oder die Grillen eines notorischen
Frauenverächters
Komödie in 5 Akten
(Neue Version)
Autor: Heinz-Jürgen Schönhals
Erscheinungsjahr: 2023
Covergestaltung: Heinz-Jürgen Schönhals
Alle Rechte vorbehalten
Heinz-Jürgen Schönhals
hschoenhals@yahoo.de
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Der äußerst gut aussehende Edgar Troelsch, Student der Philosophie und fanatischer Schopenhauerverehrer, ist an Frauen notorisch uninteressiert, ruft aber tragischerweise bei Frauen starke Liebesgefühle hervor. Sein besorgter Vater und dessen Freund versuchen alles, Edgars Interesse für das weibliche Geschlecht zu wecken. Vergeblich! Auch Edgars Freund Herbert Kanter hat eine „Macke“. Rasend eifersüchtig, wie er ist, lässt er seine bildhübsche Freundin Doris Reizenstein nicht aus den Augen. Nur Edgar vertraut er hier und da seine Doris an, wenn er mal alleine etwas unternimmt. Edgar macht sich ja nichts aus Frauen, folgert Kanter, also kann er beruhigt sein. Die hübsche und sehr belesene Schülerin Kerstin Schmelzer fällt auch etwas aus dem Rahmen. Sie hält nichts von Männern. Als sie aber Edgar begegnet, verliebt sie sich auf der Stelle in den schönen „Weiberfeind“. Die unglaubliche Wirkung Edgars auf das weibliche Geschlecht hat dies möglich gemacht. Mit Hilfe rasch angelesener Kenntnisse über Schopenhauer versucht Kerstin seine Liebe zu gewinnen. Doch auch das funktioniert nicht. Der bekannte „Sexologe“ Dr. Schmalstich soll jetzt Edgars „Asexualität“ beheben. Er empfiehlt eine von ihm entwickelte hochwirksame Pille, welche das Interesse am anderen Geschlecht schlagartig wecken soll. Der Vater gibt daraufhin auf einem Tanzfest Edgar die Pille heimlich ins Weinglas. Sogleich kommt es zu großen Verwicklungen, denn Edgar macht sich ausgerechnet an die Freundin des extrem eifersüchtigen Herbert Kanter heran. Da auch der Vater die Pille verabreicht bekommt - von seinem Freund Klaus Renner, der sich über ihn maßlos geärgert hat -, ist das Chaos perfekt. Am Schluss kann aber durch eine „aufhebende“ Pille der Friede wiederhergestellt werden. Trotzdem ist Edgar nicht mehr der Alte. Sein Interesse am weiblichen Geschlecht ist - jedenfalls in Ansätzen - dauerhaft erwacht. Es richtet sich - nicht auf Doris Reizenstein (die muss für ihn tabu sein), sondern auf - Kerstin Schmelzer. Sein Vater beobachtet es und ist darüber äußerst glücklich.
Gisbert Troelsch: Rechtsanwalt und Notar, Witwer
Edgar Troelsch: sein Sohn, Student der Philosophie
(Weiberfeind)
Dr. Klaus Renner: Journalist, guter Freund von Gisbert
Troelsch
Dr. med. Wolfgang Schmalstich: Arzt und Psycho-
therapeut
Susanne (Susi) Schmelzer: Witwe, Klientin von Gisbert
Troelsch
Kerstin Schmelzer: ihre Tochter, Schülerin
Evi Schmelzer: Schwester von Susi
Mechthild Eulenburg: Tochter einer Nachbarin von
Gisbert Troelsch
Herbert Kanter: Freund von Edgar
Doris Reizenstein: seine Freundin
Irma: Hausgehilfin von Gisbert Troelsch
Rudi Kimmel: Freund von Edgar
Ort: Grimmelsried (eine fiktive Kleinstadt)
Zeit: Anfang der 60er Jahre (des 20. Jahrhunderts)
Terrasse vor dem Haus von Rechtsanwalt Gisbert Troelsch. Rechts ist ein Teil des Hauses, eine Villa, sichtbar; auch der Garten kann in Ansätzen erkennbar sein. Auf der Terrasse steht ein Gartentisch mit zwei, drei Stühlen, auf dem Tisch eine Flasche Mineralwasser mit zwei Gläsern.
1. Auftritt
Mechthild Eulenburg
Mechthild kommt aus einer Ecke des Gartens, geht über die Terrasse, zärtlich berührt sie die Platten, den Tisch und den Stuhl.
