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1. Der gut aussehende Neue

 

Das stetige Brummen des Motors dröhnte unangenehm in Nathans Ohren. Müde lehnte er sich gegen die kühle Scheibe des Greyhound-Buses und schloss die Augen. Kalter Schweiß glitzerte auf seiner Stirn und lief in kleinen Tropfen seine blassen Wangen herunter.

Der penetrante Geruch von Diesel, gemischt mit den Ausdünstungen zu vieler Menschen, bereitete ihm Übelkeit. Die heiße, stickige Luft wurde von den kleinen Gebläsen über ihm aufgewirbelt, brachten aber keine Abkühlung.

Nach einem kurzen Blick auf seine Uhr stellte er fest, dass er mindestens noch drei Stunden unterwegs sein würde, bis er endlich an seinem Ziel angekommen war. Wieso er auf die Idee gekommen war, mit dem Bus zu fahren und sich nicht einfach einen Mietwagen zu nehmen, war ihm mittlerweile ein Rätsel.

Er seufzte und fuhr sich durch die nassen, braunen Haare bevor er sich die Kapuze seines grauen, abgetragenen Sweaters wieder tief ins Gesicht zog.

Er hatte keine Lust erkannt und mit aufdringlichen Fragen gelöchert zu werden. Normalerweise genoss er es in Aufmerksamkeit zu baden, vor allem, wenn es Fans der Chicago Heats waren, aber seit dem Vorfall war er froh, wenn ihn niemand ansprach oder auch nur ansah. Niemanden ging es etwas an, was er hier machte und wohin er fuhr und er war dankbar, dass er seine Spur verwischen konnte.

Mit leerem Blick sah er aus dem Fenster und beobachtete die Landschaft, die in rasendem Tempo an ihm vorbeizog, als ihm das Gespräch mit seinem Freund und Anwalt Paul Filmore wieder einfiel.

Paul hatte vorgeschlagen, er solle sich in eine Kurklinik einweisen lassen, um sich eine Auszeit zu nehmen, bis sich die Wogen wieder geglättet hätten. Aber Nathan hatte das nur mit einem Augenrollen abgetan. Als wäre er der Typ, der sich in so einer schicken Klinik wohlfühlen würde. Schließlich hatten sie sich auf's Übelste gestritten und Nathan war irgendwann einfach wortlos aus seinem Büro gestapft.

Mittlerweile tat ihm sein Verhalten leid, denn er wusste, dass Paul es nur gut gemeint hatte und weiteres Interesse an seiner Person vorbeugen wollte. Irgendwann hatten sie sich dann geeinigt, dass er sich auf eine Ranch in Colorado zurückzog, wo seine Tante Beth arbeitete. Die neue Besitzerin dort brauchte dringend Unterstützung und die körperliche Arbeit, die ihn erwarteten würde, war genau das Richtige für ihn.

Sie lag mitten im Nirgendwo und die Chance, dass man ihn dort fand, war sehr gering. Die Bewohner der Gegend waren ihren Einwohnern gegenüber immer sehr loyal, also ging er davon aus, dass niemand der Presse etwas verraten würde.

 

Holpernd kam der silbern glänzende Bus in New Haven endlich zum Stehen. Nach einer schier endlosen Fahrt stieg Nathan erleichtert aus dem stickigen Fahrzeug ins Freie und streckte ausgiebig seine tauben Glieder.

Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont und tauchte das kleine Städtchen in einen zarten, goldenen Schimmer.

Sofort fühlte er sich wieder wie zu Hause. Immerhin war das, jenes Städtchen in dem er aufgewachsen war. Ein Lächeln bildete sich auf seinen vollen Lippen. Schwungvoll schnappte er sich sein Gepäck und ging zu einem kleinen schäbigen Motel, zwei Straßen weiter.

Seine Tante würde ihn erst am nächsten Morgen abholen, denn nachts fuhr sie nicht gern. Sie behauptete immer, dass das viel zu gefährlich sei, aber er wusste, dass sie einfach nur nachtblind war und das nicht zugeben wollte.

 

 

 

Kate genoss die ersten Schlucke ihres Kaffees, während sie in Gedanken versunken nach draußen starrte. Die dichten Nebelfelder auf den Wiesen vor dem Haus kündigten einen heißen Sommertag an und sie konnte es kaum noch erwarten, mit der Arbeit zu beginnen. Seit sie vor einigen Monaten die Ranch ihrer Tante Marla geerbt hatte und hierher gezogen war, war sie wieder voller Leben und Zuversicht. Das unerwartete Erbe, das nicht nur dieses wunderschöne Stück Land, sondern auch einen ganzen Batzen Geld beinhaltete, kam genau zur richtigen Zeit.

»Guten Morgen«, flötete Beth fröhlich und Kate hätte vor Schreck beinahe ihre Tasse fallen gelassen. Sie hatte nicht gehört, dass ihre Freundin, und momentan einzige Mitarbeiterin, die Küche betreten hatte.

