Am Abend vor ihrem elften Geburtstag saß Jenny auf ihrem Bett und hielt ihre kleine Schwester fest umschlungen. Lucy presste sich die Hände auf die Ohren und nuckelte an ihrem Schnuller. Erst leise, dann immer lauter waren die Stimmen durch die Wand des Kinderzimmers gedrungen.
„Und weißt du, was ich alles satthabe?“, brüllte er zurück und riss eine Schublade auf. Kleidungsstücke flogen in eine Reisetasche.
„Woher soll ich das wissen, wenn du nie mit mir sprichst!“, antwortete sie mit schriller Stimme. Sie beobachtete ihn vom Türrahmen aus und wischte sich über die Augen. Um Fassung bemüht fuhr sie leiser fort: „Ronny, bleib hier. Denk an die Kinder.“
Er stürmte an ihr vorbei ins Bad, warf weitere Sachen in die Tasche. „Schieb' nicht wieder die Kinder vor, sind nicht meine. Du bist zum Kotzen!“ Er wurde immer wütender. Gleich würde sie anfangen zu flennen. Ohne sie noch einmal anzuschauen, warf er sich die Tasche über die Schulter und stapfte aus dem Zimmer.
„Dann hau doch ab, du blöder Kerl!“ Aber sie rannte hinter ihm her. Die Haustür schlug vor ihrer Nase zu und sie hörte ihn die Treppen hinabpoltern, riss die Tür auf.
„Ja, hau einfach ab!“, brüllte sie in das leere Treppenhaus und trat die Tür mit dem Fuß zu. Vor dem Haus hörte sie den Motor seines Autos aufheulen, ehe er mit Vollgas davonbrauste. Hysterische Schluchzer stiegen in ihrer Kehle auf. Noch einmal knallte es, die Schlafzimmertür, dann war endlich Ruhe.
Lucy hielt sich weiter die Ohren zu und nuckelte. Eigentlich brauchte sie den Schnuller mit ihren vier Jahren nicht mehr. Aber bei dem Geschrei eben …
Jenny seufzte und steckte ihre Nase in Lucys duftendes Haar. Warum mussten Mama und Ronny auch so oft streiten? Und dann haute er immer ab. Manchmal kam er wochenlang nicht wieder.
„Ich will zu Mama“, quakte Lucy hinter ihrem Schnuller und nahm die Hände von den Ohren. Rotz lief ihr aus der Nase. Jenny wischte ihn mit einem Taschentuch weg.
„Nein, Lulu.“ Sie streichelte ihr über die Haare. „Mama will jetzt alleine sein.“
Ihre Schwester wollte sich von ihr losmachen, schluchzte leise, aber Jenny presste sie fest an sich und schluckte die eigenen Tränen hinunter.
Am nächsten Morgen benahm sich Mama fast normal. Ihre Augen waren rot geschwollen.
Jenny hatte sie in der Nacht weinen gehört, aber sie schien nicht mehr wütend zu sein und das war beruhigend. Mit nicht wirklich fröhlicher Miene hatte sie ihr nach dem Aufstehen zum Geburtstag gratuliert, ihr kurz über den Kopf gestrichen und gemurmelt, dass sie das Kuchenbacken nicht mehr geschafft habe, auch das Geschenk würde sie später bekommen.
Nun saß Jenny mit Lucy am Küchentisch, beide schaufelten stumm Cornflakes in sich hinein, während Mama die Pausenbrote strich. Es war Montag. Gleich würde sie ihre Schwester zum Kindergarten bringen und dann zur Schule hetzen müssen. Hoffentlich kam sie nicht wieder zu spät.
Ihre Mutter ging auf den Balkon, wo sie eine Zigarette rauchte und in den tristen Innenhof starrte.
„Denk dran, dass du Lucy nach dem Kindergarten zu Oma bringst. Letzte Woche hast du‘s vergessen“, sagte sie von dort.
Jeden Montag verbrachte Lucy den Nachmittag bei Oma, weil Mama an diesem Tag länger arbeitete. Jenny brachte ihre Schwester immer hin, durfte aber selbst nicht bleiben. Zwei Kinder sind Oma zu anstrengend, hatte Mama erklärt. Und sie sei doch schon ein großes Mädchen und könne auf sich selber aufpassen.
