Stadtgeschichte von Rostock in Zahlen. Folge 1-150
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Erstmals wurde eine Siedlung in der Warnowniederung vor der Ostsee unter dem Namen „Rozstoc“ im Jahr 1161 erwähnt. Nach dem Bericht des Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus handelte es sich um eine slawische Burg des Stammes der Kessiner, welche die mit den Sachsen verbündeten Dänen in jenem Jahr unter Waldemar I. schleiften. Nach dieser Zerstörung wurde die Burg um 1271 mit einem Handelswik (Handelsplatz) wieder aufgebaut. Noch im 12. Jahrhundert ließen sich im Schutz der Wehranlage deutsche Handwerker und Kaufleute aus dem nordwestlichen Raum nieder, woraufhin der Ort sich zu entwickeln begann. Um 1200 war er schon für die Aufnahme neuer Siedler zu klein, man erweiterte den Siedlungsraum auf einer Anhöhe der benachbarten, gegenüberliegenden Seite der Warnow. Dort wo die Warnow kurz vor der See im Knie abbog und sich zum Meer verbreiterte, entstand die heutige Stadt Rostock mit dem ältesten Stadtkern von Markt und Petrikirche. Rostock wurde schnell zu einem bedeutenden Handelsort in Mecklenburg. Fürst Heinrich Borwin I., der Herzog von Mecklenburg und Herr über Rostock, bestätigte dem Gemeinwesen am 24. Juni das lübische Stadtrecht.
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Um 1854 dominierten mit der „Rostocker Zeitung“ und der in Schwerin erscheinenden „Mecklenburgischen Zeitung“, zwei Blätter die noch junge Zeitungslandschaft des Landes. Die Rostocker Zeitung hatte die höchste Auflage und das größte Verbreitungsgebiet, nur bezüglich der Druck- und Papierqualität rangierte sie an 2. Stelle hinter der „Mecklenburgischen Zeitung“. Weiterhin war die Rostocker Zeitung die älteste Zeitung Mecklenburgs, 1853 erschien der 143. Jahrgang, der Anfang wurde also schon 1710 gemacht. Sie war damit auch einer der ältesten Zeitungen in Deutschland. Die Mecklenburgische Zeitung aus Schweriner erschien erstmals 1848. Zu diesen zwei führenden Tageszeitungen gesellte sich in jenen Jahren der „Norddeutsche Correspondent“, ein Ableger der Berliner Kreuzzeitung. Gegen 1865 wurde der in Schwerin erscheinende „NC“ Regierungsblatt. Alle drei großen Zeitungen brachten 6 Ausgaben in der Woche. Neben diesen drei Hauptblättern bestanden etwa ab 1848 noch über ein Dutzend Lokalzeitungen von Bützow bis Wismar, die in der Regel an drei Tagen in der Woche erschienen. Zu den kleinen Blättern zählte auch das „Volksblatt für Stadt und Land“, das sich 1851 in Rostock etablierte und dreimal wöchentlich bis 1868 heraus kam. Dem Volksblatt folgte 1881 die Gründung des „Rostocker Anzeigers“, so dass die Lese- und Informationsbedürfnisse der Rostocker Bürger bis 1945 mit kurzen Unterbrechungen durch zwei Tageszeitungen bedient wurden.
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Die städtische Geschichte Rostocks begann mit drei eigenständigen und voneinander unabhängigen Einzelstädten. Älteste Stadt war die Altstadt ab 1218 mit der Petrikirche. Westlich daneben gründete sich bald eine zweite Stadt mit eigener Kirche St. Marien, eigenem Markt, Rathaus, Schule, Schlachthaus, Badstube; 1232 war sie fertiggestellt. Auch diese Mittelstadt quoll wieder über und 1252 war westlich davon schon mit der Neustadt eine dritte Stadt vorhanden, ausgestattet mit allen Bestandteilen eines eigenständigen Gemeinwesens: Markt (Hopfenmarkt), Rathaus, Kirche (St. Jakobi). 1265 vereinigten sich die drei Städte unter einer gemeinsamen Verwaltung, die in der Mittelstadt ihren Sitz hatte.
Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts waren die Größe und der Bebauungsplan der heutigen Innenstadt, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die Stadt Rostock gebildet hat, abgesteckt.
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4,5 Taler pro Aktie konnte die Rostocker Bank im ersten Geschäftsjahr 1850-51 ihren Aktionären aus dem Gewinn auszahlen. Nach dem Geschäftsbericht beliefen sich der Gesamtumsatz auf 6018620 Taler und der Reingewinn auf 11571 Taler. Das war ein ausgesprochen gutes Ergebnis trotz internationaler Handelskrise, aus den Nachwehen der Blockade und Cholera. Das neue Geldinstitut konnte somit dem heimischen Handel und Handwerk finanzielle Hilfe leisten. Im Geschäftsjahr 1860-62 betrug der Gesamtumsatz schon 26519140 Taler.
Die Rostocker Bank war 1850 als private Notenbank gegründet worden. Die Bank hatte das Recht Banknoten auszugeben, deren Gesamtsumme jedoch nicht die Höhe des Stammkapitals von 1 Mill. Talern übersteigen durfte. Die mecklenburgische Staatsregierung übte das Recht der Oberaufsicht aus. Diese Konzession vom 27. Februar 1850 lief zunächst auf 10 Jahre, wurde ab dem Jahr 1860 bis 1885 verlängert.
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Fünf Häusler richteten sich in den Jahren 1857-65 in Toitenwinkel ein. Sie hatten vom Staat ein kleines Grundstück mit schlichtem Haus, Garten, geringer Acker- und Wiesenfläche, dazu einer Kuh oder Ziege gepachtet. Solche Häuslereien zu etwa 600 m2 Grundstücksfläche konnten im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin zu Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet werden, um den Arbeitskräftemangel auf dem Lande zu beheben, welcher insbesondere durch die Auswanderung der Mecklenburger nach Amerika entstand.
Häuslereien wurden landwirtschaftlich meist nebenberuflich bewirtschaftet, der Häusler verdiente seinen Unterhalt als Tagelöhner auf Gütern oder später als Handwerker in der Stadt. Einem Teil der Häusler gelang es durch Zupachtung von Ländereien den (klein)bäuerlichen Status zu erreichen. Von 1850 bis 1895 stieg die Zahl der Häusler in Mecklenburg von 1.300 auf etwa 8.000 an.
Die mecklenburgischen Häuslereien entstanden als Typenbauten in Backstein mit Halbwalmdach und Ziegeldeckung. Ein Wohnhaus war etwa 44 Fuß lang und 31 Fuß breit. Das Gebäude besaß in der Regel eine Diele mit rückwärtiger Küche, drei Stuben links und rechts der Diele und zwei Kammern. Zum Wohnhaus gehörte ein kleines Nebengebäude, das in Stall- und Scheunenraum aufgeteilt war.
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Sechs Mal schlug der Blitz in Rostocks Kirchen und Tore innerhalb von dreizehn Jahren, zwischen 1610 und 1623 ein. Am 23. April 1610 zündete ein Blitz im Petriturm, doch konnte das Feuer bald wieder, wie die Chronik berichtet durch „Wasser und Milch“, gelöscht werden.
1618, am 18. Juli gegen Mittag, traf erneut ein Blitz den Petriturm, schlug an der südwestlichen Ecke der Schieferbedachung herab, zersplitterte einige Balken, beschädigte die Orgel und fuhr durch einen gemauerten Pfeiler beim Taufstein in die Erde. Der Blitz zündete zwar kein Feuer, tötete aber den Küster und einen der Pulsanten, die sich gerade auf dem Turm zum Glockenläuten befanden.
