Weil Menschen für Menschen sterben müssen
1
Wer ich bin?
Ich bin eines der wenigen Kinder, die es noch gibt. Wie das Geschehen konnte? Vor einigen Hundertjahren hat die Medizin starke Fortschritte gemacht. Krebs war kein Thema mehr. Meist nur eine kleine Tablette. Unheilbare Krankheiten? Gibt es kaum noch. Altsheimer? Behandelbar.
Die Menschen wurden älter, immer älter. Die Bevölkerung wuchs rapide. Immer mehr Menschen. Es gab kaum noch Platz. Zu fünft in einer 3 ½ Zimmer Wohnung, war purer Luxus. Man lebte auf engstem Raum.
Vor 300 Jahren kam dann das Gesetz, dass jede Familie nur ein Kind haben darf. Doch es half nicht. Die Bevölkerungszahl wurde immer grösser. 50 Jahre nach diesem ersten Gesetz, galt ab da auf der ganzen Welt ein Gesetz. Es war nicht mehr erlaubt Kinder zu zeugen, ausser man hatte vom Staat eine Sondererlaubnis.
Meine Eltern haben eine.
Ich wuchs bei meinen Eltern auf einem grossen Anwesen auf. Sie sind noch recht jung. Jünger als die meisten Menschen, die ich kenne. Mein Vater ist 62 und meine Mutter 59. Meine Eltern sind nette Menschen, wenn sie da sind. Ich hatte ein Kindermädchen bis ich 16. Wurde. Ab da war ich selbstständig genug, ohne sie zurecht zu kommen. Ich konnte meine Freie Zeit selbst gestalten. Ausserdem war ja immer noch das ganze Küchen und Putzpersonal da. Und natürlich meine diversen Hauslehrer, welche mich täglich besuchen.
Morgens Unterrichtet sie mich in allen möglichen Fächern. Von Mathe über Sprachen bis zu Psychologie. Mein Lieblingsfach jedoch ist Geschichte. Die Lebensweise von früher war so anders, was ich bestaune. Manche Menschen glaubten an einen Gott. Sie beteten diesen an. Er gab ihnen Hoffnung auch wenn sie nicht mal wussten, ob er wirklich existierte. Heute gibt es keinen Gott, nicht in unserer Gesellschaft. Man glaubt an sich selbst, wenn man etwas erreichen will.
Ich mag auch meine Geschichtslehrerin am liebsten, was wahrscheinlich an ihrem alter liegt und an dem Fach, welches sie unterrichtet. Sie ist erst 40 und doch so ehrfahren. Sie kennt sich mit Geschichte aus wie niemand anders. Deswegen wurde sie auch vor zwei Jahren meine Geschichtslehrerin, als es Zeit wurde, dass ich in diesem Fach unterrichtet werde. Sie lehrt mich grossartige Dinge. Zum Beispiel, dass Früher die Lehrer nicht zu den Kindern kamen. Die Kinder gingen in eine Schule. Dort wurden sie zusammen in einer Gruppe unterrichtet. Was für eine Vorstellung. Wie es wohl wäre über die politischen Spannungen von Nordkorea und Südkorea im 21. Jahrhundert zu diskutieren?
Heute ist dies nicht mehr möglich. Ich selbst kenne einen Jungen und ein Mädchen, welche in meinem alter sind. Wir wohnen nicht in derselben Stadt. Es wäre also kaum möglich, dass wir eine Schule bildeten oder geschweige denn und sprechen könnten, nur für eine geschichtliche Diskussion. Ich finde es, aber eine schöne Vorstellung nicht den ganzen morgen alleine mit einem Lehrer zu verbringen. Zusammen mit Freunden die Pausen verbringen und nicht mit der Nase in einem Buch. Wie es wohl wäre gemeinsam über einen Lehrer Lachen zu können? Das Mädchen und den Jungen treffe ich meist ein bis zweimal im Jahr.
