Nachrichten dienen der allgemeinen Information, sagt man. Sie laufen täglich im TV, dem Radio oder sind in der Tageszeitung zu lesen. Oft genug rauschen sie als Geräuschkulisse oder Buchstabensalat am Menschen vorbei. Man wird dieser Nachrichtenflut kaum noch Herr. Manchmal macht sie den Menschen für einen Moment zu einem betroffenen Menschen. Das dauert oft nicht zu lange, denn das Abendbrot muss schließlich vorbereitet und verzehrt werden. Die Kinder werden zu Bett gebracht – man ist wieder in seinem Alltag ange-
kommen. Die Autorin macht sich Gedanken zu einzelnen Nachrichten und fügt dieser das, „was noch zu sagen ist – kurz und knapp“, hinzu.
Herzlich gnies.retniw
Februar 2012
Die Diktatoren sterben… aus
Diese Diktatoren namentlich zu nennen, gäbe ihnen zu viel Ehre. Erst im Irak, dann in Libyen, jetzt in Nordkorea; einige sind durch das Volk vom jahrzehntelang gemütlich eingerichteten Thron gestürzt worden, andere sterben einfach aus Altersschwäche. Wie ist das möglich? Nicht zu fassen! Fehlt nur noch der mit der Havanna-Zigarre. Leider ist dadurch Änderung in Sicht. Die Nachfolgeregierungen lassen sich jedoch politisch schlecht einschätzen und möchten partout keine westliche Demokratie, sondern verwirklichen ihre eigenen Vorstellungen vom Staat, manchmal auch mit Gewalt. Wirklich beängstigend ist das Erbe des Diktatoren-Sohnes, denn der Diktator-Papa hat gut vorgesorgt: ein hungerndes Volk, mit Atomwaffen bewaffnet.
21.12.11
Mobiles Stressmanagement
Studenten der TU Dresden haben im Rahmen eines medizin-technischen Projektes ein Anti-Stress-Handy entwickelt. Hat man also Stress, kann mittels Handy und einem Handgelenkgurt ermittelt werden, ob man Stress hat… Für diesen Fall kann der Nutzer sich eine App herunter-
laden, die Atemtechnik, Muskelentspannung und Musik anbietet. Zeigt das Display ein grünes Männchen ist der Stress vorbei. Das nennt sich mobiles Stressmanagement. Schön, dass es junge Wissenschaftler gibt, die sich den wichtigen Problemen der Zeit widmen; schön, dass es Projekte gibt, die in Zeiten knapper Geldressourcen epochale Erfindungen unterstützen. Bleibt die Frage, ob dies nicht genauso unnütz ist wie Diktatoren es sind.
21.12.11
Seit zwanzig Jahren
Das Stasiunterlagegesetz bietet seit zwanzig Jahren jedem Bürger die Möglichkeit, Einblick in Unterlagen der Staatssicherheit zu nehmen. Bisher wurden 2,8 Millionen Anträge auf persönliche Akteneinsicht gestellt. Das Jahr 2012 brachte dahingehend Veränderung, dass Mitarbeiter der Behörde, selbst ehemalige Stasi-Mitarbeiter, nun per Gesetz rückwirkend dieses Arbeitsplatzes enthoben werden sollten. Dazu musste der Bundespräsident die Entscheidung fällen, ob es bei diesem Gesetz verfassungsrechtliche Bedenken gäbe. Herr Wulff nickte das Gesetz ab und unterschrieb „nach sorgfältiger Prüfung“ (= O-Ton Wulff) zwei Tage vor Weihnachten das Gesetz. Staatsrechtler warnten, ein Gesetz zu verabschieden, dass im Nachhinein etwas ahndet, was von vornherein bekannt gewesen sei.
02.01.12
Abschied vom Bundespräsidenten
Herr Wulff hat mit seiner bisherigen „Salami“-Taktik das Vertrauen der Bevölkerung in sich und die Politiker arg strapaziert. Kennen wir schon; hatten wir letztes Jahr gerade mit dem Freiherrn von und zu … Je mehr Herr Wulff sich windet, desto windiger erscheint seine Kreditnahme. Obwohl ihm bisher in sämtlichen Talkshows der Republik von sämtlichen Leuten, die dort herumsaßen, bescheinigt wurde, dass diese Transaktion juristisch nicht anfechtbar, moralisch vielleicht… naja… Jetzt hat Herr Wulff den größten Fehler begangen: Er hat sich mit Herrn Dieckmann angelegt. Herr Dieckmann ist Chefredakteur der *BILD* und die ungekrönte vierte Macht im Staate. Goodbye Mr. President!
02.01.12
An W.
Herr Präsident,
Herr Präsident,
was sind Sie denn so renitent?
Aussitzen ist 'ne Strategie
auf Dauer funktioniert sie selten
oder eben nie
So mein ich
by the way:
Sei mutig, klug und geh!
