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Kapitel 1.:


In dem Moment, in dem der feurige Sonnenball den Horizont berührte, entstieg dem Dunkel der Berge ein riesenhafter, geflügelter Schatten, der sich vor die Sonne schon und diese vollständig bedeckte, sodass für einen Moment ein Schatten das Land in Dunkel tauchte, ehe er mit kräftigen Flügelschlägen höher stieg und die Sonne die Schatten wieder vertrieb. Doch schon im nächsten Augenblick wurde die zurückkehrende Ruhe des Landes von einem ohrenbetäubenden Brüllen zerrissen, das sich an den Felswänden brach und wieder ins Landesinnere drang, verstärkt durch sein Echo.

Spätestens nun blickte eine Vielzahl der Bauern auf dem Felde, der Hausfrauen im Garten und der Kinder auf und beschatteten seinen Blick mit der Hand, um zum Horizont zu blicken, der nun jedoch wieder von der Sonne beherrscht wurde. Doch die Menschen in dem Dorfe am Fuß des Berges ahnten nicht, das ihr Schicksal bereits besiegelt war.


Der Junge und das Mädchen


Am Abend, als die Familien friedlich zusammen vor dem Kamin saßen, den Geschichten der Großeltern lauschten und keinen Gedanken mehr an den Schatten und das Brüllen verschwanden, wanderte ein Junge mit seiner Schwester noch durch den Wald, um Holz und Früchte zu sammeln, da ihre Familie nicht sehr reich war. Sie hatten nur ihr kleines Häuschen am Waldesrand, ein kleines Feld auf dem nichts wuchs und die Kleider, die sie am Leibe trugen. Mehr besaßen sie nicht. Die beiden Kinder saßen oft an Markttagen im Dorf und spielten Mundharmonika, –die sie selbst erstellt hatten – um wenigstens ein wenig Geld zu bekommen. Von den Beeren wollte ihre Mutter eigentlich Saft und Marmelade machen und diese auf dem Markt verkaufen, das Holz benötigten sie zum heizen für diesem Winter – der besonders kalt werden sollte – und um undichte Stellen im Dach des Hauses abzudecken.


Das Verschwinden


Aufgrund der Dunkelheit, die nun immer mehr den dämmrigen Abend beherrschte, wollten sie eben zurückgehen, als das Mädchen rechts von sich im Walde ein Rascheln hörte. Da es dachte, dort sei ein Tier, vielleicht ein Rehkitzchen oder ein Hase, wandte es sich in diese Richtung und lies sein Körbchen auf dem Wege stehen. Nachdem es mit der Hand die Büsche zerteilt hatte, und von der Dunkelheit des Waldes verschluckt wurde, drang kein einziger Laut mehr aus dem Wald.


Als einige Minuten später ihr Bruder kam, um zu sehen, wo sie geblieben war, fand er nur ihren Korb, noch immer gefüllt mit Beeren. Verwundert blickte er sich um. Es sah seiner Schwester sonst gar nicht ähnlich, einfach ohne Grund zu verschwinden. Er rief einige Male ihren Namen, dann machte er sich bekümmert und ängstlich – auf die Reaktion seiner Eltern – auf den Weg nach Hause.


Als er in der Ferne das Licht der Sturmlaterne sah, die an der Hauswand hing, überrann ihn ein Schaudern. Zögerlich näherte er sich dem Haus, als auch schon die Tür aufflog und sein Vater herauskam. Sein Blick schweifte umher, bis er den zitternden Jungen sah, der bereits eine Ohrfeige oder einige unschöne Worte erwartete. „Wo zum Teufel seid ihr geblieben? Wo ist Mirategra?“ Das Gesicht seines Vaters wurde hochrot und der Junge duckte sich „ Sie.... sie kam nicht mehr aus dem Wald. Ich habe nach ihr gesucht, aber sie hat nicht geantwortet“ Er wartete die Reaktion seines Vaters ab. Doch diese zog nur die Axt aus dem Baumstamm neben der Tür und stapfte stumm in die Richtung, aus der der Junge gekommen war. Dieser schielte zur Tür der Hütte, wo nun der dünne Umriss seiner Mutter zu sehen war. „Nun komm schon rein“, rief sie und zögerlich bewegte sich der Junge auf das Haus zu und trat in die winzige Diele, in der sein Hund Kamru lag, ein großer Schäferhund, und ihn rutenwedelnd begrüßte. Seine Mutter schälte ihn aus seiner Jacke und blickte ihn zärtlich an„ Was ist passiert, Hieromo?“ Stockend erzählte dieser die ganze Geschichte, worauf ihn seine Mutter fest in den Arm nahm „ Denke nicht mehr daran. Vater wird sie schon finden.“ Hieromo nickte und machte sich auf in Richtung seines Zimmers, das er auch mit Mirategra teilte. Verdrossen setzte er sich auf sein Strohbett und starrte auf das Bett seiner Schwester.

Überraschender Besuch


Am nächsten Morgen wachte Hieromo vom Klang einer Männerstimme auf, die aus dem Wohnraum zu kommen schien. In der Vorfreude, seinen Vater mit Mirategra wiederzusehen, zog er sich eilig an und schlich durch den Flur bis zur Türe zum Wohnraum und legte ein Ohr an die Türe. „ Warum bist du nicht gleich zu uns gekommen?“, erklang die wohlbekannte, raue Stimme Owberons. Hiero zuckte zusammen. Jäger! Die Jäger waren eine Gemeinschaft, die Diebe, Verbrecher und sonstiges Gesindel jagte. Es war bekannt, dass die Jäger ihre „Beute“ solange jagten, bis diese vor Erschöpfung aufgab oder den Häschern in die Fänge geriet. Die Häscher - beinahe gefährlicher als die Jäger. Diese jagten zu Fuß und mit Waffen, die Häscher jedoch waren zu Pferde, jagten mit Gift und stellten Fallen, damit ihre Beute langsam und qualvoll starb. In diese Gegend kamen die Häscher selten, doch die Jäger waren überall.


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Tag der Veröffentlichung: 21.11.2009

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