Das Mädchen ist die Tochter eines Politikers. Der Junge kommt aus einer ähnlich angesehenen Familie, wie ich. Das ist einer der Gründe, weswegen wir für einander bestimmt wurden. Wenn wir 20. sind gelten wir als Erwachsen und ab da schickt es sich einen Partner zu haben. Da es immer noch einen Platzmangel für die Bewohner der Erde gibt, ist es als unsittlich alleine in einem Haus zu wohnen, weil genug Platz für zwei wäre. Ich weiss, dass ganze klingt etwas ironisch, da ich auf einem riesigen Anwesen lebe und die meiste Zeit alleine hier verbringe und meine Familie noch duzend weitere Häuser haben.
Hier geht es aber darum, was auf dem Papier steht und weil es zur Kultur gehört. Wenn man so ein Anwesen kaufen will, müssen immer zwei Leute unterschreiben. Natürlich wirkt das Image auch besser lebt man nicht Alleine. Sonst wird man in der Presse, als egoistisch und undankbar verrissen. Mit Tyler mein Leben zu verbringe finde ich eine angenehme Vorstellung. Ich mag ihn wir lachen oft zusammen. Er ist mein bester Freund.
2
Ich langweile mich, ich möchte ins Fernsehzimmer gehen und mir einen Film anschauen. Ich spiel da dieses Spiel, wenn ich den Raum wechsle. Mein Ziel ist es, den schnellsten weg zum Zimmer zu finden ohne das mich jemand entdeckt. Mein Rekord vom Schlafgemach zu dem Fernseher beträgt 3 Minuten 30 Sekunden ohne erwischt worden zu sein. Die Hausmädchen sind zurzeit in der Waschküche, dass heisst der schnellste Weg fällt weg. Ich kann also nicht über die Angestellten Treppe, da eine grosse Wahrscheindlichkeit besteht, dass sie hoch kommen, wenn sie etwas aus den Zimmern holen müsse. Der Weg übers Wohnzimmer sollte frei sein. Ich gehe zuerst auf den Gang die Nordtreppe hinunter, dann durch die Eingangshalle ins Wohnzimmer und dort die Treppe zum Ostflügel hoch.
Da bleibe ich stehen. Auf der Treppe. An der Wand häng ein Bild.
Es zeigte eine Familie eingerahmt in einen dieser wunderschönen, edlen, silbernen Rahmen. Die Eltern sassen mit ihrer Tochter auf einem weissen Sofa. Sie trug ein schwarzes Kleid und strahlte in die Kamera. Es war ein schönes Bild die Familie sah glücklich aus. Ich konnte das Lachen fast hören. Ich sah im Augenwinkel die schmunzelnden Blicke die das Mädchen mit der Mutter während dem fotografieren austauschte. Ich dachte an den Geruch nach frischen Blumen, der durch das Haus strömte.
Ich höre nur meinen stockenden Atem und in dem Spiegel an der Decke der Treppe seh ich keine Familie, die vor dem Bild stand und lächelte. Ich sah ein Mädchen. Über deren linken Wange eine einsame Träne kullerte. Wo waren die Eltern auf dem Bild? Wieso waren sie nicht da um das Mädchen auf der Treppe zu trösten? Ich weiss es nicht.
An Tagen wie diesen, erinnern mich nur noch, diese unzähligen Bilder an den Wänden, daran eine Familie zu haben.
Ich schaue in den Spiegel. Wische mir die Träne ab. Setzte ein Lächeln auf und setzte meinen Weg ins Fernsehzimmer fort. Heute wird ich wohl keinen neuen Rekord erreichen. Wenigstens wurde ich nicht entdeckt.
Ich sah mir einen Liebesfilm an. Er spielte im 21. Jahrhundert. Es geht um ein Mädchen, dass sich in einen Jungen verliebt. Doch das Leben spielt gegen sie. Das Mädchen bekommt ein Kind eines andere und heiratet. Als diese Beziehung in die Brüche geht, verlobt sich jedoch der Junge und zum Schluss als sie sich endlich fanden starb das Mädchen. Wie das Leben spielen kann.
3.
In zwei Tagen findet bei uns zuhause diese Party statt. Nur die Angesehensten der Elite sind eingeladen. Es soll das Highlight des Jahres werden. Natürlich werden alle kommen, die Eingeladen wurden.
