Cover

Titel

Marion Romana Glettner

 

 

Heitere

Geschichten

mit Pfiff

Danksagung

 

Ein herzliches Dankeschön an:

 

Autorin: Uschi Gerster

 

Karikaturen: Thea Theil, Schöpfrat e.V., Pixabay

 

Covergestaltung: Wine van Velzen

für die Mithilfe.

Rechte

 

Die Personen und Handlungen dieses Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

 

Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Ähnlichkeiten mit wahren Begebenheiten und oder Person sind Zufall.

 

Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mithilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin untersagt.

 

Alle Rechte vorbehalten © Dezember 2020

Der Sturz

 Die Parkplatzsuche war in unserem Ort nicht so einfach. Ich stellte meinen Wagen oft am Ortsrand ab und ging den Rest des Wegs in die Stadt zu Fuß. An einem Mittwoch war es wieder soweit. Ich schloss meinen Citroen auf dem Parkplatz ab und sah auf meine Armbanduhr. Dabei erschrak ich und musste mich beeilen, um noch pünktlich zu meinem Termin im Zentrum zu sein. Ich nahm meine Beine in die Hand und spurtete los. An einer Ampel wurde ich gestoppt. Sie zeigte rot und viele Autos rasten aus beiden Seiten an mir vorüber. Ich starrte frustriert die rote Ampel an und wartete auf grün. Es war wie verhext. Inzwischen gesellte sich noch eine Frau zu mir und begann ein Gespräch. Endlich schaltete die Ampel um und wir überquerten den Zebrastreifen. Über die Straße schaffte ich es noch, stolperte über den Bordstein und knallte auf den Fußweg. Dabei lag ich der Länge nach auf dem Pflaster. Mein Körper schmerzte, besonders meine Knie und der Kopf. Die Dame blieb neben mir stehen und versuchte mir zu helfen.

„Oh, Gott. Oh, Gott. Ich würde ihnen gern helfen, aber ich habe einen Bandscheibenvorfall.“

 

Zumindest ließ sie mich nicht einfach nur liegen. Irgendwie versuchte ich aufzustehen und kam nur unter starken Schmerzen auf die Knie, aber weiter ging es nicht. In dieser Position kniete ich eine gefühlte Ewigkeit. Ich war froh, dass keine Autos auf den Straßen fuhren oder Publikumsverkehr war. Allein oder ohne fremde Hilfe würde ich nicht aus meiner fatalen Situation heraus kommen. Aber was sollte ich tun? Ein Mann mittleren Alters stand an der Ampel und wartete auf grün. Die Frau neben mir ging schnurstracks zu ihm und forderte ihn auf mir zu helfen. Hinter ihr her trottend stand er schließlich neben mir. Da war nichts mit Hilfe und er stand einfach nur da. Jetzt oder nie, schoss es mir durch den Kopf. Kurz entschlossen ergriff ich mit meiner rechten Hand ein Eisenrohr an einer Hauswand und mit der anderen Hand krallte ich mich an der Hose des Herrn fest. Danach versuchte ich mich mit aller Kraft hochzuziehen. Stück für Stück kam ich in die Senkrechte. Durch meine Kraftanstrengung rutschte die Hose des Mannes ihm in seine Kniekehle. Allerdings sagte er keinen Ton und würdigte mich keines Blickes. Endlich stand ich wieder, aber unsicher auf meinen Füßen. Bevor ich mich bei dem Mann bedanken konnte, raffte er seine Hose nach oben und rannte ohne ein Wort über den Fußweg und war verschwunden. Knie und Kopf schmerzten.

„Sie haben eine große Beule am Kopf und bluten“, sagte die Frau zu mir.

 

Vorsichtig tastete ich meine Stirn ab und erschrak. Die Stirn war extrem geschwollen und bemerkte, wie Blut rann. Die Dame verabschiedete sich und wünschte mir alles Gute. Mein Termin war leider geplatzt und begab mich dafür in ärztliche Behandlung.