Früher war ich auch Omas Liebling gewesen, erinnerte sich Jenny mit einem kleinen Stich. Rasch schob sie den Stuhl zurück und stand auf.
„Komm, Lucy! Wir müssen los.“
„Du hast zum dritten Mal in Folge keine Hausaufgaben gemacht. Ich werde heute bei deiner Mutter anrufen."
Frau Steinhart starrte sie über die Brillengläser hinweg missbilligend an. Die Klassenlehrerin war eine strenge Frau mit verkniffenem Mund. Die meisten Kinder nannten sie hinter ihrem Rücken die „olle Bohnenstange“.
Jetzt wartete sie auf eine Antwort, doch Jenny war es ziemlich egal, ob Frau Steinhart bei ihr anrief. Mama hatte ganz andere Sorgen als ihre Hausaufgaben.
„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!“
Jenny reagierte nicht, blickte weiter auf den Tisch.
„Hören kannst du also auch nicht“, stellte Frau Steinhart bissig fest und wandte sich von ihr ab.
Einige Kinder kicherten leise und flüsterten miteinander, während die Lehrerin von Platz zu Platz ging, um die Hausaufgaben abzuzeichnen. Jenny hatte immer das Gefühl, dass Frau Steinhart sie nicht ausstehen konnte. Auch in der Klasse war sie nicht sonderlich beliebt.
Jetzt drehte sich die blöde Mareike zu ihr um und verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen. Ihr Sitznachbar Ben streckte die Zunge raus und zeigte den Mittelfinger.
„Ich rufe heute deine Mutter an!“, imitierte Mareike flüsternd die Stimme der Lehrerin und gluckste schadenfroh in sich hinein.
Idioten, dachte Jenny und ballte die Hände unter dem Tisch. Wann immer sie die Gelegenheit dazu bekamen, hackten Mareike und Ben auf ihr herum. Oder versteckten Sachen von ihr. Das Schlimmste aber war, dass Mareike ihr Karla weggenommen hatte. Karla war seit dem Kindergarten ihre beste Freundin gewesen, doch sie hatte sich verändert, beachtete Jenny nicht mehr und hing nur noch mit Mareike und deren Freunden herum.
Einmal hatten sie Jenny eingekreist und zu schubsen angefangen. Da hatte sie Mareike an den Haaren gepackt und ihr ein Büschel ausgerissen, einen Jungen getreten und war weggerannt.
„Jenny ist ein Asi, Jenny ist hässlich, Jenny ist ein Asi!“, hatten ihr die Kinder hinterher gebrüllt. Mareike hatte am lautesten geschrien: „Dich mach ich fertig, du Ätzkuh!“
Und Karla hatte gelacht.
Nachdem sie Lucy vom Kindergarten abgeholt und bei Oma abgeliefert hatte, streunte sie ziellos durch den Ort.
Nichts zog sie nach Hause in die einsame Wohnung. Sie wollte nicht das schmutzige Geschirr in der Küche sehen und sich gezwungen fühlen, es abzuwaschen. Ebenso wenig mochte sie die restliche Wohnung aufräumen und staubsaugen, wie Mama es von ihr verlangte.
Ihr war kalt, obwohl sie so schnell ging, darum zog sie den Kopf ein und steckte die Hände in die Taschen ihrer Jacke, die für die Herbstwitterung zu dünn war. Die Schultasche drückte schwer auf dem Rücken.
Nicht mal zum Geburtstag gratuliert hatte ihr die doofe Steinhart. Nur die idiotischen Hausaufgaben waren der wichtig. Wenn die bloß mal genauso scharf darauf aufpassen würde, was hinter ihrem Rücken in der Klasse oder auf dem Schulhof passierte. Nie kriegten die Lehrer mit, wenn Mareike und die anderen ihr auflauerten. Einmal hatte Jenny den Mut aufgebracht, Frau Steinhart darauf anzusprechen.
„Ich habe keine Zeit für so einen Kinderkram“, hatte die Lehrerin sie abgewimmelt. „Vertrag dich einfach wieder mit den anderen.“
Die hatte ja keine Ahnung.
