1. - Die Magie der Musik
Aufreizend rieben sie zum Beat der Musik aneinander. Der Rhythmus, er sprach zu jedem einzelnen von ihnen, lehrte sie sich im Takt zu bewegen, sich treiben zu lassen. Ein einziger tanzender Körper genügte; um die Menge in Bewegung zu bringen und sie nach seinen Vorstellungen zu lenken. Um diesen einen, für die Besucher Unbekannten und dessen lautlosen Anweisungen sie dennoch unmerklich folgten, scharrte sich die Menge. Sechs Frauen tanzten, so behutsam wie sie es vermochten, um ihn herum. Scheuten jedoch nicht davor zurück ihn gelegentlich lasziv zu berühren. Wie ein wogendes Meer, indem er der Herr über die Gezeiten war, umgaben ihn die Tänzer, Frauen wie Männer gleichermaßen.Das Tanzen; für zwei drittel der Anwesenden reines Vergnügen. Für die Wölfe; Freiheit, Leben und Zusammengehörigkeit zu gleich.
Jeder tanzte anders und doch schufen sie ein gemeinsames Sein. Eine Einheit, in der jeder er selbst blieb und doch einer Gruppe zugehörig war. Claw trieb in dieser wogenden Maße, badete gerade zu in den verzückten Blicken der ahnungslosen Menschen und genoss das angenehme Gefühl, welches ihm die Wölfe bereiteten, die sich seinem Tanz unterwürfig anschlossen. Die Atmosphäre prickelte. Die Luft war aufgeheitz. Claw roch das Vergnügen der tanzenden, roch die Anstregung, welche sich mit dem süßen Duft der Freude mischte. Claw gefiehlen diese unterschiedlichen Eindrücke und dennoch erlaubte er niemandem sich dauerhaft in seiner Nähe aufzuhalten. Seine Körpersprache war so deutlich, das selbst die Menschen instinktiv versuchten ihm nicht zu nahe zu kommen.
Einige Frauen schienen darin wohl eine stumme Herausforderung zu sehen, statt einer offensichtlichen Drohung. Die Sechs die zu Anfang zögerlich um ihn herum tanzten, ihn nur gelegentlich, wir durch Zufall, berührten, wurden immer mutiger. Nun rieben sie sich, trunken von den vielen Sinneseindrücken, an Claws. Er ließ sie zunächst gewähren, doch nur solange sie es nach seinen Regeln taten. Durch Körpersprache brachte Claw zum Ausdruck was er fühlte und was er von anderen wollte, das sie taten. Die Frauen gehorchten der unsichtbaren Anweisung, die Claw ihnen zwischenzeitlicht zukommen ließ. Immer tiefer trieb er sie in die Fänge der Begierde. Er bewegte sich immer noch genau im Takt des Rhythmus, was die Frauen wahnsinnig zu machen schein. Sie wollten, dass er sich im Takt zu ihren Körpern bewegte, ihnen gab wonach sie gierten. Doch er war ein Alpha Tier, ein dominanter Bastard, der tat was er wollte und das Verlangen anderer nicht befriedigen wollte. Ihn interessierte nur das er auf seine Kosten kam.
Eine der Frauen, eine platin Blonde, schien zu begreifen was Claw als Gegenleistung für seine Aufmerksamkeit forderte. Flehend, fast schon verzweifelt, glitten ihre Finger über seinen Körper. Neckten ihn und schmeichelten seinem Ego. Claw löste sich aus dem Takt der Musik, er schuf einen neuen und ließ seine Hände über die kurvige Blondine geleiten. Sie keuchte leise auf, als er ihren runden Hintern mit beiden Händen umfasste. Für heute Nacht hatte er gefunden wo nach sein Wolf lechzte. Er wies die Frau mit einem Blick in Richtung des VIP-Bereiches an, ihm zu folgen. Bereitwillig stöckelte sie hinter ihm her. Die Menge teilte sich und gab die beiden Tänzer frei, danach schloss sie sich und das zügellose Treiben ging seinen lauf. Claw erreichte den Eingang zum VIP-Bereich recht schnell. Der Eingang wurde von einem Türsteher bewacht, an dem noch nicht einmal Hulk vorbei kommen würde. Stefan, ein Mann gewaltigen Ausmaßes, hielt dort die Stellung. Er gehörte zu den Feen, auch wenn er eher aussah als wäre er einem Horrorfilm entsprungen. In seinem Gesicht prangten unzählige Erinnerungen an frühere Auseinandersetzungen und sogar die ein oder andere frische Wunde aus der Blut tropfte.
