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Prolog & Kapitel I

 

für Cames 

 

 

 

 

 

 

Prolog

 

 „Ich nehme den Heilbutt mit Salzkartoffeln. Und die Sauce auf einem Extrateller.“

Fisch in einem Steakhaus bestellen, ruft bitte jemand die Polizei. Sie fährt fort, die offene Karte in den Händen:

„Und einen trockenen Weißen, aber keinen Chilenen. Das war’s.“

Die Wörter 'Bitte' oder 'Danke' scheinen dieser Frau nichts zu sagen. Ich tippe sie auf Mitte 20, die Breitling am schmalen rechten Handgelenk verrät annähernd ihren so genannten Status, dazu ein Platinring am rechten Mittelfinger, gesäumt von einem Armband mit dutzenden Anhängern. Neben ihr das Handy, welches nur der Essensaufnahme wegen kurzzeitig aus den kleinen Händchen gelegt wird. Sie guckt während dieser Zeit zweimal vom Nachbartisch zu mir herüber, die Art ihres Blickes verrät Unsicherheit gepaart mit ungesunder Arroganz.

Ich bestelle mir wie geplant das Rindersteak aus der Lende, 320 Gramm, kurz von der Flamme geküsst. Ich entschied mich dazu für Bratkartoffeln und einen Tomatensalat. Alles soll perfekt sein.

„Der Herr wünscht einen Wein zum Essen?“

Ich schüttele den Kopf und bestelle ein kleines Bier. Ich mustere das Restaurant: ein Steakhaus in der Nähe der Landstraße, in dem man von dem Personal mit „Herr“ angesprochen wird. Polsterbezogene Sitzgelegenheiten, eine Salatbar mit Flackerlicht in der Ecke. Kindergeschrei, wir haben es gegen 13 Uhr, genervte Familien in Strandbekleidung, überall knirscht der Holzboden vom hereingetragenen Sand.

Ich hätte mein Kind gerne aufwachsen sehen: Ballspielen, vorlesen, kochen, Bilder malen und Vokabeln abhören - das volle Programm halt. Sara beschloss vor einiger Zeit, dass “wir“ schwanger werden sollten; ich war dabei und auch an der Entstehung maßgeblich beteiligt. Ich möchte mich gar nicht beschweren, der häufige Sex war zwar anstrengend aber ich genoss die Phase sehr. Maria hingegen wollte bis gestern noch keine Kinder. Komisch wie sich alles ändert -auf der einen Seite völlig klar und natürlich, aber jedes Mal auf‘s neue erschreckend. Ich beginne zu rauchen, begleitet von künstlichen Hust-Attacken von Fräulein Breitling vom Tisch gegenüber.

„Könnten Sie das bitte unterlassen, ich versuche hier zu essen,“ werde ich affektiert belehrt.

Ich greife in meine Packung, hole eine zweite Zigarette hervor, zünde diese an, lege sie in den Aschenbecher und rauche die erste weiter.

„Iss' auf, Du Nutte.“

„Wie bitte?“

„Ich sagte: iss‘ auf und verpiss dich.“

Keine Reaktion.

Ich werde mir von niemandem diesen Moment zerstören lassen; und als mir mein Steak gebracht wird trinke ich das Bier zuerst in einem Schluck aus, bevor ich erneut inne halte. Ich schaue aus dem Fenster und beobachte eine Familie, die gerade auf dem Parkplatz aus ihrem Wagen steigt. Die Frau am Telefon, nebenher die zwei Kinder zurechtweisend. Der Vater sieht gestresst aus, man merkt, daß Schulferien sind.

Der Geruch der Bratkartoffeln steigt mir in die Nase. Ich picke drei, viermal in den Tomatensalat, die Schale schrumpelt bereits an den Ecken, und fange an, mein Steak zu essen.

 

 

Manche Leute nennen es Henkersmahlzeit - in ein paar Stunden wird alles vorbei sein.

 

 

 

Kapitel I

Nichts ist leichter als der Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahr haben möchte, hält er auch für wahr.“
(Demosthenes)

 

Vor ungefähr einer Woche bis zehn Tagen saß ich mit Maria auf der Gartenterrasse des Park-Restaurants und tranken Bier aus der hauseigenen Brauerei. Sie erzählte mir wieder einmal von irgendeinem Typen, den ich angeblich kennen müsste, weil er ja der Exfreund irgendeiner Schlampe aus unserer Stadt war.

„Sie ist eine Freundin von mir, du kennst sie noch von früher bestimmt, Clara, Exfreundin von dem einen da, du weißt schon, blond, groß, etwas langsam im Kopf.. sag schnell wie der heißt bitte.“

„Ist doch egal, komm zum Punkt.“

„Ach ja, ok stimmt, pass auf: sie hat mir von diesem Buch erzählt.“

„Du liest? Mehr als nur Schwangerschaftstests? Ist das dein Ernst?“

„Lustig ist heute mal wieder ausverkauft, Herr Hager? Aber im Ernst mal eben: in diesem Buch geht’s um so einen Mann, der alles im Leben hat, es aber selber nicht sieht. Oder wahrhaben will, keine Ahnung, im aktuellen „Spiegel“ ist ein Interview mit dem Autor – musst du lesen, notfalls online oder so. Und dieser Typ redet andauernd über Musik, und wie wichtig Musik ist. Was ist eigentlich deine Lieblingsgruppe?“

Ich überlege, dann eine Antwort: “Hab‘ keine. Glaub ich. Zu viele gute, zu viele schlechte.“

 „Jeder Mensch hat eine Lieblingsband, erzähl keine Scheiße.“

Sie lacht dabei. Ich liebe es wenn sie ordinär spricht, auch jenseits des sprichwörtlichen Aktes. Sie beißt sich auf die Unterlippe und wirft ihr dunkles Haar zurück.

„Schrei nicht so Maria! Die Leute bekommen ja Angst vor dir. Ich habe wirklich keine Lieblingsband. Musikepoche ja, aber eine Band…lass mich überlegen.“

„Der erste Gedanke ist meist' der beste,“ sagt sie während sie in ihrer riesigen Handtasche die Zigaretten sucht.

„Du auch?“

„Nein danke. War zu viel gestern.“

„Also, welche Band? Ich will kein pseudo ‚American Psycho‘ Gewäsch hören. Die Dialoge könnte Tarantino geschrieben haben. Selbstverliebter Hurensohn… aber bist du ja auch.“

„Brian Adams.“

„Du Loser, sag‘ schon.“

„Frank Zappa.“

„Dann lieber Adams. Obwohl der hochgradig schwul ist. In seinen Booklets könnte nur ‚Penis Penis‘ stehen, es würde keinem auffallen.“

„Sommer of ´69 war ein großartiger Song.“

„Oh ja, Sir Fuckalot, und so gefühlvoll. Wen willst du denn beeindrucken? So kannst du mit deiner Freundin reden. Wenn ich dein Teil nicht eben noch in meinem Bauch gehabt hätte, würde ich jetzt annehmen, du hättest keinen Schwanz.“

„Die Leute gucken schon wieder. Vielleicht kennen die ja deinen Papa.“

Maria ,sich zu den Leuten wendend: „Meine Mama sagte mal, mein Vater habe ein riesen Glied; der Sex war schmerzhafter als die Geburt ihrer vier Kinder.“

 

Kopfschütteln am Nachbartisch.

 

„Marc, Du Trottel! Das Problem ist doch einfach, dass niemand mehr richtig Musik sammelt.“

„Was redest du die ganze Zeit über Musik?“

„Ok, hast Recht. Wo ficken wir als nächstes?“

Erneutes Kopfschütteln.

„Ich muss nach dem Essen nach Hause, Sara kocht heute extra für mich Grünkohl und Hackbraten.“

„Wir essen doch gerade, du Vollidiot.“ Maria ist offensichtlich angetrunken. 

„Ja aber das weiß sie doch nicht.“

„Ich will noch was trinken. Der Merlot soll gut sein. Papi zahlt heute, weil du seine Tochter leckst.“

Sie wedelt mit ihrer weiß-verschmierten Kreditkarte und lacht erneut, das schönste Lachen der Welt, zumindest in meiner. Alleine wie sie die Zigarette raucht ist Erotik, nicht perverser Natur; stilvoll im Gegensatz zu ihrer maskulinen Ausdrucksweise.

Maria und ich kannten uns schon eine halbe Ewigkeit, da wir in einer Kleinstadt lebten und diese einen zwangsläufig dauernd begegnen lässt. Ich hatte stets eine gewisse Schwäche für diesen Typus Frau, ich und der Rest der Welt beschreibt es mit dem Wort Aura. Schon damals mit gerade mal 17 Jahren war ihr Körper perfekt im objektiven Anschein, ich nannte es prall. Von Kopf bis Fuß eine Erscheinung, was niemandem verborgen blieb. Vielleicht aus diesem Grund waren ihre schulischen Leistungen auch immer zufriedenstellend, da man ihr bei allem Gutdünken keine herausragende Intelligenz bescheinigen konnte, obwohl sie an Sara gemessen noch ein Hawking war. Ein weiterer Grund ihres guten schulischen Abschneidens könnte auch die Tatsache gewesen sein, dass ihr Vater einer der vermögendsten Personen aus unserer Stadt und im Elternrat der Schule Vorsitzender war.

Maria trinkt den letzten Schluck Rotwein und ich fahre sie nach Hause.

 

Ich hätte Rolling Stones, Johnny Cash, Van Morrison oder Duran Duran sagen sollen.