Jenny blieb stehen, drehte sich um und machte sich auf den Heimweg. Besser, sie räumte zu Hause noch ein wenig auf, bevor Mama mit Lucy nach Hause kam.
Die Stimmung beim Abendessen war trotzdem mies. Das war der blödeste Geburtstag aller Zeiten, dachte Jenny, bevor sie einschlief.
Jennifer.
Eine tiefe Stimme ertönte in ihrem Kopf. Sie klang nicht menschlich, aber vertraut und wunderschön. Sie schlug die Augen auf, blickte sich im dunklen Zimmer um. Da war niemand.
Wurde sie etwa verrückt? Verrückte hörten Dinge, die es gar nicht gab. Ihr Herz klopfte rascher.
„Hallo?“, wisperte sie in die Dunkelheit, sie wollte Lucy nicht aufwecken, die im Bett neben ihrem schlief.
Jennifer.
Die Stimme in ihrem Kopf war lauter geworden. Um sie herum summte es leise. Es klang wie die dicken Hochspannungsleitungen, die über die Straße bei der Schule gespannt waren.
Jenny blieb wie erstarrt liegen und lauschte. Es war gar nicht mehr so finster. Eine Lichtquelle, irgendwo da draußen in der Nacht, drängte die Schatten im Zimmer zurück, tauchte es in ein sanft schimmerndes Licht.
Langsam stand sie auf, schritt ans Fenster und sah hinaus, ihr Herz trommelte und das Blut rauschte in ihren Ohren. Das gleißende Licht kam aus dem Innenhof, strahlte und blendete, aber es schmerzte nicht in den Augen. Jenny hob ihre Hand in die Strahlen, sie flimmerte silbern.
Was war das, da unten? Eine tiefe Sehnsucht ergriff sie. Ich muss zu ihr, zu dieser warmen, freundlichen Stimme.
Wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen schlich sie über den Flur, verließ die Wohnung. Tastete sich im finsteren Treppenhaus hinab, bis zur Hintertür, die sie aufzog. Eisige Nachtluft schlug ihr entgegen, ließ sie frösteln. Ihre nackten Füße tappten über den kalten Steinboden des Hofs, bis sie das Gleißen erreichte.
Sie schirmte ihr Gesicht mit der Hand ab, aber es war einfach zu hell, blendete.
„Ich kann nichts sehen.“
Das Licht wurde sofort schwächer, so, als ob sie im Wohnzimmer die Lampe dimmte. Jetzt nahm sie endlich die Umgebung wahr. Nur wenige Meter vor ihr lag reglos ein stattlicher Drache, dessen Schuppen wie Libellenflügel grünlich schimmerten. Sein ganzer Körper strahlte dieses intensive Leuchten aus.
„Ich vergesse immer die Empfindlichkeit eurer Augen,“ sprach er mit seiner wundervollen Stimme und schaute Jenny unverwandt an.
Sie verspürte keinerlei Angst, trat auf den Drachen zu. Direkt vor seinem großen Kopf blieb sie stehen, sein ruhiger, warmer Atem streifte ihr Gesicht. Er roch nach Zimt und etwas anderem Angenehmen, das sie nicht kannte. Die Wärme seiner Nähe vertrieb das nächtliche Frösteln.
„Darf ich dich berühren?“
Das große Wesen beugte den Kopf zu ihr hinunter und sie strich behutsam über seinen Bart. Er war so weich wie das Fell des Maulwurfs, den sie in Omas Garten einmal gefunden hatte.
„Wow“, flüsterte sie. „Wie heißt du?"
Akemi, tauchte es in ihrem Kopf auf. Der Drache stupste sie sachte mit den Nüstern an. „Ich habe dich in meinen Träumen gesehen."
„Wieso träumst du von mir?“, fragte Jenny verwirrt.