Hier, auf diese Platten, setzte er seinen Fuß! Und hier, auf diesem weichen Sessel ruhte seine edle Gestalt! Seine Ellenbogen stützte er auf diese Lehne und sein Buch hatte er auf diesen Tisch gelegt und … las darin. O Edgar! Ich erfühle noch den Augenblick, da du hier saßest und hier wandeltest! Meine Gedanken können gar nichts anders als von deinem Namen zu schwärmen und von deinem schönen Antlitz träumen; immerzu steht es mir vor Augen, dieses makellose, vollkommene Gesicht, als liefe in meinem Kopf ein Film ab, Tag für Tag, ein Film mit einem einzigen Darsteller, und dieser Darsteller bist du! Alles andere ist meinem Geiste fremd geworden. Meine Mutter, mein lieber Vater, meine Geschwister - sie haben für mich jede Bedeutung verloren! Nur hier fühle ich mich zu Hause, hier bei dir! Oder zumindest in deiner Nähe, wo ich so gerne verharre und dich beobachte, wo ich deine aufregende Männlichkeit auf mich wirken lasse, wenn auch nur von ferne! Was die Liebe nicht alles mit dem Menschen anstellt! Sie kann ihn wahnsinnig machen, wie mich jetzt! - Einmal, als sein wundervolles Auge einen herrlichen Blitz auf mich abschoss, bin ich beinah in Ohnmacht gefallen. Ich wollte ihn ansprechen, brachte aber keinen Ton heraus, denn meine Zunge haftete am völlig ausgetrockneten Gaumen fest. Alle meine Versuche, sie zu lösen und mit ihrer Hilfe ein liebes Wort an ihn zu richten, scheiterten. So schaute ich ihn nur stumm an und rührte mich nicht von der Stelle, als wäre ich gelähmt vom hypnotischen Blick eines Zauberers. Ja, wie durch einen Zauber fühle ich mich gebannt und wie in einem goldenen Käfig festgehalten, gefangen genommen durch die Liebe. Ein Entkommen ist nicht möglich. Jemand hat die Tür des Liebeskäfigs verriegelt und an dem starren Gitter meines Gefängnisses zu rütteln ist sinnlos. So bleibt mir nur der Zwang, hier auszuharren und auf Edgar zu warten. - Doch still! Er kommt. Ich muss mich zurückziehen. Aber nur für einen Augenblick verberge ich mich; denn heute will ich ihm meine Liebe gestehen, heute will ich den entscheidenden Satz zu ihm sagen: Edgar, ich liebe dich!
Sie zieht sich hinter einen Busch zurück.
2. Auftritt
Edgar Troelsch
Edgar kommt aus dem Haus, mehrere Bücher in der Hand. Er setzt sich auf einen der Sessel, legt die Bücher auf den Tisch und stützt seine Ellenbogen auf die Sessellehne. Dann fängt er an zu lesen, zuerst für sich, dann laut:
„Und diese Welt, ein Tummelplatz gequälter Wesen, welche nur dadurch bestehen, dass eines das andere verzehrt, wo daher jedes reißende Tier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung eine Kette von Martertoden - man hat ihr das System des Optimismus anpassen wollen und sie als die beste Welt unter den möglichen anderen genannt. Die Absurdität ist schreiend!“ Er macht sich Notizen, dann überlegt er. Ja, Schopenhauer hat recht, der Optimismus ist absurd, naiv; er ist... geradezu kindisch-dumm! Er greift dann nach einem anderen Buch und liest vor: „...die Weiber sind und bleiben, im Ganzen genommen, die gründlichsten und unheilbarsten Philister." Währenddessen kommt Mechthild hinter dem Busch vor, gestikuliert hilflos. "Deshalb sind sie die beständigsten Ansporner eines unedlen Ehrgeizes des Mannes, und ferner ist, wegen derselben Eigenschaft, ihr Vorherrschen und Tonangeben der Verderb der modernen Gesellschaft.“ Er denkt nach: Ähnliches habe ich doch auch bei Aristoteles gelesen.... Er macht einen Vermerk in das Buch und liest weiter: „… daher sehn die Weiber immer nur das Nächste, kleben an der Gegenwart, nehmen den Schein der Dinge für die Sache und ziehen Kleinigkeiten den wichtigsten Angelegenheiten vor....., das Gute daran ist: sie genießen die Gegenwart besser, woraus die dem Weibe eigentümliche Heiterkeit hervorgeht...