Cover

Vorwort

 

 

Dieses Buch erzählt die Geschichten unserer Katzen vom Jahr 1979 bis in das Jahr 2013. Sicher könnten sie länger und ausgeschmückter sein, doch man sollte dabei auch nicht vergessen, dass sie von ihnen selber erzählt und geschrieben wurden.

Der Eine oder Andere mag nun gar ins Staunen oder ins Grübeln kommen und sagen: „So ein Quatsch. Katzen können doch gar nicht schreiben.“ Dann muss ich demjenigen einfach Recht geben, aber sie können schreiben lassen. Genau wie ein Chef seine Sekretärin schreiben lässt und dieser Brief dann trotzdem von ihm stammt, genauso ist es auch hier geschehen. Die drei Katzen waren jeweils „Chef“ und haben fleißig diktiert und ich habe geschrieben. Das bin ich Ihnen schuldig, für die vielen schönen Jahre gemeinsam mit ihnen.

 

Auch wenn manche Menschen in ihrem Leben eher auf den Hund gekommen sind, einige im wahrsten Sinne des Wortes, so sind Katzen jedoch eine ganz eigene Faszination und das werden sie immer bleiben. Genauso wie Wolf und Hund in der Geschichte des Menschen eine große Rolle gespielt haben, so haben auch Katzen immer wieder Geschichte geschrieben. Ob nun als große böse Raubkatze oder als verehrte Gottheit oder einfach nur als ein Gefährte im Haus und im täglichen Leben.

Erheiternde Episoden aus dem Leben unserer Katzen werden uns ebenso begegnen wie traurige Erlebnisse. Trotz allem sollte aber doch das Schöne, das Positive, überwiegen und uns erhalten bleiben und in mancher Stunde einfach nur etwas erheitern.

Viel Vergnügen mit unseren „Stubentigern“ und ihren Geschichten und Eindrücken aus ihrer Sicht!

 

Janosch

 

Janosch

 

Also bevor ich euch dann meine Geschichte erzähle, möchte ich mich zu aller erst natürlich mal vorstellen, damit jeder weiß mit wem er es zu tun hat.

Meine Vorfahren kamen aus dem fernen Persien, dem heutigen Iran. Das heißt aber ganz sicher nicht, dass wir Terroristen sind – ganz im Gegenteil. Daher ist es eigentlich auch nicht verwunderlich, das man mir den edlen Namen Yussuf Edler von Morniagh ausgesucht hatte. Demnach müsste ich eventuell aus dem Norden Afrikas und zwar aus Tunesien kommen, wo der gute süffige Nordafrikanische Rotwein herkommt, welcher günstig ist und trotzdem schmeckt. Dem ist aber ganz und gar nicht so. Geboren bin ich nämlich in Köln in einer Großfamilie mit vielen Geschwistern. Wenn ihr dann auch noch den schönen Namen meiner Mutter hört …….ja dann seid ihr so richtig verwirrt. Die hieß nämlich Denise, auch sie ist in Köln geboren, genau wie ich.

 

 

Naja so viel zu meiner Herkunft. Obwohl, ich muss sagen, dass ein solcher Name verpflichtet. Edler von Morniagh, als ob ich ein Österreicher wäre, Edler so hieß ein ein Lehrer Für Physik und Chemie in der Schule meiner junior Bosse. Österreich, vielleicht ein Gesandter von Kaiserin Sissi, oder gar ein Fußballer wie Toni Polster.

Nun, wie schon gesagt, bin ich in diese Großfamilie hineingeboren. Konnte auch nichts dafür, oder könnt ihr euch eure Familien etwa aussuchen? Ganz sicher nicht. Na, also. Meine Geschwister und ich waren kaum sechs Wochen alt, da kamen auch schon die ersten Besucher zu uns. Fragt mal: Warum kommen wohl Menschen zu jungen, kleinen Katzen? Natürlich weil sie so süß und so niedlich sind. Und………weil man uns kaufen will, das hat sich bis heute noch nicht geändert. Typisch Mensch. Fragt sie doch einmal, ob sie ihre Kinder auch so einfach verkaufen – ganz sicher nicht. Mit uns kann man das ja machen, nur weil wir eine andere Sprache sprechen. Das ist die reinste Sklaverei – irgendwen muss der Mensch wohl immer mal verkaufen.

Ihre eigenen Artgenossen dürfen sie ja nicht mehr verkaufen. Da kommen wir Tiere ganz recht, um die Sklaverei wieder aufzufangen. Aber mit drei Monaten von der Mutter und der Familie weg – das ist hart. Die Menschen jammern schon, wenn ihre Kinder mit 21 Jahren oder etwas früher aus dem Haus gehen, um auf den eigenen Füssen zu stehen – ohne verkauft zu werden. Und die sind bei weitem nicht so fit und ausgebildet wie wir.