„Es ist meine Bestimmung. Alle Drachen wurden mit einer besonderen Bestimmung geboren. Die starken Pugna-Drachen zogen an der Seite großer Herrscher in die Schlacht. Die Eier der Tueri-Drachen legten die Menschen in den Verstecken ihrer Goldschätze ab. Kaum waren die Drachen geschlüpft und wuchsen, lernten sie nur ihren Meister und eine Aufgabe kennen: diese Schätze bis zu ihrem Lebensende verteidigen. Ich könnte dir noch viel mehr aufzählen.“
Akemi schloss kurz die Augen und hielt inne. „Doch sicherlich weißt du, dass es nur noch sehr wenige von uns gibt.“
„Ich dachte sogar, es gibt euch gar nicht. Nur in Märchen und Filmen.“
Er blies ihr wieder seinen zimtigen Atem wie eine Windbö ins Gesicht.
„Ich bin ein Mederi-Drache. Wir sind die Freunde und Beschützer der Kinder. Immer, wenn ein Kind in Not ist, ihm das Herz zu schwer wird, fühlen wir es, und einer von uns wird auserwählt, ihm zu dienen.“
Sein Gesicht wirkte gütig, aber seine Augen leuchteten wie traurige Opale. „Das Juwel des Himmels ist die Sonne, das Juwel des Hauses ist das Kind. Aber das haben viele Erwachsene vergessen, es sind so viele, viele Kinder, die uns brauchen. Zu viele, um allen zu helfen. Du hast Glück im Unglück, so sagt man, nicht? Denn es gibt weit schlimmere Schicksale als deins.“
Jetzt schien er sie anzulächeln, seine Mundwinkel waren nach oben gezogen. „Es ist mir eine Ehre, hier zu sein, du bist freundlich und hilfsbereit.“
Sie lachte bitter auf. „Ich, freundlich und hilfsbereit? Ich prügel' mich fast jeden Tag, bin so oft wütend. Und keiner mag mich, nicht mal mehr Oma, wahrscheinlich, weil ich so ätzend bin.“
„Nein. Denke nicht schlecht von dir. Von deiner Mutter allein gelassen, von der Lehrerin falsch behandelt und von den Kindern gehänselt und ausgeschlossen – wer wäre nicht voller Enttäuschung und Trauer darüber? Und das führt zu Wut.“
Jenny schluckte schwer. Woher wusste er das alles? Der Drache stieß etwas wie ein Seufzen aus.
„Ich werde dir ein Geschenk machen.“
„Hab' ich einen Wunsch frei? Dann will ich, dass die doofe Mareike keiner mehr mag und alle ab jetzt sie ärgern statt mich.“
Akemi lachte leise in sich hinein, es klang wie das Schnurren eines Riesenkaters.
„Nein. Es ist nicht diese Art Wunsch. Aber ich werde dir einen Teil meiner Kraft schenken. Nutze sie weise und merke dir drei Dinge: Handle nie aus Zorn oder Neid, sieh, was wirklich wichtig ist und höre immer auf das, was dein Herz zu dir spricht.“
Jenny dachte über die Sätze nach. Sie klangen wichtig, klug. Ihr zuvor ausgesprochener Wunsch wegen Mareike war wirklich dumm dagegen.
„Es wird Zeit für dich zu gehen. Zuvor aber suche dir eine meiner Schuppen aus, sie ist mein Geschenk für dich.“ Der Drache blinzelte, er wirkte plötzlich alt und müde.
„Finde die, die für dich bestimmt ist.“ Auch seine Stimme klang nicht mehr so kraftvoll.
Jenny ließ ihren Blick über den Drachenkörper gleiten. Wie sollte sie bloß die richtige Schuppe finden? Es waren so unglaublich viele und alle glitzerten so schön … Aber da! Auf seiner Flanke schien eine besonders hell zu leuchten, als würde sie von der Sonne angestrahlt.
„Diese da!“ Sie zeigte mit dem Finger darauf.
Akemi wandte den Kopf, zog sich mit einem kurzen Ruck die Schuppe heraus und legte sie ihr auf die Handfläche.
„Sie verleiht dir Kraft und Mut und die Weisheit, das Richtige zu tun. Trage sie stets an deinem Herzen.“
Jenny betrachtete das wundervolle Schimmern.
„Schließe jetzt deine Augen, Liebes, und dann leb' wohl.“
Sanft berührte er mit der weichen Schnauze ihre Stirn und das letzte, was sie wahrnahm, war der wohlige Duft seines Atems.
Als sie erwachte, dämmerte es, ihr Blick fiel auf ihre kleine Schwester, die noch friedlich schlief. Akemi! Die Drachenschuppe! Wo war sie? Nirgends zu sehen.
