"Masche für Masche stricke ich mir mein Leben zurecht.
Dunkles wechselt mit hallem,
dünner, brüchiger Faden mit dicker Wolle.
Seltsame, einzigartige Muster entstehen -
manchmal auch hübsche.
So ist das Leben."
A. Schwarz
Vor einem Gerichtsaal, sitzt ein gebeugter, älterer Herr, seinen Blick, zum Boden gerichtet. Als er Stimmen auf der großen Treppe hört, schaut er auf.
Eine schlanke, gut gebräunte Frau, so um die vierzig, mit einem pfiffigen Kurzhaarschnitt, die elegante Kleidung, in Größe 38, trägt und dazu teuern aber doch dezenten Schmuck, kommt die Treppe hinauf. Gefolgt von einem graumeliertem Herrn im selben Alter.
Die Frau setzt sich neben ihm auf einen Stuhl, ihr Begleiter geht weiter. In den Saal hinein.
Nervös wandern die Augen des Mannes hin und her, seine Nachbarin unauffällig beobachtend.
"Ist das etwa seine pummelige ihm hörige Ex?", fragt er sich.
"So knüppeldürr und selbstbewusst kennt er sie gar nicht. Nein mit solchen Weibsbildern kann er nichts anfangen", hängt er seinen Gedanken nach.
Dann wird auch schon Frau Edda Zimmermann aufgerufen. Selbstsicher schreitet diese Frau in Richtung des Saales. Im Saal ist es still, als sie erhobenen Hauptes auf den Zeugenstand zuschreitet.
In ihrem Fall geht es um Körperverletzung. Edda antwortet auf jede ihr gestellte Frage ruhig und wahrheitsgemäß. Auch wenn ihr manche Frage die Kehle zuschnürt, bleibt sie ganz ruhig.
Unter den Zuschauern, sitzt der graumelierte Herr und drückt die Daumen, dass seine Frau nicht wieder zurückfällt, in ihre Krankheit, gegen die beide so lange angekämpft haben. Robert ist stolz auf alles, was seine Frau geschafft hat. Sie deutete heute beruflich Träume, die ihren und die von anderen. Sie schreibt Bücher darüber und malt Gemälde. All das hat diese Frau aus sich gemacht. Sie geht ihren Neigungen nach und hat das Glück gefunden. Ihren Beruf als Krankenschwester hat sie aufgegeben.
Als Siegfried Sievert den Zeugenstand betritt, schwört er und lügt doch. Er kann nicht reden, sonst fliegt er auf und kommt doch noch ins Gefängnis. Siegfried wird nur kurz befragt, da er nicht unmittelbar beteiligt ist.
Edda spürt ein wenig Mitleid mit ihm, doch warum eigentlich?
Aysel Abakay hat ihren Auftritt mit eiskalter Mine, wie es ihrem Charakter entspricht und keiner kann ahnen, was sie gerade denkt. Wie sie Nico gerade in die Hölle wünscht. Auch sie nimmt ein paar Geheimnisse mit sich.
Auch Bülent und Ben werden befragt, die ihren Prozess schon hinter sich haben.
Bülent muss 50 Sozialstunden ableisten.
Ben muss sich über 2 Jahre bewähren.
Frau Dr. Adam wird zu der Geschichte im Krankenhaus befragt.
Alle Zeugen zeigen Respekt vor der Justiz. Nur der Angeklagte Nico Bröhler zeigt weder Respekt noch Reue. Er geht für 7 Jahre ins Gefängnis. Keiner fühlt Mitleid, als er in Handschellen an ihnen vorbeigeführt wird.
Edda ergreift ein wenig das Gefühl der Beklemmung, als sie daran denkt, was der Mistkerl ihr angetan hat. Sie denkt daran zurück, wie sie ihr neues Leben in den Griff bekommen hat.
...Zwei Jahre zuvor...
Lustlos saß Edda vor dem Fernseher und schaltete planlos durch die Programme. Sie schmiss die Fernbedienung auf das Sofa, stand auf und ging in die Küche. Dort öffnete sie den Kühlschrank, schaute hinein, doch sie hatte keine Lust etwas zu essen, obwohl sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Sie hatte einfach keinen Hunger. Edda dachte an die fröhlichen, liebevollen Stunden, die sie gemeinsam mit ihrem Mann verbrachte, doch jetzt... jetzt war er bestimmt bei ihr, bei irgendeiner ihr, nur nicht bei seiner Frau.
"Ich muss aufpassen! Nur keinen Alkohol, sonst stürze ich total ab", dachte Edda und schloss die Kühlschranktür, um sie sofort wieder zu öffnen.
"Ich muss was essen", sagte sie laut vor sich hin, nahm sich dann einen Babybell und schluckte ihn fast ungekaut hinunter. Dann noch einen und noch einen.
Schließlich schlich sie zurück zum Fernseher und schmiss sich auf die Couch. Heute war Samstag.
Seit Wochen schlich sie nun schon so durch das Leben. Das beraubte sie jeglicher Energie.
Gedanken wie: „Für drei Tage konntest du dich krank melden, aber am Montag musst du wieder zur Arbeit", gingen ihr durch den Kopf..