„Hey, Claw.“ Claw nickte ihm bestätigend zu.
„Hast' du dich beim rasieren geschnitten?“, schnaubte Claw spöttisch.
„Ah. Claw, mein Freund, hast du dich etwa gestoßen?“ Verschmitzt blickte Stefan auf die Beule die unter Claws Hose lauerte. Beide Männer lachten über den Witz des anderen.Stefan wurde jedoch schnell wieder ernst. Die Blondine wippte unruhig auf ihren Hacken hin und her. „Iwan sucht dich. Ich habe versucht ihn abzuwimmeln... aber du weißt ja wie dein Vater ist... Er sitzt hinten im Vip-Bereich.“Claw war genervt. Sein Vater konnte es einfach nicht lassen, ständig verdarb er ihm den Spaß.Er drehte sich zu der Frau um und gab ihr zu verstehen das sie sich vom Acker machen sollte. Sie blickte ihn erbost an, er blickte um einiges Boshafter zurück und die Frau suchte das Weite. „Wo sitzt der alte Kerl?“ Stefan deutete auf die lange Schwarze Couch, die sich am Ende des Vip-Bereiches entlang der gesamten Wand erstreckte. Von dort aus, das wusste Claw, konnte man den gesamten VIP-Bereich überblicken. Claw verdrehte die Augen. Das war so typisch für den russischen Alpha. Immer musste er die Kontrolle über alles haben. Gemächlich ging er dem schwarzen Leder Ungetüm entgegen.
Iwan saß in einer machohaften Pose , den linken Fuß auf dem rechten Bein die Arme auf der lehne und mehr liegend als sitzend, auf der Leder Couch. Mit der linken Hand brachte er die rote Flüssigkeit im Glas zum schwingen, welche er ausgiebig betrachtet. Eine Geste die auf andere wirkte, als langweile sich ihr Gegenüber, doch Claw wusste, Iwan schenkte seiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit, als er vermuten ließ. Iwan trank fast ausschließlich Wein, er war ein echter Genießer und für einen guten Wein würde er wahrscheinlich Camil, seinen jüngsten, verkaufen. Die Couch gab unter dem Gewicht Claws leicht nach und er sank ein Stück in das bequeme Leder.Argwöhnisch beäugte er seinen Vater, der immer noch mit seinem Glas beschäftigt schien. „So so... Du weigerst dich also immer noch... mein Amt anzutreten?“ Claw fluchte innerlich über seine Naivität. Natürlich war sein Vater deswegen hier. Was sollte der Russe denn auch anderes in den USA wollen. Claw musterte den Alpha. Er hatte sich kaum verändert. Alles an Iwan wirkte jungenhaft, ungewollt und schuf bei den meisten Betrachtern das Bild eines jungen Mannes mitte zwanzig, der blindlings durchs Leben lief. Ja, Iwan wusste die breite Masse zu täuschen. Nur die Wölfe, sie wussten gnz genau das mit dem Russen nicht zu Spaßen war. „Was willst du? Mich herausfordern und verlieren, damit ich gezwungen bin der russische Alpha zu werden? Ist es das was du planst? Und was ist mit Julian? Du weißt das er älter als ich ist und somit der nächste in der Rangfolge....“
Sein Vater stellte das Glas auf den Tisch vor ihm ab und blickte Claw an. Über das Gesicht des Alphas legte sich eine ausdruckslose Maske, die Iwan's Gesichtszüge hart wirken ließ. Nicht einmal Claw, der Körpersprache und Emotionen deuten konnte wie kein anderer, wusste was in ihm vorging. „Julian... Julian ist nicht fähig so ein Amt zu übernehmen. Er giert nach Macht und Anerkennung. Zwei denkbar schlechte Voraussetzungen, um ein Rudel zu führen. Die russischen Wölfe sind im egal. Claw, er wird Tot und Leid über unser Volk bringen. Du bist zwar ein Bastard, aber das hat mir ja bekanntlich auch nicht geschadet.“ Er lachte und blickte sich verstohlen um. Ja, dachte Claw, sein Vater war ein Bastard. Und trotzdem hatte er sein Rudel erfolgreich gegen feindliche verteidigt, das Rudelvermögen gemehrt und sich einen Ruf unter den Gestaltenwandlern gemacht. Nie hatte jemand unter seiner Führung leiden müssen.