Obwohl ich auch schon gehört habe, das Menschen ihre Jungen mit einem gewissen Alter einfach auf die Straße setzen, damit sie dann endlich auch auf den eigenen Füßen stehen. Wird dann auch höchste Zeit, sonst bekommen die ja nie was auf die Reihe. Mit 26 noch bei Mama. Wo gibt es denn so was? Sorry, klar bei euch, den Menschen. Was soll aus denen bloß mal werden, wenn die so weiter machen?

Soweit meine Anmerkung zu den für uns komischen Angewohnheiten bei manchen Menschen.

Jetzt aber nicht weiter abschweifen, denn es geht nun wieder bei mir weiter. Wenn wir nun schon verkauft werden sollten, dann müssen wir halt so clever sein, uns selbst auszusuchen, wohin wir verkauft werden. Schließlich sollte man doch auch schon als kleine Katze ein wenig Mitspracherecht haben, und wissen wo man eigentlich hinkommt. Denn manch einer von uns hat es da nicht wirklich gut angetroffen. Andere dagegen haben großes Glück, echtes Glück, so wie ich. Warum ich so viel Glück hatte, das möchte ich euch jetzt erzählen.

 

Nun, ich kam zu einer Familie mit zwei Söhnen, die aber schon, von Menschensicht aus, recht Erwachsen waren.

Man nahm mich wie ein neues Familienmitglied auf. Alle kümmerten sich um mich, alle betatschten mich. Ich musste aber erst einmal schauen, wo sie mich da hingebracht hatten. Nach etwa zwei Tagen kannte ich mein eigenes Revier. War eigentlich auch gar nicht so schlecht, denn es war eigentlich recht groß für mich alleine. Man könnte es sogar echten Luxus nennen. Ich bekam meinen eigenen Essplatz und meine eigene Toilette. Wer von den Menschen hat das schon, jeder seine eigene Toilette? Und ich bekam auch für mich einen eigenen Schlafplatz.

Doch die meisten Menschen denken nicht daran, dass wir Katzen anders sind als sie. Unsere Herrchen und Frauchen, wie sie sich selber nennen, müssen das aber recht schnell lernen. Habt keine Angst, wir bringen es ihnen schon bei. Aber dazu später mehr.

 

 

Eigentlich haben wir Katzen schon ein gutes Gefühl oder ein gutes Näschen dafür, wer zu uns passt. Gut, manchmal können selbst wir uns täuschen. Wie sagt ihr schließlich: Man kann nicht jedem hinter die Stirn schauen. Ich habe es heute noch in den Ohren, wie mein neues Frauchen gesagt hat:

„Den nehmen wir. Drei Mal sind wir hier gewesen und immer ist er gleich zu mir gekommen.“

Puh, das war auch ein gutes Stück Arbeit, obwohl ich mich so ganz wirklich doch nicht mehr erinnern kann, dass es so war. Ich war halt noch ein Kind.

Nach menschlichem Ermessen war ich ja noch keine zwei Menschenjahre alt. Doch habe ich ganz schnell eingelebt, in meinem neuen Zuhause. Die Familie hätte alles für mich getan, damit es mir gut geht.

Ein kleiner Spaß an dieser Stelle. Hätte ich gerufen: „Miau, Popo putzen.“ Dann hätten sie das sicher auch gemacht. Aber man muss es auch nicht übertreiben. Gut hatte ich es alle male angetroffen, im Gegensatz zu meinem Bruder, dem Joschi. Der arme Kerl wurde verkauft und wieder zurückgebracht, wieder verkauft und wieder zurückgebracht. Nur weil er einen ganz kleinen, angeborenen Fehler an seinen Hinterbeinen hatte. Aber das mussten die Menschen doch vorher gesehen haben, die haben doch Augen im Kopf und seine Beine verstecken konnte er doch auch nicht.

Meine Leute wollten nun, das er zu uns kommt. Doch wir waren noch sehr jung und ich wollte ihm zeigen, wer der Herr im Hause ist. Und, na ja, wie soll ich sagen? Wir haben uns einfach gefegt. Die Folge war, dass er nach knappen zwei Wochen doch wieder weg musste. Meine Familie hatte ihn gut nach Frankfurt am Main vermittelt. Dort bekam er jetzt seine eigene Familie. Da war er der King und alles lief bestens für ihn. Wie man mir sagte, war er ein richtiger kleiner Star geworden. Alles drehte sich um ihn. So weit zu Joschi, meinem Bruder. Andere von meiner großen Sippschaft habe ich nie mehr gesehen.