"Scheiße, Scheiße, Scheiße, ich kann ihn einfach nicht vergessen", schrie sie hinaus.
Doch dann verfiel sie wieder der Melancholie, einer unendlichen Traurigkeit, in dem Bewusstsein, allein zu sein.
Edda schaute auf den Fernseher ohne das Programm wirklich zu verfolgen, als sie unbemerkt einschlief.
Plötzlich fand sie sich in einer völlig neuen Welt wieder.
Sie lief durch einen dichten Wald, sprang über einen Bach, dessen Wasserstand sehr niedrig war und schwamm dann im Fluss mit trüben Wasser. Sie hörte, wie kreischende Stimmen sie riefen. Edda drehte sich um. Sie sah einen anderen Menschen, ein Kind? Plötzlich befand sich Edda in einer Schlucht. Über ihr ein Mädchen. Das Mädchen hing an einem Strauch, unter sich die Tiefe. Edda erkannte das Mädchen: Es war sie selbst.
Edda schrie und wachte schweißgebadet vor dem Fernseher auf.
Im Fernseher lief gerade eine Sendung über Meerestiere.
Sie war völlig verstört. Dieser Traum da eben. Er war so real. Dieser Traum hatte sie sehr verängstigt. Diese kreischenden Stimmen hallten noch immer in ihren Ohren.
Edda war hellwach. Sie interessierte sich nicht für diese Sendung, stattdessen interessierte sie, was ihr dieser Traum wohl sagen wollte. Da fiel ihr der Computer, der sich für sie in den letzten Wochen zu einem treuen Kameraden entwickelt hatte, ein, wohin sie sich auch gleich kurzerhand bewegte. Sie googlte nach "Traumdeutung" und vor ihren Augen blätterten sich viele Traumdeutungsseiten auf. Das Erste, wird wohl das Beste sein, dachte sie und klickte dieses auch sogleich an. Nun gab sie die Wörter dort ein , welche für sie relevant erschienen.
Dort las sie: Der Wald im Traum bedeutet, ihre Situation im Traum ist auch die aktuelle im wahren Leben. Unglückliche Einflüsse, Ärger in der Familie und eine lange Reise zur Erledigung einer unangenehmen Aufgabe stehen ihr bevor.
Sie fragte sich nun:
Gab es eine Trennung?
Lohnte es sich um ihn zu kämpfen?
...Und schon fror es sie wieder, wenn sie nur an ihn dachte.
Wie verlief wohl ihr weiteres Leben?
Zu dieser Überlegung mahnte sie das Wasser an.
Seelisch und geistig verarmt kam es ihr zur Zeit vor. Am liebsten wollte sie ihr Leben beenden - und doch hatte sie Angst davor.
Wer wusste schon wo es sie noch hinführte.
So wie jetzt konnte es nicht weitergehen.
Wie konnte es nur soweit gekommen?
Bis vor einigen Tagen hatte sie noch gelacht, jetzt lief sie, wie ein Tiger im Käfig, in ihrer eigenen Wohnung herum. Ihre Haare hingen an ihr strähnig herunter, ihre Haut war bleich, eher grau.
„Was sollte sie nur tun?“
Bald musste sie wieder zur Arbeit und noch immer fühlte sie sich krank und ausgelaugt.
In ihrem Job als Krankenschwester trug sie viel Verantwortung und so fühlte sie sich noch immer nicht in der Lage zu arbeiten.
"Mutig soll sie doch ihr Leben in die Hand nehmen, neue Chancen nutzen und Hindernisse überwinden", dazu forderte das Springen in der Traumdeutungsseite auf.
Ein kaltes Lachen erklang und verstummte schon bald wieder.
Was für eine Chance denn?
So ein junges Luder nahm ihr den Mann.
Was gab es denn da für Chancen?
Da konnte sie doch nicht mithalten. Sie, die in den letzten Jahren so sehr an Pfunden zulegte, sowie schmale Lippen und ein Doppelkinn zu bieten hatte. Edda die aschblonde Frau Mitte vierzig war nun wirklich keine Schönheit und hielt darum auch nichts davon, sich aufzutakeln.
"Sie soll sich doch mit dem Fluss des Lebens treiben lassen. Er zeigt ihr die Vergänglichkeit sowie eine ständige Erneuerung."
Was bot ihr denn das Leben noch?
Das trübe Wasser mochte sie am liebsten aus ihrem Traum verbannen, denn - dieses warnte vor einem Kampf gegen einen Feind.
„Aber nutzt ihr dieser Kampf etwas?“, fragte sich Edda.
Mit ihrer Schlappheit, sah sie sich im Moment dazu so gar nicht in der Lage. Ihre Gefühle schienen nicht im Einklang zu sein, sondern eher im Widerspruch.
Enttäuschungen und unangenehme Situationen erwarteten sie, so konnte sie lesen.
Welche denn noch?
Gab es noch mehr Enttäuschungen, als die, die sie gerade erlitt? Zu viel machte sie schon in ihrem Leben durch. Wie hieß es bei der Eheschließung? - In guten wie in schlechten Tagen.
Im Laufe ihres Lebens verlief es dann wohl in Richtung schlechte Tage. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf.