Das schwarze Schwein aus Frohse

 Es gibt doch für Kinder nichts Schöneres, als wenn Eltern Geschichten aus ihrer Kinderzeit erzählen. So und nicht anders ging es auch mir. Meine Mutter verbrachte ihre Kindheit bis zur Einschulung in Frohse. Dieser Ort war für seine eigensinnigen Menschen bekannt. Noch heute ruft man: „Achtung, wir fahren jetzt durch Frohse. Bitte schnallen sie ihre Rücksäcke nach vorn und halten ihre Taschen zu.“ Heute ist es nicht mehr so.

 

Meine Mutter erzählte mir folgende Begebenheit.

 

In den ersten Nachkriegsjahren litten die meisten Menschen unter Hunger. Besonders in den größeren Städten bekam man nur begrenzt Lebensmittel zu kaufen. Deshalb wurden Lebensmittelkarten ausgeteilt. Auf denen war für die Personen, die in einem Haushalt lebten, die Ansprüche auf Fett, Zucker, Mehl, Fleisch, Eier und so weiter in Gramm oder Stück angegeben. Bei jedem Einkauf wurde ein Schnipsel abgetrennt, je nach dem, was man kaufen konnte.

 

Für Leute, die die Möglichkeit hatten, sich Hühner, Schweine oder anderes Vieh zu halten, gab es eine Meldepflicht, wie viel Tiere jeder hatte. Dann wurde ausgerechnet, wie viel Eier man zum Beispiel abzuliefern hatte. Die Familie meiner Mutter versteckte manchmal einige Hühner im Waschkessel. Einfach Deckel drauf. Drin war es dunkel und die Hühner deshalb ruhig. So wurden die Hühner nicht mitgezählt. Wer ein Schwein schlachten wollte, musste sich von der Stadt eine Schlachterlaubnis holen. Die Haut vom Schwein und eine bestimmte Kilozahl an Fleisch und Speck musste für die Versorgung der anderen Leute abgegeben werden.

 

Wäre da nicht der Ideenreichtum der Frohser. Abend wurde in der guten Stube geplant, wie man heimlich, also schwarz schlachten konnte. Alles wurde gut vorbereitet. Die Mutter musste mit ihrer Freundin und Puppen draußen spielen, damit sie nicht im Weg standen oder etwas ausplappern konnten. Solche Verstöße wurden damals hart bestraft.

 

Die Mutter und die Freundin saßen auf der Bordsteinkanteundd spielten vor sich hin. Pfeifend kam der Dorfpolizist die Straße herunter.

 

„Was spielt ihr hier auf der Straße. Das ist doch gefährlich. Geht lieber auf den Hof.“

 

Die beiden Mädchen lachten und antworteten: „Dort können wir nicht hin. Die schlachten ein schwarzes Schwein.“

 

Der Polizist verkniff sich ein Lachen und ging auf den Hof.

 

Er rief: „Du kannst doch die Mädchen nicht hören lassen, dass ihr schwarz schlachtet. Sie haben es mir gerade auf der Straße erzählt.“

Das war gerade noch einmal gut gegangen und der Polizist schlich sich mit einem deftigen Schlachtpaket nach Hause.

Falscher Hase

Einige kennen vielleicht den „Falschen Hasen“ unter dem Begriff „gefüllten Hackbraten“.

 

Als ich klein war, stand er oft auf dem Speiseplan, und ich freute mich immer über das Ei in der Mitte. Früher musste ich oft für die Familie kochen. Heute bin ich Hobbyköchin aus Leidenschaft und mag es gern deftig.

 

Das Hackfleisch wird bei diesem Gericht gewürzt und wie ein Brotlaib geformt. In dem falschen Hasen sind dann einfach nur ein oder zwei gekochte Eier eingewickelt.

Meine Freundin kannte so etwas wahrscheinlich nicht. Eines Abends klingelte bei mir zu Hause das Telefon. Angela war am Telefon. Sie sah sich gerade eine Kochsendung an, in der „falscher Hase“ gemacht wurde. Leider hatte sie zu spät eingeschaltet und verpasste dadurch einiges.

 

Total aufgedreht fragte sie mich: „Kennst Du ‚falschen Hasen‘?“

 

Ich antwortete verblüfft: „Ja, warum?“ Aufgeregt erzählte sie mir:

 

„Stell dir vor, da sind Eier drin“. 

