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Stolen from Earth

 

Gesamtausgabe

 

von

 

Alexa Kim

copyright digitale Ausgabe und Printausgabe

2018 by Alexa Kim

Coverart by Alexa Kim

A&K Buchcover

akbuchcover.jimdo.com

 

 

 

 

 

Impressum

 

al-kim@web.de

 

Alle Personen dieser Geschichte sind frei erfunden!

Evtl. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

 

Die Vervielfältigung oder der Weiterverkauf dieses E-Books ist nicht erlaubt.

Ein Abdruck, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung der Autorin.

 

 

 

 

 

Eve will einen romantischen Urlaub mit ihrem Freund verbringen, um ihrer

festgefahrenen Beziehung neuen Schwung zu verleihen.

Während sie einen Strandspaziergang macht, wird sie von einem grellen Licht geblendet und verliert das Bewusstsein.

Als Eve wach wird, findet sie sich in einem Sternenkreuzer mitten im Weltraum wieder – um sie herum fremde Männer, die aussehen, wie einer Gladiatorenarena entsprungen.

Vark ist Carganier und hat die Erlaubnis erhalten, Eve als erster mit in sein Bett zu nehmen – aber eine so starrsinige Frau wie Eve ist ihm noch nie untergekommen ...

 

1

 

Eve

 

 

Der Urlaub ist traumhaft schön … zumindest rede ich mir das ein, während ich barfuß den Strand entlangspaziere und meine Füße von schaumiger Gischt umspült werden. Die Sonne scheint, ich trage weiße Shorts und eine kurze Strickjacke … um mich herum sind nur Wasser und weißer Sand ... alles ist perfekt … zu perfekt … Auf meinem Postkartenmotiv fehlt der männliche Part! Anstatt diesen Moment zusammen mit Nils zu erleben und verliebte Blicke zu tauschen, bin ich allein. Nils ist im Hotelzimmer geblieben und schaut ein Fußballspiel … mal wieder! Noch nicht einmal im Urlaub will er darauf verzichten!

Ich versuche, mich daran zu erinnern, wann unsere Beziehung zu dem wurde, was sie jetzt ist. Hätte ich es bemerken müssen und früher etwas dagegen tun? Gab es Anzeichen, die ich ignoriert habe?

Nach vier Jahren ist unsere Liebe am Ende … ich versuche mir einzureden, dass es nicht so ist, aber die Wahrheit lässt sich nicht länger verleugnen. Ich habe gehofft, dieser Urlaub könnte uns als Paar retten. Ich dachte, er würde all die Dinge zurückbringen, die Nils und ich einmal füreinander empfunden haben … ich hatte geglaubt, wir könnten wieder Gespräche führen … so wie früher … zusammen lachen, uns nah sein …

Die Wahrheit tut furchtbar weh, aber sie ist nicht mehr wegzudiskutieren. Ich wollte an unserer Beziehung festhalten, weil sie sicher war. Nils und ich haben nie Streit … wir sind ein eingespieltes Team. Alle in unserem Freundeskreis warten darauf, dass wir endlich heiraten … nach außen sind wir das perfekte Paar. Aber die Wahrheit ist, dass nichts in unserer Beziehung stimmt … wir streiten nicht, weil wir uns egal geworden sind, und wir sind ein eingespieltes Team, weil wir perfekt nebeneinanderherleben. Statt gemeinsam Zeit zu verbringen, wenden wir uns lieber unseren eigenen Interessen zu.

Ich bleibe stehen und drehe mich um. Ich sollte langsam zurück zum Hotel gehen. Die Sonne geht bald unter. Die Maitage an der Ostsee sind zwar vorsommerlich warm, aber abends wird es noch immer kühl.

Widerwillig ziehe ich die dünne Strickjacke fester um meinen Körper. Auf meinen Beinen bildet sich Gänsehaut. Ich muss zurück zum Hotel … zurück zu Nils … aber ich habe keine Lust zurückzugehen!