Verlor sie ihre Arbeit?
Hungerte sie deshalb?
Begegnete sie ihm mit diesem dürren Weibsbild?“
Ihre Gedanken drehten sich immer mehr im Kreis!
„Was brachte ihr wohl das Kind?“
"Chancen zur weiteren Entwicklung oder auch eine unreife Persöhnlichkeit", konnte sie darüber lesen.
Unreife Persönlichkeit? Konnte schon sein! Bisher erledigte alles ihr Mann für sie. Bestimmte über sie. Und sie ließ es sich all die Jahre gefallen.
Wieso brach alles erst jetzt aus ihr heraus? Jetzt, wo es zu spät war. Konnte sie ein so ganz anderes Leben beginnen?“
Eine Schlucht zu sehen bedeutet, dass es besser ist, weit weg zu sein als dicht daneben. Und es tritt demnächst irgendeine verführerische Sache an Sie heran
„Vielleicht ein neuer Mann?“
Allerdings ... weit weg? Konnte schon sein, dass es beim Vergessen hilft, aber wo sollte sie denn hin? Sie hatte keine Freunde mehr und von den Verwandten hatte sie sich auch weit entfernt. Wer wollte sie schon noch aufnehmen?
Tiefe im Traum ist ein Hinweis auf das Unbekannte oder Unergründliche.
Da konnten sich Gedanken in ihr ausbreiten wie sie wollten, sie konnte es nie ergründen. Tief in ihr drin, schlummerte die Antwort wohl schon. Nur sie drang nicht bis dorthin vor.
Ihre Lebensschwierigkeiten konnte sie überbrücken, zeigte ihr der Abgrund über dem sie hing.
Wie kam nur so ein Traum zustande?
Wie konnte er nur mit einem so kommunizieren?
Immer tat sie all ihre Träume so ab, gab ihnen keine Bedeutung. Edda glaubte nun daran, dass ihr Unterbewusstsein mit ihr kommunizierte und sie beschloss etwas zu tun: Ihr Leben wollte sie in die Hand nehmen, allein Entscheidungen treffen. Mit viel Mut, den Kampf gegen all die Widrigkeiten antreten, die sich ihr in den Weg stellten. Sie konnte etwas erleben, etwas noch nie Dagewesenes.
Edda begab sich in ein neues und großes Abenteuer.
Sie hinterfragte ihr jetziges Leben. Antworten darauf blieben jedoch noch verborgen. Sie suchte nach einem Weg und wollte diesen auch gehen, egal was sich ihr in den Weg stellte.
Sie musste etwas finden was zu ihr passte. Ein tolles Hobby oder was es noch so gab. Sich Freundinnen suchen, mit denen sie etwas unternehmen konnte. Bisher hatte ihr Mann sie gefangen gehalten, obwohl sie auch zärtliche und glückliche Stunden mit ihm verlebte, viel mit ihm unternahm und viel lachte...
So richtige Freundinnen hatte sie nie, oder hatte diese vernachlässigt und irgendwann verloren.
Sie hatte niemanden mehr. Auch ihre Familie hatte sich von ihr entfernt.
Sie wollte ihr Leben umkrempeln.
Edda wusste genau, Sport sendete Glückshormone aus. Die nächsten Tage wollte sie sich auf die Suche nach einem Fitnessstudio machen. Endlich den Pfunden den Kampf ansagen.
Sie wollte Kurse an der Volkshochschule belegen.
Als sie das Angebotsheft der Volkshochschule, welches sie mit der Tageszeitung erhielt, durchsieht, fielen ihr gleich einige wichtige Kurse auf:
- Wie kann ich mit meinen Problemen fertig werden - Der Weg zur Meditation
- Wie mache ich mehr aus meinem Typ - Schmink- und Stylingstipps
- Der Flirtkurs für Mann und Frau
- Wie schoppt Frau richtig - Die Farb- und Stilberatung
Natürlich waren auch einige kreative Kurse dabei die sie interessierten:
- Das Spiel mit den Farben - wo sie doch so gern malte
- Töpfern
- Patchwork
Wollte man sich verändern, dann schon richtig. So dass der Kerl, mit dem sie Jahr um Jahr zusammen lebte, bei dem sie sich selbst nicht mehr treu war, vor Neid erblasste.
Schon wieder diese Gedanken an ihn. Sie musste schnell etwas tun und aus der Tretmühle gelangen.
Diese Ideen waren so neu für sie, dass sie sogleich aufblühte. Sie ging zum Spiegel und, lächelte sich das erste Mal seit langem an. Sie bewunderte ihre Lachfältchen, die sich in den letzten Jahren auch mit den Sorgenfältchen paarten. Die von den letzten Wochen, waren wohl die tief eingegrabenen. Sie wollte wieder fröhlich sein, so fröhlich wie früher einmal.
Sie sagte ihrer eingegrabenen Mentalität den Kampf an.
Sie schaltete den Fernseher aus und begab sich zu Bett. Im Moment plagten sie keine Sorgen und sie konnte ruhig einschlafen.
Zuerst einmal wollte Edda sich den Glückshormonen zuwenden.
Vielleicht fand sich ja einen Sportverein.
Oder, ging es in Richtung Fitnesscenter?
