Wenn man es Leid ist, jeden Morgen um sechs aufstehn zu müssen, mitten in der Nacht mit der S-Bahn, dem Auto oder gar mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren zu müssen – nach einem anstrengenden Tag in der Dunkelheit nach Hause zu kommen, während die Kinder schon im Bett liegen oder, noch schlimmer, herum quengeln, dass man auch jetzt keine ruhige Minute hat – der kann schon auf den Gedanken kommen, sich selbstständig zu machen, eine Firma zu gründen.
Da kann man morgens im Bett bleiben bis die Kinder in der Schule oder im Kindergarten sind, dann gemütlich frühstücken, für das man sonst nie die Zeit hatte, oder, wenn schönes Wetter ist, ins Freibad zu gehen – ja, das wär schon ein Leben.
Wenn Sie aus diesen Gründen eine Firma gründen wollen, dann begehen Sie den ersten großen Irrtum Ihres Lebens.
Es sei denn, Sie machen es wie Siemens, Krupp oder Opel, die haben andere für sich arbeiten lassen.
Aber, Vorsicht, gar so einfach ist es nicht eine Firma zu gründen.
Es gibt da einige Dinge, die zu beachten sind. Dieser Leitfaden soll helfen, Ihnen diesen Schritt zu erleichtern.
Wenn man eine Firma gründen möchte, sollten zunächst einige Fragen abgeklärt werden.
Dabei steht nicht die Frage im Vordergrund: „Was will ich verkaufen oder Produzieren?“
Sondern die erste Frage ist: „Was benötigen die Leute? Woran mangelt es, wo ist eine Marklücke, die man abdecken könnte?“
Dazu sind Recherchen erforderlich, Marktanalysen, aber auch ganz einfache logische Überlegungen.
Manchmal besteht zu einem Produkt zunächst einmal gar ein Bedürfnis, weil deren Anwendung gänzlich unbekannt ist. Da müsste man die Bedürfnisse erst einmal wecken.
Wenn z.B. in einer Gegend gar keine Einbrüche stattfinden, braucht man dort auch keine Produkte, die Sicherheit garantieren oder Einbrüche verhindern können. Dazu muss erst das Bedürfnis nach solchen Produkten geweckt werden, indem man dort vielleicht einige Einbrüche veranstaltet.
Es ist doch auch so bei den vielen Angeboten zur Spamware-Abwehr, Virenkillern im Computerwesen usw.
Solange es diese Computerviren gar nicht gab, hätte man sich den Mund fusselig reden können, keiner hätte diese Produkte gekauft. Was hat man also gemacht?
Man hat Vieren produziert und diese über das Internet verbreitet. Jeder Viren-Programm-Hersteller kennt doch seine eigenen Vieren und kann sie dann auch mit seinem Viren-Bekämpfungs-Programm bestens beseitigen. Er bastelt aber immer an neuen Viren und dafür bietet er dann seine Updates an, die natürlich auch Geld kosten. Und man ist ja mit dem einmaligen Kauf einer solchen Viren-Abwehr nicht dauernd geschützt, man muss den Preis jedes Jahr neu bezahlen, man hat also die Viren-Abwehr eigentlich nur gemietet.
So sind diese Software-Entwicklungsfirmen steinreich geworden.
Da könnte doch ein Pharma-Unternehmen gradewegs auch hergehen, ein Mittel auf den Markt werfen, welches Blähungen verursacht und gleichzeitig ein Mittel verkaufen, welches dagegen hilft.
Aber, kommen wir zurück zur Firmengründung.
Die Frage war ja, was brauchen die Menschen und wie kann man das herausbekommen.
Also, eine Firma in Schweden produzierte Schuhe, die Schweden aber besaßen schon jeder genug Schuhe, man suchte also einen weiteren Absatzmarkt.
Was lag näher, als ein paar Leute nach Afrika zu schicken, sie sollten dort den Markt testen.
