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Das Jahr stirbt

Der Herbst hat dem Winter
Das Zepter gegeben
und eisigen Atem über’s Land gehaucht.
Die Bäume tragen schon lange sterbende Blätter.
Nun sind auch die nicht mehr zu halten
und liegen welk auf den Straßen herum.
Nieselregen und Nebel legen graue Vorhänge
auf gestern noch freundliche Landschaften
und überziehen alles mit glitzerndem Reif..
Missmutig wische ich über beschlagene Fensterscheiben
und suche Sonnenstrahlen vergeblich.
Ich sehe kleine klatschnasse Vögel,
sonst badefreudig,
nun große Bogen um Pfützen machen
und überall spüre ich,
wie das Jahr langsam
zu sterben beginnt...


Eiskalter Zauber

Frostige Nebel,
nächtlicher Zaubermeister.
Sträucher und Bäume
zerbrechlich geworden –
wie mundgeblasen.
Millionen Eiskristalle
zart auf die Natur gehaucht,
lassen die Phantasie tanzen,
wenn Sonnenlicht
wintertaubes weißes Geäst
in kleine Kunstwerke verwandelt.
Unwirklich scheint die Welt.
Behutsamkeit
braucht dieses Wunder…


Eisiger Morgen

War es in vergangenen Tagen noch spätsommerlich warm, so hat sich mit der Zeitumstellung auf das Winterhalbjahr auch die Temperatur flugs umgestellt.
Heute ist „Allerheiligen“.
Mit ihrem rücksichtsvoll leisem „Wuff“ versucht Hündchen „Trixi“ meinen Nachtschlaf zu beenden und mir unmissverständlich zu verstehen zu gegeben, dass jetzt wohl die Zeit gekommen sei, mit ihr Gassi zu gehen.
Ihre innere Uhr geht noch eine Stunde zu schnell.
Das Muntermachen ist keineswegs aufdringlich. Frauchen lässt sie schlafen.
Die Aufteilung der Pflichten in unserem Familien-Verband ist klar und deutlich geregelt: für den Morgen-Gassi-Gang ist Herrchen verantwortlich. Also: „Trixi“ steht neben meinem Bett! Zugegeben: es fällt mir nicht gerade leicht, die Wärme meines Federbettes gegen die Minusgrade draußen zu tauschen. Was soll’s? Auf geht’s!
Nach dem Öffnen der Haustür bleibt Hündchen verwundert stehen. Irgendetwas ist heute anders als sonst. Witternd und kaum verstehend hebt sie ihre Nase in den sanften Wind.
Was soll’s, mag sie resümieren. Also: los wie immer!
Ihr vierbeiniger Gang kommt jedoch schnell aus dem gewohnten Rhythmus. Sie bleibt stehen und untersucht zaghaft den gefrorenen Asphalt. Die Fortbewegung wird vorsichtiger. Dann rutscht sie mit den Vorderpfötchen beinahe ins Spagat. Erneut bleibt sie stehen und…nimmt mit dem Schnäutz’chen ihre weiteren Untersuchungen vor.
Na endlich eine vernünftige Analyse: das schmeckt ja richtig! Da war doch mal etwas! l Irgendwoher kennt sie das schon. Naja, sieben Hundejahre seit dem letzten Winter - ich möchte mal wissen, lieber Leser, ob an Ihnen nicht auch das Vergessen genagt hätte.
„Trixi“ beginnt unverzüglich mit der genaueren Analyse ihres Reviers.
Da gibt es Grashalme, die gestern noch ganz weich waren und heute wie aus Glas sind.
Aber wenn man daran leckt, ist das ein richtiger Hunde-Gaumen-Kitzel.
Und die Holzstöckchen erst! Eigentlich sind es ja nur herbstlich abgestorbene Halme. Und daran zu herum zu nagen, macht überhaupt keinen Spaß, da sie sofort bersten.
Doch die sind heute so fest, dass man sich an ihnen wie an kleinen Ästen vergnügen kann.
Jedenfalls ist der Grund des „Gassi-Gehens“ erst einmal in weite Ferne gerückt!
Da wird, geschnuppert, geleckt, probiert, neugierig mit dem Pfötchen gescharrt. Es ist eine große Freude, ihr zuzuschauen – nein: am liebsten mitzumachen!
Der Wetterbericht am vergangenen Abend hatte mir Ehrfurcht vor dem kommenden winterlichen Ereignis gemacht. Nun breitet sich auch bei mir langsam Freude aus auf die kommende Zeit!
Und wenn dann erst richtig viel Schnee liegt, wird „Trixi“ zum Eskimo-Hund und ist von einem Schneemann nur noch ganz schwer zu unterscheiden.
Das wird ein Winter werden! Jeder von uns beiden freut sich nach seiner Art darauf!