Montag hatte sie Spätschicht, da konnte sie sich am Morgen auf den Weg machen und sich ein paar Sportsachen besorgen. Diese gehörten ja zur Zeit noch nicht zu ihrer Grundgarderobe. Sie stellte sich vor, wie toll sie darin aussehen würde und war geschockt, als
Am Montag früh machte sie sich gleich auf. In einem Sportgeschäft ließ sie sich beraten und war geknickt, als sie an ihren Bauch dachte, der an ihr wie ein Sechsmonatsbauch hing. Etwas schämte sie sich dessen schon, aber was sollte es. In Größe 46, fand sich nicht gerade eine große Auswahl vor. Also kaufte sie sich nur eine schöne Jogginghose und zu Hause ließ sich sicher noch ein altes Schlabbershirt finden.
So ein Dress konnte einen doch ganz schön einzwängen. Jetzt wo sie sich doch gerade befreien wollte, da sollte sie sich nicht in so ein Ding hineinquetschen. Dafür gab es für sie die super Turnschuhe und so ganz nebenbei fand sie auch noch einen Flyer von einem Fitnessstudio, gleich bei ihr um die Ecke. 24 Stunden geöffnet - genau das Richtige für sie als Krankenschwester. Dann war der Vormittag auch schon an ihr vorrübergezogen.
„So schnell kann so ein Vormittag vergehen, wenn man sich mit schönen Dingen beschäftigt“, dachte Edda. Sie merkte, wie sie all die Jahre vertrödelte und wollte solch schöne Shoppingtage bald wiederholen. Es tat ihr einfach gut, wenn sie hier und dort zu schaute, ihrer Neugierde freien Lauf ließ. Zu viel verpasste sie all die Jahre. Nun wollte sie alles nachholen. Heute war erst der Anfang.
Früher suchte sie nie – früher kannte sie ihre Regale und Stangen, wo sie zugriff. Damit war jetzt Schluss – sie begab sich auf die Suche nach ihrem Selbst. Sie brauchte kein Taschengeld mehr von ihrem Mann, der ihre Ehe lang das Vermögen verwaltete. Wo sie nach schönen aber billigen Sachen suchte, damit sie lange mit ihrem Taschengeld auskam. Mit diesem Gedanken und einem Lächeln auf dem Gesicht verließ sie das Sportgeschäft.
Am nächsten Tag ging sie in das Fitnessstudio, und ließ sich beraten. Ein Altbau mit einer großen Glasfront ließ sie inne halten. Sie bewunderte die athletischen Körper der Männer und Frauen, die sich dort an Geräten abmühten. Das schüchterte sie schon ein wenig ein, doch voller Mut betrat sie die riesige Eingangstür und bewegte sich zur Rezeption. Dort sprach sie eine erfahrene Mitarbeiterin an und bat um Auskünfte zu den Angeboten.
Sie erfuhr, dass sie zu jeder Tageszeit kommen konnte, brauchte keinen Vertrag, sondern es erfolgte eine stundenweise Abrechnung von 3,65 Euro.
„So günstig?“, schwirrte es Edda durch den Kopf. Da musste sie auch gar nicht lange überlegen.
„Und was soll ich nun alles für mich tun?“, wollte sie noch wissen.
Zuerst einmal empfahl man ihr Muskelaufbautraining. Allein oder mit Trainer. Wobei mit Letzterem nochmals 5 Euro pro Stunde anfielen.
Sie konnte einen Pilates- oder Yogakurs belegen.
Kurse mit Power mochte man ihr noch nicht empfehlen. Das war erst mal genug.
Sie nahm sich vor am morgigen Tag wiederzukommen.
Am Mittwoch ging sie in den Vormittagsstunden auch ins Fitnessstudio. Zweimal die Woche wollte sie etwas für sich tun. Zuerst wollte sie das Muskelaufbautraining machen und dann etwas Yoga. Da sie sehr sparsam war, entschied sie sich dies allein zu tun. Zuerst ging sie Fahrrad fahren, um sich aufzuwärmen. Aber dieses Ding hier fuhr verdammt schwer und sie kam verdammt schnell ins Schwitzen. Ihr Puls raste und man sah, wie sich ihre Halsschlagader pulsierend bewegte. Sie blies ihre Wangen auf und bekam kaum noch Luft. Ihr Kopf lief dunkelrot an. Sie fragte sich: „Muss man sich soetwas eigentlich antun?", und ging gleich darauf zum Laufband. Das gab sie bald auf, denn mit dem Tempo konnte sie nicht mithalten und wurde glatt von diesem herunter katapultiert. Erschrocken schaute sie in alle Richtungen, als sie da so auf ihrem Hintern saß, ob auch keiner sie beobachtete.
Noch gab sie nicht auf, auch wenn sie hier schon zur Lachnummer avancierte. Ihr Herz hüpfte ganz gewaltig. Noch ein wenig Armdrücken, Rudern, an einem anderen Gerät musste sie hinter sich ein Gewicht hochziehen und wieder runter lassen. Ihr Herz schien zu zerspringen, die Lunge drohte zusammenzufallen Dann ging sie zu einer Bank, die ganz in ihrer Nähe stand und setzte sich nieder.
