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Riskier was!

»Toll siehst du aus«, sagte Bernie lächelnd, als seine Frau endlich zu ihm in den Wagen stieg und sich anschnallte. Heute hatte sie sich schick gemacht, sogar etwas Lippenstift aufgelegt.

Doch er sah auch die zusammengezogenen Brauen, den verkniffenen Zug um ihren Mund. Bemerkte ihre Unsicherheit, die sie hinter der offensichtlichen Grantigkeit verbergen wollte.

»Wie eine Presswurst seh' ich aus! Und meine Haare erst! Der Friseur hat mich total verhunzt«, murrte Erika, während sie erfolglos versuchte, den Saum ihres Rockes über die stämmigen Knie zu ziehen. Er wollte etwas Gegenteiliges erwidern, aber sie war nicht in Stimmung für Komplimente.

»Nun fahr' los, wir sind spät dran. Dass Sandra auch nie ein Ende findet«, kam sie ihm zuvor, stur geradeaus guckend.

Ihre Tochter hatte vorhin angerufen, um dem Vater Glück zu wünschen, da waren sie eigentlich schon auf dem Sprung gewesen. Nach etlichen Küsschen und einem „Toi, toi“ durch den Hörer hatte er das Telefon an die Mutter weitergeben müssen. Die hatte Bernie hinaus gewunken, mit ihrem "Ich - komm´ - gleich - nach" - Blick. Dennoch hatte er über zehn Minuten auf sie warten müssen.

Erika mochte weder die nahegelegene Großstadt noch die Sendung, für die man Bernie als Kandidat ausgewählt hatte. Das wusste er. Vor allem hasste sie es, im Rampenlicht zu stehen, selbst bei privaten Feierlichkeiten hielt sie sich lieber im Hintergrund. Er rechnete es ihr deshalb hoch an, dass sie ihn heute zu »Riskier was!« begleitete.

Ein flaues Gefühl breitete sich wieder in seinem Magen aus, als er an die kommenden Ereignisse dachte. Innerlich seufzend startete Bernie das Auto, fuhr ihre Wohnstraße entlang. Nachbarin Irmgard winkte ihnen fröhlich zu. Helmut, der drei Häuser weiter in seinem Garten werkelte, blickte vom Beet auf und zeigte ihnen grinsend den Daumen, als sie ihn passierten.

Ja, Glück kann ich nachher gebrauchen, dachte Bernie zurücklächelnd. Er drückte kurz die Hupe und hob grüßend die Hand, bevor er den Wagen in den Verkehr auf der Hauptstraße einfädelte.

»Timo und Jens sehen's sich heute Abend auch an. Jens hat extra seine Schicht verschoben«, sagte er, Blickkontakt zu seiner Frau suchend.

Erneut spürte er einen Schwall Aufregung in sich aufsteigen. Nicht nur die Tochter, die beiden Söhne und Enkel würden heute Abend vor den Fernsehgeräten sitzen, auch der Rest der weitverzweigten Familie, ihre Freunde, Nachbarn. Millionen Deutsche ...

»Mmh«, kam es dumpf von Erika. Die perlgraue Feinstrumpfhose, auf die sie starrte, gefiel ihr gar nicht mehr, und falls es eine Laufmasche gab, hatte sie keinen Ersatz eingepackt. Und die Pumps, die sie nur zu besonderen Anlässen trug, drückten jetzt schon.

Eine Weile fuhren sie schweigend. Bernie stellte immer wieder einen anderen Radiosender ein, was sie nervte. Doch sie ließ ihn gewähren. Auf der Autobahn Richtung Köln hielt er die Stille nicht mehr aus.

»Wie der Gerold Goockler wohl so ist, ich mein' privat, hinter den Kulissen.«

Erika schnaubte leise auf, doch sie wusste, dass ihr Mann nervös war, einfach nur reden wollte. Nach wie vor hielt sie das Ganze für eine Schnapsidee, aber sie wandte sich ihm endlich zu und sagte: »Na, der 'Gockel ' ist in natura garantiert noch aufgeblasener als in der Sendung. Diese scheußlich-schrillen Anzüge, der klobige Schmuck, die gefärbten Haare, dieser Bart ... «

»Hast nicht du stets betont, man soll nicht nach Äußerlichkeiten gehen?« Bernies Stimme neckte sie freundlich, keineswegs vorwurfsvoll. Dennoch wurde Erikas Mund noch schmaler, sodass er rasch versuchte einzulenken.

»Na, eine schillernde Gestalt ist er schon. Ich bin sehr neugierig auf ihn. Überhaupt, wie das alles so ablaufen wird. Ich muss unbedingt an die Autogramme denken!«

»Ich mag den halt nicht«, erwiderte sie. Obwohl ihr Ton abweisend geklungen hatte ehe sie wieder in Schweigen brütete, legte sie ihre warme Hand auf seinen Oberschenkel, ließ sie dort eine ganze Weile ruhen, und das beruhigte Bernie genauso wie ein Gespräch.