Einer der Männer telegrafierte an die Firma in Schweden: „Hat keinen Sinn hier Schuhe verkaufen zu wollen, alle Leute hier laufen barfuß.“
Ein anderer kam zu einer ganz anderen Ansicht, er telegrafierte nach Schweden:
„Hier gibt es einen ganz tollen Absatzmarkt für unsere Schuhe, denn alle Leute hier laufen barfuß.“
Nun, beide hatten irgendwie recht, dass alle barfuß liefen, war wohl nicht von der Hand zu weisen, aber daraus den richtigen Schluss zu ziehen, darauf kam es an.
Dass die Leute barfuß liefen, war doch nur deshalb, weil sie keine Schuhe kannten.
Der eine der beiden Kundschafter, bzw. Analysten wusste, dass man die Bedürfnisse nach Schuhen erst einmal wecken musste.
Er mietete sich einen Laden und stellte ein paar Schuhe in das Schaufenster. Die Leute, die vorüber gingen, betrachteten interessiert die Schuhe, sie kamen in den Laden und fragten nach diesen komischen Dingern.
Aber, leider war in ihnen das Bedürfnis Schuhe zu tragen nicht in die Wiege gelegt.
Was machte unser schwedischer Schuhverkäufer? Er schüttete eine Handvoll Reißnägel auf den Gehweg vor dem Laden, zog sich ein Paar Schuhe über und stolzierte mit ihnen über den Gehweg. Die Leute stutzten zunächst, waren aber kurz darauf hell begeistert.
Der Verkäufer sagte ihnen: „Mit Schuhen kann da gar nichts passieren und wie oft liegen Glassplitter oder sonstige scharfen Sachen auf dem Weg.“
Im Nu hatte er ein Kontingent von Schuhen verkauft und musste sogleich eine neue Ladung in Schweden ordern.
Halten wir fest: Man muss zunächst ermitteln, was die Leute gebrauchen könnten und dann muss man das Bedürfnis nach einem Produkt wecken!
Die zweite Phase ist dann die Preisermittlung. Falsch ist es, den Preis seines Produktes nach seinen eigenen Bedürfnissen festzulegen. Beispiel: Unser Schuhverkäufer benötigt zu seinem Lebensunterhalt, sagen wir, 2000 Euro.
Er stellt fest, dass er im Monat 10 Paar Schuhe verkauft hat, also müsste er einen Reingewinn von 200 Euro pro Paar Schuhe kalkulieren. Das geht in die Hose.
Dazu möchte ich einen Busunternehmer im Westerwald anführen, der morgendlich und abendlich 30 Arbeiter in die Fabrik kutschierte. Er hatte folgendermaßen die Preise für eine Busfahrt kalkuliert:
Ich fahre an 5 Tagen die Woche 2-mal am Tag 30 Arbeiter, das ergibt in der Woche 300 Arbeiter/Fahrten und in 4 Wochen wären das 1200 Arbeiter/Fahrten.
Wenn mein Gewinn 2000 Euro sein soll, dann müsste ich für die Fahrt 1,66 Euro nehmen, lassen wir mal die Kosten für Benzin und sonstiges außer Acht.
Und er folgerte weiter, wir runden auf und verlangen für eine Fahrt 2 Euro, dann sind auch die Unkosten abgedeckt. Soweit, so gut.
Es fielen aber in nächster Zeit 5 Arbeiter aus, sie hatten eine andere Arbeitsstelle erhalten, also musste unser Busunternehmer um kalkulieren und die Preise pro Fahrt entsprechend anheben.
Das war manchen zu teuer, weitere 5 sagten ab, sie benutzten nun das Fahrrad, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Weitere Preiserhöhungen folgten zwangsläufig.
Der letzte Benutzer des Busses war ein gewisser Herr Gwaltiger, er sollte fortan alleine für den Broterwerb des Busunternehmers aufkommen? Das war ihm doch nicht zuzumuten. Das Busunternehmen meldete Konkurs an.
Fazit: Die Preisentwicklung muss den Fortbestand des Unternehmers sichern.
Ich möchte hier ein weiteres Beispiel anführen, weil manche Leute fälschlicherweise anführen, Nachfrage reguliert den Preis.
Das ist ein ganz fataler Fehler, wie ich im Folgenden machweisen werde.
Als es am Main noch keine Brücken gab, hatte einer die Idee, Leute, die ans andere Ufer wollten mit einem Boot herüber zu rudern.