Claw besaß nicht die Raffinesse seines Vaters, nicht den Sinn für Gerechtigkeit und auch nicht die Anerkennung die man Iwan entgegen brachte. Den gewaltigen Fußstapfen seines Vater konnte er nicht gerecht werden. Er war verstoßen worden, nicht aus seiner Familie aber aus dem Rudel und selbst sein Vater hatte nichts dagegen unternehmen können. Claw war mit dem Mal des Teufel auf die Welt gekommen. Ein Zeichen, das einen frühen Tod und misstrauische Blicke garantierte. Die Wölfe waren abergläubisch gewesen, wie alle Leute im 1700 Jahrhundert, und so war er gegangen bevor das Rudel ihn hatte töten können. Der blonde Mann mit dem eisblauen Augen, welcher Claws innere Aufruhe zu spüren schien, setzte dazu an ihn zu umarmen. Claw wies seine Vater mit einer abwertenden Geste zurück;Er zeigte ihm den Mittelfinger.
„Ich bin zu alt für so einen Mist, alter Mann“ „Wohl eher zu verbittert, was?“ Sein Vater griff nach dem Weinglas und schaute in das rote Gesöff, als wüsste es seine väterliche Geste zu schätzen .„Claw, ohne dich hat das Rudel keine Zukunft. Du weißt das ich viele Feinde habe. Es wird Zeit das ich abdanke, bevor das Rudel schaden nimmt. Ich weiß das du Russland genauso hasst wie das Rudel, aber wenn du ihnen eine Chance gibst...“ Claw erhob sich und wollte gerade gehen, als ihn die Worte seines Vater aufhorchen ließen.
„...Claw. Dunja ist auch hier. Sie ist immer noch sehr interessiert an dir und wenn du der neue Alpha werden würdest, wäre sie bereit deine Alphawölfin zu werden....“ Iwan ließ den Satz unvollendet. Claw wusste jedoch nur zu gut was sein Vater andeuten wollte .„Nein. Ich ficke nichts was bereits überall rumgelegen hat und ich nehme so etwas auch nicht zu meiner Gefährtin.“ Mit diesen Worten verließ er den Club und kehrte dem Rudel und dessen Alpha endgültig den Rücken zu.
Zwei, - Auftragskillerin
Vier mal hatte Shia sich das Bild ihres nächsten Opfers nun schon angeschaut. Er sah gut aus, das musste man ihm lassen. Fraglich war allerdings nur ob er das heute auch noch tat, denn das Bild stammte aus einer Zeit in der an Farbfotos noch nicht einmal zu denken gewesen war. Der große, muskulöse Mann lächelte ihr entgegen als könnte kein Wässerchen dieser Welt ihn trüben. Das dunkle Haar kurz geschnitten, die Pose aggressiv so blickte er sie aus dem Foto an. Selbst auf diesem vergilbten Foto besaß er eine gewaltige Präsenz und Shia freute sich schon darauf dem echten Danilo zu begegnen, ihm den Kopf zu verdrehen und dabei zu zusehen wie er elendig zu Grunde ging.
„Also was sagen Sie? Kriegen Sie das hin?“
Ihr Auftraggeber thronte lässig auf einem alten Steinernen Stuhl. Er musste ganz schön nerven besitzen sie, die berüchtigte Seelendiebin, hier bei sich zu empfangen. Alle vorigen Auftraggeber hatten sie stets an einem abgeschiedenen Ort treffen wollen. Wenigsten war er so schlau sein Gesicht zu verdecken.
„Wenn Sie nicht überzeugt davon wären das ich das hin kriege, wäre ich jetzt nicht hier.“
Das verrückte Lachen des Mannes hallte durch den Imposanten Raum, dessen Decke Shia noch nicht einmal sehen konnte.