 

 

 

Kapitel II

Kapitel II

„Die Ahnung der Frau ist meist zuverlässiger als das Wissen der Männer.“

(Joseph R. Kipling)

 

 

„Wie geht’s Oma Kass? Warst du heute schon da?“

„Wann hätte das denn geschehen sollen?“

Sara dreht sich von der Arbeitsplatte zu mir Richtung Küchentisch:

„Es hätte ja sein können, dass du nach dem Büro bei deinen Eltern vorbei gefahren bist. Ich finde sowieso, dass du dich da mehr einbringen solltest, deine arme Mutter schafft das doch alles gar nicht alleine.“

Stimmt, meine arme Mutter schafft es nicht zwischen Kaffeetrinken mit anderen ungefickten Hausfrauen, auf dem Tennisplatz rumstehen und im Garten Magazine lesen sich um ihre Schwiegermutter zu kümmern; die ja ohnehin von einem Pflegedienst versorgt wird.

„Sara, ein letztes Mal: ich kann meine Oma so nicht sehen. Sie ist nur noch Hülle.“

Eine krächzende, aus dem Mund riechende, versabberte Hülle.

Sie war stets eine starke Frau gewesen, meine Oma, der Familienmittelpunkt, unser Oberhaupt. Als sie ihren ersten Schlaganfall bekam, nahm mein Vater seine Mutter direkt zu sich; seinen eigenen Vater hatte er nie kennengelernt. Dafür war Omas Cousin der „Opi“ von mir und meiner Schwester. Wir liebten ihn wie einen richtigen, leiblichen Grossvater, aber leider verstarb dieser in einem gemeinsamen Familienurlaub in Südengland als ich 16 war. Opi Kass (unsere Grossmutter heisst Cassandra) war ein erklärter Liebhaber Englands, und wir Kinder fuhren einmal im Jahr mit ihm und meiner Oma, manchmal auch zusätzlich mit unseren Eltern, eben in diese südlichen Provinzen Englands: Kühe, endlose nicht enden wollende Wiesen und Weiden, dazu mindestens einmal am Tag Regen und jeden Abend bellende Hunde der umliegenden Gutshöfe. Für uns Kinder war es eine tolle Zeit, aber spätestens ab meinem 15. Lebensjahr versuchte ich Jahr um Jahr diesen Urlauben zu entkommen – leider nur mit mäßigem Erfolg. Ich wollte mich eben lieber in den Schulferien mich mit meinen Jungs treffen, Mädchen verarschen und Joints rauchen anstatt mir zum wirklich 60. Mal die Wirkungsstätte von Joseph Kipling anzusehen: ‚And here you folks see the desk where Kippling wrote his bestseller The Jungle Book‘. Und das jedes Jahr kombiniert mit einem Ausflug zu den Herbertsons, die den wohl übel riechensten Käse nördlich des Kanals produzieren. Wir Kinder spielten mit ihren Hunden, die nach Käse rochen, und aßen Pflaumen, die ebenfalls nach dem Produkt des Hauses Herbertson rochen, bis unsere kleinen Bäuche streikten.

„Sie bekommt noch einiges mit – mehr als ihr alle glaubt. Sie tut mir richtig leid“, lässt Sara nicht locker. „Ich frage mich wirklich langsam, ob es nicht besser wäre sie in ein Heim zu geben, gerade auch weil deine Mutter überfordert ist.“

Und vielleicht weil Oma meine Mutter nicht mag, nie gemocht hat und die letzten erbärmlichen Tage ihrer Restexistenz das bestimmt nicht ändern werden. Da mal drüber nachgedacht, ‚Schatz‘, ‚Baby‘, Sara?!

Manchmal ‚verstehe‘ ich Menschen, die ihren Partner im Affekt erschlagen.

Es ist sinnlos das ganze Drumherum und die Situation bei meinen Eltern zu Hause Sara erneut zu erklären. Ich erhebe mich von meinem Platz am Esstisch , wische im Vorbeilaufen mit meinem Finger über die Marmortischplatte und stehe nun vor dem überdimensionierten Kühlschrank am Fenster, während meine Verlobte weiter auf mich einredet: „Wie kannst du es zulassen, dass sie da so liegt, jeden Tag, im Prinzip alleine.“

„Das wäre in einem Heim genauso, wie weltfremd bist du?!“

„Das hat doch nichts mit weltfremd zu tun, wenn ich sage, dass es so nicht weitergehen kann.“

„Wie soll es denn deiner Meinung nach weitergehen, allwissende Sara?“

„Spar dir deinen Unterton mein Freundchen, ich versteh‘ dich einfach nicht. Sie war wie eine Mutter zu dir, obwohl du ja eigentlich eine eigene hast! Ich muss dir hier nicht erzählen, wie wichtig sie dir sein sollte. Oder etwa doch?!“

Nein, musst du nicht, denn die Tatsache, dass sie für mich der wichtigste Mensch auf der Welt ist, die Erkenntnis, dass sie es ist, hast und weisst du von mir, habe ich dir erzählt - ja, genau. Ach ne Quatsch, ich hatte dir damals natürlich erzählt sie sei der zweitwichtigste Mensch für mich, nach dir. Damals warst du allerdings auch nicht die versnobte, blasierte Drecksbratze, zu der du dich die letzten Jahre Dank deines Jobs und deines Freundeskreises, deiner so genannten ‚Mädels‘, entwickelt hast.

Als ich nun mit dem Rücken zu Sara die mit Magneten am Kühlschrank fixierten Schnipsel, Fotos und Postkarten von Menschen, die ich nicht mag und die grösstenteils mich nicht achten, betrachte, fällt mir das Interview wieder ein, wovon Maria mir letzten Donnerstag im Schlosspark erzählte. Im ‚Spiegel‘ war das glaub ich, oder im ‚Focus‘.

„Wo hast du den ‚Spiegel‘ hingelegt, Kleines?“ frage ich Sara, das Innere des Kühlschranks musternd. Trinke ich doch mal ein kaltes Bier; dann habe ich wenigstens eine Beschäftigung während meine mich liebende Freundin ihren nach Latte Macchiato und Dauerfacebooken triefenden Alltagsfrust an mir ablässt.

„Nenn‘ mich nicht Kleines, Marc! Und ausserdem haben wir einen Deal: keine Drogen im Haus! Ich habe deinen Spiegel entsorgt wie du weisst! Wie kann ein einzelner Mensch nur so egoistisch sein?! Du erträgst es nicht, deine eigene Oma so zu sehen? Nur ein paar Augenblicke am Tag an ihrem Bett zu sitzen?“

Ich unterbreche sie, meine Stimme wird etwas lauter:

"Also erstens meine ich mit Spiegel den ‚Der Spiegel‘, das Magazin, nicht den Spiegel den du meinst, und zweitens: Oma-erkennt-mich-nicht. Punkt. Was soll ich da sitzen und mir die selbstgefälligen Stories meiner Eltern anhören. ‚Die So-und-sos haben jetzt ein Golfresort in Frankreich aufgetan, traumhaft schön, ich habe Fotos gesehen.‘ Ich kann mir die Stimmlage meiner Mutter förmlich vorstellen. Das macht doch keinen Sinn, Sara. Gibt doch nur wieder Streit.“

Ich untersuche die Oberfläche des Tisches nach einem Flaschenöffner.

„Das macht sehr wohl Sinn, wenn du nur einmal in deinem Leben an jemand anderen denken würdest als an dich.“

Sie weiß in diesem Moment sehr wohl wie mich dieser Spruch gerade verletzt, das sehe ich in ihren Augen. Wie sie da steht in ihrer Kochschürze und ihren Ralph Lauren Hausschuhen, das Haarband von Topshop und diesem Gesichtsausdruck a la: da-bist-du-aber-sprachlos-oder.

Sara weiß wie intensiv ich mich stets um meine Oma Kass gekümmert hatte, und wie sehr ich ihr auf ewig dankbar bin. Für ihre Geduld, ihr Einfühlungsvermögen mir gegenüber, ihre Ratschläge, ihr strenges Wort. Für ihr Leben, ihr ganzes Wesen.

Meine Freundin hält es aber für angemessen mir in den unzähligen Streitgesprächen der letzten Jahre immer wieder die selben Phrasen an den Kopf zu werfen, wohlwissend, dass das genaue Gegenteil ihrer Behauptungen der Fall ist. Wahrscheinlich sieht sie so ein Verhalten in ihren hohlen Serien und Filmen, die sie mit Vorliebe schaut und die sich in ihrem Aufbau und ihren verschissenen Enden gleichen.

Vielleicht bist du auch deswegen so zu mir, du denkst es gezieme sich für eine emanzipierte Frau so mit ihrem Verlobten zu reden. Das hier ist aber nicht die Wisteria Lane und das hier ist nicht Fairview, ich verachte dich für deine Haltung, deine dickköpfige, rücksichtslose Art. Ja genau, du bist rücksichtslos.

Das mit Schlimmste aber an dir: du kannst keine Fehler eingestehen, kannst nicht sachlich argumentieren, bildest dir etwas auf deinen Lohn Ende des Monats und dein Wirtschaftsstudium ein, auf deinen kleinen geleasten Sportwagen mit der ‚süßen‘ Farbe und den sandfarbenen Ledersitzen, deine Sportschuhe für 220 Mark.

