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Vahide

Der Mond erhellte die Silhouetten der Bäume um sie herum. Während die Fahne zu ihren Füßen einen einzigartigen frischen Geruch verströmten. Sie stand auf einer Lichtung kaum größer als der kleine Marktplatz ihres Dorfes. Langsam ließ sie sich ins Gras nieder. Den Blick immer noch auf den Mond gerichtet. Ob es etwas gab das ähnlich wundervoll aussah? Sie schmunzelte und schüttelte den Kopf »Unwahrscheinlich«. Da streifte sie der Gedanke von dem was sie zu tun gedachte, tun musste, tun wollte. Vahide, die Einzigartige. So hatten ihre Eltern sie genannt. Ob aus Boshaftigkeit oder Liebe wusste sie nicht. Sie hasste ihren Namen. Das würde das erste sein was sie ändern wollte. Ab morgen wäre sie eine andere Frau. Wäre nicht mehr „einzigartig“. Sie faste sich an den Kopf oder vielmehr an etwas was kurz daneben lag. Motorisch begann sie ihre Haarfrisur zu lösen. Bis ihr die langen braunen Wellen bis auf die Mitte ihres Rückens vielen. Langsam aber stetig bewegten sie sich im Wind. Nun lagen ihre Ohren frei und sie konnte die Welt in ihrer ganzen Schönheit und Vielfältigkeit hören. Sie fühlte sich entblößt. »Vahide« murmelte sie und sah Hasserfüllt in die Nacht. Sie war als eine Art Katze geboren. Eine abartige Gestalt. Sie Hasste sich selbst und ihre Mutter dafür das sie sie so geboren hatte. An ihrem Kopf befanden sich 2 Katzen Ohren in der gleichen Farbe wie ihre Haare. Und selbst ein brauner Schwanz setzte sich aus ihrem Steißbein fort. Es hätte noch schlimmer kommen können. Sie hatte von Frauen gehört die dazu noch mit abartigen Haarfarben und Katzenhaften Pupillen gestraft waren. Aber nur weil es noch schlimmer ging war Menschenunwürdig nicht gut. Ihre Katzenohren zuckten nervös von einem Geräusch zum nächsten. Langsam breitete sie auf ihrem Schoß ein seidig blaues Tuch aus in das ein scharfes Messer gewickelt war. Sie hoffe inständig das es scharf genug sein würde. Ihre Hände zitterten als sie das Messer ergriff. Der Mond spiegelte sich in der Klinge, doch wirkte er stumpf auf sie. Doch sie wagt nicht nach oben zu sehen und es zu überprüfen, aus Angst sich in seinem Anblick zu verlieren. Sie legte eine ihrer Hände auf eines der Katzenohren . Es war warm und sie fühlte ihr Blut darin pulsieren als sie das Messer behutsam näher führte. Sie setzte an. Blut rann ihr schon über die Schläfe als der Schmerz einsetzte. Ihre Hand zuckte zurück und riss dabei das Ohr noch ein Stück weiter ab. Ein markerschütternder Schrei entglitt ihrer Kehle, der von den Bäumen zurück geworfen wurde.Sie schmeckte Blut das in ihren Mund gelaufen war. Es kam ihr vor als wäre eine Gabel in ihrem Mund zerschmolzen. Alles klebte. Vor lauter entsetzen riss sie den Kopf hoch und sah den Mond. Sie sah ihn in einer Intensität in der sie es noch nie getahen hatte. Und seine Helligkeit spiegelte sich in ihren Augen wieder. Einige Zeit verging, während sie so voller Hingabe und Sehnsucht in den Himmel blickte. Als etwas kaltes ihren Oberschenkel berührte. Vor lauter Ergriffenheit hatte sie ihren Arm immer weiter sinken lassen. Aber nein ihr Vorhaben würde sie nicht sinken lassen. »Nein« hallte es immer wieder in ihrem Kopf umher. Dieses Nein entwickelte sich zu einem Dominostein der alles andere wieder ins laufen brachte. »Nein«. Sie würde ihre Hoffnungen auf ein normales Leben nicht aufgeben. Ihre Hoffnungen auf ein Leben ohne diese Schande. »Nein« Sie würde nicht aufgeben und weiter Leben ohne jemals richtig gelebt zu haben. »Nein« Sie hob erneut das Messer an. Es musste schnell gehen. Mit einem Gewaltigen Ruck war das Ohr ab. Es machte einen dumpfen Laut als es auf dem Boden aufkam. »Nein« Es folgte ein weiterer Dumpfer Aufprall. Doch Vahide nahm das kaum war. Wenngleich sie nicht mehr Schrie und auch nicht schreien würde.War ihr ganzer Körper vom Schmerz beherrscht. Ihr Blut pulsierte in ihren menschlichen Ohren und lief mit jedem Pulsschlag frisch und klebrig aus ihren Wunden. Nun war die Luft nicht mehr frisch. Sie war geschwängert von dem metallisch stechenden Geruch, wie ihn nur Blut hinterlassen kann. Langsam auf wackeligen und entschlossenen Beinen zugleich erhob sie sich aus dem Gras. Setze an »Nein« und mit einem wütendem stoß hieb sie nach ihrem Schwanz. Doch sie kam nicht ganz durch. Blieb stecken. Verzweifelt hieb sie immer kräftiger, während ihr das Blut und die Schmerzen nur so entgegen quollen. Mit jedem Stoß wurde sie verzweifelter, ängstlicher. »Nein« Blut lief in ihre Augen, verklebte ihre Haare, bildete eine Pfütze zu ihren Füßen. »Nein« Etwas schweres viel zu Boden.
Sie ließ das Messer fallen und wankte, den Blick immerzu auf das Schwarz zwischen den Bäumen geheftet von der Lichtung. Ein nervöses Grinsen zuckte immer wieder in ihren Gesicht auf, während ihre Augen nur starr nach vorne blickten.
»Gwendolyn« würde dem Mond nie wieder einen Blick zu werfen.

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Tag der Veröffentlichung: 18.10.2016

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