„Ja, genau deswegen habe ich Sie ausgesucht. Sie sind schlau und besitzen....“ er hielt kurz inne und sein hungriger Blick, den sie unter dem Umhang vermutete, glitt über ihren Körper.
„die nötigen Voraussetzungen für diesen kleinen Job.“
Ein Mann der zur linken des Thrones stand, trat vor Shia und überreichte ihr ein Paket.
„Hier ist alles drinnen was sie über ihn wissen müssen.“
sagte der unbekannte Auftraggeber.
„Auch das Geld?“ fragte sie Misstrauisch.
„Haha.. ja Sie gefallen mir wirklich. Sergej, hat alles was Sie brauchen werden zusätzlich zu ihrer Bezahlung hinein gepackt. Falls Sie mehr benötigen sollten, scheuen sie nicht mich zu kontaktieren.“
Damit wurde sie zurück geschickt, von dem Zauber der sie auch her gebracht hatte. Sie verglomm um dann im nächsten Moment wieder in ihrem Schlafzimmer zu stehen.
Es beunruhigt sie das jemand ihren Schutzzauber durchbrochen und sie einfach weg gezaubert hatte, doch darum musste sie sich später kümmern. Zuerst musste sie sich etwas anziehen. Shia hatte ja nicht ahnen können das jemand sie aus ihrem Bett zu sich rief. Zum Glück hatte ihr Beruf sie abgehärtet. Wie oft hatten Sihas Opfer ihren nackten Körper gesehen, doch hatte sie dieses Geheimnis stets mit ins Grab genommen. Beim nächsten Treffen würde sie einiges klar stellen müssen. So lief das einfach nicht. Das hier war ihr Spiel und nur sie allein bestimmte die Regeln.
Dennoch freute Shia sich auf den Auftrag. Der Unbekannte hatte ihr indirekt zu verstehen gegeben das dies kein Zuckerschlecken werden würde. Eine Herausforderung war immer gut um seine Fähigkeiten zu testen und die Kenntnisse zu erweitern. Shias Blick glitt zu ihrem kleinen roten Wecker. 9 Uhr. An schlafen war nicht mehr zu denken.
Die Morgensonne schimmerte bereits durch das runde Fenster, breit den Tag mit ihrem strahlendem Lächeln zu bereichern.
Das unscheinbare Päckchen, war schnell geöffnet. Ein Dokument , leere blätter und eine Plastik Tüte kamen zum Vorscheinen. Die Tüte knisterte wehleidig als Shia ihren Inhalt mit einem Ruck auf dem Bett entleerte.
Sie staunte nicht schlecht über das Ausmaß der Bunten scheine die verstreut herum lagen. Unter ihnen befanden sich sogar 500 Dollarnoten, gebündelt zu Hand großen Batzen. Misstrauisch wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem kleinen Päckchen zu.
Die Sonne wärmte ihr bestärkend den Rücken während sie das Dokument überflog. Danilo Wolkow, geboren Am 3. Dezember im Jahre 1776, stand auf der vergilbten Seite, die aussah als hätte man sie gegen ihren Willen einem Buch entrissen. Uninteressant, selbst die Tatsache das ihr Opfer über 200 Jahre alt war, was in ihrer Welt als relativ jung galt. Das was sie wirklich interessierte, lauerte , versteckt und gut behütet zwischen den Zeilen der Seite. Shia kramte ein Samtsäckchen aus der Schublade ihres hölzernen Nachttisches. Alles was sie brauchte um den versteckten Inhalt sein Geheimnis zu entlocken befand sich im Säckchen. Feenstaub; er zeigte durch Zauber verborgene Dinge. vorsichtig lockerte sie die Schnur des Beutels und sogleich schwebte ein bisschen Staub, der leichter als Luft war, davon. Feenstaub war für angehörige des Untergrunds recht einfach zu bekommen, ihren kaufte sie im Hexenladen um die Ecke. Shia drehte das Dokument mit dem Schriftbild gen Boden, hielt das Samtsäckchen unter das Blatt und öffnete ihn ein Stück mehr. Der grau funkelnde Staub waberte Richtung Decke, als er dabei auf das Blatt traf, erklang ein leise surren und die verborgenen Buchstaben begannen sich mit Feenstaub zu kleiden. Das Säckchen wurde wieder geschlossen und das Ergebnis bewundert. Silbrig glänzten die Wörter im Schein der Sonne.
