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Ich kann seinen Atem hören, irgendwo in der Dunkelheit hinter dem grellen Licht, das mich blendet. Er hat mich sein Gesicht nicht sehen lassen. Alles, was ich von ihm kenne, ist seine daunenweiche Stimme. Und dass er einer der Männer sein muss, auf die ich während meiner unermüdlichen Nachforschungen stieß, nachdem die Polizei die Suche nach meiner Tochter einstellte. Nur - welchen der Verdächtigen habe ich aufgeschreckt? 
Ich habe nicht mitgespielt, und er wird allmählich wütend, weil er merkt, dass er mich nicht so leicht brechen kann.
Außerdem ist er beunruhigt, weil er den Peilsender gefunden hat, der um mein Fußgelenk geschnallt war. Keinen bei der Polizei gebräuchlichen. Ein Amateur-Teil. Er hat die Batterie herausgenommen und den Sender so unbrauchbar gemacht.
"Mit wem arbeiten Sie zusammen?", fragt er, hält mir das Gerät vor die Augen. "Wer verfolgt Ihre Spur?"
Obwohl mein Kiefer schmerzt und meine Lippen geschwollen sind, bringe ich ein leises Flüstern zustande:
"Jemand, dem Sie nicht begegnen wollen. Aber das werden Sie bald."
"Nicht, wenn die Sie nicht finden können."
Er wirft den Peilsender weg, und als er auf dem Boden aufschlägt, ist es, als ob meine letzte Hoffnung zerschellt.
Ich bin noch bewusstlos gewesen, als er mir das Gerät abnahm, und ich weiß daher nicht, wann es aufgehört hat zu senden. Vielleicht schon lange bevor ich an diesem Ort eingetroffen bin und in absoluter, kalter Finsternis erwachte.
Trotz meiner Ausbildung in diversen Kampftechniken, meiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit einer Waffe hatte er es geschafft, mich in meiner Wohnung zu überwältigen und außer Gefecht zu setzen - denn er hatte dort nicht allein gewartet. Sie waren zu zweit gewesen. Das hatte ich nicht geahnt. Sie hatten Sturmhauben getragen.
Vielleicht werde ich hier sterben. Und ich weiß nicht einmal, wo "hier" ist.
Meine Handgelenke stecken in Handschellen, die an der Wand befestigt sind. Der Boden unter meinen nackten Füßen ist aus Beton. Das einzige Licht kommt von der Lampe, mit der er mir in die Augen leuchtet. Kein Sonnenstrahl dringt durch irgendwelche Fensterritzen ein. Vielleicht ist es Nacht. Oder vielleicht ist es ein Ort, an den sich nie ein Lichtstrahl verirrt, aus dem kein Schrei nach außen dringt.
Ich kneife die Augen zusammen, um sie vor dem stechenden Licht zu schützen, und mühe mich, etwas von meiner Umgebung zu erkennen, doch da ist nur dieser helle Schein und jenseits davon Finsternis. 
Meine Hände zucken, wie beseelt von dem Wunsch, eine Waffe zu ergreifen, damit ich vollenden kann, worauf ich so lange gewartet habe.
"Sie hätten gern Ihre Waffe, nicht wahr?", sagt er und hält genau diese in den Lichtstrahl, so dass ich sie sehen kann. Ich kann hören, dass er grinst.
"Eine gute Freundin, die Sie leider verlassen hat. Genau wie Ihre körperliche Kraft. Sie haben mir nichts entgegenzusetzen."
Er lacht leise, tritt einen Schritt zurück, um sofort darauf wieder vor mir zu stehen. 
Das Lachen verstummt, als hätte er es ausgeknipst, stattdessen ertönt ein sirrendes Geräusch, das mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Er schwenkt ein Samuraischwert vor meinem Gesicht, die Klinge saust zischend an meiner Wange vorbei, ich drücke mich noch fester an die Wand. Wahrscheinlich ist es das Schwert, das all den aufgefundenen Leichen die tödlichen Hiebe versetzt hat.
"Dies ist eine prächtige Waffe! Ich kann damit mit einem einzigen Hieb eine Hand oder einen Kopf abtrennen."