Beth war Tante Marlas beste Freundin und arbeitete schon seit ihrer Jugend hier. Sie war sogar nach dem Tod ihres Mannes zu Marla auf die Ranch gezogen. Da Beth sich besser mit dem Ranchleben auskannte, als Kate, hatte sie beschlossen Beth auch weiterhin zu beschäftigen. Mittlerweile war aus einem reinen Arbeitsverhältnis sogar Freundschaft geworden.

»Guten Morgen«, murmelte sie leise und musterte Beth, während diese sich einen Kaffee einschenkte. Sie bewunderte sie für ihr Aussehen. Sie war groß und drahtig, aber kraftvoll. Man sah ihrem Körper an, dass sie ihr Leben lang schon auf einer Ranch arbeitete. Ihre Haut schimmerte in einem leichten Oliveton, der von der vielen Arbeit an der frischen Luft kam. Für 52 hielt sie aber keiner. Schon allein das stetige Strahlen ihrer grünen Augen verlieh ihr einen jugendlichen Touch.

»Keine gute Laune heute?« Beth setzte sich mit einem großen Becher ihr gegenüber und sah sie besorgt an.

Kate schüttelte den Kopf und deutete auf einen dicken Briefumschlag, der ungeöffnet vor ihr lag. »Post, auf die ich lieber verzichtet hätte.«

Beths Blick glitt kurz zu dem leicht zerknitterten Brief, bevor sie Kate wieder aufmerksam fixierte. »Möchtest du darüber reden? Das scheint dich ziemlich zu bedrücken.«

»Nein, aber danke für dein Angebot.« Mit einem Seufzen starrte Kate in ihren Becher und beobachtete die kleinen Dampfwolken, die von dem heißen Getränk aufstiegen.

Sie hatte den Schock, als sie heute Morgen den Umschlag aus dem Briefkasten gezerrt hatte, immer noch nicht überwunden. Einige Sekunden hatte sie auf die kleine, gleichmäßige Handschrift gestarrt, bis die Erkenntnis, dass der Brief von ihm war, durchsickerte. Sie wusste auch ohne ihn zu öffnen, was er beinhaltete. Dieses Spielchen trieb ihr Ex jetzt schon seit einiger Zeit und sie schaffte es immer noch nicht sich dagegen zu wehren. Allerdings ging es bisher nur über ihre Anwälte. Nun beunruhigte sie es, dass er ihre Adresse herausgefunden hatte. Der einzige Grund, warum sie nicht völlig in Panik ausbrach, war der Gedanke, dass er niemals hierher kommen würde. Diese Reise würde er nie freiwillig auf sich nehmen, dafür verabscheute er ländliche Gegenden zu sehr und für sie, würde er es schon gleich gar nicht tun.

»Kate?« Beth beugte sich vor und berührte ihre Hand. Mit traurigem Blick sah sie auf und mit einem Mal wurde ihr warm ums Herz, als sie Beths besorgte Miene sah und sie beschloss ihre trüben Gedanken wieder in die hintersten Winkel ihres Gedächtnisses zu schieben.

»Was gibt’s?« Sie lächelte aufrichtig und hoffte, dass sie das Thema einfach fallen lassen würde. Zögerlich nahm Beth ihre Hand wieder zurück und warf ihr noch einen skeptischen Blick zu, bevor sie das Ganze auf sich beruhen ließ. Zumindest vorerst, das wusste Kate.

»Schluss mit den trüben Gedanken. Heute kommt Nathan und ich denke, dass er uns eine sehr gute Hilfe sein wird.«

»Wann kommt er?«

»Ich muss ihn holen. Er ist gestern Abend mit dem Greyhound angekommen.«

»Das kann auch ich übernehmen. Ich wollte sowieso zum Markt«, meinte Kate und nahm einen Schluck des heißen Getränks.

Beth lächelte ihr zu und ging um den Tisch. »Das wäre natürlich klasse. Dann lernst du ihn gleich kennen. Er wohnt im Ferries Inn.«

Kate nickte stumm und sah ihr nach, wie sie beschwingt, wie jeden Tag, durch die Tür nach draußen verschwand.

Sie war noch immer skeptisch was Beths Neffen anging. Viel hatte sie ihr nicht über ihn erzählt, aber sie benötigten dringend Hilfe und Beth vertraute ihm. Außerdem konnte sie jede helfende Hand gebrauchen, die nicht viel kostete, wenn sie die Ranch zur Pferdezucht ausbauen wollte.

Mit einem Kopfschütteln riss sie sich aus ihren Gedanken und trank den letzten Schluck ihres Kaffees. Sie schnappte sich den Umschlag, stellte die Tasse in die Spüle und ging in ihr Schlafzimmer.

