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Olligarski Travel

Bei uns erreichen Konjunktur und Reiselust
ihren absoluten Nullpunkt, da tun sich für
reiche Russen ganz neue Urlaubsziele
mit dem besonderen Erlebniskick auf:
„Schiffe versenken“ lautet das Schlagwort.

Ein findiger Kreuzfahrtunternehmer bietet
dieser speziellen Klientel Urlaube mit
wirklich unvergleichlichem Erlebnisgehalt an.
Das von ihm gecharterte Kreuzfahrtschiff,
tuckert ganz langsam durch somalisches Gewässer
und wartet direkt darauf, von Piraten gekapert
zu werden. Zurzeit geschieht das im Monat
durchschnittlich zwanzig Mal in dieser Gegend.
Und das trotz alliierter Präsenz zu Luft und zu Wasser.

Jede Woche berichten Medien rund um den Globus
von gekaperten Schiffsbesatzungen und –ladungen,
die nach horrenden aber dennoch bezahlten
Lösegeldforderungen meist wieder
unbeschadet freigelassen werden.

Deutsche, Franzosen, Amis und andere sind machtlos.
Ganz anders der Russe. Seine Kreuzfahrtpassagiere
sind bestens ausgerüstet. Bevor das Schiff ablegt,
kann sich jeder Teilnehmer anhand einer Waffenliste
so richtig armieren.

So kostet eine Maschinenpistole des Typs AK-46 pro Tag und Person 9 Dollar. 100 Schuss Munition dazu 15 Dollar. Ein Granatwerfer kostet 175 Dollar pro Tag, jede abgefeuerte Granate 70 Dollar.

Wer sich für ein MG entscheidet, berappt dafür jeden
Tag 475 Dollar.

Die Reise führt von Djibouti nach Mombasa und
kostet pro Tag knapp 6000 Dollar. Die Besatzung, die die Wache während der Nacht übernimmt, besteht aus ehemaligen Mitarbeitern russischer Sondereinsatzkommandos und ist speziell für den Nahkampf ausgebildet.

Im Moment ist noch unklar, wie westliche
Reiseunternehmer auf dieses Spezialangebot
touristischer Piratenbekämpfung reagieren werden.



Weitere Texte des Autors unter:
http://www.universalgenie.com/

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Tag der Veröffentlichung: 05.04.2010

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