“ Er denkt nach: eigentümliche Heiterkeit? – Wie kann man auf dieser Welt heiter sein? Wo alles ungewiss ist? Wo niemand erklären kann, warum wir auf diesem Erdball leben, wo niemand auch nur eine Spur von Kenntnis besitzt, was vor unserer Geburt war noch was nach dem Tode folgt; dann: all diese schweren anderen Rätsel: die unerforschlichen Naturkräfte, der unendliche Raum, die anfangslose Zeit! Und nicht zuletzt: die endlose Teilbarkeit der Materie. Was für ein Labyrinth, in welchem uns die optimistische Betrachtung der Welt unaufhörlich herumführt, ohne dass sie je einen Ausgang findet! - Ja, der Optimismus ist schändlich! Und die Heiterkeit der Weiber? Völlig unangebracht! Mechthild gestikuliert währenddessen hilflos weiter. Edgar liest weiter: „... wie den Löwen mit Klauen und Gebiss, den Elefanten mit Stoßzähnen.....hat die Natur das Weib mit Verstellungskunst ausgerüstet, zu seinem Schutz und Wehr...... Die Verstellung ist ihm daher angeboren, deshalb auch fast so sehr dem dummen wie dem klugen Weibe eigen.“ - Er macht sich wieder Notizen und denkt nach. Schopenhauer lässt ja kaum ein gutes Haar an den Weibern! Aber hat er nicht Recht? Welche von ihnen ist schon vertrauenswürdig? Aus dem Grundfehler ihres Charakters - dieser angeborenen Neigung zur Verstellung - entspringt ihre Falschheit, ihre Treulosigkeit, außerdem Verrat und Undank. Es ist wahrhaft kein Gewinn, sich mit dieser Spezies abzugeben, geschweige denn sich mit ihnen einzulassen. Man wird von ihnen unweigerlich zu einem Philister erzogen, und all unsere Freiheit und Unabhängigkeit ist weg, wenn diese Spezies anfängt, uns Männer herumzukommandieren!
3. Auftritt
Mechthild, Edgar
Mechthild tritt hinter dem Busch hervor; da Edgar sie nicht beachtet, macht sie sich durch Zischlaute bemerk-
bar: Kss, kss!
Edgar: mehr für sich Was zischt denn da?
Mechthild: Guten Tag, Edgar!
Edgar: freundlich Ah, guten Tag!
Mechthild: Ich bin die Mechthild!
Edgar gleichbleibend freundlich Aha!
Mechthild: Mechthild Eulenburg!
Edgar: So? – Er steht auf. Sie wollen sicher zu meinem Vater. Er ist in seinem Büro. Er deutet Richtung Haus. Da geht’s lang!
Mechthild: Nein,......äh.....
Edgar: Sie wollen also nicht zu meinem Vater!?
Mechthild: Nein, ich wollte.....
Sie bringt den Satz vor Schüchternheit nicht zu Ende
Edgar Tja, vielleicht fällt es Ihnen noch ein, warum Sie hier in unserem Garten spazieren gehen, mein Fräulein.
Ich kann aber so lange nicht warten, ich muss noch ganz schnell etwas erledigen. Also dann..... !
Er geht ab, für sich: Das fehlte noch, mir von einer Philisterin die Zeit totschlagen zu lassen!
Mechthild ihm nachrufend: Aber..., so warte doch...!
Edgar eine wegwerfende Handbewegung machend: Keine Zeit! Er verschwindet im Haus.
Mechthild in Tränen ausbrechend: Und ich dachte, er hat etwas Geduld mit mir! - Nein, es ist zum Verzweifeln! Was soll ich jetzt noch machen? Wenn er mich so ... eiskalt abserviert!
Sie geht schluchzend ab
4. Auftritt
Gisbert Troelsch, Dr. Klaus Renner.
Gisbert mit Klaus aus dem Haus kommend: Was war das? Weinte hier nicht jemand?
Klaus: Ja, ich habe auch so ’was gehört. Sie schauen sich um, entdecken aber niemanden.
Gisbert: War wohl nichts! - Oder - warte mal, es könnte.....
Klaus: Könnte was?
Gisbert: Na, sag’ ich dir gleich. - Komm, wir setzen uns erst mal!
Sie setzen sich an den Gartentisch; Gisbert deutet auf die Flasche Mineralwasser.
Gisbert: Bedien’ dich, Klaus!
Klaus: Danke! Er schenkt sich ein, trinkt.