 

Ich musste schmunzeln.

 

„Wie kommen die Eier dort hinein?“

 

Ich dachte, ich höre nicht richtig.

 

Scherzhaft sagte ich ihr: „Es werden rohe Eier mit dem schmalen Ende seitlich in das Hackfleisch geschossen und dann gebraten. Die Schalen werden weich gekocht und wegen des Kalkgehaltes gegessen.“

 

Ich stellte es mir vor und krümmte mich schon in Gedanken vor lauter Lachen auf meinem Sofa, biss ins Sofakissen. Ich bemerkte am Telefon, wie Angela stutzte. Sie wusste nicht, ob es die Wahrheit oder nur ein Scherz war.

 

Eine Woche später stand bei mir „Falscher Hase“ auf dem Speiseplan.

Also schnitt ich zwei große Stücke mit Ei ab, tat Soße hinzu und fror es für Angelas ein.

 

Katzenkater

 Familie Schmitt wohnte in einem Block. Er war zu höherem berufen, beherrschte seine Frau und ging den Nachbarn auf die Nerven, was diese alles zu tun hatten. Er mochte keine Hunde und terrorisierte die Besitzer. Er schrieb Beschwerden an den Vermieter und hetzte andere Mieter gegenseitig auf. Seine Ehefrau litt auch unter dem Benehmen ihres Mannes, konnte sich aber leider nicht durchsetzen. Eines Nachts hatte es geregnet und Herr Schmitt hatte die Idee den Rasen zu schneiden und alle Mieter sollten mitmachen.

 

Nachdem bei allen Mietern geklingelt wurde, öffneten diese ihre Fenster und sahen hinaus. Draußen kniete der berüchtigte Herr Schmitt auf dem Rasen und trimmte diesen mit Gliedermaßstab und Nagelschere genau auf ein Zentimeter. Im Flur hing bereits ein selbstgebastelter Aufruf zum Arbeitseinsatz.

 

Kein Mieter war weit und breit zu sehen. Fluchend robbte Herr Schmitt allein über die Grünfläche und trimmte den Rasen.  Einige Tage später erklangen im Hausflur Glockengeräusche. Was war das? Daraufhin öffneten einige Mieter neugierig ihre Türen, um nachzusehen, was die Geräusche verursachte. Erstaunt sahen sie, wie ein schwarzer Kater mit einem Glöckchen um den Hals die Treppen rauf und runter spazierte. Kopfschütteln schlossen die Mieter wieder ihre Türen.

 

Kurze Zeit später war draußen wieder Gezeter zu hören. Interessiert wurden einige Fenster wiederholt geöffnet. Gelächter wurde laut und es gab vor der Tür ein absurdes Bild. Frau Schmitt stand vor einer Pappel. Dabei hielt sie das eine Ende einer Hundeleine in ihrer Hand. Mit dem anderen Ende kletterte der schwarze Kater den Baum hinauf und blieb oben hocken. Frau Schmitt rief ständig den Kater an, dass dieser runterkommen sollte, aber er blieb stur oben hocken.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte eine Mieterin Mitleid mit Frau Schmitt und stellte einen kleinen Teller mit Lebertran unter den Baum. Plötzlich sprang der Vierbeiner wieder auf die Erde und schleckte den Teller leer. Frauchen zog mit voller Kraft Katerchen hinter sich her, die Treppe hinauf in ihre Wohnung.

 

Ein Mieter konnte es nicht lassen und hatte nur einige Tropfen Lebertran auf seinem Abtreter verteilt. Der Kater roch dies und krallte sich an dem Abtreter fest und schliff diesen mit sich in die oberste Etage.

 

Nach dieser Geschichte wurde der Kater nicht mehr gesehen und im Hauseingang zog Ruhe ein.

Sommerurlaub

In den Sommerferien fuhren mein Mann, meine Tochter und ich in die Nähe von Berlin. Urlaub war angesagt. Der kleine Ort lag direkt am See, in eine Art Ferienlager. In der Mitte auf einer Rasenfläche stand eine Fahnenstange. Rings

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 11.12.2020
ISBN: 978-3-7487-6806-7

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Leser*innen

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