Ich versuche mich zu beruhigen, aber Sara ist jetzt richtig in Form:

„Weisst du was, manchmal glaube ich, du bist ein ganz anderer Mensch als ich gedacht habe. Deine Oma stirbt, und du sitzt hier rum. Oder trinkst mit Tim 6-Packs und labert Scheisse.“

„Ich fahre gleich morgen zu ihr, versprochen.“

„Versprich es nicht mir Junge, mach das für sie. Für dich! Dir kann das doch nicht alles egal sein. Ausserdem glaube ich fest daran dass sie das realisiert wenn du vor ihr stehst. Ihr ward euch so nahe, das behält der Geist. Du würdest auch wollen dass sich Menschen um dich kümmern die du magst und immer gerne um dich hattest als du noch... “

„Wo ist der scheiß ‚Spiegel‘ , Frau?“

„Auf dem Wohnzimmertisch oder auf deinem Nachttisch. Jetzt wird aber nicht gelesen, in 15 Minuten ist das Essen fertig.“

Ich finde den ‚Spiegel‘ schließlich im Badezimmer neben dem WC, setze mich auf den Badewannenrand und studiere das Inhaltsverzeichnis auf Seite vier. Ah, da ist es ja, Seite 66 bis 70. Ich erhebe mich von dem Rand, gehe den Flur Richtung Wohnungstür, in der einen Hand das Magazin, in der anderen die immer noch verschlossene Bierflasche.

„Ich hab‘ Lust auf gebratenen Reis, ich bin mal unterwegs. Bis später.“

„Hör mal Marc, ich habe gekocht. Wie unverschämt bist du denn! Wehe du gehst jetzt!“

„Denke es wird nicht so spät, mal sehen. Bis dann.“

Ich schliesse die Türe und höre noch ein dumpfes Gekreische, welches ich mit einem Lächeln zur Kenntnis nehme.

 

 

Oder vielleicht doch Cheeseburger.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel III

Kapitel III

"Man kann einen narzisstischen Menschen daran erkennen, dass er äußerst empfindlich auf jede Kritik reagiert."

(Erich Fromm)

 

 

Mein Ziel ist eine Sportsbar im Zentrum. Dienstags haben sie dort immer 350gr Zwiebelringe für 2,50 Mark, unschlagbarer Preis. Ich bin aber anscheinend nicht der einzige, der diesen all-wöchentlichen Termin als Anwesenheitspflicht begreift, und so sehe ich mich knapp eine halbe Stunde nachdem ich die Wohnung mitsamt einer meckernden, schwangeren Freundin an Nudel mit Thunfischsauce verliess an der Theke eben dieser Bar sitzen. Nachdem ich mir ein Bier und einen doppelten Moskovskaya bestellt habe beginne ich sofort mit dem von Maria empfohlenen Interview.

 

Deutschland erlebt momentan einen der kältesten Winter seiner Nachkriegsgeschichte. Ich sitze in einem noblen Café in der Innenstadt und warte auf meine Verabredung.

Wir wollen über sein neues Werk reden.

Daß es an diesem Tag ausschließlich darum gehen wird, ist in der Erwartung absurd.

 

Ich bin zu früh am vereinbarten Ort und gucke in regelmäßigen Abständen unruhig auf meine Armbanduhr. Er wird mich doch nicht vergessen haben. Ungefähr fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit kommt er zur Tür herein-und steuert, ohne sich merklich umzusehen, geradewegs auf meinen Tisch zu und begrüßt mich mit den folgenden Worten:

"Guten Tag, ich bin zu früh, hätten sie nicht mit gerechnet, oder?"

Es folgt eine Mimik, die einem Lächeln nahe kommen könnte.

 

Der Mann, der sich nun an meinen Tisch setzt, ist in den letzten Jahren seiner zwanziger, trägt eine Lederjacke, die ihm mindestens eine Nummer zu groß zu sein scheint, Jeans, Sportschuhe und einen biederen Seitenscheitel. Man könnte meinen, er sei gerade mit der mittleren Reife fertig, nur sein Bartwuchs und seine Augen verraten annähernd sein wahres Alter.

"Ich sehe,“ sagt er „sie haben sich schon etwas bestellt." Sein Tonfall klingt leicht vorwurfsvoll.

Vor mir liegt bereits Besteck und eine leere Tasse Kaffee steht mitten auf dem Tisch.

Er bestellt sich eine Orangenlimonade und guckt sich das erste Mal in den Räumlichkeiten um.

"Ein hoher Frauenanteil, sie meinen es gut mit mir," murmelt er etwas unhöflich in den Kragen seines Kapuzenpullovers.

Ich öffne mein Notebook und stelle mein Diktiergerät vor mich auf unseren Tisch; Normalität in meinem Leben. Ich beginne die erste Frage aus meinem nun hochgefahrenen Laptop abzulesen, formuliere sie aber sofort wieder um.

 

"Sie sehen sehr müde aus. Woran liegt's?"

Er überhört die Frage und beginnt nach einem Schluck aus seinem Glas mit einer Ausführung:

"Ich frage mich immer öfter, warum ich überhaupt noch zu Interviews geladen werde. Im Prinzip erzähle ich nichts anderes als jeder Mensch, der nicht komplett beschränkt in seiner Gedankenwelt ist."

Er fängt an die Karte zu studieren.

"Bagels,"sagt er," wer braucht so etwas?! Ein Brot mit einem Loch in der Mitte, zu Preisen eines ganzen Brotlaibes. Nun gut, nicht mein Problem, ich trage schließlich auch überteuerte Schuhe, deren Produktionskosten weit unter einem Stundenlohn eines H&M-Verkäufers liegen."

Ich versuche zu meinen Fragen zurückzukommen:

"Warum denken die Leute sie seien abweisend, destruktiv?"

"Ich denke, die Leute haben seit jeher eine Art Faible für Menschen mit solchen Attributen. Im so genannten gesellschaftlichen Sinne teilweise unstrukturiert, zornig und nachdenklich. Ich kann es aber mit gewissen Mitteln gut überspielen, zumindest den letzten Punkt."

"Diese Mittel, wie sie es nennen, wären?"

Er guckt auf seine Hände, überhaupt schaut er im Laufe des Interviews nur selten in meine Augen, und antwortet mit tiefer Stimme:

"Es war der Alkohol. Es mag andere Sachen geben, aber ich bezog diese Art Rüstung immer aus dem Alkohol. Bei den meisten Frauen wirkt er stimulierend und sexuell aktivierend, bei mir ist es unter anderem der Hang zur Verdrängung meiner persönlichen Lage. Glückseligkeit hat etwas mit Bestätigung zu tun, daher auch meine Abneigung gegenüber Blackmusic und One Night Stands."

"Das mit den One Night Stands glaube ich ihnen nicht. Ihr Ruf ist einschlägig bekannt."

"Was sagt zum Beispiel eine so genannte Freundesliste mit fast ausschließlich hübschen Frauen bei Facebook über meine körperlich Aktivität aus? Ich gehe am Wochenende alleine ins Bett, und das bereits seit nunmehr 7 Jahren, wenn ich mich in keiner festen Bindung befinde."

"Ihre Art mag auf Frauen anziehend wirken: Zynismus, Humor und diese Art des Weltschmerzes."

"Weltschmerz ist doch schon immer ein fester Bestandteil der männlichen Attraktivität gewesen. Jetzt kommt so ein Modeopfer aus England daher, dreht mittelmäßige Vampirfilme, lässt sich blass schminken und die weibliche Welt bekommt einen Eisprung nach dem nächsten. Auch wenn er ein Narbengesicht hätte, wäre er auf jeder Modezeitschrift zu sehen. Traurigkeit kommt immer gut an. Mein Narbengesicht nicht so sonderlich."

"Warum sind sie traurig?"

"Ich vermisse unter anderem."

"Sie sind für ihre früheren Wutausbrüche verschrien. Ehemalige Gespielinnen beurteilen sie als sensibel, aber maßlos. Was sagen sie dazu?"

"Es klingt vernichtend."

"Glauben sie an Liebe?"

"Außerhalb der Familie? Bedingt! Ich denke, dass es so etwas bei anderen Menschen geben kann, habe aber den Glauben daran in Gänze für mein persönliches Leben verloren."

"Enttäuscht worden?"

"Ja."

"Wer war es?"

"In erster Linie ich selbst."

"Das klingt sehr medienwirksam."

"Ich habe noch nie zu den Menschen gehört, die Sachen sagen, weil es das Gegenüber hören möchte."

"Die Leute bezeichnen sie unter anderem als redselig. Eine ihrer Ex-Bekannten sagte einmal, sie hätten ihr an ihrem zweiten Treffen von dem Freitod ihrer eigenen Mutter erzählt."

"Wenn mich Leute fragen, wieso ich nicht lache oder so ernst erscheine, gebe ich Gründe an. Einer dieser ist nun mal die Erfahrung in meiner Familie...Hier gibt es aber wirklich kein Gericht auf der Karte, was ich mit Appetit essen könnte. Ich bin für einen Ortswechsel."

 

Wir bezahlen getrennt und verlassen das Café, scheinbar ziellos. Er raucht eine Zigarettenmarke starker Herkunft.

Auf dem Weg zu einem Restaurant beginnt er von neuem, und ich bereue, dass das Diktiergerät nicht mitläuft.