Leise huschte sie ans Fenster, schaute in den tristen Innenhof. Er sah aus wie immer.
War sie heute Nacht wirklich dem Drachen dort begegnet? Nein, sie hatte nur geträumt. Das machte sie traurig, denn es war seit Langem das einzig Schöne, Tröstende in ihrem Leben gewesen.
Jenny tappte auf den Flur, in Richtung Toilette, als sie leises Schluchzen hörte. Sie blieb stehen und atmete tief durch, dann zog sie die Tür zu Mamas Schlafzimmer auf und tat etwas, was sie noch nie zuvor getan hatte: Sie nahm ihre Mama in die Arme und drückte sie fest an sich.
„Ach, Liebling, an dich habe ich gerade gedacht. Ich muss von dir geträumt haben", flüsterte die Mutter.
So hielten sie sich eine Weile und auch Jenny weinte. Die lang aufgestauten Tränen brachen sich den Weg aus ihr hinaus. Ihre Mutter löste sich zuerst aus der Umarmung, wischte sich über die Augen und schaute sie an, als sähe sie die Tochter zum ersten Mal.
„Gleich, nach der Schule, backen wir zusammen deinen Kuchen, wenn du magst. Und ich habe etwas für dich."
Sie öffnete die Schmuckschatulle auf dem Nachttisch und zog eine Kette heraus, an der ein schimmernder Perlmuttanhänger baumelte.
„Weißt du noch? Den fandest du früher immer so schön."
Jenny stand der Mund offen. Sie erinnerte sich, als Mutter ihr den Anhänger reichte. Aber - er sah ja aus wie die Schuppe des Drachen!
„Danke. Legst du mir die Kette bitte um?"
Abends lag Jenny mit Lucy im Arm im Bett und war glücklich. Auf der Bettkante saß Mama, las ihnen eine Geschichte vor und ihre Stimme klang wieder so vertraut wie früher.
Nach dem Essen hatten sie noch lange gesprochen und endlich hatte Mama ihr wieder richtig zugehört. Alles war aus ihr herausgesprudelt: ihre Einsamkeit, die Schikane durch Frau Steinhart und die Gemeinheiten von Mareike und deren Freunden. Ihre Mutter hatte aufmerksam zugehört und sich zwischendurch verstohlen eine Träne weggewischt.
„Es tut mir so leid, Schatz, das ich nicht für dich da war. Ich werde versuchen, alles wieder gut machen“, hatte sie gesagt und Jenny einen Kuss gegeben. „Ich war so fixiert auf Ronny. Aber dieses Mal wird er nicht wieder kommen. Ich will nach vorne schauen. Wirklich wichtig sind nur zwei Menschen, du und Lucy!“
Jenny hätte vor Glück wieder weinen können, aber sie strahlte ihre Mutter an, der Anhänger, den sie um den Hals trug, fühlte sich ganz warm an.
„Morgen rufe ich in der Schule an und mache einen Termin mit Frau Steinhart aus.“ Sie schaute Jenny tief in die Augen, griff nach ihrer Hand.
„Und wenn Mareike und die anderen wieder so gemein zu dir sind, rufe ich auch bei denen zu Hause an und kläre das.“
Jenny wusste tief in ihrem Herzen, dass jetzt alles anders, alles besser werden würde.
Sie tastete nach dem Perlmuttoval unter dem Schlafanzugoberteil und umschloss es fest mit der Hand.
Die Sache mit Mareike würde sie auch ohne Mamas Hilfe hinbekommen, das spürte sie tief in im Innersten. Wie waren die Worte des Drachen gewesen?
Handle nie aus Zorn oder Neid, sieh, was wirklich wichtig ist und höre auf das, was dein Herz zu dir spricht.
Danke, Akemi, ich werde dich nie vergessen, dachte Jenny und lächelte.
Texte: Ursula Kollasch
Bildmaterialien: KELLEPICS / pixabay
Tag der Veröffentlichung: 11.04.2012
Alle Rechte vorbehalten
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Mein zweiter Beitrag zum Anthologie-Wettbewerb August 2020 mit dem Thema: "Glück im Unglück".