Lady Shia Jones,
mit Abschluss diese Vertrages versichern sie das von ihnen verlangte zu erfüllen.
Danilo befindet sich zurzeit in den USA. Das Flugticket ist bereits auf ihren Namen gebucht. Begeben sie sich um Punkt 11uhr zum Flughafen in London. Die anderen Seiten werden sich mit Worten füllen sobald Sie dem Deal zu gestimmt haben.
Bewahren sie stillschweigen, töten ihn und sorgen sie dafür das seine Leiche nie gefunden wird. Sollten Sie auch nur gegen eine dieser Abmachung verstoßen, so soll der Tod ihr ewiger Wegbegleiter und ihr Leben die Hölle auf erden sein.
Shias Arbeitsvertrag, gefiel ihr überhaupt nicht. Normaler weiße wusste sie vorher wo hin es ging, wessen Spezies ihr Opfer angehörte und all die andern wichtigen Informationen. Langsam begriff Shia auf was sie sich gezwungener Maßen eingelassen hatte. Sie musste diesen Auftrag wohl oder übel erfüllen, sonst wäre es ihr Kopf der rollen würde. Ein zurück gab es nicht mehr, und so entschied sie sich den Job so schnell wie möglich über die Bühnen zu bringen. Shia nahm eine Klinge zur Hand und schnitt sich in den Finger. Das Blut küsste den Vertrag, bildete kleine Tropfen und mit dem Startsignal einer unsichtbaren Macht sauste es an das Ende der Seite, sammelte sich und ein Siegel begann sich abzuzeichnen, ein Kreis mit verschnörkelten Ausläufen, in dessen Mitte ein Wolf ähnliches Tier prangte. Ein Siegel, das schon seit Urzeiten für ein beschlossenes Abkommen stand, wobei jede Familie ihr eigenes besaß. Bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, würde ihr Blut Shia an den Vertrag binden. Wenn sie versagte, würde sie ein Jerachyl holen, ein Vollstrecker des alten Gesetztes, der seine Schulden immer ein trieb. Shia erschauerte, kannte sie die alte Mär vom unbamherzigen Jera doch nur all zu gut. Die leeren blätter folgten dem Beispiel des Vertrages und offenbarte ihre wahre Natur. Zeile für Zeile gaben sie ihre markanten Geheimnisse Preis. Shia seufzte, ihr geliebtes London würde vorerst auf sie verzichten müssen, nun hieß es Koffer packen und ab in die USA.
Drei, - die rote Wölfin
Flammen schlugen an der Hauswand empor. Umzingelten das Gebäude und machten es den Helfern unmöglich ins innere zu gelangen. Schreie; die qualvollen versuche der zum Tode Verdammten, die Außenstehende zur Hilfe zu animieren. Der Ausdruck allen Schmerzes, wurde vom Gevatter Tod zum schweigen gebracht. Mit einem abgehackten laut verklungen sie und Claw erwachte Schweiß gebadet aus seinem Traum. Die Realität brach brutal über ihn hinein, so dass er im ersten Moment nichts außer seinem keuchenden Atem und der unsagbaren Angst wahrnahm. Die Angst fühlte sämtliche Lücken aus die sein Verstand noch nicht zu schließen vermochte, so wusste sein Kopf auf die Frage nach seinem Aufenthalsort nur mit Angst zu antworten.Erst nahm Claw an, er wäre wieder in Russland, doch dann holte ihn das beruhigende Flackern des Digitalen Weckers zurück in das hier und jetzt. Er sah sich in seinem Apartment um und erkannte es als das was es war, sein zu Hause , indem er nichts zu befürchten hatte. Das spärlich eingerichtete Zimmer; ein Sinnbild seiner Psychischenverfassung. Er war schon viel zu lange alleine. Wölfe ohne soziale Kontakte, ohne Rudel, drohten apathisch, ja sogar Verrückt zu werden. Zwar waren die Visionen weniger geworden, als er das russische Rudel verlassen hatte. Doch irgendwann im Laufe der 200 Jahre hatten sie die Oberhand zurück gewonnen und Claw fragte sich warum er das nicht schon früher bemerkt hatte.