"Sie werfen einem Kannibalen ja auch nicht vor, dass er Menschen isst. Ich benutzte lange das Erlebte als Ausrede für meine wirtschaftliche und berufliche Stagnation. Sie als Frau erwarten zum Beispiel von mir aufgrund meiner Kleidung eine rohe Ausdrucksweise oder dass ich auf den Boden spucke. Für die meisten Menschen zählt in erster Linie modische Konsequenz. Aber ich drehe ja jetzt keinen Vampirfilm und trage Chucks, nur weil es der Trend verlangt. Fahren sie mal nach Paris, London, Berlin. Die Menschen dort schreiben sich Style und Individualität auf ihre Fahnen, gehen aber in dieser modischen Uniformität unter. Wer braucht schon einen Bench-Pullover, wenn ein FruitoftheLoom Sweater 30 Mark kostet. Da bewundere ich zum Beispiel den US-Amerikaner: er trägt Boots und Regenjacke, funktionell. Holzfällerhemden begleiten mich mein ganzes Leben, nicht erst seit dem Tod von Cobain, oder seit diese Modehuren aus den westeuropäischen Metropolen sie tragen..."

Sein Ton wird schärfer, ich unterbreche ihn:

"Sie werden in wenigen Tagen 28. Was erwarten sie vom Leben?"

"Loyalität, Familie, Verständnis der persönlichen Umstände."

"Das klingt desillusioniert."

"Ich behaupte nicht glücklich zu sein. Aber im Gegensatz zu den meisten sage ich das nicht, um interessant und kaputt herüberzukommen. Wir hatten das Thema bereits: die meisten Frauen schlafen mit Männern wie mir, und heiraten aber den Mann, der in der BWL-Vorlesung neben ihnen saß. Sicherheitsdenken stirbt nie."

"Wieso glauben sie ist es so?"

"Es ist so einfach und leicht umsetzbar."

"Sehr einsilbig für so ein komplexes Thema."

"Ich sehe das so: ich kann noch so ein komplexer und interessanter Mann sein, aber Nest-Bauen ist nun mal an Grundvoraussetzungen gebunden."

"Sie sind seit zehn Monaten trocken. Wie hat sich ihr Leben verändert?"

"In erster Linie bin ich seitdem alleine. Ich habe eine Handvoll enger Freunde, von daher ist alleine nicht das richtige Wort. Aber meine Vorstellung von Zufriedenheit und Erfüllung geht mit einer partnerschaftlichen Beziehung zu einer Frau einher. Wenn ich zum Beispiel meinem Vater, der einen Lehrstuhl hier an der Universität für Wirtschaftswissenschaften inne hat, erzähle, dass ich seit Jahren kein Bedürfnis verspüre, mit möglichst vielen verschiedenen Frauen sexuell zu verkehren, werde ich regelmäßig als verrückt verklärt. Von einem Mann, der gerne seine Studentinnen 'beglückt'.

Menschen ändern sich, ebenso wie ihre Ansichten zu bestimmten Angelegenheiten. Hoffnung ist eine Erscheinung, die sich meiner Meinung nach aus Religionen ableitet. Selbst der größte Atheist hat Hoffnungen, für mich ein Widerspruch in sich."

Ich versuche das Thema zu wechseln, seine Monologe sind unter anderem bei Journalisten gefürchtet.

"Wie verträgt sich ihr gutes Verhältnis zu den Frauen in ihrer Familie mit ihrem neugewonnenen Bild der Frau in ihrem Umfeld?"

"Gar nicht."

"Eine komische Situation."

"Durchaus. Ich bin zur Treue erzogen worden, vielleicht gerade weil meine Großmütter und meine Mutter in ihren Beziehungen betrogen und hintergangen wurden. Das macht mein Leben unnötig kompliziert und anstrengend. Ich bezeichne mich seit meiner letzten Erfahrung als emotional gescheitert. Große Worte, ich weiß."

"Zu früh für einen Mann ihres Alters und ihres Aussehens."

"Aussehen ist relativ. Ich betrachte mich nicht als gutaussehend. Ich glaube an Wirkung und an die Macht der männlichen Aura, die aber nur jeder 100. Mann auf der Welt besitzt. Wenn überhaupt. Ich suche, und sie wissen wie das mit dem Suchen ist. Man findet meistens nicht, beziehungsweise nur etwas, was man nicht will oder schon irgendjemand aus deinem Bekanntenkreis hatte. Das war nie mein Ziel, sexuell als auch teilweise menschlich."

 

Mittlerweile sitzen wir in einem zweitklassigen Restaurant und essen ein bodenständiges "Holzfällersteak - Argentinisch", er erzählt von Defensivtaktiken im Mannschaftssport, und wie diese sich auf das irdische Zusammenleben übertragen lassen.

Und über sein Lieblingsthema: Frauen ohne Stolz, die aber den Anschein machen, sie hätten eben diesen erfunden und würden ihn in sich tragen.

Ich lasse mir von ihm nach dem Essen ein Getränk seiner Wahl bestellen.

"Frauen trinken doch gerne Cocktails," sagt er mit einem gespielten Grinsen zu mir.

"Für meine Begleitung einen LongIsland und für mich einen Ginger-Ale, aber bitte ohne Southern-Comfort."

 

Aber ohne SouthernComfort. Man scheint ihn hier zu kennen.

Draußen beginnt es wieder zu schneien, und mir wird plötzlich bewusst, dass ich das Diktiergerät auch im Restaurant nicht mitlaufen ließ.

Ich versuche auf sein Buch zu sprechen zu kommen.

 

 

 

 

„Bekommen sie noch ein Bier?“ ich blicke von meinem Artikel auf und nicke bestätigend.

„Eins nehm‘ ich noch. Und zahle dann auch bitte direkt.“

„Wie sie wünschen.“

Ich trinke zügig mein Getränk aus und verlasse die Bar. Ich beschliesse das Auto stehen zu lassen und noch einen Absacker in dem Restaurant von Tims Eltern zu trinken, die in dritter Generation ein Lokal mit solider Hausmannskost führen. Auf dem Weg dorthin denke ich über das eben gelesene Interview nach und lege mich mit zwei betrunkenen Jugendlichen an. Ich würde, wenn ich denn sowas ähnliches wie prominent wäre, keine Interviews mögen. Es gibt zwei Arten von Menschen, die interviewt werden. Hurensöhne und Wichtigtuer, oder eben beides. Ich mag die alten Motörhead Interviews aus den 80er Jahren. Viele Berühmtheiten reissen sich um Termine in LateNight Geschichten. Für mich völlig unverständlich. 

Im Restaurant angekommen verspüre ich einen nicht ganz unerheblichen Hunger, trotz des Burgers und der Onionrings. Tims Mutter sieht mich aus der Küche an Tisch Drei sitzen und winkt stürmisch.

„Marc, grüß‘ dich, ich komme gleich zu dir.“

Ich schalte mein Handy, welches ich in der Sportsbar ausgeschaltet hatte, wieder ein und bekomme eine Nachricht, die mir sagt, dass ich vier Anrufe in Abwesenheit erhalten habe: dreimal Saras Nummer und einmal Nummer unbekannt.

Vielleicht ja Maria. Sie ruft öfter mal mit verborgener Nummer an, nachdem ich vor einem Jahr Sara von meiner Affäre berichtete. Sie fragte selbstverständlich nach dem Namen meiner Gespielin, welchen ich ihr aber aus verschiedenen Gründen nicht nennen wollte.

 

 

 

 

 

Kapitel IV

Kapitel IV

„Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.“

(Otto von Bismarck)

 

 

Ich lernte Tim durch Zufall kennen, durch eine angetrunkene Situation in einer Bar in der Altstadt. Er war in Begleitung seiner damaligen Freundin, was mir relativ egal war - es hinderte mich nicht im entferntesten daran Tims Freundin anzusprechen. Sie war genau mein Typ Frau, falls man so was als Mann überhaupt haben kann.

Tim war eher wenig begeistert über meine nächtliche Kontaktaufnahme, was ich auch sehr zügig zu spüren bekam. Nachdem er mir in einer Seitenstraße zeigte, dass eine große Klappe nicht ausreicht, um in einem Faustkampf zu bestehen, kamen wir zurück an der Theke ins Gespräch.

Es stelle sich heraus, dass wir gemeinsame Bekannte hatten, welche wir beide einvernehmlich gleichsam nervig und grausam fanden. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade in der Abschlussklasse und wollte einfach nur raus aus meinem Umfeld. Diese Wesenshaltung änderte sich die darauffolgenden Jahre auch nicht, wenn ich das im Nachhinein Revue passieren lasse. Nichts desto trotz fehlte mir immer der letzte Antrieb, mein Leben von Grund auf zu verändern. In Tim fand ich aber einen treuen Freund, welcher neben Oma Kass mein engster Gefährte, zugleich aber auch der größte Kritiker meiner Person wurde. Will sagen, wenn er eine Frau gewesen wäre, hätte ich ihn sofort geheiratet. Er verband viele Eigenschaften und eine strikte, bestimmende Geisteshaltungen, welche mir fast allesamt stets für mein Leben verschlossen blieben. Zudem fungierte er als eine Art Vermittler zwischen Sara und mir, die ich ein halbes Jahr nach Tims und meinem ersten Aufeinandertreffen ebenfalls in einem Club kennenlernte.