Kalenderblättern

Dünste steigen aus dem Boden,
die Erde
hängt sich Nebel um.
Wolken schiebt der Wind beiseite,
nun haucht er bald mit Frost herum.
Die Grashalme sind weiß geworden,
vor Schreck und Kälte
zittern sie.
Die Sommernacht
ist alt geworden –
sie möchte lauschig sein,
doch wie?
So zieht aus Mitleid sich die Erde
den Nebel an,
dass keiner friert.
Romantik
warmer Liebesnächte
wird bis zum Sommer konserviert.


„Petrus“…

…der Wettermacher,
hat sich noch mal
aufgerafft,
die kalten Hände
an seinem Atem
gewärmt
und begonnen,
die letzten Winterwolken
kräftig auszudrücken.
Das Ergebnis:
Seit Stunden
schneit es nun schon
an diesem kalten
Wintertag.


Schneeschauer

Es ist ein weißes Tanzen, Flattern, Kreisen,
das da vom Himmel plötzlich auf die Erde schwebt.
Ein dichter Flockenwirbel will uns wohl beweisen,
das auch der Wintertag um uns herum noch lebt.

Die großen federleichten Schneekristalle,
in kalter nasser Wolkenluft gewirkt,
ganz dicht im wilden Reigen schweben alle,
dass jedes Ding sich jedem Blick verbirgt.

Im Nu hat sich ein weißer Teppich ausgebreitet.
Nein, eher wie aus Plauener Spitze wirkt der Flor.
Die Leute wirken schneemannähnlich, weit verbreitet,
und jedem Kleidungsstück fehlt beinah’ das Color.

Die Mantelkragen werden eiligst hochgeschlagen,
so hasten sie zum nächsten Ladenunterstand.
Der weiße Wirbeltanz bereitet Manchem Unbehagen
Und schnellstens werden Regenschirme aufgespannt.

Dabei hat diese winterliche Laune der Natur
Uns auch so viele schöne Dinge anzubieten:
Man schaut nach oben, sieht das lautlos Treiben nur,
der Lärm verebbt und Ruhe wird beschieden.

Als Kinder sind wir lustig hin und her gesprungen,
um mit der Zunge Flocken schmelzend einzufangen.
Doch ist das Staunen in uns mittlerweile abgeklungen
Und jedes Kindsein ist im Alter leider auch vergangen.


Vorweihnacht

Die Fenster meiner Stadt
leuchten ihre
Weihnachtsvorfreude
in den frostigen Abend.

Pünktlich,
noch kurz bevor die erste Kerze
am bunt geschmückten
Tannenkranz
erstrahlt,
haben geschickte Hände
all das aufgeboten,
was im Jahreslauf
entstand oder
erworben wurde:
Glocken und Sterne geklöppelt,
Lichterbögen gesägt,
Nussknacker und Räuchermänner gedrechselt,
Christbaumkugeln,
Märchenlaternen,
und den weithin leuchtenden
„Stern von Bethlehem“.
Wenn ich abends
durch die Straßen gehe,
verharre ich gern,
um diesen reichen Schmuck
zu bestaunen.
Es ist wie ein Zauber:
meine Gedanken
eilen mir davon
und mich durchströmt
warme Freudigkeit…


Weihnachtsbäckerei


Magische Kräfte
lenken meine Schritte in die Küche:
tags,
abends,
sogar nachts manchmal.
Der Zauberstab, der mich führt,
heißt
Vorweihnachtszeit.
Die ist voller Duft
knusprig gebackener Plätzchen.
der überall aus den gefüllten Schalen
meine Nase
kitzelt.

Nun kann er kommen,
der Nikolaus -
den Knecht Rupprecht
mit seiner drohenden Rute,
den brauche ich nicht,


weil "...ich auch immer artig war!"

Adventszeit -
und die Plätzchen
zaubern mir meine Vorfreude auf die Lichterpracht
ins Gesicht…


Silvesterfeuerwerk

Tausende bunte Kugeln
künden vom Anbruch eines neuen Jahres
und verabschieden das alte.
Als Kind waren mir Seifenblasen ganz viele Wünsche –
meist solche,
die mir ohnehin niemand erfüllen konnte.
An die Seifenblasen muss ich heute denken,
wenn ich den schillernden Kugelregen über meiner Stadt bestaune.
Hoffnungen lösen sie aus,
die sich mir warm ums Herz legen.
Hinter den bunten Kugeln verbergen sich meine Wünsche
und steigen in den Himmel.
An jedem hängt ein klein wenig Hoffnung auf Wahrhaftigkeit!
Mögen sich viele davon erfüllen -
ich will mein Eigenes dazu tun!
Ähnlich dem Feuerwer


sollen meine Gedanken erblühen
und meinen Willen bündeln,
kraftvoll,
für das neue Jahr….


