»Meine Mutter bringt uns neue Badvorleger mit. Ich habe ihr gesagt, dass wir vier Stück haben wollen. Einen vor´s Klo, einen vor die Dusche, noch einen vor die Badewanne und den Vierten am Waschbecken, so dass man morgens nich auf den kalten Fliesen stehen muss. Und ich hab gesagt, sie soll Schöne mitbringen.«
Wir besaßen bereits Badvorleger. Einer lag vor´m Klo und der Andere immer da, wo man ihn gerade brauchte. Allerdings waren die aus meiner alten Wohnung – gekauft hatte ich sie für drei Euro neunundneunzig im Schlecker – und schön waren die in ihren Augen bestimmt nicht.
»Sie wollte uns unbedingt etwas zum Einzug schenken, und da sie gefragt hat, was wir brauchen, habe ich gesagt, Badvorleger wären nich schlecht.«
»Klar, Badvorleger kann man immer brauchen«, sagte ich stichelnd. »Und was machen wir mit den anderen zwei?«
»Die kommen ins Gästeklo. Da passense gut hin. Außerdem geht da sowieso kaum einer rein.«
Sie mochte, wie es schien, meine Badvorleger nicht.
»Hast du was gegen meine Badvorleger?«
»Nee, hab ich doch gar nicht gesagt.«
»Du hast gesagt, dass die gut ins Gästeklo passen, weil da eh kaum jemand rein geht.«
»Ich meine doch nur, dass die da genau reinpassen. Es sind zwei Badvorleger und im Gästeklo ist nur´n Klo und´n Waschbecken, genau richtig.«
»Du willst nur nicht, dass andere Leute denken, dass du die Badvorleger ausgesucht hast, weil du sie hässlich findest.«
»Das stimmt nicht. Ich finde nur, dass sie nicht unbedingt gut in unser Badezimmer passen.«
»Wieso? Sie sind blau. Blau passt sehr gut zu den weißen Fliesen.«
»Aber es sind nur zwei. Die zwei passen doch gut ins Gästeklo«, sagte sie.
»Wir können doch noch zwei dazu kaufen, dann haben wir auch vier. Und deine Mutter müsste nicht soviel Geld ausgeben.«
»Sie bezahlt nur die Hälfte. Sie teilt´s sich mit meiner Oma. Und so teuer sind Badvorleger auch nicht. Außerdem hat sie mich gefragt. Also hab ich´s ihr gesagt.«
»Was hast du ihr gesagt? Das meine Badvorleger hässlich sind und du gern Neue hättest?«
»Ich habe nie gesagt, dass deine Badvorleger hässlich sind. Wir schmeißen sie ja auch nicht weg, sondern legen sie ins Gästeklo. Das sieht sicher gut aus und passt auch schön.«
»Dann können wir sie ja im großen Bad liegen lassen, wenn sie schön aussehen.«
»Ich hätte im Badezimmer aber gerne etwas hellere Farben, deine Badvorleger sehen nur im Gästeklo gut aus.«
»Warum tun wir sie denn dann ins Gästeklo? Da geht doch eh kaum jemand rein? Hast du selbst gesagt. Warum willst du etwas, was du schön findest, in einem Raum liegen haben, den kaum ein Mensch betritt? Dann kannst du deine Lieblingsbilder ja in die Abstellkammer räumen. Da sehen sie gut aus und kaum jemand kann sie sehen, genau wie meine Badvorleger.«
Sie sah mich schweigend an; wahrscheinlich hatte sie keine Lust, diese Unterhaltung fortzuführen.
»Weißt du was? In Zukunft scheiß ich nur noch auf dem Gästeklo«, sagte ich, »ich finde meine Badvorleger nämlich schön und möchte sie sehen. Und wenn du die Wahrheit gesagt hast, und sie wirklich auch schön findest…«, und jetzt kams: »…und wenn du mich wirklich liebst, dann wirst du das auch tun, und unser Badezimmerklo nur noch zum pissen benutzen.«
Ich schaute sie mit einem erwartungsvollen Blick an und wartete ihre Reaktion ab.
»Nagut. Ich mach dir´n Vorschlag. Bis meine Mutter und Oma kommen, lassen wir deine Badvorleger im großen Badezimmer. Da können wir kacken und pissen so viel wir wollen. Wir nutzen diese Atmosphäre und den Flair, welcher durch deine Badvorleger entsteht, noch einmal so richtig aus. Du kannst sie sogar abends auch noch als Bettvorleger benutzen. Aber sobald wir die neuen Badvorleger bekommen, wandern diese alten, gammeligen, hässlichen blauen Scheißdinger auf´s Gästeklo. Und solltest du sie jemals wieder ins Badezimmer legen, scheiß ich drauf und spül´se im Klo runter, alles klar? Und jetz komm her und gib mir´n Kuss, du Arsch. Mann, mann, mann, is ja nicht zum aushalten mit dir.«
Sie grinste, rückte näher und gab mir einen Kuss.
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Tag der Veröffentlichung: 26.05.2009
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