Die Morgensonne warf sanfte Lichtstrahlen in ihr Zimmer und der feine Duft von Rosen wehte durch das offene Fenster herein. Sie liebte das altmodische Schlafzimmer, mit den weißen, schweren Möbeln aus Holz. Alles hier strahlte einen Frieden aus, den sie seit langem nicht mehr kannte.

Sie zog sich ihr Lieblingshemd über, verstaute den Brief in einer Kommode und machte sich, nach einem Blick auf ihre Wanduhr, auf den Weg nach New Haven.

 

 

 

Sanfte Sonnenstrahlen streichelten Nathans Gesicht und er schloss die Augen, um für einen kurzen Augenblick das Gefühl der Wärme zu genießen. Lange konnte er sowieso nicht abschalten, denn die Schmerzen in seinem Bein waren mittlerweile fast immer präsent. Nur wenig konnte ihn davon ablenken.

Er saß draußen vor dem Motel auf einer kleinen Bank und wartete, dass Beth ihn endlich abholte. Aber weit und breit war kein Auto in Sicht. Er kramte nach seinem Smartphone, als er den vertrauten, rostigen Pick-Up erkannte, der mit röhrendem Motor soeben auf den Parkplatz fuhr.

Mit einem Grinsen schnappte er sich seine Tasche und ging auf den Wagen zu. Als er sah, wer darin saß, blieb er jedoch abrupt stehen. Verwundert beobachtete er, wie eine zierliche, junge Frau ausstieg und auf ihn zu steuerte.

Er kam nicht umhin, seinen Blick ausgiebig über ihren Körper schweifen zu lassen, denn was er da sah, gefiel ihm außerordentlich gut. Sie war schlank, hatte aber Kurven an den richtigen Stellen. Die kurzen Jeansshorts zeigten ein paar gebräunte, wohlgeformte Beine und er spürte ein leichtes Ziehen in der Lendengegend. Als er seinen Blick wieder nach oben wandern ließ, sah er in ein hübsches Gesicht das von blonden Haaren, die ihr fast bis zur Taille gingen, eingerahmt wurde. Zwei wache, braune Augen blickten ihn fragend an, als sie vor ihm stehen blieb.

»Bist du Nathan?«

Er nickte und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Ja, das bin ich. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«

»Kate, die neue Besitzerin der Ranch.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, die er lächelnd ergriff. »Ich war sowieso in der Stadt, deswegen nehme ich dich gleich mit.«

»Schön dich kennenzulernen, Kate. Beth hat bereits erzählt, dass du Großes mit der Ranch deiner Tante vorhast.«

Sie nickte und musterte ihn aufmerksam. »Ja, das könnte man so sagen. Fahren wir?«

Sie schien nicht besonders geneigt Smalltalk mit ihm zu betreiben, aber das störte ihn nicht weiter. Er schnappte sich seine Tasche und folgte ihr zum Pick-Up, nicht ohne einen prüfenden Blick auf ihren Hintern zu werfen. Ein schiefes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, während ihm eindeutige Gedanken durch den Kopf gingen.

Gott, er sollte sich wirklich zusammenreißen, eine Frau konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Mit einem Kopfschütteln riss er sich von ihrem Anblick los und warf seine Tasche auf die Ladefläche des Trucks, bevor er einstieg.

 

 

 

Verstohlen musterte sie ihn von der Seite. Wenn sie gewusst hätte, wie gut Nathan aussah, hätte sie sich heute morgen mehr Mühe mit ihrem Outfit gegeben. Nein, was dachte sie denn da? Das war absoluter Schwachsinn. Genervt verdrehte sie ihre Augen. Ihr konnte doch völlig egal sein, was er von ihr dachte. Er war ein Arbeiter und nicht mehr.

Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass er genau nach ihrem Geschmack war. Groß und sportlich, mit breiten Schultern, die zum Anlehnen nur so einluden. Seine tiefblauen Augen standen im deutlichen Kontrast zu seinen dunkelbraunen Haaren und dem Dreitagebart. Alles in allem verkörperte er den Bad Boy schlechthin und für diesen Typ Mann hatte sie schon immer eine Schwäche. Leider verbrannte sie sich an solchen Männern auch immer wieder die Finger. Fehlte nur noch, dass er irgendetwas mit Football zu tun hatte, dann wäre das Chaos perfekt.

Damit das Schweigen nicht zu unangenehm wurde, das sich wie eine Decke über sie ausgebreitet hatte, gab sie sich einen Ruck und sah ihn kurz von der Seite an. »Du kommst also aus Chicago?« Sie versuchte auszumachen, ob er ihr bekannt vorkam, aber Chicago war groß. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich dort schon einmal begegnet waren, war überaus gering.

»Japp«, antwortete er knapp, während er ausdruckslos aus dem Fenster starrte.