Es führte also kein Weg daran vorbei, er würde sich einem der örtlichen Rudel anschließen müssen. Immer noch blind vor Angst, tastete er im Dunkeln nach seiner Boxershorts und zog sie an. Die Angst ließ allmählich von ihm ab, doch er würde das Gras des Waldes unter seinen Pfoten spüren müssen um vollkommen zur Ruhe zu kommen. Claw erreichte die Tür in Rekordgeschwindigkeit, griff sich die Schlüssel seines Autos, die auf der Kommode lagen und verließ das grausige Gefängnis , das er selbst geschaffen hatte.
Der Motor des SUVs heulte freudig auf, als Claw den Zündschlüsse umdrehte. Den schwarzen SUV hatte er sich letztes Jahr von den Einnahmen seiner Kanzlei in New York gegönnt. Claw erinnerte sich nur ungern an diese Zeit. New York groß und imposant, genau die richtige Stadt für einen wie ihn, hatte Claw gedacht. Schnell hatte sich die belebte Metropole jedoch als Reinfall entpuppt. Nicht auf seine Berufliche Karriere bezogen, nein, Claw hatte seinen Abschluss in Jura gemacht und fünf Jahre später seine Kanzlei gegründet, die auch heute noch sehr erfolgreich lief. Was ihm wirklich an dieser Stadt missfallen hatte, war die fehlende Gelegenheit für einen ausgedehnten Spaziergang in Wolfsgestalt.
Claw brauchte die ungezähmte wilde Natur um sich herum und so hatte er zwei Jahre nach der Gründung seines Unternehmens reißaus genommen. Gelegentlich schaute er nach dem Rechten, ansonsten regelten sein Stellvertreter und er alles per Schriftverkehr und Telefon. Zielstrebig fuhr Claw den steinigen Weg entlang. An einem verlassenen Parkplatz stoppte er das große Gefährt. Claw verließ seinen Wagen, immer noch nur in Boxershorts gekleidet, und betrat den Weg der durch den Wald führte. Ob nächtliche Waldbesucher in so sahen, war ihm egal, würde er doch sowieso gleich pelzig sein.
Als er eine Baumgruppe gefunden hatte, die ihn gut genug verbarg, begann er die Gestalt zu wechseln.
Die eisernen Ketten der Kontrolle fielen zu Boden, sein Zweites Ich drängte mit aller Gewalt an die Oberfläche. Der graue Wolf heulte; ein Geräusch das Claws Kopf fast zum zerbersten brachte. Als erstes durchbrachen die Pfoten des Tieres die Grenze zur außenwelt, Claws Füße und Hände verformten sich, brachen mehrmals bis das gewünschte Ergebnis erreicht war. Die Zähne des Wolfes folgten, sprengten Claws Kiefer und kurz drohte er sich in den Schmerzen zu verlieren.
Claws Gesicht folgte dem Beispiel der Pfoten und begann sich zu verändern. Die Nase verfärbte sich schwarz , während der Kiefer sie nach vorne schob, eine Schnauze entstand, die das mächtige Gebiss gut verbarg. Claw wollte schreien, doch zu hören war nur ein gurgelndes grollen das ihm auf halben Weg im Halse stecken blieb.
Seine Augen machten der Schnauzenpartie Platz und wichen zur Seite. Sie wechselten ihre Farbe und Form bis sie schließlich in einem Angst einflößenden gelbgrün schimmerten. Die Rippen brachen, richteten sich neu aus um der großen Lunge genügend Raum zuschaffen. Die Wirbelsäule die Normalerweise am Steißbein endete verlängerte sich, durchbrach die Haut und eine Schwanz kam zum Vorscheinen, der sogleich von Haut umwachsen wurde.