Anfangs war unser Fährmann bescheiden, er verlangte für eine Überfahrt 10 Cent pro Person.
Das gefiel den Leuten, sie benützten das Boot nun öfter und es kamen auch immer mehr Leute, die sich hinüber rudern ließen.
Unser Fährmann war ja ein kluger Kopf, obwohl er schon dadurch mehr verdiente, dass die Zahl der Kunden gewachsen war, wollte er noch mehr Profit aus der Sache schlagen, er erhöhte kontinuierlich die Preise. Er verdiente anfangs auch mehr, aber irgendwann war die Schwelle überschritten und immer mehr Kunden blieben aus.
So machen es z.B. auch die Mineralölfirmen, die Energieversorger usw. Wenn der Energiebedarf steigt, erhöhen diese Unternehmen die Preise,, obwohl der Gewinn schon durch den Mehrverkauf gestiegen ist.
Der Fährmann schlug sich noch irgendwie durch, aber eines Tages war es ganz aus, da man beschloss an dieser Stelle eine Brücke zu bauen.
Unser Fährmann hatte die Sache mit dem <die Nachfrage reguliert den Preis> überzogen. Das werden eines Tages auch die Energieversorger merken, dass sie die Sache überzogen haben, wenn Firmen wegen der hohen Strompreise schließen müssen und als Sromverbraucher gänzlich ausfallen.
Fazit: Preiserhöhungen sind eine heikle Sache, man sollte sie nur dann vornehmen, wenn z.B. die Notenbank ihre Zinsen erhöht oder senkt. Dann fällt es keinem auf.
Oder wenn der öffentliche Nahverkehr oder die Bahn auch ihre Preise anheben.
Nun, da wir einige Fragen geklärt haben, kommen wir zur zweiten entscheidenden Frage: Will ich produzieren oder verkaufen?
Vom Produzieren möchte ich dringendst abraten. Selbst, wenn man eine geniale Idee für ein neuartiges Produkt hat, bevor man die Instanzen der Patenanmeldung hinter sich gelassen hat, hat schon ein Chinese den Markt mit Billigprodukten überschwemmt.
Auch große, mächtige Konzerne machen Dir dermaßen Konkurrenz, dass Du schnell die Finger von Deinem Produkt lässt. Sie werden Dich mit Klagen überziehen, Du hättest ihre Patente verletzt usw. Sie drängen Dich in den finanziellen Ruin, denn Du hast nicht den langen Atem, den diese Konzerne haben.
Nein, besser ist es zu handeln, dann gehst Du all diesen Problemen aus dem Weg. Da sind uns die türkischen Mitbürger ein großes Vorbild, sie handeln mit allem, womit man handeln kann.
In Istanbul gibt es unter den 11 Millionen Enwohnern 8 Millionen, die ihr Brot mit Handeln verdienen und nicht nur das Brot.
Man geht am besten so vor: Du mietest Dir einen Laden in einer von vielen Fußgängern frequentierten Straße oder noch besser auf der grünen Wiese, wo es an Parkplätzen nicht mangelt, wenn man mit größeren Artikeln handeln möchte, weil da der Abtransport der Ware für den Kunden leichter ist.
Wenn nun ein Kunde Deinen Laden betritt, dann ist es ein Fehler, wie ihn die meisten Verkäufer begehen, den Kunden zu fragen: „Kann ich Ihnen helfen?“
Der Kunde wird den Kopf schütteln und sagen „Nein, ich will mich nur mal umsehen.“
Dann hast Du das Nachsehen, er wird den Laden verlassen, ohne etwas gekauft zu haben.
Man soll dem Kunden keine Frage stellen, worauf er mit Nein oder Ja antworten kann.
Man fragt z.B. nicht: „Möchten Sie ein Auto kaufen?“ Man fragt viel besser: „Möchten Sie ein Auto oder ein Motorrad kaufen?“
Jetzt muss der Kunde sich zwischen diesen beiden entscheiden und kann einem Kauf schlechter ausweichen.
Vielleicht kauft er sogar ein Auto, dann hast Du Glück, aber selbst, wenn er zum Motorrad ausweicht, hat man doch ein gutes Geschäft gemacht.