Am 8. August 1619 traf ein kalter Blitzschlag den Hauptbalken des Nikolaiturms und beschädigte das hölzerne Gebälk. Die mit Eichenschindeln gedeckte Turmspitze erhielt wegen der Brandgefährdung danach eine Kupferbedachung.
Am 21. August 1621 beschädigte der Blitz die Spitze des Steintores. Und am 2. Juli 1622 traf ein kalter Blitz abermals den Hauptbalken des Nikolaiturms.
Am 5. Dezember 1623 abends zwischen 6 und 7 Uhr schlug der Blitz oben bei der Stange in den Nikolaiturm ein, glücklicherweise ohne zu zünden.
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Die Zahl 7 spielte in Rostocks Stadtgeschichte eine nicht unwesentliche Rolle. Von stadtmarkanten Dingen hatte Rostock immer gleich 7 an der Zahl zur Hand. Die St. Marienkirche konnte durch 7 Türen geöffnet werden, 7 Straßen führten zum Neuen Markt, durch 7 Stadttore gelangte man in die Stadt, am Strande besaßen die Großkaufleute 7 Brücken, 7 Lindenbäume standen im Rosengarten, 7 Türmchen zierten das Rathaus auf dem Markt und die 7 Glocken aller (sieben Kirchen) schlugen stets zur gleichen Tageszeit. Der Rosengarten mit seinen sieben Linden ist aus alter Zeit berühmt. In der Dichtung des Minnesängers Heinrich von Meißen (1260-1318), genannt Frauenlob, wird der Rosengarten anlässlich des 1311 stattgefundenen Ritterfestes gepriesen.
Andererseits gab es Spottverse über Rostock: Rostock habe immer nur sieben Studenten, jeder siebente Rostocker habe Pech usw.
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Acht Wiekhäuser in der alten Stadtmauer südlich des Klosters zum heiligen Kreuz sind heute noch erhalten. Rostocks Wiekhäuser erhöhten wie die Mauertürme in einem Abstand von 50 bis 60 Metern die Wehrfestigkeit der Stadtmauer, die mit einer Stärke von 1,20 m, auf einer Länge von etwa 3 km, eine Fläche von ungefähr einen Quadratkilometer umschloss. Diese Wiekhäuser wurden als halbrunde Auskragungen feldseitig geschaffen und nach hinten offen gelassen. Sie weichen in der Geschosseinteilung von der Mauer ab, da sie höher als die Mauer gebaut wurden. Die drei Geschosse haben Schießscharten, die heute vermauert sind. Durch die Schießscharten konnte das Gemeinwesen an strategisch wichtigen Punkten mit den Waffen des Mittelalters verteidigt werden. Deshalb gaben die Baumeister diesen Wehrbauten mit 2,20 Metern eine dickere Mauerstärke. Der Durchmesser der Wiekhäuser bis zum Kröpeliner Tor beträgt 9 Meter.
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9 Loth und 3,5 Quäntchen musste ein Zwieback zum Sechsling vom Rostocker Bäcker nach der Brottaxe von 1864 wiegen. Neben dem Sechsling-Zwieback hatten alle Bäcker den Witten-Zwieback mit anderem Gewicht im Sortiment. Sechslinge und Witten waren damaliges Kleingeld. Die Einhaltung des Gewichts kontrollierte der Polizeidiener. Zwieback war in früheren Zeiten nicht nur Kost für Magenkranke und kranke Kinder, sondern wichtiges Seemannsbrot, vor allem wegen seiner langen Haltbarkeit. Brot galt überhaupt als ein wichtiges Nahrungsmittel auf hoher See. Man musste Brot kaufen und sich damit bevorraten, weil auf dem Holzschiff nicht gebacken werden konnte. Vor Abfahrt und in jedem Hafen wurde Frischbrot eingeladen, weil das am besten schmeckte. Hartbrot wie Zwieback diente für die weiten Fahrten als wichtiges Nahrungsmittel, auch da es nicht schimmelte. Dabei bevorzugten die Rostocker Seemänner ihre eigene Sorte. Der Zwieback musste vor allem braun, möglichst schwarz-braun sein, und nicht wie bei den „Engelslütt wittes“ Hartbrot. Die Rostocker mochten den hellen Zwieback von den englischen Matrosen nicht, über Geschmack ließ sich auch damals nicht streiten.