»Und was führt dich dann hierher, mitten ins Nirgendwo, um bei mir zu arbeiten?«

Unverhofft drehte er sich um und fixierte sie mit seinen Augen. »Wieso willst du das wissen?«

»Ähm... nur so. Beth hat mir nicht viel über dich erzählt, deswegen war ich eben neugierig.«

Schnell wandte sie ihren Blick wieder ab und konzentrierte sich auf die Straße. Seine Reaktion war mehr als seltsam. Ob es eine gute Idee war, ihn hierher zu holen?

Einige Minuten vergingen, in denen sie deutlich seinen Blick auf sich spüren konnte.

»Tut mir leid, ich wollte dich nicht anfahren«, murmelte er leise und fuhr sich mit einem gequälten Gesichtsausdruck durch seine Haare und lehnte seinen Kopf an die Scheibe.

»Ist schon in Ordnung. Ich habe es nicht so empfunden.« Was war nur mit diesem Kerl?

Die restliche Fahrt verlief schweigend. Immer wieder warf sie einen verstohlenen Blick auf ihn. Er hatte die Augen geschlossen und ein feiner Schweißfilm überzog seine Stirn, die er in tiefe Falten geworfen hatte. Sie ging davon aus, dass er schlief, denn er machte keine Anstalten sich weiter mit ihr zu unterhalten.

Als sie die knirschende Auffahrt hochfuhr, sah sie, dass Beth auf der kleinen blauen Bank vor dem Haus saß und ungeduldig mit dem Fuß wippte. Kate konnte sich ein leichtes Lachen nicht verkneifen. Beth war wirklich alles andere als ein geduldiger Mensch, wenn es um ihre Lieben ging. Das konnte sie schon beobachten, als Beths Kinder vor einiger Zeit zu Besuch gewesen waren.

Als sie anhielt, stupste sie Nathan leicht in die Seite und mit einem erschrockenen Schnarcher richtete er sich auf und schaute sich verwirrt um.

Kate konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen, er sah gerade eher aus, wie ein kleiner Junge, als wie ein ausgewachsener Mann.

»Wir sind da.« Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, riss Beth auch schon die Beifahrertür auf und zog Nathan in ihre Arme.

»Oh Nate, wie schön dich endlich wiederzusehen.«

Völlig überrumpelt von der stürmischen Begrüßung, stolperte er mehr aus dem Truck, als das er Ausstieg. Gerade noch konnte er sich an der geöffneten Tür festhalten, sonst wäre er mitsamt Beth auf den Boden gelandet.

»Hi, Beth. Schön auch dich zu sehen«, presste er hervor, während er versuchte sich aus ihrer Umarmung wieder zu befreien.

Kurz drückte sie ihn noch mal an sich, ehe sie ihn losließ und prüfend von unten bis oben musterte.

»Wie geht’s dir?«

Kate sah unwillkürlich auf, als sie Nathans Lachen hörte. Sein Gesicht hatte einen weichen Ausdruck angenommen, als er seine Tante betrachtete. Deutlich sah sie, dass die beiden eine besondere Beziehung verband.

»Den Umständen entsprechend.«

Beth war ihre Skepsis deutlich in ihr feines Gesicht geschrieben, während sie sich bei ihm unterhakte und Richtung Haus zog.

»Ich verstehe. Komm erstmal rein, dann können wir in Ruhe reden und ich zeig dir dein Zimmer.«

Zu gerne hätte sie gewusst, welche Umstände das waren, aber sie wollte das Treffen der Beiden nicht stören. Sie schienen sich lange nicht gesehen zu haben und so verzog sie sich zu den Ställen.

 

Kate warf mit Schwung eine volle Gabel Stroh auf die Schubkarre und wischte sich kurz den Schweiß von der Stirn, bevor sie sich umdrehte und nach der Schubkarre griff.

Sie hielt in der Bewegung inne, als sie sah, dass Nathan in der offenen Stalltür stand und sie beobachtete.

»Hi«, begrüßte sie ihn und nickte ihm kurz zu.

»Hi Kate. Soll ich dir helfen?« In schnellen Schritten war er bei ihr und wollte ihr die Schubkarre abnehmen, aber sie stellte sich ihm in den Weg.

»Nein, das mach ich schon.« Mit erhobenen Kopf schob sie die Schubkarre nach draußen, um sie auf dem Misthaufen zu entleeren. Als sie zurückkam, lehnte Nathan lässig an der Stalltür und grinste.

»Was gibt’s?«, fuhr sie ihn unwirsch an. Sie hasste es, bei der Arbeit beobachtet zu werden. Dann beschlich sie immer das Gefühl, alles falsch zu machen. Dabei kannte sie sich mit Ställen und Pferden bestens aus.

Kaum hatte sie als Kind Laufen gelernt, setzten ihre Eltern sie auf den Rücken eines Pferdes. Als hätten sie gewusst, dass sie eines Tages Marlas Ranch übernehmen würde.