Ich verliebte mich sofort in sie. Sie war stilvoll, und mit ihr ins Gespräch zu kommen war schon einigen Männern vor mir ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Wenn sie zum Beispiel erst gar nicht mit jemandem reden wollte, tat sie das aber dennoch, nur sie antwortete zum Beispiel auf Mandarin oder auf einem südfranzösischem Akzent, oder wie bei mir zuerst auf Cockney. Da ich aber selbst ein grosser Anhänger dieses englischen „Slangs“ war und bin, musste sich Sara etwas neues einfallen lassen um mich von ihrer Erscheinung zu entwöhnen. Ihre Wahl hierzu fiel auf die Taktik des „ich-rede-die-Ganze-zeit-über-meinen-Exfreund-Taktik“, was aber ebenfalls bei mir nicht zog, da ich meinerseits anfing über meine Exfreundin zu reden. Auf jeden Fall bekam ich ihre Nummer, wobei das Erfragen von Handynummern und Vergleichbarem, oder das Ansprechen von Frauen generell, eigentlich gar nicht meine Art ist. Ich werde angesprochen-keine Selbstbeweihräucherung, es ist einfach Fakt. Dass ich sie nicht drängte, mich nach unserer dritten oder vierten Verabredung zu küssen imponierte ihr, wie sie später einmal erzählte, da sie bis dato nur mit Männern Kontakt pflegte, welche die Geduld eines Kleinkinds hatten und eher auf eine schnelle sexuelle Ko-Aktion aus waren.

Ich hingegen suchte zu diesem Zeitpunkt eher eine Art seriöse (manche Menschen nennen es erwachsene) Beziehung, keine Ahnung wieso, ich handelte nach einem Gefühl.

Es stellte sich schnell heraus, dass dieses Gefühl sich Liebe nannte; ich handelte gegen meine Natur und nahm nach vier Monaten Beziehung meinen Mut zusammen und unterrichtete sie über mein Denken und meine ernsten Gefühle.

Ich ließ es zu, dass sie mich kennenlernte.

 

Ich tat dies in meinem Leben noch ein weiteres Mal, bei Maria - die Konsequenzen dieser Handlung kann und möchte ich aber hier an dieser Stelle nicht vorweg nehmen.

Tim und Sara verstanden sich auf Anhieb sehr gut, was mir zugutekam, da er ihr Dinge über mich erzählen konnte, welche ich ihr aus falschem männlichem Ego eben nicht sagen konnte. Die Eigenschaft, zu den Menschen, die man am meisten liebt und schätzt, in manchen Situationen gemein zu sein, teile ich mir mit anderen Trinkern oder generell Menschen mit einem grösseren Drogenproblem. So unterstellte ich Sara in all den Jahren unserer fast acht jährigen Beziehung des öfteren Seitensprünge mit anderen Männern, obwohl ich ziemlich genau wusste, dass dem nicht so war.

Ich erinnere mich noch lebhaft an jenen Abend, als ich Tim von meiner Affäre zu Maria berichtete, wobei ich ihm niemals, bis zuletzt, den Namen meiner „Zweit Frau“ verriet.

Niemandem.

„Es gibt eine andere. Sie ist wie ich.“

„Was soll das heissen?“ Tims Stirn legt sich in Falten.

„Du betrügst Sara? Stolz drauf? Wer soll diese ‚andere‘ denn sein?“

„Es kommt mir so vor, als ob ich sie ewig kennen würde. Es ist mir ernst, Tim, und wahrscheinlich werde ich Sara verlassen.“

„Du willst deine Verlobte, die auch noch schwanger ist, sitzenlassen? Ist es das, was du mir sagen möchtest? So ein Arschloch bist du dann auch wieder nicht.,“ stellt Tim angetrunken fest und lacht dabei. 

„Ich hol' nochmal 'nen Sechser-Träger, oder?“

„Mach' das.“ 

 

 

 

Kapitel V

Kapitel V

„Treue und Glauben sind die Ecksteine der menschlichen Gesellschaft.“

(Johann Gottfried von Herder)

 

 

„Sag mir doch bitte was los ist. Warum bist du so?“

„Alles ok, nur ‘was müde.“

„War sie das gerade?“

„Am Telefon?“

„Ja Baby, am Telefon! Sag es mir wenigstens, mehr verlange ich doch überhaupt nicht. Du hast es mir versprochen!“

Ich hatte ihr einen Scheiß versprochen.

„Es ging um heute Abend, Tim und so weiter wollen vor die Tür.“

„Kommt sie mit?“

„Wer?“

„Ich will das wissen. Nicht dass ich mir Sorgen machen würde-es ist nur…“

„Ich traue dir nicht, das weißt du genau. Ein weiteres Mal ertrage ich das nicht.“

„Was meinst du?“

„Diese Familie ist verlogen. Du weißt genau wie ich das meine. Bleib doch heute bei mir, sie spielen ‚When Harry met Sally‘ im Fersehen. Weisst du noch als wir damals…“

„Es ist anders als früher.“

„Warum sagst du das jetzt? Das ist unser Film.“

„Ich werde duschen gehen.“

„Warum bist du so? Was passiert mit dir, Marc? Du machst mir Angst.“

Sara hatte vor allem Angst: Regen, Sonne, Hasen, Hunden, Autos, Bleistiften und nicht zuletzt rohen Eiern. Keine Ahnung, ob ich das alles anfangs „süß“ oder wie auch immer fand – mittlerweile nervte es nur noch. So ziemlich alles an ihr.

Es waren unter anderem eben solche Momente, die mich an einer gemeinsamen Zukunft von Sara und mir zweifeln liessen.

Gerade zuvor hatte ich erneut diesen Traum, 'meinen' Traum, wie ich ihn gerne nenne. Ich denke jeder Mensch erlebt Ähnliches in seinem Leben – gewisse Träume, gerade die bösen und furchterregendsten, begegnen einem immer wieder im Laufe der Jahre.

 

Der Raum wächst um ein vielfaches in seiner Länge, meine Arme strecken sich bis ich meine Hände am Ende nur noch als kleine schwarze Punkte in der Ferne wahrnehme. Ich habe Angst, dass meine Arme durchbrechen, sie biegen sich wie Äste. Sie sind Äste, und ich werde zu dem Baum auf der Herbertson Farm in dem wir damals unser Baumhaus bauten. Ich merke im Traum, wie ich anfange zu schwitzen.

Ich erreiche sie nicht, versuche ihre Haare zu fassen, Maria lacht mich aus, nennt mich einen mutlosen Versager.

„Wer ist jetzt Chef“ , lacht mein Vater, sein Gesicht hängt wie ein roter Mond über unseren Köpfen. Marias Zunge leckt einen Baum, er bewegt sich im Takt meiner Schritte, wie Ähren im Wind.

Du weißt doch genau wer sie ist.

 

Ich erwache in meinem Bett, versuche Sara zu wecken. Ich drehe mich im liegen nach links, berühre ihre Schulter. Das Licht auf dem Nachttisch ihrer Seite geht an, ein Körper dreht sich zu mir. Ich erblicke mein eigenes Gesicht. Es sieht mich an; durch mich hindurch und lacht. Ein lautlosen, ersticktes Lachen, die Augen weit aufgerissen, mit einem Ausdruck des Wahns.

Ich versuche aufzustehen, meine Decke zieht sich bis zu meinem Hals coconartig zu, mein gegenüber verändert im Zuge dieses Vorfalls zu keinem Zeitpunkt seine Miene - beobachtet mich, regungslos, es kommt mir vor wie eine Stunde.Ich löse mein Aufbegehren. Ich versuche zu schreien, aber ich kann nicht.Die Augen meines Gegenübers erinnern an ein Insekt. Es redet nun in Vaters Stimme: 

„Höre auf deine Grossmutter.“

 

Ich erwache erneut, meine Waden sind warm. Hastig versuche ich die uringetränkten Laken zu wechseln.

Wo ist Sara?

Es ist fast vier Uhr morgens, als sich der Schlüssel im Schloss dreht, meine Verlobte hat getrunken; summt eine monotone Basslinie, ich tippe auf Grime.

Was, bist du noch wach, höre ich sie aus dem Badezimmer lallend fragen.

 

Ich hatte nie ein Problem alleine zu sein, ich war es ein Stück weit gewohnt. 

Oma Kass war neben meiner Schwester mein zentraler Bezugspunkt. Meine Schwester musste vor einiger Zeit nach einem häuslichen Unfall, in Zuge dessen ihr damaliger Freund zu Tode kam, für zwei Jahre in Therapie; und so war es hauptsächlich meine Oma, die mich lehrte meinen Zorn auf die Welt in eine nach außen halbwegs positive Stimmung umzuwandeln. Selbst jetzt, wo ich sie mit dem intubierten Schlauch unterhalb ihres Kinns und dem künstlichen Darmausgang vor mir liegen sehe, strahlt sie auf ihre Art in gewisser Weise Ruhe aus, als ob sie ihr Schicksal akzeptieren würde. Durch ihren Schlaganfall entfiel von einem Tag auf den nächsten ein wichtiger Gesprächspartner in meinem Leben; ihre Anfälle, es sind bis dato drei, reduzierten meine Oma immer mehr auf ein lebloses Objekt. Anfangs konnte sie sich noch mit Zuhilfenahme eines Schreibblocks mitteilen und auch an Gesprächen auf ihre Weise teilnehmen. Auf den ersten Schlaganfall folgte aber innerhalb weniger Wochen ein Hirnschlag, welcher sie zu dem machte, was sie heute ist. Umso beklemmender wirkte auf mich ein Ereignis vor wenigen Tagen.

Ich war zu Besuch bei meinen Eltern. Falsch formuliert: ich war eines Mittags auf dem Weg nach Hause kurz bei meinen Eltern vorbeigefahren, um nach meiner Oma zu sehen. Mein Vater hatte mich die vergangene Nacht mehrfach versucht telefonisch zu erreichen, was mich noch mehr als sonst bewegte, mein Elternhaus aufzusuchen.