Resigniert setze ich mich auf eine Düne und schaue hinaus auf das Meer. Das Wasser wirkt malerisch und romantisch, während die Sonne sich rot färbt und langsam am Horizont versinkt. Warum kann ich nicht einfach weglaufen? Irgendwohin, wo mich Wärme und Zweisamkeit erwarten?!

Als hätte das Universum mich gehört, blitzt plötzlich ein einzelner Stern am Himmel auf. Er strahlt außergewöhnlich hell, sonst wäre er mir wahrscheinlich am noch hellen Himmel gar nicht aufgefallen ... fast sieht es so aus, als würde das Licht sich auf mich zubewegen. Gebannt beobachte ich das Himmelsspiel. Wenn ich zurück im Hotel bin, muss ich den Portier unbedingt fragen, was es damit auf sich hat.

Ich schließe die Augen und öffne sie wieder. Jetzt sieht es aus, als würde der Stern pulsieren … gleißendes Licht … so hell, dass ich die Augen gleich wieder schließen muss und sie nicht mehr öffnen kann … ich versinke im Strudel der nach mir greifenden Helligkeit ... was wollte ich gleich noch tun? Es fühlt sich an, als werde mein Verstand von einer fremden Macht abgeschirmt … ich zerfalle in tausend winzige Stücke und verliere das Bewusstsein.

 

Ich schlage die Augen auf und blinzele. Über mir sind seltsame Lichter. Ich blinzele noch einmal und erkenne, dass es Lampen sind … ähnlich wie in einem Operationssaal. Hatte ich einen Unfall?

„Worak kragan tar?“

Ich drehe den Kopf und blicke in ein nicht gerade freundliches Männergesicht.

„Worak tar?“

Bin ich irgendwie auf den Kopf gefallen oder spricht der Typ eine fremde Sprache? Und wenn ja, was für eine? Russisch? Irgendwie hört sich das hier nach keiner Sprache an, die ich schon mal gehört hätte.

„Kragan … tar?“, fragt er noch einmal. Ich versuche mich aufzusetzen, muss aber feststellen, dass ich mich nicht bewegen kann. Es fühlt sich an, als werde ich von einem riesigen Magneten festgehalten. Langsam bricht Panik in mir aus …

„Was ist das hier? Wo bin ich … und was wollt ihr?“

Der Fremde runzelt die Stirn und sieht jemanden an. Erst jetzt bemerke ich, dass er nicht alleine ist. Neben ihm sind noch mindestens fünf weitere Typen, die mich anstarren. Erst jetzt bin ich in der Lage, Details wahrzunehmen – etwa, dass sie alle nackte Oberkörper haben, über die eine Art gekreuzter Gurt aus glänzendem Metall drapiert ist. Daran hängen Gegenstände, die aussehen wie Waffen aus einer Sience Fiction Serie. Alle Sechs tragen enge Hosen aus einem schwarz schimmernden Material. Diese Typen sehen aus wie Gladiatoren aus der Zukunft!

„Was … was ist das hier? Ein Scherz?“, frage ich irritiert und versuche erneut, meine Arme zu heben, dieses Mal mit mehr Kraftanstrengung. Unmöglich! Ich liege auf einer Art Metalltisch, trage keine sichtbaren Fesseln, aber meine Arme und Beine scheinen am Tisch festgeklebt zu sein.

„Macht mich los, verdammt … das ist nicht witzig!“

Sie unterhalten sich in dieser hart klingenden fremden Sprache, ohne mich weiter zu beachten. Mir kommt es vor, als würden sie über irgendetwas diskutieren, vielleicht sogar streiten. Schließlich scheinen sie sich geeinigt zu haben und verlassen den Raum. Derjenige, der mich angesprochen hat, wirft mir noch einen kurzen Blick zu, dann folgt er den anderen. Mein Gott … wie groß sind diese Typen eigentlich? Zwei Meter? Ich komme mir immer mehr wie auf einem Filmset vor.

