Es war dunkel und die Tür knarrte, als er sie öffnete und das Haus betrat. Er war durch und durch durchnässt und froh, als die Tür ins Schloss fiel und der Wind endlich aufhörte an ihm zu zerren. Er schüttelte sich und das Wasser spritzte von seinen Haaren. Er sah an sich herab und beobachtete wie das Wasser von seinen Ärmeln tropfte. Auf dem Boden hatte sich schon eine große Lacke gebildet. Er hob den Blick und betrachtete das alte Haus. Es lag finster und unheilvoll vor ihm und für eine Sekunde fragte er sich, ob er es vielleicht besser doch nicht betreten hätte sollen, doch der Wind, der draußen zu heulen begann und an den Mauern rüttelte, ließen ihn diesen Gedanken schnell wieder verscheuchen. Vorsichtig machte er einige Schritte nach vorne. "Hallo", rief er fragend in das große Gebäude hinein. Er bekam keine Antwort. Durch die dicke Staubschicht, die auf allem lag, hätte er es sich auch denken können, dass hier schon seit langem niemand mehr war. Nur das Hallen seiner Stimme und der Wind waren zu hören. Als er losging, kamen noch seine Schritte dazu. Er betrat das Nebenzimmer und betrachtete den verstaubten Raum. Zu seiner Glanzzeit wer es wohl ein prächtiger Raum gewesen. Alte teure Teppiche lagen am Boden. Ein edler Tisch mit edel dazu passenden Sesseln stand in der Mitte einige Vitrinenmit teuren Gläsern zierten die Wand, dazwischen etliche Bücherregale mit alten Büchern. In der Ecke, etwas erhöht stand ein verstaubter Flügel und große Buntglasfenster zierten den Raum. Der Wind rüttelte an ihnen. Dieser Raum verkörperte das, was man sich unter einem Salon im klassischen vorstellte. Vorsichtig hängte er seinen klitschnassen Mantel über einen der teuren Sessel und ging ein Stück weiter zu einem Kamin, den er durch den protzigen Stil des restlichen Raumes zuerst übersehen hatte, auch wenn er alles andere als klein war. Er war gut bestückt mit Holz und daneben stapelten sich noch mehrere weitere Scheite. So als würde jemand es schon hergerichtet haben und nur kurz mal weggegangen sein. Der Zustand des restlichen Hauses sprach dagegen. Er fragte sich, ob er es wohl schaffen würde ein Feuer in ihm zu entzünden. Er wäre die Kälte in ihm gerne losgeworden. Ein paar Stunden später würde er feststellen, dass dies gar nicht mehr möglich war. Dennoch versuchte er es nun und er brauchte auch nur einige Sekunden bis es ihm gelang. Zufrieden setzte er sich auf einen der Sessel, lehnte sich zurück und beobachtete das Feuer. Er hatte sich gesetzt. Auf den Sessel, von dem er nie wieder aufstehen würde. Er sah die Klinge nicht kommen und als er das kühle Metall auf seiner Haut spürte, war es schon zu spät. Er bekam nicht mit wie sein Blut sich mit dem heruntertropfendem Wasser von seinem Mantel vermischte und auf dem Boden ein Muster bildete. Er konnte es nicht sehen. Niemand würde es je sehen. Nur der Fremde hinter ihm. Hätte er sich besser umgesehen, hätte gesehen, dass er nicht alleine war. Der Fremde zog ihn samt Sessel ein Stück zurück und stellte ihn zu den anderen. Seinen anderen Freunden, die ihm nun für immer Gesellschaft leisten würden. Auch wenn sie werde mit ihm sprechen, ihn sehen, noch ihm zuhören würden können. Genauso wenig wie atmen.
Bildmaterialien: Anthea Rainel
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2021
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