Der Höhepunkt der Qualen war überstanden und Claw ließ ein erleichtertes Schnauben los als der Wuchs des Felles das Ende der Verwandlung verkündete. Das Massige Tier schüttelte seinen Kopf um das unangenehme prickeln in der Nasengegend zu vertreiben. Viel zu lange hatte er den Wolf nun schon ein gesperrt, so dass er nun viel zu übereilt an die Oberfläche gedrungen war. Das diese Verwandlung zwar schneller, aber umso schmerzhafter als sonst gewesen war, überrascht ihn also nicht sonderlich. Claw blickte sich um. Der Wald war auf einmal nicht mehr nur Bäume, Gras und Steine, er war Heimat. Claw fühlte die Freiheit bei jedem Atemzug, bei jedem Geräusch das ihn umgab. Alles sah verändert aus, roch intensiver und wurde anders von Claw war genommen. Der moosige feuchte Geruch des Erdbodens weckte in Claw das Bedürfnis sich im Schlamm zu wälzen, der erfrischende Gras Geruch, das Bedürfnis zu laufen bis seine Pfoten den dienst verweigerten. Der hühnenhafte graue Wolf konnte den lockenden rufen des Waldes nicht länger widerstehen und brach mit einer Mordsgeschwindigkeit durch das Unterholz, mähte alles nieder was es wagte sich ihm in den Weg zu stellen. Claw vergass alles um sich herum. In seinem Kopf war nur noch Platz für die Instinkte des Tieres. Ein weit entferntes Heulen ließ ihn stoppen. Er antwortete dem Fragenden Ersuch, machte kehrt und lief in die Richtung des anderen Wolfs. Das war seine Chance, sich einem Rudel anzuschliessen. Wo ein Wolf heulte, da würde sehr bald schon ein Rudel mit einstimmen. Doch der erwartete Chor blieb aus. Claw stoppte erneut. Vielleicht hatte sein Tier sich in die irre führen lassen?
Das Heulen des Unbekannten, nicht mehr all zu weit entfernt, schalte erneut durch den Wald. Der Graue hatte verstanden. Leichtfüßig und weniger nach Dampfwalzenmanier, stapfte er durch den schlammigen Boden, der Wölfin entgegen, die so sehnsüchtig nach Gesellschaft heulte. Je näher er ihr kam, desto größer wurde seine vor Freude. Der Geruch der immer stärker geworden war, verlor plötzlich an Intensität. Ein tiefes Knurren entrang sich seiner Kehle. Sie wollte also spielen, das konnte sie haben. Der Jagdinstinkt ergriff von ihm Besitz und Claw nahm die Witterung der sich entfernenden Wölfin auf. Er hechtete los, immer der Spur folgend, trugen seine mächtigen Läufe ihn schnell zu seiner Beute. Anscheinend hatte sie begriffen das es sinnlos war vor ihm wegzulaufen. Das rote Fell der Wölfin, das für Claw allerdings gelblich schien, blitze durch durch das Gestrüpp vor ihm. Ihr Geruch; lockend und herausfordernd, umhüllte Claws Tier wie eine zweite Haut. Er streckte die Schnauze in die Höhe, sog die Luft hörbar ein als wolle er ihren Duft für immer festhalten. Im Gestrüpp raschelte es, die Wölfin begann sich zu entfernen.
Claw wollte ihr hinter her trotten, doch das, für eine Wölfin äußerst untypische, boshafte Knurren ließ ihn innehalten. Fragend neigte Claw den Kopf zur Seite. Eine Warnung? Sie hatte ihm doch tatsächlich mit einem Kampf gedroht, würde er auch nur einen Schritt näher kommen. Anscheinend war sie ein Einzelgänger der zwar die Nähe eines Rudels suchte,doch nicht die Nähe von Claw. Der Graue löste sich schnell wieder aus den Fängen der Überraschung und stapfte ihr entgegen. Das Gestrüpp blieb ruhig, die Wölfin verharrte regungslos. Nun war er dem ausgetrockneten Busch ganz nahe. Er schnüffelte, der rauchige Duft ihres Interesses vernebelte seine Sinne machte ihn Blind für alles andere und sogleich wuchs seine Freude ins unermessliche. Wie lange war es nun schon her das er mit einer Frau seines Gleichen zusammen gewesen war?