Er hält mir die Klinge an den Hals, drückt so fest zu, dass sich mein pochender Puls auf das Metall überträgt. "Wollen wir testen, was sie an Ihrem Hals ausrichten kann?"
Ich verharre reglos, den Blick auf das schwarze Oval seines Gesichts gerichtet. Ich habe mich bereits damit abgefunden, dass ich sterben muss, bin auf alles vorbereitet. Zumindest rede ich es mir ein.
Ich war so nah dran gewesen, dieses Schwein zu überwältigen, hatte ihn in die Falle gelockt. Ob sein Kumpan ihm bei den Entführungen und den Morden an den Mädchen geholfen hat? War er dabei gewesen, als er meine Tochter vor etwas weniger als zwei Jahren in seine Gewalt brachte? Ich schlucke, um nicht zu schreien.
Doch der Gedanke an Hope gibt mir auch Kraft. Meine Aufgabe hier ist noch nicht erledigt. Was ich jetzt empfinde, ist nicht Angst, sondern nur Bedauern darüber, dass ich immer nur einen einzelnen als Täter in Betracht gezogen, als selbsternannte Ermittlerin und Rächerin versagt habe. Als Mutter versagt habe. Dass dieser Mann nie den Lauf meiner Waffe an seiner Kehle spüren wird.
"Wie sind Sie auf mich gekommen? Was wissen die anderen?", holt er mich aus meinen Gedanken.
"Glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen das sagen werde?"
Die Klinge bohrt sich tiefer in meinen Hals. 
"Wer beobachtete den Peilsender?"
Jemand, der niemals vergessen wird, so wie ich, denke ich, und höre mich sagen:
"Sie werden mich so oder so umbringen. Warum sollte ich Ihnen irgendetwas verraten?" 
Eine lange Pause, dann nimmt er die Klinge von meinem Hals weg. Seine Stimme ist ruhig.
"Machen wir einen Deal. Sie sagen mir, wer noch auf meiner Spur ist und ich verrate Ihnen, was mit Ihrer Tochter passiert ist. Hope, so hieß sie doch, oder?"
Hieß. Oh, mein Gott.
Ich versuche zu begreifen, was er gerade gesagt hat, doch da beginnt die Dunkelheit um mich herum plötzlich zu kreisen, und der Boden scheint sich unter meinen Füßen aufzulösen. Er bemerkt meine Verwirrung und lacht.
"Ungefähr fünfzehn, nicht? Ich erinnere mich genau an sie, weil sie die Erste war, die mein Sohn sich selbst aussuchen durfte und die bisher Letzte, die wir uns geholt haben. Wegen Ihnen müssen wir jetzt bald hier fortziehen, der Boden wird zu heiß."
Sein Sohn! Vater und Sohn morden gemeinsam.
Er seufzt. "Hübsches, kleines Ding. Die langen, dunklen Haare, die schmalen Hüften. Und so zutraulich. War überhaupt kein Problem, sie zu überreden, zu uns ins Auto zu steigen. Saß doch Andy, den sie von der Schule kannte, in meinem Wagen. Sie musste diese ganzen schweren Bücher und die Geige schleppen, und sie war so dankbar, als ich ihr anbot, sie nach Hause zu fahren. Es war kinderleicht. Und alle Welt dachte letztendlich, sie wäre eine Ausreißerin."
Seine widerwärtige Selbstzufriedenheit lässt mich meine Hände zu Fäusten ballen.
Hope kannte den Sohn.
Ein Rest Hoffnung, wie ihn nur eine verzweifelte Mutter bewahren kann, flackert noch in mir gleich einer winzigen Flamme.
"Sie lügen. Hope lebt, das fühle ich."
"Warum sollte ich lügen?"
"Dann sagen Sie mir, wo sie jetzt ist." Meine Kehle ist trocken. 
"Sagen Sie mir zuerst, wer die anderen sind. Dann verrate ich Ihnen, was mit Ihrer Tochter passiert ist."
Ich bleibe stumm, ringe mit mir.
"Sie war ein so talentiertes Mädchen", höre ich seine schmeichelnde Stimme. "Mein Sohn und ich haben sie Vivaldis "Frühling" spielen hören. Da wusste er, dass sie es sein musste. Wissen Sie noch, wie sie dieses Stück geübt hat?"