 

Der Kölner Stadtverkehr verlangte ihm seine gesamte Konzentration ab, obgleich er mit dem Navi fuhr. Mehrmals wurde er wegen seines langsamen Fahrstils wütend angehupt. Nachdem er das zweite Mal falsch abgebogen war, begann er zu schwitzen. Erst als er den Wagen vor dem Sender STL in eine winzige Parklücke manövrierte hatte, erlaubte er sich, einen Moment die Augen zu schließen und tief durchzuatmen.

»So, da sind wir«, sagte Erika ebenso erleichtert. Bernie nickte. Musterte sich kurz im Innenspiegel. Ordnete mit zitternden Fingern sein volles, graues Haar.

Erika wandte sich ihm zu. Schloss den obersten Knopf seines besten Hemdes, strich ihm über die Brust. Eine vertraute Geste. »Und gerade noch recht in der Zeit«, fügte sie nach einem Blick auf die Uhr hinzu.

Dann machten sie sich auf, das Studio zu finden, wo man sie erwartete.

 

Im Eingangsbereich des Studios 7 ging es hektisch zu. Angestellte des Senders hasteten an einer Menschentraube im Flur vorbei. Einige der Wartenden guckten sich etwas verloren um.

Das mussten die anderen Kandidaten sein, nebst Angehörigen oder Angetrauten. Jeder durfte eine Person mitbringen, die im Publikum Platz nahm. Sie gesellten sich zu ihnen.

Zeitgleich tauchte eine junge Frau mit einem Klemmbrett in der Hand auf. Erika stachen sofort das pinkfarbene, stachelig abstehende Haar und die zahlreichen Piercings ins Auge, und ihre Miene wurde leicht steinern.

»Hallo, mein Name ist Bettina Weber, nennen Sie mich bitte Betty. Ich bin die zweite Regieassistentin und möchte Sie herzlich hier beim Sender begrüßen. Lassen Sie mich jetzt bitte Ihre Vollzähligkeit feststellen und die Daten abgleichen ...«

Während die Kandidaten nacheinander ihre Angaben machten, die auf der Liste abgehakt wurden, musterte Erika Bernies Mitstreiter. Fünf waren etwa im gleichen Alter wie sie, die restlichen absteigend jünger. Manche hatten sich enorm in Schale geworfen. Sie beobachtete, wie sich Bernie mit einigen unterhielt, er lachte. Im Gegensatz zu ihr kam er immer recht schnell in Kontakt.

Kurze Zeit später führte Betty die Gruppe herum. Zeigte ihnen den Sendessaal und den Aufenthaltsbereich mit der sogenannten Catering-Ecke. Erika revidierte ihre anfängliche Skepsis gegenüber der jungen Frau. Hinter deren provokanten Äußeren schien sie eine kompetente, wirklich reizende Person zu sein.

Nun hörte sie Bernie neben sich fragen: »Betty, sagen Sie, wann lernen wir denn den Herrn Goockler kennen? Ich würde so gerne Autogramme bekommen, für unsere Enkel. Und vielleicht ein Foto machen.«

Erika sah, wie einige der jüngeren Kandidaten die Augen verdrehten. Einer in ihrer Nähe flüsterte seiner Freundin zu: »Voll peinlich, diese Landeier!«

Das ließ sie die Lippen zusammenpressen, sich noch unwohler fühlen als zuvor. Längst hatte sie festgestellt, wie provinziell sie und Bernie daher kamen, im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern und Studioangestellten. Zu Hause hatte sie wirklich geglaubt, sie hätten sich schick gemacht.

Bernie schien davon nichts zu bemerken. Er strahlte die Regieassistentin an wie ein glücklicher Junge, als sie ihm antwortete: »Ich werde sehen, was ich tun kann, ja? Bevor wir gleich die Sitzordnung im Studio festlegen und die Mikros anlegen, können Sie jetzt im Catering-Bereich eine kleine Stärkung zu sich nehmen."

 

Während sich die Gruppe über die kalten Platten und Getränke am Buffet hermachte, eilte Betty zur Garderobe von Gerold Goockler, die dem Aufenthaltsraum der Kandidaten gegenüber lag. Sie klopfte an und wartete sein »Herein« ab, bevor sie die Tür aufzog und ihren pinken Strubbelkopf hineinstreckte.

Der Moderator saß mit geschlossenen Augen vor dem beleuchteten Spiegel, die Maskenbildnerin puderte sein Gesicht. Heute hatte er einen metallisch-grünen Anzug gewählt, dazu protzige Manschettenknöpfe in Form von Löwenköpfen. Die goldfarbene Weste spannte etwas über seinem Bauch. Irgendwie erinnerte er Betty häufiger an eine fette Schmeißfliege, vor allem, wenn er seine Designer-Sonnenbrille trug.

