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Lesung

Als ich vor vier Jahren ernsthaft mit dem Schreiben begann, überlegte ich, ob ich mich denn einer der Schreibgruppen, die es in meiner Heimatstadt und Umgebung gibt, anschließen sollte. Im Angebot befanden sich der „Marburger Autorenkreis“, die „Schreibwerkstatt Theater Gegenstand“ und die „Schreibwerkstatt Marburg e.V.“. Die bekannteste und auch öffentlich aktivste Schreibgruppe war die Schreibwerkstatt Marburg, die mir auch von ihrer Websitevorstellung sehr zusprach.

Nach dem Besuch einer Lesung der Schreibwerkstatt, in denen Märchen der Brüder Grimm neu verfasst auf den Tisch kamen, nahm ich Abstand von dem Gedanken eventuell Mitglied der Schreibgruppe zu werden. Die Märchentexte bewegten sich nämlich auf einem Niveau, dass ich bisher nicht erreicht hatte. Also suchte ich mir per Zeitungsannonce selbst Leute, die Lust zu schreiben hatten und mit denen ich mich austauschen konnte. Gleichzeitig belegte ich den Fernkurs „Belletristik“ der Schule des Schreibens in Hamburg.

 

Immerhin meldeten sich auf meine Annonce vier Leute, mit denen ich mich dann regelmäßig traf. Eine Autorin war ebenfalls Studierende an der Schreibschule. Wir lasen uns in der Gruppe unsere Texte vor und bekochten uns regelmäßig bei unseren Treffen.

Mittlerweile sind wir nur noch drei Leute bei unseren Treffen. Eine Autorin hat sich der „Schreibwerkstatt Theater Gegenstand“ zugewandt, die sich mehr mit experimentellen Texten (was immer das auch heißt) auseinandersetzt. Ein anderes Mitglied unserer Gruppe ist nach Bayern gezogen.

Von uns drei Übriggebliebenen bin ich derjenige, der regelmäßig schreibt. Die anderen sind eher die, die regelmäßig kochen. Wir treffen uns immer abwechselnd bei einem anderen Mitglied. Was meine beiden „Kollegen“ da an leckeren Gerichten auf den Tisch bringen, ist immer exzellent.

Jedenfalls hat sich unsere „Schreibgruppe“ nicht so entwickelt, wie ich mir das gewünscht hätte. Wir geben uns gegenseitig keine Schreibaufgaben auf, wir haben auch noch keine Anthologie erstellt, wie es mal geplant war.

Unsere Treffen möchte ich trotzdem nicht missen. Wir essen zusammen, reden über Gott und die Welt und natürlich über Literatur. Ich lese jedes Mal einen Text von mir vor, ob gewünscht oder nicht. Da bin ich eigen.

 

Ende letzten Jahres belegte ich einen Schreibkurs der Volkshochschule Marburg. Thema war Schreiben von Kurzgeschichten. Ziel für mich dabei war, in erster Linie noch weitere Leute kennenzulernen, die am Schreiben interessiert sind. Die Leiterin des Kurses zeichnete sich als Literaturwissenschaftlerin, Buchhändlerin, Poesiepädagogin und freie Lektorin aus. Was mich aber viel mehr beeindruckte, war die Tatsache, dass sie zusätzlich 1. Vorsitzende der Schreibwerkstatt Marburg war.

Der Schreibkurs gefiel mir und auch noch weiteren Teilnehmern so gut, dass wir den Wunsch äußerten, uns regelmäßig unter fachlicher Anleitung weiter zu treffen. Diese Treffen finden nun einmal monatlich statt.

Ich erkundigte mich natürlich auch bei Barbara, der Kursleiterin, nach der „Schreibwerkstatt Marburg“, nahm auch an zwei Treffen des Vereins statt und entschloss mich der Schreibwerkstatt beizutreten.

Und nun komme ich, nach dieser langen Einführung, endlich zu dem Ereignis im Jahr 2013, dass ich aus den vielfältigen Ereignissen des Jahres herausstellen möchte.