Ein neues Jahr beginnt

Wie Sonne dem Regen,
Winter dem Herbst
und Sommer dem Frühling –
so folgt auf das Gestern das Heute
und ein neues Jahr,
frisch und jung,
auf das alte,
Nur Erinnerung bleibt.
So ist alles vergänglich
und aus Abgestorbenem
sprießen neue Knospen.
Das Kommende
wird begleitet
von unseren Wünschen, die,
beim Abschiednehmen vom Gestern
laut verkündet
oder leise und heimlich geflüstert, wurden,
bei perlendem Champagner.

Ein gutes Jahr soll es werden,


mit schönen Stunden,
strahlend wie Brillianten.
Aus dem Kaleidoskop der Erinnerungen
sollen neue Träume werden,
die auszuleben
es sich lohnt.
Sorgen
dürfen nie mächtiger sein,
als unsere Freude
in diesem neuen Jahr!


Hurra – Schnee

Die Natur
war längst auf Frühling programmiert.
Der Januar hatte dem April
alle Ehre gemacht:
Wildgänse auf ihrem Flug nach Norden,
pralle Knospen am Gesträuch,
Gänseblümchen auf den frischgrünen Wiesen,
Anemonen und Krokusse in den Gärten,
wundervolle Amsellieder erklangen……
Über Nacht hatten sich Regentropfen in Schneeflocken verwandelt
und „Väterchen Frost“ bekam doch noch seine verdiente Chance.
Die Winter-Welt ist wieder im Lot.
Unaufhörlich fällt dichter Flockenwirbel
Wider die aufbrechenden Frühlingsgefühle.
Über Nacht bekam die Natur
ein neues Kleid geschenkt,
ein strahlend weißes,
dass viel zu schnell schmuddelig wird in den Städten.
Laut ist die Freude der Kinder.
Schule?
Vorerst Nebensache!
Statt Hausaufgaben?
Schneeballschlacht!
Wer die Winterreise schon storniert hatte,
steht nun an Reisebüros Schlange.
Lenzträume -
buchstäblich in den Schnee gefallen…


Winter an der Ostsee


Die Luft, die ich hier atme,
ist reines Ozon.
Eisiger Salzhauch von See her
geben dem Winter einen besonderen Geschmack.
Die Schiffe,
draußen auf dem Meer,
ziehen bei allen Wettern ihre Wellenfurchen.
Der Strand jedoch ist
verwaist
und für mich
angenehm ruhig.
Nur das Meer schickt mit des Windes Hilfe
seine treckenden Wellen
gegen die Ufer
und macht die Stille
erst richtig spürbar.
Ungestört
laufe ich im San


und der hungrigen Möwen Schrei
ist mein Begleiter.
Das salzige Eis
hat dem Sand einen seltsamen Glanz
gegeben
und dort, wo die Buhnen ins Meer ragen,
sind bizarre Kunstwerke entstanden,
die nur die Natur
beherrscht.


Wintersturm am Meer

Während die Wintersonne verzweifelt versucht,
dem Schneeteppich in den Dünen
zuzusetzen
und für sich auch kleine Siege
verzeichnet,
gibt sich der Winter noch lange nicht
geschlagen.
Wie ein gewaltiges grau-schwarzes Untier
wälzt sich Schauergewölk
unheimlich vom Horizont her
über das gischtende Meer
aufs Ufer zu.
Zorniger Sturm
peitscht die Wellen zum Ufer.
Was dann folgt,
und landeinwärts vielleicht
nur noch zahmer Schneefall ist,


tobt hier
ungestüm und wild gegen die Strände.
Sonst so sanfte Schneeflöckchen
werden zu eisigen Pfeilen
und traktieren feurige Röte ins Gesicht!
Nur Eines bleibt:
sich dem Schneesturm
trotzig entgegen zu stemmen.


Zurück bleibt vielleicht
ein ganz kleiner Stolz,
standgehalten zu haben
in diesem Kräftespiel
der Naturgewalten…


Zeitgemäße Überraschung

Da hat nun der Winter doch noch
eine neue Seite seiner Partitur
aufgeschlagen!
Und ich
hatte mich schon verleiten lassen,
sein eisiges Intermezzo
für beendet zu erklären –
nun kommt wieder so ein frostiger Reigen
aus seinem bitterkalten Repertoire.
Die Freude darüber ist wohl geteilt:
Während Schneemänner wie Pilze
aus dem Boden wachsen
und Schlitten freudig lärmender Kinder
jeden kleinen Hügel beanspruchen,
höre ich Schnee fegende Leute
leise vor sich hin fluchen…

Die neugierigen Frühlingsboten
sind wieder unter dickem Schnee
verschwunden
und den schon munter gewordenen Vögeln
bleibt nur ein trauriges, hungriges Tschilpen.
Soll doch der Petrus endlich seine Frühlingsregister
ziehen!
Ich will wärmende Sonnenstrahlen,
die den lebensarmen, starren Wintertagen
endlich ein Ende bringen
und in mir
meine Lebensgeister
wieder erwecken!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.01.2010

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