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Above the city



Allein und vom seligem Schweigen der Ruhenden umgeben, blickt er wie schon so oft, auf die träumende Stadt unter ihm hinab. Die Straßen sind von den wenigen funktionierenden Laternen erhält. Zu dieser Zeit, in der einzig und allein der Mond den Himmel erhält, fühlt er sich wohl. Allein, aber wohl. Eingeschlossen in seinem Element in dem er nun schon seit so langer Zeit sein Unwesen treibt.
Nach einiger Zeit hebt er seinen Blick und lässt ihn in die Ferne schweifen. Aufgeschreckt durch einen Ruf muss er nun eilen und die geliebt Ruhe hinter sich lassen.
Ein tiefer Atemzug seiner Seits und schon hat ihn die Dunkelheit verschluckt.

Fröstelnd stößt sie einen Schwall warmer Luft aus ihrer Lunge und blickt das sich bildende Wölkchen vor ihrem Gesicht irritiert an. Nach kurzem Zögern hebt sie ihren Blick und betrachtet die Stelle über ihr, sie war sich sicher dort einen Mann gesehen zu haben. `Julie du solltest echt keine Nachtschichten mehr übernehmen! Du bist schon ganz kirre.`, ermahnt sie sich selbst.
Kopfschüttelnd wendet sie ihren Blick wieder auf den vor sich liegenden Weg. Wie so häufig muss sie für eine ihrer Kolleginen einspringen und die Spätschicht im „Picture of your Dream“ übernehmen.
Vor dem Personaleingang streift sie ihre weißen Stoffhandschuhe von den Händen und legt diese auf die Schaltfläche für den Personenscan. Keine zwei Sekunden später wird sie durch das leise Surren eingelassen und sucht die Umkleidekabinen auf.
Sie legt ihren schwarzen knielangen Mantel und die weißen Highheals ab. Als sie schließlich komplett entkleidet ist, schlüpft sie in ihr heutiges Arbeitsoutfit, welches einzig und allein aus einem kurzem, figurbetonten dunkelblauen Cocktailkleid besteht.
Vor dem Spiegel, der neben der Tür in dieser Umkleide platziert ist nimmt sie Platz und legt ein auffallend starkes Make-Up auf.
Vorbereitet für die nächsten Stunden Arbeit betritt sie den Aufzug mitten in der Umkleidekabine. Nachdem sie die gläserne Pforte überschritten hat, legt sie ihre Handfläche wieder auf eine Schaltfläche wodurch der Fahrstuhl in Betrieb gesetzt wird.

Sink me in the river at dawn



Mit geschlossenen Augen warte ich darauf, dass dieser all zu bekannte Luftzug meine nackten Beine streift. Tief zieh ich einen Schwall Luft in meine Lungen und öffne die Augen. Geblendet durch die vielen Scheinwerfer, die nun alle auf mich gerichtet sind, blinzle ich einige male.
Die Musik fängt an zu spielen und ich weiß nun liegt es an mir mein Publikum zu begeistern.
Langsam und grazil hebe ich meine Hände in die Lüfte, beginn meine Hüften im Takt der sinnlichen Musik zu bewegen und achte kaum noch auf meine Umgebung. Nur wenn ich es schaffe mich in einen Zustand zu versetzten, der mich alles vergessen lässt, kann es mir gelingen die umliegenden Gästen in meinen Bann zu ziehen. Langsam lass ich meine Hände sinken und streife dabei die Konturen meines Körpers nach. Mit einem verführerischen Lächeln dreh ich mich um meine eigene Achse. Einige anerkennende Laute dringen in mein Ohr und mein Lächeln wird breiter. Das Verführen gehört genauso wie das Tanzen bei meiner Anstellung im „Picture of your Dream“ dazu.
Das „Picture of your Dream“ ist ein Salon, der all den männlichen Wesen dort drausen in der Welt ihre erotischen Fantasien erfüllen soll. Mein Job besteht darin die Männer aufzuglühen. Meine Colleginnen dagegen haben den Job die Männer noch heißer zu machen, doch ich nehme einen ganz andern Platz ein. Mit meinen 1.75 Metern und einem Körper, für den viele andere Frauen töten würden, bin ich wohl so etwas wie eine TRAUMfrau für all die Männer. Mein höchstes Gebot: „Anschauen – ja – anfassen – nein!“ Man glaubt es vielleicht kaum, aber ich bin noch Jungfrau. Kein Mann durfte bis jeher mehr als anschauen.