»Gerry, einer der Kandidaten - ein sehr netter, älterer Herr -  hätte gern Autogramme und ein Foto von dir. Hast du gleich kurz Zeit?« Bereits als sich ihre Blicke im Spiegel trafen, kannte sie die Antwort. Der Goockler hatte miese Laune, das sah sie.

»Halt mir die Blage vom Leib, bin heute absolut nicht in Stimmung. Keine Autogramme, keine Fotos! Die lernen mich genau fünf Minuten vor Sendungsbeginn kennen, klaro?«

Er reckte ein wenig den Hals, um im Spiegelbild durch den offenen Türspalt zu linsen, den die Regieassistentin daraufhin etwas für ihn erweiterte.

»Sind das wieder so viele Rentner wie letztes Mal? Zum Kotzen.«

Die Maskenbildnerin wollte mit ihrer Arbeit fortfahren, doch er schob unwirsch die Hand mit dem Pinsel von sich, musterte weiter die Kandidaten. »Die Blonde da, die ist scharf. Ist das eine Kandidatin?« Betty nickte nur. »Also, wenn's nach mir ginge, käme die gleich auf den Stuhl - oder auf meinen Schoß«, fuhr er mit einem anzüglichen Glucksen fort.

»Ich geh' dann mal wieder.«

»Ach - und lasst nicht wieder so viele graubestrumpfte Omas in den ersten Zuschauerreihen sitzen, klaro? Das schadet den Einschaltquoten. Der Sender will sich verjüngen!«

Mit seiner mehrfach beringten Hand wedelte er sie hinaus.

Beim Verlassen der Garderobe sprach Bettys Gesicht Bände, bevor sie rasch wieder ihre professionelle Maske aufsetzte und die Gruppe zur Studio-Probe abholte.

 

Die Zeit war wie im Flug vergangen. Schon wurden die Zuschauer in den Sendesaal geschleust. Das Stimmengewirr drang bis zum Aufenthaltsraum der Kandidaten. Betty gab ihnen letzte Hinweise und schloss mit: »Okay, ich wünsche Ihnen allen ganz viel Glück und starke Nerven. Henry wird Sie jetzt in den Sendesaal führen, wo Sie Herr Goockler bereits erwartet.«

Als sie sah, dass der neben ihr stehende Rentner Bernhard Rheintal blass geworden war, legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

Bernie atmete durch, versuchte zu lächeln. »Geht schon, danke. Ich bin nur etwas nervös.«

Die junge Frau drückte ihm noch einmal aufmunternd den Arm, dann war sie fort.

Er zog Erika an sich, schluckte. Sie spürte sein klopfendes Herz, seine Furcht, die er sich nicht anmerken lassen wollte. Innerlich schüttelte sie zum wiederholten Male den Kopf über seine Idee, sich hierfür zu bewerben.

Er würde es nicht auf den Stuhl schaffen. Nicht, weil er dumm war, nein, er wusste sogar eine Menge. Aber er war langsam, zu bedächtig. Und zu aufgeregt. Damit man die Eingangsfrage als Erster richtig beantwortete, sollte man fix reagieren können und gleichzeitig Ruhe bewahren.

Nein. Diese Show würden die anderen unter sich ausmachen, da war sie sicher, aber das würde sie nie laut äußern. Stattdessen löste sie sich aus seiner Umarmung, ergriff seine kalte Hand, umschloss sie mit ihren beiden warmen und sagte leise: »Hab' keine Angst. Das Schlimmste, was dir da drinnen passieren kann, ist, dass du die Antwort auf eine Frage nicht weißt und ausscheidest. Kein Weltuntergang. Und nun geh', die anderen sind schon auf dem Weg!« Sie schob ihn sanft in Richtung Studioeingang. »Ich bin bei dir, im Publikum.«

Ein letztes, gequältes Lächeln von ihm über die Schulter, dann war auch er im Studio verschwunden.

 

Die Kandidaten saßen auf ihren Stühlen im Halbrund um den futuristischen Tisch in der Mitte, an dem bereits der Moderator Platz genommen hatte. Er strahlte mit gebleichten Zähnen, als die Titelmelodie von »Riskier was!« eingespielt wurde und eine Stimme aus dem Off alle nacheinander vorstellte.

Bernies Kehle war trocken, sein Magen schien tiefer zu sacken, sein Herzschlag beschleunigte sich. Die Augen gegen das grelle Scheinwerferlicht kneifend suchte er Erika im Publikum, doch es blendete zu sehr, er konnte nur Schemen ausmachen. Wo war sie?

Er versuchte, die aufkommende Panik zu unterdrücken.

Beruhige dich, Bernie, würde sie jetzt sagen. Vor seinem inneren Auge erschien ihr vertrautes Gesicht, das meist Ruhe ausstrahlte, ihn in diesem Moment wohl streng angucken würde.

Die Stimme vom Goockler riss ihn aus seinen Gedanken.