Desweiteren ist die Verkaufsförderung ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens.
In Rockfort, Wisconsin/USA gab es viele, die mit Eierhandel ihrem Broterwerb nachgingen, denn es gab dort eine Unmenge an eierlegenden Hennen und wenn diese ihre Legeperiode hinter sich hatten, wanderten sie anschließend zu Fried Kentucky , das an der Route 66 Richtung Farmershome lag und viele Vorbeireisende anzog.
So machten alle – fast alle – ein gutes Geschäft. Warum sage ich „fast alle?“
Ja, ein Eierverkäufer war besonders erfinderisch. Wenn ein Kunde an seinem Laden vorbei fuhr hörte er ein lautes Hühnergegackere, das aus dem Laden kam.
Das reizte die vorbeifahrenden Autofahrer anzuhalten und in den Laden zu gehen.
Allerdings sah man dort keine Hühner, nur Eier, Eier, Eier. Aber das Gegackere von Hühnern hörte man hier noch deutlicher, die Hühner müssten sich gleich hinter dem Haus befinden. Die Kunden kauften bei ihm viel lieber, als bei anderen Eierhändlern.
Das Geheimnis aber war, dass das Gegackere vom Tonband kam, was aber keiner der Kunden je bemerkte.
Mir ist noch eine andere Geschichte bekannt, wo ein Mann im kanadischen Farington einen Laden betrat, um eine Schachtel Streichhölzer zu kaufen.
Der Verkäufer verwickelte den Mann in ein Gespräch, was etwa so abgelaufen sein könnte:
„So, hier sind Ihre Streichhölzer. Haben Sie eigentlich schon mal die neue Havanna probiert oder bevorzugen Sie die Brasil?“
Der Mann kaufte eine Schachtel mit 12 Havannas.
„Am besten schmeckt ja so eine Zigarre beim Angeln. Gehen Sie lieber wandern oder angelnl?“
Der Mann kaufte eine Angel.
„Wenn man Glück hat, kann man hier am Mississippi eine Menge Fisch fangen, da braucht man eine große Fischtonne.“
Der Mann kaufte auch eine Fischtonne, man kann ja nie wissen.
„Neulich war einer beim Angeln, der hatte seine Tonne schon nach einer halben Stunde voll, er bedauerte, dass er nicht mehr Tonnen dabei hatte.“
Der Mann kaufte neun weitere Fischtonnen.
„Na, wenn Sie nun alle Tonnen voller Fisch haben, wie wollen Sie diese transportieren? Dazu brauchen Sie einen Geländewagen.“
Der Mann kaufte auch einen Geländewagen.
So fängt man mit kleinen Dingen an und steigert die Sache, ohne dass es dem Kunden auffällt, weil die Steigerung immer nur ein Stück groß ist. Der Unterschied zwischen eine Schachtel Streichhölzer und einem Geländewagen mag groß sein,
aber man kann die Unterschiede verwischen, indem man die Sache langsam steigert.
Oder ein anderer Fall, indem man einem Kunden den Komplettpreis schmackhaft machen will.
Ein Kunde betritt den Optikerladen und fragt nach dem Preis einer Brille. Nun ist ja, wie wir wissen, eine Brille recht teuer, vor allem dann, wenn sie alle Vorzüge haben soll. Ich will die Konversation kurz halten.
„Was kostet eine Brille?“
„Zehn Dollar“
Der Kunde akzeptiert den Preis.
Der Optiker fährt fort: „Pro Glas.“
Der Kunde schluckt etwas.
Der Optiker: „Das Gestell kostet ebenfalls 10 Dollar.“
Heftiges Schlucken des Kunden, aber was sein muss, muss sein.
Der Optiker: „Entspiegeln kostet 15 Dollar.“
Der Kunde hustet verlegen.
Der Optiker fährt aber unerschrocken fort: „Hartbeschichten kostet extra, aber im Moment im Angebot für nur 5 Dollar.“ Angebot hört sich immer gut an.
Der Verkäufer registriert, dass der Kunde die Brille braucht, weil er immer noch geduldig ausharrt.
