Cover

Titel

 

 

Eine Patricia Peacock Weihnachtsgeschichte

 

 

von

 

Tiffany Crockham

 

Impressum

 

 

Erstausgabe Oktober 2021

Copyright © 2021 Tiffany Crockham

tiffanycrockham@web.de

Birgit Schneider

Zanderstraße 2a

47058 Duisburg

 

Covergestaltung: A&K Buchcover

unter Verwendung von Motiven von

shutterstock.com: © natalie_linx ©  © givaga

depositphotos.com: ©  para827 © lifeonwhite

Lektorat: „Taltexte“ Manuela Sanne

www.taltexte.de

 

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung der Autorin wiedergegen werden.

 

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden.

Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

 

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Miss Kitty

 

 

 

Ich wurde von dem Tumult im Salon wach und stellte meine Ohren auf. Eigentlich hatte ich gehofft, den gesamten Nachmittag in Ruhe zu verschlafen, aber bei diesem Lärm war das unmöglich.

Während ich mich ausgiebig in meinem Körbchen streckte – die Glieder mussten schließlich in Form gebracht werden, bevor ich der Ruhestörung auf den Grund ging –verflog meine gute Laune. Es hätte so schön sein können … Sir Tiny war mit Patricia, John und Abdul nach Kairo gefahren, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Ich freute mich darauf, bei ihrer Rückkehr einen Blick auf die vielen Päckchen mit den Schleifen und dem Raschelpapier zu erhaschen. Zumal ich davon ausging, dass auch für mich ein Päckchen dabei war. Letztes Jahr, als ich noch keine Ahnung von Weihnachten geschweige von Geschenken gehabt hatte, war mir Sir Tinys Aufregung über Weihnachten und das ganze Drumherum ziemlich dumm vorgekommen. Aber in diesem Jahr betrachtete ich ehrfürchtig den Weihnachtsstrauch im Salon, wann immer ich seinen Weg kreuzte. Es fiel mir nach wie vor schwer, die glitzernden Kugeln nicht mit den Pfoten herunterzuschlagen, aber bisher war es mir gelungen, mich zu beherrschen. Zumal seit Johns und meiner Versöhnung ein angenehmer Frieden im Haus herrschte. Natürlich glaubte John, dass er mich mit den Keksen aus Fatimas Vorrat bestochen hatte. John war beinahe so naiv wie Sir Tiny, was mir durchaus gelegen kam. Denn die erniedrigende Wahrheit behielt ich lieber für mich.

Da war eines Tages eine fremde Katze in unserem Haus gewesen, als ich nichts ahnend in den Salon gekommen war. Natürlich hatte ich sie angemessen angefaucht und ihr zu verstehen gegeben, dass sie unerwünscht war. Eine Frau mit schrecklich unangenehmer Stimme brachte den uneingeladenen Gast zu meiner Erleichterung fort. Seither war die ungebetene Besucherin nicht mehr aufgetaucht. Aber ihr Geruch erfüllte noch tagelang das Haus! Außerdem entging mir nicht, dass Sir Tiny wie ein großes ratloses Elend auf vier Pfoten zwischen mir und der Fremden stand und sich nicht entscheiden konnte, auf welcher Seite er steht. Also bitte! Als ob das eine Frage gewesen wäre … Sir Tiny war mein bester Freund, und dass er die Fremde nicht nur mochte, sondern offensichtlich auch kannte, hinterließ einen unsichtbaren aber durchaus spürbaren Haarriss auf meiner sensiblen Seele. An diesem Tag verstand ich das erste Mal wirklich, wie begehrt der von mir eroberte Platz im Haus war – und dass ich nicht dazu bereit war, ihn mir von einer anderen Katze wegnehmen zu lassen. Also hatte ich Frieden mit John geschlossen. Es war besser, alle Bewohner meines Hauses auf meiner Seite zu haben.

Seitdem war ich Johns Einschlafhilfe und wurde dafür mit der doppelten Zuwendung an Keksen und leckeren Häppchen vom Dinner belohnt. Leider sah man mir das langsam an … ich war nicht mehr ganz so geschmeidig wie früher und letztens hatte ich beim Sprung auf die Anrichte mein Ziel verfehlt und war sehr unelegant abgerutscht. Im letzten Moment hatte ich mich an der Anrichte festkrallen und mühselig hinaufziehen können. Patricia fragte sich seitdem, woher die Kratzer im Holz kamen, während ich so tat, als wüsste ich es nicht. Wenigstens hatte niemand etwas von meinem unrühmlichen Absturz bemerkt.

Die Stimmen im Salon wurden lauter. Ich hörte die Worte Sir Tiny, Basar und verschwunden. Meine Nachmittagsruhe war beendet – meiner angeborenen Neugierde geschuldet, musste ich den Grund dieser ungemütlichen Aufregung in Erfahrung bringen.

Im Salon fand ich Patricia, John, Fatima und Abdul. Sir Tiny war nirgends zu sehen. Patricia wedelte aufgebracht mit den Armen, was mich ganz nervös machte, während John sie vergeblich zu beruhigen versuchte und Abdul unaufhörlich redete.

„Memsahib … er kann ja nicht weit sein. Wir finden ihn.“

„Wir haben den gesamten Nachmittag gesucht, Abdul. Sir Tiny war nirgendwo auf dem Basar zu finden. Vielleicht hat ihn jemand mitgenommen.“

„Darling, Sir Tiny nimmt man nicht so einfach mit … er wiegt fast hundert Kilo“, gab John einen seiner wenig hilfreichen Kommentare ab.