»Herzlich willkommen zu einer neuen Live-Folge von ´Riskier was!´! Wieder haben zehn Kandidaten die Chance, durch ihr Wissen zu glänzen und 250.000 Euro mit nach Hause zu nehmen.«

Er beugte sich der Kamera entgegen, raunte in Verschwörerton: »Wer am Ende das Risiko wagt, den richtigen Schlüssel wählt, der kann mit etwas Glück seinen Gewinn verdoppeln und 500.000 Euro sein Eigen nennen!«

Als er die grün schillernden Arme ausbreitete, verfiel das Publikum in frenetischen Applaus, bis er die Hand hob und die Ruhe ins Studio zurückkehrte.

»Nun, liebe Kandidaten, Konzentration. Die Eingangsfrage stammt aus dem Bereich "Historisches". Gleich müssen Sie vier Epochen ordnen, beginnend bei der Ältesten. Drücken Sie in der richtigen Reihenfolge A, B, C und D. Ich bin gespannt, wen von Ihnen ich als Erstes auf dem Weg zur Viertelmillion begleiten darf!«

Bernie schluckte, ihm war schwindelig und als hätte er keinen Speichel mehr im Mund, in seinen Ohren rauschte es. Was - war etwa schon das Startzeichen gegeben worden? Oh, nein!

Die anderen blickten konzentriert auf die Armlehnen ihrer Stühle, auf denen die Knöpfe angebracht waren. Bernie drückte einfach drauf los. Keiner sollte merken, dass er nicht aufgepasst hatte. Hoffentlich war nicht alles falsch ...

Das Ticken der verstreichenden Sekunden, das eingespielt wurde, erschien ihm zu laut.

Im gnadenlosen Scheinwerferlicht schwitzend suchte er wieder Erikas Gesicht - ohne Erfolg.

»Holla, mit nur 2,3 Sekunden war der Schnellste - Bernhard Rheintal!«

Applaus. Einen Moment war Bernie zu überrascht, um etwas anderes zu tun als dümmlich zu blinzeln. Dann erst breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinen Zügen aus, während er sich erhob und zum Moderator hinüberging, ihm heftig die Hand schüttelte.

Im Publikum riss Erika erstaunt die Augen auf, doch das sah er nicht.

»Mensch, Bernhard -«

»Nennen Sie mich Bernie, bitte!«

»Wie Sie wünschen«, sagte der Goockler und konnte endlich seine Hand aus der des Kandidaten befreien, um sich zu setzen. Bernie tat es ihm gleich.

»Das war eine phänomenale Zeit. Kennen Sie sich gut aus in Geschichte?«

»Nein, ich hab' geraten«, entfuhr es Bernie, bevor er sich auf die Zunge beißen konnte. Das Publikum lachte, und das ließ ihn wieder entspannen. Deshalb entging ihm das eisige Aufblitzen im Blick des Moderators.

»Sie sind Rentner, Malermeister im Ruhestand, aus Pusedorf. Nie gehört. Wo genau liegt das?«

»Unser Dorf finden Sie 25 km südlich von Köln. Es ist schön dort, viele Grüße nach Hause.«

Er lächelte, als ihm bewusst wurde, dass gerade alle Dorfbewohner, ihre Freunde und Verwandten ihm zuschauten.

»Und wen haben Sie heute mit ins Studio gebracht?«, lenkte ihn der Goockler rasch ab, ehe der Kandidat noch auf die Idee kommen könnte, einzelne zu grüßen und in die Kameras zu winken.

»Meine Frau Erika.« Nun endlich sah er sie, überlebensgroß, auf der Leinwand neben ihnen. Er konnte ihr ansehen, wie zuwider ihr die Aufmerksamkeit war. Schon war ihr Bild wieder fort, sie musste irgendwo im Publikum hinter dem Moderator sitzen.

»Bevor wir starten: Was würden Sie mit dem Geld tun, wenn Sie gewinnen?«

Das konnte Bernie leicht beantworten. Aus dem Grund hatte er sich ja beworben, war er hier.

»Erika und ich haben eine Tochter und zwei Söhne, und insgesamt sieben Enkel. Sie alle haben große und kleine Wünsche, die ich ihnen gerne erfüllen möchte. Und meine Frau ... » Nun bekam sein Gesicht unbewusst einen zärtlichen Ausdruck. »hat einmal gesagt, wie toll sie es fände, mit mir nach Bali zu fliegen und mich dort noch einmal zu heiraten, am Strand. Und dann würden wir dort zweite Flitterwochen machen. Ich stelle sie mir so hübsch vor, mit Blumen im Haar.«

Einige im Publikum kicherten, andere seufzten gerührt, bevor sich wieder Applaus erhob. Den Goockler hingegen kostete es eine gewisse Anstrengung, das permanente Zahnpastalächeln aufrechtzuerhalten. Der rührselige, alte Knacker ging ihm jetzt schon gewaltig auf die Nerven.

Meine Fresse, hoffentlich fliegt der gleich raus, dachte er.

Erika wiederum war erleichtert, dass man sie nicht nochmals auf der Leinwand zeigte. Ihr Gesicht brannte vor Scham. Wie konnte Bernie das nur vor all den Leuten erzählen!