 

 

Meine Leute fanden meinen Namen irgendwie blöd oder kompliziert. Keine Ahnung.Vielleicht wollten sie mich auch nicht immer wieder „Yussuf Edler von Morniagh“ rufen und Yussuf gefiel der Mehrheit halt auch nicht wirklich. Hört sich so Al Khaida mäßig an. So wurde ich dann in „Janosch“ umbenannt, wie so eine Computerdatei, die man halt einfach umbenennt.

Schlimm war für mich am Anfang, dass mich meine neue Familie nicht bei ihnen schlafen ließ. Die haben einfach die Türen zu gemacht und mich dann im Flur alleine gelassen. Doch das habe ihnen ganz schnell ausgetrieben.

Ihr wollt wissen, wie ich das gemacht habe? Ich habe immer und immer wieder gerufen: „Lasst mich rein, ich hab Angst hier.“ Dann habe ich einfach an der Türe gekratzt. Ja, und irgendwann haben sie dann aufgegeben und mich zu ihnen gelassen.

Schließlich mussten sie ja alle am anderen Morgen recht früh wieder raus. Ich dagegen hatte den ganzen Tag Zeit zum schlafen, wenn ich dies gewollt hätte. Gut merken, diesen Trick – der zieht eigentlich so gut wie immer, außer bei herzlosen Menschen. Aber die hören auch nicht auf ihre Kinder, wenn die schreien.

Also, wie gesagt, nachdem mein Bruder wieder weg war, lief bei mir alles glatt. Selbst wenn sie in Urlaub waren, blieb immer jemand zuhause, so das ich nie alleine war, wie viele andere Katzen. Aber dafür sind die auch nicht von blauem Blut. Mein Lieblingsplatz zum Schlafen war am Fußende im Bett des ältesten Sohnes. Manchmal war das auch ganz schön hart. Mann, da ist man mitten im Tiefschlaf am träumen und dann bekommt man so einen Tritt mit dem Fuß und zack, ist man wach. Dafür habe ich mich dann revanchiert, indem ich morgens einfach mit meinen Pfoten unter die Bettdecke gesprungen bin. Oder, sobald ich einen Fuß sah, bin ich auf ihn los. Ja, da war dann auch nichts mehr mit Schlafen für die lieben Menschen. Selber schuld.

Als ich größer wurde, wollten sie etwas Gutes tun und haben mir eine Leine gekauft. Ein ehemaliger Yussuf Edler von Morniagh an der Leine! Könnt ihr euch das wirklich vorstellen? Blöde Situation.

Haben die nahmen mich doch tatsächlich mit in ihren Schrebergarten und dachten, sie würden mir damit eine Besonderes Freude machen. Was sollte ich da? Ich in einem anderen, einem für mich sehr fremden Revier. Diese ganzen Gerüche, die dort waren, hatten mich total unsicher gemacht. Zuerst haben sie mich am großen Apfelbaum festgemacht mit einer langen Laufleine, aber das war halt nichts für mich. Dann bin ich in ihre kleine Laube gegangen. Das war fast wie Zuhause, klein und gemütlich. Ha, da habe ich mich direkt auf den Schrank verzogen – ein toller Ausblick, sage ich euch. Hier konnte ich alles übersehen, mit Blick auf die Türe und durch das Fenster. So hatte ich alles wieder im Griff. Irgendwie haben sie dann doch gemerkt, dass dies nicht so ganz mein Geschmack war, die Idee mit dem Schrebergarten. Danach durfte ich Zuhause bleiben in meinem eigenen Reich.

Es war dann eine herrliche Ruhe, wenn sie alle einmal aus dem Haus waren. Ich war natürlich immer wieder froh und glücklich, wenn sie heil zurück kamen, ganz besonders, wenn sie im Urlaub waren.

Waren alle wieder daheim, hatte ich ein Leben wie ein Pascha. Ein leises Miau, ein Katzenschmachtblick und ich bekam, was ich wollte. Manchmal musste ich zwar etwas nachhelfen und hartnäckig bleiben, aber schließlich hat es immer

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Jürgen Böhm
Bildmaterialien: Jürgen Böhm
Cover: Jürgen Böhm
Tag der Veröffentlichung: 20.12.2017
ISBN: 978-3-7438-4699-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Eltern Erwin und Margret zur goldenen Hochzeit 2009. Für meine Frau Sabine. Für meine Schwiegereltern Ewald und Inge Kollmann. Für Frau Marianne Henkes, unsere Nachbarin in Köln-Kalk. Für alle Katzenfreunde dieser Welt.

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