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„Warum nicht noch einen?“, knurrte Eric, und füllte sein leeres Whiskeyglas zum dritten Mal nach. Erstens dauerte es sehr lange, bis Vampire betrunken wurden und zweitens war seine Laune nicht die beste. Eigentlich, so gestand er sich ein, war das eine maßlose Untertreibung. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn Ed Hardy sich doch noch einmal in seinen Club gewagt hätte … er brauchte unbedingt ein Ventil für seine Frustration.

Eric warf einen Blick auf seine Handyuhr. Jill hätte längst das Bedürfnis verspüren müssen, sich zu nähren. Er wartete jetzt bereits seit über einer Stunde auf sie. Der Hunger eines neugeborenen Vampirs war in den ersten Wochen schmerzhaft. Also, wo blieb sie?

Mit dem Finger trommelte er auf das Leder seines Sofas, nur um kurz darauf schon wieder zur Whiskeyflasche zu greifen, die er vorsorglich in Reichweite abgestellt hatte. Mit einem Schnauben zog Eric seine Hand zurück. Das war lächerlich! Er benahm sich ja, als wäre er der Neugeborene und nicht Jill.

Eigentlich hatte er ihr heutiges Zusammentreffen gut geplant. Jill hatte in ihrem eigenen Zimmer Zeit gehabt, um über ihr neues Leben nachzudenken und zu verstehen, dass sie ihn darin brauchte und sie beide für das nächste Jahrhundert untrennbar miteinander verbunden waren. Jill brauchte sein Blut, um ihren Hunger zu stillen und zu überleben … und er brauchte … nun ja … so einiges, was er sich viel zu lange selbst vorenthalten hatte.

Ohne, dass Eric darüber nachdachte, wanderte seine Hand zu seinem harten Schwanz. Er hatte gehofft, dass Jills Abwesenheit ihn abkühlen würde, aber das Gegenteil war der Fall.

Nun ... bei aller Verantwortung und Kraft, die ein neugeborener Vampir seinen Schöpfer die ersten einhundert Jahre kostete, war eine der angenehmen Seiten sein gesteigerter Hormonspiegel. Es war ein Nehmen und Geben zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung … und wenn man Glück hatte, wurde das Mündel irgendwann zum Gefährten.

Eric starrte in sein leeres Glas. Als geborener Vampir einer sehr reinen Blutlinie hatte er noch gut neunhundert Jahre vor sich. Die ersten fünfhundert Jahre seines Lebens hatte er allein verbracht … die kurze Hoffnung, die er hatte hegen dürfen mit Leonore … hör auf!

Er knallte das leere Whiskeyglas auf den Tisch und stand auf. Jill würde nicht zu ihm kommen … selbst dann nicht, wenn ihr Körper vor Hunger in Flammen stand.

Eric schlüpfte in seine Jeans und das Hemd. Beides hatte er vorsorglich abgelegt, um Jill ohne großes Aufheben auf seinen Schoß und an seine Vene zu ziehen, wenn sie zu ihm käme. Vampire verzichteten gerne auf Vorspiel und künstliches Geziere – man akzeptierte einmal geschlossene Verbindungen und gab sich gegenseitig, was man brauchte. So einfach war das. Man bevorzugte seine Partnerschaften unkompliziert. Da Eric ein geborener Vampir einer alten Blutlinie war, musste er sich nicht öfter als einmal im Monat nähren. Allerdings … solange Jill seine Vene täglich benötigte, würde auch er sich öfter nähren müssen. Er wählte die Kurzwahl Eins auf seinem Handy, die er Bartolomeo zugeteilt hatte, und wartete, bis der Diener sich meldete.

„Mein Herr?“ Die Stimme des Dieners klang unaufgeregt wie immer, was Eric in diesem Augenblick fast in den Wahnsinn trieb.

„Mein Mündel … ich meine Jill … ist sie bereits wach?“

„Ich habe sie vorhin in dem Zimmer einquartiert, das Sie für sie ausgesucht haben, Maestro.“

Eric spürte, wie seine Kiefer zu mahlen begannen. „Aber das ist fast zwei Stunden her. Sie hat geschlafen und muss sich nähren.“

„Soll ich sie zu Ihnen bringen, Herr?“

„Nein!“ Eric räusperte sich und bemühte sich um einen souveränen Klang in der Stimme. „Das ist nicht nötig. Ich werde selbst zu ihr gehen.“ Dann legte er auf und warf das verfluchte Handy auf das Sofa. Soweit war es also schon! Der Schöpfer klopfte an die Tür seines Mündels und nicht umgekehrt. Selbst schuld …, höhnte sein Verstand. Sie musste ja unbedingt ein eigenes Zimmer bekommen! Hättest du sie in den ersten Wochen bei dir behalten, wärest du jetzt nicht in dieser Situation!

„Ach, was solls?“, murmelte Eric und verließ seine Suite. Sein Schwanz drückte gegen seine Jeans. Die Wahrheit war, dass er das berauschende Gefühl kaum erwarten konnte, Jill an seiner Vene zu nähren und seinem Schwanz zu geben, was er so fordernd verlangte.

Vor Jills Tür blieb er stehen und lauschte. Seine Ohren waren gut und er konnte Jill hinter der Tür atmen hören … ihre Atemfrequenz war etwas kürzer als normal und ungleichmäßig; ein Zeichen dafür, dass sie Hunger hatte und auch die Schmerzen zurückkehrten.