Der Optiker: „ Entspiegeln und Hartbeschichten natürlich pro Glas – das macht dann 70 Dollar für die ganze Brille.“
Um nun den Preis dem Kunden schmackhaft zu machen, fügt man noch hinzu, und das mach sich auch immer sehr gut: „Natürlich haben Sie lebenslange Garantie auf die Brille.“
Der Kunde atmet auf und denkt, das ist doch mal was, wo kriegt man denn eine lebenslange Garantie und er willigt in den Kauf ein.
Man muss dem Kunden ja nicht sagen, dass sich die lebenslange Garantie nicht auf das Leben des Kunden, sondern auf das der Brille bezieht.
Nun gibt es da noch einen entscheidenden Punkt, was das Produkt angeht, welches man verkaufen möchte – die Haltbarkeit.
Wenn man verderbliche Lebensmittel oder Blumen verkaufen will, muss man sehr darauf achten.
Nicht, dass es Ihnen ergeht, wie einem Bäcker in Castrop-Rauxel, der verkaufte immer die Brötchen vom Vortag, weil soviel übrig geblieben waren.
Ein Kunde fragte ihn daraufhin: „Sagen Sie mal, die Brötchen sind ja von gestern? Wann verkaufen Sie denn die Brötchen von heute?“
Da sagte der Bäcker: „Morgen.“
Oder, Sie handeln mit Orchideen. Jeder weiß, dass der Kunde darauf achtet, dass an der Pflanze auch noch Knospen sind, bevor er eine kauft.
Die meisten Händler machen aber den Fehler, dass sie den Preis zu hoch ansetzen, wenn die Orchidee noch Knospen hat, erst, wenn sie keine Knospen mehr hat, setzt er den Preis herab. Dann ist es aber zu spät, Orchideen ohne Knospen will keiner mehr haben. Der Händler muss sie in den Müll geben oder bestenfalls auf den Komposthaufen.
Fassen wir zusammen: Handeln ist besser als Produzieren.
Und: Es kommt darauf an, wie man mit den Kunden spricht, um sie zu mehr Konsum zu überreden und dass sie den Preis akzeptieren!
Nun kommen wir zum heikelsten Punkt, wenn sich einer selbstständig machen will und ein Unternehmen gründet – das Finanzamt.
Das Finanzamt ist dazu da, sich einen gehörigen Brocken von allen Unternehmungen zu holen, egal ob das Unternehmen dadurch Pleitegeht oder nicht,
es nimmt auf niemanden und auf nichts Rücksicht.
Wenn jemand eine Steuerschuld hat, dann holt sich das Finanzamt sein Geld auf Biegen und Brechen.
Das sollte man wissen, wenn man sich mit dem Finanzamt einlässt. Am besten ist es, wenn man in den ersten drei Jahren mit Verlust arbeitet, dann kann das Finanzamt auch nichts holen. Natürlich kann sich kein Unternehmen Verluste auf die Dauer leisten, aber wenn man die Lebenshaltungskosten vom Gewinn abzieht, dann lässt es sich auch damit gut leben. Man muss sich eventuell etwas einschränken und statt selbst zu kochen ins Restaurant gehen und dies von der Steuer absetzen. Dafür gibt es ja die Bewirtungskosten.
Und merken Sie sich eines – das Finanzamt ist unbestechlich, es sei denn, dass Sie ihr Geschäft in Griechenland betreiben. Warum nicht Griechenland? Kroatien ist da auch zu empfehlen, aber da müssen Sie schon etwas tiefer in die Tasche greifen, am Teuersten dürfte es in Italien werden, wegen der Mafia.
Russland ist gar nicht zu empfehlen, da sind Sie schnell in Teufels Küche, falls Sie Milliarden mit Ihrem Geschäft gemacht haben und sich vielleicht auch noch politisch engagieren. Arbeitslager ist da Ihnen so gut wie sicher.
Lieber klein und bescheiden bleiben, auch wenn alle von Wachstum muss sein reden.