Da ich nach wie vor einen Schlüssel zur Vordertür besitze, schliesse ich auf und betrete wortlos und von meiner Familie unbemerkt den Hausflur. Meine Schwester liegt auf ihrer Liege im Garten und telefonierte mit einer ihrer abgegriffenen Freundinnen. Ich begebe mich umgehend in den ersten Stock und schreite dort den Flur hinab bis zur Tür des Arbeitszimmers, welches nun als Krankenzimmer fungiert.

Ich öffne nun die Türe und werde von einem säuerlichen Fäkaliengeruch begrüßt. Da liegt sie vor mir: meine Oma, mein langjährigster Gefährte. Ich schaue ihr in die Augen, welche die Farbe von verdünnter Sahne haben und versuche eine Reaktion ablesen zu können: ein Blinzeln an der richtigen Stelle, ein Drücken meiner Hand, während ich ihre kalte Hand, die aussieht als sei sie mit Papier überzogen, streichele und küsse. Ich gehe zum Fenster am Schreibtisch, öffne es während ich meiner Schwester unten im Garten bei ihrem Oben-ohne-Sonnenbad zugucke.

Ich drehe mich wieder zu dem Krankenbett und erstarre, meine Halsschlagader beginnt unregelmäßig zu zucken:

meine Oma steht in ihrem Nachthemd und ihren abgerissenen Schläuchen vor mir und zeigt wortlos mit ihrem knöchrigen Zeigefinger auf mich. Es kommt mir vor wie eine Viertelstunde in der wir uns gegenüber stehen, wortlos. Ich versuche meine Familie zu rufen, und wie in meinem Traum auf der Weide bin ich sprach- und hilflos, wort wörtlich. Ich merke wie mir der Schweiss den Rücken entlang läuft, jede Sekunde steigert meine Angst, meine Ungläubigkeit, ob ich das gerade Erlebte nur träume. Meine Gedanken werden durch die ersten gesprochenen Worte meiner Oma seit fast drei Jahren unterbrochen. Es ist nicht mehr ihre Stimme, nicht die flüsterleise Bruststimme, welche mir schon so viele Lieder vorsang oder mir Geschichten erzählte:

„Du wirst mir bald folgen.“

Ich gehe rückwärts Richtung der Türe, während meine Oma meine langsamen Bewegungen mit ihrem immer noch ausgestreckten Zeigefinger begleitet. Ich schliesse hastig die Türe und überbrücke mit nur vier Sprüngen, ein neuer Hager-Haus-Rekord, die Treppen hinab zur Küche.

Meine Mutter sitzt am Küchentisch und trinkt etwas, was wie Campari aussieht. Sie wirkt angetrunken. Zitternd zünde ich mir eine Zigarette an.

„Hast du dich von ihr verabschiedet?“ fragt meine Mutter, von ihrem Artikel über Hornhautentfernung in ihrem Magazin nicht aufschauend.

„Von wem soll ich was getan haben?“ reagiere ich gereizt. 

„Dein Vater hatte dich versucht zu erreichen: Oma hat uns gestern Nacht verlassen, Marc. Es ist besser für sie, ihr Leid ist nun beendet.“

 

 

Kapitel VI

Kapitel VI

„Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie gehasst.“

(Marie von Ebner-Eschenbach)

 

 

 

Ich hasse Geburtstage, speziell meinen eigenen.

Sara steht in unserer Küche und kocht mein Lieblingsessen, allerdings für mehrere Personen.

Morgen wird sich ein mir sehr verhasstes Procedere wiederholen: den ganzen Tag Anrufe, Mails und abends das gemeinsame Essen mit meiner mich liebenden Familie und als besonderes Highlight mit unseren sogenannten Freunden: Leute, die sich nur melden wenn sie etwas wollen und oder kein Geld haben, Party machen wollen oder mir mal wieder von ihren Problemen erzählen, ohne sich dabei für meine zu interessieren.

Wer war eigentlich jemals für mich da, für meine Sorgen? Wer hörte sich ohne Häme meine Ängste an, verstand mich, hörte mir zu, beriet mich. Also außer Maria und Tim...

Noch drei Stunden bis null Uhr, Sara öffnet den Roten, den meine Eltern uns von der Loire mitbrachten, lässt ihn eine Stunde stehen und probiert.

 

„Hm Baby, probiere mal. Der ist glaub ich ganz ok.“

 

Ich probiere.

 

„Ja, der ist echt ganz lecker.“

 

Viel besser würde er mir aber schmecken, wenn ich deine scheiss Fresse dazu nicht sehen müsste.

Ihr seid alle gleich.

Du, meine Mutter, einfach alle.

 

Mein Gedankengang wird durch einen Sms Ton unterbrochen.

Maria schreibt.

Ihre Mail klingt kühl, sie möchte mit mir reden, und sagt für das morgige Abendessen ab. Ich schlage ihr vor zum Frühstück zu kommen, ich hatte schon vor fünf Wochen mir bereits für meinen Geburtstag Urlaub genommen.

Mein Herz rast, Rotwein ist halt kein Bourbon.

 

„Sara, haben wir noch Eiswürfel?“

 

„Musst du in der Tiefkühltruhe nachgucken, Baby.“

 

Danke für den Tip, du Fotze.

Du bist so bewundernswert dämlich, irre, wie behindert du bist.

Ich hasse dich, glaube ich.

Noch mehr verachte ich aber meinen Vater, daß er diese unterbelichtete und unsensible Schlampe gefickt hat, die mich ohne meine Meinung dazu anzuhören in die Welt geschissen hat.

Am meisten aber hasse ich mich selber, ich bin es schuld, dass ich meine Verlobte nicht mehr respektieren kann. Vielleicht hat sie mich nie betrogen, wer weiß das schon.

Ich war untreu, und das über Jahre hinweg. Ich habe aufgehört zu zählen.

 

Ich sehe in Gedanken Marias Brüste hinter der milchigen Duschabtrennung, oder ihre beiden kleinen Hände, die mein Genital umfassen, während sie es von oben bis unten ableckt und mir in die Augen blickt.

 

„Schatz, Telefon.“

 

„Wer ist dran?“

 

„Tim, Baby. Es ist Tim.“

 

„Sag ihm bitte, ich rufe zurück.“

 

Ich werde ihn nie mehr sprechen.

 

 

 

Ich gehe zu Bett und schlafe nach dem Sex direkt ein.

 

Sara ist bereits seit zwei Stunden aus dem Haus, als ich gegen halb neun am nächsten Morgen erwache; mein Geburtstag.Ich werde heute 28 Jahre alt. Was für eine Freude, welch ein besonderer Tag.

Marc Hager, 28 Jahre alt, Verlobter von Sara Weidel. Was für eine Leistung.

Warum bleibe ich nicht einfach liegen. 

Heute wäre nicht der schlechteste Tag, um wieder mit dem Kokain anzufangen. Oder wenigstens wie ein Kleinkind Gras zu rauchen.Nach einer halben Ewigkeit stehe ich dann doch auf, schalte mein Handy an, lasse es auf mein Bett fallen und werde auf dem Weg ins Bad von Sms und Mail Tönen begleitet.

Während ich bewusst neben die von Sara eigens wegen unseres heutigen Besuchs zu meinem Geburtstag geputzte Toilette uriniere, denke ich an einen Satz meines Großvaters, Gott oder wer auch immer sich dafür zuständig fühlt, sei seiner armen Seele gnädig: 'Man kann mir auf die Zehen treten. Einmal, auch zweimal. aber wenn sie am Fußgelenk angekommen sind, wird es persönlich.'

Ihr seid mittlerweile an meinem Bauchnabel angekommen, ihr verlogenen Scheisskerle.

Ihr wollt meine Freunde sein?! Eure Egomanie widert mich an. Euer gespieltes Gutmenschentum, eure Art sich zu kleiden, zu reden, zu atmen. Ihr alleine habt mich zu dem gemacht, denn ihr alleine habt es zu verantworten, dass ich niemandem außer Maria trauen kann.

Bei aller Selbstkritik meiner eigenen Person gegenüber: ich war doch gut zu euch, habe mich um euch gesorgt, euch gefördert, euch in meinen Kopf gelassen. ok, mein Fehler, gebe ich unumwunden zu. Ja, ich gestehe: ich habe euch geliebt, euch auf meine Art respektiert. Und was habt ihr für mich getan? Genau. ...

Ich ziehe bewusst nicht ab - wozu auch. Auf dem Weg in die Küche schalte ich meinen neuen Fernseher an, welchen Sara mir bereits vorträglich zum Geburtstag schenkte; es ergab sich wegen der Lieferzeiten von Samsung.

 

UND HIER EINE EILMELDUNG DIE UNS ZUR STUNDE AUS DEN USA ERREICHT: PORTLAND, MAINE. BEI EINER SCHIESSEREI IN EINER TIEFGARAGE STERBEN NEUN MENSCHEN, UNTER DEN OPFERN IST AUCH EIN DEUTSCHER. DER TÄTER BEFINDET SICH AUF DER FLUCHT RICHTUNG VERMONT

 

Die Glücklichen, für sie ist es wenigstens vorbei. Ich darf und muss heute Abend mit meinen Eltern, Saras Arbeitskollegen und meinen so genannten Bekannten an meinem 6000 Mark Tisch sitzen und mir selbstgefällige Geschichten anhören: 'Und zu Weihnachten kaufen Maximilian-Phillip und ich uns endlich unseren lang ersehnten Labrador Retriever.'