Doch nun las der Moderator die 500-Euro-Frage vor. Wie erwartet eine einfache, und Bernie antwortete richtig. Auch die nächsten beiden Fragen stellten keine Hürden dar, doch überlegte er einen Moment länger, wollte wirklich sicher sein, nicht Fangfragen aufzusitzen.

Nach der fünften korrekten Antwort entspannte er sich, wurde selbstsicherer. Keimte in ihm die Zuversicht, dass heute vielleicht sein Glückstag war, er weit kommen konnte!

Die Macht ist mit dir, Opi!, würde sein Enkel Joshua sagen, und das entlockte Bernie ein schiefes Schmunzeln.

Jedoch bereits die folgende Frage ließ sein neugewonnenes Selbstvertrauen schrumpfen.

»Ein berühmtes Kinderlied heißt »Der Hahn ist tot«. Aus welchem Land stammt es ursprünglich? England? Deutschland? Italien? Oder Frankreich?«

Bernie trank einen Schluck aus seinem Wasserglas. Er kannte das Lied. Mehrsprachige Textfragmente sprangen munter im Reigen durch seinen Kopf.

Der Moderator sah die Selbstsicherheit des Kandidaten bröckeln, witterte die Gelegenheit. Wenn er den alten Sack jetzt geschickt genug bearbeitete, würde der eventuell gleich zwei oder alle drei Joker auf einmal verbraten. Und die Chance, die letzten Fragen ohne einen solchen zu beantworten, tendierte seiner Erfahrung nach gegen null.

»Wie wär's mit einem Joker? Verschaffen Sie sich Gewissheit!«

Bernie wollte gerade einwilligen und darum bitten, das Publikum zu befragen, da durchfuhr ihn ein Geistesblitz. Eine Aussage seines Nachbarn Helmut, der sich beim Skatabend über seinen letzten Frankreich-Urlaub ausgelassen hatte: »Von wegen: Leben wie Gott in Frankreich. Das war unter alle Kanone. Aber wer dichtet schon Lieder wie »Der Hahn ist tot«, die spinnen, die Gallier!«

Seine Sicherheit kehrte zurück. Helmut war einer, der wusste, wovon er sprach.

»Es ist mir eingefallen, Herr Gockel! Das Lied ist aus Frankreich, ganz sicher!«, strahlte er.

Vor lauter Glück bemerkte er seinen soeben begangenen Fauxpas als letzter. Erst als das Publikum schallend lachte und er das kurz entgleiste Gesicht des Moderatoren sah, wurde ihm gewahr, wie er diesen genannt hatte.

»Oh, äh, tut mir leid, Herr Goockler, ich weiß nicht, wie mir das eben rausrutschen konnte ... Vielleicht wegen dem Hahn im Lied ...«

Mach's noch schlimmer, du Trottel ... dachte der Goockler zähneknirschend, als erneute Lachsalven der Zuschauer ertönten. Sein Lächeln wirkte gezwungen, seine Augen blitzten, bis er sich wieder im Griff hatte.

»Na, so was kann in der Aufregung mal passieren, nicht? Zurück zur Frage ...«

Während er weiter auf ihren Mann einsprach und dessen Antwort einloggte, beschlich Erika ein ungutes Gefühl. Sie spürte, dass er Bernie nicht mochte, noch weniger seit dem Versprecher. Unbeabsichtigt hatte er den eitlen Kerl lächerlich gemacht.

Nichts ist so hart, so trocken, so eng als ein Herz, das in allen Dingen nur sich liebt, dachte sie, den Goockler betrachtend, und das alte Sprichwort erfüllte sie mit Sorge.

 

Die schien jedoch unbegründet zu sein, denn Bernies Erfolgswelle rollte unaufhaltsam weiter. Wie durch ein Wunder erhielt er Fragen, die er beantworten konnte. Einmal war er sich nicht sicher und befragte das Publikum, das ihm seine Vermutung bestätigte, woraufhin er sich artig bedankte.

Bei der 60.000-Euro-Frage setzte er auf Drängen des Goockler den 50:50-Joker ein. Die wiederholten Versuche, ihn zum Einsatz seines letzten Jokers zu überreden, fruchteten aber erst bei der letzten, der 250.00 -Euro-Frage.

»Welche Stadt liegt über 6.000 Kilometer von der Hauptstadt ihres Landes entfernt? Wladiwostok? Los Angeles? Rio de Janeiro oder Kalkutta?«

Bernies fröhliche Miene fiel zusammen, er biss sich auf die Unterlippe. Das Grinsen des Moderatoren, das dieser rasch hinter seinem Wasserglas verbarg, hatte etwas Wölfisches.

»Nun, mein Lieber?«

»Keine Ahnung«, sagte der zur heimlichen Freude des Goockler.