Gisbert: Du wolltest mich in einer dringenden Angelegenheit sprechen!?
Klaus: Ja Gisbert, wegen... Edgar.
Gisbert: Aha!
Klaus: Du machst dir Sorgen um ihn.
Gisbert: Na und ob! - Du weißt warum!
Klaus: Ja..., obwohl..., eigentlich sollte man mit dem Jungen doch zufrieden sein: studiert fleißig Philosophie,
hat nur Einsen auf seinen Seminarzeugnissen und ist darüber hinaus ein äußerst gutaussehender junger Mann....
Gisbert: Du sagst ganz richtig: eigentlich! Aber wie kann ein Vater zufrieden sein, wenn sein inzwischen fast
26-jähriger Sohn sich überhaupt nicht für Frauen interessiert!
Klaus: Überhaupt nicht? - Es hat sich also inzwischen nichts getan – auf diesem Gebiet?
Gisbert: Nein, gar nichts! Noch nie war Edgar verliebt, noch nie hatte er eine Freundin. Dabei könnte er so viele
haben, wie er wollte. Aber was tut er? Alle, die sich für ihn interessieren, und das sind nicht wenige, lässt er der
Reihe nach abblitzen. Ich glaube, ganz Grimmelsried ist inzwischen voll von unglücklichen Mädchen.
Klaus: Vielleicht ist er...äh... - na, hast du schon mal daran gedacht? - Er könnte doch... vom anderen Ufer....
Gisbert: Nein, ist er nicht! - Es gibt keinen Hinweis, dass seine Neigungen in diese... diese ...andere Richtung
gehen…
Klaus: Alles in der Tat sehr merkwürdig! Kurze Pause
Gisbert: Und das Weinen vorhin..., du hast es ja auch gehört - wahrscheinlich stammt es von der Tochter unserer
Nachbarin, Mechthild Eulenburg...
Klaus: Hat Edgar die auch „abblitzen“ lassen?“
Gisbert: Vermutlich ja! - Sie hat schon öfter versucht, mit Edgar ins Gespräch zu kommen. Ein wirklich nettes, hübsches Mädchen! Er nimmt die Zeitung, die auf dem Tisch liegt, und schlägt mit ihr auf den Tisch. Mein Gott, es ist, um auf die Bäume zu klettern! Pause Weißt du, Klaus, dass Edgar sich nicht für Mädchen interessiert, beunruhigt mich an sich nicht. Man könnte ja sagen: So ’was passiert dann halt später, irgendwann! Edgar ist noch jung. - Nein, es ist die Art, wie er seine Gleichgültigkeit gegenüber Frauen äußert! - Stell’ dir vor: Das schönste Mädchen von Windheim kam sogar hierher und hielt sich öfter in der Nähe unserer Villa auf. Sie wollte sich mal gerne mit Edgar freundlich unterhalten. Und als sie aufeinandertrafen, was tat Edgar?
Klaus: neugierig, ungeduldig Nun, was tat er?
Gisbert: Er hat sich mit ihr freundlich unterhalten.
Klaus: Na, das ist doch ein Fortschritt, immerhin!
Gisbert: Dachte ich auch erst. Aber als das schöne Mädchen später bei Edgar anrief, sagte er am Telefon nur: ich kenne Sie nicht und legte auf. Und zu mir sagte er: wenn Fräulein Ginster noch einmal hier anruft, sage ihr bitte, ich bin nicht da.
Klaus: Ach! Vielleicht war sie nicht sein Typ.
Gisbert: Das Fräulein Ginster ist so schön, die ist Jedermanns Typ.
Klaus: Tatsächlich, das sollte man annehmen.
Gisbert: Dann wurde Edgar von der äußerst hübschen Tochter des reichen Kaufhausbesitzers Brause eingeladen, zu einer Party in der luxuriösen Villa der Brauses; so mit Kärtchen und der Bitte um Rückantwort. Die Einladungskarte liegt heute noch oben in seinem Schreibtisch, die Rückantwortkarte aber auch. Mehrmals rief ein Mädchen bei uns an und fragte, ob die Einladungskarte bei uns eingetroffen sei.
Klaus: Und? Ist er dann noch hingegangen?
Gisbert: Keine Bohne! Er hat den Termin einfach verstreichen lassen.
Klaus: Nicht zu fassen! Was sich Edgar da für Chancen durch die Lappen gehen lässt.
Gisbert: Dann, vor ein paar Tagen, hat ein
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 11.12.2018
ISBN: 978-3-7438-9013-8
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