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10 Prozent Aufschlag auf den Einkaufspreis der Waren nahm anfangs der Rostocker Konsumverein, um seine Aufwendungen zu decken. Der Verein wurde 1864 unter dem Namen „Erster Konsumverein“ gegründet, beschloss ein Statut und hatte 1867 am Jahresabschluss 208 Mitglieder. Der Anfang des Vereinslebens war durchaus steinig. Man musste sich gegen die Privilegien und Handelsgepflogenheiten der einheimischen Krämer durchsetzen. So begann der Verein mit dem Verkauf von Fleisch- und Brotmarken um die Mitglieder zu binden. Hauptgegenstände des Verlagsgeschäftes wurden Lebensmittel, Beleuchtungs-, Feuerungs- und Waschmittel. Der Konsumverein handelte nach kaufmännischen Grundsätzen, verkaufte Kolonialwaren wie Gewürze, Reis, Korinthen, Rosinen, Kaffee, Tee, Zucker und mecklenburgischen Landeswaren: Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Butter, Mehl usw. Ins Angebot kamen Waren mit längerer Haltbarkeit und solche die gut in einem Ladengeschäft verkauft werden konnten. Im Jahr 1867 wurden Produkte im Geldwert von 7054 Talern verkauft. Mit seinen günstigen Einkaufspreisen vermochte es der Konsum bald billiger zu liefern, als die Krämer und Kleinhändler der Stadt es konnten. Feuerungsmittel wurden direkt ans Haus geliefert.
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Die Bürgerschaft Rostocks war nach 11 sogenannten Fahnen ab Ende des 18. Jahrhunderts eingeteilt, modern gesprochen waren es 11 Stadtteile mit eigener militärischer und ziviler Verwaltung und Stadtkasse. Jeder Stadtteil wurde von einem Kapitän geleitet, an dessen Seite stellvertretend der Korporal und ausführende Fähnriche standen. Über die 11 Fahnen wachten als „Oberstab“ die sechs jüngsten Ratsherren, die zugleich Fahnenherren waren. Die erste Fahne teilte sich in 4 „Korporalschaften“; wobei die erste Korporalschaft einen Teil des Neuen Markts, Steinstraße, Am Kuhberg, Am Steintor, Beginenberg und die Steintor-Vorstadt erfasste. Die elfte Fahne umfasste 3 „Korporalschaften“ und bezog sich auf Fischerbruch, Küterbruch und Mühlendamm.
Die Rostocker Stadteinteilung in Fahnen beruhte auf alter militärischer Tradition und sollte früher hauptsächlich die Stadtverteidigung sichern. Um 1629 existierten 18 Fahnen. Von den 18 Kapitänsstellen waren 12 durch Brauherren besetzt und auch von den 72 Korporalen zeichneten sich 20 als Brauherren aus, was zugleich die gesellschaftliche Stellung dieses Berufsstandes repräsentierte. Im 18. Jahrhundert ordnete der Rat die Stadtverteidigung neu und die Zahl der Fahnen wurde zunächst auf 13 (um 1730) und danach auf 11 reduziert.
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Zwölf Mühlen arbeiteten zu Mitte des 19. Jahrhunderts am Rostocker Mühlendamm. Seit der Stadtgründung standen hier regelmäßig Wassermühlen, die zum Mahlgang die Wasserkraft der Warnow nutzten. Die Müller vom Mühlendamm bildeten ein eigenes Amt, wodurch sie ihre Geschäftsbedingungen miteinander abstimmten und ihr Handwerk vor unliebsamen Konkurrenten sicherten. Hauptsächlich verarbeiteten sie Getreide zu Mehl, eine Ausnahme bildete die anliegende städtische Walkmühle für die Wollenweber und Gerber. 1372 wurde eine solche Walkmühle als die 10. Mühle auf dem Mühlendamm benannt.