14.01.2012
100 Jahre Max Frisch
In Berlin in der *Akademie der Künste* wird momentan bis März 2012 eine Ausstellung zum 100. Geburtstag von Max Frisch gezeigt. Erstmals kann der Interessierte sehen, lesen und Einblick nehmen in die Texte seines „Berliner Journals“. Max Frisch lebte in den 70igern für sieben Jahre in Berlin, Tür an Tür mit Günter Grass und Uwe Johnson, mit denen er sich traf, diskutierte und sein Pfeifchen rauchte. Eine Ausstellung, die Frisch als kontroversen Autoren zeigt, dessen Werk gelesen und diskutiert wird, damals wie heute. Und so bleibt auch dieser Satz von Max Frisch in unserem Gedächtnis: „Nicht weise werden, zornig bleiben.“
14.01.2012
Die Kälte – dein Freund und Helfer
Nordische Kälte in Europa. Eine kaputte Heizung und auch das morgendliche Freikratzen der Autoscheiben – jeder hat seine kleinen Schwierigkeiten mit der Kälte. Eine Gruppe der Gesellschaft darf sich nun über erhöhte Aufmerksamkeit freuen. Zugegeben, erst mussten ein paar hundert europaweit sterben, bevor die Altruisten an sie dachten. Aber jetzt werden sie in Kälte-Busse verfrachtet, man gibt ihnen Süppchen und Deckchen. Aber eines geht natürlich nicht: dass ein besoffener Obdachloser oder einer, der Hunde hat und mit diesen sein kärgliches Leben teilt, Einlass findet in die vorgesehenen Unterkünfte. Da kann es draußen noch so kalt sein, Menschenwürde hat auch ihre Grenzen!
06.02.2012
Frau Nahles gibt zu Protokoll
Frau Nahles gab jüngst bekannt: „Wir werden nur versprechen, was wir auch halten können.“ Das ist eine lobenswerte Aussage dieser tapferen Sozialdemokratin. Und hat auch Vorbildwirkung für die weitere Politik in dieser Republik. Denn wenn man diese Politikerin ernst nimmt, ergibt sich zweierlei. Erstens: Da NICHTS gehalten werden kann, werden zukünftig keine Wahlplakate mehr zu erwarten sein. Wortphrasen gefüllte Talk-Shows werden nicht mehr über die Mattscheibe flimmern (müssen). Zweitens: Die Aussage im Umkehrschluss betrachtet, heißt ja unverhüllt, dass bisher auch Sachen versprochen wurden, die nicht gehalten werden konnten. Wir sollten zukünftig nicht nur das *Unwort* wählen lassen, sondern auch *Unsätze*.
06.02.2012
Chame(rke)leon
Das Chame(rke)leon ist eine Unterart des gemeinen Chamäleons. Es lebt in der Willy-Brandt-Straße Numero eins in Berlin.
Der schon fast legendär zu nennende Farbwechsel des gemeinen Chamäleons dient der Kommunikation mit Artgenossen. Der Farbwechsel des Chame(rke)leons hat einen völlig anderen Charakter: er dient der Verwirrung des Feindes. So wurde anfangs eine Bubifrisur bevorzugt, die dann Nuancen á la Topf, Prinz Eisenherz und Hillary Clinton annahm. Der Farbwechsel wird besonders beim einheitlichen Hosenanzug-Schnitt angewandt und erfuhr seinen Höhepunkt 2008 vor der Neuen Oper in Oslo.
In seinen inhaltlichen Aussagen darf das Chame(rke)leon als Meister des Farbwechsels betrachtet werden, sozusagen als Bundes-Chame(rke)leon.
17.02.2012
Wo liegt Aserbaidschan?
Dieses Land ist Mitglied im Europarat. Die Erdöl- und Erdgasvorkommen machen es zu einem interessanten Wirtschaftspartner. Ob es eine Kausalität zwischen den Ausgaben für das Militär und der über 47 % in Armut lebenden Bevölkerung gibt, darf der Leser selbst entscheiden.
Seit der Unabhängigkeit Aserbaidschans verlief noch fast jede Wahl undemokratisch. Pressefreiheit ist auch in aserbaidschanisch ein Fremdwort. Das jedoch hält niemanden in Europa davon ab, ein Liedchen für Baku zu trällern. Für das dortige Regime eine fantastische PR. Die Menschenrechtler hoffen, dass die Welt auf die Zustände dieses Landes aufmerksam wird. Brot und Spiele: The show must go on!
17.02.2012
Das Sterben vor der Tür
In Hamburg, in einem Viertel, in dem Gutbetuchte wohnen, hat das Deutsche Rote Kreuz eine Immobilie gekauft. In dieser Immobilie soll ein Hospiz eingerichtet werden. Der Kauf der Immobilie war von Seiten der Verantwortlichen mit Bedacht ausgewählt worden, denn die künftigen Bewohner sollten für ihre letzten Tage von Ruhe und Grün umgeben sein. So weit, so gut! Ein ganz normaler Vorgang, könnte man meinen. Jedoch weit gefehlt. Die Anwohner laufen Sturm. Man könne ihnen nicht zumuten, dass in ihrer Nachbarschaft ein Hospiz, in dem die Leute wohnen, um zu sterben, eingerichtet wird. Geschlossene Gesellschaft bedeutet: Sterben vor der Tür ausgeschlossen.
27.02.2012
Vorgegau(c)kelt
Manche Politiker bleiben im Gedächtnis, weil sie wichtige Reden hielten oder besondere Taten in ihrer Amtszeit vollbrachten. So wird Willy Brandts Kniefall in Polen wie auch die undogmatische Herangehens-
weise Helmut Schmidts bei der Hamburger Flutkatastrophe für immer im Gedächtnis der Deutschen bleiben. Auch heutige Politiker geben sich redlich Mühe, aus der grauen Masse der Politiker herauszuragen. Herr Wulff mit seiner Rede über die Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland gehört wohl nicht dazu. Einer scheint es ob seiner Jugend und Unbedarftheit aber zu schaffen. Zuerst redet er von geordneter Insolvenz für Griechenland, jetzt hat der Philipp der Kanzlerin ordentlich etwas vorgegau(c)kelt.
27.02.2012
Texte: Signe Winter
Bildmaterialien: Signe Winter
Tag der Veröffentlichung: 28.02.2012
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