»Äh. Naja, du hast da was.« Nathan deutete mit einem Finger auf seine rechte Wange. Verwirrt fuhr sie über die gezeigte Stelle und hatte einen braunen, mit stroh durchsetzten Klumpen in der Hand. Sofort spürte sie das Rauschen ihres Blutes in den Ohren und ihre Wangen glühten in einem satten Rot. Beherzt stürzte sie zu dem kleinen Waschbecken, das in einer Wand des Stalls angebracht war.

Während sie ihr Gesicht gründlich schrubbte, konnte sie Nathan leise lachen hören.

»Glaub mir, das ist mir auch schon oft passiert.«

Sie wischte sich mit einem kleinen Handtuch über ihr nasses Gesicht und sah verwundert auf. Ein Schönling, wie er hat mal in einem Stall gearbeitet?

»Ich weiß, was du jetzt denkst. Ich bin aus einer Großstadt, was weiß ich schon von Landarbeit. Aber tatsächlich bin ich hier in der Nähe aufgewachsen und habe bis zu meinem achtzehnten Lebensjahr hier gelebt und auch mitgearbeitet.«

»Wirklich?«

»Ja, auch wenn man es vielleicht nicht vermuten mag.«

Kate betrachtete ihn noch einige Sekunden eingehend. Seine Haare standen ihm zerzaust vom Kopf ab, aber trotzdem wirkte es alles andere als ungewollt. Sein einstudiertes Lächeln ließ makellose, weiße Zähne hervor blitzen und seine Hände, die auf seinen verschränkten Armen ruhten, wirkten fein und sehr gepflegt. Irgendwie konnte sie sich Nathan nur schwer in dreckigen Arbeitsklamotten vorstellen, wie er Ställe ausmistete und Tiere fütterte, aber sie wusste, dass der erste Eindruck manchmal täuschen konnte.

Sie zuckte schließlich mit den Schultern, um sich von seinem Anblick loszureißen und machte sich wieder an die Arbeit.

Im Augenwinkel konnte sie beobachten, wie sich Nathan eine der Schaufeln, die an der Wand lehnten, schnappte und die nächste Box aufschob. »Ich bin ja hier, um zu arbeiten«, erklärte er ihr sein Handeln mit einem Zwinkern und Kate nickte nur stumm.

Eigentlich war sie ganz froh über Hilfe, denn die Hitze wurde langsam unerträglich in dem kleinen, stickigen Stall. Zwar waren beide Türen weit aufgerissen und die Luft konnte ganz gut zirkulieren, aber nichtsdestotrotz sammelte sich die schwere Luft in den leeren Boxen.

 

Nach einer guten Stunde waren sie schließlich an der letzten Box angekommen. Der Schweiß rann Kate in Strömen über den Rücken und feine Härchen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, klebten auf ihrer Stirn und in ihrem Nacken.

Sie stützte sich kurz auf den Griff ihrer Schaufel auf und beobachtete Nathan dabei, wie er das verdreckte Stroh in die Schubkarre beförderte.

Ihm schien nicht weniger warm als ihr, denn sein graues T-Shirt hatte deutliche Schweißflecken und sie konnte dabei zu sehen, wie kleine Tropfen an seiner Stirn, über sein Gesicht liefen und schließlich im Shirt verschwanden.

Fasziniert beobachtete sie das Spiel seiner Muskeln, die von ebenmäßiger, bronzefarbener Haut umspannt waren. Ein leichtes Kribbeln machte sich in ihrer Magengegend breit, als sie seinen fließenden Bewegungen folgte und sie musste schlucken. Sie sollte wirklich aufhören, ihn so anzustarren, ermahnte sie sich und schüttelte den Kopf.

Mit Schwung grub sie ihre Schaufel wieder in das Stroh und schmiss eine Ladung davon in die Schubkarre, als sie sah, dass Nathan sich plötzlich anspannte und angestrengt die Luft anhielt.

»Alles okay?«

Sie ging einige Schritte auf ihn zu und bemerkte, dass er stark zitterte. Besorgt legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, aber er reagierte nicht.

»Nathan? Was hast du?«

Aus wässrigen Augen sah er zu ihr hoch und fuhr sich fahrig durch sein Haar. Er sah wirklich furchterregend aus. Kate ließ ihre Schaufel einfach fallen und nahm ihm auch seine aus der Hand.

Mit leichtem Druck auf seine Schulter bugsierte sie ihn aus der Box und drückte ihm eine Flasche Wasser in die Hand.

»Hier trink was.«

Mit leerem Blick starrte er auf die bereits halb leere Flasche, ehe plötzlich Bewegung in ihn kam.

Mit einer ruckartigen Bewegung riss er sich los und rannte aus dem Stall. Völlig verdutzt starrte sie ihm hinterher, ehe sie nach draußen ging, um ihm nachzueilen.