Mit dem Wachstum ist das so eine Sache. Sie haben einen Laden, verkaufen so gut wie alles, dann merken Sie, man könnte noch mehr verkaufen, wenn man nur mehr hätte. Sie machen Schulden, kaufen mehr Produkte ein, erhöhen die Personaldecke, denn das ist dann auch nötig, wenn man mehr verkauft. Am Ende merken Sie, dass die Gewinnmarge nicht so zugenommen hat, wie der Geschäftsumfang zugenommen hat. Dann fragen Sie sich hat sich das denn gelohnt?
Wachstum hat einen bitteren Nachgeschmack, es erhöhen sich nicht nur die Verkaufspreise, es erhöhen sich auch die Einkaufspreise, von den Personalkosten ganz zu schweigen.
Außerdem geht Wachstum beim Einen immer zu Lasten eines Anderen.
Wenn in einer Stadt drei Bäckereien sind und einer davon verdoppelt seine Produktion, dann müssen die anderen darunter leiden, sie verkaufen dann weniger.
So einfach ist das, da braucht man kein Wirtschaftsstudium dafür, um das zu verstehen.
Ein anderes Beispiel: Jetzt baut Deutschland noch 3 Millionen Autos im Jahr, China kommt auf 100.000. Wenn die chinesische Autoindustrie ihr Volumen auf 3 Millionen erhöht, dann verkaufen die Deutschen eben nur noch 100.000 Autos. So sieht die Rechnung aus. Wer zahlt dann unsere Renten und unsere Krankenkassen, die Chinesen? Nicht, dass ich lache.
Die Deutschen brauchen ihr Wachstum nur deswegen, weil Chinas Wirtschaf wächst, um im Gleichgewicht zu bleiben – der Unterschied im Wachstum muss gewahrt bleiben. So wächst alles bis zum ganz großen Crash, weil dann ein Überangebot die Preise purzeln lässt und einige Firmen Konkurs anmelden müssen. Zunächst fällt dann alles zusammen, um kurz darauf mit neuem Wachstum wieder von vorne zu beginnen.
Fazit: Wachstum um jeden Preis ist falsch, wer klein und bescheiden seinen Kundenkreis versorgt, ist am besten dran – nur muss man sich Konkurrenz vom Halse halten – deshalb ist es wichtig ein gutes Produkt zu haben, noch besser, es als Einziger zu haben.
Da sind wir wieder beim ersten Punkt angelangt, hier schließ sich der Kreis: Das Wichtigste ist – das Produkt. Und die Kunst – es zu verkaufen!
Und da gilt dann noch der Satz von David Hamilton: Je besser das Produkt – desto geringer der Verkaufsaufwand!
Wenn wir aber zum Schluss von Kunst reden, möchte ich doch Herrn Hamilton widersprechen: Kunst ist, wenn man etwas verkauft, was keiner braucht.
So hat z.B. ein Vertreter für Melkmaschinen einem Bauern, der nur eine Kuh besaß zwei Melkmaschinen verkauft und die Kuh als Anzahlung mit genommen.
Da fällt mir auch die Geschichte ein, von einem der sich als Verkäufer in einem Kaufhaus bewarb. Er sagte, dass er der beste Verkäufer der Welt sei.
Wie kann man nur den Mund so voll nehmen? Sich so etwas einzubilden, das musste doch schief gehen.
Der Kaufhausdirektor willigte ein: „OK, Sie sind auf Probe eingestellt. Ich gebe Ihnen vier Wochen Zeit einen Posten von 200 Damenpullis, die schon Monate hier rum liegen zu verkaufen. Wir haben bisher nicht einen einzigen Pulli verkauft. Schaffen Sie es, sind Sie fest angestellt.“
Der Bewerber willigt ebenfalls ein. Nach vier Wochen ließ ihn der Direktor rufen.
Kleinlaut kam der Bewerber zum Direktor, es war ihm nicht gelungen auch nur einen einzigen Pulli zu verkaufen.
„Na?“ sagte der Direktor „wie sieht es aus?“
„Ich muss mich korrigieren“ sagte der Bewerber „ich bin nicht der beste Verkäufer der Welt – ich bin der Zweitbeste.“
Der Direktor hob erstaunt seine Augenbrauen, der Bewerber aber fuhr fort:
„Der beste Verkäufer der Welt war der, der Ihnen diese 200 Pullis verkauft hat.“
Als Gegenstück möchte ich eine Geschichte anführen, die beweist, dass man auch Unmögliches verkaufen kann, wenn man nur recht geschickt zu Werke geht.
