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Ich stehe gegenüber dem Polizeirevier, auf der anderen Straßenseite. Mein Blick ist auf die Tür geheftet. Ich atme tief ein und aus, gehe ein letztes Mal durch, was gleich passieren wird.

Dann stecke ich mir die Kopfhörer in die Ohren und drapiere meine schulterlangen, dunkelbraunen Haare darüber, ziehe das Handy aus der Tasche, zappe durch meine Playlist, auf der Suche nach einem passenden Lied. Lausche ein paar Sekunden „Schwer erziehbar“ von Fler.

Ich sag danke, danke für das Ritalin
Später dann das Taxilan
Danke für die Medizin
Danke Mama, ich sags dir ins Gesicht
27 Jahre, Mann, ich danke dir für nichts ...

Könnte für mich geschrieben worden sein, außer, dass ich 18, nicht 27 Jahre alt bin, wie der Typ im Lied.
Denn du hast nie an mich geglaubt, mich niemals aufgebaut
Ich hab dir nie was anvertraut, niemals zu dir aufgeschaut ...

Nein, Mama ... denke ich und etwas frisst sich wie Säure durch mein Inneres. Dir war es immer scheißegal, wie’s mir geht oder ob einer deiner Macker mir welche reinhaut oder an mir 'rumspielt. Entweder hast du völlig breit oder stoned 'rumgelegen oder einfach weggeguckt ... Und ich bin dir immer noch egal.

Kacke, ich hab' Tränen in den Augen. Will ich nicht. Ich bin so was von gestört. So kaputt, dass niemand mich mögen kann. Auch nicht Jason ...

Aber an den will ich jetzt nicht denken. Plötzlich sitzt ein dicker Klumpen in meiner Kehle, der mir die Luft wegdrückt, mein ganzes Gesicht ist verkrampft und tut weh. Ich wische mir hart über die Augen und merke, wie dieser Track mich runterzieht. Fast hätte ich aufgelacht. Runterzieht ... wo ich gerade auf der Suche bin nach dem Lied, das ich als Letztes höre, bevor ich sterbe.

Ich klicke auf einen anderen Titel, „Tainted Love“ von Marilyn Manson. Verdorbene Liebe. Besser, düsterer als die Schnulli-Originalversion aus den 80ern.

Nein, das ist auch nicht das Richtige. Das Nächste, ja, das passt! „You Only Live Once“ von Suicide silence. Man lebt nur einmal - Welch Ironie!

Schiebe deine Sorge, schiebe deine Lasten beiseite,

brüllt mir der Sänger auf Englisch in die Ohren.

Lösche alles und lasse nur eine Sache in deinem Kopf

Du lebst nur einmal, also dreh einfach durch!

Ja, wenn die mich nachher untersuchen und mir die Kopfhörer rausziehen, läuft dieses Lied.

Ich habe die Playlist angelegt, schon lange bevor ich entschied, wie ich sterben werde.

Zuerst wollte ich mir in der Badewanne, in einem warmen Schaumbad, die Pulsadern aufschneiden. Doch ich hatte Schiss, im letzten Moment einen Rückzieher zu machen.

Meine nächste Idee war, eine Überdosis Schlaftabletten zu nehmen, aber man hört zu oft von Leuten, denen der Magen ausgepumpt wurde. Und wir leben hier nicht in den USA, wo man fast jedes Medikament im Supermarkt kaufen kann ...

Ich will nicht wieder in die verfickte Klinik! In die „Klapse“, wie Mama sie nennt. Das ist wie Knast. Brauche kein Mitleid, schon gar nicht unechtes. Oder Verständnis vortäuschende Ärzte und Therapeuten, die keine Ahnung haben, wie es wirklich in einem kaputten Menschen aussieht. Ich sollte denen aufschreiben, wie ich mich fühle. Und ich Idiot hab’s gemacht, hingekritzelt, dass ich mies und wenig schlafe und Albträume habe, dass am Tag meine Birne weich ist wie ein Watteball. Ich oft Angst verspüre. Mich alle hassen. Ich mich hasse. Dass ich mich fühle wie in Stacheldraht gewickelt und da etwas wie ein schwarzes Loch in meinem Bauch ist, das die Sonne frisst.

