Ein kühler Wind weht über Martins Bett. Schlagartig wird er wach. Doch dann merkt er, dass es gar nicht sein Bett ist. Er ist nur auf dem Klo eingeschlafen.
Schnell steht er auf und läuft in sein Zimmer. Er legt sich in sein Bett und deckt sich zu. Er denkt nach. War er wirklich so müde oder schlafwandelt er? Er kann sich nicht dran erinnern, dass er aufgestanden ist.
Beim Nachdenken fällt ihm ein, dass er heute zu seiner Tante fahren muss. Dort ist auch ein Bauernhof. Martin mag Tiere, doch wenn er an den ganzen Schmutz denkt, dann ist das nichts für ein Stadtkind wie ihn. Allein beim Gedanken daran, dass es dort nur Pumpsklos gibt, wünscht er sich zu Hause zu bleiben.
Es wird erzählt, dass auf diesem Bauernhof Geister sein sollen. Gerade auf den Klos. Sie sollen Menschen angreifen und Fallen aufbauen. Und genau deshalb hasst Martin diesen Bauernhof schon von vornherein. Er will nicht, dass ihm Klopapier geklaut wird.
Mit dem gruseligem Gedanken im Kopf schläft er ein.
Als der Wecker um 8 Uhr rasselt, hätte Martin ihn fast gegen die Wand gehauen. Er will nicht aufstehen!
Schlecht gelaunt geht er frühstücken. Er will zu Hause bleiben. Denn wirklich niemand will auf einem Grusel-Kackhaus sitzen.
Nachdem er sich angezogen hat, packt er die letzten Sachen in seine Tasche mit dem Gedanken, ob er 1 Woche dort schaffen wird.
Um 9 Uhr ruft ihn seine Mutter nach unten. Martin schleppt seine schwere Tasche nach unten und läuft widerwillig durch die geöffnete Tür. Er packt die Sachen ins Auto, schmeißt sich in den Sitz und wartet, dass das Auto losfährt. Aber bloß nicht zu dem Bauernhof.
Falsch gedacht. Nach einer halben Stunde sind sie beim Bauernhof der Tante. Nach vielen Küsschen und "lange nicht mehr gesehen" geht es in die kleinen Zimmer.
Nachdem alle Sachen ausgepackt sind, würde sich Martin lieber aufs Bett werfen, anstatt jetzt noch zu reden, Aber da muss er durch.
Nach der anstrengenden Gesprächsrunde mit anschließendem Mittagessen ist es 12 Uhr. Und Martin muss dringend auf Klo.
Aber er will nicht gehen. Sehen ihm dann die Geister zu? Wohl oder übel muss er ja gehen. Dieses Grusel-Kackhaus wird ihm ja wohl nix tun. Und falls doch, hat er ein Taschenmesser.
Unruhig läuft er zum Klo, mit dem Gedanken, dass er hier hoffentlich nicht einschläft.
Er öffnet die quietschende Holztür und sieht, was er nicht erwartet hätte. Nein, kein normales Klo: ein Plumpsklo mit vielen Spinnen, Käfern und Moos.
Erschrocken macht er die Tür zu. Und jetzt? Sollte er sich das wirklich antuen? Was machen denn die andern? Sich Käfer in den Hintern krabbeln lassen?
Dass der Versuch weitpinkeln schiefgehen würde, wusste er. Er würde vielleicht treffen, dennoch war die Gefahr groß, erwischt zu werden. Die Tante hat bestimmt Angst, der Teppich würde Folgen dran haben.
Doch trotzdem machte er die Tür auf und zielte vom Flur aus auf das mit Spinnen bedeckte Loch. Er würde niemals in dieses Zimmer gehen, das war ihm klar.
Den Rest des Tages verbrachte er mit lesen, essen, trinken und aufs Klo zielen und hoffen nicht erwischt zu werden.
Doch abends ging das schief. Die Tante fing ihn ab. Er hat sich so erschrocken, dass er wirklich den Teppich getroffen hat.
"Was wird das eigentlich hier?!" schrie ihn die Tante an. "Jaa, setz du dich doch mal auf einen spinnenbesetztes Plumpsklo!" "Ja, na und?" Jetzt fehlten Martin die Worte. In Gedanken was auf ihn zukommen würde: Starfarbeiten, Handy weg...
Das war also sein Lohn.
Ohne Handy bewegt sich Martin nach einer fast schlaflosen Nacht zum Plumpsklo. Seine Tante will ihn nun überprüfen, da sie aber einkaufen ist und seine Eltern noch schlafen, nutzt Martin die Chance aus.
Er läuft etwas nach vorn, um zu sehen, wie viele Spinnen dort sind.
Von weitem hört er seinen Vater durch die Wohnung hüpfen und er bewegt die Beine so doll, dass Martin einen abbekam und ins Grusel-Kackhaus fiel. Von lauter Spinnen bekrabbelt, geht er in sein Zimmer, nimmt die Schlaftabletten, die er sich zur Sicherheit mitgenommen hat, und schluckt sie, in der Hoffnung, er kommt zu Hause wieder an.
Tag der Veröffentlichung: 16.06.2013
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