Seine Worte sind wie eine Explosion, die Granatsplitter durch mein Herz jagt, denn jetzt weiß ich, dass er die Wahrheit sagt. Er hat Hope spielen hören, saß damals in der Schulaula, wie ich. Er weiß, was mit ihr passiert ist.
"Sagen Sie mir die Namen!", fordert er mich auf.
"Ich sage Ihnen nur das eine", erwidere ich trotz meines inneren Aufruhrs beherrscht. "Sie sind ein toter Mann."
Der Schlag trifft mich ohne Vorwarnung, dass mein Kopf nach hinten fliegt und gegen die Wand kracht. Durch das Dröhnen in meinen Ohren höre ich ihn sprechen - Worte, von denen ich wünschte, ich hätte sie nie gehört.
"Sie hat sechs Wochen durchgehalten. Länger als die anderen. Sie wirkte so zerbrechlich, aber holla! - sie hatte Kraft. Sechs Wochen lang war sie am Leben, während die Polizei und Sie sie suchten. Hat darum gebettelt, heim zu Mama zu dürfen."
Meine Selbstbeherrschung bricht zusammen. Ich kann die Tränen nicht aufhalten, kann die Schluchzer nicht unterdrücken, die meinen Körper durchschütteln. Sie klingen wie das Heulen eines gequälten Tieres, wild und fremdartig.
"Ich kann Ihnen Ihren Seelenfrieden zurückgeben, Mrs. Frost", sagt er. "Ich kann die Frage beantworten, die Sie quält: Wo ist Hope?"
Er beugt sich weiter herab. Obwohl ich sein Gesicht immer noch nicht sehen kann, wittere ich den scharfen Geruch, die Aggression, die er ausströmt. "Sagen Sie mir, was ich wissen will, und ich gebe Ihnen Ihren Frieden."
Es passiert, ehe ich überhaupt darüber nachdenken kann, eine instinktive Reaktion, die mich ebenso überrascht wie ihn. Er zuckt zurück und macht ein angewidertes Geräusch, als er sich meine Spucke aus dem Gesicht wischt. Ich rechne damit, dass ein weiterer Schlag folgen wird, und spanne mich in Erwartung der Schmerzen an. Doch er schlägt nicht zu. Stattdessen bückt er sich und hebt meinen Peilsender auf. 
"Eigentlich brauche ich Sie gar nicht", sagt er. "Ich muss lediglich diese Batterie wieder einsetzen und das Ding einschalten. Und dann nur abwarten, wer hier auftaucht." 
Er geht hinaus. Ich höre, wie die Tür ins Schloss fällt, schwere Schritte eine Treppe hinauf stapfen. 
Jetzt bin ich mit meiner Qual allein und sie nagt mit so scharfen Zähnen an mir, dass ich schreie und wild an meinen Fesseln zerre, bis sie meine Haut aufschürfen. 
Er hat meine Tochter entführt. Er hat sie in seiner Gewalt. Hatte?
Ich erinnere mich an die Nächte nach Hopes Verschwinden, als meine ältere Tochter Audra und ich uns aneinanderklammerten, als keiner auszusprechen wagte, was wir beide dachten: Was, wenn sie tot ist?
Jetzt wird mir klar, dass es eine weitaus schlimmere Alternative gibt: Dass sie noch am Leben war. Ist?
Dass in diesen Monaten, als Audra und ich die Hoffnung nach und nach ziehen ließen und uns beinahe in unser Schicksal ergaben, unsere Hope immer noch atmete. Immer noch litt. Noch immer leidet?
Ich sinke erschöpft zurück und meine Schreie verebben in einem Wimmern.
Sechs Wochen hat sie durchgehalten. 
Die bösartigen Worte fallen mich immer wieder aufs Neue von allen Seiten an.
Nein! Er lügt! Er muss einfach lügen.
Angestrengt versuche ich, mich an seine Worte zu erinnern, stochere im Nebel nach Hinweisen.