Dagegen spricht allerdings, dass ich mich noch immer nicht von diesem verdammten Tisch lösen kann. Starr und hilflos liege ich auf dem Rücken, bis ich erneut Schritte höre.

„Soy ma ra'hi'noa?“

Ich schüttele den Kopf – wenigstens, den kann ich noch bewegen - und rufe entnervt: „Ich verstehe nichts, verdammt noch mal!“

Im nächsten Moment spüre ich ein leichtes Vibrieren hinter meiner Stirn … nicht schmerzhaft aber unangenehm. Gottseidank dauert es nur eine Sekunde.

„Ist es jetzt besser?“, fragt eine weibliche Stimme. Ich hebe den Kopf und starre mit geöffnetem Mund die Frau in dem winzigen Lendenschurz an; zumindest nehme ich an, dass es sich um eine Frau handelt, denn ihre Haut ist von einem hellen Türkiston und sie hat kein einziges Haar auf dem Kopf. Stattdessen trägt sie Tätowierungen, die fast ihren gesamten Körper bedecken. In ihrer Hand hält sie etwas, das aussieht, wie ein Handy.

„Das ist wirklich absurd ...“, sage ich und starre in ihre veilchenfarbenen Augen. Auf eine exotische Art ist diese Frau sehr schön. Ihr Kopf hat eine ausgeprägte Form, ihre Augen sind groß und mandelförmig, und ihr Körper ist … obwohl er blau ist … perfekt proportioniert. Das Einzige, was ihr fehlt, sind Brüste, und ich frage mich, welcher Maskenbildner so etwas hinbekommt …

„Ich bin Cirzia und wurde geschickt, um dich einzuweisen.“

„Einzuweisen? In was? In die Klapse?“, frage ich und stelle fest, dass Cirzias Stimme angenehm klingt, nachdem ich sie verstehen kann.

„Was ist Klapse?“, fragt sie irritiert und sieht mich dann von oben bis unten an. „Deine Spezies ist wirklich gut geeignet … ich denke, du wirst keine Probleme haben.“

„Probleme mit was?“, frage ich und versuche erneut, mich vom Tisch zu lösen.

Cirzia geht zu einem schlichten Tisch, und als sie mit der Hand darüber fährt, leuchtet ein holografisches Schaltpult darüber auf. Nach ein paar Handbewegungen lösen sich die unsichtbaren Fesseln um meine Arme und Beine und ich kann mich endlich aufsetzen.

„Du wirst keine Probleme haben, zu dienen ...“, fügt Cirzia hinzu und lächelt. Ich nehme an, es soll aufmunternd sein. „Ich hatte Probleme am Anfang … wir Roanierfrauen sind zu schmal gebaut für carganische Männer.“

Ich starre sie an, und frage mich, ob ich das, was diese blaue Frau mir gerade sagt, richtig interpretiere. Noch immer will ich an einen bösen Scherz glauben, aber das alles hier wirkt so erschreckend realistisch.

„Was sind Carganier?“

Cirzia kommt zu mir und gibt mir ein Zeichen, dass ich vom Tisch aufstehen soll. Ich lasse mich nicht zweimal bitten, dieses Höllenmöbelstück zu verlassen. Wer weiß, ob es mich nicht sonst wieder an sich fesselt.

„Die Besatzung dieses Sternenkreuzers … sie alle sind Carganier. Ich bin Roanierin … vor zwei Mondjahren haben sie mich von meinem Heimatplaneten entführt, und seitdem diene ich hier.“

„Dienen heißt ...“, sage ich vorsichtig … und Cirzia beendet meinen Satz arglos. „Ich diene mit meinem Körper ...“

Genau das hatte ich befürchtet! „Haben die keine eigenen Frauen?“, frage ich fassungslos.