Macht ihr alle mal.

Ich schütte mir ein kleines Glas vom Scotch ein, schließlich ist ja mein Geburtstag, und denke voller Neid an die erlösten Menschen aus der Tiefgarage in den USA, gehe zurück ins Bad, stelle die Dusche an und betrachte mich im Spiegel. Ich sollte ins Studio fahren. Ein bisschen Trizeps, vielleicht aufs Laufband. Zudem müsste heute diese Aushilfe mit den riesigen Brüsten wieder am Desk sitzen - ich liebe mein Dasein.

Spart euch bitte eure Glückwünsche, zudem eure geheuchelten Facebook Pinnwand Einträge á la:

'whaass up du alter wemser, alles gute zu deinem ehrentag. feier ordentlich und lass es krachen!!! lg aus Fort Lauderdale bei strahlendem Kaiserwetter, Sören-Constantin'.

L G, das kann doch wirklich nicht euer Ernst sein.

Wie "lieb" können Grüße sein, wenn man sich nicht mal die so genannte Mühe gibt 'Liebe Grüße' auszuschreiben. Deine Geburtstagsgrüße haben nur einen Zweck: der Welt mitzuteilen dass du gerade in Florida weilst. Hol' dir bitte stante pede einen darauf runter, Du lächerlicher Hurensohn.

Oder vielleicht bin ich einfach neidisch; 

oder einfach nur noch müde.

Auch eine ausgiebige Dusche mit dazugehöriger Masturbation kann meine Laune nicht heben. Im Radio läuft derweil 'Landslide' von Stevie Nicks, wie bezeichnend, danke Jesus für deinen gelungenen Beitrag. Vielleicht sollte ich auch mit Valium anfangen. Sara meint, sie sei dadurch ausgeglichener. In erster Linie ist sie dadurch frigide geworden, wenn man mich fragt. Zumindest bei mir.

Ich werde in meinem Leben nie wieder weinen, das schwöre ich bei dem Tod meines ungeborenen Sohnes. Das Handy klingelt, und ich erkenne an ihrem persönlichen Klingelton, momentan ist es Abba mit Gimme Gimme Gimme (sie wechselt eigenmächtig auf meinem Handy die klingeltöne - quasi wöchentlich), dass es Sara ist. Nach gefühlten 30mal anklingeln gehe ich schließlich doch ran.

Madonna, scheiss auf Dich.

„Baby? Bist du's?“

Wer soll es sonst sein, du Tochter einer Samenbank.

„hey, was gibt’s?“

„ich habe ab 13h den Tag frei bekommen. Ist das nicht toll?!“

„das freut mich. sonst alles ok?“ 

Als ob es mich noch interessieren würde.

„mir geht’s gut. Etwas müde, mir ist gestern der Kuchen verbrannt und ich musste bis zwei Uhr aufbleiben, um den zweiten Versuch zu backen.“

du kannst nicht mal eine Fertigbackmischung aufbacken, so bist du. Master of Economics, dass ich nicht lache. Du weißt nicht mal warum die Balearen Balearen heißen. Aber jedes Jahr mit deinen so genannten Mädels Vodka RedBull für 15 Mark das Glas am Mittelmeer trinken, das sieht deinem Wichshirn ähnlich.Was bist du nur für eine lebensuntüchtige Person.Kein Geld der Welt, beziehungsweise deines Vaters, kann dir eine Allgemeinbildung kaufen, kein Uni-Abschluss dieser Welt macht dich interessanter. Hätte ich dich doch damals in dem Club einfach stehen lassen...aber nein, du musst ja deine Riemchenschuhe und das grüne Kleid tragen.gut gemacht Sara, ich denke du bist mächtig stolz auf dich.

was bin ich für ein erbärmlicher Mann. Doch sie liebt mich wenigstens - Männer sind schon für wesentlich weniger bei ihren Frauen geblieben.

„Das tut mir leid, du musst ja hundemüde sein.“

„Das habe ich doch gerne getan. Brauchst du noch irgendwas? Soll ich noch einkaufen? Hast du alles was du für deinen großen Tag brauchst?“

Gibt es Oxycodon bei Kaisers? wenn dem so sein sollte, bitte die Vorratspackung! Aber den Kassenzettel nicht vergessen.

„Vielen Dank, alles ok.“

„Benutzt bitte das WC im zweiten Stock. Habe unser Bad gestern Abend noch schnell geputzt. Du weißt ja wie penibel deine Mutter ist.“

Ich kann mir mein Lachen gerade so verkneifen.wenigstens macht meine Mutter keinen Hehl daraus dass sie ihren Mann nicht mehr so liebt wie früher; da hat sie dir etwas voraus.

Habe ich das laut gesagt? Stimmt das überhaupt ?Also, dass Sara mich nicht mehr liebt. Was geschieht hier gerade-ich träume bestimmt. So wird's sein.

„Ja. Werde ich machen Sara. Kann ich noch irgendetwas tun? Ich möchte nicht, dass du alles alleine machst.“

„etwas spät damit anzufangen, findest du nicht?!“

Ich versuche ihren Kommentar des Friedens willens zu überhören. Bring dir doch auch noch von Kaisers etwas Stolz mit. Steht in Regal 5, gleich neben der Cola.aber kauf nur die Cola light, du weißt, deine Bikini Figur mein Schatz.

„Ich muss auflegen."

Maria wollte gleich vorbeikommen und ich bin noch nicht angezogen.

Im Prinzip aber auch irgendwie unnötig - ich werde sie eh durch die Wohnung brettern, bis sie wieder anfängt wie ein Welpe zu jaulen. Auch wenn es vielleicht nur gespielt ist: sie gibt sich wenigstens Mühe mich zu befriedigen.

So ist sie eben.

„Maria kommt gegen halb zwei, meinte zumindest eben deine Mutter.“

Was hat meine Mutter mit Maria zu tun? Was passiert hier gerade? 

Ich versuche das Thema zu wechseln:

„Ah verstehe. Dann fahr ich noch für eine Stunde ins Studio. Fühle mich irgendwie schlapp.“

Ich rede schon wie meine so genannten Bekannten.

„Mach das. Aber sei bitte um 13h zuhause, ich habe Lust auf Sex.“

Spätestens jetzt weiß ich dass heute mein Geburtstag sein muss. Gestern Nacht Sex, sogar door number two, heute will sie schon wieder.Es kann sich nur um meinen verschissenen Geburtstag handeln!

Kein Zweifel.

„Bis später.“

„Bis später, ich liebe dich.“

Ich beende das Gespräch und ziehe mich langsam an. Duschen war völliger Unsinn wenn ich jetzt ins Studio fahre. Aber vielleicht sitzt ja diese Studentin an der Rezeption. Wenigstens etwas an diesem Tag der sich laut Facebbookpinnwandeinträgen „Ehrentag“ schimpft. Ob Maria mir wieder diese leckeren Kekse gebacken hat? Sie ist so wundervoll, so weiblich, so speziell. 

Ja, ich liebe sie. Ich werde es ihr heute sagen.

Ja genau, heute werde ich es ihr sagen. Und Sara kann sich wieder in ihrem grünen Kleid Jägermeister in den ach so hippen Clubs bestellen. Ach, weißt Du was, ich kauf Dir sogar noch ein neues Kleid- eben gerade weil ich es gut mit Dir meine, Weidel!

Das ist doch mal ein toller Geburtstag; schlagartig verbessert sich meine Laune.

Ich schließe die Wohnungstüre und wähle auf dem Weg zu meinem Auto Tims Nummer. Mailbox. Nun gut, dann eben nach dem Studio.

„Lisa hat heute frei“, stammelt ein pickeliger Angestellter meines Fitnessstudios mir entgegen, als ich mich nach dem Verbleib meiner großbusigen Studentin erkundige.

Was für ein scheiß Tag.

Ich trainiere lustlos und fahre bei bestem Sommerwetter zurück nach Hause. Auf dem Weg halte ich kurz bei Tim. Seine Frau sagt mir er sei seit gestern Abend auf einer Tagung in der Schweiz und dass er mich gestern Abend versucht habe zu erreichen.Meine Laune könnte nicht schlechter sein, und so ist mein nächster Zwischenstopp die Tankstelle an dem Autobahnzubringer. Southern Comfort-Gingerale, aus der Dose,was für eine schöne Welt. Ich kaufe gleich drei Stück des Fertig-Getränks und trinke die erste Dose bereits auf dem Weg von der Kasse zu meinem Auto leer. Geht doch, denke ich mir während ich den Motor starte und in den Rückspiegel blicke: an Säule Vier betankt eine Mutter mit drei höchst ungezogenen Kindern im Wagen ihren Minivan englischen Fabrikates, und ich begrüße ein weiteres Mal den Umstand, kinderlos zu sein.

Gegen kurz vor eins öffne ich die Wohnungstür und werde von Jazzmusik empfangen. Sara kommt noch im Flur auf mich zu und umarmt mich stürmisch. 

 

„Hi Baby, da bist du ja. Geh‘ schnell duschen, deine Schwester wartet im Arbeitszimmer auf dich.“

Ich handele wie mir geheißen und dusche mich kurz ab, ziehe die Kleidung, welche Sara mir ausgesucht hatte schnell über und gehe auf dem Weg ins Arbeitszimmer in die Küche, um die letzte Dose Southern Comfort in ein Glas zu füllen. Mit klimperndem Eis und meinen Hausschuhen schlurfe ich den Flur entlang und scrolle mit der anderen Hand meine Mails in meinem Handy durch.