»Nathan, warte doch!«, schrie sie ihm nach und wäre beinah mit Beth zusammengestoßen, die ihm ebenfalls folgte.

»Was ist passiert?« Beth sah abwechselnd von Kate zu der Stelle zwischen den Bäumen, in der Nathan verschwunden war.

»Ich.. ich weiß es nicht. Er hat mir geholfen und auf einmal war er ganz blass und hat stark gezittert. Ich hatte schon Angst, dass er zusammenbricht. Dann wollte ich ihm eine Flasche Wasser in die Hand drücken und dann mit einmal mal, ist er davon gerannt.«

Kate kratzte sich verwirrt am Kopf. Sie verstand wirklich nicht, was das sollte.

Beth seufzte stark und stemmte ihre Hände in die Hüften. »Ich sehe nach ihm. Mach dir keine Sorgen.«

Kate nickte stumm und starrte mit zusammengezogenen Brauen Beth hinterher, die in die Gleiche Richtung, wie Nathan, verschwand.

 

 

 

Nathan hatte es gerade noch außer Sichtweite von Kate geschafft, ehe er sich in einen Busch erbrach. Völlig erschöpft kniete er im Gras und wischte sich angeekelt über den Mund. Er hasste diese plötzlichen Schmerzattacken in seinem Bein, die ihn so hinterhältig überfielen. Mit seiner ganzen Willenskraft hatte er versucht die Schmerzen zu ignorieren, aber es breitete sich wie ein Virus aus. Schon bald war seine Brust wie in einem viel zu engen Korsett und er konnte nicht mehr atmen. Die stickige Luft tat sein Übriges. Sein Kopf fühlte sich an, wie in einem Schraubstock und sein Magen begann zu rebellieren. Er wusste, dass er so schnell wie möglich aus dem Stall fliehen musste, damit er Kate nicht vor die Füße kotzte, aber er konnte sich nicht mehr bewegen. Als sie ihn dann auch noch ihre warme Hand auf seine Schulter legte, war es nur noch eine Frage von Sekunden und er war froh, dass er es rechtzeitig geschafft hatte.

Nachdem er sicher war, dass er sich nicht mehr übergeben musste, rappelte er sich mit zitternden Knien wieder hoch und taumelte den kleinen Feldweg entlang. Er brauchte seine Ruhe und wusste genau, wo er sie finden konnte.

Er saß auf dem kleinen, schon etwas morschen Steg und genoss den Ausblick auf den weitläufigen See. Kleine Wellen glitzerten in der Nachmittagssonne und das sanfte Rauschen der Blätter hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er liebte diesen Ort. Der See lag außerhalb des Grundstückes und lag so abgeschottet, dass sich so gut wie nie jemand hierher verirrte. Einer der wenigen Orte, an denen er sich vollkommen sicher fühlte.

Keine fünf Minuten saß er dort, als er den vertrauten Stechschritt von Beth hinter sich wahrnahm.

»Nathan? Ist alles okay bei dir?« Sie ließ sich neben ihm auf den Steg nieder.

»Ja, es geht schon. Mach dir keine Sorgen.«

»Kate meinte, du wärst fast zusammengebrochen?« Der besorgte Unterton seiner Tante stimmte ihn traurig. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Sie hatte genug eigene Probleme, aber er wusste, dass das unumgänglich war, als er hierher kam. Für einen kurzen Moment bereute er, dass er zugestimmt hatte hier seine Auszeit zu nehmen, aber dann spürte er Beth warme Hand, die ihn sanft über den Rücken strich und er wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.

»Das ... das war nur eine Schmerzattacke in meinem Bein«, gab er schließlich zu und starrte auf seine Hände, die unruhig in seinem Schoß lagen. Im Vorbeigehen hatte er sich eine hübsche Blume gepflückt, dessen Blätter er nun nervös abzupfte und ins Wasser segeln ließ.

»Hast du immer noch Probleme mit der dieser alten Verletzung?«

»Ja, immer mal wieder. In letzter Zeit besonders stark«, murmelte er leise. Seit seinem Oberschenkelbruch vor sechs Jahren, der dank der Pfuscherei eines Arztes, lange gebraucht hatte zu verheilen, kamen und gingen die Schmerzen. Er konnte seiner Tante nicht sagen, dass ihn die Ärzte mittlerweile einfach nur für verrückt hielten. Psychosomatisch hieß meist die Diagnose, wenn sie ihm nicht gerade weiszumachen versuchten, er wäre Schmerzmittelabhängig. Dabei hatte er schon seit Jahren keine einzige Schmerztablette mehr genommen.

»Aber das wird schon wieder. Ich bin die stickige Luft hier nicht mehr gewöhnt. Gib mir ein paar Tage, dann kann ich voll zupacken.« Er hob entschlossen seinen Blick und sah Beth in ihre grünen Augen.