»Sie können jemanden anrufen.«

»Ja, ich stehe wirklich auf dem Schlauch. Ich möchte bitte meinen Neffen Jochen fragen. Der war schon mal in Amerika.«

Kichern aus dem Publikum, Gerold Goockler schlug sich innerlich vor die Stirn. Ha! Der »weitgereiste« Neffe sollte es richten ... Und Gut' Nacht. Er war sich sicher: Gleich würde der Alte mit 500 Euro nach Hause gehen. Es erfüllte ihn jetzt schon mit Genugtuung. Und vielleicht könnte in den letzten Minuten noch die scharfe Blonde auf den Stuhl rutschen und ihm auch die nächste Sendung versüßen ...

Das Tuten der ins Studio laut gestellten Telefonleitung unterbrach seine Gedankengänge.

Nach dem dritten Läuten wurde abgenommen.

»Rheintal?«

»Hallo, Jochen! Hier ist Bernie. Ich brauche deine Hilfe. Du wirst es kaum glauben: ich bin bei der 250.000-Euro-Frage!«

»Wahnsinn, toll. Ich hoffe, ich kann dir helfen.«

Bernie las seinem Neffen die Frage und die möglichen Antworten vor. Goocklers Augen glitzerten, als die Zeit ablief und der Neffe nicht antwortete.

»Ich bin mir nicht sicher ...«, hörte man endlich Jochens Stimme über Lautsprecher. »Wenn ich schätzen müsste, würde ich auf Wladiwostok tippen, ich meine, wegen der unendlichen, russischen Weite ... ist aber nur mein Bauchgefühl ...«

Das Schluss-Signal schnitt das letzte Wort ab, die Verbindung war getrennt.

Wieder trank Bernie aus dem Wasserglas, während sein Gegenüber ihn lauernd ansah.

»Nun, das war auch mein erster Gedanke«, sagte er leise. »Doch Jochen war sich ebenso wenig sicher wie ich.«

»Bedenken Sie, Bernie, wenn Sie jetzt aufhören, fallen Sie auf 10.000 Euro zurück«, raunte der Moderator.

»Ja, ich weiß. Aber wenn ich falsch antworte, bleiben nur 500 Euro.«

Mitten in das gedankenschwere Schweigen hinein brummte plötzlich ein Zuschauer die Melodie der russischen Nationalhymne. Der Goockler riss abrupt den Kopf hoch, blickte sich um.

»Ich bitte um Ruhe, der Kandidat muss sich konzentrieren«, sagte er, obwohl er eigentlich meinte: Hey, Klappe halten!

Ein Räuspern war zu vernehmen, dann war es wieder still.

Bernie lächelte. Danke, unbekannter Helfer. Drei Meinungen waren besser als eine.

»Bitte loggen Sie A, Wladiwostok, ein.«

»Ganz sicher, Bernie?«

»Fast sicher. Das muss reichen.«

Erika presste eine Hand vor den Mund. Oh, Bernie! Nimm doch die zehntausend Euro, kein Risiko!

Sie machten es wirklich spannend, bis sich endlich die richtige Antwort grün einfärbte: Wladiwostok!

Bernie hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. Er sprang auf und riss die Arme hoch, jubelte.

Das Publikum spendete begeisterten Applaus, der Goockler lächelte breit und klopfte seinem Kandidaten zu fest auf die Schulter.

»Chapeau- was für ein Durchlauf! Herzlichen Glückwunsch, mein Bester! Doch - wir sind noch nicht ganz am Ende der Sendezeit. Jetzt wird's doch erst spannend, oder?« 

Geschickt bugsierte er Bernie zurück auf dessen Stuhl, nahm selbst wieder Platz.

»Diese Sendung heißt "Riskier was!". Haben auch Sie den Mut, auf Riskio zu gehen, den einen Schlüssel auszusuchen und den ganz großen Gewinn abzugreifen?« 

Oder alles zu verlieren, dachte er. Geradezu hypnotisch hatte seine Stimme geklungen.

Bernie schüttelte - gleichzeitig mit Erika - den Kopf, doch nur sie konnte das sehen.

»Nein, ich denke, ich habe wirklich viel Glück gehabt. Das sollte man nicht strapazieren.«

Doch so leicht gab sich der Goockler nicht geschlagen. Er wollte, dass der Alte ohne alles nach Hause ging. Zwei Drittel der Kandidaten, die sich auf das abschließende Schlüssel-Risiko einließen, hatten bisher ihre Gewinne verloren.

»Aber Bernie, denken Sie an Ihre Frau, Ihre drei Kinder, die ganzen Enkel. Weitere Verwandte und sicher auch Freunde, die sie beschenken, glücklich machen wollen. Wären da 500.000 Euro nicht weitaus ergiebiger? Überlegen Sie doch mal - eine Chance von 1 : 3 - nie war es so leicht, Geld zu verdienen und zu verdoppeln!«

Während der Angesprochene abwägte, schüttelte Erika vehement den Kopf, machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. Alle Scheu vergessend, versuchte sie, einen Kameramann in ihrer Nähe auf sich aufmerksam zu machen. Nur, wenn ihr Bild wieder auf der Leinwand erschien, konnte Bernie sie gestikulieren sehen und würde bestimmt auf sie hören.