Es spielt sich ebenfalls in einem Kaufhaus ab. Der Abteilungsleiter hatte 500 schwarzweiß gestreifte Regenschirme eingekauft, die auch keiner haben wollte.
Die Werbeabteilung wurde bemüht, man solle sich was einfallen lassen, aber es nützte nicht, keiner wollte diese Schirme kaufen.
Ein Verkäuferlehrling hatte eine Idee, er ging zum Abteilungsleiter: „Was bekomme ich, wenn ich die 500 Schirme verkaufe?“
„Du bekommst einen Monat Extraurlaub und 500 Euro.“
„Abgemacht.“
Der Lehrling gab in der örtlichen Tageszeitung ein Inserat auf mit folgendem Inhalt:
<Schwarzweiß gestreifter Regenschirm abhanden gekommen, gegen gute Belohnung abzugeben bei Sophia Loren, z.Zt. im Hotel Adlon>
Am nächsten Morgen stürmten die Kunden, zumeist männliche, den Laden, um einen dieser Schirme zu kaufen. Innerhalb eines Tages waren alle 500 Schirme verkauft.
Der Lehrling ging zum Abteilungsleiter, um ihn zu fragen, ob man nicht weitere Schirme bestellen sollte.
„Um Gottes willen, nein“ rief dieser „willst Du die Firma ruinieren?“
„Aber, ich habe sie doch alle schon verkauft und weitere Kunden haben nach diesem Schirm gefragt“ antwortete der Lehrling.
Da staunte der Abteilungsleiter nicht schlecht.
Mir ist noch ein weiterer Fall bekannt, wo das Unmögliche möglich war.
In einer süddeutschen Bibelverlagsanstalt bewarb sich ein Stotterer als Bibelverkäufer. Der Personalchef des Verlages wollte nicht so recht an eine Einstellung des Stotterers denken, er hatte da so seine Bedenken.
Aber der Stotterer ließ nicht locker und sagte: „S s s sie k k könnens d d doch einmal v v versuchen.“
Na ja, dachte der Personalchef was kostet uns das denn, wenn wir es versuchen.
Er ließ dem Stotterer 50 nagelneue Bibeln aushändigen, die er verkaufen sollte.
Und er dachte bei sich, dass er den Stotterer wohl lange nicht zu Gesicht bekommen würde.
Aber falsch gedacht, nach einer Woche stand der Stotterer wieder im Verlag und sagte: „K k können S s sie m m mir n n noch einmal f f fünfzig B b bibeln geben?“
Der Mann staunte nicht schlecht: „Haben Sie denn alle Bibeln verkauft“?
„N n na k k klar“ erwiderte der Stotterer. Er bekam noch einmal 50 Bibeln ausgehändigt.
Das ging so eine Weile weiter, jede Woche verkaufte der Stotterer 50 Bibeln.
Die Produktionsabteilung produzierte nun mit Volldampf neue Bibeln.
Der Verlagsleiter wollte nun unbedingt den erfolgreichsten Bibelverkäufer kennen lernen, er wurde zu ihm gebracht.
Der Verlagsleiter zum Stotterer: „Sagen Sie mal, wie machen Sie das, das Sie in so kurzer Zeit so viele Bibeln verkauft haben?“
Der Stotterer gab zur Antwort: „Also, ich k k klingele b b bei den L l leuten und f f frage sie, ob s s sie eine B b bibel k k kaufen m m möchten o o der, o o ob ich sie ihnen v v vorlesen soll?“
Auch hier haben die Leute das geringere Übel gewählt, wie am Anfang erwähnt, bei dem Auto- oder Motorradverkäufer.
Diese These hat sich doch als sehr richtig herausgestellt. So ist auch alles Übrige von sehr großem Nutzen für die Gründung einer Firma.
Texte: Gerhard Spingath
Bildmaterialien: Gerhard Spingath
Tag der Veröffentlichung: 03.08.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Allen, die die Schnauze voll haben abhängig beschäftigt zu sein.