Die Wassermühlen leisteten übers Jahr hinweg und damit unabhängig vom Wind regelmäßig und nach Bedarf ihre Arbeit, die Winterzeit setzte ihnen tüchtig zu, da das Wasser zu Eis gefror und die mächtigen Wasserräder zum Stillstand zwang. Doch die Hauptarbeitszeit lag im Herbst nach der eingebrachten Ernte.
1857 wurde die „Neue Dammmühle“ gebaut. Zwei eiserne Poncelet-Räder trieben bis zu 8 Mahlgänge an und bei Bedarf konnte eine Dampfmaschine zugeschaltet werden. Die mit Dampf angetriebene Maschine wurde nach einigen Jahren durch einen elektrischen Motor ersetzt. 1933 erfolgte die vollständige Umstellung auf Motorantrieb. Die Mühle arbeitete in den DDR-Zeiten noch erfolgreich und gehörte zu den Mühlenwerken Bad Kleinen. Die „Alte Dammmühle“ hat heute ausgedient und das Gebäude ist zu einer attraktiven Wohnanlage auf vier Etagen mit 17 hochwertigen Wohnungen ausgebaut worden.
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Dreizehn Jakobi-Kirchenhäuser standen südlich der Langen Straße bis zur Bombardierung 1942. Diese Gebäude gehörten der Jakobi-Kirchgemeinde und dienten als Mietwohnungen für die Kirchendiener. Die Häuser waren mit Backsteinziegeln gebaut und beide Endgiebel in gotischer Tradition als Stufengiebel gestaltet. Auf zwei Ankern im Giebel waren noch 1914 die Inschriften „ST. JACOP, 1623 und R. K.“ zu lesen. Jede Pfarrkirche Rostocks besaß ihre eigenen Kirchenhäuser wie hier St. Jakobi so auch St. Marien und St. Nikolai. Neben der Vermietung wurden den Dienern auch Häuser auf Lebenszeit überlassen. Die Gebäude wurden als Reihenbau errichtet und weisen zugleich darauf hin, dass der Reihenhausanbau eine lange Tradition besitzt.
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Vierzehn Figuren zieren den Fries im dritten Obergeschoss an der Westseite des Turms der St. Marienkirche. Der eingefügte Fries besteht aus glasierten Dreipassarkaden auf Säulchen, mit vierzehn Tonfiguren von Christus und den Aposteln sowie den Halbfiguren der Propheten in den Arkadenzwickeln. In den Figuren ist Petrus deutlich durch einen mit sich führenden Schlüssel charakterisiert. Zur Darstellung der Figuren gibt es ebenfalls eine Sage, die aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts (von H. Chintz) stammt, wonach diese 14 Figuren die Erbauer der Marienkirche darstellen sollen. 14 wohlhabende, adlige mecklenburgische Brüder sollen danach im 13. Jahrhundert den Entschluss gefasst haben, gemeinsam in Rostock eine prächtige Kirche zu errichten. Sieben von ihnen sammelten im Land das Geld und beschafften die notwendigen Baumaterialien für das Vorhaben. Die verbliebenen Sieben leiteten den gewaltigen Kirchenbau vor Ort. Von diesen sieben Bauherren in Rostock wiederum führte einer die Baukasse und dieser ließ sich wohl aus Habgier zum Betrug verleiten. Als die Mitstreiter den bösen Betrug und schmachvollen Verrat an ihrem Vorhaben gewärtig wurden, töteten sie ihn.