Der Psycho-Doc hat genickt, gemurmelt, sich über’s Kinn gestrichen und mir neue Pillen aufgeschrieben. Die Ärzte da sind genauso schlimm wie die Leute vom Jugendamt.

„Depressionen. Aber so viel Angst ist anormal, du weißt, das meiste bildest du dir nur ein“, hat er zu mir gesagt. Ach nee! Macht’s das leichter??

Laber, laber, laber. Stochern eine Stunde in dir 'rum, ziehen den Dreck in dir rauf und schicken dich dann aufs Zimmer, wo du mit deiner ganzen Scheiße - plus der von ihnen hochgewühlten - allein bist. Während sie nach Hause zum Essen fahren und abschalten. Nein!

Ich will nur noch Ruhe, tödliche Stille.

Es gibt unzählige Arten, sich das Leben zu nehmen. Aber so viele Gefahren, es doch zu überleben.

Sich vom Dach eines hohen Gebäudes zu stürzen und im Rollstuhl zu landen, ist eine der schrecklichsten Vorstellungen überhaupt.

Mehrmals hab‘ ich schon versucht, mich aufzuhängen. Das Würgen hat mir irgendwie ein Gefühl der Stärke vermittelt. Zu spüren, wie der Körper auf Sparmodus übergeht, weil kein Sauerstoff mehr ins Hirn fließt.

Jedes Mal, wenn ich dachte, es fast gepackt zu haben, überwog der Selbsterhaltungstrieb und ich hab‘ mich wieder dreckig, schwach und klein gefühlt.

Allein krieg ich’s nicht hin, aber ich will eigentlich keinen mit reinziehen, indem ich vor ein Auto oder einen einfahrenden Zug jumpe oder so.

Trotzdem steh‘ ich jetzt hier. Fuck, ja, aber anders geht’s nicht.

Es ist der 28. Mai, warm, blauer Himmel, die Sonne scheint. Geiles Wetter. Genau, wie vor zwei Jahren. Es riecht sogar gleich, nach Blumen, wie damals, als er mich das erste Mal geküsst hatte. Jason.

Ich habe ein Foto vom ihm, auf meinem iphone. Aber ich muss es nicht angucken, ich hab’s fest im Kopf. Sein blondes, strubbeliges Haar, die grünen Augen, sein süßes Lächeln, das mich umgehauen hat.

Aber dann schiebt sich Mama davor. Wie eine dunkle Wolke vor die Sonne. Ihr leerer Blick, wenn sie besoffen oder high ist. Das Grau in ihrem Haar, das irgendwann auftauchte. Sie sieht aus wie eine Hexe, wenn sie aggressiv ist und mich anschreit, mich aus der Wohnung schubst ...

Sie ist ein Grund, aber nicht der einzige, warum ich bin wie ich bin und sterben will. Es ist alles zu viel und zu wenig, ich bin kaputt, niemand wird mich je lieben. Mama nicht, Jason nicht. Ist einfach so. Mein Vater würde mich wahrscheinlich auch nicht mögen. Den kenne ihn nicht, weil Mama gar nicht weiß, wie er heißt.

Ich werde es jetzt beenden. Gehe los, überquere die Straße. Drüben angekommen bleibe ich wieder stehen. Eine Oma mit einer schweren Tasche humpelt am Polizeirevier vorbei, eine junge Frau, die in ihr Handy quatscht, schiebt ein Kind im Buggy.

Erst, als sie weg sind, ziehe ich die Wumme aus dem Hosenbund. Zögere kurz, fühle das schwere Gewicht in meiner Hand. Die Waffe ist kalt und abstoßend, aber sie löst irgendwie auch was wie Trost in mir aus. Es ist eine Fakewaffe, eine Gaspistole, die ich Mamas aktuellem Typen geklaut habe. Ich werde niemanden verletzen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht mehr als einen blauen Fleck verursachen.