Ich bin zum Beispiel 2013 mit einer länger währenden Erkrankung und dem Tod eines nahen Angehörigen konfrontiert worden, doch möchte ich ein anderes positives Erlebnis in den Vordergrund stellen.

Nämlich, kaum der Schreibwerkstatt beigetreten, erfuhr ich von der traditionellen Winterlesung des Vereins, die im Spiegelslustturm, einem sehr bekanntem Ausflugsziel in meiner Heimatstadt Marburg, im Dezember stattfinden sollte.

Ich sagte Barbara, dass ich Interesse an dieser Lesung hätte und fragte, ob ich denn auch als Neuling einen Text zur Lesung einreichen könne. Ich konnte und nach vier Wochen in Spannung verbrachten Warten bekam ich die Mitteilung, dass ich meinen Text in der Lesung vortragen könne. Ich freute mich riesig darüber, gerade weil es nicht unbedingt zu erwarten war, gleich als Neuling der Gruppe, bei einer solchen Veranstaltung mitmachen zu können. Barbara meinte auf eine Bemerkung von mir daraufhin, dass sie mich in unserer Schreibgruppe habe lesen hören, der Text sei passend und gut und deshalb sei ich auch dabei. Punkt.

Thema der Lesung war: „Dieses: Schreib und Werde!“ Texte zu Abschied und Neubeginn. Die Lesung war für Freitag, 13.12.13 geplant. Glücklicherweise bin ich nicht abergläubisch und ich machte mir keine Gedanken zum Datum des Events.

 

Wir Lesenden, sieben an der Zahl, trafen uns eine halbe Stunde vor Lesungsbeginn, das Programm hatte Barbara uns schon einige Tage vorher zugemailt. Ich würde als Vorletzter lesen. Ich hätte zwar lieber eher gelesen, es war aber nun mal so, wie es war. Barbara wies uns unsere Plätze vor der Lesebühne an und ich stellte mich den anderen Lesenden vor. Wir kannten uns noch nicht, da wir aus unterschiedlichen Gruppen der Schreibwerkstatt stammten.

Das Turmcafé füllte sich immer mehr. Stühle und Tische wurden gerückt, die Betreiber des Cafés wuselten durcheinander. Niemand hatte mit so vielen Zuhörern gerechnet. Aus irgendeinem Raum im Hintergrund wurden noch Stühle herangeschafft und dann ging es los.

Barbara hielt eine kleine Eröffnungsrede und der erste Leser begann. Ich merkte, dass ich mich nicht so recht auf den vorgetragenen Text konzentrieren konnte, ich war zu nervös um alles aufnehmen zu können.

Nach dem vierten Leser, der ein Gedicht zum Thema vortrug, gab es eine kleine Pause. Ich begrüßte zwei Bekannte aus meiner Schreibgruppe, wechselte ein paar Worte mit ihnen und dann ging es auch schon weiter.

Als ich dran war, vergaß ich natürlich mein Mineralwasser, das ich mir extra bereitgestellt hatte, um es mit auf die Bühne zu nehmen. Ich dachte aber, es geht auch ohne und begann zu lesen. Nach kurzer Zeit wurde mein Mund dermaßen trocken, dass ich schon dachte, ich könne nicht weiterlesen, doch plötzlich floss wieder genug Speichel, sodass ich ohne Probleme weiterlesen konnte. Trotzdem erlaubte ich mir zwei Versprecher.

Ich trug einen autobiografischen Text vor, der, wie es aussah, recht gut ankam. Der lang anhaltende Applaus war für mich Beweis genug.

Erleichtert mit nur zwei Fehlern davongekommen zu sein, verließ ich die Bühne und hörte dem letzten Text zu.

Zum Abschluss überreichte ein Mitglied der Schreibgruppe Barbara einen Blumenstrauß und bedankte sich für die gelungene Organisation der Veranstaltung. Ein anschließender kleiner Umtrunk unter uns Schreibern beschloss den, ich sag mal, erfolgreichen Abend der Schreibwerkstatt Marburg e.V.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 11.01.2014

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