Mein ebenholzfarbenen hüftlangen Haare schwingen bei all meinen Bewegungen im sanften Takt der Musik mit.
Nach einiger Zeit wird die Musik leiser und leiser und verstummt irgendwann komplett. Die Lichter erlischen und ich steh im Dunkeln.
Ein undefinierbares Lächeln umspielt meine Lippen und ich gehe zurück zum Aufzug, der mich direkt zurück in die Umkleide bringt.

Ein lächelndes Gesicht und eine wärmende Umarmung begleiten meine Schritte durch die Dunkelheit. Wie schön es doch wäre, hätte ich einen geliebten Menschen an meiner Seite, der mir diese Umarmung schenkt. Ich lasse meine Arme sinken und öffne meine geschlossenen Augen und fühle mich allein.

Eine einzelne Träne stiehlt sich, durch das kurz auftauchende Gefühl der Einsamkeit, aus meinem Auge. Meine Beine bewegen sich wie von selbst und führen mich durch die einsamen, aber langsam heller werdenden Straßen. Nach dem Überschreiten der Pforte meiner Ruheoase legt sich das betrückende Gefühl ab und die Müdigkeit gewinnt Besitz von jeder einzelnen Faser meines Seins. Gebetet in der seidigen Umarmung meiner gewohnten und geliebten Umgebung versinke ich zur Morgendämmerung in einem Reich meiner Träume.

Geweckt durch das penetrante Geräusch, ausgelöst von einer Höllenmaschine, auch bekannt unter dem Namen Wecker, wird mein ruhendes Bewusstsein dazu gezwungen der Realität und somit einem neuen Tag in meinem Leben entgegen zu treten. Müde und träge öffnen sich meine Augen, die sich kurz darauf dazu gezwungen fühlen, durch den Wasserfall eintreffenden Lichts, in ein Reich gefärbt in rot zu entweichen. Beim zweiten Versuch gelingt es mir nun meine Umgebung in ihrer gewohnten Farbe und Gestalt wahrnehmen zu können. Immer noch liegend in meinem Bett, tastet sich meine Hand in Richtung des Nachtkästchens und auf der Sucht nach einem Haargummi, durch die mehreren Lagen meiner seidigen Bettwäsche. Nachdem ich nun auch noch aufrecht in meinem Bett sitze, lege ich die fließende Menge meiner Haare über meine rechte Schulter und flechte sie mit geschickt geübten Fingern zu einem langen Strang, dessen Ende ich mit dem Haargummi verschieße.

Nach den wenigen Schritten, mit deren Hilfe ich meine Küche erreichen kann, beginne ich meinen freien Tag mit einer Tasse Kaffee. In der einen Hand halte ich die Tasse, während ich mit der anderen die Türe auf meinen kleinen, grün bepflanzten Balkon öffne. Mit geschlossenen Augen atme ich die frische Luft tief in meine Lungen und lächle. Ich hab im Gefühl das heute ein ganz besonderer Tag werden wird.