"Och, nee, was tu ich mir denn hier an?", keuchte Edda völlig erschöpft, bekam kaum noch Luft und ging schon bald in die Umkleidekabine. Sie war völlig fertig.
"Also das war wohl jetzt nicht die beste Idee!", sprach Edda weiter.
Donnerstagmorgen wachte Edda mit dem festen Willen auf, ihr Leben neu zu gestalten. Und als erste Maßnahme, fuhr sie in den Stadtpark und begann zu joggen. Doch schon nach 5 Minuten stand sie völlig erschöpft an einer Parkbank. Keine passenden Schuhe, keine passende Kleidung, keine Kondition und ein ganz gewaltiges Seitenstechen...
"Kann ich Ihnen helfen?", wurde Edda von einem jungen Mann gefragt.
Edda schüttelte nur den Kopf, welcher zu platzen drohte, denn antworten konnte sie nicht.
Nach einer kleinen Erholungsphase ging Edda langsamen Schrittes, keuchend und nach Luft ringend weiter. Die kühle, angenehme Morgenluft wirkte reinigend auf ihren Körper, ihre Seele und ihren Geist. Wie ein kleines Kind nahm Edda ihre Umgebung wahr. Sie erfasste mit ihren Blicken, jeden Baum, jede Pflanze am Wegesrand und sah plötzlich die Natur mit neuen Augen.
Nach und nach erinnerte sie sich zurück an ihr bisheriges Leben. Die guten und die schlechten Erlebnisse. Doch keine Depression schlich sich in ihren Kopf, vielmehr bewirkte ihr morgendlicher Spaziergang ein Umdenken. Weg aus der Vergangenheit, hin zur Zukunft. - Dieser Gedanke kam ihr in den Sinn.
Edda stand am Stadtparksee und schaute den Enten zu. Sie spannte ihren Körper an und Ihre Muskeln härteten sich. Tief atmete sie die Morgenluft ein und wieder aus.
Edda schloss die Augen und, genoss den Sonnenschein. Sie merkte wie die Sonnenstrahlen ihren Körper umspielten und ihn wärmten. Einer kitzelte sie an der Nase und sie ließ ihre Nasenflügel tanzen. Gedankenversunken geriet sie ins Träumen und vor ihrem geistigen Auge tauchte ein gigantischer Wasserfall auf. Edda, ließ das Wasser über ihre Haut und durch ihren Körper fließen. Sein lautes Rauschen, ließ sie etwas nervös werden und doch tat es gut. Dieses Rauschen, nahm ihre schlechten Gedanken mit sich fort.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, stand sie noch immer an das Geländer hinter ihr gestützt. Sie ging ein Stück des Weges und kam an eine Parkbank, auf die sie sich setzte. Dann schaute sie der Natur und dem Treiben der Menschen zu, blickte den Wolken hinterher und fühlte sich so frei wie nie.
Schon wieder war ein ganzer Vormittag dahin. Aber eines musste sie noch tun: In ihrem PC nachschauen, was der Wasserfall ihr sagen wollte.
Gigantisches tat sich ihr auf. Von Erfolgen war hier die Rede
„Der Erfolg, mein Leben in den Griff zu bekommen?“, fragte sie sich sogleich. Das ließ sie hoffen.
„Ihr verrücktester Wunsch wird in Erfüllung gehen!“, konnte sie dort lesen.
Einen verrückten Wunsch kannte sie nicht. Wie sollte ein solcher dann auch in Erfüllung gehen?
Vielleicht, tat sich ja noch ein solcher vor ihr auf, jetzt wo sie sich so sehr mit ihrem Leben auseinandersetzte.
Nun musste Edda schlucken. Was laß sie dort gerade? Sie sollte Glück in der Karriere haben? - Sie, die zurückgezogene graue Maus.
Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht und doch konnte sie nicht so recht daran glauben.
Sie und Karriere, wo sie doch mit Leib und Seele Krankenschwester war.
Was sollte dies schon sein?
Dann wartete da noch eine Einladung zu einem Vergnügen, bei dem man sie beobachtete.
Der Klatsch blühte! Sollte sich hinter dem Beobachter ein Mann verbergen? Neider gab’s ja immer wieder.
Wenn man einen Wasserfall sah bedeutete es auch den Ruin eines Familienmitgliedes - und diesen wünschte sie ihm auch an den Hals.
„Sollte sie sich von der Welt zurückziehen, Einladungen ablehnen?“, waren ihre ersten Überlegungen.
Diese Sache ließ sie mal außer Betracht.
Sie wollte viele Freunde kennenlernen. Was im Fitnessstudio nicht klappte wurde doch wohl hoffentlich in ihrem Meditationskurs klappen.
Dieser begann in 14 Tagen an der Volkshochschule.
Nun musste sie sich noch schnell um ihre Lieblinge kümmern. Edda liebte ihre Orchideen über alles. Sie hegte und pflegte sie schon über Jahre und sie dankten es ihr mit einer reichlichen Blüte. Heute, war so ein heißer Tag, dass sie ihre Lieblinge tränken musste. Sie hatte schon Zeitungen ins Fenster gestellt, um die Wurzeln zu beschatten und trotzdem hingen ihre Blüten schlaff herunter. Hinter dem Haus hatte Edda mit einigen anderen Familien des Hauses eine Regentonne aufgestellt. Ihren Lieblingen gab sie nichts anderes zu trinken, als eben dieses Regenwasser.
