehen.
Meine Augen rot und geschwollen und ein Grinsen, das von einem Ohr zum anderen Ohr geht.
Simon strich eine Strähne hinter mein Ohr.


Mark



Aufgebracht kam Mark von der Arbeit. Luise kauerte auf dem Boden. Immer wieder schluchzte sie:" Mein Tochter. Meine Tochter."
Mark kniete sich zu ihr hinunter.
"Schatz? Wir finden sie schon.", Mark nahm seine Frau in den Arm.
*Diese miese kleine Schlampe*, dachte sich Mark, *haut einfach ab*
Marks Oberlippe zuckte vor Wut, doch seine Frau bekam nichts mit.
"Was haben wir nur falsch gemacht?", fragte sie traurig.
"Ich weiß es nicht.", murmelte Mark.


Ramona



Ganz fest drückte ich Simons Hand. Mein ganzer Körper zitterte. Wir saßen schon im Flieger. Simon hatte extra die Stewardess gefragt, ob er sich neben mich setzten dürfte. Dabei hat er auffällig mit ihr geflirtet. Die Dame konnte ihm natürlich nicht wiederstehen und sagte ja.
"Du hast es geschafft!", sagte ich ungläubig, als er sich neben mich setzte.
"Jep."
Als ich auf unsere verbundenen Hände starrte, merkte ich das meine Knöchel weiß hervor ragten.
Erstaunt sah ich dann zu Simon.
"Tut mir leid, das ich deine Hand zerrquetsche."
Ich versuchte zu grinsen, aber mein Gesicht verzog sich nur zu einer Grimasse, die Simon zum lachen brachte.
"Macht nichts."

Ich vergrub mein Gesicht an Simons Brust, als der Flieger startete. Sogar in der Luft beruhigte ich mich nicht.
Simon hatte beide Arme um mich gelegt.
Die Stewardess kam zu uns und sah mich besorgt an.
"Geht es Ihnen gut? Kann ich Ihnen etwas bringen?", fragte sie.
"Ein Wasser bitte.", sagte ich leise, ohne den Kopf von Simons Brust zu nehmen.
Seine Wärme beruhigte mich ein bisschen.
Ich dachte darüber nach, das er der einzige Mensch war, außer meiner Mutter, der mich berühren durfte.
Nach wenigen Minuten kam mein Wasser. Langsam hob ich den Kopf von Simons Bruste und nippte daran.
Es schmeckte wiederlich. Aber es war was zum tringen.
"Eine Frage: Warum fliegst du, obwohl du Flugangst hast?", fragte er sanft.
"Ich musste von zu Hause weg. Da konnte ich nicht bleiben."
"Warum?"
Ich werde im vertrauen.
"Weil..."

Luise



Sie bertachtete ein Kinderfoto von Ramona. Die Tränen sind nocht nicht versiegt. Ihr Ehemann, telefoniert mit der Polizei.
Sanft strich sie über das Bild.
Sie verstand einfach nicht warum sie weggelaufen war.
Habe ich sie nicht genug beachte? fragte sie sich.
Dann hörte sie die aufgebrachte Stimme von Mark, der auch ins Wohnzimmer kam.
"Die wohlen noch keine Suchaktion starten. Zu früh, meinen Sie."
Er lies sich auf den großen braunen Ledersessel nieder, der genau vor dem Kamin stand.
Luise fand das Haus war schon viel zu groß für drei Leute.
Und ohne Ramona wirkte es einfach leer.


Simon



Er sah sie gespannt an. Sie war so bezaubernd. Und sie wirkte zerbrechlich.
Dann erzählte sie ihm ihre Geschichte. Er war erstaunt das Sie ihm das anvertraute. Und geschockt. Dieses zerbrechliche Mädchen musste viel durchmachen.
"Mein Vater hat Selbstmord begangen als ich 5 war. Ich fand ihn erhängt in der Küche. Nach zwei Jahren heiratete meine Mutter einen Mann, der mich öfters vergewaltigte. Er schlug mich. Drohte mir mich umzubringen, wenn ich jemanden etwas erzählte oder wenn ich fliehen sollte."
Simon konnte sie nur mit offenen Mund anstarren.
"Du denkst nicht das er dich findet?", er schluckte.
Plötzlich hatte ich das bedürfniss, dieses Mädchen nie wieder los zu lassen. Nicht wenn ihr Stiefvater sie umbringen will.
"Ach was ich noch vergessen habe. Meine Mutter hat eine Affäre mit meiner Nachbarin.", Ramona erschauderte.


Ramona



Simon starrte mich an. Das war mir sehr unangenehm.
"Ich hab noch nie so etwas schlimmes gehört. Macht dich das denn nicht wahnsinnig?"
Ich zuckte nur die Schultern. Für mich war es nur wichtig aus dem Haus zu kommen.
Und dabei vergass ich sogar meine Flugangst.
Ich war so bescheuert. Aber wie sollte ich sonst nach Amerika kommen.
Das war echt doof.
"Du hast doch gesagt du besuchst deine Schwester?", wechselte ich das Thema.
Simon wirkte erfreut.
"Ja. Ich freue mich, sie endlich wieder zu sehen.", er strahlte.
Ein ganz kleines lächeln brachte ich zustande.
"Du würdest sie bestimmt mögen. Sie ist eine aufgedrehte kleine Maus. Aber sehr liebenswert. Meine kleine große Schwester. Die meisten denken, ich bin der ältere, aber meine Schwester ist um 3 Jahre älter, nur man sieht es ihr nicht an.", er grinste.
Denn Rest des Fluges verbrachten wir schweigend.
Ich war an seine Brust gekuschelt und schlief nach einiger Zeit ein


Luise



Der Polizist vor ihr, war riesig.
Sie schluckte. Sein Gesicht zeigte keine Regungen.
"Wann haben sie ihre Tochter zum letzten Mal gesehen?", seine Stimme war kühl, ohne Gefühle.
Sie schluckte.
"Als ich ins Joga gefahren bin. Das war so um 12 Uhr. Sie hat diesen Brief hinterlassen!", mit zitternder Hand, reichte sie dem Mann, denn kleinen Brief.
Es fiel ihr schwer.
Der Mann, packte ihn in eine kleine durchsichtige Plastiktüte.
Dann notierte er sich etwas auf den Notizblock.
"Ist ihre Tochter öfters weg gerannt?", fragte er.
Sie brachte nur ein nickten zustande.
Er notierte wieder etwas.





Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.07.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Freundin.

Nächste Seite
Seite 1 /