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Zuhause

 

Heimat.

Wie definiert man das eigentlich?

 

Muss das der Ort der Geburt sein?

Ich wurde in einem Krankenhaus geboren – zwei Mal.

Aber egal wie dankbar ich den Ärzten für ihre Hilfe bin, ich käme nie auf die Idee, ein Krankenhaus deshalb mein Zuhause zu nennen.

 

Oder ist das Elternhaus gemeint? Das wäre ziemlich schade, denn einmal verlassen, wäre man dann in seiner Heimat – seinem Zuhause – nur noch ab und an zu Gast. Ein Besucher in einer vertrauten und zugleich fremden Welt.

 

Aber was ist es dann, das Zuhause? Woraus bemisst sich Heimat?

Für mich hat Heimat mit Liebe im Herzen zu tun, mit Frieden in der Seele und mit einer angenehmen Ruhe im sonst so rastlosen Geist.

 

Heimat ist der Ort, an dem ich mich in dem Moment, in dem ich ihn betrete, richtig fühle. An dem mich ein Gefühl des Angekommen Seins, des Zurückgekommen Seins durchströmt. Es ist ein sehr bejahender Ort. Ein Ort, der einem Antworten zu geben vermag und den Mut, sie auch zu hören.

 

Und wo findet man solche Orte?

Das ist doch das schöne oder? Wir alle haben unsere ganz eigene, persönliche Heimat. Diesen einen besonderen Ort. Er muss nicht an eine bestimmte Adresse gebunden sein, aber er kann.

 

Für mich gibt es viele solche Orte: Kleine Kirchen und alte Theater, weite Wiesen und tiefe Täler, endloses Meer und riesige Berge. Das Schöne, das Gesegnete, das Beeindruckende, das Wunder Gottes großer Schöpfung. Ich fühle mich wohl an Orten, die in und aus Liebe geschaffen wurden und das auch ausstrahlen – sie sind zugleich Orte voller Geheimnisse und voller Offenbarungen, Orte, die einen fesseln und zugleich frei machen.

 

Ich glaube, man kann seine ganz persönliche Heimat überall finden – solange man sie im Herzen mit sich trägt.

[Mary Cronos, Herbst 2011]

Das Haus der Freundschaft und die Kathedrale der Liebe

Eine Freundschaft könnte man mit einem Haus vergleichen.

Sie bietet einem Schutz, man baut an ihr, um sie schöner – wohnlicher zu machen.

Sie ist dem Wetter – Regen, Stürmen, Kälte – ausgesetzt.

Aber egal welche Schäden entstanden sind, man ist meist in der Lage, sie zu reparieren.

Und selbst wenn das Haus ganz zusammenstürzen sollte, ist es nicht unmöglich, das Haus zumindest in ähnlicher Form wieder aufzubauen – genauso wie zuvor wird es allerdings nie wieder aussehen. Vielleicht bessert man beim zweiten Versuch von Anfang an ein paar Mängel aus.

Häuser können sehr verschieden sein. Es gibt Fertighäuser oder auch Villen – manche sind billiger, andere teuer – manche aufwendig zu bauen, manche einfach.

Aber alle liegen sie in der Hand des Besitzers – des Erbauers.

Er kann entscheiden in welchem Haus und zu welchem Preis er leben will.

Er kann es schmücken und verzieren – aber viele lassen es auch verkommen.

Im Fall der Fälle gibt es sogar noch den Umzug in ein anderes Haus.

Egal wie das Haus beschaffen ist – das Haus der Freundschaft sollte ein Zuhause sein und ein Ort von Sicherheit und Vertrauen.

 

Die Liebe hingegen ist kein einfaches Haus – sie ist ein Kunstwerk – eine gotische Kathedrale. Kreiert von ihrem Meister – nicht vom Pfarrer oder dem Besucher.

Mächtig anzusehen, gefährlich zu bauen und auf eine lange Bauzeit zurückblickend.

Beflügelnd und leicht die Architektur und doch wiegt ihr Stein schwer und doch scheint sie imposant.

Sie braucht keine nachträglichen Verzierungen oder Verschönerung – sie selbst ist die Zierde.

 

Doch ein falscher Eckstein kann sie zum Einsturz bringen – und es gibt wohl keinen, der sie dann wieder in ihrer alten Pracht erstrahlen lassen könnte.

Und es gibt wohl keine zweite so mächtige Kathedrale in der Heimatstadt des Menschen, in die er gehen könnte.

 

Aber der Mensch braucht seine Kathedrale – seine Kirche – seinen Anker im Leben, nach dem er sich richtet.

Er wird also eine neue Kirche bauen an ihren Fleck – auf die Ruine der alten Kirche.

Vielleicht ist die neue Kirche nicht mehr so groß – der Mensch ist vorsichtig geworden – aber nach und nach wird er wieder mutig werden und der Herausforderung nicht mehr widerstehen können, eine neue – noch größere – Kathedrale zu bauen.

Eine Kathedrale die allen, die sie sehen, ein Denkmal ist. Eine Kathedrale, die er mit Stolz betritt.

 

[Mary Cronos, Sommer 2007]

Impressum

Bildmaterialien: Mary Cronos
Tag der Veröffentlichung: 27.11.2013

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