Der Goockler erfasste sofort, was die Frau des Kandidaten vorhatte und gab seinerseits ein minimales Zeichen, sodass der Kameramann sich ihm statt ihr näherte. Erika stöhnte leise auf.

»Bernie, Sie sollten Ihre heutige Glückssträhne ausnutzen. So viel Geld, auf so einfachem Wege ... Geben Sie sich einen Ruck. Sind Sie ein mutiger Mann?"

Man sah geradezu, wie erwähnter Ruck Bernies Körper straffte.

»Okay. Ich wag' s.«

»Das lob' ich mir!«

Erika vergrub ihr Gesicht in den Händen, während die Zuschauer begeistert klatschten. Der Goockler lächelte wie ein dicker, zufriedener Kater, während der nun eingespielte Trommelwirbel die Spannung steigerte.

Drei leicht bekleidete Schönheiten stöckelten herein. Sie trugen Samtkissen, auf denen jeweils ein großer Schlüssel ruhte. Vor dem Kandidaten kamen sie zum Stehen.

»Der letzte Schritt zur halben Million. Welchen Schlüssel wählen Sie? Den schwarzen, den roten oder den goldenen?«

Die Zuschauer schienen den Atem anzuhalten, so still war es. Erika wagte noch immer nicht, hinzuschauen. Ein Gefühlscocktail aus Übelkeit und Euphorie stieg in Bernie auf. Doch seine Stimme klang erstaunlich fest, als er auf sein Glück vertrauend antwortete: »Ich nehme den roten. Rot wie die Liebe!«

Erneut erklang der Trommelwirbel, als der Goockler den Schlüssel vom dargereichten Kissen nahm und zum entsprechenden Tor hinüberschlenderte. Bernie bohrte sich die Nägel in die Handflächen. Erika hob endlich den Blick und starrte auf die Szenerie, wie der Schlüssel ins Schloss geschoben und umgedreht wurde. Das Tor sich öffnete ...

Ein bedauerndes Raunen brandete durch die Reihen der Zuschauer, zeitgleich ertönte das Signal, dass es eines der beiden Nieten-Tore war. Bernie saß wie versteinert, als er gewahr wurde, was passiert war.

Oh Gott, ich hab's verbockt. Ihm wurde schlecht.

Erika unterdrückte einen Klagelaut und umklammerte die Stuhllehne vor sich.

Der Moderator setzte eine mitfühlende Miene auf. »Oh, Bernie. Das tut mir leid. Alles hat so erfolgsversprechend begonnen. Aber - » Nun zog er seinen Kandidaten vom Sitz und neben sich, legte ihm einen Arm um die hängenden Schultern. » that´s life, nicht? Wer auf Risiko geht, muss damit rechnen, alles zu verlieren. Einen Applaus bitte, für Bernhard Reinfall, Pardon, Bernhard Rheintal!«

Während das Publikum klatschte und einige über den Versprecher lachten, gratulierte sich der Goockler zu der Retourkutsche. Aber er war noch nicht fertig mit dem Rentner, zukünftige Kandidaten sollten es sich gut überlegen, ob sie sich mit ihm anlegten.

»Oh, Bernie, ihre Gattin applaudiert ja gar nicht. Und erst ihr düsterer Blick - oh, oh. Das wird keine lustige Heimfahrt für Sie, ziehen Sie sich besser warm an!«

Wieder Gelächter aus den Zuschauerreihen. Bernie stand eingefroren vor Scham, den Blick zu Boden gerichtet. Zeit, ihm den letzten Hieb zu verpassen, fand der Goockler.

 

»Aufhören!«

Der Ruf übertönte den Applaus, denn auch Erika trug ein Mikrofon. Sie war mit zornesrotem Gesicht aufgesprungen, ihr Busen wogte vor Erregung.

»Wie können Sie es wagen, meinen Mann lächerlich zu machen, Herr Goockler! Ihn hier vor allen vorzuführen und abzukanzeln? Wo bleibt der Respekt, er könnte Ihr Vater sein. Wobei - keines unserer Kinder würde jemanden derartig bloßstellen, denn sie haben Erziehung genossen - »

»Aber, aber, meine Teure -«, fiel ihr der Goockler beschwichtigend ins Wort. Was ist denn mit der Alten los?, dachte er. »Auch mir tut es ...«

»Lassen Sie mich ausreden! Denken Sie, ich habe nicht bemerkt, dass Sie meinem Mann nicht wohlgesonnen sind? Dass Sie ihn in die Falle gelockt haben? Ja, es war töricht von ihm, das viele Geld aufs Spiel zu setzen. Doch wenn Bernie töricht ist, ist er es stets aus Liebe!«

Betretenes, auch ergriffenes Schweigen seitens der Zuschauer.