Mein überragender Katzenverstand deutete die Situation umgehend. Sir Tiny war offenbar weggelaufen, als er mit Patricia, John und Abdul in Kairo die Weihnachtsgeschenke besorgen war. Aber warum? Sir Tiny liebte sein Haus und seine Menschen beinahe wie altägyptische Gottheiten – immerhin war er ein Hund. Jeder wusste, dass Hunde ohne Menschen nicht überlebensfähig waren, und das galt für Sir Tiny im Besonderen.

„Dass dieser große dumme Hund immer seinem Magen folgen muss“, seufzte Fatima.

Aha! Da hatten wir es. Mein verfressener Hundefreund hatte sich von den Gerüchen des Basars verleiten lassen. Ich gebe zu, dass sie auch auf mich immer anziehend gewirkt hatten. Aber Sir Tiny war kein Straßenhund mit leerem Magen … obwohl Sir Tinys Magen, wenn man es genau nahm, eigentlich immer leer zu sein schien.

„Wir müssen die Gendarmerie bitten, nach ihm zu suchen.“ Patricia war aufgelöst, und sie tat mir leid. Sie liebte diesen großen naiven Hund – genau wie ich. Es war mir noch immer ein wenig peinlich, es mir einzugestehen, aber je mehr ich den Menschen im Salon zuhörte, desto beunruhigter wurde ich. Sir Tiny allein in Kairo war etwas, das meine Vorstellungskraft überstieg. Und ich besitze eine gute Vorstellungskraft, immerhin bin ich eine Katze.

„Die Gendarmerie kümmert sich nicht um verschwundene Hunde“, gab Abdul zu bedenken. „Aber er trägt doch das neue Halsband mit unserer Adresse. Bestimmt findet ihn jemand und bringt ihn zurück.“

Abduls Zuversicht konnte ich nicht teilen. Ich hatte lange genug in den Straßen Kairos gelebt, um zu wissen, dass die Welt für Tiere nicht die Gleiche war wie für die Menschen.

„Außerdem gibt es für entlaufene Haustiere einen Haustierdetektiv in Kairo“, verwies Fatima mit einem vorwurfsvollen Blick auf John, der ihre Worte großzügig überhörte, was mich nicht wunderte. Immerhin beruhte Johns Erfolg als Haustierdetektiv zu großen Teilen auf Sir Tinys Nase … und gerade die war nun leider abgängig.

Das Ganze beunruhigte mich immer mehr. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Die raschelnden und glitzernden Weihnachtspäckchen auf dem Tisch vor mir interessierten mich nicht länger. Stattdessen schlüpfte ich zur Terrassentür hinaus und versteckte mich im Garten unter einem Hibiskusbusch – einem meiner Lieblingsplätze. Von diesem schattigen Plätzchen aus hatte ich das Gartentor im Blick, falls Sir Tiny von allein zurückfand. Denn ich war sicher, sobald sein Magen gefüllt oder seine Hoffnung auf kostenlose Leckereien enttäuscht war, würde er bereuen, weggelaufen zu sein.

 

Sir Tiny

 

 

 

Der Händler warf mir seinen Schuh hinterher, der mich nur knapp verfehlte. Mit fliegenden Ohren gelang es mir gerade noch, hinter der nächsten Häuserecke zu verschwinden.

Warum bloß war er so wütend? Ich hatte doch nur einen seiner köstlich duftenden Lammspieße probieren wollen. Von denen gab es doch genug an seinem Stand. Patricia und John geizten nie so mit ihrem Essen.

Ernüchtert blieb ich stehen und sah mich um. Mein Ausflug zum Basar machte nicht halb so viel Spaß, wie ich geglaubt hatte. Die Menschen waren unfreundlich zu mir und niemand wollte sein Essen teilen. Außerdem warfen sie mir böse Blicke zu. Es war an der Zeit, das Abenteuer Basar zu beenden und zu Patricia, John und Abdul zurückzukehren. Zu Hause wartete bestimmt ein von Fatima zubereitetes Essen auf mich, und alle teilten gerne und bereitwillig. Wer brauchte da schon den Basar?!

Ich trottete zurück zu der Stelle, wo ich aus dem Automobil gesprungen war und blieb verdutzt stehen. Wo war es? Ich konnte es nirgendwo sehen – ebenso wenig Patricia, John und Abdul. Suchend lief ich von links nach rechts. Ganz bestimmt hatte das Automobil genau hier gestanden. Sogar Patricias Geruch konnte ich noch wahrnehmen, allerdings überdeckt von den vielen Gerüchen des Basars und dem der anderen Menschen. Die Spur war zu schwach, um ihr zu folgen. Also beschloss ich, hier zu warten und mich nicht von der Stelle zu bewegen. Irgendwann mussten sie ja zurückkommen. Nach einer Weile zog ein Händler seinen mit Gemüse beladenen Karren genau zu der Stelle, wo das Automobil gestanden hatte. Lautstark legte ich Protest ein und forderte den Händler

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Tiffany Crockham
Bildmaterialien: shutterstock.com, depositphotos.com
Cover: A&K Buchcover
Lektorat: Taltexte Manuela Sanne
Korrektorat: Taltexte Manuela Sanne
Satz: A&K Buchcover
Tag der Veröffentlichung: 13.10.2021
ISBN: 978-3-7487-9682-4

Alle Rechte vorbehalten

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