Also ging sie mit ihrem kleinen Eimerchen auf den Hof und füllte ihn mit Regenwasser. Als sie in die Wohnung zurückkehrte, stellte sie diesen in der Dusche ab. Liebevoll trug sie eine Orchidee nach der anderen in ihr Bad, bestückte sie mit einem Orchideendüngerstäbchen und tauchte sie in ihr Eimerchen. Mit jedem Tauchgang gab das Substrat einige kleine Krümel, zart wie ein Staubkorn an das Wasser ab. Langsam setzten sich diese Partikel am Boden ab. Immer wenn Edda einen Topf tauchte stoben diese Partikel nach außen an den Rand des Eimers um schon bald wellenartig zu Mitte zurückzukehren. Der dunkle Fleck in der Mitte begann sich wieder zu teilen und zeigte Edda eine kauernde Person genau in seinem Zentrum. „Oh nein“, dachte Edda, „nicht schon wieder solche Bilder.“ Keine Zeit mehr zum Deuten! In zwei Stunden begann ihr Dienst. Aber sie schrieb es sich in einem kleinen Notizbuch auf. Vielleicht hatte sie ja später Zeit nachzuschauen. Ihre Neugier machte sie nervös. Aber noch mehr beschäftigte es sie, wenn sie wusste, was dies wieder bedeutete.
Nach der Strapaze, die sie sich heute zugemutete hatte, musste sie sich noch ein wenig ausruhen. Im Lesesessel machte sie es sich bequem, legte ihre Beine hoch und las noch für eine halbe Stunde in der Tageszeitung, denn dazu hatte sie ja heute Morgen keine Zeit mehr. Sie begab sich zur U-Bahnstation um schon bald mit dieser zur Arbeit zu fahren. Auf dem Weg dorthin genoss sie noch einmal die Sonnenstrahlen, die ihre Haut verwöhnten.
Edda war gerade auf dem Weg zur Arbeit, als sich ihr in der U-Bahn ein ganz besonderes Abenteuer eröffnete.
"Wollt ihr was auf die Fresse oder was?", schrie der etwa 16 bis 18 jährige Junge die etwa 12 bis 14 jährigen Jungs an.
Diese saßen auf einer Sitzbank in der U-Bahn Platz, als der ältere Junge beim letzten Halt zustieg. Rücksichtslos stieß er ein paar Fahrgäste beiseite und bewegte sich mehr zufällig als zielstrebend auf die beiden Jungs zu.
Er setzte sich ihnen gegenüber hin und pöbelte die Kinder an. "Was glotzt ihr so? Glotzen kostet was! 20 Euro von jedem, aber ganz, ganz schnell."
Die Jungs, die entweder kein Geld hatten oder es ihm nicht geben wollten, sahen sich ängstlich und hilfesuchend um. Die übrigen Fahrgäste schauten betreten und hilflos in andere Richtungen oder nach unten auf den Boden.
Der ältere Junge baute sich drohend vor dem jüngeren auf. "Wollt ihr was auf die Fresse oder was?", wiederholte er seine Drohung.
Edda stand auf und rief so laut sie konnte in den Waggon: "Achtung! Alle festhalten! Gefahr! Ich ziehe jetzt die Notbremse!" Mit diesen Worten umklammerte Edda den Griff der Notbremse, nichtsahnend, dass sie von einem wachsamen Blick eingefangen war. Plötzlich kam Bewegung in die Leute.
"Was denn für eine Gefahr?", rief der Eine.
"Lassen Sie die Bremse los", der Andere.
"Ich muss zur Arbeit", hörte Edda eine Frau rufen.
"Hier werden 2 Kinder bedroht und überfallen!", sprach Edda in einem Ton, der Entschlossenheit ausdrückte.
Der Übeltäter, der sich eben noch so aufspielte, verlor sein Interesse an den Kindern und stimmte mit den anderen Fahrgästen ein und sagte: "Ey, Alte, mach keinen Scheiss!"
Entschlossen hielt Edda die Notbremse weiter fest, alle Blicke ruhten auf ihr.
Die U-Bahn hielt an der nächsten Station und, der gewaltbereite Kerl verschwand schnell aus dem Zug. Eigentlich musste Edda hier aussteigen, aber sie wollte nichts überreizen. Bevor der Bengel sich mit ihr auf dem Bahnsteig anlegte, setzte sie lieber ihre Fahrt fort. Neue Fahrgäste stiegen ein und die U-Bahn fuhr wieder an.
"Danke!", sagte plötzlich einer der beiden bedrohten Jungen zu ihr und Edda, spürte wieder die Blicke der Fahrgäste auf sich ruhen. Doch jetzt sagten die Blicke etwas anderes. Die Menschen zeugten ihr Anerkennung und Respekt.