Sie werden erscheinen mit ihren teuren Autos die es noch so selten gibt, sie werden die schönsten Roben tragen die sie finden konnten. Sie werden ihn allen Farben leuchten und glitzern. Dazu werden sie ein lächeln tragen, dass um die Wette mit der Sonne strahlt. Ihre Zähne werden weisser sein, wie der Schnee. Ja, sie werden aussehen wie die schönsten Menschen die jemals auf der Erde geweilt haben.
Und dann wenn sie spät in der Nacht Daheim angekommen sind. Werden sie sich die Schminke vom Gesicht waschen. Sie werden sich die Falschen Zähne aus dem Mund nehmen. Sie werden in ihr versteinertes, falten freies Gesicht starren. Nach letzten Gefühlen werden sie in ihren alten Augen suchen. Nichts Natürliches wird ihnen im Spiegel entgegenblicken. Sie werden einen Körper sehen, der bis zu den Knochen abgemagert ist, ausgenommen natürlich der künstlich gepolsterten stellen. Sie werden aussehen wie das hässlichste Wesen das unseren Planeten je erblickt hat.
Ich hasse diese Partys.
Wie ich mich freue…
Bald ist es soweit…
Wo ist die verdammte Guillotine????
4.
Schon wieder Klingelt es. Warum geht der verdammte Butler nicht an die Sprechanlage. Es ist acht Uhr. Ich sollte noch nicht wach sein. An Samstagen brauche ich meinen Schönheitsschlaf, mindestens bis 11. Sonst bin ich unerträglich. Dass sollten alle langsam wissen. Vielleicht ist es auch einfach Zeit für einen neuen Butler. Ich werde Mittags gleich die zuständige Dienststelle über den Wechsel informieren.
Boah das nervt. Kann der nicht aufhören zu klingeln? Wird wohl wichtig sein. Ich strample die Bettdecke von meinen Beinen. Wieso ist es auch so kalt hier drin, wahrscheinlich habe ich wohl gestern schonwieder vergessen das Fenster zu schliessen. Passiert mir neuerdings ständig. Die Haare verforme ich zu einem schnellen Pferdeschwanz. Wer so früh auftaucht, darf mich auch nicht in Topform erwarten. Den Morgenmantel zieh ich kurz über, als ich aus der Tür stürme. Wer es sein mag? Gefühlte stunden später bin ich da. Ich frage in die Gegensprechanlage, wem ich es verdanken darf geweckt zu werden. Keine Antwort.
Aber es klingelt weiter. Gut dann schau ich halt wer auf der Kamera zu sehen ist. Doch da ist niemand im Bild. Da ist nur ein Stock zusehen der die Klingel drückt. Wahrscheinlich sollte ich jetzt den Sicherheitsdienst rufen. Doch ich bin zu neugierig. Und die Person muss ja durch das Haupttor gekommen sein, ergo kann es kein Reporter oder sonst ein Streuner sein. Ich lege meine Hand an die kalte Klinke. Eine frische brise windet herein, als ich die Türe öffne. Ich merke schon wie mein Haargummi nur noch die letzten Strähnen zusammen halten kann.
Jason steht vor mir.
Jason steht vor mir!
Wieso steht Jason vor mir?
Ich zieh ihn rein.
„Was machst du hier?“ Frag ich zischend.
„Ich muss mit dir reden.“
„Du solltest nicht hier sein. Wie bist du überhaupt hereingekommen?“
„Carls euer Sicherheitssystem ist scheisse, jeder mit ein bisschen Ahnung kommt hier rein.“
„Ich komm nicht mal raus!“
„Du hast ja auch keinen Schimmer wie.“
„Man Jason dafür haben wir keine Zeit. Du kannst jeder Zeit erwischt werden“
„ Ist schon gut. Hier die Mappe. Eric hat nen wenig rumgestöbert. Ich glaube er hat gefunden was du gesucht hast. Bring das Geld am siechten mit. Beim Brunnenhafen wird jemand warten. Hey Carls, immer wieder schön dich zu sehen. Bist hell geblieben“
Schon ist Jason weg. Ich steh immer noch im Tür Ramen. Kann es nicht glauben. Jason taucht auf. Stellt meine Welt auf den Kopf und geht.
Wie ich ihn hasse.
Tag der Veröffentlichung: 18.01.2018
Alle Rechte vorbehalten