Skeptisch hob sie eine Braue und musterte ihn eingehend. »Bist du dir sicher? Ist es nicht besser, du lässt das untersuchen?«

Er seufzte schwer und wandte sich wieder ab, zu stechend bohrten sich Beths Augen in seine.

»Das bringt nichts, Beth. Ich lebe seit Jahren damit und werde auch weiterhin damit klarkommen müssen.«

Sie nickte leicht und stand wieder auf. »Na gut. Das musst du wissen, du bist immerhin ein erwachsener Mann.« Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, bei dem Nathan nicht anders konnte, als es zu erwidern. »Das ist richtig. Lässt du mich noch ein wenig hier allein?«

»Natürlich.« Mit einem Nicken drehte sie sich um und ging zurück auf die Ranch.

Nathan seufzte, er wusste, dass er Kate früher oder später über seine Verletzung und die damit verbundenen Probleme aufklären musste. Zumal es die letzten Monate immer schlimmer wurde. Aber dazu musste er sich überwinden und das fiel ihm alles andere als leicht.

 

2. Ein Zaun, der für Ärger sorgt

 

Kate ging mit gemütlichen Schritten auf das Haus zu. Der Wind hatte etwas aufgefrischt und sie zog ihr weißes Hemd etwas enger um ihren Körper. Die Sonne war bereits untergegangen und die ersten Sterne funkelten am Himmel.

Als sie die Hintertür öffnete, schlug ihr schon der wohltuende Duft von krossem Brathähnchen á la Beth entgegen. Ihr absolutes Lieblingsessen. Sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, dass sie abwechselnd kochten.

Das Wasser lief ihr schon im Mund zusammen, als sie sich am Küchentisch niederließ. Beth war nicht in der Küche und auch von Nathan fehlte jede Spur, also schnappte sie sich die Tageszeitung und lehnte sich entspannt zurück.

Ihr Herz machte einen Satz, als sie über einen Artikel stolperte, der von einem Football-Star mit Aggressionsproblemen handelte. Unwillkürlich spannte sie sich an und erst, als sie las, dass es dabei um einen gewissen Meyer und nicht ihren Ex ging, entspannte sie sich wieder. Football-Stars waren doch alle gleich - völlig egal ob Spieler oder Manager, schoss es ihr durch den Kopf, als die Tür aufging und Beth gut gelaunt die Küche betrat.

»Du bist ja schon da. Deckst du den Tisch?«

Kate faltete die Zeitung ordentlich zusammen und legte sie auf die kleine Kommode, auf der noch weitere alte Zeitungen und Briefe lagen.

»Kommt Nathan auch zum Essen?« Sie öffnete die altmodische, weiße Vitrine und griff nach den Porzellantellern.

»Nein, wohl eher nicht«, seufzte Beth, während sie das Hähnchen aus dem Ofen holte und vorsichtig tranchierte.

Kate zuckte nur mit den Schultern und deckte den Tisch nur für sie und Beth.

 

Wie immer schmeckte das Hähnchen einfach köstlich und Kate schlug sich den Bauch anständig voll, auch wenn sie ein schlechtes Gewissen plagte, denn sie wusste, dass das meiste davon auf ihren Hüften landen würde.

Als sie den Tisch wieder ab räumte, die Essensreste in den Müll warf und die Teller in die Spülmaschine räumte, fasste sie sich ein Herz und sprach Beth wegen Nathan an. Den ganzen Tag schon brannte ihr die Frage auf der Seele.

»Du Beth? Sag mal, was hat Nathan eigentlich?«

»Was meinst du?«

»Naja ... ist er krank oder so?«

Beth seufzte tief, während sie Wasser aufsetzte und sich dann wieder an den Tisch setzte.

»Nein. Also ... naja, so kann man es nicht sagen.«

Kate drehte sich zu ihr und lehnte sich an die Küchenzeile, während sie Beth misstrauisch musterte. »Und wie kann man es dann sagen?«

»Er ist nicht ernsthaft krank, falls du das denkst. Er hat ein paar Probleme und möchte hier wieder einen klaren Kopf bekommen. Du hast Unterstützung gebraucht und er war mit Kost und Logie einverstanden, deswegen hat sich das angeboten.«

Kate verschränkte ihre Hände vor der Brust. Mit dieser Antwort war sie alles andere als zufrieden. Sie musste sichergehen, dass Nathan wirklich eine Hilfe war und ihr nicht nur auf der Tasche lag. »Aber er sah nicht gerade fit aus. Ich brauche jemanden, der zupacken kann und keinen den ich hier durchfüttere.«

»Das musst du nicht. Gib ihm ein paar Tage sich an das heiße Klima zu gewöhnen. Das wird schon.«

Damit stand Beth auf, ging zu dem Wasserkessel und goss sich eine Tasse Tee ein. Sie wusste, dass sie nicht mehr aus ihr herausbekommen würde, und entschied sich ihr einfach zu vertrauen. Bisher war jede Entscheidung, die Beth ihr geraten hatte auch die Richtige gewesen.