Ohne große Umschweife klopfte er an. „Jill …“ Als sie nicht antwortete, legte er mehr Autorität in seine Stimme. „Jill … ich bin es, Eric.“

„Hau ab ...“, fauchte sie hinter der Tür.

Überrascht hob er die Brauen. Was waren denn das für Töne? Er konnte das leise Knurren, das in seiner Kehle aufstieg, nicht unterdrücken und drehte den Türknauf. Die Tür gab nach, aber etwas blockierte sie von innen „Jill … mach sofort die Tür auf.“

„Vergiss es!“

„Du musst dich nähren“, versuchte er zu argumentieren, obwohl das Raubtier in ihm tobte. Sie widersetzte sich ihm? Das Mündel widersetzte sich seinem Schöpfer? Als sie keine Anstalten machte, ihn hereinzulassen, löste Eric das Problem mit einem Tritt gegen die Tür. Sie sprang auf und die Blockade knallte mit einem Poltern gegen die Wand. So, so … sie hatte also die Kommode vor die Tür geschoben … als ob ihn ein Möbelstück fernhalten könnte ...

Eric baute sich im Türrahmen auf. Jill lag auf dem Bett, nur mit einem Bademantel bekleidet, die Arme um ihren Körper geschlungen. Er würde ihr neue Kleidung besorgen müssen, aber im Augenblick war es ihm ganz recht, dass sie keine hatte. Anscheinend war ihr Verhältnis noch immer nicht ausreichend geklärt. Eric konnte den Hunger in Jills Blick sehen und die Schmerzen. Jill versuchte allerdings, sie hinter einer Maske aus Trotz und Ablehnung zu verbergen, was ihn gleich noch mehr aufbrachte.

„Du benimmst dich wie ein Kind!“

Ohne Vorwarnung sprang sie vom Bett auf und zeigte ihre Fänge. In diesem Moment überwog ihre Wut tatsächlichen ihren Hunger. Eric hob eine Braue – er hätte ihr diesen Widerstand kaum zugetraut. Gestern in seiner Suite, als Bartolomeo sie zu ihm gebracht hatte, war sie so zahm gewesen und eingeschüchtert. Tja … man wusste nie, was man bekam, bevor die Wandlung nicht vollzogen war. Meistens behielten verwandelte Menschen ihre Gewohnheiten und ihre kulturell menschliche Prägung … aber es konnte auch sein, dass sich eine Persönlichkeit veränderte … temperamentvoller wurde; und ehrlich gesagt, turnte Jills Abwehrhaltung das Raubtier in ihm an. Eric tat es ihr gleich und fletschte seine Fänge. „Das solltest du dir gut überlegen … ich bin stärker als du. Ich habe dich geschaffen!“

„Ist mir egal ...“, schnappte Jill und drückte sich gegen die Wand in ihrem Rücken. Wenn sie gekonnt hätte, sie wäre rückwärts durch die Wand geflohen. Doch natürlich konnte sie das nicht. Eric erlaubte sich ein zufriedenes Grinsen und zog in einer einzigen fließenden Bewegung sein Hemd über den Kopf. Er wusste, dass Jills Geruchssinn nach der Wandlung gut genug war, um sein Blut zu riechen, und das Funkeln in ihren Augen zeigte ihm, dass sie alles andere als gesättigt war. „Komm her, Micina. Ich gebe dir, was du brauchst. Du musst keinen Hunger haben.“

Sie fletschte schon wieder drohend die Fänge und begann zu knurren. Ihre Hände ballte sie zu Fäusten, ohne jedoch den Blick von seiner Halsvene abzuwenden. Wie süß … sein Kätzchen fuhr die Krallen aus … Eric spürte eine Welle von Endorphinen durch seinen Körper wogen … puren Besitzerstolz.

Er konnte es kaum erwarten ihre Fänge und ihren saugenden Mund an seinem Hals zu spüren. Bei dem Gedanken daran drängte sein Schwanz noch fordernder gegen seine Jeans. Er würde Jill nähren und sie gleichzeitig nehmen … sie daran erinnern, wie abhängig sie von ihm war.

„Lass mich allein ...“, fauchte sie, doch ihre Stimme klang jetzt unsicher. Eric wusste, sie konnte ihm nicht mehr lange widerstehen. Ihre Augen funkelten wild und ihr langes braunes Haar war zerzaust. Er dachte an ihren Körper unter dem Bademantel. Jills feste kleine Brüste mit den harten Nippeln, ihr schlanker Körper und die feuchte Enge zwischen ihren Schenkeln. Das alles gehörte nun ihm. Keine narkotisierten Silikonblondinen mehr, in die er mechanisch seinen Schwanz hämmerte, bis ein frustrierender Orgasmus ihn erlöste. Jill war weich und biegsam und ganz sein ...

„Jill … komm jetzt her ...“ warnte er sie ein letztes Mal, und als sie erneut knurrte, hatte er genug. Ganz sicher würde er sich nicht von ihr auf der Nase herumtanzen lassen!

Ohne Jill noch einmal zu bitten, öffnete Eric die Knöpfe seiner Jeans und stieg hinaus, ohne

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alexa Kim al-kim@web.de
Bildmaterialien: jdesign.at
Tag der Veröffentlichung: 23.06.2016
ISBN: 978-3-7396-6184-1

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