Geistesabwesend, und mich erneut über standart Geburtstagsglückwünsche von entfernten Bekannten bei Facebook aufregend, betrete ich mein Arbeitszimmer.

 

„Na mein Junge, wie fühlt sich das Geburtstagskind? Alles Gute, Marc!“

 

Es ist ihre Stimme.

 

Mein Glass zerschellt auf dem Kirschholzparkett. Ich schaue ihm nach, sehe, wie sich die Flüssigkeit in den Fugen verabschiedet.

 

„Was ist denn los mit dir? Schlecht geträumt?“, erkundigt sich erneut die selbe Stimme.

 

Träume ich?

 

Sara, durch den Knall des zerspringenden Glases herbeieilend, stößt mich aus dem Türrahmen zur Seite, betritt den Raum und sagt die Worte, die alles verändern sollten:

 

„Störe ich bei eurer Familienbesprechung? Schlagt ihr euch wieder die Köpfe ein? Das muss Geschwisterliebe sein. Süß, ihr Hagers.“

 

Sie lacht dabei.

Vor Sara und mir sitzt auf der Fensterbank meines Arbeitszimmers Maria. Sie entgegnet Sara:

 

„Alles super, wollte nur meinem Brüderchen zum Geburtstag gratulieren. Habe heute Abend ein Date im ‚Alexis‘. Fragt mich nicht, wie ich noch einen Tisch bekommen habe.“

 

„Möchtest du etwas trinken, Maria? Dein Bruder hat gestern einen Kasten Orangina gekauft.“

 

Mir wird kurzzeitig schwindelig.

„Marc, kümmer‘ dich doch mal um die Musik, bitte. Genug verwirrenden Jazz für heute!“

Ich verlasse wortlos das Arbeitszimmer und bewege mich wie ferngesteuert in Richtung Wohnzimmer - registriere auf dem Weg dorthin unsere Familienportraits im Flur zwischen Wohn- und Arbeitszimmer:

meine Eltern und wir beide im USA-Urlaub, Marias achter Geburtstag, Maria und ich zu Besuch bei den Herbertsons auf der Käse-Farm in Südengland, bei meiner Entlassfeier, dann das Familienfoto mit unseren Verwandten in Holland, Maria und ich samt dem Pokal der Eishockey-Stadtmeisterschaften. 

Ich beginne die Tragweite der Situation gerade zu begreifen, als Sara mich von hinten umarmt und mir folgende Worte ins Ohr flüstert:

„Gut, dass wir genug Champagner im Haus haben, du wirst Onkel. Kannst du vielleicht die Flaschen raufholen, ich habe die Gans im Ofen.“

Ich nicke geistesabwesend, gehe an Saras Nachttisch und entnehme eine Packung 'Energa Valium forte'.

Ich blicke aus dem Fenster: ich sehe mich und Maria vor meinem geistigen Auge im Garten unserer Eltern als Kinder spielen: ihr glucksendes Lachen, wenn ich sie in den Pool werfe, ihren nassen jungenhaften Körper. Wir spielen wie Kinder eben in einer gewissen Phase des Lebens spielen: unbeschwert und in gewisser Weise lebensfroh.

 

„Baby ,der Champagner holt sich auch nicht von selbst. Er steht im Vorrats-Kühlschrank in der Garage.“

 

Ich verlasse das Schlafzimmer, am Schlüsselbrett vorbei, nehme meinen Autoschlüssel und steige die Treppen hinab. In der Garage packe ich meine Luftmatratze ein und zähle während des Ausparkens mit meiner rechten Hand grob mein Geld.

Erneut führt mich mein Weg zu der selben Tankstelle, welche ich Stunden zuvor verlassen hatte.

 

„Jack Daniels“, höre ich mich an der Kasse selber sagen. Danach auf die Bundesstraße 22.

Ich fahre diese mir sehr geläufige Straße. Vielleicht stundenlang, mein Zeitgefühl unterliegt unter anderem den Erinnerungen an meine Kindheit. Bis ich die ersten Windräder passiere, welche zeitnah von den ersten Schildern mit der Aufschrift FÄHRE gefolgt werden.

 

Kapitel VII

Kapitel VII

„Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.“

(W. Shakespeare)

 

 

Der Kellner läuft geradewegs auf meinen Tisch zu, während ich die letzten Bissen meines Lendensteaks zu mir nehme. Frl. Breitling vom Tisch visa vis hatte sich wohl mehrfach über mich beschwert.

Ich verlange die Rechnung, gebe 6,30 Mark Trinkgeld und betrete den Parkplatz. Ich atme die salzige Seeluft ein und schaue hinauf zum Himmel: kitschige Situation.

Bevor mein Selbstmitleid mich erneut übermannt steige ich in mein Auto, lasse den Motor an, öffne Fahrer- und Beifahrerfenster und rauche erneut.

Ich könnte jetzt hier viele Gründe für mein Vorhaben suchen mir das Leben zu nehmen;

weil ich unglücklich und unzufrieden bin, dass ich enttäuscht wurde oder dass ich mal einen Job nicht bekommen hatte, den ich mir so sehr gewünscht hätte. Dass ich mich alleine fühle, mich meist immer alleine fühlte, dass ich mich un- und missverstanden fühle. All‘ das wären nur Ausflüchte, nur Erklärungsversuche. Ich beende aber aus vielerlei Gründen mein Leben.

Ich habe jede Chance, Teil dieser so genannten Gesellschaft zu sein, verwirkt.

Ich habe meine so genannten Liebsten enttäuscht, und habe mich einer der grössten Sünden der Menschheitsgeschichte schuldig gemacht. Ich liebe meine Schwester, und sie liebt mich - wir lieben uns eben auf eine andere Art und Weise, da unter anderem seelenverwandt.

Ich lege den Rückwärtsgang ein, verlasse den Parkplatz und erreiche den Strand gegen frühen Abend. Ein Blick auf mein Handy verrät mir über 15 Anrufe in Abwesenheit: Sara, Maria, Tim und zwei meiner Mutter.

Ich blase noch auf dem Parkplatz meine Matratze auf (ich lasse vielmehr aufblasen: Elektropumpe, per USB aufladbar, gibt's bei Amazon) und stelle meinen iPod auf Shuffle Funktion.

 

Am Wasser angekommen lege ich meine Hose fein säuberlich zusammen, entnehme aus meiner Geldbörse meinen Personalausweis und stecke ihn mir in meine Unterhose, um meine spätere Identifikation zu erleichtern (das hatte ich heute Mittag, wäherend ich auf mein Steak extrem lange warten musste, im Internet recherchiert), wer weiss wie die Strömung ist - und wann man mich finden wird. 

 

Wie theatralisch du doch bist, mein Sohn. 

 

Ich nehme wie geplant alle Tabletten des Schlafmittels aus Saras Nachttisch ein und beginne den Inhalt der Whiskeyflasche in kleinen Schlücken zu trinken.

Nach einer Viertel Stunde besteige ich etwas benommen meine Matratze, welche feierlichst mit 'El Condo Pasa' und Arts weinerlicher Stimme zu Wasser gelassen wird. Ich lasse mich von der Strömung auf das offene Meer ziehen, bis mein Auto auf dem Parkplatz nur noch als schwarzer kleiner Punkt zu sehen ist.

Der Baum beginnt zu wachsen,

ich fühle meine Fingerkuppen nicht mehr.

Mir wird kalt, und ich merke wie mir die Augen in regelmäßigen Abständen zufallen.

Ich rutsche von meiner Matratze hinunter, der iPod verschwindet mit 'The Mamas and Papas' in der Tiefe. Ein letztes Aufbäumen, aber ich bin bereits zu schwach, und auch zu betrunken, um wieder auf mein luftgepolstertes Floß zu gelangen.

Mein Mund füllt sich schlagartig mit Wasser, ich schmecke Salz und spüre es auch in meinen Augen,

und beginne zu sinken.

 

Ich habe es geschafft Leute, es ist endlich vorbei. Keine Zeit für einen Status.

 

Nachwort

Nachwort des Verfassers 

 

Die Idee zu dieser Kurzgeschichte entstand über mehrere Jahre und ist Fragment artig zu verstehen und zu lesen. Ähnlichkeiten und Parallelen zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufälliger Natur und vom Verfasser unbeabsichtigt.

 

 

 

 

 

Des weiteren danke ich an dieser Stelle folgenden Personen:

 

Tias Bacckup Sevn mit Bül, Lennart, Kotzen One, Kai S., Lucas Le Negro, Julia H., Daniel "the AM:D", Doc SkullPal, Jenny T., Cori mit Smi, Familie Lange-Dick plus Ida und Holger, Familie Holler/Busch, Familie Rupaszov/Gurszky mit Stevie und Kitschi Bratan, den restlichen Korrekturlesern, allen bei FDF Entertainment (Illustration "Marcs Traum" von Iron Smile/263) die etwas hierzu beigetragen haben, Microsoft Word, Rareware für GoldenEye/PerfectDark, dem sogenannten deutschen Bildungs- und Gesundheitssysthem, Gary Bettman und natürlich allen die denken sie müssten hier explizit gegrüßt/benannt/erwähnt werden. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.07.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
(siehe Nachwort)

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