An der nächsten Haltestelle stieg Edda aus. Die Anspannung löste sich und sie wurde von einem Glücksgefühl erfasst, dass sich in ihrem, vor Freude strahlendem Gesicht widerspiegelte. Freudentränen flossen über ihre Wangen. Ein schwerer Stein, der auf ihrer Seele lastete, zersprang in tausend Teile. Das unbeschreibliche Gefühl der Macht - der Fähigkeit, dass sie etwas bewirkte - dieses Gefühl, das sie an der Notbremse in der U-Bahn hatte, als sie in das Geschehen eingriff und, und alles in ihrem Sinne veränderte. Dieses Machtgefühl, den Respekt, die Anerkennung, was sie verdient erlangte, sollte ihre Zukunft von nun an bestimmen. Edda, setzte mit völlig neuem Selbstbewusstsein, ihren Weg zur Arbeit, zu Fuß fort.
"Was besagten noch mal meine Träume?", dachte Edda. "Springen fordert oft auf, mutig eine Chance zu nutzen oder Hindernisse zu überwinden. Außerdem, das Kind im Traum ist ein Hinweis auf neue Möglichkeiten und Chancen zur weiteren Entwicklung. Häufig kommen darin aber auch Konflikte zum Vorschein, die meist auf eine unreife Persönlichkeit zurückzuführen sind."
War jetzt nicht irgendwie alles real geworden, nur eben ganz anders als sie dachte?
Die unreife Persönlichkeit war nicht sie, sondern der junge Mann?"
100 Meter vor dem Krankenhaus blieb Edda abrupt stehen. Ihr fiel ein, dass Dr. Will, der Geschäftsführer, heute von ihr endgültig wissen wollte, ob sie ab sofort 3x wöchentlich den Nachtdienst übernahm.
Eine Zumutung dachte Edda: "Ich habe nicht den Mut, ihm zu sagen, das er sich für seine schlechte Laune ein anderes Opfer suchen soll. Er schikaniert mich in der letzten Zeit wo er nur kann. Will mich vielleicht loswerden, meine Stelle gar einsparen, die Vorgaben von ganz oben umsetzen. Doch jetzt, wo ich alleine bin, brauche ich das Geld. Was mache ich bloß?"
Langsam ging sie weiter. Ein lautes Quietschen und ein derber Stoß in den Rücken rissen sie aus ihren Gedanken.
„Können Sie nicht aufpassen?“, rief ärgerlich der Fahrer aus dem schwarzen Mercedes, der neben ihr auf der Straße hielt. "Ich konnte in letzter Sekunde noch Bremsen! Sie sind mir ins Auto gelaufen! Sind sie verletzt ?", brüllte der Mann ganz aufgeregt.
"Nein, nein", stammelte Edda kreidebleich, „alles nicht so schlimm, nur ein kleiner Schubs, bin ja selbst schuld , hab nicht aufgepasst.“
Knieend auf dem Boden, fiel es ihr schwer sich aufzurichten.
Ein beherzter Griff des Fahrers, brachte sie in den Stand zurück.
Ihre Augen quollen hervor und sie sah den Herrn entsetzt an und dann an sich hinunter..
Ein riesiges Loch prangte da in ihrer Strumpfhose.
So sollte sie zu dem Gespräch erscheinen? Ein zermürbendes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie kam eh zu spät.
Warum nur, kreisten ihre Gedanken immer nur um das eine Thema?
Eine Stimme riss sie aus ihrem Gedankenwirrwarr.
„Trotzdem möchte ich, das ein Arzt Sie untersucht. Schon zu meiner eigenen Sicherheit und um späteren Regressansprüchen vorzubeugen. Gehen wir hier gleich zu Dr. Breitfeld“, sprach der Fahrer zu Edda.
Vor Schreck, rutschte ihr das Herz fast in die Hose.
„Auch das noch“, dachte sie, „Schlimmer kann es wohl nicht mehr kommen.“
Gemeinsam mit dem Mercedes-Fahrer, Herr Todeskino, wie er sich gerade vorstellte... - Nicht Todes-Kino ausgesprochen, sondern mit Betonung auf To-deskino, also mit langem "o" nach dem "T" - egal, auf jeden Fall begleitete sie ihn kommentarlos und betrat das Krankenhaus, als sich alles um sie herum drehte.
„Todeskino – Toodeskino – Tooodeskino“, hämmerte es unter ihrer Schädeldecke, die bald abhob.
Ihre Schläfen vibrierten. Diesen Namen - den verkraftete sie nicht.
Ein Mann der sich ungefähr in ihrem Alter befand.
Dieser Name.
Sie glaubte sie lief auf einem Pudding.
„Tooooooodeskino“, dröhnte es noch einmal durch ihren Kopf, dann wurde es schwarz um Edda.
Sie durchwanderte einen Märchenwald. Links und rechts vor ihr sah sie lebende Märchenfiguren.
Dann wachte Edda kurz auf. Sie sah Dr. Will und neben ihm Dr. Breitfeld.
"Was ist passiert?", fragte Edda, doch dann befand sie sich wieder im Märchenwald.
Jetzt kam eine besonders hässliche Hexe auf Edda zu und sprach zu ihr: "Ich warne dich vor charakterlosen Menschen, die in der nächsten Zeit deinen Weg kreuzen werden!".