»Na gut. Es wird schon werden«, murmelte sie, als sie sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer machen wollte.

»Das wird es.« Beth warf ihr einen fröhlichen Blick zu und Kate musste unwillkürlich lächeln. Sie hätte nie gedacht, dass sie in ihr eine so gute Freundin finden würde. Immerhin betrug der Altersunterschied 20 Jahre. Aber wenn sie in Beths warme Augen sah, wusste sie, dass sie ihr niemals schaden würde. Immer wieder betonte ihre Freundin, wie ähnlich Kate ihrer Tante Marla war. Umso mehr traf es sie, dass sie ihre Tante niemals kennenlernen durfte.

 

Als Kate in ihr kleines Zimmer trat, riss sie das Fenster auf und ließ die frische Luft ein. Der Duft von den aufkommenden Nebelfeldern wehte zu ihr hinauf und sie atmete tief ein. Ihr Blick glitt nach oben in den Himmel, wo die Sterne ein riesiges Meer aus funkelnden Punkten bildete. Ein friedvolles Gefühl breitete sich in ihr aus, das sie in vollen Zügen genoss.

Der riesige Vollmond, der am Horizont tanzte, überzog die Wiesen und Bäume mit einem silbrigen Glanz und alles wirkte so irreal, wie aus einem Märchen entsprungen. Glühwürmchen tanzten in der Nähe einer Hecke und Kate musste schmunzeln.

Das war der Ort, an dem sie alt werden wollte und den konnte ihr niemand nehmen.

 

 

 

Es war bereits Dunkel, als sich Nathan wieder auf den Weg zur Ranch machte. Er war froh, kannte er den kurzen Weg noch gut aus seiner Kindheit, sonst hätte er sich wohl in der Dunkelheit verirrt. Auch, wenn der Mond seinen Weg hell erleuchtete, sahen alle Wegkreuzungen gleich aus.

Er war müde, als er endlich am Haus ankam. Leise öffnete er die Tür und schlich sich herein. Für einen Moment war es so dunkel, dass er nicht mal seine eigene Hand vor den Augen sah, bis sie sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten.

Vorsichtig tastete er sich in den oberen Stock zu seinem Zimmer vor. Er wollte auf keinen Fall jemanden wecken. Dann müsste er sich nur den Fragen stellen und er war sich alles andere als sicher, was er Kate als Ausrede auftischen wollte.

Als er an ihrem Zimmer vorbei kam, sah er, dass die Tür eine Handbreit offen stand und regelrecht dazu einlud, einen kurzen Blick zu riskieren. Er zögerte noch, denn eigentlich konnte er es gerade wirklich nicht gebrauchen, dass er sich für irgendeine Frau interessierte. Und, dass Kate ihm den Kopf verdrehen könnte, davon war er überzeugt.

Entschlossen schüttelte er jenen und wollte sich gerade wieder umdrehen, da hörte er ein leises Stöhnen.

Wie magisch angezogen, trat er den letzten Schritt vor und spitzte durch den Spalt. Sein Blick fiel sofort auf das breite Bett, auf dem Kate lag. Halbnackt. Er musste schwer schlucken, als er sie genauer betrachtete.

Sie lag auf dem Bauch und das dünne Laken war um ihre wohlgeformten Beine geschlungen, sodass es ihm die Sicht auf ihren Po versperrte. Das Mondlicht warf einen silbernen Schimmer auf ihre makellose Haut, die unter dem seidenen Trägertop heraus lugte. Er folgte der Biegung ihrer Wirbelsäule hinauf bis zu ihrem Gesicht.

Sie schien schlecht zu träumen, denn ihre Stirn war in tiefe Falten gelegt und feine Schweißperlen glitzerten im Mondlicht. Unwillkürlich fuhr er sich durch die Haare und seufzte leicht, als er ein Ziehen in der Leiste spürte. Ihre vollen, zarten Lippen bewegten sich leicht, als würde sie sich mit jemandem unterhalten, während sich ihr Brustkorb unruhig auf und ab bewegte.

Plötzlich öffnete sie die Augen und sah ihn direkt an. Erschrocken wich er einige Schritte zurück und stolperte über etwas. Ein erbostes Fauchen erklang und er sah zwei leuchtende Augen, die vorwurfsvoll musternden.

»Verdammter Mist!«, fluchte er leise und schickte dem Kater böse Blicke. Mit einem leisen Miau machte sich dieser, erhobenen Hauptes, davon.

 

Ende der Leseprobe. Ab den 11.07.2017 überall erhältlich!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.09.2016

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