Noch einmal hole ich tief Luft, behalte sie in der Lunge, zähle bis zehn, bevor ich sie durch die Nase wieder ausstoße, dann tippe ich auf „You Only Live Once“, Dauerschleife.

Das Lied dauert drei Minuten und fünfunddreißig Sekunden. Die ersten Töne schießen in meine Ohren. Mein Herz pocht mir bis in den Hals, während ich die Tür aufziehe, mich durch einen Flur bewege.

Es heißt, wenn man stirbt, dauert es sieben Sekunden, bis das Hirn endgültig aufhört zu arbeiten.

In diesen sieben Sekunden soll das eigene Leben noch einmal an einem vorbeiziehen. Was werde ich sehen? Einen der guten Momente von früher, wenn Mama nüchtern und nett zu mir war? Meine erste, freundliche Lehrerin, die mir das Gefühl gab, mich zu mögen, schlau zu sein, mir in der vierten Klasse sagte, dass ich das Gymnasium schaffen kann? Wird es eine Erinnerung an Oma, als sie noch lebte und ich oft bei ihr war? Oder werde ich an Jason denken, der mich so wunderbar küsste, vor meinem ersten Mal ... ? Erst hatte es wehgetan, ich hielt die Luft an, so unangenehm war es, aber dann wurde es unglaublich.

Ich habe ihm nie gesagt, dass ich ihn liebe. Selbst wenn ich es getan hätte, würde es keinen Unterschied machen. Denn er lebt in Kanada, wollte wohl bloß einen Freak entjungfern. Ein richtiges Coming out hatte ich nicht ...  Nach dieser Nacht brach Jason den Kontakt ab. Er ist tausende Kilometer weit weg.

Ich denke an den Abschiedsbrief, der in meiner Jackentasche steckt.

In dem ich mich für meine Feigheit entschuldige. Und dass ich keinen anderen Ausweg mehr gesehen habe.

Es gibt drei Briefe insgesamt. Die anderen beiden liegen auf meinem Bett.

In dem einen steht, dass ich meine Familie, also Mama und meine Stiefschwestern, liebe, was nicht wahr ist. Oder doch? Und in dem anderen, dass ich meine Freunde mag, was ebenfalls gelogen ist, weil ich gar keine habe.

Und dass niemand Schuld an meinem Tod hat. Stimmt das? Keine Ahnung.

Ich habe Stunden gebraucht für diese lächerlichen, wenigen Zeilen.

In dem Brief in meiner Jacke werden sie lesen, dass der beiliegende Zettel nach Kanada geschickt werden soll. Ich weiß, dass Jason mich längst vergessen hat, weil er mich Scheiße findet. Was sonst? Hatte er mir zum Schluss ja deutlich gezeigt. Bestimmt ist er in einer  Beziehung.

Ich will es ihm trotzdem endlich gesagt haben, dass ich nie aufgehört habe ihn zu lieben.

Ich schüttele diese Gedanken ab, betrete den Raum der Wache. Niemand außer mir lungert hier herum und will was von der Polizei. Gut so.

Eine Frau in schwarzer Uniform steht am Tresen, die rotblonden Haare im Zopf, sie spricht mich an, daher regele ich die Musik unauffällig etwas leiser.

Ich habe noch drei Minuten und fünfzehn Sekunden. Drei Minuten sind nicht lang, wenn man vorhat, in dieser Zeit zu sterben.

Die Frau ist pummelig und ziemlich jung, sieht nett aus, echt nett. Dabei ist sie Polizistin. Einen winzigen Augenblick zögere ich, doch ich würde mich nur noch mehr hassen, wenn ich jetzt kneife.

Ich bin zu feige, es selbst zu beenden, deshalb brauche ich jemanden, der das erledigt. Aber es soll jemand sein, der nicht ins Gefängnis muss, wenn es vorbei ist.

Polizisten sollten gut im Schießen sein. Mit etwas Glück tut's nicht zu sehr weh, ist schnell vorbei.