Ein kleines Zucken durchdrang Eddas Körper. In dem Moment, als Edda fliehen wollte, verwandelte sich die Hexe in einen Engel mit zauberhaftem Lächeln.
Der Engel sagte zu ihr: "Ich bringe Dir das Glück, wenn du nur deinen Verstand richtig gebrauchst, um den richtigen Weg einzuschlagen!".
"Hallo, können Sie mich hören?", wurde Edda von Dr. Breitfeld gefragt.
"Ja, ich höre Sie!", antwortete Edda. "Was ist los?"
"Ihr Kreislauf ist plötzlich zusammengebrochen. Ein Schock als Spätfolge ihres Unfalls. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung!", erklärte Dr. Breitfeld. "Eine Nacht werden wir sie noch hierbehalten. Man weiß ja nie!"
Edda begann an sich selbst zu zweifeln. So schlimm war das doch alles gar nicht. Vorhin hatte sie doch nur ein paar kleine Schürfwunden von dem Sturz und jetzt, spielte ihr Gehirn verrückt. Schon wieder saß sie aufrecht im Bett. Jetzt unterhielt sich auch noch ein riesiger Pferdekopf mit ihr. "Hallo Edda, schau mal wie viel Energie in Dir steckt. Glück und Erfolg werden Dir beschert sein, wenn Du nur deinen Verstand benutzt!"
„Was wollen diese Figuren nur alle von mir?“, überlegte sie.
Sie dacht, sie hatte schon einen weiten Schritt nach vorne gemacht und diese Grübelei, warf sie nun wieder um Welten zurück. Was machte sie nur falsch? Oder sollten dies wirklich ihre Wegweiser sein?
Schweißgebadet lief sie in ihrem Zimmer auf und ab, und schlief schon bald wieder ein.
Als man Edda am anderen Morgen aus dem Krankenhaus entließ, blieb sie noch einen Tag zu Hause. Dann kam er doch, der Tag, vor dem sie sich so fürchtete. Das Gespräch mit Dr. Will.
Leise klopfte sie an die Tür. Schüchtern betrat sie den Raum und, wusste noch immer nicht, was sie sagen sollte. Vor Wut, über die zusätzlichen Nachtdienste war sie wie gelähmt und konnte sich kaum setzen.
Dr. Will schaute sie besorgt an.
" Aber Edda, was ist nur los mit Ihnen? Hier will Ihnen doch niemand etwas Böses!", sagte er tröstend zu ihr.
Da platzte es aus Edda heraus: "Warum schikanieren Sie mich bloß immer? Nur weil ich so dick bin, muss ich doch nicht so überaus belastbar sein, dass ich drei Nachtdienste noch zusätzlich übernehmen kann! Was haben Sie sich denn dabei gedacht? Warum immer ich? Mein Mann ist fort zu einer Anderen und ich bin auf das Geld hier angewiesen. Ich kann es mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren und bin gezwungen, ja zu sagen, obwohl ich Angst um meine Gesundheit habe!".
Danach schluchtzte sie und brach in Tränen aus.
"Erstmal trinken wir einen Kaffee und dann werden wir uns weiter unterhalten.", sprach Dr. Will, und rief seine Sekretärin.
"Edda, ich glaube Sie haben da etwas falsch verstanden! Ich schätze Sie sehr, und nachdem was Sie gestern in ihrem Schockzustand alles von sich gegeben haben, haben Sie mich in meiner Meinung sogar noch bestärkt!", sagte er beruhigend.
Edda wurde leichenblass. "Was habe ich denn so alles erzählt?", fragte sie kleinlaut.
"Nur Gutes Edda! Sie erzählten, dass sie ein paar Jungen vor den Übergriffen eines größeren bewahrt haben. Und so eine mutige Frau hat Angst vor so einem mickrigen Gespräch?" , sprach er verwundert.
Edda wurde rot und schaute nach unten. Nur mühsam, brachte sie eine Entschuldigung über ihr vorhin Gesagtes heraus.
"So und nun zu meinem kleinen Problemchen. Wie Sie wissen, ist eine unserer Nachtwachen auf der ITS, durch einen Unfall, dauerhaft erkrankt und fällt somit aus. Da ich Sie als kompetente Fachkraft, die auch mal beherzt zugreift, schätzen gelernt habe, wollte ich Sie vor der Ausschreibung der Stelle fragen, ob Sie diese gern übernehmen möchten? Sie haben 3 Nachtdienste hintereinander und danach drei Nächte frei, und obendrein noch ein paar Hunderter mehr in der Lohntüte." klärte er sie auf.
Edda bekam vor lauter Staunen den Mund gar nicht wieder zu.
Ihre Träume sollten sich wieder einmal bewahrheiten.
Wenn sie zusagte, konnte sie ihre ganzen Vorhaben ohne Probleme realisieren!
Dr. Will, unterbrach ihre Träumerei mit den Worten: "Den Vertrag habe ich schon hier, Sie brauchen nur noch unterschreiben!"
Edda zögerte keine Sekunde und unterschrieb, obwohl es ihr um ihre Kollegen leid tat.
Einige Tage später: Edda
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 21.05.2014
ISBN: 978-3-7368-1366-3
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