Cirzia legt den Kopf schräg und sieht mich an. „Hast du schon einmal eine Carganierin gesehen?“

Ich schüttele den Kopf und Cirzia lacht. „Ah … ich habe vergessen, dass deine Spezies keinen Kontakt zu anderen Spezies als eurer eigenen hat. Carganier leben nicht in festen Bindungen. Ihre Frauen bleiben auf dem Heimatplaneten, und die Männer kehren nur zur Paarung zu ihnen zurück … um den Erhalt der Spezies zu sichern. Ihre Frauen akzeptieren Männer nur in ihrem Bett, wenn sie bereit sind, ein Kind zu haben. Außerdem sind sie wirklich hässlich … lange sehnige Körper und grobe Gesichter … sie kümmern sich um ihren Heimatplaneten und die Männer um dessen Verteidigung. Cargan ist sehr reich. Es hat viele Rohstoffen und Bodenschätze. Das ruft Neid bei anderen Spezies hervor.“

Ich versuche, das Gehörte so gut es geht zu verarbeiten. „Das heißt … sie stehlen Frauen, um sie zu zwingen mit ihnen Sex zu haben?“

Cirzia nickt. „Ja … sie sind eine dominante Spezies, die andere Völker unterwirft.“

Sie sagt es, als wäre es vollkommen in Ordnung. Ich hoffe noch immer, dass dies hier nur ein Traum ist, und nehme an, dass ich deshalb so ruhig und gefasst bin. „Und wie viele Frauen haben sie hier?“

„Mit dir sind wir jetzt zu zweit. Sie werden dich sehr mögen … Carganier mögen Frauen, die so etwas haben.“ Cirzia zeigt unverhohlen auf meine Brüste. „Ich bin froh, dass du hier bist … sechs Carganiern zu dienen, ist sehr anstrengend, aber zu zweit wird es einfacher werden.“

„Was?“, rufe ich entsetzt? „Du gehst mit ihnen allen ins Bett?!“

„Da ist doch nichts dabei ...“, antwortet Cirzia überrascht und klimpert mit ihren langen Wimpern. „Ich gehe lieber mit sechs Carganiern ins Bett als mit einem Roanier. Für roanische Männer bin ich nicht mehr als eine persönliche Leibsklavin, die ihnen nebenbei Kinder gebären muss. Vark und die anderen behandeln mich gut … und es ist schön mit ihnen im Bett.“

Ich fühle mich schwindelig. Das hier muss bitte ein Traum sein … ein vollkommen absurder Traum … ich war gerade noch am Strand … gleich wache ich auf und alles ist vorbei …

„Hast du das Übersetzungsmodul eingeschaltet, Cirzia?“, fragt eine tiefe männliche Stimme, und wir sehen gleichzeitig zur geöffneten Schwebetür. Dort steht der Riese, der mich vorhin in seiner unverständlichen Sprache angesprochen hat. Jetzt spricht er akzentfreies Deutsch.

„Ja, Vark … sie kann dich jetzt verstehen.“

„Gut … danke Cirzia … du kannst gehen. Arras wartet auf dich.“

Cirzia schenkt mir noch ein aufmunterndes Lächeln, bevor sie den Raum verlässt und ich mit diesem Riesen von einem Mann alleine bleibe.

Varks Augen sind auf mich gerichtet … seine Blicke tasten meinen Körper ab. „Ich bin Vark und werde dich als Erster in mein Quartier mitnehmen. Wie ist dein Name, Menschenfrau?“

Ich starre ihn an und bekomme kein Wort heraus. Ich will mir gar nicht vorstellen, was dieser Weltraumpirat mit mir tun wird. Was sich unter dem hautengen Stoff seiner Hose abzeichnet, ist nicht weniger beängstigend als die gesamte Gestalt. Außerdem bin ich nicht bereit, ihm freiwillig zu geben, was er von mir will. „Ich habe einen Freund ...“, sage ich mit allem Selbstbewusstsein, das ich in dieser Situation aufbringen kann.

Vark sieht mich verständnislos an, und ich suche nach einer Erklärung, die einem intergalaktischen Neandertaler mehr einleuchtet. „Ich gehöre jemandem auf der Erde!“

Er runzelt die Stirn. Mir fällt auf, wie männlich seine Gesichtszüge sind – hohe Wangenknochen, ein eckiges Kinn und kurze militärisch geschnittene Haare. Bis auf die immense Körper- und Muskelgröße sieht Vark aus wie ein Mensch. Ich bin ganz sicher nicht klein, aber gegen ihn wirke ich wie eine Puppe.