Meine Stimme ist heiser, mir ist, als würde mir die Luft abgeschnürt. „Ich will mit Ihrem Chef sprechen.“

Warum ich das sage, weiß ich selber nicht. Vielleicht, damit es Zeugen gibt, dass es Notwehr gewesen ist. Und ich möchte nicht von einer Frau getötet werden, die mir ein so warmes Gefühl vermittelt, weil sie freundlich wirkt. Boah, bin ich kitschig. Ein Loser, denke ich, während sich ihr Mund bewegt. Ich habe nicht zugehört.

Sie wiederholt die Frage, warum ich ihren Vorgesetzten sprechen will.

Ich schaue ihr tief in die Augen. Nur kurz. Dann flüstere ich: „Es tut mir leid.“

Und ich meine es ernst. Heute wird sich nicht nur für mich was ändern. Nein, verdammt, ich verändere auch ihr Leben, und das von dem, den ich zwinge, mich abzuknallen. Und das nur, weil ich ein egoistischer, kleiner Wichser und feige bin. Ich bin halt ein Lappen, dessen bin ich mir vollkommen bewusst.

Aber ich werde mir darüber gleich keine Sorgen mehr machen müssen.

„Was meinen Sie ...“, fragt die Polizistin, der Rest des Satzes geht in einem lauten Knall unter.

Ich habe die harmlose, aber gefährlich wirkende Waffe gezogen und in die Decke geschossen. Zumindest glaubt sie das, denn sie geht hinter dem Tresen in Deckung.

Mein Puls rast, ich drehe die Musik auf volle Lautstärke. Mit einem Schlag füllt sich der Raum mit drei weiteren Polizisten, die ihre Waffen auf mich richten. Ich sehe, wie sich ihre Münder bewegen, sie schreien auf mich ein, alle durcheinander, aber bei mir kommt kaum was davon an.

Ungewollte Tränen rollen mir die Wange herunter. Sie brennen auf meiner blassen, kalten Haut. Noch immer schlägt mir das Herz bis in den Hals, mein Magen ist wie verknotet, doch ich weiß, es ist gleich vorbei.

Ich schaue von einem Augenpaar zum nächsten. Die Polizisten brüllen nicht mehr, sind jetzt ruhig, sehen mich ernst und konzentriert an. Mein Blick heftet sich auf den Mund von einem erfahren wirkenden Polizisten mit grauem Haar und grünen Augen, der Worte formt: ‚Waffe runterlegen.‘

Er tritt einen Schritt auf mich zu, und sofort ziele ich auf seine Brust, denn er soll stehenbleiben.

Er tut es. Ich kann seine Stimme nicht hören, aber er sagt bestimmt wieder: „Waffe runter! Sofort.“

Ich merke, wie er auf meine Kopfhörer aufmerksam macht.

Wie ein wildes Tier, das in die Enge getrieben wird, weiche ich zurück, mein Blick zuckt von einem zum anderen, bis er wieder den von dem älteren Polizisten findet, der nur wenige Meter von mir entfernt steht.

Er hebt seine Hände, um mir zu signalisieren, dass er seine Wumme weggesteckt hat, von ihm keine Gefahr ausgeht und kommt langsam auf mich zu. Doch ich will das Gegenteil und ziele wieder auf ihn.

„Stopp!“, sage ich. Der Polizist, der ein Stück hinter ihm steht, verzieht vor Anspannung das Gesicht.

Ich beobachte, wie bei einem anderen, der gerade erst bei den Bullen angefangen haben kann, der Schweiß auf der Stirn glänzt, seine Hand mit der Waffe zittert leicht.

Doch noch hat keiner geschossen. Das Lied neigt sich dem Ende zu. Mir läuft die Zeit davon.

Am liebsten würde ich die Lider zukneifen. Will nicht mehr in diese beschwörende und zugleich angespannte Miene des älteren Polizisten blicken.

Nicht sehen, wenn einer von ihnen mich erschießt. Aber meine Augen müssen auf sein, damit es echt wirkt. Sie mir die Waffe nicht entreißen können.

Ich beiße auf meine Unterlippe, mustere sie, wer wird am ehesten losballern? Der, der kaum älter ist als ich? Damit sie mich endlich ernstnehmen, schwenke ich die Wumme zum dem Nervösen herum und schreie: „Dreckige Bullenschweine!“

Mein Zeigefinger spannt sich an, verkrampft sich regelrecht. Ich drücke ab, höre den Knall. Sofort darauf einen zweiten.