Nach Pintz hing im Innenraum der Kirche ein Bild, das gleichfalls von dieser Sage erzählte: Darauf waren sieben männliche Figuren zusehen, von denen einer mit einem Beutel in der Hand und mit leblosem, blassem Gesicht gekennzeichnet war. Das Tableau war bereits um 1858 entfernt worden.
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Fünfzehn Lehrer einschließlich mit dem Direktor unterrichteten an der Großen Stadtschule 1842 zu Rostock. Die Schuleinrichtung bestand seinerzeit aus dem Gymnasium und der Höheren Bürgerschule bzw. Realschule. Der Rostocker Rat hatte mithilfe des Syndikus der Universität Rostock, Herrn Dr. Johann Oldendorp, diese humanistische Bildungseinrichtung im Jahr 1534 erstmals ins Leben gerufen. Jedoch nach Oldendorps Weggang aus Rostock verfiel sie zunehmend und 1578 kam es zu einer Neugründung mit Nathan Chyträus. Die Große Stadtschule stand seit ihrer Gründung unter dem Patronat des Rats und zählte zu den fünf anerkannten „Gelehrten Schulen“ im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin. 1828 gab der Rat eine neue Schulordnung heraus, die 1844 vom Rat revidiert wurde. Um diese Zeit bestand ebenfalls die Friedrich-Franz-Schule (gegründet und gestiftet am 24. April 1835), die als Volksschule gegründet worden war und die zugleich als städtisches Seminar zur Ausbildung von Volksschullehrern diente. Dazu bestanden drei Freischulen an St. Jakobi, St. Marien und St. Nikolai, weiterhin 1 Armenschule, 1 Industrieschule, 3 Kleinkinder-Warteschulen unter Führung des Frauenvereins, 1 Sonntagsschule für Handwerkslehrlinge, 1 Handlungsinstitut für Kaufmannssöhne und mehrere Privatinstitute, auch bekannt als sogenannte Winkelschulen.
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In der Augustenstraße Nr. 16 wurde am 1. Oktober 1883 der Arzt Paul Friedrich Scheel geboren. Er entstammte einer bekannten Arztfamilie und trat nach der gymnasialen Schulbildung in die Fußstapfen des Vaters. Er studierte Medizin und absolvierte noch vor dem 1. Weltkrieg eine chirurgische Ausbildung in Rostock, wo er insbesondere umfassende orthopädische Kenntnisse erwarb. 1917 bekam Scheel von der mecklenburgischen Landeskrüppelanstalt die Leitung des Elisabeth-Heimes in der Rostocker Ulmenstraße übertragen. Auf dem Fachgebiet der Orthopädie, speziell in der Krüppelfürsorge, erwarb er sich große Anerkennung. Der Erste Weltkrieg hatte bei den Soldaten enorme Körperschäden verursacht. Scheel führte in der ärztlichen Praxis neue Behandlungsmethoden ein und ging neue Wege bei der Rehabilitation der Behinderten. Paul Friedrich Scheel verstarb am 9. Januar 1959 und ist in Rostock beerdigt.
Das Geburts- und Wohnhaus in der Augustenstraße 16 ist von der Rostocker Künstlerin Margarete Scheel (gest. 1969), der Schwester von Paul Friedrich Scheel, künstlerisch gestaltet worden. Der Name Paul-Friedrich-Scheel steht heute nicht nur für das denkmalgeschützte Wohn- und Geschäftshaus, eine Behindertenschule in der Südstadt trägt ebenso seinen Namen.
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In der Lagerstraße 17 steht das ehemalige Sankt Georgs-Hospital, ein stattlicher zweigeschossiger Putzbau über sieben Achsen, es ist ein Baudenkmal der Hansestadt. Ursprünglich gehörte die Einrichtung der Stiftung Sankt Georg an, die selbst eine lange Geschichte aufweist. Auch andere bedeutende Stiftungen der Stadt, wie Heiligen Geist und Sankt Jürgen, unterhielten ehemals
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2012
ISBN: 978-3-95500-405-7
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