Lange genug, beschloss Claw, während er aufgeregt mit seiner Schnauze die kleinen Äste beiseite schob. Ganz unerwartet biss ihn die Wölfin in die Nase. Claw fiepte und versuchte sie abzuschütteln. Sie gab seine Nase frei und verschwand aus seinem Blickfeld. Ein heftiger Niesreiz ließ ihn unaufmerksam werden, und ehe er sich versah hatte ihn die Wölfin von hinten angesprungen um ihn sogleich in den Hintern zu beißen. Claw heulte auf , drehte sich und versuchte nach ihr zu schnappen. Sie ließ los und rollte sich geschickt zur Seite um seinen Zähnen zu entkommen. Claw wand sich ihr zu, um weiteren heimtückischen Angriffen ihrerseits zu entgehen. Das was er sah erweckte in ihm einen Schwall unbekannter Gefühle und Bedürfnisse die seinen Verstand überrollten und ihn außer Kraft setzten. Die Wölfin stand ihm, den Nasenrücken gekräuselt, die Lefzen angehoben und die Rute leicht hochgezogen, drohend gegenüber. Ihre Körpersprache war deutlich; Komm mir nicht zu nah sonst setzt es was. Noch nie , NOCH NIE, hatte ihm ein anderer Wolf gedroht. Von Geburt an hatten sie ihn gefürchtet und gemieden wie man Hundescheiße mied, aber gedroht hatte ihm keiner. Claws Gliedmaßen verweigerten den Dienst. Er konnte sich nicht bewegen, konnte den Blick nicht von ihr ab wenden. Das rote Fell der Wölfin stand ihr strubbelig vom schlanken Körper ab. Ihre Braunen Augen fixierten seine, hielten ihn gefangen. Ihre Schönheit raubte ihm den Atem, buchstäblich. Claws Sicht verschwamm, wurde dunkel. Der laute Knall eines auf dem Boden aufschlagenden Körpers verhallte, fast ungehört in der düsteren Nacht. Nur eine hörte und sah den Fall des Körpers und war sichtlich erstaunt.
Noch immer hielt ihn die Scham fest umklammert. Sie wollte einfach nicht verschwinden und quälte Claw nun schon seit dem er nackt im Wald auf gewacht war. Jemand, wahrscheinlich die Wölfin, hatte ihm seine Boxershorts geklaut. Claw war nicht schüchtern, ganz im Gegenteil, aber das er vor den Augen der roten Wölfin Bewusstlos geworden war, nun, das kränkte sein gewaltiges Ego dann doch. Was seine gesamt Situation auch nicht wesentlich verbessert hatte war die Tatsache, das sie nicht nur seine Boxershorts sondern auch sein Auto mitgenommen hatte und er im Adamskostüm nach hause laufen musste. Und das in einer Stadt wie Kenner wo die Menschen früh morgens schon emsig die Bordsteine von den lasten des Herbstes befreiten. Den Blick von Frau Jones, denn würde er wohl nie mehr vergessen. Claw konnte nur den Kopf schütteln, es war naiv gewesen den Schlüssel einfach stecken zu lassen. Er erhob sich aus seinem Bett. Sein Hintern schmerzte immer noch, die Abdrücke ihrer Zähne waren im verlaufe des Tages erst blau dann dunkel violett geworden und seine Nase sah auch nicht gerade besser aus.
Gerade als er unter die Dusche springen wollte hörte er sein Handy klingeln.
„Was willst du!“
Das Lachen seines Vaters war an Spott nicht mehr zu übertreffen.
„Na, hab gehört du hattest eine.... Aufregende
Nacht?“
Mit einem Ohren betäubenden Scheppern zersprang das Handy in seine Einzelteile, als Claw es gegen die Wand schmiss. Er fluchte so laut das sein Nachbar von unten mit einem Gegenstand an die Decke hämmerte.
„Also wirklich. Ich habe zwar kein Wort verstanden, aber ich nehmen jetzt einfach mal an das es keine Liebeserklärung an mich war..“ Iwan stand ausdruckslos wie immer; ohne jegliche Körpersprache oder Gesichtsmimik, vor Claw.
Texte: Copyright by L.M.D der Autorin dieses Buches.
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Tag der Veröffentlichung: 05.07.2011
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