Zeitgleich spüre ich Schmerz im Oberkörper, rechts, lasse die Gaspistole fallen. Er hat geschossen! Shit, tut das weh! Es wird dunkel um mich herum. Aber ich bin nicht tot. Ich liege irgendwie halb bewusstlos am Boden. Nicht fähig, mich zu bewegen, aber wach genug, um alles verschwommen mitzubekommen, was um mich herum passiert.

Der brennende, höllische Schmerz pocht, beißt, breitet sich aus, wird immer stärker. Jemand betastet mich, zieht mir die Kopfhörer aus den Ohren, gerade, als das Lied zu Ende ist und neu startet, und mit einem Mal überkommt mich eine ungemeine Geräuschkulisse. Hektik. Stimmen, die durcheinanderreden. Jemand greift in meine Jacke. Lass mich!

Ich gleite wieder weg, fühle mich plötzlich so geborgen, in der Dunkelheit, wissend, dass ich nicht alleine bin. Mir ist egal, ob ich lebe oder sterbe.

Eine Frau spricht zu mir, ich verstehe sie nicht. Wehre mich nicht, als sie mich untersucht, bleibe auf der Seite liegen, in der Schwärze gefangen, in dem alles verdrängenden Schmerz.

„Sieh mich an, Ben. Bleib wach, der Rettungswagen ist gleich da.“

Einen Moment lang öffne ich meine Augen und blinzele, die pummelige Polizistin sitzt ganz nah vor mir. Traurig sieht sie aus. Auch wenn sie es verbergen und cool wirken will.

Das Bild ihres weichen, glatten Gesichts gibt mir Kraft. Wieso weiß sie, wie ich heiße ... geht es mir durchs träge Hirn. Ah, sie haben meinen Ausweis und den Brief aus der Jacke genommen. Dann höre ich die Polizistin etwas sagen. Weit weg eine Sirene, die lauter zu werden scheint.

Ich brauche einen Moment, um zu verstehen, dass sie mir eine Frage gestellt hat. Und noch einen, um zu begreifen, welche.

‚Hast du wirklich geglaubt, mit einer Schreckschusswaffe in einem Polizeirevier weit zu kommen? Warum nur ...‘

Ich kann nicht antworten. Ich glaube, gleich ist es zu Ende. Sacke weg.

Bin wieder da. Zumindest ein bisschen. Draußen. Atmen fällt schwer. Alles tut weh. Es ruckelt, Motorengeräusch, Männerstimmen, die sich neben mir unterhalten. Im Krankenwagen.

Wann ist es vorbei? Kein Film läuft vor meinem inneren Auge ab, sondern die dumpfe Frage, ob das eingebildet oder real ist. Und bevor ich wieder mein Bewusstsein verliere, denke ich: Bin ich gleich tot oder retten die mich doch?

Mit einer Sicherheit, die nur ein Sterbender zu fühlen vermag, weiß ich, dass ich jetzt abkratze, und falle ins Schwarz.

Aber ich tauche wieder auf. Blinzele. Sehe den Raum, wie ein unscharfes Foto. Liege im Krankenhaus. Es mufft auch danach.

Ich kann die Lider nicht offen halten, sind so schwer. Will es auch nicht. Ich will Ruhe. Frieden. Der Schmerz pocht nur noch dumpf.

Eine Frauenstimme spricht zu mir. „Ben, du wirst wieder gesund.“

Mama ... ? Meine Kehle wird eng. Ich schlucke. „Mama ...", flüstere ich und meine Augen füllen sich mit Tränen.

„Es wird alles gut.“

Nein, es ist nicht Mama. Warum macht mich das traurig, das ist so jämmerlich! Was hatte ich denn gedacht ...

Dann gleite ich zurück ins tröstliche Dunkel.

 

Impressum

Texte: Ursula Kollasch
Bildmaterialien: canva
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2022

Alle Rechte vorbehalten

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