„Wo ist er gewesen, als wir dich geholt haben? Er hätte besser auf dich aufpassen sollen … du bist jetzt Eigentum von Cargan.“

„Vergiss es ...“, fauche ich und schlinge demonstrativ die Arme um meinen Oberkörper.

„Ich verstehe nicht ...“, fragt Vark kopfschüttelnd. „Das ist Gesetz ...“

„Nicht mein Gesetz! Ich will zurück zur Erde! Sofort!“

Jetzt verschränkt auch Vark die Arme vor der Brust. „Du wirst mir dienen … und danach jedem carganischen Mann auf diesem Sternenkreuzer, der dich will.“

„Du kannst mich mal ...“, fauche ich und zeige ihm einen Stinkefinger.

Gottseidank scheint Vark diese Geste nicht zu kennen, er ahnt aber natürlich, dass sie nicht freundlich gemeint ist.

„Du benimmst dich wie ein Kind … außerdem hast du mir noch immer nicht deinen Namen gesagt.“

Ich presse die Lippen zusammen, als könnte mich das vor dem retten, was Vark mit mir tun wird.

Er atmet tief durch. „Du kannst mir deinen Namen später sagen. Ich werde dich jetzt mit in mein Quartier nehmen. Da kannst du dich reinigen und etwas essen. Danach wirst du mir dienen.“

Ich sehe mich nach etwas um, das ich als Waffe benutzen könnte, aber Vark bemerkt, was ich vorhabe.

„Sei nicht dumm … erstens hast du keine Chance gegen mich … zweitens gibt es noch fünf andere wie mich auf dem Sternenkreuzer … und drittens bist du nicht in der Lage, dieses Schiff zurück zur Erde zu bringen. Die Technologie eurer Spezies ist sehr unterentwickelt.“ Jetzt grinst er überheblich. „Aber die Menschenfrauen sind sehr schön. Ich werde dir zeigen, dass es sich lohnt, einem Carganier zu dienen.“

„Du hältst wirklich unglaublich viel von dir, was?“, frage ich verächtlich und setze mich nun doch in Bewegung, weil Vark Anstalten macht, zu mir zu kommen. Auf keinen Fall will ich mich von ihm durch das ganze Schiff zerren lassen. Soll er mich vergewaltigen! Er kann meinen Körper haben, aber ganz sicher nicht mein Einverständnis!

 

Während ich vor Vark durch die Gänge des Sternenkreuzers gehe, versuche ich mir die Wege einzuprägen. Das erweist sich allerdings als unmöglich. Alles sieht irgendwie gleich aus … hell schimmerndes Metall, der Blick aus den seltsamen rautenförmigen Fenstern offenbart mir das endlose Weltall mit Milliarden von Sternen. Von jedem der Gänge führen identisch aussehende Schwebetüren in irgendwelche Räume. Mir ist nicht klar, wie Cirzia sich hier zurechtfindet.

„Wir sind da … das hier ist mein Quartier ...“, erklärt Vark und zieht ein nahezu identisches Handy wie Cirzia es besitzt aus seinem Hosenbund. Als er damit die Schwebetür des Quartiers öffnet, ist mir klar, dass es sich bei dem handyartigen Ding um eine Fernbedienung handelt.