Nun stand der Goockler erblasst. Verzweifelt formte er die kleine, vereinbarte Geste, dass die Werbung eingespielt werden sollte. Doch die Kameras blinkten unbarmherzig weiter.

 

»Chef!«, sagte Betty hinter den Kulissen, auf den Bildschirm starrend. »Was soll ich tun? Werbung?«

»Nein«, entschied der Regisseur in Sekundenschnelle. »Draufhalten. Das ist gut! Das ist echt! Das hebt die Einschaltquoten. Lass sie reden!«

 

Bernie fasste es nicht. Was tat Erika denn da? Sie, die Zurückhaltende, immer Vernünftige?

Und mit einem Mal sah er wieder die junge Frau mit den wallenden, dunklen Locken und den zornroten Wangen vor sich, in die er sich damals, vor über vierzig Jahren, Hals über Kopf verliebte. Sie hatte sich auf der Tanzfläche gegen einen zudringlichen Verehrer zur Wehr gesetzt. Als der bullige Riese Erika nicht in Ruhe ließ, war Bernie dazwischengegangen, ohne Chance, den Zweikampf zu gewinnen. Am nächsten Tag hatte Erika ihn im Krankenhaus besucht, es war der Beginn ihres gemeinsamen Lebens. Wenn Bernie töricht ist, ist er es stets aus Liebe ...

 

»Für uns ist er hierher gekommen, nicht für sich«, fuhr Erika mit flammenden Wangen fort. »Er war sehr aufgeregt. Ich habe ihm gesagt: Du musst keine Angst haben. Das Schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass du eine Antwort nicht weißt. Aber das stimmte nicht ...«

Eine Frau im Publikum schniefte laut.

»Wie konnten Sie diesen gutherzigen, wunderbaren Mann und Vater so demütigen? Wenn Sie ihn kennen würden, hätten Sie das nicht getan. Wissen Sie, wen man bei uns im Ort - der für Sie nicht einmal einen Platz auf der Landkarte verdient - nachts anruft, wenn man mit dem Auto liegengeblieben ist? Wer immer zur Stelle ist, wenn jemand Hilfe braucht? Wer nie eine Gegenleistung verlangt? Mein Mann. Und - wer bittet Sie um Hilfe, Herr Goockler, wer kann auf Sie zählen?«

Sie hielt kurz inne, ihre Brust bebte.

 

»Chef!«, rief Betty wieder. »Ich hab' eine grandiose Idee, die uns noch mehr Publicity und Zuschauer bringen wird! Kostet nur ein paar Scheine.«

Endlich blickte der Regisseur seine Assistentin an. »Lass hören ...«

 

»Bernie, du bist kein Narr. Natürlich hätten sich alle in unserer Familie über den Geldsegen gefreut. Doch niemand - hörst du? - niemand wird dir Vorwürfe machen, denn es gibt Schlimmeres. Wir haben uns, das ist es, was zählt.«

Ihr Ausdruck änderte sich mit einem Mal, als würde ihr jetzt erst bewusst, dass Millionen Augen auf sie gerichtet waren. Ihr Zorn war verraucht.

»Verzeihen Sie bitte meinen Ausbruch«, sagte sie in die Stille hinein, bevor sie sich an den Zuschauern vorbeischob. Jeder machte ihr Platz. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, passierte sie den Moderator, blieb vor ihrem Mann stehen.

»Wir fahren jetzt heim.«

Sie ergriff seine Hand. Der Goockler erwachte aus der Starre, wollte zu seiner gewohnten Professionalität zurückfinden.

»Wie ergreifend! Was für ein Ende dieser spannenden Folge von 'Riskier was!' Lassen Sie mich ...«

In diesem Moment eilte Betty über die Bühne, reichte dem Moderator einen Zettel. Er überflog die Zeilen.

»Oh, die Überraschungen hören nicht auf«, versuchte er mit verkrampften Kiefern zu witzeln, während er insgeheim plante, mit der Regie ein Hühnchen zu rupfen. Seine Stimme hielt Erika und Bernie zurück, die im Begriff waren zu gehen.

»Herr und Frau Rheintal, warten Sie, bitte! Ein Zuschauer, der anonym bleiben will, möchte Ihnen 5000 Euro schenken und ich soll Ihnen Folgendes wörtlich ausrichten: Ich bin begeistert! Das ist wahre Liebe. Ich wünsche mir, dass Sie beide am Strand von Bali noch einmal heiraten und danach einen auf mich trinken. Ihr Auftritt hat mich sehr berührt.«

Das Publikum erhob sich, jubelte und klatschte.

Das war zuviel für Erika. Sie schluchzte, wischte sich eine Träne hinter der Brille fort und hauchte mehrmals »Danke!« in Richtung der nächsten Kameras.

Bernie zog sie an sich und flüsterte: »Ich liebe dich!« bevor er sie zärtlich küsste.

 

»Los, 'ranzoomen!!«, bellte der Regisseur hinter den Kulissen.

 

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Tag der Veröffentlichung: 08.05.2014

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