 

Irgendwann höre ich Schritte die Stufen herab poltern. Von mehr als einer Person. Das Knarren der sich öffnenden Tür lässt mich erstarren. Das Licht flammt auf, diesmal sind es Deckenstrahler, so grell, dass ich mich geblendet an die Wand drücke. Doch ich habe den einen sofort erkannt. Richard Stanson, einer der Männer, die in mein Visier geraten waren. Neben ihm sein Sohn, die Ähnlichkeit ist unverkennbar. 
"Weiß überhaupt jemand, dass sie hier ist oder war der Sender nur ein Fake?", fragt Andy.
"Nein, der Sender funktionierte. Wir müssen ihren Wagen beseitigen. Wir hätten das schon vor Stunden machen sollen, wenn du eher zurückgekommen wärst."
Trotz seiner Worte wirkte er nach wie vor ruhig, als er fortfährt: "Es muss wie ein Unfall aussehen. Oder wie ein Selbstmord." Er sieht seinen Sohn an. "Das hast du doch schon einmal hinbekommen."
"Meine Familie wird das durchschauen", sage ich. "Sie weiß, dass ich mich niemals umbringen würde."
"Das sagen sie immer. Und die Polizei glaubt ihnen nie, oder, Mrs. Frost?"
Wäre ich nicht an Händen und Füßen gefesselt, dann wäre ich jetzt aufgesprungen und hätte auf ihn eingeprügelt, hätte meine Fäuste in dieses makellose Gebiss gerammt. Aber obwohl meine rasende Wut meine Kräfte zu verdoppeln scheint, gelingt es mir nicht, mich loszureißen.
"Sie haben so viele Fehler gemacht!", brülle ich. "Sie haben ja keine Ahnung, was gleich passieren wird!"
Ich klammere mich an meinem Glauben, an meiner Hoffnung fest wie eine Ertrinkende, während beide Männer höhnisch lachen, der ältere sagt: "Aber Sie wissen es besser? Unsere Kassandra in Ketten?"
Nun bin ich geradezu unheimlich ruhig. "Bevor alles vorbei ist, verraten Sie mir noch eines: Warum haben Sie meine Tochter ausgesucht?"
Der Sohn geht auf mich zu, bis wir uns Auge in Auge gegenüber stehen. Obwohl er viel größer ist als ich zeige ich keine Spur von Angst.
"Die hübsche, kleine Hope. Du erinnerst dich noch an sie?" Er wendet sich zu seinem Vater um. "Das Mädchen, das wir aufgegabelt haben, als es aus der Schule kam."
"Warum?"
Er lächelt. "Weil sie etwas Besonderes war. Das waren sie alle."
Richard Stanson tritt auf uns zu. "Wir vergeuden unsere Zeit", sagt er. "Schaffen wir sie hier raus."
"Glauben Sie, dass es so einfach gehen wird?", sage ich.
Die Männer ignorieren mich und bücken sich, um mich zu packen. Der Vater nimmt meine Füße, der Sohn greift unter meine Arme. So sehr ich mich auch winde, ich kann ihnen keinen Widerstand entgegensetzen, mühelos heben sie mich hoch, tragen mich zur Tür.
"Sie haben schon verloren", sage ich. "Sie wissen es nur noch nicht..."
Andy schnaubt verächtlich. "Ich weiß, wer hilflos gefesselt ist."
"Und ich weiß, wer mir hierher gefolgt ist", flüstere ich nun dem Vater entgegen.
"Niemand ist Ihnen ge..." Er bricht plötzlich ab, als das Licht erlischt. In der pechschwarzen Dunkelheit lassen mich die beiden Männer los, und ich schlage auf dem Boden auf, meine Schulter schmerzt. Benommen liege ich da, kann nichts sehen, höre nur ihre wilden Flüche, hektisches Atmen und bemerke das erste Mal Unruhe.
"Scheiße, was ist das?", höre ich den Sohn.
Das winzige Flämmchen in mir lodert auf, meine Stimme wispert in die Finsternis. "Jetzt beginnt es."
"Ruhe! Seien Sie endlich still!", schreit er.
"Es ist wahrscheinlich nichts weiter", sagt Stanson, doch auch er klingt verunsichert. "Vielleicht ist nur eine Sicherung rausgeflogen. Gehen wir nach oben und sehen nach."