Während die Zeiger der Uhr für die kurze Zeit einer Sekunde eine Uhrzeit von drei Uhr nachmittags anzeigt, genieße ich eine heiße Dusche in meinem kleinen Bad. Das warme, wohltuende und entspannende Wasser fließt über meinen Körper und entlässt nichts als Reinheit. Die Ruhe dieses Moments wird unterbrochen durch das läuten des Telefons. Enttäuscht der Wolke aus kleinen Wassertröpfchen entfliehen zu müssen, greife ich nach einem Handtuch, wickle mich darin ein und gehe mit schnellen Schritten Richtung Telefon.
„Timea MacGlan“, melde ich mich um einen freundlich wirkenden Tonfall bemüht. „ Hallo Mea. Ich bin´s Sam.“ Samuel Duncan ist mein Chef und somit der Inhaber von „Picture of your Dream“. „Ich weiß du hast heute deinen freien Tag, aber ich brauch dich heute Nacht ganz dringend. Einer der Männer der deine Show gestern gesehen hat, will dich für eine ganze Nacht gebucht und...“ „Halt! Stop! Sam du weist das ich nicht weiter gehe als Tanzen!“, unterbreche ich meinen dunkelhäutigen Chef energisch. „Ja, ja und für genau so eine Show will er dich haben! Er will uns einen beachtlichen Betrag zahlen, der über unseren normalerweise geforderten Preisen steht.“ „Und wo ist der Hacken?“, frage ich misstrauisch. „Ähm, also der Hacken... Ja der Hacken ist, dass du in einem von ihm gestellten Outfit und an einem unserer privaten Räumen, vor ihm und einigen anderen Männern tanzen sollst...?!“ Ich schließe kurz die Augen und versuche irgendwelche Warnhinweise aus dieser Aussage her raus zu fischen. Nachdem ich mir nun alles genaustens durch den Kopf gehen ließ, frag ich: „Wann und wo?“ Ein erleichtertes Ausatmen am anderen Ende des Hörers ist zu vernehmen und Sam teilt mir alle wichtigen Details mit.
Das ist wohl das Ende meines entspannten freien Tages.

Eine Stunde nach Sonnenuntergang steh ich einmal wieder vor der Schaltfläche des Personleingangs. Nach dem Piepen betrette ich das Gebäude und gehe die langen weißen Gänge entlang. Als ich schließlich vor der Türe zum Büro meines Chefs stehe, hebe ich meine Hand an und klopfe leicht nervös an die Tür. „Herein“ Ich öffne die Türe, trette ein und schließe sie anschließend wieder hinter mir und blicke nun meinem Chef entgegen. Samuel sitzt hinter einem großen und breiten mit Unterlagen überfüllten Schreibtisch. Als sich unsere Blicke treffen erhebt er sich und kommt, den Schreibtisch umkreisend, auf mich zu. „Mea da bist du ja endlich!“, sagt er und bleibt vor mir stehen und betrachtet mich eingehend mit einem scannenden Blick der meinen gesamten Körper in Augenschein nimmt. Mit einem offenbar zufriedenem Ergebnis, sieht er mir nun mit seinen schokofarbenen Augen wieder ins Gesicht. „Ich glaube du wirst die Ansprüche mit großer Zufriedenheit erfüllen“, sagt er und dreht sich zu seinem Schreibtisch von dem er ein schwarzes Seidentuch nimmt und mir mit einer auffordernden Handbewegung andeutet mich zu drehen. „Das will ich doch hoffen“, gebe ich zurück und gehe seiner Aufforderung nach. Die letzten Stunden hatte ich damit verbracht die Anweisungen Sams bezüglich des Auftrags folge zu leisten und habe mir ein dezentes, aber eindruckvolles Make-up aufgelegt, meine langen braunen Haare zu sanften Wellen frisiert und meinen gesamten Körper von unerwünschten Härchen befreit.
Er verbindet mir vorsichtig mit dem Tuch die Augen und meint dann: „Wir müssen los!“

Der leichte Druck in meinem Rücken ist das Einzige, das mich wissen lässt, dass Sam immer noch hinter mir ist. Seit einigen Minuten schon führt er mich schweigend durch das große Gebäude und schließlich auf die,vermutlich von Laternen beleuchtete, Straße. Vor einem Auto weißt er mich an einzusteigen und einige Momente später setzt sich das Auto auch schon in Bewegung.

Impressum

Texte: Alle Rechte bezüglich der Texte liegen bei mir. Einige der Kapitelnamen entspringen Zeilen des Liedes "If I die young" von The Band Perry.
Bildmaterialien: Alle Rechte an dem Cover liegen bei mir. Bearbeitet und gestaltet wurde es von "teetrinkerin". Noch einmal DANKE dafür! Anderes Bildmaterial: http://us.cdn2.123rf.com/168nwm/cidepix/cidepix0901/cidepix090100063/4243596-ein-gl-ckliches-paar-das-miteinander-silhouette.jpg
Tag der Veröffentlichung: 29.07.2012

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