Der Innenraum des Quartiers überrascht zumindest durch ein wenig Individualität. Von den Wänden strahlt gelbes und grünes Licht, es gibt einen niedrigen Tisch, der nur aus einer Platte besteht, die wie von Zauberhand im Raum schwebt. Darauf steht ein Tablett mit verschiedenen Speisen. Ich nehme an, die Carganier sitzen beim Essen auf dem Boden, denn ich sehe nirgendwo Stühle. Dafür aber … und dies beunruhigt mich sehr … gibt es ein großes Bett, das ebenfalls über dem Boden zu schweben scheint. Die Laken sind durchwühlt, als hätte bis vor Kurzem noch jemand darin gelegen …

„Iss etwas ...“, weist Vark mich an und zeigt auf den niedrigen Tisch. Das Essen ist also für mich. Ich muss zugeben, dass ich ziemlichen Hunger habe … und während ich esse, kann Vark mich zumindest nicht ins Bett zerren, das wie eine Drohung im Raum schwebt.

Ich setze mich im Schneidersitz vor den Tisch und untersuche das Essen. Ein paar Sachen erinnern mich an Dinge von der Erde – ein Gemüse, das unserer Zucchini ähnelt, ein Stück Fleisch, das aussieht wie Hühnchen. Daneben gibt es aber auch Dinge, die ich mit Argwohn betrachte … wie etwa die blaue Kugel, die mich entfernt an einen Seeigel erinnert oder das feurig rote längliche Zeug, das nur mit sehr viel Fantasie nach etwas Essbarem aussieht. Ich nehme nur das vom Tablett, was mir sicher vorkommt und lasse alles andere liegen. Zugegeben schmeckt das Essen, auch wenn der Geschmack dann doch nichts mit Huhn oder Zucchini zu tun hat.

Vark beobachtet mich. „Verrätst du mir jetzt deinen Namen?“

„Nein ...“, antworte ich kauend und bemerke, dass ich immer langsamer esse. Bald bin ich fertig und dann wartet das Bett auf mich ...

Einen Augenblick wirkt Vark müde. „Wie du willst … ich kann dich auch einfach Dienerin nennen.“

„Eve ...“, sage ich schnell. Auf keinen Fall will ich, dass Vark mich Dienerin nennt!

„Eve ...“, sagt Vark, als wolle er sich den Namen einprägen. „Das ist ein guter Name … gut zu merken.“

Oh, danke, Arschloch! Ist ja immer gut, wenn Haustiere einfache Namen haben …, denke ich wütend. Ich weiß, dass mir die Knie schlottern sollten vor Angst - schließlich bin ich gerade von sechs interstellaren Machoidioten gekidnappt worden, die alle mit mir ins Bett wollen! Aber im Augenblick bin ich einfach nur wütend. Mann! Und ich dachte, meine Beziehung mit Nils wäre eine Zumutung! In diesem Moment wäre ich furchtbar gerne in unserem Hotelzimmer, um ein blödes Fußballspiel mit Nils zu schauen. Wir müssten noch nicht einmal reden … einfach nur die gewohnte aber sichere Langeweile, anstatt neben einem Vergewaltiger in seinem Quartier zu hocken …

„Du kannst dich jetzt reinigen …“, beendet Vark mein künstlich in die Länge gezogenes Abendessen - wobei ich nicht einmal weiß, ob es überhaupt Abend ist - und greift nach seiner Fernbedienung.

Eine Tür öffnet sich und gibt den Blick auf eine Art Nasszelle frei. Das meiste in diesem Bad sieht entfernt einem Badezimmer auf der Erde ähnlich, sodass ich Vark nicht zur Hilfe rufen muss. Nur um das Wasser der Dusche aufzudrehen, brauche ich einen Moment länger, weil es weder einen Hebel noch irgendetwas anders zum Aufdrehen gibt. Wer rechnet denn auch damit, dass man sich einfach nur unter die Dusche stellen muss?

Erst als ich fertig mit duschen bin, bemerke ich, dass meine Sachen fort sind. Ich bekomme eine Panikattacke, weil das bedeutet, dass Vark hier gewesen sein muss, während ich nackt hinter dem Nebelglas der Dusche gestanden habe. Ruhig! Es bedeutet zumindest, dass Vark nicht gleich über

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alexa Kim
Cover: A&K Buchcover
Tag der Veröffentlichung: 06.09.2018
ISBN: 978-3-7438-8003-0

Alle Rechte vorbehalten

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