Die Tür knallt, die Schritte der beiden verhallen auf der Treppe. Ich lausche angestrengt. Das Warten ist unerträglich. Doch ich vernehme nichts außer dem dumpfen Pochen meines Herzens, habe kein Zeitgefühl.

In der Stille spüre ich einen leichten Lufthauch an meiner Wange, als wäre ein Windstoß durch die Ritzen der Tür gedrungen. Sie ist da!
Absurder Stolz erfüllt mich in diesem denkwürdigen Moment, dass ich es gewesen bin die ihr beibrachte, sich lautlos wie ein Schatten zu bewegen. Zu einer tödlichen Waffe zu werden.
Das Licht einer Taschenlampe fällt auf mich. Meine Blessuren werden sichtbar.
"Oh, Mama, es tut mir leid, dass es so lang gedauert hat. Ich musste beobachten, vorsichtig sein."
Audra klingt nach unterdrückten Tränen. Meine starke, starke Tochter. Jetzt befreit sie mich von den Fesseln.
"Wo sind die beiden?"
Meine Stimme ist rau, plötzlich fühle ich mich unsagbar schwach, so alt, wie ich bin. Ich versuche aufzustehen, doch mir ist schwindlig, so dass ich mich wieder setzen muss.
"Mach dir keine Sorgen. Sie haben das bekommen, was sie verdienen."
In diesem Moment spüre ich zum ersten Mal auch die Grausamkeit, die ich in meiner älteren Tochter erweckt habe, es versetzt mir einen Stich.
Doch gleich darauf ist sie wieder so zärtlich, umarmt mich, zieht mich auf die Füße. Sie führt mich zur Tür, mit leisem Knarren schwingt sie auf. Sie stützt mich wie ein Mann, hilft mir die Stufen hinauf.
Totenstill ist es in dem Haus, finster, aber hier oben ist es nur die Dunkelheit der Nacht, so dass ich Schemen wahrnehmen kann. 
Sie zeigt mir erst den toten Vater, dann den Sohn, das Mondlicht und der Schein ihrer Taschenlampe nageln die beiden auf dem Boden fest. Sie rühren sich nicht, Audra hat sie hingerichtet. Die Stille ist beruhigend. Aber nicht befriedigend.
"Wo ist Hope?", flüstere ich.
Audra atmet tief durch. Im fahlen Licht des Mondes sehe ich, wie jemand anderes Besitz von ihr zu ergreifen scheint, mich aus ihren Augen, kalt wie polierte Steine, anstarrt.
"Ich habe alles durchsucht, das Haus ist leer. Lassen wir die Polizei den Rest erledigen, ich hinterlasse einen anonymen Anruf."
Mein Herz zieht sich zusammen, Tränen laufen über meine Wangen. Obwohl meine Tochter so hart und unnahbar wirkt, leidet sie genauso unter der Gewissheit wie ich, das weiß ich.
Wir verlassen dieses Haus, das die Hölle für diese armen Mädchen, für unsere Hope gewesen ist, und fahren heim.
Dort endlich umschlingt mich Audra, die nun meine ganze Familie ist, mit ihren Armen, presst sich an mich, vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust. Wird wieder meine Tochter, die den Trost ihrer Mutter braucht. 

Die Polizei ist dem anonymen Tipp gefolgt.
Im Haus stießen sie auf die hingerichteten Männer und die Tatwaffen der Mordserie, fanden jedoch keine Spuren von uns. Audra ist gründlich. Im Garten der Stansons entdeckten sie die verscharrten Mädchenleichen, erkannten, dass die Killer nicht nur draußen gemordet hatten. Dort begraben liegt auch meine Hoffnung.
Bevor sie uns informierten, wussten wir es bereits.
Hope ist tot. Mein Baby. 
Es heißt, solch ein Wissen würde den Hinterbliebenen von Entführungsopfern einen gewissen Frieden verschaffen. 
Das stimmt nicht. 
Doch ich weiß, dass Hope die letzte gewesen ist, die diesen beiden Bestien zum Opfer fiel. 



 









Impressum

Texte: Ursula Kollasch
Bildmaterialien: posters.de
Tag der Veröffentlichung: 16.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

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